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Е.В. ЗАРЕЦКАЯ
Минск, МГЛУ
2009
УДК 811.112.2’34(075.8)
-1-
ББК 81.432.4-12
З-34
Зарецкая Е.В.
З-34 Немецкий язык: теоретическая фонетика = Deutsch: Theoretische Phonetik:
учеб. пособие / Е.В.Зарецкая. – Минск: МГЛУ, 2009. – 160 с.: ил.
ISBN 978-985-460-305-60.
УДК 811.112.2’34(075.8)
ББК 81.432.4-12
Vorwort
-2-
Das vorliegende Lehrwerk wurde konzipiert aufgrund des Curriculums für
„Theoretische Phonetik der deutschen Sprache“ (Fachrichtung 21.06.01 – Moderne
Fremdsprachen, 2002) und der Bildungsstandards für diese Fachrichtung von
2008. Es ist als theoretische und praktische Unterstützung für die Studenten und
Lehrkräfte gedacht, die sich mit der Theorie der deutschen Sprache befassen und
nicht immer Zugang zur entsprechenden Fachliteratur haben. Zum potentiellen
Nutzerkreis des Lehrwerkes gehören deshalb sowohl die Fernstudenten als auch
die Studierenden der Präsenzform an den philologischen Fakultäten und ihre
Pädagogen.
Das Lehrwerk besteht aus drei relativ separaten Teilen und dem
elektronischen Anhang. Im e r s t e n Teil werden in kurzer Form die
theoretischen Informationen zu den Hauptproblemen der segmentalen und
suprasegmentalen Phonetik dargelegt. Zur kontrastiven Auswertung liegen die
Ansichten der deutschen, russischen und belarussischen Linguisten vor, die
manchmal kontrovers ausfallen, was die Studierenden zum kritischen Denken
bewegen soll. In diesem Teil wird auch auf das praktische Wissen der Lerner in
Phonetik der Mutter- und Fremdsprache zurückgegriffen. Dieses Wissen wird
systematisiert und in das gesamte Sprachsystem eingeordnet. Dadurch erhalten die
Studierenden einen tieferen Einblick in das Sprachsystem, seinen inneren Aufbau
und die Zusammenhänge zwischen einzelnen Teilen darin. Das soll sie anspornen
bewusst phonetische Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache zu erschließen und sie
effektiver bei der Kommunikation zu nutzen.
Der z w e i t e Teil des Lehrwerkes ist das phonetische Glossarium. Es
enthält über 200 alphabetisch geordnete phonetische Fachbegriffe mit ihren
Definitionen. Sie sollen den Studierenden die Arbeit an phonetischen Fachtexten
erleichtern.
Der d r i t t e Teil stellt einen Satz von praktischen Übungen zu den
wichtigsten Themen des Faches dar. Zu jedem Thema gehören einige Aufgaben
unterschiedlichen Schwierigkeitsgrades, die konsequent oder wahlweise behandelt
werden können. Die Aufgaben sind so angeordnet, dass sie den Studierenden einen
Übergang von ihrem praktischen Wissen zu dessen theoretischer Systematisierung
erleichtern. Sie bieten den Lernern Wahlmöglichkeiten, zwingen sie zum
Vergleichen, Denken und Argumentieren, was den Intellekt jedes Einzelnen
herausfordert und ihm zum bewussten Aneignen des Stoffes verhilft. Diese
Übungen eignen sich vor allem für das Selbststudium, können jedoch auch in
Seminaren eingesetzt werden. Die digitale Version der Übungen ermöglicht den
Lernern eine computergestützte Arbeit an dem Stoff.
-3-
Wird das Praktikum ausschließlich für das Selbststudium benutzt, können
die Aufgaben durch Lösungen ergänzt werden, damit die Studierenden die
Selbstkontrolle unternehmen können. Bei Wunsch kann man einzelne Aufgaben zu
Abschlusstests zusammenfügen.
Jedes Thema wird mit einem kleinen Test zur Selbstkontrolle
abgeschlossen, der als Zwischenergebnis gilt. Der Test ermöglicht dem Lerner die
Bewertung seines aktuellen Wissenstandes, zeigt ihm eventuelle Lücken in seinen
Kenntnissen und regt ihn zur weiteren Arbeit am Stoff an. Um die Selbstkontrolle
der Tests zu ermöglichen, sind anschließend Lösungen angeführt. Dadurch können
sich die Lerner die Gewissheit holen, ob sie die Aufgaben richtig gelöst haben.
Der e l e k t r o n i s c h e A n h a n g bietet das Praktikum und Tests zur
Selbstkontrolle in digitaler Form, geeignet für die Arbeit der Studierenden am
Computer. Der Computer steuert die Arbeit jedes einzelnen Lerners am Lernstoff
dadurch, dass er auf die Lösung jeder Aufgabe sofort reagiert: Er bestätigt die
Richtigkeit der Lösung oder bittet den Lerner, eine andere Variante zu suchen. Erst
nach der richtigen Lösung der Aufgabe erfolgt der Übergang zur nächsten.
Die digitalen A b s c h l u s s t e s t s zur Selbstkontrolle werden vom
Computer geprüft und in Punkten bewertet. Dadurch erhält jeder Lerner am Ende
seiner Arbeit am Thema einen Nachweis darüber, wie er sich den jeweiligen Stoff
angeeignet hat. Danach kann er sich mit seiner Note zufrieden geben oder seine
Kenntnisse vertiefen.
Ich danke ganz herzlich der Leitung der Linguistischen Universität Minsk
sowie meinen Kollegen für ihre vielseitige freundliche Unterstützung bei der
Entwicklung dieses Lehrwerkes. Mein besonderer Dank gilt Fr. R.W. Schilowitsch
und Fr. T.A. Zessarskaja von der Abteilung für Informationstechnologien der
Universität, die mich bei der Entwicklung des digitalen Anhangs allseitig
unterstützt und konsequent weitergeführt haben. Ich bedanke mich von Herzen
auch bei meinen Gutachtern, die durch ihre wertvollen Hinweise zur Verbesserung
des Lehrwerkes beigetragen haben. Ich bin weiterhin für alle
Verbesserungsvorschläge offen.
Allen Nutzern der Unterrichtshilfe wünsche ich viel Spaß und Erfolg bei
der Arbeit an der thoretischen Phonetik der deutschen Sprache.
Verfasserin
TEIL 1: VORLESUNGEN
1. GRUNDBEGRIFFE DER PHONOLOGIE
-4-
1.1. Kommunikation und Sprache
1.2. Sprachzeichen und Sprechlaute
1.3. Relevante und redundante Merkmale des Lautes
1.4. Phonem und seine Funktionen in der Sprache
1.5. Phonem und seine Varianten (Allophone)
1.6. Phonem, Buchstabe, Graphem
1.7. Phonetik und Phonologie
1.8. Aus der Geschichte der Phonologie
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Botschaft gewinnt. So funktioniert die engste, untrennbare Verknüpfung von
Sprache und Sprechen, obwohl man sie theoretisch laut F.de Saussure trennen und
als System und Prozess, als abstrakt und konkret, als gemeinschaftlich und
individuell, als relativ konstant und variabel gegenüberstellen kann.
Obwohl die Sprechlaute keine Sprachzeichen sind, spielen sie in der Sprache
eine große Rolle: Einerseits sind sie Bauelemente für die Sprachzeichen,
andererseits unterscheiden sie die Sprachzeichen voneinander. So, z.B.,
unterscheiden sich die Wörter das, was, Fass, nass, lass je durch einen Laut – die
kleinste diskrete Schalleinheit einer Zeichengestalt. „Jene Einheit, die sich vom
Standpunkt der betreffenden Sprache her in noch kleinere aufeinander folgende
phonologische Einheiten nicht zerlegen lässt“, hat N.S. Trubetzkoy P h o n e m
genannt (N. Trubetzkoy, S.34).
Die Phoneme einer Sprache werden durch Vergleich von Minimalpaaren
ermittelt. Minimalpaare sind Kurzwörter, die sich nur durch ein Element
unterscheiden: [das] - [was]; [fas] - [nas]; [di:s] - [li:s]; [la:s] - [las]; [last] - [lɪst];
[lɪst] - [bɪst] usw. Durch einen konsequenten Vergleich aller möglichen
Minimalpaare einer Sprache kann man das gesamte Phoneminventar dieser
Sprache feststellen. Es ist begrenzt, d.h., jede Sprache hat nur eine bestimmte,
meist relativ kleine Anzahl von Phonemen.
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sind, in anderen jedoch schwinden. Zum Phonem gehören stabile Merkmale eines
Lautes, die seinen Kern, sein Skelett bilden, die bei allen Veränderungen der
Lautposition im Wort, bei jeder Lautnachbarschaft bleiben. Sie werden relevant,
auch phonologisch oder differenzierend genannt, weil sie für die Wortbedeutung
wesentlich, wichtig sind, weil sie die Wortbedeutungen unterscheiden.
Vergleichen Sie:
Wörter Merkmale
[nas] sonor alveolar koronal Verschlussöffnungslaut nasal
[las] sonor alveolar koronal Verschlussöffnungslaut lateral
Oder:
Wörter Merkmale
[was] stimmhaft dental labial frikativ
[fas] stimmlos dental labial frikativ
Deshalb wird das Phonem auch als ein „Bündel von relevanten Merkmalen“
(N. Trubetzkoy) definiert. Diese Definition betont, dass den Gehalt jedes Phonems
nur wesentliche, distinktive Merkmale ausmachen.
In manchen Positionen bekommen die Phoneme – die Lautkerne –
zusätzliche Merkmale, die den Klang des Lautes mehr oder weniger ändern, die
Wortbedeutung jedoch nicht beeinflussen. Diese Merkmale, die im Laut mal
anwesend sind, mal fehlen, erleichtern die Verbindung der Laute im Redestrom
(Palatalisation, Nasalisation, Labialisation), machen den Redestrom natürlicher. Da
sie aber für die Wortbedeutung nicht wesentlich sind, werden sie irrelevant,
indistinktiv, nicht phonologisch oder redundant genannt.
Man darf dabei nicht vergessen, dass in verschiedenen Sprachen dasselbe
Merkmal relevant oder irrelevant sein kann. So ist, z.B., die Nasalität im
Deutschen ein redundantes Merkmal, weil sie die Wortbedeutung nicht ändert,
aber im Polnischen oder Französischen unterscheidet sie die Wortbedeutungen. Für
die deutschen Konsonanten ist die Palatalisation ein irrelevantes Merkmal, im
Russischen wirkt sie jedoch wortdifferenzierend: [рат] – [р'ат]; [стал] – [стал']
usw. Oder nehmen wir die Vokallänge: Sie gehört im Deutschen zu den
phonologischen Merkmalen, während sie im Russischen oder Belarussischen
redundant ist, d.h. die Wortbedeutungen nicht unterscheidet.
1.4. Phonem und seine Funktionen in der Sprache
-8-
Das Phonem spielt eine große Rolle in dem Sprachsystem: Es wirkt in
verschiedene Richtungen, und seine wichtigsten Funktionen sind:
die konstitutive, d.h. bildende, integrierende: Die relevanten Merkmale
können an sich zusätzliche, irrelevante Merkmale binden und Laute
bilden;
die distinktive, d.h. die bedeutungsunterscheidende;
die identifizierende, d.h., das Phonem, die relevanten Merkmale darin
helfen unserem Ohr entsprechende Laute zu erkennen, auch wenn sie im
Redestrom oft wesentlich verändert sind;
die repräsentative, d.h., das Phonem vertritt eine ganze Reihe von
ähnlichen Lauten: /p/, zum Beispiel, vertritt den behauchten und
palatalisierten [p]-Laut im Wort Peter, das labialisierte [p] im Wort
Puder, das verlängerte und halb entstimmlichte [p] in Abbau.
Einige Phoneme können außerdem delimitativ, d.h. abgrenzend wirken. So
erscheinen z.B. die Phoneme /z/, /j/ oder /h/ nie am Ende des Wortes, die
Phoneme /ŋ/ oder /x/ sind am Wortanfang unmöglich. Wenn sie im
Redestrom erscheinen, signalisieren sie den Anfang des Wortes oder sein
Ende, d.h., sie helfen dem Hörer, im Redestrom Wortgrenzen zu finden.
[r]: fahren
ein labialisiertes [tº]: tun
/r/ [R]: Rampe
[]: wir
Rampe /t/ ein behauchtes [ ]: Thema
[ɐ]: unser ein labialisiertes [t̛ ]: Titel
Alle diese Laute unterscheiden sich etwas in ihrem Klang, doch wir erkennen sie
als entsprechende gleiche Phoneme, weil die Unterschiede für die Wortbedeutung
irrelevant sind.
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Graphisch könnte man das Verhältnis zwischen dem Phonem und Allophon
auf folgende Weise darstellen (s. Abb. 1):
Phonem
Obwohl das Phonem und die Allophone wie Teil und Ganzes eng
zusammenhängen, gibt es zwischen ihnen jedoch einige wichtige Unterschiede:
Phoneme sind situations- und positionsunabhängig, während die
Sprechsituation oder die Stellung des Lautes im Wort seine
Eigenschaften wesentlich verändern können;
Phoneme sind abstrakte, mentale Konstrukte, während die Allophone
physikalische Realität besitzen, materiell sind;
allophonische Variation hat keine Folgen für die Wortbedeutung,
während jede Veränderung im Bündel der relevanten Merkmale, d.h. im
Phonem für die Wortbedeutung folgenschwer ist;
der Phonemgehalt einer Sprache ist relativ stabil, lange Zeit
unveränderlich, während die Allophone leicht und schnell neue
Eigenschaften erhalten.
