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ARGUMENTARIUM

Argumentationsanalyse + Zahlen/Daten/Fakten + Tipps

Arbeitsgruppe Argumentarium

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Inhaltsverzeichnis
Einleitung.............................................................................................................................................4
1. Forderungen......................................................................................................................................6
1.1. Was sind eure wichtigsten Forderungen?.................................................................................6
1.2. „Eure Forderungen sind unrealistisch!“....................................................................................7
1.3. „Die Forderungen ändern sich ja dauernd!“.............................................................................7
1.4. „Die Forderungen sind ausladend und abstrakt. (Ihr wollt ja gleich den Weltfrieden!)“.........7
1.5. „Ihr müsst an der Umsetzung eurer Forderungen schon mitarbeiten. (Wie stellt ihr euch vor,
dass man eure Forderungen umsetzen könnte?) Basisdemokratisch wird das übrigens nicht
möglich sein.“ (angeblich in „Im Zentrum“)...................................................................................8
2. Zur Ausfinanzierung der Forderungen/Fakten zum Finanziellen.....................................................9
2.1. Bankenpaket..............................................................................................................................9
2.1.1. Umfang..............................................................................................................................9
2.1.2. Quellen:...........................................................................................................................10
2.1.3. Kritische Stellen im Bankenpaket...................................................................................10
2.2 Finanzieller/Ökonomischer Wert von Studierenden................................................................11
2.2.1. AkademikerInnen für Staat „gutes Geschäft“.................................................................11
2.2.2. Kosten des Studiums in Österreich – Effizienzproblem unseres Bildungssystems!.......11
2.2.3. Warnung der OECD vor zu großen Hürden und Kosten!...............................................12
2.2.4. Resümee..........................................................................................................................12
2.3 Zum Statement von Frau Karl (ÖVP)-“Steigerung des Hochschulbudgets von 17%“...........12
2.3.1. Zu den Zahlen ................................................................................................................13
2.3.2. Zur Formulierung „In Zeiten wie diesen“ (Sparen, Konjunktur)....................................13
2.4. Betreuungsverhältnis an Österreichs Universitäten................................................................14
3. Zugangsbeschränkungen/AkademikerInnenqouten– Zahlen/Daten/Fakten...................................15
3.1. Zugangsbeschränkungen sind immer sozial selektiv!............................................................16
3.2. AkademikerInnenquote internationaler Vergleich..................................................................16
3.2.1. Daten aus „Profil“ / 23.11.09..........................................................................................17
3.3. Übertrittsqouten vom Sekundärbereich II (Matura) in den Tertiärbereich A (Universitäten) 18
4. Drop-Out/StudienabbrecherInnen..................................................................................................18
4.1. Gründe für den Studienabbruch – größtes Problem „System Universität“............................18
4.2. Mögliche Maßnahmen gg. Studienabbruch – Zugangsbeschränkungen als falscher Weg!....19
5. Studiengebühren.............................................................................................................................20
5.1. Allgemeines, Argumente unserer KritikerInnen.....................................................................20
5.2. Zum Statement: „Was nix kost' is nix wert. Ich sehe nicht ein, dass man für den
Kindergarten zahlen muss, für die Lehrabschlussprüfung aber für das Studieren nicht.“ ............21
5.2.1. Möglichkeiten der Entgegnung.......................................................................................21
5.2.2. Weitere Argumente..........................................................................................................22
6. Antidiskriminierung........................................................................................................................24
6.1. Frauenquote............................................................................................................................24
6.1.1. Fakten..............................................................................................................................24
7. Legitimation des Protests und dessen Form...................................................................................28
7. 1. Zum Argument: Die Besetzung kostet den Steuerzahler jeden Tag zehnzausende Euro! ....28
7.2. „Wenn ich mich mit etwas solidarisiere, können sich nicht die ganze Zeit die Forderungen
ändern“ (Samir Al-Mobayyed, Club 2)..........................................................................................28
7.3.„[Ihr seid] eine demokratisch nicht legitimierte Minderheit“ (dazu bzw. auch die Rolle der
ÖH)................................................................................................................................................29
7.4. „Als Politiker frag ich mich dann schon, mit wem ich diskutieren soll“ bzw. ......................29

2
„.. schließlich ist die ÖH der einzig legitime Vertreter“...............................................................29
7.5. „Die ständige Besetzung nervt.“ ............................................................................................30
7.6. „Ihr beschädigt Dinge, beschmiert Wände – Leute werden verletzt – und das soll ich jetzt
gut finden?“....................................................................................................................................30
7.7. „Aufgrund eurer Besetzung werden Studierende erst recht daran gehindert zu studieren.
Viele verlieren sogar Semester und Stipendien.“...........................................................................30
8. Mythen............................................................................................................................................31
8.1. Mythos: Studieren ist gratis....................................................................................................31
8.2. Mythos: Der arme Eisenbahner finanziert mit seinen Steuern das Studium der Reichen......31
8.3. Mythos Langzeitstudierende (ScheinstudentInnen)................................................................32
8.4. Mythos: „Studieren ist ein Honigschlecken“, „Studierende machen ja eh nix“ ....................33
9. Diverses..........................................................................................................................................33
9.1. Zu Rektor Winklers Weigerung mit dem Plenum zu sprechen ..............................................33
9.2. „Sie sollten Bildung und Ausbildung nicht von einander trennen. Ein Geschäftsmann ist
auch oft hoch intelligent, kreativ und gewitzt.“ ............................................................................33
(sinngemäß im Club 2).................................................................................................................33
9.3. Das 34-Millionen-Angebot.....................................................................................................34
9.4. Was haben wir schon erreicht?...............................................................................................35
9.5. Hahn wird EU-Kommissar. Was sagen wir dazu?.................................................................36
9.6. Wie lange bleiben die Universitäten besetzt? Was muss passieren, damit wir abziehen?......36

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Der vorliegende Text versteht sich als Sammlung von Analysen und Vorschlägen. Wichtig ist, dass ihr
trotzdem euren eigenen Diskussionsstil, eure eigenen Gedanken und Überzeugungen beibehaltet!!! Das
alles ist ständig in Arbeit – daher teilweise unvollkommen. Verbesserungsvorschläge, Korrekturen und
Ergänzungen sind jederzeit willkommen. Ganz hinten findet ihr die Kapitel, die gerade in Arbeit sind.
Wenn ihr euch einbringen wollt – bitte gern.

Einleitung

Prinzipiell zeigt sich, dass wir die Schwachstellen der gegnerischen Argumentation zu wenig
nützen. Dabei könnten wir unsere Gegner sich selbst entlarven lassen. Mehr Gegenfragen wären ein
beispielsweise sinnvoller Weg. Dies gilt auch für Diskussionen auf hohem Niveau. Denn es ist nicht
prinzipiell schwieriger, einer fundierten Argumentation Paroli zu bieten. Unqualifizierte, nebulose
Argumente sind oft bedeutend schwieriger zu entwirren. Wir beschäftigen uns in diesem
Zusammenhang zu wenig mit der Argumentation unserer Gegner, zu sehr mit der unseren. Vor
allem in Live-Diskussionen sollten wir die Möglichkeit, die Fehler in der gegnerischen
Argumentation aufzudecken, besser nützen, statt ständig mit eigenen Konzepten zu kontern. Wir
erklären uns zu oft auch dort, wo sich unser Gegenüber erklären müsste.
Auch müssen wir aufpassen, dass kontroverse Diskussionen nicht allzu sehr in allgemeine
Themenbereiche abgleiten oder gar philosophisch werden. Wir können auch hier selbstbewusst auf
unsere Forderungen und deren prinzipielle Umsetzbarkeit verweisen. Wird etwa behauptet: „Wir
können es uns nicht leisten, dass alle studieren gehen.“, oder: „Wie sähe unsere Gesellschaft aus,
wenn jeder einfach mal das und mal das studieren würde.“ - Thesen, für deren Aufarbeitung man
eine ganze Sendung bräuchte und auf die wir uns – unabhängig davon, ob wir nun der Aussage
widersprechen oder nicht - weder einlassen müssen noch sollten. Solche Thesen sind im
Zusammenhang mit uns schon deshalb problematisch, weil sie implizieren, dass unsere
Forderungen zu einem solchen Zustand führten, unabhängig davon, wie man zu einem solchen
Zustand stünde. Schließlich stellen solche Aussagen die Ablehnung einer angeblichen Behauptung
bzw. Forderung des Gegenübers, also uns, dar. Diese Behauptungen kommen allerdings nicht von
uns – sie werden uns unterstellt - wir verteidigen, wenn wir uns darauf einlassen, im Prinzip eine
fremde Behauptung, anstatt unsere eigenen Ansichten, die sich in unseren Forderungen
manifestieren, darzulegen. Im Prinzip sollten wir keine Behauptungen oder Thesen verteidigen, die
wir nicht selbst so formuliert haben. Andernfalls lassen wir uns was andichten. Unsere Forderungen
in Bezug auf die Hochschulpolitik sind seriös, richtig und wichtig. Das ist die Hauptsache. Das
bedeutet aber nicht, dass allgemeine Fragestellungen nicht wichtig wären.
Aus all dem ergibt sich: Da unsere Forderungen im Prinzip berechtigt, umsetzbar und klar sind,
sollten wir uns – vor allem wegen der Offensichtlichkeit der Missstände in der Politik - nicht in
unnötig komplexe und irritierende Diskussionen verwickeln lassen.