Bedeutungs- und sinnunterscheidende Mittel gibt es nicht nur auf der
Lautebene, sondern auch im Bereich der Intonation. So wirken, z.B., die
Wortbetonung oder Melodie wort-und sinnunterscheidend:
mo′dern – ′modern; pas′sìv – ′Passiv.
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1.6. Phonem, Buchstabe, Graphem
Zum Festhalten der vergänglichen mündlichen Texte hat die Menschheit in
verschiedenen Teilen der Erde versucht, bestimmte graphische Symbole zu finden.
So sind unterschiedliche Schriften entstanden, in denen für einzelne Phoneme
spezifische Zeichen erfunden wurden. Diese Zeichen erhielten den Namen
B u c h s t a b e n . Die Gesamtheit der Schriftzeichen einer Sprache bildet ihr
Alphabet.
Es gibt Tausende Sprachen in der Welt und viel weniger Schriftarten, denn
die Erfindung einer Schrift ist ein langer und mühseliger Prozess. Man kennt heute
die lateinische, die arabische, die kyrillische, die armenische, die altgriechische
und neugriechische Schrift, die Hieroglyphen der Chinesen, Japaner und anderer
orientalischer Völker und einige andere Alphabete; darunter sehr alte. Die meisten
Sprachen der Erde haben jedoch kein eigenes Alphabet und gebrauchen entlehnte
Schriftsysteme. So ist auch die deutsche Sprache: Sie verwendet das lateinische
Alphabet. Da aber die Phonemsysteme des Deutschen und des Lateinischen nicht
identisch sind, gibt es nicht für alle deutschen Phoneme entsprechende Buchstaben
im lateinischen Alphabet: Es fehlten, z.B., spezielle Zeichen für die Phoneme
/z/, /ŋ/, /y:/ und einige andere, weil es diese Laute in der lateinischen Sprache nicht
gab. Andererseits gibt es im lateinischen Alphabet Buchstaben, für die das heutige
Deutsch keine Phoneme hat: v, x, y, c. Das erschwert den Gebrauch eines fremden
Alphabets und zwingt die Völker, die fremde Schriften entlehnen, zu
Kompromissen – zum Verbinden von Buchstaben für einige Phoneme (sch, ch,
tsch, ng) oder zum parallelen Gebrauch einiger Zeichen für ein Phonem:
- 12 -
1.7. Phonetik und Phonologie
Durch die Unterschiede beim Herangehen an die Lautmaterie der Sprache
unterscheidet man heute zwei linguistische Teildisziplinen, die sich mit der
Klanggestalt des Wortes und größerer Einheiten befassen: P h o n e t i k und
P h o n o l o g i e . Unter Phonetik versteht man die praktische Lautlehre: Die
Phonetik macht uns mit dem Lautbestand einer Sprache bekannt, mit der
Artikulation jedes einzelnen Lautes, mit den Gesetzmäßigkeiten der Verbindung
der Laute im Redestrom, mit Akzentregeln, mit Veränderungen der Laute in
verschiedenen Positionen im Wort und Text. In ihrem Blickwinkel befinden sich
sowohl wesentliche als auch sprachlich unwesentliche Lauteigenschaften: Die
Phonetik erfasst alles, was zum Sprechen gehört und im Redestrom vorhanden ist.
Die Phonologie dagegen befasst sich mit dem Wert der Lautgebilde, mit den
Gesetzen, nach denen das menschliche Ohr wahrgenommene Schallwellen als
bestimmte Gestalten identifiziert, nach denen das Gehirn hinter unterschiedlich
klingenden Lauten dieselben Muster erkennt. Sie befasst sich mit jenen
Eigenschaften des Lautes, die dem Hörer die Distinktion ermöglichen. Sie
interessiert sich für die Funktion, d.h. für die Rolle der Laute und ihrer
Bestandteile im Redestrom. Sie versucht, relativ konstante, von der individuellen
Färbung freie, für die gesamte Sprachgemeinschaft gültige Normmuster im
Gedächtnis der Sprachträger zu ermitteln, nach denen sie die Laute produzieren,
miteinander verbinden und beim Hören erkennen. Sie filtert alles Zufällige,
Individuelle, Konkrete aus und konzentriert sich auf das allgemein Gültige,
Überindividuelle, Stabile. Die Phonologie verallgemeinert. Dadurch leistet sie
ihren Beitrag zur Sprachwissenschaft, zum Aufbau jenes detaillierten
Sprachsystems, das überzeugend erklären würde, wie die Sprache funktioniert.
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vorgelegt – eine damals revolutionäre Betrachtungsweise der Lautmaterie. Seitdem
gilt N. Trubetzkoy als Begründer der Phonologie. Das ist nicht ganz richtig,
obwohl dieser Wissenschaftler ohne Zweifel bis heute der bekannteste Phonologe
ist. Er stützte sich jedoch auf die Ideen seiner Vorläufer und Lehrer und
entwickelte sie weiter.
Den Grundstein zur phonologischen Betrachtung des Lautes legte der
russische Sprachforscher I.A. Baudouin de Courtenay, der ab 1875 zuerst in
Kasan, dann in Petersburg als Universitätsprofessor lehrte und zusammen mit
seinen Kollegen und Schülern phonologische Studien betrieb. N. Trubetzkoy
kannte die Auffassungen seines Lehrers, stützte sich darauf, entwickelte sie in Prag
weiter und brachte sie zu einer abgeschlossenen Lehre.
I.A. Baudouin de Courtenay ging in seiner Phonemtheorie auf das Phonem
psychologisch heran: Für ihn war das Phonem „eine einheitliche, der phonetischen
Welt angehörende Vorstellung, welche mittels psychischer Verschmelzung der
durch die Aussprache eines und desselben Lautes erhaltenen Eindrücke in der
Seele entsteht, psychisches Äquivalent des Sprachlautes“ (I.A. Baudouin de
Courtenay, 1985, S.9: zitiert nach G. Meinhold, S. 38). Er betonte, dass das
Phonem kein unteilbarer Komplex ist, sondern eine Summe artikulatorischer und
akustischer Vorstellungen (er nannte sie Kineme oder Akusmen) darstellt. Im
Phonem werden Kineme und Akusmen zu einem einheitlichen Ganzen verbunden.
Er warf auch die Frage auf, welche Rolle einzelne Laute für die Unterscheidung
der Wortformen spielen. Das ist gerade der Punkt, den N. Trubetzkoy in seiner
Theorie zum wichtigsten machte: die distinktive Rolle des Lautes. Dabei ging
N. Trubetzkoy einen Schritt weiter als sein Lehrer: Die Phoneme sind laut seiner
Ansicht imstande, nicht nur die Wortformen (поле – поля – полю), sondern auch
Wortbedeutungen zu unterscheiden: том – дом; дам – дым.
Die Arbeit des Prager Zirkels erstreckte sich über viele Gebiete
(Funktionalstilistik, Kommunikationstheorie, Sprechkultur u.a.m.), doch in der
Mitte steht vor allem die Phonologie, aufgebaut von N. Trubetzkoy und
R. Jakobson. Sie gingen von F. de Saussures Dichotomie zwischen Sprache und
Sprechen, zwischen Sprachgebilde (langue) und Sprechakt (parole) aus, leiteten
davon die Trennung zwischen Phonetik und Phonologie ab, zwischen
physikalischer Materie und abstrakter Lautstruktur. N. Trubetzkoy formulierte die
Hauptfunktionen des Phonems (distinktive, kulminative und delimitative), von
denen ihm die distinktive am wichtigsten war. Er entwickelte die Lehre von den
phonologischen Oppositionen, die sich als ein brauchbares praktisches Instrument
bei der Ermittlung des Phoneminventars einer Sprache erwiesen und später auf
- 14 -
anderen Gebieten der Linguistik ausprobiert wurden. N. Trubetzkoy definierte das
Phonem als „die Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines
Lautgebildes“ (N. Trubetzkoy, S.35). Sein Beitrag zur Phonologie geht aber weit
darüber hinaus. Er formulierte Regeln für die Trennung der Phoneme und ihrer
Varianten, verglich und beschrieb Lautsysteme mehrerer Sprachen, darunter das
deutsche und das russische Phonemsystem. Sein Herangehen an die Laute nennt
man funktional, denn ihn interessierte vor allem die Funktion jedes Lautgebildes
im gesamten Sprachsystem.
Neben N. Trubetzkoy entwickelte die Phonemlehre ungefähr in derselben
Zeit sein englischer Kollege D. Jones. Er hatte aber eine andere Vorstellung vom
Phonem. Er betrachtete das Phonem als ein Glied in der Familie von
klangverwandten Lauten. Diese Laute werden in einer Sprache so gebraucht, dass
„kein Glied der Familie im Wechsel mit irgendeinem anderen Glied innerhalb
eines Wortes in dem gleichen phonetischen Zusammenhang auftritt“ (G. Meinhold,
S. 43). N. Trubetzkoy lehnte diese Vorstellung konsequent ab: Für ihn war die
Rolle eines Lautgebildes in der Sprache wichtiger als seine Verwandtschaft mit
ähnlichen Lauten in den Texten.
Ein weiterer Schritt in der Phonologie der Prager Linguisten war die
Entwicklung ihrer Ideen durch R.Jakobson und seine amerikanischen Kollegen
C.G.M. Fant und M. Halle in den 50er Jahren des 20. Jahrhunderts in den USA.
Auf Grund zahlreicher experimentell-phonetischer Untersuchungen ergänzten die
amerikanischen Forscher die Liste der artikulatorischen distinktiven Merkmale
von N. Trubetzkoy durch deren akustische Korrelate. Sie definierten deshalb
distinktive Merkmale als Summe bestimmter akustischer Schwingungen, die der
Hörer im Redestrom leicht heraushört, weil er das beim Erlernen der Sprache
gelernt hat. So haben diese Forscher der wissenschaftlichen Öffentlichkeit
12 Merkmale (neun Sonoritäts- und drei Tönungsmerkmale) präsentiert, die, wie
sie hofften, für die Beschreibung von Phonemen aller Sprachen der Welt
ausreichen würden. Doch bald zeigte sich, dass diese Merkmale unzureichend und
nicht universell anwendbar sind.
Die amerikanischen Strukturalisten der 50er Jahre (L. Bloomfield,
Z.S. Harris) verlegten die Wortbedeutung außerhalb der sprachlichen Formen und
analysierten lediglich die Form. Die amerikanischen Phonologen G.L. Trager,
H.L. Smith, Ch.F. Hockett u.a. machten sich im Rahmen dieser Theorie zum
Schwerpunkt die Distribution von Lauten in einer Sprache. Sie transkribierten
genau die Texte, gliederten darin einzelne Segmente aus, verglichen sie in
verschiedenen Positionen und versuchten auf dieser Grundlage zu bestimmen, ob
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ein Phonem oder ein Allophon vorhanden ist. Sie berücksichtigten dabei einige
Prinzipien (des Kontrasts und der Komplementarität, der phonetischen
Ähnlichkeit, der Symmetrie und der Ökonomie). Das war ein aufwendiges und
sehr kompliziertes Verfahren, das der Willkür der Forscher großen Raum
gewährte, deshalb fand es keine große Verbreitung in der Fachwelt.
Die generative Grammatik der 60er Jahre (N. Chomsky und seine
Nachfolger) bettete die Phonologie in die kommunikativ-pragmatische
Komponente der Sprache ein. Dadurch hob sie die klassische Phonologie auf. Sie
interessierte sich nicht mehr für die Zuordnung der Varianten den Phonemen,
stellte nicht mehr Phonemsysteme auf. Sie erklärte die Merkmale für die
wichtigsten phonologischen Einheiten und versuchte Regeln aufzustellen, nach
denen die Merkmale in die grammatischen Formative – Morpheme – eingegliedert
werden. Das brachte die Phonologie wenig nach vorn.
Die sowjetische Phonologie ist durch einige wissenschaftliche Schulen
vertreten.
Die Leningrader Phonologische Schule ist mit den Namen von
L.W. Schtscherba, L.R. Sinder, M.I. Matussetitsch u.a. verbunden. So entwickelte
L.W. Schtscherba, in Anlehnung an N. Trubetzkoy, die Variantenlehre in
Anwendung auf die russische Sprache. M.I. Matussetitsch und L.W. Bondarko
forschten über die Rolle der physiologischen und akustischen Merkmale für das
Lautsystem einer Sprache. L.R. Sinder entwickelte die allgemeine Phonetik,
N.D. Swetosarowa und ihre Universitätskollegen befassten sich mit der Phonetik
der deutschen Sprache.
Die Moskauer Phonologische Schule ist durch solche bekannten
Wissenschaftler wie R.I. Avanessow, V.N. Sidorow, A.A. Reformatskij,
R.K. Potapova, L.P. Blochina u.a. vertreten. Diese Wissenschaftler stützten sich
überwiegend auf Baudouins Auffassungen des Phonems, obwohl sie die Ansichten
von N. Trubetzkoy auch nicht ablehnten. So berücksichtigt, z.B., A.A. Reformat-
ski bei der Segmentierung des Textes und bei der Phonemdifferenzierung vor
allem die Morphemidentität. Er sieht auch die phonologischen Merkmale anders,
als N. Trubetzkoy: A.A. Reformatskij trennt sie in integrierende (= irrelevante) und
differenzierende (= distinktive) und berücksichtigt bei der Phonembeschreibung
die beiden Klassen, auch wenn die integrierenden Merkmale keine Oppositionen
bilden. Ferner unterscheidet er zwischen Variation von Phonemen und
Phonemvarianten. Unter Variation versteht er Phonemveränderungen, bei denen
Lautgebilde entstehen, die mit anderen Phonemen dieser Sprache nicht
übereinstimmen: die Kuh [khu:]. Als Varianten werden solche
- 16 -
Phonemveränderungen gewertet, die sich mit anderen Phonemen überlappen:
Berge – Ber[k]. Offensichtlich ist die grammatische Orientierung der Forscher, die
auf B. de Courtanay zurückgeht. Die Moskauer Phonologische Schule entwickelte
in diesem Rahmen die Positionslehre – Theorie für starke und schwache Positionen
der Phoneme im Wort.
Die belarussischen Wissenschaftler entwickelten die Phonemlehre durch den
Aufbau strenger Phonemsysteme (W.I. Padlushny), forschten über das phonetische
System der belarussischen Sprache (W.I. Padlushny, L.T. Wygonnaja,) befassten
sich intensiv mit der Phonostilistik und mit verschiedenen Aspekten phonetischer
Systeme der europäischen Fremdsprachen (K.K. Baryschnikowa, S.M. Gaidučik,
T.W. Poplawskaja, L.P. Morosowa, E.B. Karnewskaja und viele andere).
- 17 -
2. SYSTEMATISIERUNG DER DEUTSCHEN VOKALE
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2.2. Artikulatorische und akustische Eigenschaften der Vokale
Artikulatorisch sind die Vokale, wie oben erwähnt, Öffnungslaute. Das heißt, dass
bei ihrer Produktion im Mundraum oder im Rachen keine wesentlichen
Hindernisse für den Luftstrom entstehen, der aus der Lunge fließt. Die Luft strömt
ungehindert durch die Bronchien, erreicht die gespannten Stimmlippen und streift
sie. Die Stimmlippen vibrieren, erzeugen den Ton, der zuerst in den Rachen, dann
in die Mundhöhle gelangt. Dort wird er mehr oder weniger modifiziert und kommt
durch die geöffneten Lippen als Schallwelle ins Freie.
Akustisch sind Vokale Schallwellen von niedriger Frequenz: Ihr
Frequenzbereich überschreitet nicht 2500 Hz, während die Werte für die meisten
Konsonanten zwischen 7000 und 10 000 Hz liegen. Alle Vokale haben dabei zwei
wichtige Formantenbereiche: den oberen und den unteren. Diese Formanten liegen
bei jedem Vokal in spezifischer Höhe (s. Abb. 2).
In dieser Reihenfolge schwinden nämlich die Merkmale des Vokals bei der
Beschleunigung des Tempos.
2.5. Systematisierungsmöglichkeiten der deutschen Vokale
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2.5.1. Das Vokalviereck
Das älteste und einfachste Vokalsystem der deutschen Vokale ist das V o k a l -
v i e r e c k (s. Abb. 4), in dem alle Monophthonge nach zwei Merkmalen
geordnet sind: nach der Zungenreihe und Zungenhebung.
mittelhoch
tief
Dieses System hat seine Vor- und Nachteile. Es ist einfach, übersichtlich,
erfasst aber nur wenige Merkmale. Das ist ein vereinfachtes, recht grobes System,
deshalb versuchten viele deutsche Phonologen es zu präzisieren. So sind, z.B., die
Vokalvierecke von G. Meinhold (Abb. 6) oder K. Kohler (Abb. 7, S. 22). Das
Viereck von Prof. G. Meinhold diferenziert genauer die Zungenhebungen (fünf
Stufen statt üblicher drei), zeigt unterschiedliche Reihen für die /a/-Phoneme (s.
Abb. 6). Das Viereck vom Prof. K. Kohler widerspiegelt Unterschiede in der Lage
der hohen Vokale [i:] und [u:], zählt zu den Vokalphonemen auch das reduzierte
- 21 -
[ə] und das vokalisierte [ɐ] (s. Abb. 7). Die beiden Wissenschaftler betonen auch,
dass die kurzen Vokale etwas weiter im vorderen Mundraum gebildet werden als
die entsprechenden langen.
- 22 -
T a b e l l e 2.1. Deutsche Vokalphoneme, geordnet nach ihren relevanten
Merkmalen
Der Nachteil der tabellarischen Darstellung der Vokalphoneme ist jedoch die
Umständlichkeit des Systems: Die Tabelle enthält 12 Klassen, sie ist groß.
- 23 -
(Spannung) fehlt. Solche Oppositionen werden zum Systematisieren von
Phonemen gebraucht.
Für die deutschen Vokale wurden von N. Trubetzkoy 7 Oppositionen
aufgestellt, nach denen er alle Vokalphoneme zusammengefasst hat (s. Tab. 2.2).
Phonologi- Vokalphoneme
sche Oppositionen a: y: u: ə
Merkmale
Quantität lang/nicht lang + - + + - -
Qualität gespannt/nicht gesp. - - + + - -
Labialisierung
rund/nicht rund - - + + - -
Zungenreihe vorn/nicht vorn - + + - + -
hinten/nicht hinten + - - + - -
Zungenhebung hoch/nicht hoch - - + + + -
tief/nicht tief + - - - - -
Diese Tabelle ist viel einfacher und übersichtlicher als die Tabelle 2.1. Sie
widerspiegelt jedoch nicht alle Eigenschaften der Vokale, sondern nur ihre
„starken Seiten“, d.h. nur diejenigen, die sie von den anderen Gliedern im System
unterscheiden. Jedes Vokalphonem hat darin sein eigenes „Gesicht“.
T. Allan Hall hat dieses System dadurch vereinfacht, dass er auf die
Opposition „vorn/nicht vorn“ verzichtete. In seinem System verwendet er zum
Merkmal „Zungenreihe“ nur die Gegenüberstellung „hinten/nicht hinten“ und
zählt alle Vokale, die nicht im vorderen Mundraum gebildet werden, zu den
unmarkierten. Infolgedessen hat sein System nur sechs Oppositionen, es ist noch
kürzer und übersichtlicher.
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und 3 Tönungsmerkmalen zur phonologischen Beschreibung aller Sprachen der
Welt angeboten. Diese Merkmale sehen so aus (nach G. Meinhold, S. 45-46):
Zwar stellte sich mit der Zeit heraus, dass diese Merkmale nicht universell
anwendbar sind, dass man für alle Sprachen der Welt mehr Merkmale braucht
(E. Ternes rechnet mit etwa 30), doch das war ein kühner Versuch, die
artikulatorische Seite der Sprechlaute mit ihren akustischen, physikalischen
Eigenschaften zu verbinden.
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4. Nicht eindeutig ist auch der phonologische Status der sonoren
Konsonanten. Akustisch sind sie den Vokalen gleich: Sie bestehen nur aus dem
Ton. Funktional, was für die Phonologie von besonderem Wert ist, sind sie auch
den Vokalen ähnlich: Sie können Silben bilden. Sollte man sie deshalb nicht zu
den Vokalen zählen? Aber sie treten leicht in natürliche Verbindung mit richtigen
Vokalen und bilden zusammen mit ihnen Silben. Außerdem sind sie deutliche
Hindernislaute im Unterschied zu den Vokalen, die Öffnungslaute sind. Auf solche
Weise schließen zwei Seiten dieser Phoneme einander aus: Sie sind weder richtige
Vokale noch vollwertige Konsonanten.
Zusammenfassend kann man sagen: Es ist offensichtlich, dass noch viele
phonologische Probleme gibt, die einer Lösung harren und Raum für weitere
Forschungen bieten. Außerdem muss man betonen, dass kein sprachliches System
vollkommen und stabil ist, und das ist für die Sprache sehr wichtig: Nur offene
Systeme haben Potential zur Entwicklung. Das Sprachsystem besitzt dieses
Potential und nutzt es.
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3. SYSTEMATISIERUNG DER DEUTSCHEN KONSONANTEN
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3.2. Funktionen der Konsonanten in der Sprache
Die Konsonanten sind reichlich in allen Sprachen vertreten. Dabei ist ihre Anzahl
meist größer als die der Vokale. Für das Deutsche gilt jedoch diese Regel nur
begrenzt: Diese Sprache hat fast so viele Konsonanten- wie Vokalphoneme.
Funktionell sind die Konsonanten nicht weniger wichtig für die Sprache als
Vokale. Während die Vokale den Ton tragen und Silben bilden, begleiten die
Konsonanten die Vokale, unterbrechen den Stimmton und ergänzen die Vokale zu
Silben, aus denen dann die Wörter entstehen: dann – wann – was – das – an;
Biene – Igel – biegen – viele – Miete – sieden – sieben.
Mit Recht betonen die Wissenschaftler, dass die Vokale unsere Rede hörbar
machen, die Konsonanten machen sie aber verständlich.
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Den Kern des Konsonanten, wie es aus der Abblidung ersichtlich ist, bilden
zwei untrennbare Merkmale: die Artikulationsstelle und der Artikulator. Die
beiden Merkmale gehören zusammen, denn keines von ihnen kann allein den
Konsonanten produzieren. Nur gemeinsam können sie einen Verschluss oder eine
Enge bilden. Danach kommt die Artikulationsart. Sie bestimmt, wie der Laut
gebildet wird: durch eine Sprengung des Verschlusses, eine Enge, durch den
Wechsel von dem Verschluss zur Enge usw. Am äußeren Rand der
Konsonantenstruktur liegt die Sonorität (die Beteiligung der Stimmbänder). Dieses
Merkmal schwindet zuerst, wenn das Tempo schneller wird. Ihm folgen die
anderen in der Reihenfolge vom Rand zum Zentrum.
Diese vier phonologischen Merkmale werden genannt, wenn wir ein
Konsonantenphonem definieren, z.B.:
[d] ist ein stimmhafter (Sonorität) alveolar-koronaler (Artikulationsstelle +
Artikulator) Verschlusssprengkonsonant (Artikulationsart), oder:
[x] ist ein stimmloser (Sonorität) velar-postdorsaler (Artikulationsstelle +
Artikulator) Engereibekonsonant (Artikulationsart).
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bestehen bleibt, der Luftstrom entweicht aber auf einem anderen Weg, durch
eine Öffnung (Verschlussöffnungslaute: Nasale [m], [n], [ŋ] und Liquida [r]
und [l]).
Nähern sich zwei Sprechorgane einander, so bilden sie eine Enge, durch die
der Luftstrom mit Geräusch strömt. So entstehen Engelaute (auch Reibelaute,
Engereibelaute oder Frikative genannt): [f], [v], [s], [z], [∫], [ჳ], [ç], [j], [x], [h] –
die größte Konsonantengruppe im Deutschen.
Beim Vibrieren des Zäpfchens oder der Vorderzunge entstehen Zitterlaute
(oder Vibranten). Im Deutschen sind das nur zwei Laute: [R] und [r].
Die A r t i k u l a t i o n s s t e l l e , d.h. der unbewegliche Teil des
Sprechapparats, beteiligt sich sehr aktiv an der Bildung der Konsonanten. Als
Artikulationsstelle dienen verscheidene Teile des Sprechapparats, darunter:
die Oberlippe: Dort werden die Lippenlaute [p], [b], [m] gebildet;
die Oberzähne: Dort entstehen die Zahnlaute [f] und [v];
der Zahndamm (die Alveolen), wo alveolare Konsonanten produziert
werden: [t], [d], [n], [l], [s], [z], [r];
die hintere Seite des Zahndamms, wo postalveolare Laute [∫] und [ჳ]
gebildet werden;
der harte Gaumen, der die Artikulationsstelle für die präpalatalen
Konsonanten [ç] und [j] bildet;
der weiche Gaumen, wo die velaren Laute [k], [g], [ŋ] und [x] artikuliert
werden;
das Zäpfchen: Bei seinem Vibrieren entsteht der Zäpfchenlaut [R];
der Kehlkopf, wo der laryngal-pharyngale Hauchlaut artikuliert wird.
Was den A r t i k u l a t o r angeht, d.h. das bewegliche Sprechorgan, so
hat-der Sprechapparat dafür nicht viele Möglichkeiten. Das sind:
die Unterlippe, die zusammen mit der Oberlippe oder den Zähnen Lippen-
und Zahnlippenlaute bildet: [p], [b], [m], [f], [v];
die Vorderzunge (corona), die zusammen mit den Alveolen eine lange
Reihe von Konsonanten produziert: [t], [d], [n], [l], [s], [z], [∫], [ჳ], [r];
die Mittelzunge, die an der Artikulation der Laute [ç] und [j] teilnimmt;
die Hinterzunge, die im hinteren Mundraum, am weichen Gaumen, die
velaren Laute [k], [g], [ŋ] und [x] bildet;
das Zäpfchen, das durch sein Vibrieren den [R]-Laut hervorbringt;
die Stimmlippen (Glottis), die durch ihre Annäherung und Spannung den
Hauchlaut entstehen lassen.
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Wenn man versucht, alle Merkmale der Konsonanten miteinander zu
verbinden, so bekommt man folgendes tabellarisches System der deutschen
Konsonanten (s. Tab. 3.1).