Ist das explizite Thema einer Diskussion jedoch die Analyse, so muss selbstverständlich tiefer
geschürft werden. Hier gilt obiger Vorschlag klarerweise nicht. Prinzipiell ist der Ruf nach
weniger Komplexität in der Analyse natürlich problematisch.

Kommentar zur Formatierung

kursivierte Textpassagen sind ausformulierte Antwortvorschläge (bitte ja nicht genau so wiedergeben ‫ي‬)
nicht-kursivierte Textpassagen sind Fakten, Analysen bzw. nicht ausformulierte Antwortvorschläge
unter Anführungszeichen gestellte Überschriften sind Aussagen, die konkret so statt gefunden haben
1. Forderungen

Prinzipiell zeigt sich, dass Kritiker der Forderungen über diese oft gar nicht informiert sind. Ein
einfacher Verweis auf den Forderungskatalog kann da schon viel an Verwirrspiel auflösen.

1.1. Was sind eure wichtigsten Forderungen?

Oft wird verlangt, die ein, zwei wichtigsten Forderungen aufzuzählen. Das kann zwar jede/r, je nach
ihrem/seinem Dafürhalten, erfüllen. Sinnvoll ist aber ein zusätzlicher, selbstbewusster Verweis
darauf, dass die aktuellen Zustände an derart vielen Ecken und Enden problematisch sind, sowie die
zu ergreifenden Maßnahmen auch in viele Richtungen gehen müssen, sodass ein, zwei Sätze kein
repräsentatives Bild unserer Anliegen liefern. Wir haben es eben mit einer komplexen Problematik
zu tun.

Antwortmöglichkeit:

Unsere Hauptforderungen sind:


 Antidiskriminierung
 Demokratisierung der Universitäten
 Keine Ökonomisierung von Bildung
 Selbstbestimmtes Studieren
 Geschichtliche Aufarbeitung

Es geht darum. in der Gesellschaft einen Diskurs über Bildungspolitik loszutreten. Der Evaluierung
einer neuen Bildungspolitik muss Priorität zukommen, sie soll ihrem ureigensten Anspruch wieder
gerecht werden und sich nicht den Gegebenheiten am Arbeitsmarkt insoweit unterordnen, dass sie
zur reinen Fach-Ausbildung verkommt. Wir fordern Bildung im eigentlichen Sinne. Bildung hat
einen gesellschaftlichen Wert, sie ist Grundvoraussetzung für das Funktionieren einer
demokratischen Gesellschaft.

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1.2. „Eure Forderungen sind unrealistisch!“

Antwortmöglichkeit:

 Welche Forderung empfindest du als unrealistisch?


(Wichtig ist es, dass wir unsere Forderungen hier im Kopf haben.)
 Nein. Schau dir doch den Forderungskatalog einmal an.
Unbedingt Aufzählung der Hauptforderungen + Argumentation
 Behindertengleichstellungsgesetz
 Frauenquote
 Die Forderungen sind nicht unrealistisch, der freie Hochschulzugang hat in Österreich
Tradition und wurde auch finanziert.
 Es geht nicht nur um die Erfüllung der einzelnen Forderungen durch die Politik, es braucht
einen gesellschaftlichen Diskurs über Bildungspolitik und die Rolle der Universitäten, eine
Abkehr von der wirtschaftsorientierten Ausbildung, zurück zur Bildung.

1.3. „Die Forderungen ändern sich ja dauernd!“

Nein. Unsere Anliegen und ihre Formulierungen sind stringent. Da es aber perfekte Forderungen
nicht gibt und ebensowenig perfekte Formulierungen derselben, arbeiteten wir ständig an unserem
Forderungskatalog. Wir verbessern, klären, feilen punktuell. Dies war vor allem zu Anfang der
Fall. Die Substanz der Forderung ist konstant.

1.4. „Die Forderungen sind ausladend und abstrakt. (Ihr wollt ja gleich den
Weltfrieden!)“
(kommt vor allem von „studieren statt blockieren“)

Nein. Unsere konkreten Forderungen beziehen sich zur Zeit – auschließlich – auf Hochschulpolitik.
Wir wissen aber, dass man die Probleme auf den Unis nicht loskoppeln kann von allgemein
gesellschaftlichen, problematischen Vorgängen. Ein Beispiel: Die mitschwingende
Verteilungsgerechtigkeitsdebatte. So werden etwa unterprivilegierte Schichten – ob bewusst oder
unbewusst – jedenfalls systematisch, von Bildung abgehalten, was zu der geringen sozialen
Durchlässigkeit führt, die in Österreich vorliegt – Akademikerkinder sind auf den Unis 2,5 mal so

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stark vertreten, wie es ihrem Anteil in der Bevölkerung entspricht. Damit liegt Österreich EU-weit
am vorletzten Platz. Dass dieser Zustand nicht gottgegeben ist, zeigt etwa das Beispiel Irlands mit
einer Quote von 1,1. Um dem entgegenzusteuern, befinden wir unter anderem eine grundlegende
Reform unseres Schulsystem für notwendig. Somit müssen wir uns unwillkürlich sowohl in die
Schulpolitik als auch in die Gesellschaftspolitik (Verteilung von Bildung = Verteilung von
Wohlstand) einmischen. Fazit: Analysiert man die Probleme auf den Unis, stößt man
notwendigerweise recht schnell auf allgemeinere Gebiete vor. Wir können und dürfen es uns also
nicht so einfach machen, es bei inneruniversitären Reflexionen zu belassen. Aus ebendiesem Grund
beschäftigen wir uns im Sinne einer umfassenden Reflexion des Bildungssystems etwa mit der
Situation der Lehrlinge, Schüler, Kindergärtnerinnen etc.

1.5. „Ihr müsst an der Umsetzung eurer Forderungen schon mitarbeiten. (Wie
stellt ihr euch vor, dass man eure Forderungen umsetzen könnte?)
Basisdemokratisch wird das übrigens nicht möglich sein.“ (angeblich in
„Im Zentrum“)

Wie wir uns organisieren, dass lassen Sie unsere Sorge sein. Wir machen das schon. Es ist darüber
hinaus nicht so, dass wir irgendwelche Verpflichtungen gegenüber der Politk hätten, was die
Umsetzung der Forderungen betrifft. „Demonstrieren“ heißt „auf etwas hinweisen“. Wir haben in
den letzten Wochen erfolgreich auf die gravierenden Probleme der Unis hingewiesen und darauf,
dass die Politik in den letzten Jahren ihren Job nicht erledigt hat und weder ernsthaft mit den
Problemen umgeht, noch die Chancen nutzt. Sie sollte uns dankbar sein, dass wir das geleistet
haben. Die Umsetzung der Forderungen ist aber nun mal gut bezahlter Job des Wissenschafts- bzw.
Bildungsministeriums – nicht unserer. Wir arbeiten zwar gern an Lösungsmöglichkeiten mit – diese
Arbeit ist aber eine Mehrleistung von uns – keine Bringschuld. Darüber hinaus ist die Umsetzung
unserer Forderungen keineswegs sonderlich knifflig: Das Behindertengleichstellungsgesetz oder
auch die Frauenquote sind nun wirklich nicht schwierig umzusetzen. Die Ausfinanzierung und die
Demokratisierung der Unis sind eine Selbstverständlichkeit. Solche Reformen umzusetzen gehört
an sich zu den grundlegenden Aufgaben eines Ministeriums. Es ist höchst untergriffig zu behaupten,
wir wären dafür zuständig.
Außerdem ist der Vorwurf, wir wüden nichts unternehmen ein extrem unfairer und falscher. Seit
Wochen findet nichts anderes statt, als dass andauernd auch an verschiedensten
Umsetzungsmöglichkeiten unserer Forderungen gearbeitet wird – einerseits in den mehr als 50

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Arbeitsgruppen, die zu den unterschiedlichsten Themen arbeiten, andererseits aber auch direkt an
vielen Instituten, an denen eigene HörerInnenversammlungen einberufen wurden und wo auch
schon (im Kleinen) wirklich was erreicht wurde, bzw. zumindest mal konkret die Fehler im System
herausgearbeitet wurden (gemeinsam mit ProfessorInnen,etc.). Uns vorzuwerfen nichts zu
unternehmen, sondern nur Forderungen zu stellen, ist absolut nicht gerechtfertigt.

2. Zur Ausfinanzierung der Forderungen/Fakten zum Finanziellen

2.1. Bankenpaket

Wer in Bezug auf das Bankenpaket nicht sehr firm ist, sollte eine Argumentation damit nur
eingeschränkt unternehmen. Wir arbeiten weiter an dessen genauer Aufschlüsselung. Der Verweis
darauf, dass die Bonität der Republik prinzipiell da wäre, geht aber auf jeden Fall.

2.1.1. Umfang

Das österreichische Bankenpaket umfasst ein Gesamtvolumen von insgesamt 100 Milliarden Euro.
Die 100 Milliarden werden für folgende Zwecke bereitgestellt:
Im Ausmaß von 75 Milliarden Euro werden Haftungen übernommen, die eine Gesamtlaufzeit von 5
Jahren nicht überschreiten dürfen. Für diese Haftungen erhält die zu diesem Zweck eingerichtete
Österreichische Clearingbank (www.clearingbank.at), die bei der Österreichischen Kontrollbank
angesiedelt ist, von den Banken Zinsen, die sich am Marktniveau bzw. den Empfehlungen der
Europäischen Zentralbank orientieren. Zu beachten ist hierbei, dass die 75 Milliarden keine direkte
Neuverschuldung des Bundes darstellen, da es sich ja um Haftungen und nicht „reale“ Zahlungen
handelt. Auch gibt es Sicherheiten, mit denen die Haftungen zu unterlegen sind.
Des Weiteren stehen 15 Milliarden Euro zur Verfügung, mittels derer das Eigenkapital der Banken
erhöht werden kann, oder aber tatsächliches Eigentum an Banken erworben werden kann. In dieser
Tranche fließt in jedem Fall tatsächliches „reales“ Geld. Auch kann die Summe von 15 Milliarden
Euro überschritten werden.
10 Milliarden wurden für die Erweiterung der Einlagesicherung von 50000 auf 100000 Euro
aufgewendet.

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2.1.2. Quellen:

Notleidende Banken – AK Studie


http://www.arbeiterkammer.at/bilder/d90/NotleidendeBanken.pdf

Finanzmarktstabilitätsbericht 17 – ÖNB (Österreichische Nationalbank


http://www.oenb.at/de/img/fmsb17_gesamt_tcm14-139943.pdf

2.1.3. Kritische Stellen im Bankenpaket

Statt klassischem Eigenkapital wurde in Österreich der Weg des Partizipationskapitals gegangen,
was dazu führt, dass Banken ohne Gewinne keine Dividendenzahlungen zu leisten haben. Durch die
Verluste von Volksbank und Hypo Alpe Adria entgehen dem Staat schon im ersten Jahr 165 Mio.
Euro an Dividendenzahlungen.

• Es gibt weder in der Durchführungsverordnung, noch in den einzelnen Verträgen strenge


Auflagen für öffentlich gestützte Banken, also etwa keine Beschränkungen der
Managergehälter und keine Verpflichtungen zur Kreditversorgung für Private und
KMU.

• Mangelnde Transparenz I: Der quartalsmäßige Bericht zur Umsetzung des Bankenpakets


ist oberflächlich und beinhaltet grosso modo Informationen, die man sich durch intensives
Zeitungsstudium ebenfalls aneignen kann.

• Mangelnde Transparenz II: Die Verträge zwischen den Banken und der Republik sind
nicht einsehbar. Dies ist insbesondere insofern problematisch, als unterschiedliche Banken
mit unterschiedlichen Auflagen ausgestattet wurden. Beispielsweise räumte sich der Staat
bei Volksbank und Hypo Alpe Adria ein Wandlungsrecht ein, während Erste und Raiffeisen
sich dieser Auflage nicht aussetzen mussten.

• Die Rechnungshofprüfung des Bankenpakets war, im Unterschied zu Deutschland,


ebenfalls nicht in der Durchführungsverordnung enthalten. Erst die Verhandlungen der
Grünen und des BZÖs bei der Lockerung des Bankgeheimnisses haben zur Sonderprüfung
des Bankenpakets durch den Rechnungshof geführt. Die Prüfung beginnt voraussichtlich im
Frühjahr 2010.

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2.2 Finanzieller/Ökonomischer Wert von Studierenden

Hierbei muss jede/r Einzelne selbst entscheiden, wie sie/er mit dem Ansatz, Studierenden einen
wirtschaftlichen Wert beizumessen, umgehen will.
Quelle:http://www.orf.at/090908-42325/?href=http%3A%2F%2Fwww.orf.at%2F090908-

42325%2F42326txt_story.html (letzter Zugriff am 10.11.2009)

2.2.1. AkademikerInnen für Staat „gutes Geschäft“

Die OECD-Studie „Bildung auf einen Blick 2009“1 (“Education at a Glance“) zeigt, dass der
Abschluss eines Studiums für den Staat ein „extrem gutes Geschäft“ ist. Österreich gibt pro
Studierenden 38800 Euro aus, der/die AkademikerIn revanchiert sich dann aber im Laufe des
Arbeitslebens mit einer um 65025 Euro höheren Steuerleistung als ein/e NichtakademikerIn, was
insgesamt ein Plus von 26225 Euro ergibt (kaufkraftbereinigt!).
Außerdem ist mitzudenken, dass der Staat nicht nur durch die höheren Steuermehreinahmen
profitiert, sondern auch noch durch andere Aspekte. Die OECD-Studie betont etwa den besseren
Gesundheitszustand von Höhergebildeten (was wiederum die Ausgaben im öffentlichen
Gesundheitswesen senkt). Noch dazu konsumieren AkademikerInnen aufgrund des besseren
Verdienstes mehr, womit sie wiederum einen größeren Teil der Abgabenlast tragen.
Die OECD weist in ihrer Studie von 2009 ganz ausdrücklich darauf hin, dass diese finanzielle
Gegenüberstellung eigentlich jede Regierung zu einer starken Ausweitung des Tertiärbereiches
motivieren sollte!

2.2.2. Kosten des Studiums in Österreich – Effizienzproblem unseres Bildungssystems!

Insgesamt kostet ein Studium in Österreich pro Person 70000 Euro, wobei die Studierenden davon
mehr als die Hälfte selbst finanzieren – neben diesen Auslagen muss man außerdem den
Einkommensverzicht der Studierenden, den sie während der Dauer ihres Studiums tragen,
mitbedenken. Interessant ist, dass ein Studium im Durchschnitt in den anderen OECD Ländern nur
etwa 46000 Euro kostet, ein Studium in Österreich laut OECD-Studie jedoch keinen
unquantifizierbaren Mehrwert besitzt (begründet in der fehlenden Effizienz unseres
Bildungssystems, auf den Universitäten wie auch in den Schulen!!)! Vielmehr finden wir in

1 http://www.oecd.org/document/8/0,3343,de_34968570_34968855_39283656_1_1_1_1,00.html (letzter Zugriff


am 10.11.2009)

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Österreich extrem teure Strukturen vor und mit dem Anteil der Republik (38800 Euro) werden zu
einem großen Teil eigene, reformbedürftige Strukturen finanziert.

2.2.3. Warnung der OECD vor zu großen Hürden und Kosten!

Die OECD warnt in ihrer Studie vor zu großen Hürden und zu hohen Kosten für Studierende, diese
würden ihnen oft eine „Entscheidung über eine weitere Bildungsteilnahme im Tertiärbereich äußerst
schwierig“ machen, benachteiligt sind hier natürlich wieder einmal Jugendliche aus
einkommensschwächeren Familien.

2.2.4. Resümee

Wenngleich der Wert eines gebildeten Menschen nicht mit Zahlen zu messen ist, und der Mensch
keinesfalls nur als „Humankapital“ gesehen werden sollte, so kann man im Kampf für gute Bildung
trotzdem das im Folgenden dargelegte Argument mitdenken: Der Staat profitiert, unter anderem
auch finanziell, extrem von gut gebildeten Menschen und sollte daher auch ein großes Interesse
haben, den Anteil solcher Menschen in der Gesellschaft zu steigern.
Wenn der Staat schon nicht aus anderen Gründen darauf bedacht ist, dafür zu sorgen, dass junge
Menschen gute Bildungsmöglichkeiten vorfinden und die Chance haben, sich zu gebildeten, frei
denkenden, innovativen, kreativen und flexiblen Menschen zu entwickeln, wodurch sie in weiterer
Folge ja auch eine große Chance für eine gute weitere Entwicklung eines Landes darstellen, so wäre
es zumindest aus rein monetären Gründen sinnvoll, sich für diese guten Bildungsmöglichkeiten
einzusetzen und diese auch großzügig zu finanzieren!