Artikulationsstelle
la- den dental- late- prä- prä-post- velar uvular lary-
Artikula- bial -tal alveo- ral pala- pala-
palatal ngal-
lar tal tal (velar) pha-
tionsart
Artikulierendes Organ ryn-
gal
la- labi- koro- koro- koro- medio- post- post- post-
bial al nal nal nal dorsal dorsal dorsal dorsal
Explo- stimmlos p t k
sive stimm- b d g
haft
Frika- stimmlos f s ∫ ç x
tive stimm- v z ჳ j h
haft
Nasale m n ŋ
Liquida r l R
(fließende)
Rele- Konsonan- p b d n l m ŋ k s z h x R f j
vante tengruppen
Merk-
male
Sonorität sonore + + + + +
stimmhafte + + + +
stimmlose + + + + + + +
Verschluss- + + + +
sprenglaute
Artikula- Verschluss- +
tionsart engelaute
Verschluss- + + + +
öffnungsl.
Engelaute + + + + + +
Zitterlaute +
Labiale + + + + +
Artiku- Koronale + + + + +
lator Mediale +
Dorsale + + +
Uvulare +
Lippenlaute + + + +
Zahnlaute + +
Alveolare + + + + +
Artikula- Nasale +
tions- Laterale +
stelle Postalveol.
Präpalatale +
Velare + + +
Uvulare +
Der Vorteil dieser Tabelle ist, dass sie jedem Konsonanten seine allseitige
Charakteristik gibt. Ihr Nachteil ist die Umständlichkeit: Sie enthält 22 Klassen.
Von vielen Merkmalen, die in der Tabelle enthalten sind, besitzt jeder Konsonant
nur vier (höchstens fünf), alle anderen Felder bleiben leer.
- 34 -
3.5. Klassifikation der Konsonanten nach phonologischen Oppositionen
Ein einfacheres, übersichlicheres System stellt die Klassifikation der Konsonanten
nach phonologischen Oppositionen dar. Bei diesem streng logischen Verfahren
werden durch Gegenüberstellung alle deutschen Konsonantenphoneme in Klassen
zusammengefasst, die von den vier relevanten Merkmalen dieser Phoneme
abgeleitet werden (s. Tab. 3.3). Dabei nimmt man von jedem Merkmal nicht alle
Möglichkeiten, die es bietet, sondern nur die wenigen, die für die
Gegenüberstellung dieses Konsonanten den anderen genügen.
Merkmale Oppositionen
1. Sonorität obstruent (Geräuschlaute) / nicht obstruent (Laute
ohne Geräusch, Sonore)
Fortis (stimmlose) / Lenis (stimmhafte)
2. Artikulationsart frikativ/nicht frikativ (Engelaute)
3. Artikulator koronal/nicht koronal (Vorderzungenlaute)
4. Artikulationsstell - vorn/nicht vorn (im vorderen Mundraum gebildet)
e - hinten/nicht hinten (im hinteren Mundraum gebildet)
- nasal/nicht nasal (die Luft entweicht durch den
Nasenraum)
- lateral/nicht lateral (die Luft entweicht durch die
Öffnungen an den Seitenrändern der Zunge)
- laryngal-pharyngal/nicht laryngal-pharyngal (im
Kehlkopf und Rachen gebildet)
Oppositionen p t k b d g f s ∫ x h v z m n ŋ l r j
obstruent + + + + + + + + + + + + + - - - - - +
fortis + + + - - - + + + + + - - - - - - - -
frikativ - - - - - - + + + + + + + - - - - - +
koronal - + - - + - - + + - - - + - + - + + -
vorn + + - + + - + + + - - + + + + - + + -
hinten - - + - - + - - - + + - - - - + - - -
nasal - - - - - - - - - - - - - + + + - - -
lateral - - - - - - - - - - - - - - - - + - -
laryngal - - - - - - - - - - + - - - - - - - -
Oppositionen p t k b d g f s ∫ x h v z m n ŋ l R j
konsonantisch + + + + + + + + + + - + + + + + + + -
dauernd (frikat.) - - - - - - + + + + + + + - - + + + +
anterior (vord.) + + - - + - + + + - - + + + + - + - -
koronal - + - - + - - + + - - - + - + - + - -
nasal - - - - - - - - - - - - - + + + - - -
lateral - - - - - - - - - - - - - - - - + - -
stimmhaft - - - + + + - - - - - + + + + + + + +
Das betrifft, z.B., die Konsonanten [j] und [h], denen von manchen Linguisten der
Konsonantenstatus genommen wird, weil sie nicht alle Merkmale typischer
Konsonanten besitzen: Sie sind an besondere Positionen im Wort gebunden und
dienen in der Sprache mehr als Anhänger für Vokale denn als richtige
Konsonanten. Das zeigt sich unter anderem darin, dass sie nur in Kombination mit
Vokalen in der Wörtern erscheinen, sonst nicht, z.B.: haben, verhindern, die Jacht,
jammern, jubeln usw.
- 36 -
T a b e l l e 3.6. Phonologische Oppositionen der deutschen Konsonanten
von T.A. Hall
p t k b d g f s ∫ x h v z m n ŋ l r j
Oppositionen
konsonantisch + + + + + + + + + + - + + + + + + + -
dauernd (frik.) - - - - - - + + + + + + + - - + + + +
anterior (vorn) + + - + + - + + + + - + + + + - + + -
koronal - + - - + - - + + - - - + - + - + - -
lateral - - - - - - - - - - - - - - - - + - -
stimmhaft - - - + + + - - - - - + + + + + + + +
Die strenge Logik der Klassifikation von N. Trubetzkoy fehlt jedoch diesen
neueren Darstellungen, denn manche Konsonanten, die sich deutlich voneinander
unterscheiden, haben in diesen Tabellen denselben phonologischen Gehalt (vergl.,
z.B. die Phoneme /s/ und /∫/, was in dem System von N. Trubetzkoy nicht vorkam.
Die Konsonanten kann man auch, genauso wie die Vokale, nach
universellen artikulatorisch-akustischen Merkmalen von R. Jakobson, M. Halle
und G. Fant klassifizieren. Dann gelten für sie dieselben akustischen und
artikulatorischen Sonoritäts- und Tönungsmerkmale, die für die Vokale auf S. 25-
26 angeführt sind.
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6. Problematisch vom phonologischen Standpunkt aus sind auch die so
genannten komplementär verteilten Phoneme – Phoneme, die fest an bestimmte
Positionen gebunden sind und nie in anderen erscheinen können: Das [h], z.B. ist
nur vor Vokalen im Wortanlaut oder Wortinlaut möglich, das [ŋ] – nur nach
kurzen Vokalen am Wortende: [haŋ], [zaŋ]. Dasselbe gilt auch für die
Konsonanten [z] und [j], die nur vor oder zwischen den Vokalen, am Wortanfang
oder im Wortinnern zur Geltung kommen: die Sonne, der Sand, besonnen, die
Jacht, bejahen.
Nach den phonologischen Regeln von N. Trubetzkoy gelten solche
Lautgebilde als Varianten eines Phonems. Demzufolge sollten [h] und [ŋ] oder [z]
und [ŋ] als Varianten desselben Phonems bewertet werden. Dabei weisen diese
Laute keinerlei akustische oder artikulatorische Ähnlichkeit auf. Ihre
phonologischen Merkmale sind auch absolut verschieden. Man sieht also, dass die
phonologischen Regeln nicht immer in der Praxis konsequent anwendbar sind.
7. Nicht eindeutig ist auch, wie oben behandelt, der phonologische Status
von den Sonoren, weil sie akustisch und funktional mehr den Vokalen ähneln als
den Konsonanten: Sie bestehen nur aus dem Ton und können Silben bilden.
Artikulatorisch sind sie aber richtige Konsonanten: Sie sind Hindernislaute,
verbinden sich leicht mit den Vokalen und bilden gemeinsam Silben, was für
richtige Vokale unmöglich ist. Das sind eben Grenzgebilde, eine Übergangsklasse
zwischen den Vokalen und Konsonanten, Phoneme, die zurzeit Merkmale der
beiden Klassen besitzen.
Diese und einige andere Probleme im Bereich der deutschen Konsonanten
warten auf weitere Lösungsvorschläge und junge Forscher mit neuen Ideen.
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4. LAUTMODIFIKATIONEN IM REDESTROM UND LAUTWECHSEL
- 41 -
die regressive, wenn wir mit der Rückwirkung zu tun haben: du hebst
[du´he:pst]. Sie ist im Deutschen weniger verbreitet als im Russischen;
die gegenseitige (reziproke), wenn das erste Element das zweite
modifiziert und gleichzeitig der zweite Laut den ersten verändert:
hängen. In diesem Fall verschiebt der Hinterzungenkonsonant [g] die
Artikulation des alveolaren [n] nach hinten, und gleichzeitig nimmt der
Verschlussöffnungslaut [n] dem Verschlusssprenglaut [g] die Sprengung;
die doppelseitige (bilaterale), wenn ein Laut von den beiden Seiten, von
links und von rechts, beeinflusst wird: der Alkohol: Der Hauchlaut wird
in diesem Fall durch zwei Vokale, den linken und den rechten, stimmhaft
gemacht.
Nach dem G r a d der Lautmodifikation unterscheidet man die
volle (totale) und
partielle Assimilation.
Bei der totalen Assimilation gleicht der stärkere Laut den schwächeren
völlig an: kumber – Kummer; in + materiell = immateriell. Bei der partiellen
Assimilation wird der schwächere Laut zwar modifiziert, doch nicht völlig vom
stärkeren aufgeschluckt: das Glas.
Was die M e r k m a l e angeht, die durch die Koartikulation aufgehoben
werden können, so spricht man von der
Assimilation der Stimmhaftigkeit (Entstimmlichung), wenn die stimmhaften
Konsonanten in manchen Positionen stimmlos werden: die Berge – die
Bergkette ['bɛrkkɛtə],
Assimilation der Artikulationsart, wenn sich die Artikulationsart des
Konsonanten ändert: zimber = Zimmer: Der Verschluss wird nicht mehr
gesprengt; aus dem Verschlusssprenglaut [b] entsteht der nasale
Verschlussöffnungslaut [m], oder
Assimilation der Artikulationsstelle: Der beeinflusste Laut bekommt eine
neue Artikulationsstelle: in + mobil = Immobilien, und der alveolare
Konsonant [n] verwandelt sich in den bilabialen Lippenlaut [m].
Mit Hinblick auf die K l a s s e n v o n L a u t e n , die sich beeinflussen,
unterscheidet man:
die Assimilation, bei der Laute gleicher Klasse einander modifizieren
(Vokale die Vokale und Konsonanten die Konsonanten: Vokalharmonie,
partielle Entstimmlichung der Konsonanten) und
die Akkommodation, bei der Vokale und Konsonanten im Wechselspiel
stehen: Palatalisation, Labialisation usw.
- 42 -
4.3. Kombinatorische und positionsbedingte Lautmodifikationen
Alle Arten von Lautmodifikationen haben dieselben zwei Ursachen: Sie werden
entweder durch die Lautnachbarschaft oder durch die Position des Lautes im Wort
verursacht. Manchmal wirken die beiden Faktoren zusammen (z.B., bei der
Gemination).
Lautmodifikationen, die durch die Nachbarlaute im Redestrom entstehen,
werden k o m b i n a t o r i s c h genannt. Sie beziehen sich sowohl auf Vokale
als auch auf Konsonanten: Vokalharmonie, Labialisierung, Palatalisation usw.
Modifikationen, die durch die Veränderung der Position des Lautes im Wort
hervorgerufen werden, heißen p o s i t i o n e l l . Sie können dabei entweder durch
die Veränderung der Stellung des Lautes im Wort (Anlaut, Inlaut oder Auslaut)
oder durch die Verschiebung der Betonung zustande kommen: Auslautverhärtung,
Reduktion oder Dehnung der Vokale u.ä.m. Manchmal sind die beiden Faktoren
gleichzeitig im Spiel. Das erleben wir, z.B., bei dem festen Einsatz: Hier ist die
Stellung des Vokals im Wort wichtig (der Wortanlaut) und auch Betonung (eine
betonte Silbe). Dasselbe gilt auch für die Behauchung: Stimmlose Plosive werden
nur in betonten Silben am Wortanfang oder -ende behaucht gesprochen.
- 43 -
R e d u k t i o n (Raffung) der langen Vokale in unbetonten Silben: ´Uni –
Universi´tät; ´Bio – Biolo´gie;
leichte D e h n u n g der unbetonten Vokale am absoluten Wortende:
im Kino [o·], dein Foto [o·];
V o k a l i s i e r u n g des [r] nach langen Vokalen (vor allem im Auslaut,
aber auch im Inlaut: die Ehre, die Herde, die Erde -– []) und im Auslaut
in Verbindung mit dem reduzierten [ә]: bitter, unser – [ɐ] usw. und den
f e s t e r E i n s a t z der betonten Vokale am Silbenanfang: zu ’Ende,
er’öffnen, be’enden usw.
Zu den kombinatorischen Assimilationen der Konsonanten zählen:
A s s i m i l a t i o n d e r S t i m m h a f t i g k e I t : das sind;
A s s i m i l a t i o n d e r A r t i k u l a t i o n s s t e l l e : singen;
A s s i m i l a t i o n d e r A r t i k u l a t i o n s a r t: zimber = Zimmer;
N a s a l i s a t i o n der Konsonanten zwischen zwei Nasalen: finden;
G e m i n a t i o n – Zweigipfligkeit und Dehnung des Konsonanten an der
Morphem- oder Wortgrenze: kann nicht, dickköpfig. Es sei nochmals betont,
dass in diesem Fall die Position und die Nachbarschaft der Laute zusammen
im Spiel sind.