2.3 Zum Statement von Frau Karl (ÖVP)-“Steigerung des Hochschulbudgets


von 17%“

Statement: „Hier [beim Hochschulbudget] haben wir eine Steigerung für die nächsten 3 Jahre
in Höhe von + 17%, das ist ein Budget in Höhe von 8,2 Mrd.€. Und bitte zeigen Sie mir ein
anderes Ressort, in dem in Zeiten wie diesen ein Plus von 17% ausverhandelt werden konnte.
Das hat tatsächlich nur Wissenschaftsminister Hahn geschafft.“ (Dr. Beatrix Karl,
Wissenschaftssprecherin VP, ATV)

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2.3.1. Zu den Zahlen

Die Zahl (8,2 Mrd.), die hier verwendet wird, bezeichnet das gesamte Hochschulbudget und zwar
nicht für ein Jahr, sondern für 3 Jahre. Auch die Steigerung von 17% bezieht sich nicht auf das
jährliche Budget, sondern auf drei Jahre (das sind dann auf drei Jahre gerechnet 1,6 Mrd Euro).
Berücksichtigt man die Inflation, die sich erhöhenden Personalkosten etc., so erhöht sich das
Budget de facto gar nicht. Rektor Georg Winckler schreibt diesbezüglich:

"Das Problem ist: Die 1,6 Milliarden, von denen der Minister für die nächsten drei Jahre
immer spricht, sind "political window dressing". Denn da sind rund 470 Millionen Ersatz von
Studienbeiträgen, 260 Millionen Bezugserhöhungen für öffentliche Bedienstete, mehr als 100
Millionen Zuschlagsmieten aufgrund der Generalsanierung, und so weiter enthalten. Als
Erhöhung des Globalbetrages bleiben nur 700 Millionen übrig. Dann muss ich die
Inflationsrate ab 2008 bis einschließlich 2012 einberechnen. Ingesamt verbleibt ein reales
Plus von ein bis zwei Prozent. Davon müssen die Universitäten die gesamte Profilbildung im
europäischen Raum, die Kollektivvertragserhöhung, Verbesserungen in der Raumsituation
und auch Maßnahmen für ArbeitnehmerInnenschutz bezahlen - teils stammen die
universitären Einrichtungen aus dem 19. Jahrhundert! Außerdem will der Minister künftig
stärker steuern und statt eines Prozents des Budgets will er drei, vielleicht gar fünf
Prozentpunkte einbehalten. So wird das reale Plus langsam ein Minus. Die Universitäten
haben keinen finanziellen Spielraum mehr, sondern können allenfalls nur den Status-
quo erhalten."

Quelle:
http://www.dieuniversitaet-online.at/beitraege/news/rektor-georg-winckler-im-standard-
interview/65/neste/4.html

2.3.2. Zur Formulierung „In Zeiten wie diesen“ (Sparen, Konjunktur)

Gerade in Zeiten wie diesen wurde und wird sehr viel Geld in die Hand genommen. Für die
Autoschrottprämie, [-] (Zahlen), für die Wirtschaft – allen voran für die Banken. Es waren sofort
100 Mrd. da, soviel brauchen wir gar nicht. Einen verschwindend kleinen Bruchteil davon
benötigen die Hochschulen. Das Geld wurde den Banken jedoch nicht geschenkt – es sind etwa
verzinste Darlehen. Wir können hier nur mit der Flexibilität der Bonität der Republik

13
argumentieren. Es ist also durchaus möglich, das benötigte Geld aufzutreiben – das sich natürlich,
mittel- und langfristig, amortisiert.
Wir müssen darauf aufmerksam machen, dass sich die letzte Bundesregierung das Ziel, 2% des BIP
für den tertiären Sektor aufzuwenden, tatsächlich gesteckt hat. Das heißt, dass die Regierung zwar
redet, aber nicht handelt. Sie setzt sich das Ziel, das Budget bis 2020 anzuheben – da sind allerdings
zwei Legislaturperioden – d. h. zwei Regierungen – dazwischen. Die Regierung steckt sich also
Ziele, für die Verantwortung zu übernehmen sie nicht bereit ist. Sie überlässt die Arbeit den
Folgeregierungen. Es ist unter diesen Vorraussetzungen aber die Pflicht der momentanen Regierung,
bis zum Ende ihrer Legislaturperiode – d. h. bis 2013 – einen Gutteil des 2%-Zieles zu erreichen. [-]
(dringlicher Antrag Grüne)
Kurz: Es ist jetzt Zeit zu Handeln, die Regierung tut das aber nicht.

2.4. Betreuungsverhältnis an Österreichs Universitäten


Quelle: Bildung in Zahlen 2007/08 (Statistik Austria)

Das extrem schlechte Betreuungsverhältnis ist auch eines der großen Probleme der österreichischen
Universitäten, im internationalen Vergleich sind wir hier eines der Schlusslichter. In den letzten 27
Jahren (vom Studienjahr 1980/81 bis zum Studienjahr 2007/08) hat sich die Zahl der Studierenden
fast verdoppelt. (siehe erste Grafik)
Die Zahl der ProfessorInnen ist dieser Entwicklung allerdings keineswegs gefolgt, wie die zweite
Grafik gut darstellt:

14
Während also die Zahl der Studierenden extrem gestiegen ist, ist die Zahl der ProfessorInnen fast
gleich geblieben, was zu dem derzeit extrem schlechten Betreuungsverhältnis an Österreichs
Universitäten geführt hat.

An einigen wenigen Universitäten, wie etwa an der Musikuniversität Wien oder am Mozarteum
(13:1), herrscht ein recht gutes Betreuungsverhältnis, auf der Hauptuni Wien jedoch kommen auf
eine/n ProfessorIn über 200 Studierende, auf der WU Wien sogar ca. 300. Von ein paar wenigen
Ausnahmen abgesehen (Kunstunis) ist das Betreuungsverhältnis also wirklich extrem schlecht.
Unter diesen Gesichtspunkten stellt sich daher die Frage, wie ein vernünftiges Studieren heute
überhaupt möglich sein soll.

3. Zugangsbeschränkungen/AkademikerInnenqouten– Zahlen/Daten/Fakten

Österreich hat im Vergleich mit anderen OECD Staaten eine sehr niedrige
AkademikerInnenquote!
Da wir, was die Bildung junger Menschen und was vor allem die universitäre Weiterbildung betrifft,
im internationalen Vergleich ohnehin sehr großen Aufholbedarf, sowie daraus resultierend eine

15
äußerst niedrige AkademikerInnenqoute haben, erachten wir Zugangsbeschränkungen als sehr
kontraproduktiv. Dass einerseits, von Seiten des Staates und der Wirtschaft, immer wieder
vehement darauf hingewiesen wird, wie dringend wir mehr Studierende, mehr Akademiker, mehr
gut gebildete und ausgebildete junge Menschen brauchen und andererseits aber die Studienzugänge
nach und nach beschränkt werden (nicht immer offensichtlich, sondern oft auch durch versteckte
Knock-Out Prüfungen, durch unsinnige Vorraussetzungsketten usw.) ist ein absolut absurder
Widerspruch.
Weiters haben die derzeit bestehenden Zugangsbeschränkungen meist sehr wenig Sinn, die Tests
haben oft kaum etwas mit dem Studium zu tun bzw. wird dadurch nicht etwa festgestellt, wie oft
nach außen vermittelt wird, wer wirklich für dieses Studium geeignet ist bzw. wer sich mit vollem
Enthusiasmus dafür einsetzen würde.

3.1. Zugangsbeschränkungen sind immer sozial selektiv!


http://www.oecd.org/document/13/0,3343,de_34968570_35008930_39283725_1_1_1_1,00.html

Außerdem sind Zugangsbeschränkungen immer sozial selektiv, auch die OECD warnt immer
eindeutig vor Hürden im Hochschulzugang. In Österreich ist das Erreichen eines
Hochschulabschlusses sowieso schon extrem an die soziale Herkunft und die Bildung der Eltern
geknüpft, so ist der Anteil von Akademikerkindern an den Hochschulen bei uns 2,5 mal so hoch wie
es ihrem Bevölkerungsanteil entspricht! Zugangsbeschränkungen würden diese soziale Selektion
nur noch verschlimmern!!!
(siehe auch nächstes Kapitel – Zugangsbeschränkungen als Maßnahme gegen Drop-Out)

3.2. AkademikerInnenquote internationaler Vergleich

Der Anteil der AkademikerInnen an der 25- bis 64-jährigen Bevölkerung liegt in Österreich konstant bei
18 Prozent (2007).
Das ist deutlich unter dem OECD-Schnitt von 27 Prozent.

Quelle: OECD-Vergleichsstudie "Bildung auf einen Blick 2009"


http://derstandard.at/1256745593060/Hochschulausgaben-im-OECD-Schnitt-Output-klar-darunter
Deutsche Kurzfassung: http://www.oecd.org/dataoecd/43/7/43638628.pdf
Vollfassung (engl.): http://www.oecd.org/dataoecd/41/25/43636332.pdf

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AkademikerInnenanteil und Anzahl der StudienbeginnerInnen in Österreich sind im europaweiten
Vergleich außerordentlich niedrig. Von einer übergroßen Anzahl an Studierenden als Problem zu.
Österreich hat nicht zu viele, sondern viel zu wenige StudentInnen. Dies gilt sowohl für die
StudienbeginnerInnen (!) als auch für die Absolventinnen. Minister Hahn will lediglich die
AbsolventInnenzahlen anheben.

3.2.1. Daten aus „Profil“ / 23.11.09

Östereich:
25-34-Jährige: 19 % AkademikerInnen 55-64-Jährige: 14 % AkademikerInnen

AkademikerInnenquoten in anderne Ländern (25-34-Jährige, 55-64-Jährige)


Frankreich: (41%/17%)
Norwegen (43%/26%)
Finnland (39%/28%)
Japan (54%/24%)

Im internationalen Vergleich ist die AkademikerInnenqoute in Österreich heute sehr niedrig, an den
Zahlen sieht man ganz eindeutig, dass die Quote in den letzten 30 Jahren kaum gestiegen ist,
während das in anderen Ländern massiv der Fall war. Beispielsweise in Frankreich, dort stieg die

17
AkademikerInnenquote von 17% auf ganze 41%, womit sie sich in der Altersgruppe der 25-34-
Jährigen im Vergleich zu der älteren Generation mehr als verdoppelt hat.