Positionell bedingt sind solche Konsonantenmodifikationen wie:
die A u s l a u t v e r h ä r t u n g (das Auslautgesetz), d.h. die
Entstimmlichung stimmhafter Konsonanten am Morphemende: Berge –
Ber[k]; halbe – hal[p];
die A s p i r a t i o n (Behauchung) – stark behauchte Aussprache der
stimmlosen Anfangs- und Endplosive in betonten Silben: tut, Kessel;
Die wichtigsten Akkommodationsarten sind:
die L a b i a l i s i e r u n g – gerundete Artikulation der Konsonanten durch
den Einfluss der labialisierten Vokale: das Bºuch, die T ºücher, die K ºugel;
die P a l a t a l i s i e r u n g – Verschiebung der Artikulationsstelle in
Richtung harter Gaumen durch die Vokale der vorderen Reihe: Küche,
Kirche, ging, der Dienst;
die V e l a r i s i e r u n g – Verschiebung der Artikulationsstelle des [ç]-
Lautes nach hinten durch die hinteren Vokale: Kü[ς]e – Ku[x]en; Kö[ς]e –
ko[x]en, Brü[ς]e – gebro[x]en.
- 44 -
Zur Bezeichnung der regelmäßigen Lautmodifikationen werden in der
Transkription spezifische – diakritische – Zeichen verwendet. Sie bezeichnen
konkrete Eigenschaften jedes Lautes: [a:], [a·], [bº] usw.
blind
- 47 -
Sie ist die kleinste natürliche Sprech- und Wahrnehmungseinheit der
Sprache, d.h., wir können ohne Schwierigkeiten den Text in Silben
skandieren und den skandierten Text mühelos verstehen.
Sie ist der kleinste Rhythmusträger der Sprache, d.h., bestimmte
Kombinationen von betonten und unbetonten Silben rhythmisieren den
Redestrom.
Die Silbe zeigt alle möglichen Phonemkombinationen in der Sprache.
5.4. Silbentypen
Die Sprachen der Welt kennen nur zwei Silbentypen:
o f f e n e Silben, die mit einem Vokal enden (da, Schu-le, To-re) und
g e s c h l o s s e n e Silben, die mit einem oder mehreren Konsonanten
ausgehen: das, uns, Obst usw.
Neben diesen Grundtypen unterscheidet man die so genannten
p o s i t i o n e l l g e s c h l o s s e n e n Silben, d.h. an sich offene
Strukturen, die aber in einigen Positionen, bei der Formveränderung des
Wortes, durch die Konsonanten geschlossen werden: ge-hen, aber: du gehst
– er geht; schla-fen, aber: du schläfst – er schläft; Tü-ren, aber: die Tür.
Positionell geschlossene Silben können bei der Formveränderung geöffnet
werden: du hebst – he-ben; Meer – Mee-re; er steht – ste-hen usw., deshalb
sind die Vokale darin lang.
Der Unterschied zwischen den geschlossenen und positionell geschlossenen
Silben ist sehr wichtig für das Deutsche, denn der Silbentyp regelt im Deutschen
die Vokaldauer: In offenen und positionell geschlossenen Silben werden die
Vokale lang gesprochen, während sie in richtig geschlossenen Silben kurz sind: er
geht [ge:t], schläft [∫lε:ft], trägt [trε:kt], aber: du schaffst, bist, sprichst.
Die offenen und geschlossenen Silben sind in den Sprachen der Welt
unterschiedlich häufig vertreten. Die Tabelle 5.1. zeigt, dass Deutsch in diesem
Punkt unter vielen Sprachen eine Sonderposition einnimmt: Während in anderen
Sprachen offene Silben über die Hälfte aller Silben ausmachen, beträgt ihre Anzahl
im Deutschen kaum ein Drittel.
- 49 -
Für diese Distribution gibt es keine akzeptable linguistische oder historische
Erklärung. Die Sprachentwicklung der Kinder zeigt, dass alle Kinder der Welt
zuerst die offenen Silben produzieren. Das ist der älteste und leichteste Silbentyp.
Warum und wie die deutsche Sprache so viele geschlossene und
konsonantenreiche Silben entwickelt hat, kann heute niemand erklären.
Wir sehen, dass von den 23 fixierten Modellen im Deutschen nur 4 Modelle offen
sind, alle anderen enthalten bisweilen eine enorme Zahl von Konsonanten, von
einem bis sieben. Sie stehen gruppenweise sowohl vor dem Vokal, als auch
danach, vor allem aber danach.
- 50 -
Obwohl die deutsche Sprache so viele Silbenmodelle hat, gebraucht sie diese
Modelle nicht gleich oft: Von 23 Strukturen kann man nur zwei richtig
gebräuchlich nennen (s. Tab. 5.3): KVK und KV, die fast drei Viertel aller Wörter
umfassen (72,5%). Die Häufigkeit aller anderen ist sehr gering.
Die Tabelle zeigt, dass das häufigste Modell – es erfasst fast die Hälfte aller
Silben – das Modell KVK ist. Die Struktur KV kommt viel seltener vor, nur fast
jede vierte deutsche Silbe gehört zu diesem Typ. Das Modell VK wird in der
deutschen Sprache noch seltener, 3,5mal seltener gebraucht als KV, und der Anteil
aller anderen Strukturen liegt unter 4%. Man sieht folglich, dass von der großen
Vielfalt der Modelle nur wenige Strukturen richtig populär sind. Das bedeutet, dass
die Sprache viel mehr Potential hat, als sie es praktisch nutzt.
5.6. Probleme der Silbenbildung und Silbentrennung
Da die Silbe eine wichtige Rolle in der Sprache spielt, versuchen die
Wissenschaftler seit langem zu verstehen, wie die Silben gebildet werden, warum
in verschiedenen Sprachen verschiedene Silbentypen und -modelle verbreitet sind,
wie die Silben mit der Wortlänge verbunden sind und Ähnliches.
Für die Erklärung der Silbenbildung wurden zahlreiche Theorien aufgestellt,
jedoch keine davon ist richtig praktikabel: Jede hat eine bestimmte Erklärungskraft
und viele Schwächen. So wurde, z.B., die Silbenbildung mit der Atmung
verbunden (E. Sievers), mit der Muskelspannung (P. Fouchè und M. Grammon),
mit der Sonorität der Laute (O. Jespersen und W. Vietor), mit dem Öffnungsgrad
des Mundraums bei der Artikulation der Laute (F. de Saussure), mit dem
- 51 -
Spannungsbogen der Lautintensität (N.I. Shinkin). Nach einer allgemein
akzeptablen Erklärung dieses Phänomens wird jedoch weiter gesucht.
Während die Silbenbildung eine wichtige theoretische Frage ist, gehört die
Silbentrennung in jeder Sprache zu aktuellen praktischen Problemen. Mit dieser
Aufgabe wird jeder Sprachträger mehr oder weniger oft konfrontiert.
Das Problem der Silbenabgrenzung ist leicht gelöst in den Sprachen, die nur
offene oder viele offene Silben haben: Da liegt die Silbengrenze unmittelbar nach
dem Vokal. Diese Frage ist jedoch sehr schwer für das Deutsche, wo man
bestimmte Regeln für die Trennung mehrgliedriger Konsonantenketten braucht.
Problemlos ist im Deutschen die Abgrenzung der offenen Silben: Die
Silbengrenze liegt nach einem langen Vokal: O-fen, U-fer, Schu-le, Blu-me usw.
Stehen mitten im Wort zwei Konsonanten, gibt es auch hier keine großen
Schwierigkeiten: Die Silbengrenze liegt zwischen den beiden Konsonanten: fin-
den, Aus-gang, Gip-fel, Sil-be, Kin-der.
Komplizierter ist die Trennung von mehrgliedrigen Konsonantenketten: Ärz-
te oder Är-zte? Fens-ter oder Fen-ster? Fürch-test oder für-chtest? Konventionell
wird in diesen Fällen der letzte Konsonant abgetrennt, also: Ärz-te, fürch-test,
Fens-ter, Imp-fung, Kämp-fe usw. Zusammengesetzte Wörter werden jedoch nach
ihren Bestandteilen, nicht nach der Zahl der Konsonanten getrennt: Fahr- plan,
Feld-blume, Eis-klumpen.
Besonders schwierig ist die Silbentrennung in vielen deutschen Wörtern
nach den kurzen Vokalen mit einem nachfolgenden Konsonanten, denn dieser
Konsonant wird auf zwei Silben zerrissen: kom-men, Hem-mung, tren-nen. Die
deutsche Orthographie hat dafür in den meisten Fällen die Doppelschreibung des
Konsonanten. Diese Doppelschreibung könnte leicht den Eindruck erwecken, dass
der Konsonant lang ausgesprochen wird. Das ist aber im Deutschen nicht der Fall:
Der Konsonant ist kurz. Zwei Buchstaben dienen nur dazu, seine Teilung auf zwei
Silben zu ermöglichen. Das ist nur ein orthographisches Ausweichmanöver in
einer heiklen Situation, wo man sonst einen Buchstaben halbieren müsste.
K2 r l n v m p t f s
K1
∫ + + + + + + +
k + + + +
g + + +
p + + +
b + +
f + +
t + +
d +
- 53 -
T a b e l l e 5.5. Dreigliedrige Phonemkombinationen am Wortanfang
(nach G. Meinhold)
K1 sv fr fl pr pl tr
K2
t +
p + +
∫ + + +
- 55 -
bestehen, bezeichnet man als heteromorphemisch: Tisch+es, Auto+s, Un+fall,
be+zeichn+en.
6.6. Prosodische Mittel der Sprache aus akustischer und perzeptiver Sicht
Physikalisch ist unsere Rede ein Strom von Schallwellen, deshalb haben die
Sprechlaute alle akustischen Eigenschaften einer Welle:
die Z e i t , die wir als Dauer wahrnehmen;
die F r e q u e n z , d.h. Zahl der Schwingungen pro Sekunde, die wir als
Tonhöhe hören;
die A m p l i t u d e (Intensität) oder Schwunghöhe der Schallwelle, von der
die auditive Lautstärke abhängt.
Diese drei akustischen Mittel werden prosodische Sprachmittel (auch:
Suprasegmentalia) genannt. Sie bilden in verschiedenen Kombinationen die obere
phonetische Ebene, die einzelne Laute ergänzt, verbindet und aus ihnen Silben,
phonetische Wörter, Syntagmen und Texte aufbaut.
Wir produzieren beim Sprechen akustische Schallwellen und schicken sie an
unsere Sprechpartner. Die akustischen Wellen erreichen das Ohr des Hörers,
verwandeln sich dort in Nervenimpulse und werden ins Gehirn geleitet. Das
Gehirn verarbeitet sie, und der Hörer nimmt sie perzeptiv (auditiv) als Lautdauer,
Tonhöhe und Lautstärke wahr. Laufende Veränderungen dieser Mittel im
Redestrom modifizieren die Silben und können die Bedeutung des Wortes oder des
Satzes verändern: ´modern – mo´dern. Hier! Hier? Hier.
- 60 -
6.8.3. Dynamische Verhältnisse zwischen den Silben
Die Wahrnehmung der Schallamplitude durch unser Ohr bezeichnet man als
L a u t s t ä r k e . Die Verteilung der Lautstärke im Wort hängt auch sehr eng mit
der Wortbetonung zusammen: Betonte Silben werden immer lauter gesprochen als
die unbetonten. Dabei gibt es ebenfalls keine festen Gesetze für die Verstärkung
der betonten Silbe: um 10%, 20% oder 200%. Die relative Verstärkung genügt,
damit wir die Silbe als hervorgehoben wahrnehmen.
Der zweite wichtige Faktor für die Wortlautheit ist die inhärente (eigene)
Lautstärke der einzelnen Laute: Selbstverständlich klingt das Wort alle lauter als
das Wort Ast, weil das erste Wort nur sonore Laute enthält, während zum zweiten
zwei stimmlose Konsonanten gehören. Nach der abnehmenden eigenen Lautstärke
bilden die Laute solch eine Reihe: Vokale – Sonanten – stimmhafte Konsonanten –
stimmlose Konsonanten.
- 62 -
7. PROSODISCHE MITTEL DER SPRACHE
- 64 -
Die rhythmischen Takte verknüpfen sich zu Segmenten, die Teilgedanken
zum Ausdruck bringen. Diese Segmente werden als Syntagmen (L.W. Schtscherba,
L.R. Sinder), Sinnschritte (O. von Essen), rhythmische Phrasen (S.M. Gaidučik),
Sprechtakte (O. Zacher) oder Akzenteinheiten (K.K. Baryschnikowa) bezeichnet.
Ihr wichtigstes phonetisches Merkmal ist eine verstärkte Betonung, die gewöhnlich
im letzten rhythmischen Takt liegt. Sie werden auch oft durch Pausen voneinander
getrennt, damit der Hörer ihren Inhalt besser verarbeiten kann. Syntagmen sind die
kleinsten sinntragenden Redesegmente, sie beinhalten Teile einen Gedankens.
Die wichtigsten Segmente der Rede sind jedoch Einheiten, die ganze
Gedanken – Urteile über die Welt – ausdrücken. Für ihre Benennung gibt es in der
Sprachwissenschaft ebenfalls einige Termini: Äußerungen (K. Mathesius),
Aussprüche (O. von Essen), Phrasen (S.M. Gaidučik). Ihre phonetischen Marken
sind: die Hervorhebung des sinnwichtigsten Wortes (Schwerpunkt), auch die
Endpause, die dem Hörer eine kurze Zeit zur Entspannung signalisiert.
Äußerungen fügen sich zu Texten zusammen – Folgen von Aussprüchen,
die einen logischen, thematischen und formellen Zusammenhang aufweisen. Mit
Texten werden ganze Situationen beschrieben.
Prosodische Mittel beteiligen sich aktiv an der Gestaltung aller
hierarchischen Segmente des Textes.
- 66 -
7. 7. Prosodem als sprachliche Einheit suprasegmentaler Ebene
Die Prosodie hat, genauso wie der Laut, wesentliche, relevante Merkmale, die für
den Sinn der Äußerung entscheidend sind, und begleitende, nebensächliche, die
Informationen über etwas anderes bringen, den Sinn des Redesegments jedoch
nicht beeinflussen: Hier bleiben? Hier bleiben!
Im ersten Fall haben wir eine Vermutung, wo für den Sinn die Tonbewegung
relevant ist. Die Länge der Pause oder das Tempo verändern den Sinn der
Äußerung nicht.
In der zweiten Äußerung haben wir einen Befehl. Für seine gestaltung ist
nicht nur die fallende Tonführung wichtig, sondern auch ein großes tonales
Intervall und die steile Bewegung des Tons nach unten. Erst dann hören wir einen
Befehl, nicht eine Bitte.
Die Gesamtheit von prosodischen Merkmalen, die für den Sinn der
Äußerung relevant sind, bezeichnet man als P r o s o d e m. Das ist die
suprasegmentale Struktur, die genug und notwendig ist, um gesprochene Texte
sinngemäß zu gestalten und entsprechend zu verstehen.
Keine Sprache der Welt hat zurzeit eine volle Liste von Prosodemen. Ihre
Entwicklung ist eine Herausforderung für die Phonologen und Phonetiker der
Gegenwart und Zukunft. Diese Liste ist dringend notwendig, wenn der Mensch
den künstlichen Intellekt entwickeln will, wenn er den Computer lehren will,
mündliche Texte zu produzieren und zu verstehen.
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Wo gehst du hin? – Nach Hause. (Mitteilung)
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Die Melodie bringt Gefühle zum Ausdruck (die expressive Funktion): Ärger,
Zorn, Freude, Niedergeschlagenheit usw.:
Mein Vater, mein Vater, und siehst du nicht dort
Erlkönigs Töchter am düsteren Ort? (Angst)
Sie drückt die subjektive Modalität aus (die modale Funktion): Sicherheit,
Zweifel, Nachdruck, Ablehnung usw.:
Die Tonhöhe beteiligt sich auch an der Akzentuierung der Silben: Betonte
Silben werden höher oder tiefer gelegt als unbetonte.
Um diese vielseitigen Aufgaben zu erfüllen, hat die Melodie zwei wichtige
Instrumente:
Richtung der Tonhöheveränderungen und
Tonhöhenintervalle, d.h., die Größe des Tonanstiegs oder Tonfalls in der
Silbe im Vergleich zu ihrer Umgebung.
Sprachlich relevant sind drei Richtungen der Melodie: der Tonfall (die
terminale Melodie), der Tonanstieg (die interrogative Melodie) und die
schwebende (progrediente) Melodie, die weder wesentlich nach oben, noch
deutlich nach unten geht, sondern in der Schwebe stagniert.
Da die phonologische Beschreibung der phonetischen Objekte auf
Oppositionen beruht, versuchen die Wissenschaftler auch die prosodische Ebene in
diesen Begriffen zu beschreiben. Bei dem Versuch, die Melodiebewegungen in
phonologischen Oppositionen zu präsentieren, hat G. Meinhold folgende Kontraste
bekommen (s. Tab. 8.1, S.70).
Die Tabelle zeigt, dass für die Zusammenfassung dreier Melodierichtungen
zwei Oppositionen genügen: Zuerst wird die terminale Melodie (Intonem 1) den
beiden anderen Typen gegenübergestellt (Intonem 2). Innerhalb des Intonems 1
unterscheidet Prof. G. Meinhold zwei weitere Möglichkeiten: Der Ton steigt nicht
sehr hoch an (Es regnet.) : _______ oder hoch (Es regnet!) : _________ .
Danach fällt er in beiden Fällen. Im ersten Fall (Intonem 1a) hören wir sachliche
Information, im zweiten (Intonem 1b) – emotionelle, gefühlsbetonte Information.
Das distinktive Merkmal ist die Größe des Intervalls: Bei der emotionellen
Information ist es wesentlich größer als bei der sachlichen. Bei der Wiedergabe der
modalen Schattierungen der Rede spielt das Intervall auch eine große Rolle.
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T a b e l l e 8.1. Melodische Oppositionen von G. Meinhold
Wenn die Melodie nach unten geht, wenn die vorhergehende Silbe höher
liegt als die folgende, spricht man vom positiven Intervall. Liegt aber die folgende
Silbe höher als die vorhergehende, hat man mit einem negativen Intervall zu tun
(Intonem 2a). Mit dieser Melodie bewegt der Sprecher seinen Partner zu einer
Reaktion, zu einer Antwort:
´Wenn wir auf das Pro´blem ´´tiefer eingehen,// ´´sehen wir,// das es ...
Das Intonem 1a wird bei ruhigem, sachlichem Sprechen und in sachlichen
Aufforderungen gebraucht: ´´Geben Sie mir das bitte!
Das Intonem 1b hat Platz in Ausrufen und strengen Aufforderungen, auch in
Kommandos: So´fort zu´´´rück! Wie´´´ schade!
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Das Intonem 2a wird gebraucht zum Ausdruck von Ungeduld, Zweifel,
Höflichkeit, Warnung, Trost, Drohung, Angst usw.:
Dabei wurde festgestellt: Je stärker die Emotion oder Modalität ausgeprägt ist,
desto höher geht der Ton.
Aufgabe des Intonems 2b ist Markierung der Nichtabgeschlossenheit
in weiterweisenden Syntagmen.
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So enthält eine normale, ohne besonderes Gefühl gesprochene Äußerung drei
bis vier Hierarchiestufen von Satzbetonungen: Schwerpunkt, (syntagmatische
Betonung, die in kurzen Aussprüchen fehlt), rhythmische Betonung und unbetonte
Hilfswörter.
Der Schwerpunkt liegt in der Regel am Ende des Ausspruchs:
Wer in einem ´´Glashaus sitzt, /sollte nicht mit ´´´Steinen werfen.//
Emotional gesprochene Texte werden aber anders akzentuiert: Neben dem
Schwerpunkt am Ende des Ausspruchs können in einzelnen Äußerungen andere
wichtige Begriffe stark hervorgehoben werden, so dass der Ausspruch mehrere
inhaltliche Zentren, einige starke Betonungen hat:
Ge´´´sehen habe ich ihn ´´nie.
Im ´´´Anfang war das ´´´Wort. (Bibl.)
Dein ´Schlüssel liegt nicht ´´´in der Tasche, sondern ´´´unter der Tasche.
Solche Satzbetonungen werden emphatisch, kontrastiv, Nachdrucksbetonung,
Überbetonung oder auch Fokus genannt. Sie verleihen dem Text Expressivität,
größere Ausdruckskraft.
Es gibt im Redestrom manchmal Betonungen, die keinen inhaltlichen Wert
haben und nur aus rhythmischen Gründen gesetzt werden. Das geschieht, wenn im
Ausspruch lange unbetonte Silbenketten entstehen:
... und ´als wir dann vor einem ´´Käfig standen, ...
´Willst du mich noch zu ´´Hause antreffen,/ ´musst du dich be´´´eilen.
´Wenn wir uns nicht mehr ´´sehen sollten, ...
Rhythmische Betonungen in diesen Beispielen haben keinen inhaltlichen Wert. Sie
erleichtern bloß dem Sprecher die Produktion des Textes, denn es ist nicht leicht,
eine lange Silbenfolge in gleicher Tonlage zu halten.
Die Satzbetonungen im Ausspruch sind von der Melodiebewegung nicht zu
trennen. So bildet die Reihenfolge von Satzbetonungen, die melische Hebungen
und Senkungen verursachen, die so genannte akzent-rhythmische Struktur des
Ausspruchs mit ihren drei Teilen:
der Silbenfolge vor der ersten betonten Silbe, die Vorlauf genannt wird,
der Silbenkette zwischen der ersten und letzten Satzbetonung, die Binnenlauf
oder rhythmischer Körper heißt, und
den unbetonten Silben nach der letzten Satzbetonung (Nachlauf):
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Für die Melodiebewegung im Ausspruch sind immer die letzte betonte Silbe
und die nachfolgenden unbetonten Silben sehr wichtig: Hier steigt oder fällt der
Ton, was für den Sinn des Ausspruchs entscheidend ist. Dieses Segment des
Ausspruchs wird Endphase oder Kadenz genannt:
Kommst du ´´´mit in den Lesesaal?
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Rhythmustragend sind in der Rede die rhythmischen Takte von
verschiedener Struktur – Folgen von einer betonten und einigen unbetonten Silben,
die sich von links oder rechts an die betonte anhängen. Man unterscheidet einige
Arten von rhythmischen Takten:
s t e i g e n d e Takte, die mit einer oder einigen unbetonten Silben beginnen
und mit einer betonten Silbe enden, d.h., die Spannung wächst von den
unbetonten Silben zur betonten: - ´-/ - - `- : Der ´Mann / ging am ´´´Stock.;
f a l l e n d e , die mit einer betonten Silbe beginnen und mit unbetonten
enden: `- - - : ´Regelmäßige / ´Wiederkehr / der ´starken / ´´Silben //
´schafft / den ´´´Rhythmus. Die Spannung sinkt in diesen Takten nach der
betonten Silbe;
s t e i g e n d – f a l l e n d e , wenn die akzentuierte Silbe in der Mitte des
Taktes liegt: - `- - : Die Spannung wächst zuerst, dann sinkt sie:
Am ´Vortage / des ´Unfalls / amü´´´sierte sich die Stadt.
In jeder Sprache überwiegen die einen oder anderen Strukturen, überwiegen
kürzere oder längere Takte. Die Akzentstruktur der Sprache verursacht das. Jede
Sprache hat einen besonderen Akzenttyp, bestimmte Wortlänge. Auf dieser
Grundlage entsteht der statische (formelle) Rhythmus der Sprache – ihr metrisches
Fundament. Dieser Rhythmus hängt nicht vom Inhalt des Textes ab, er wird dem
Text durch die Sprache, durch ihr System aufgezwungen. Typische Merkmale des
deutschen statischen Rhythmus sind, z.B., deutliches Überwiegen von vier- und
fünfsilbigen Takten sowie eine große Anzahl steigend-fallender rhythmischer
Takte: Sie machen mehr als die Hälfte aller Takte in jedem Text aus. Dieser
Rhythmus bildet die formelle Struktur des Textes.
Im Text ist aber der Inhalt wichtiger als die Form. Der Sinn differenziert die
Takte nach dem Wert und nach der Stärke: Er hebt manche Takte hervor und
schwächt die anderen ab. So entsteht der dynamische Rhythmus, der den statischen
überlagert und modifiziert:
Tiefe ´´Stille herrscht im Wasser,
Ohne ´´Regung ´liegt das ´´´Meer.
Träger des dynamischen Rhythmus sind Syntagmen, denn innerhalb von
Syntagmen werden die Takte nach ihrer Schwere abgewogen.
Im dynamischen Rhythmus unterscheidet man zwei verschiedene
Rhythmisierungsarten: Man kann jeden Takt gleich stark betonen, jedem dieselbe
Wichtigkeit beimessen: Wir ´´sind /auf ´´dieses/ ´´Geld /´´nicht/ ´´angewiesen.
Dieser Rhythmus wird in der Linguistik podisch oder isolierend genannt, denn er
trennt, isoliert jeden Takt von dem anderen. Solche Sprechweise bringt viele
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Informationen herüber, ist aber schwer für die Wahrnehmung: Der Hörer muss die
ganze Information allein verarbeiten, er bekommt von dem Sprecher keine
Hinweise, was für den Inhalt wichtig und was nebensächlich ist.
Eine andere Möglichkeit bietet der dipodische oder integrierende Rhythmus:
Der Sprecher differenziert die Takte nach der Wichtigkeit. Der Hörer merkt das an
der Betonungsstärke und weiß, was wichtig und was zweitrangig für den Inhalt ist.
Er orientiert sich an starken Betonungen wie an Meilensteinen: Er überhört das
Nebensächliche, nimmt nur das Wichtige auf. Das erleichtert ihm die Verarbeitung
von Informationen. Ein Teil der Informationen geht dabei natürlich verloren, aber
das Verstehen solcher Texte ist wesentlich leichter als die Wahrnehmung der
Passagen mit gleich starken Betonungen, mit podischem Rhythmus, wo alles
gleich wichtig dargeboten wird.
Keine von diesen Rhythmisierungsarten ist schlecht oder falsch. Für
verschiedene Anlässe kann man die eine oder die andere Form wählen, wenn man
versteht, was dadurch gewonnen wird und was verloren geht.
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Wesentliche e x t r a l i n g u i s t i s c h e Faktoren, die das Tempo
beeinflussen, sind:
Wert der Information: Wichtige Informationen werden langsamer
herübergebracht als nebensächliche;
Kompliziertheit des Inhalts: Schwerer Inhalt wird langsamer dargelegt als
einfacher;
Beziehungen zwischen den Sprechpartnern: In einer offiziellen Situation
wird langsamer gesprochen als in einer inoffiziellen;
Emotionalität der Rede: Einige Gefühle verlangsamen das Tempo (Trauer,
Niedergeschlagenheit), andere beschleunigen es (Freude, Zorn, Aufregung);
allgemeines Lebenstempo: Wir sprechen im 21. Jahrhundert im Allgemeinen
schneller, als unsere Vorfahren im 18. oder 19. Jahrhundert das getan haben;
Mentalität der Nation: Südländer, z.B. Italiener oder Spanier, sprechen
gewöhnlich schneller als Nordländer (Schweden, Finnen, Norweger).