3.3. Übertrittsqouten vom Sekundärbereich II (Matura) in den Tertiärbereich A


(Universitäten)

Nicht nur was die AkademikerInnenquote betrifft, hinkt Österreich den anderen OECD Ländern
weit hinterher, schon bei den Übertrittsqouten vom Sekundärbereich II in den Tertiärbereich A steigt
Österreich mit 40% im internationelen Vergleich (OECD Schnitt 55%) ziemlich schlecht aus.
Australien, Finnland, Island, Neuseeland, Norwegen, Schweden, Polen und die Slowakei haben
jeweils über 65%! Als Grund für die niedrige AkademikerInnenquote immer das Drop Out (das im
internationalen Vergleich im Mittelfeld liegt) zu erwähnen ist also Unsinn, denn es fehlt schon an
StudienbeginnerInnen. In Österreich entschließen sich viel weniger MaturantInnen zu studieren als
in anderen Ländern. Eine ganz große Rolle spielt bei der Entscheidung „studieren oder nicht“ der
soziale Hintergrund, die Wahrscheinlichkeit, dass jemand zu studieren beginnt, ist um 2,5 Mal
größer, wenn er/sie aus einem „AkademikerInnenhaushalt“ kommt, sprich wenn die Mutter
und/oder der Vater ein abgeschlossenes Studium hat.

4. Drop-Out/StudienabbrecherInnen

4.1. Gründe für den Studienabbruch – größtes Problem „System Universität“

Aus der im November 2009 veröffentlichten Studie des IHS (Institut für Höhere Studien), welche
vom Wissenschaftsministerium in Auftrag gegeben wurde, geht hervor, dass die meisten
Studierenden aus institutionellen Gründen (19 %!), wie etwa der Überfüllung der Universitäten,
schlechten Betreuungsverhältnissen, Platzmangel oder schlechter Infrastruktur, ihr Studium
abbrechen.
18% der Studierenden hatten nie geplant, ihr Studium abzuschließen, für 13% waren persönliche
und familiäre Gründe ausschlaggebend, 11% brachen ihr Studium aufgrund von „Schwierigkeiten
mit dem Fach“ (fehlendes Interesse, Überforderung) ab.
Interessant ist auch der am zweitmeisten genannte Grund für einen Studienabbruch, nämlich dass
der Abschluss in dem Fach nie geplant war. Viele Studierende melden neben dem Hauptstudium
auch ein zweites Studium an, um auch dort Vorlesungen und Seminare besuchen zu können, um

18
sich weiterzubilden und diese Fächer dann teilweise auch als Wahlfächer im Hauptstudium
anrechnen zu lassen, schließen de facto das zweite Studium nie ab und hatten das auch gar nicht
geplant (schließen aber ihr Hauptstudium sehr wohl ab und haben sich außerdem sogar noch in
anderen Gebieten weitergebildet!). Auch diese Studierenden fallen jedoch in die Drop Out
Statistiken.

4.2. Mögliche Maßnahmen gg. Studienabbruch – Zugangsbeschränkungen als


falscher Weg!

Vom IHS werden vor allem verstärkte Information und Beratung vor und während des Studiums
empfohlen. Auch wir finden, dass das der richtige Weg wäre.
Es ist eine falsche Schlussfolgerung, zu glauben, Zugangsbeschränkungen alleine würden das Drop
Out verringern (dieses Argument kommt immer wieder). Das mag in manchen Fächern, in denen in
den letzten Jahren Zugangsbeschränkungen eingeführt wurden, der Fall sein, doch hängt dies
vielmehr damit zusammen, dass sich die Studierenden in den meisten Fällen vor Beginn des
Studiums mehr Mühen auf sich genommen haben, um besser über jenes Studium informiert zu sein,
weil sie wussten, dass es die abschreckende „Hürde Zugangsbeschränkung“ zu überwinden gilt. Die

19
wichtigste Maßnahme, um das Drop Out möglichst zu verringern, ist daher nicht die
Zugangsbeschränkung, sondern eine bessere Beratung und Information vor Beginn des Studiums,
am besten schon die letzten Jahre vor der Matura, sodass die Jugendlichen auch wirklich wissen,
welches Fach für sie geeignet ist. Außerdem wäre es wichtig, die institutionellen Probleme, wie
etwa die Überfüllung vieler Lehrveranstaltungen, durch eine wirkliche Ausfinanzierung der
Universitäten in den Griff zu bekommen.
Anstatt also den Zugang zu Studien zu beschränken (Widerspruch: Österreich hat im
internationalen Vergleich ja sowieso viel zu wenige Akademiker!!), sollte vielmehr auf
ausreichend Information der Jugendlichen gesetzt werden und die nötigen
Rahmenbedingungen für ein gutes Studium geschaffen werden.

5. Studiengebühren

5.1. Allgemeines, Argumente unserer KritikerInnen

Ein Vorschlag wäre, hier nicht zu argumentieren, warum wir sie nicht wollen, sondern umgekehrt
die Gegenseite erst einmal argumentieren zu lassen, warum sie sie will. Man kann hierbei die
Argumente aufgreifen („Passive Argumentation2“):
 „Studiengebühren schaffen sozialen Ausgleich“
◦ Nein. Studiengebühren sowie das Stipendiensystem sind sozial nicht treffsicher.
[-] (Fakten sammeln)
Erstens macht man Studierende von der Spendabilität der Eltern abhängig. Hier gibt es große
Schwankungen. Zweitens gibt es einen breiten Graubereich:
(Beispiel eines Studenten, der € 210 Kinderbeihilfe erhält, sowie einen Zuschuss in der Höhe von €
250 von den Eltern – also € 460 monatlich. Der Betroffene erhielt zur Zeit der Studiengebühren
kein Stipendium. Musste infolgedessen auch die Studiengebühr bezahlen d. h. ca. 60 € im Monat.
Also: € 460 - € 300 Miete = € 160. Davon noch weiter € 60 abzuziehen sind offensichtlich eine
unzumutbare Belastung)
 „Studiengebühren gehen direkt an die Hochschulen und sind für diese daher besonders
vorteilhaft. (Autonomie)“
◦ Studiengebühren fließen zwar direkt an die Hochschulen, sie stellen aber kein
zusätzliches Geld dar, sondern solches, dass den Hochschulen zuvor gestrichen wurde.

2 Die Unterscheidung ist wissenschaftlich wohl nicht korrekt. Es ist aber hoffentlich klar was gemeint ist.

20
 „Studiengebühren sind notwendig, um unser Hochschulsystem finanzieren zu
können.“
◦ Nein. Durch die Studiengebühren langen ca. 150 Mio. ein. Das ist offensichtlich kein
substanzieller Beitrag zum Budget. Noch geringer würde dieser Beitrag, würde man die
soziale Treffsicherheit der Studiengebührensystems wie oben besprochen erhöhen.
 „Studiengebühren sind notwendig, damit der Überfüllung Einhalt geboten wird.“
◦ Nein. Wir brauchen mehr Studierende. Es gibt nicht zu viele Studierende, sondern zu wenig
Platz und und zu wenige Lehrende. (siehe AkademikerInnenquote) Wir dürfen junge Leute
nicht vom Studium abhalten, sondern müssen sie umgekehrt zum Studium motivieren.
 „Studiengebühren sind notwendig, damit das Studium ernst genommen wird. (siehe
nächster Punkt)“
◦ Nein. (Vielleicht wieder eine persönliche Geschichte erzählen: z.B.: Mich hat es nicht
sonderlich motiviert, als ich € 378,-- einzahlen musste.

5.2. Zum Statement: „Was nix kost' is nix wert. Ich sehe nicht ein, dass man für
den Kindergarten zahlen muss, für die Lehrabschlussprüfung aber für das
Studieren nicht.“
(frei nach Christoph Leitl, Pressestunde, 8.11.09)

5.2.1. Möglichkeiten der Entgegnung

 Was meinen Sie jetzt konkret damit?

 Wie die Gebühren in Kindergärten und Lehre geregelt sind, steht an dieser Stelle nicht zur
Diskussion. Es ist nicht unsere primäre Kompetenz und Aufgabe, die Berechtigung der
Gebühren in diesen Bereichen zu reflektieren. Wir reflektieren vor allem die
Studiengebühren und haben Argumente für ihre Abschaffung. Über diese sollten wir reden.

 Das Credo „Was nix kost' ist nix wert.“ verdeutlicht Bildungsbedarf. Es ist eine Haltung,
die ein selbstzerstörerisches Selbstverständnis offenlegt. Genau wegen solchen Aussagen
brauchen wir mehr Bildung. (Bsp.: „Weil das Essen zu Hause gratis ist, sind die Kinder
schlimm.“)

21
Kommentar:

2 Argumentationsstränge in Leitls Argumentation:


 Verweis auf andere Bereiche, in denen Gebühren eingehoben werden.
 Verweis darauf, dass Leistungen, für die man bezahlen muss, ernsthafter in Anspruch
genommen würden.
Hierbei handelt es sich um ein psychologisches Argument. Dieses Terrain ist im Grunde recht
abenteuerlich. Psychologische Argumente scheinen teilweise als seriös akzeptiert, teilweise
nicht. Das hier behandelte (konservative) ist es wohl schon. Phrasen wie „Was nix kost' is
nix wert.“ kann man mit Gegenfragen entgegentreten. Man kann implizit auf die Plattheit
der Phrase verweisen und fragen, was denn damit gemeint sei. Es kann sein, dass schon die
Frage: „Was meinen Sie jetzt konkret damit?“ reicht, um diese problematische Situation
aufzulösen.
Generell kann es helfen, das Gegenüber bei verwaschenen, phrasenhaften
Wortmeldungen dazu aufzufordern, sich zu erklären, damit bietet es meist
Angriffsfläche. Umgkehrt ist es umso schwieriger, derlei Wortmeldungen selbst zu
entwirren.

5.2.2. Weitere Argumente

Natürlich werden viele Wertigkeiten in unserer Gesellschaft heute finanziell ausgedrückt, wie
Löhne, Produkte und Dienstleistungen.
Es wird aber bei weitem nicht jeder Wert in unserer Gesellschaft und in unserem Leben,
ökonomisiert.
Und das ist genau, wogegen wir uns stellen, dass Bildung, als gesellschaftlicher Wert und als
Menschenrecht, ökonomisiert werden soll.

Wir sind dagegen, dass Bildung zur Ware wird und die Universitäten nur mehr wie
gewinnorientierte Unternehmen handeln müssen. Dass der Staat unsere Universitäten verkauft.
Auch wenn wir davon noch weit entfernt scheinen, halten wir Studiengebühren und staatliche
Unterfinanzierung, bei gleichzeitiger Erwartung von vermehrter Drittmittelfinanzierung, für den
Beginn einer solchen Entwicklung.

Es gibt noch ein grundlegendes Argument gegen Studiengebühren. Finanzielle Wertschätzung

22
leisten, also Zahlen, können nur jene Menschen, die im Berufsleben stehen. Studierende sind aber in
der Regel noch in der berufsvorbereitenden Bildungs- und Ausbildungsphase ihres Lebens. Wie
kann man Gebühren von Menschen ohne Einkommen verlangen? Die Folgen der Studiengebühren
sind daher:

1. Die Eltern zahlen die Bildung und Ausbildung der Jugend. Warum eigentlich nur die Eltern?
Schließlich zahlen ihre Kinder ja auch mal die Pensionen für alle. Deshalb ist eine über
Steuern finanzierte Universität familienpolitisch gerechter, als eine (auch) über Gebühren
finanzierte. Denn je nach Einkommen fallen die Studiengebühren unterschiedlich ins
Gewicht. Die steuerliche Progression hingegen macht die Finanzierung der Universitäten
durch Steuern auch sozial gerechter.
2. Die Studierenden verschulden sich bereits in jungen Jahren, wie in den USA .
3. Die Studierenden konzentrieren sich nicht voll und ganz auf das Studium. Viele arbeiten
neben dem Studium, was zu längeren Studienzeiten führt. Die Studierenden konkurrieren
dadurch außerdem unnötigerweise in Berufsfeldern mit Arbeitssuchenden, die gar nicht
ihren Qualifikationen und Ambitionen entsprechen. Weiters befinden sie sich oft in prekären
Lohnverhältnissen, Stichwort: „Jobben“, bei denen oft keine adäquaten Sozialversicherungs-
und Steuerbeiträge zum Tragen kommen. Ein Studierender zahlt im Laufe seines Lebens
mehr Steuern, als das Studium den Staat kostet. Durch jedes Jahr verspäteten Berufseintritts
verliert der Staat jedoch Steuereinnahmen.

Aktive Argumentation #
Ungerechtigkeit der derzeitigen Studiengebühren (siehe Studiengebühren), (Doppelstudium,
Drittstaatangehörige etc.)

Siehe auch: „Mythos: Studieren ist gratis.“

23
6. Antidiskriminierung

6.1. Frauenquote

6.1.1. Fakten

Frauenanteil in % an allen österreichischen Universitäten im WS 07/08 unter den


 Rektorinnen: 4,8% (inkl. der ehemaligen Boku-Rektorin – an der Position ist jetzt wieder
ein Mann)
 Leiterinnen einer Organisationseinheit für Lehre oder Forschung (Institutsvorständinnen):
14,9%
 Ordentliche Profesorinnen: 15,3%
 Assistentinnen und wissenschaftliche Mitarbeiterinnen: 33,5% (Anteil unter nicht-
habilitierten Mitarbeiterinnen ist deutlich höher)
 Ordentliche Studentinnen: 53,8 %
 Erstzulassungen Studentinnen: 58,3 %
 Allgemeines Personal: 59,8 %
Man sieht also: Je höher Mann in der Hierarchie steigt, desto geringer wird der Frauenanteil. (siehe
auch: Kapitel „Betreuungsverhältnis“)

Wir fordern eine 50%ige Frauenquote in allen Arbeitsbereichen des Bildungswesens auf allen
Ebenen.

An der Universität Wien wurden im Rahmen des Entwicklungsplans vom Sommer 2005, sowie im
Universitätsgesetz 2002 die Gleichstellung der Geschlechter, sowie eine Frauenförderung
beschlossen.
Das Ziel war es hier, vor allem den Frauenanteil unter den MitarbeiterInnen in allen
Hierarchieebenen und Positionen, auf mindestens 40% zu erhöhen.

Derzeitiger IST-Zustand

24
(Daten von 2007)
Trotz des ungleich höheren Prozentsatzes an Absolventinnen der Universität Wien, sind Frauen als
wissenschaftliches Personal noch immer unterrepräsentiert.
Am deutlichsten ist die Diskrepanz bei den ProfessorInnen zu erkennen. Hier sind 2007 lediglich
13, 7% weiblich.

Studiengänge mit hohem Studentinnenanteil


Besonders hohen Andrang weiblicher Studierender kann die Translationswissenschaft mit einem
Frauenanteil von 87,6% verzeichnen. In der Fakultät für Psychologie sind es 78%, in der
Philologisch-Kulturwissenschaftlichen Fakultät 72%, bei der Philosophie und der
Bildungswissenschaft 71%.
Studiengänge, bei denen der Frauenanteil der Studierenden unter 30% liegt, sind etwa die Physik
und die Informatik.

Der oftmals hohe Prozentsatz an Studentinnen spiegelt sich jedoch nicht die Frauenquote des
wissenschaftlichen Personals an den Fakultäten wieder:

25
Wissenschaftliche Mitarbeiterinnen
Ähnlich der Situation in der privaten Wirtschaft sinkt der Anteil der Frauen, je höher die
Funktionsebene steigt. So findet man zwar 58% Frauenanteil unter den im Lehrbetrieb
mitarbeitenden Menschen, aber lediglich 13% Professorinnen, sowie knapp 20% Dozentinnen.

26
Auch in den universitären Leitungsfunktionen ist ein verschwindend geringer Frauenanteil
bemerkbar.

Resümee
Die ungleich höhere Zahl an Absolventinnen der Universität Wien findet sich auf Ebene des
wissenschaftlichen Personals nicht wieder. Je höher die Funktion, desto weniger Frauen lassen sich
finden. Ein Scherendiagramm, das es auszugleichen gilt.

27
7. Legitimation des Protests und dessen Form

Prinzipiell ist hier der Verweis darauf wichtig, dass es unsere Angelegenheit ist, wie wir unsere
Proteste organisieren und unsere Probleme handeln.

7. 1. Zum Argument: Die Besetzung kostet den Steuerzahler jeden Tag


zehnzausende Euro!

Interessant ist, dass ja immer auch die hohen Mietkosten für die Ersatzräumlichkeiten, in welche die
Vorlesungen verlegt wurden, als größter Kostenpunkt angeführt werden (16000Euro/Tag?).
Aufgrund der Besetzung wurden alle Vorlesungen, die normalerweise im Audimax stattfinden, ins
Austria Center Vienna verlegt. Das Austria Center Vienna wird von der im Jahr 1971 vom Bund und
der Stadt Wien gegründeten „Internationales Amtssitz- und Konferenzzentrum Wien,
Aktiengesellschaft“ (IAKW-AG) betrieben. Die IAKW-AG ist eine, nach privatwirtschaftlichen
Gesichtspunkten arbeitende, Kapitalgesellschaft. Das Austria Center Vienna ist also kein privates
Unternehmen! De facto findet nur eine Umleitung der Steuergelder statt. Zwar wird das Geld aus
dem „Hochschulbudget-Topf“ genommen, landet letzten Endes aber wieder beim Staat! Für den
Staat und den Steuerzahler ist das ganze also ein Nullsummenspiel! Dass der Steuerzahler unsere
Besetzung finanziert, ist dementsprechend ein von unseren Gegnern verwendetes, hetzerisches und
schlichtweg falsches Argument! Außerdem kommt es längerfristig jedem einzelnen Steuerzahler
zugute, wenn durch die Besetzung endlich ein Schwenk in der Bildungspolitik passiert und mehr in
Bildung und Universitäten investiert wird.
Wenn von Seiten der Politik endlich auf unsere Forderungen eingegangen würde und
ernstzunehmende Zugeständnisse gemacht würden, müssten wir die Besetzung außerdem nicht
länger aufrechterhalten!