Das Tempo kann von Situation zu Situation und vom Sprecher zum Sprecher
wesentlich variieren. Wichtig ist, dass es immer angemessen ist.
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den Redestrom in kleinere Segmente zu trennen, denn am Ende jedes
Sprechsegmentes klingt die Stimme etwas leiser als an seinem Anfang;
Gefühle auszudrücken, denn viele Emotionen machen unsere Stimme laut:
Zorn, Wut, Aufregung usw.
Alle die Lautstärke modifizierenden Faktoren kann man, wie beim
Sprechtempo, in linguistische und extralinguistische trennen. Zu den l i n g u i -
s t i s c h e n Faktoren gehören:
die inhärente (eigene) Lautheit der Segmente, die den Ausspruch füllen:
Alle Namen stehen auf der Teilnehmerliste.;
Position des Segments im Redeabschnitt: Der Anfang ist immer lauter als
das Ende.
Von den e x t r a l i n g u i s t i s c h e n Faktoren, die die Lautstärke
beeinflussen, kann man nennen:
die kommunikative Wichtigkeit des Segments: Wichtige Abschnitte
werden lauter gesprochen als zweitrangige;
die Individualität des Sprechers: Es gibt Menschen, die von Natur aus
eine laute oder eine leise Stimme haben;
äußere Umstände: Ruhe oder Lärm im Raum, Zahl der Zuhörer,
Raumgröße usw.;
Beruf: Lehrer, z.B., sprechen immer lauter als Ärzte oder Apotheker.
Wichtig beim Sprechen ist, dass wir unsere Lautstärke stets ändern, sie der
Situation anpassen.
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a) Er schenkte den Ring der Tochter/ seiner Freundin.
Er schenkte den Ring / der Tochter seiner Freundin.
b) Der Angeklagte sagte,/ der Richter sei verrückt.
Der Angeklagte,/ sagte der Richter,/ sei verrückt.
c) Der brave Mann/ denkt an sich selbst zuletzt.
Der brave Mann denkt an sich, / selbst zuletzt.
Pausen kann man nach verschiedenen Prinzipien klassifizieren, und die
Wissenschaft kennt einige Pausenklassifikationen.
Auf der physiologischen Grundlage unterscheidet man Pausen zum Einatmen
und Pausen ohne Einatmen. Pausen zum Einatmen gliedern den Redestrom, geben
dem Sprecher Zeit zur Redeplanung. In dieser Zeit versorgt der Redner seine
Lunge mit Luft. Pausen ohne Einatmen spielen nur die delimitative und
strategische Rolle.
Sprechpausen sind unterschiedlich lang. Nach ihrer Länge unterscheidet man
überkurze (unter 100 msek.),
kurze (100-250 msek.),
mittellange (250-500 msek.),
lange (500-1000 msek.) und
überlange Pausen (über 1 Sekunde).
Ungefähr so werden die Redeunterbrechungen von unserem Ohr bewertet.
Von allen Klassifikationen der Pausen ist für die Linguistik ihre Gliederung
nach sprachlichem Wert am wichtigsten, d.h. die Einteilung der Pausen nach ihrer
Rolle in der Sprache. Von diesem Standpunkt aus unterscheidet man syntaktische
und nichtsyntaktische Pausen (Hesitationen).
S y n t a k t i s c h e Pausen liegen an der Grenze syntaktischer Einheiten
und trennen den Text in Sinnesabschnitte, z.B.: Die Musik / verzauberte den
Raum.// Sie war die Südwind,/ wie eine warme Nacht, / wie ein gebauschtes Segel
unter Sternen,/ ganz und gar unwirklich,/ diese Musik/ zu „Hoffmanns
Erzählungen“. // (E.-M. Remarque). Dadurch erleichtern diese Pausen dem Hörer
das Verstehen des Textes.
N i c h t s y n a k t i s c h e Pausen erscheinen an falschen Stellen im Text.
Sie zerreißen ihn, erschweren die Wahrnehmung des Inhalts und nerven den Hörer:
Sie sind ... sie ist später gekommen und ...e-e-e-e ... hatte kein ... e-e-e- ... keine
Dokumente mit.
Hesitationen zeugen von der Unsicherheit des Sprechers, von seinen
geringen rhetorischen Fertigkeiten und sind nach Möglichkeit zu vermeiden.
Besonders ärgert sich der Hörer über nichtsyntaktische Pausen, die mit
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verschiedenen Lauten (e-e-e-e, m-m-m-m, a-a-a-a usw.) gefüllt sind. Diese
Einschübe sind in erster Linie aus der Rede zu verbannen.
Syntaktische Pausen trennt man in gliedernde (Endpausen) und verbindende
(Zäsuren). Zäsuren trennen die Teile der Aussprüche und sind mit Spannung
gefüllt. Die Endpausen signalisieren dem Hörer eine kurze Entspannung, weil die
Information provisorisch zu Ende ist.
Syntaktische Pausen sind beim Sprechen absolut notwendig und in jeder
Rede willkommen. Nichtsyntaktische Pausen müssen nach Möglichkeit gemieden
werden.
- 80 -
äußere Umstände des Sprechaktes (Zahl der Hörer, Raumgröße usw.).
Alle diese Faktoren beeinflussen mehr oder weniger sowohl die Wortwahl,
als auch den Klang der Stimme: Wir sprechen in jeder Situation lauter oder leiser,
langsamer oder schneller, artikulieren deutlicher oder lässiger, betonen mehr oder
weniger Wörter. Das alles erhöht oder mindert die Ausdruckskraft unserer Rede,
gehört deshalb zu der Phonostilistik.
Vortrag
Hochsprache gehobener Vortrag
Sprache gehobene Stufe
Umgangssprache mittlere Stufe
niedrige Stufe
Für S.M. Gaidučik waren auch einige Faktoren von Bedeutung: der
Lebensbereich, in welchem die Sprache funktioniert, und Beziehungen zwischen
den Sprechpartnern. Von diesem Standpunkt aus machte er einen Unterschied
zwischen drei Ebenen in dem offiziellen Verkehr (Feierrede, wissenschaftliche
Rede und offizielle sachliche Kommunikation) und zwei Ebenen in der
inoffiziellen Umgangssprache: alltägliche Umgangssprache und familiärer Stil.
Schematisch sieht das folgenderweise aus:
Feierrede
offiziell wissenschaftliche Rede
Beziehung offizielle sachliche Rede
inoffiziell ungezwungene Umgangssprache
familiäre Umgangssprache
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9.4. Phonostilistische Mittel
9.4.1. Das Ausdruckspotential der Stimme
Jede Sprache besitzt recht viele Klangmittel, die wirksam eingesetzt werden
können, um die Wirkung des Wortes zu erhöhen. Dazu gehören:
die Stimme selbst, die vielseitige Informationen dem Hörer bietet:
a) über den Sprecher: über sein Geschlecht, manches über sein Alter (Kind
oder Erwachsener), über das Temperament, den körperlichen und
psychischen Zustand – das alles sind Aspekte, die für die
Kommunikation von Bedeutung sind;
b) über die Absicht des Sprechers: will er den Hörer über etwas informieren,
fordert er etwas, droht er, bittet er oder empfiehlt er etwas;
c) über seine Gefühle, sein Verhalten zum Inhalt des Textes sowie zum
Hörer;
Variationen der prosodischen Gestaltungsmittel: Tempo, Gliederung des
Textes durch Pausen, Betonung, Lautstärke, Melodiesprünge usw.;
Artikulation, die in offiziellen Situationen genauer und deutlicher ist als in
inoffiziellen. Die lässige Artikulation verursacht eine größere Zahl von
Lautvariationen in inoffiziellen Gesprächen im Vergleich zu den offiziellen.
Das alles sind phonetische Mittel, die jeder von uns regelmäßíg im
Sprachverkehr verwendet.
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auf dem Grabstein von Herder; oder: „Zeitung zeigt Zähne“ heißt ein
Artikel in dem „Handelsblatt“.
Eine eindeutige Antwort auf viele Fragen in diesem Bereich –
welche Bedeutung welchen Lauten zukommt, ob die Laute überhaupt
eigene Bedeutungen haben, ist diese Bedeutung universell oder
spezifisch für jede Sprache – eine Antwort auf diese Fragen gibt es heute
noch nicht, obwohl sich viele Forscher damit beschäftigen.
2. Lautmalerei (Onomatopoesie) werden Wörter genannt, die als
Nachahmung der Naturgeräusche entstanden sind (miauen, zischen,
knurren, rauschen, lallen, summen usw.) oder als Wiederholung
tierischer Laute: der Wau-wau, der Kuckkuck, ki-ke-ri-ki usw. Das sind
sehr alte Lexeme, sie sind vermutlich als erste Wörter menschlicher
Sprache entstanden, als motivierte Sprachzeichen. Sie werden oft in der
Kindersprache verwendet.
3. Phonetische Wiederholungen, die in verschiedenen Formen bestehen: Es
werden Vokale oder Konsonanten, einzelne Laute oder ihre Verbindungen
wiederholt. Die wichtigsten davon sind:
a) die Alliteration (der Stabreim) – Wiederholung anlautender Konsonanten
in mehreren Wörtern: „Milka macht müde Männer munter“ wirbt die Schweizer
Schokolade für ihr Produkt. Bekannte Dichter machen gern davon Gebrauch:
Всяк, кто вольно Отчизну покинул,
Волен выть на вершинах веков. (В. Набоков)
Веками, веками, Свинцовые веки
Сверкала, взводила, Смеженные
Горбачусь из серого камня Видят
Сивилла. В сей нищенской жизни –
Свинцовые веки Лишь час величавый.
Смежились – Из серого камня – гляди –
Не выдать. Твоя слава. (М. Цветаева)
Wurzeln der deutschen Alliteration liegen in der altgermanischen Dichtung.
Dieses phonetische Mittel hat zahlreiche Spuren in der deutschen Phraseologie
hinterlassen: mit Stumpf und Stiel ausrotten, mit Haut und Haaren jemanden
fressen, hoch und heilig versprechen, mit Kind und Kegel ziehen usw.
b) Assonanz heißt in der Stilistik Wiederholung von betonten Vokalen in
mehreren Wörtern: Komm, liebes Kind, komm, geh mit mir! Gar schöne Spiele
spiel ich mit dir (J.W. von Goethe).
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Die Wirkung der Assonanz verbindet man oft mit Lautsymbolik – der
positiven Wirkung auf unsere Psyche der vorderen Vokale und dem negativen
Einfluss auf unsere Psyche der Hinterzungenvokale:
Erreicht den Hof mit Müh und Not –
In seinen Armen das Kind war tot. (J.W. von Goethe).
Dieser Zusammenhang muss jedoch überzeugend nachgewiesen werden.
c) Der Reim ist Wiederholung der Endsilben in den Verszeilen:
Tiefe Stille herrscht im Wasser,
Ohne Regung liegt das Meer.
Und bekümmert sieht der Schiffer
Glatte Fläche ringsumher. (J.W. von Goethe).
Werden betonte Endsilben wiederholt, so spricht man vom männlichen
Reim: ´Meer – um´her. Wenn unbetonte Endsilben sich reimen, entsteht der
weibliche Reim: ´Wasser –´Schiffer. Man findet ihn milder als den männlichen.
Den Reim nennt man rein, wenn die Laute in sich reimenden Silben völlig
übereinstimmen:
Es erklingen alle Bäume
Und es singen alle Nester.
Wer ist der Kapellenmeister
In dem grünen Waldorchester? (H. Heine)
Wenn das nicht geschieht, haben wir einen unreinen Reim: Wasser – Schiffer.
Gleich lautende Silben können in zwei unmittelbar nacheinander folgenden
Zeilen liegen (aa, bb – Paarreim). Sie können durch eine Zeile voneinander
getrennt sein (ab, ab – Kreuzreim). Sie können die ganze Strophe umfassen (abba –
umschließender Reim) oder innerhalb der Strophe paarweise gruppiert sein (aa, bb,
cc – Schweifreim).
Der Reim macht die Rede wohllautend und erleichtert dem Leser oder Hörer
die Wahrnehmung des Textes. Sein Anwendungsgebiet ist die Poesie.
d) Als Versfuß bezeichnet man die rhythmische Grundlage der poetischen Rede
– Wiederholung der betonten Silben nach der gleichen Zahl von unbetonten, z.B.
in diesen Zeilen von H. Heine:
Wenn ´ich an ´deinem ´Hause So ´freut’s mich, du ´liebe ´Kleine,
Des ´Morgens vo´rüber´geh, Wenn ´ich dich am ´Fenster ´seh.
Die Silbenketten können dabei von verschiedener Länge sein. Die
gebräuchlichsten sind die zwei- und dreisilbigen Versfüße.
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Unter den zweisilbigen Versfüßen gibt es Strukturen mit der ersten betonten
Silbe (der Trochäus):
´Tiefe ´Stille ´herrscht im ´Wasser,
'Ohne 'Regung 'liegt das 'Meer. (J.W. von Goethe)
und die mit der zweiten betonten Silbe (der Jambus):
Ich ´ging im ´Walde Und ' nichts zu ' suchen,
So ´für mich ´hin Das ' war mein ' Sinn. (J.W. von Goethe)
Zu den dreisilbigen Versfüßen gehören:
der Daktylus mit der ersten betonten Silbe (´- - -) :
´Über die ' Heide ' hallet mein ' Schritt;
' Dumpf aus der ' Tiefe ' wandert es ' mit.