7.2. „Wenn ich mich mit etwas solidarisiere, können sich nicht die ganze Zeit die
Forderungen ändern“ (Samir Al-Mobayyed, Club 2)
siehe im Argumentarium unter Punkt „Forderungen“

Solidarisierung mit der Besetzung ist nicht primär eine Solidarisierung mit formulierten

28
Forderungen, sondern mit der Intention, die dahintersteht. Dass die Forderungen sich ständig
konkretisieren, ist basisdemokratisch gesehen klar. Die Intention ist vorwiegend die Debatte über
Veränderungen in der Bildungspolitik; damit gilt es sich einverstanden zu zeigen. Denn die
Notwendigkeit der Veränderung steht im Vordergrund – nicht der ‚Clubausweis’. Sich mit der
Besetzung zu solidarisieren bringt lediglich den Vorteil, leichter Arbeitsgruppen zu unterstützen
und/oder zu gründen; beziehungsweise öffentliche Präsenz für deren Anliegen zu schaffen: Eben ein
verbessertes Bildungswesen.

7.3.„[Ihr seid] eine demokratisch nicht legitimierte Minderheit“ (dazu bzw. auch
die Rolle der ÖH)

Sechster Punkt der Menschenrechte: „Das Recht, sich zu informieren, sich mitzuteilen, gehört zu
werden und sich zu versammeln.“ Die Besetzung ist durch das Ausleben dieses Punktes entstanden.
Die Versuche der Studierenden, sich auf anderem Wege mitzuteilen, fanden in jüngster
Vergangenheit kein Gehör. Deshalb mussten die Proteste zur Stärke einer Besetzung anwachsen,
aufdass dem Standpunkt der Studierenden genügend Nachdruck verliehen wird, um endlich ernst
genommen zu werden. Somit ist alles, was im Audimax passiert, eine Ausübung von Demokratie.
Und dass gerade die ÖH, die demokratisch gewählte Vertretung, sich durch die Finanzspritze
solidarisch zeigt und nun auch noch die Forderungen der Besetzung aufgenommen hat, zeigt, dass
auch von dieser Ebene Rückenwind kommt.

7.4. „Als Politiker frag ich mich dann schon, mit wem ich diskutieren soll“ bzw.
„.. schließlich ist die ÖH der einzig legitime Vertreter“

Die Besetzung existiert als Plenum, also ist das Plenum auch die Instanz, die die Besetzung am
besten repräsentiert. Gespräche mit dem Plenum ersetzen sicherlich nicht Gespräche auf
„institutionalisierter“ Ebene, sondern sind vorallem eine Frage der Anerkennung der Proteste.
Protestierende wollen ihre Anliegen konkreten Persönlichkeiten vorlegen – nicht nur in
Katalogform, sondern ‚in Person’. Da das Plenum vor allem durch und aus dem ständigen
Diskussionsprozess besteht, würde ein solches Gespräch ebenso Teil dieses Plenums werden und
somit die Fragestellung verschieben: Die Politik wäre nicht mehr die ‚andere Seite’, nicht ‚das
Feindbild’, sondern genauso als Teil des basisdemokratischen Austausches zu verstehen - es geht
nicht darum, „mit wem“, sondern, dass „gemeinsam“ diskutiert wird. Bildungspolitik betrifft alle.

29
7.5. „Die ständige Besetzung nervt.“

Ich finde es wichtig, dass du sagst, dass es nervt. Dass Studierende besetzen nervt; dass Studierende
auf die Straße gehen und demonstrieren, nervt. Und das soll es schließlich auch: Das muss
gewaltloser Widerstand immer, damit er funktioniert. Und letztendlich besetzen und demonstrieren
sie ja, damit sie es irgendwann einmal nicht mehr tun müssen. Denn sie nerven, weil sie genervt
sind.

7.6. „Ihr beschädigt Dinge, beschmiert Wände – Leute werden verletzt – und das
soll ich jetzt gut finden?“

Natürlich sollen diese Dinge nicht gut gefunden werden, und deswegen hängen auch Plakate, auf
denen dazu aufgefordert wird, den eigenen common sense zu benutzten, wenn man sich hier
aufhalten will. Natürlich lassen sich getane Schäden nicht rückgängig machen und kosten Geld wie
Nerven – das ist sicherlich nicht gut, und wird allgemein auch nicht gern gesehen. Es gibt unter den
Besetzern aber auch den überwiegenden Anteil derer, die eingreifen, wo Übergriffe – egal welcher
Art – stattfinden: Und daran zu arbeiten gehört zur Aufgabe jeder besetzenden Person; und auch den
Securities, die es mittlerweile gibt.

7.7. „Aufgrund eurer Besetzung werden Studierende erst recht daran gehindert
zu studieren. Viele verlieren sogar Semester und Stipendien.“

Zum Einen haben wir hier den allgemeinen „Blokadevorwurf“. Hierbei können wir auf unsere
Erfolge verweisen (z. B.: Öffentliche Bildungsdebatte). Weiters müssen wir klar stellen, dass die
„wenigen“ LV-Ausfälle im Zeitraum der Besetzung ein sehr geringer Preis sind, wenn es darum
geht, die Studienbedingungen auf lange Zeit hin zu verbessern.
Zum Anderen werden wir uns so bald wie möglich der Frage widmen, ob, und wenn ja, wieviele
Fälle von Semester/Stipendien/Beihilfe-Verlusten vorliegen.
Erstens können wir eventuell mit Betroffenen Kontakt aufnehmen und vermitteln. Wir müssen
klarstellen, dass niemand dafür bestraft werden darf, dass wir eine, für das ganze Land und für viele
Folgegenerationen – nicht nur von Studierenden – bedeutsame und längst überfälige Debatte
auslösen und führen.

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Zweitens müssen wir darauf hinweisen, dass die Tatsache, dass aufgrund solch punktueller Ausfälle
Semester verloren gehen, gerade ein Beispiel für ebendiese Starrheit der Uni-Bürokratie ist, gegen
die etwas unternommen werden muss.

8. Mythen

8.1. Mythos: Studieren ist gratis

Leicht sitzt man dem Trugschluss auf, Studieren koste die Studierenden in Österreich nichts. Zu
bedenken ist jedoch, dass Studierende während der Dauer ihres Studiums, also mindestens 5 Jahre
lang (und eigentlich weitere 3-4 Jahre die über die Pflichtschulzeit bei Schulbesuch bis zur Matura
hinausgehen), auf ein Einkommen durch Erwerbstätigkeit verzichten (der Einkommensverzicht
läge, bei 1200 Euro Nettoverdienst pro Monat und 5 Jahren Studium, bei 84000 Euro ohne
Verzinsung!), was gemessen am Lebenseinkommen kaum mehr aufholbar ist. Weiters ist es für viele
Studierende schwierig, die 45 Jahre Sozialversicherungszeit zu erreichen, was dann auch wieder
negative Auswirkungen hat.
Über 60 % der Studierenden müssen neben dem Studium arbeiten, was natürlich zu Verzögerungen
im Studium führt und daher nicht selten auch zum Verlust der Familienbehilfe oder des Stipendiums
– was wiederum zur Folge hat, dass sie noch mehr arbeiten müssen und sich der Abschluss des
Studiums noch mehr verzögert. Über 46% der Studierenden leben unter bzw. an der Armutsgrenze!
Viel Unterstützung von Seiten des Staates kann sich der österreichische Studierende auch nicht
erhoffen, Österreich hat im internationalen Vergleich auch extrem niedrige Studienbeihilfsquoten,
der EU Schnitt liegt bei fast 50%, in Österreich jedoch bei lächerlichen 20%!

8.2. Mythos: Der arme Eisenbahner finanziert mit seinen Steuern das Studium
der Reichen

Diese Behauptung ist völlig falsch. Die Grünen schreiben in ihrem Bericht vom 28.10.2009 zur
Lage an den Universitäten, dass das oberste Einkommensdrittel bei gebührenfreiem Zugang
Nettozahler ist, das unterste und mittlere Einkommensdrittel Nettoempfänger von
Transferleistungen!

31
8.3. Mythos Langzeitstudierende (ScheinstudentInnen)

Die Studiendauer ist kein Kriterium für die Qualität des Wissenserwerbs einer/eines Studierenden
an den Universitäten.

Ein/e Studierende/r bekommt ohnedies nur für die Mindeststudienzeit plus Toleranzzeit finanzielle
Unterstützung, wie Familienbeihilfe und Stipendien und dies auch nur mit Leistungsnachweisen.

Fakten:
StipendienbezieherInnen sind nur 20% der Studierenden!
Anspruch auf Familienbeihilfe hat ein/e Studierende/r bis zum vollendeten 27. Lebensjahr! Aber
auch nur innerhalb der Mindeststudienzeit + 2 Semester Toleranz. Darüber hinaus muss man
während des Studiums Leistungsnachweise erbringen. (8 Sst./Jahr)

Dadurch sind auch ausreichend Anreize für Regelstudierende gesetzt, ihr Studium in der
Mindeststudiendauer plus Toleranzzeit abschließen.

Der/die Langzeitstudierende ist also SelbsterhalterIn, der/die sein Studium nebenbei betreibt!
Es ist festzustellen, dass ein/e Studierende/r prinzipiell keinen Anspruch auf Sozialhilfe und in der
Regel auch keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld und Notstandshilfe hat.

Wir sind der Meinung, dass die Universitäten für alle Bevölkerungsschichten offene Bildungsstätten
sein müssen. Wir sehen jeden Erwerb von zusätzlichem Wissen als Bereicherung für unsere
demokratische Gesellschaft.

Beispiel:
Ein Langzeitstudierender, der beispielsweise neben seinem Vollzeitjob länger studiert, genauso wie
die alleinerziehende Mutter, die nebenbei über längere Zeit ein Studium betreibt oder die
Pensionistin, die in ihrer Pension als einem von vielen Interressen über 10 Jahre hinweg einem
Studium nachgeht, genauso wie der Interessierte, der sich für nur ein Semester in ein bestimmtes
Thema vertiefen möchte, ohne ein gesamtes Studium abzuschließen.

Die Studienlänge sagt also nur sehr bedingt etwas über den Bildungserfolg aus.

32
8.4. Mythos: „Studieren ist ein Honigschlecken“, „Studierende machen ja eh
nix“
Quelle: Bericht: Materialien zur sozialen Lage der Studierenden 2007 (www.bmwf.gv.at/unidata,
www.sozialerhebung.at)

Der Bericht zur sozialen Lage der Studierenden 2007, der vom Wissenschaftsministerium in
Auftrag gegeben wurde, zeigt, dass Studierende im Schnitt eine 45-Stunden Woche haben.
Miteinberechnet wurde dabei der Besuch von Lehrveranstaltungen, andere studienbezogene
Arbeiten (Bibliotheksrecherche, Hausübungen,...) sowie auch der Nebenjob, dem 60% der
Studierenden nachgehen. Dass Studierende nichts, oder viel weniger als Erwerbstätige machen
würden, ist also schlichtweg eine falsche Behauptung.

9. Diverses

9.1. Zu Rektor Winklers Weigerung mit dem Plenum zu sprechen

Es spricht nicht gerade für den engagierten, demokratischen Geist von Rektor Winkler, sich keiner
direkten Diskussion mit mit seinen Studierenden zu stellen.

Die Demokratie verfügt, auch wenn verbesserungswürdig, über direkt demokratische Foren und
Instrumente, die der unmittelbaren Mitsprache und Mitentscheidung der BürgerInnen dienen. Seine
Gesprächsverweigerung ist, gerade an einer Universität, ein Zeichen des mangelnden Respekts
gegenüber den protestierenden Studierenden. Winkler reiht sich damit leider in eine autoritäre,
abgehobene Praxis der repräsentativen Demokratie, mit verkümmerten direktdemokratischen
Instrumenten, mitein.

9.2. „Sie sollten Bildung und Ausbildung nicht von einander trennen. Ein
Geschäftsmann ist auch oft hoch intelligent, kreativ und gewitzt.“
(sinngemäß im Club 2)

Genau. Eben.

33
(Der Antwortvorschlag ergibt sich daraus, dass die Aussage einige Unterstellungen enthält. Etwa,
dass wir uns von „Geschäftsmännern“ - also von Leuten in der Wirtschaft – grundsätzlich
abgrenzten oder dass wir diesen Leuten ihr Bildungsniveau, in unserem Verständnis von „Bildung“
absprächen. Schließlich wäre diese Aussage unter Umständen sogar als Unterstützung für unser
Begriffspaar „Bildung statt Ausbildung“ zu deuten. Die implizite Aussage „Auch Geschäftsmänner
sind im besten Fall gebildet“ untermauert unsere Forderungen eigentlich. Daher der
Antwortvorschlag. Umfangreichere Antworten sind hier wohl problematisch, da hier wiederum
unnötige und für uns schädliche Komplexität auftreten würde.

9.3. Das 34-Millionen-Angebot

„Es ist sehr realitätsfern von euch, 34 Millionen als „wenig“ zu bezeichnen. Der
Durchschnittsösterreicher empfindet 34 Millionen als sehr viel.“ (sinngemäß nach: Johannes
Hahn, Runder Tisch)
[Eventueller Subton: Da sieht man wieder, dass ihr zu Geld keinen Bezug habt.]

Es handelt sich hierbei um eine klassisch populistische (!) Strategie: „Dann soll'ns es mir geben
wenn das so wenig ist.“

Antwortmöglichkeit:
Sie wissen genauso gut wie ich, dass 34 Millionen für ein Ministerium praktisch nichts sind, wenn
es darum geht, in seinem Aufgabenbereich tiefgreifende, langwirkende Reformen umzusetzen. Sie
wissen das. Warum behaupten Sie das Gegenteil? Das ist unseriös und populistisch. Natürlich wäre
das für den Einzelnen viel – für ein Ministerium ist es sehr wenig. Auch das wissen Sie. Es geht uns
im Übrigen nicht darum, das Geld einfach so in den Rachen geworfen zu bekommen, sondern wir
wollen eine umfassende Reform der Unis. Das kostet unter anderem Geld, aber vor allem viel
Arbeit und Veränderungswillen.

Prinzipiell werden aber auch diese 34 Millionen dringend gebraucht.


 Es handelt sich aber hierbei nicht um neues Geld, sondern um Geld, das vorher für
"außerordentliche Notfälle" vom Unibudget einbehalten wurde. Leider handelt es sich nicht
um einen außerordentlichen Notfall, sondern um den traurigen Normalzustand.
 Es ist viel zu wenig
 Zum Beispiel spricht Christoph Badelt, Präsident der Rektorenkonferenz und Rektor

34
der WU Wien, in Zeitungen von 1 Mrd. Euro mehr, die pro Jahr mindestens nötig
wäre.
 Die Regierung selbst bekennt sich in ihrem Regierungsprogramm zur Erhöhung
dieser Ausgaben auf 2% des BIP, das wären etwa 2,4 Mrd Euro mehr pro Jahr. Dieser
Vorsatz zeugt nicht von besonders engagierter Bildungspolitik unserer Regierung,
sondern wird von der EU so vorgeschlagen und in allen Ländern, die im tertiären
Sektor international führend sind, so praktiziert. (etwa Skandinavien, Kanada
investiert sogar 2,5%).
Fazit:
 34 Millionen klingt zunächst nach viel Geld, ist aber nur der kalkulierte Versuch von
Wissenschaftsminister Hahn, den Protesten den Wind aus den Segeln zu kaufen. Hahn
„spendiert“ eine – sehr geringe – Summe Geld, das sowieso schon den Unis gehört, in der
Hoffnung, damit Unverständnis für die Proteste zu wecken.

9.4. Was haben wir schon erreicht?

Durch die Proteste ist Bildungspolitik bestimmendes Thema der öffentlichen Debatte.
Niemand kann die katastrophalen Zustände an Österreichischen Universitäten noch
übersehen, über die grundsätzliche Ausrichtung der Bildungspolitik wird endlich wieder
diskutiert.
 Allein in Wien sind die Proteste in über 100 Arbeitsgruppen organisiert. Da sind hunderte
Menschen vernetzt und arbeiten aktiv mit. Falls die Besetzungen irgendwann aufhören, wird
das Netzwerk weiter bestehen. Die Proteste haben sich mittlerweile international
ausgeweitet. Überall auf der Welt sind Universitäten besetzt. Weltweit sind nun schon über
80 Universitäten besetzt (Stand 3.12.2009).
 Zum ersten Mal seit langer Zeit entwickelt eine große Zahl junger Menschen wieder ein
Gefühl dafür, dass sich in einer Gemeinschaft Dinge verändern, und gesellschaftliche
Entwicklungen beeinflussen lassen, dass man auf seine persönlichen Fähigkeiten vertrauen,
diese entwickeln und konstruktiv einbringen kann.

35
9.5. Hahn wird EU-Kommissar. Was sagen wir dazu?

 Wir wünschen ihm in Brüssel viel Glück. Welche/r ÖVP-PolitikerIn auf dem Posten sitzt
ist relativ egal, eine höhere Dialog- und Einsatzbereitschaft des/der NachfolgerIn wäre
trotzdem wünschenswert.

9.6. Wie lange bleiben die Universitäten besetzt? Was muss passieren, damit wir
abziehen?

 Wie lange die Proteste dauern, hängt vor allem von der Diskussions- und
Verhandlungsbereitschaft der Regierung ab. Wir werden im Audimax bleiben, bis das
Plenum entscheidet, dass die Besetzung beendet werden kann.

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