' Herbst ist ge' kommen. ' Frühling ist ' weit –
' Gab es denn ' einmal die ' selige ' Zeit? (Th. Storm)
der Amphybrachus mit der Betonung in der Mitte (-´- -):
Ich ' weiß nicht, was ' soll es be' deuten,
dass ' ich so ' traurig ' bin;
ein ' Märchen aus ' alten ' Zeiten,
das ' kommt mir ' nicht aus dem ' Sinn. (H. Heine)
der Anapäst mit der dritten betonten Silbe (- -´-):
Es er´klingen alle ´Bäume
und es ´singen alle ´Nester.
' Wer ist der Ka' pellenmeister
In dem ' großen Waldor' chester? (H. Heine)
Die Versfüße ordnen den Redestrom und erleichtern dem Leser seine
Erfassung. An den angeführen Beispielen sehen Sie aber, dass sich die Dichter
nicht sehr streng an das metrische Schema in ihren Werken halten, dass sie in
demselben Gedicht von einem Versfuß zum anderen wechseln können. Sie stellen
die Form dem Inhalt unter.
Reim und Versfuß spielen eine große ästhetische Rolle: Sie machen den
Text schön. Deshalb bleiben viele Verszeilen jahrezehntelang in unserem
Gedächtnis.
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10. ENTWICKLUNG DER DEUTSCHEN AUSSPRACHENORM
- 87 -
„vollständig reine Aussprache“ zu erlangen. Die Regeln zur Artikulation waren
zwar sehr allgemein, doch das war ein kühner Regelungsversuch.
Eine systematische Regelung der deutschen Aussprache begann viel später,
erst im 19. Jahrhundert. Sie erfolgte ebenfalls im Auftrag der Bühne, für die sie
lebenswichtig war. So erschien 1885 das Buch von W. Vietor „Die Aussprache des
Schriftdeutschen“. Das war eine Hilfe für die einheitliche Umsetzung der
Buchstaben in die Laute, eine Lesehilfe. Sie lehrte die Leser einen geschriebenen
deutschen Text mehr oder weniger gleich in einen mündlichen umwandeln, weil
nicht alle Buchstaben in verschiedenen Regionen gleich gesprochen wurden.
Dieses Werk ermöglichte allen Deutschen, die lesen konnten, eine mehr oder
weniger gleiche Aussprache von schriftlichen Zeichen.
Der bekannte deutsche Germanist Theodor Siebs forschte über die Sprechart
der deutschen Schauspieler, die sich an der norddeutschen Aussprache orientierten.
Er und seine Helfer untersuchten die ruhige Sprechweise der Schauspieler an 22
großen deutschen Bühnen und fixierten die Ausspracheweise der Wörter in
phonetischer Transkription. Ihre Ergebnisse fassten sie 1898 in dem ersten
richtigen deutschen Aussprachewörterbuch zusammen, das „Deutsche
Bühnenaussprache“ hieß. Damit wurde der Grundstein zur richtigen Kodifizierung
der literarischen deutschen Aussprache (Hochlautung) gelegt, zum Verfassen von
Aussprachewörterbüchern.
Die Normen von Th. Siebs verlangten eine deutliche Artikulation aller
Laute, eine langsame und laute Sprechweise, sehr genaue Produktion aller Vokale,
eine besonders präzise Artikulation der Konsonanten. Diese Normen waren ein
Ideal, das man anstreben sollte, vor allem an den Universitäten, in den Schulen, in
der Kirche, im öffentlichen Leben.
Viele Jahrzehnte war die „Deutsche Bühnenaussprache“ das einzige
Regelwerk für die deutsche Hochlautung. Erst nach dem Krieg, als das geteilte
Deutschland sich vom Kriegselend einigermaßen erholt hat, machte man sich – in
beiden deutschen Staaten getrennt – an die Forschung der wirklich gesprochenen
Sprache, nicht der Sprechweise der Künstler. So erschien 1962 in Mannheim
(BRD) das erste Duden-Aussprachewörterbuch, Band 6. Es wurde von der Duden-
Redaktion unter der Leitung von Paul Grebe konzipiert und herausgegeben. Die
Autoren blieben noch bei strengen Normen der Bühnenaussprache,
berücksichtigten aber einigermaßen die gemäßigte Hochlautung. Diesem Werk
folgte 1964 das „Wörterbuch der deutschen Aussprache“ (DDR), das von einem
Autorenkollektiv unter Hans Krech vorbereitet wurde. Dieses Wörterbuch nahm
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mehr Rücksicht auf die allgemeingültige, gemäßigte Aussprache, denn seine
Autoren orientierten sich nicht mehr an der Bühne, sondern an der Aussprache
guter Rundfunk- und Fernsehsprecher, die dem Alltagsverkehr näher als Künstler
standen.
1982 erschien das letzte DDR-Ausspracheregelwerk – „Großes Wörterbuch
der deutschen Aussprache“. Es enthielt schon stilistische Varianten der deutschen
Standardaussprache und ging – zwar bescheiden, aber doch – auf die
Intonationsnormen ein. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands fixiert die
Veränderungen in der deutschen Aussprache die Duden-Redaktion. Sie sorgt auch
für die Neuauflagen des Duden-Aussprachewörterbuches.
Neue Ausgaben des DUDEN-Aussprachewörterbuches werden stets
erweitert, vor allem durch geographische Namen und Fremdwörter. Heute heißt
das wichtigste Regelwerk der deutschen Hochlautung „Aussprachewörterbuch.
Wörterbuch der deutschen Standardaussprache“. Es widerspiegelt die Normen, die
zurzeit als angemessen, gebräuchlich in gebildeten Kreisen, deshalb auch
anstrebenswert gelten.
Die deutsche Aussprachenorm gilt im Allgemeinen als schriftnah (die
Ausspracheregeln weichen nicht sehr weit von der Schreibung ab) und
überregional, d.h., sie gilt für den gesamten deutschsprachigen Raum, auch über
die Grenzen Deutschlands hinaus. Schulen und Hochschulen, auch Massenmedien
tragen sie in die Massen, und so wird sie langsam zur allgemeinen
Aussprachenorm, obwohl die regionalen Aussprachevarianten noch bei weitem
nicht vergessen sind.
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Sprachscherz u.a.m. Im öffentlichen Leben vermeidet man dagegen den Dialekt
und versucht hochdeutsch zu sprechen.
Neben den dialektalen Varianten der deutschen Aussprache bestehen einige
typische nationale Unterschiede in der Aussprache von Lauten und ihren
Kombinationen in den deutschsprachigen Ländern – in der Schweiz, in Österreich
und Luxemburg.
Einen Österreicher erkennt man an der Aussprache einiger Laute und an der
Prosodie. Die Österreicher
artikulieren die Vokale weiter im Mundraum als die Deutschen [hama],
reduzieren stark das unbetonte [e] – [g‘za:kt],
gebrauchen nur das Vorderzungen-r,
realisieren das Suffix -ig als [ik] (sel[ik]), das Graphem ‹ ch › im Wortanlaut
als [k]: ([k]ina, [k]emie),
sonorisieren den stimmlosen Morphemauslaut: tä[g]lich, mö[g]lich,
gebrauchen nur den weichen Einsatz der Vokale: vereinen, beobachten.
Das Schweizerdeutsch (Schwyzerdütsch) verwandelt alle Diphthonge in
Monophthonge (sein – sin, heute – hüte); das offene [] wird geschlossen realisiert:
helfen [' helfn]. Das Suffix -ig wird – wie in Österreich – als [ik] gesprochen:
richt[ik], wicht[ik].
Die Unterschiede zwischen der deutschen Hochlautung und dem
schweizerischen Deutsch sind recht groß, auch wenn es um das so genannte
Schweizer Hochdeutsch geht. Gebildete Schweizer beherrschen jedoch die
deutsche Hochlautung, nur die ländliche Bevölkerung spricht meist ihr stark
mundartgefärbtes Schwyzerdütsch. Im alltäglichen Verkehr verwenden aber auch
die gebildeten Schweizer ihre regionale Variante des Deutschen.
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Die S u b s t i t u t i o n nennt man das Auswechseln von einigen
sprachlichen Segmenten durch ähnliche. Wenn man, z.B., erfahren will, ob
die Silbe am Wortende und am Wortanfang gleiche Eigenschaften hat,
ersetzt man die Endsilbe durch die identische Anfangssilbe und vergleicht
die Wirkung:
Der Knabe bekommt einen Apfel. = Der Knabe bekommt einen Apfel. Oder:
Das machen wir Ende Dezember. = Das machen wir Ende Dezember.
Man vergleicht die Sätze mit vertauschten Silben, und wenn man keinen
Unterschied hört, heißt es, dass die beiden Silben gleich sind oder
unwesentliche Differenzen haben.
T r a n s f o r m a t i o n heißt die Forschungsmethode, bei der die äußere
Form des Ausspruchs verändert wird, der Sinn jedoch dergleiche bleibt: Er
heißt Adam. = Sein Name ist Adam. = Man nennt ihn Adam. In phonetischer
Forschung begleitet sie oft die Suche nach synonymen prosodischen
Formen.
S t a t i s t i s c h e M e t h o d e n ermöglichen den Sprachforschern die
qualifizierte quantitative Bearbeitung von Belegen, Verwendung der
Zahlenangaben zur Bewertung von sprachlichen Phänomenen.
Die Sprachsynthese befasst sich mit der künstlichen Produktion von Texten:
Der Apparat nimmt Frequenz, Dauer und Amplitude einzelner Laute und mixt
daraus Wörter und ihre Kombinationen. Damit der Text natürlich klingt, müssen
jedoch prosodische Eigenschaften dazukommen: Satzbetonungen, Pausen,
Melodiebewegung, bestimmtes Tempo usw. Das ist eine wichtige praktische
Herausforderung für die Phonetik und Elektronik: Gute Redesynthese würde
Tausenden blinder Menschen in Form von Hörbüchern den Zugang zu den Werken
öffnen, die sie jetzt nicht lesen können.
- 93 -
Unter physiologischen Forschungsmethoden kann man die Palatographie
nennen – Ermittlung genauer Artikulationsstelle des Lautes, die Miographie, die
Spannung der Muskeln beim Sprechen fixiert, auch das Röntgen, das die Lage der
Sprechorgane bei der Produktion von Lauten fixiertt, die wir nicht sehen können,
und das Filmen, das Bewegung der sichtbaren Sprechorgane registriert.
Bei phonetischer Forschung werden in der Regel mehrere Methoden
verwendet, die einander ergänzen.
- 94 -
TEIL 2: PHONETISCHES GLOSSARIUM
A
Abglitt, der – Endphase der Artikulation, in der die Sprechorgane zum nächsten
Laut übergehen.
Abhörmethode, die – auditive Bewertung der Eigenschaften mündlicher Texte bei
phonetischer Forschung.
Affrikate, die – der Verschlussengelaut: der Verschluss zweier Sprechorgane geht
schnell in eine Enge über: [′pfaifņ].
akzent-melodische Struktur der Äußerung, die – Folge der betonten und unbe-
tonten Silben im Ausspruch und Bewegung der Melodie im Zusammenhang damit.
Alliteration, die – Wiederholung anlautender Konsonanten in mehreren Wörtern
in einem Satz: Zeitung zeigt Zähne. Wissen, was wichtig wird.
Allomorph, das – phonetische Variante eines Morphems: du denk+st, arbeit+est.
Allophon, das – (auch: Laut, Phonemvariante): Gesamtheit von relevanten und
irrelevanten Merkmalen eines Lautgebildes, materielles Äquivalent des abstrakten
Phonems.
Alphabet, das – Gesamtheit der Buchstaben einer Sprache.
Alveole, die – der Zahndamm: kleine Erhöhung im Mundraum hinter den Zähnen.
anterior – im vorderen Mundraum gebildet.
Alternant, der – (auch: das Allomorph): phonetische Variante eines Morphems:
geh+st, ging, der Gang – die Gäng+e.
Akkommodation, die – gegenseitige Einwirkung der Laute verschiedener Klassen
im Redestrom: der Vokale auf Konsonanten und umgekehrt.
Amplitude, die – die Schwunghöhe der Schallwelle, von der die Lautstärke
abhängt.
Anglitt, der – Anfangsphase der Artikulation eines Lautes, in der die Sprechorgane
sich in die entsprechende Stellung bewegen.
Anlaut, der – der Laut am Wortanfang: aber.
Artikulationsart, die – die Weise, wie ein Laut gebildet wird: durch die
Sprengung eines Verschlusses, durch die Überwindung einer Enge, durch das
Vibrieren eines Sprechorgans usw.
Artikulationsstelle, die – unbeweglicher Teil des Sprechapparats, an den sich das
artikulierende Organ nähert, um bei der Artikulation eines Konsonanten ein
Hindernis für den Luftstrom zu bilden (die Alveolen, die Oberlippe, die Zähne).
Artikulator, der – (auch: artikulierendes Organ): beweglicher Teil des
Sprechapparats, der zusammen mit der Artikulationsstelle ein Hindernis für den
Luftstrom bildet (Unterlippe, verschiedene Teile der Zunge, Zäpfchen).
- 95 -
artikulierende Organ, das – s. Artikulator.
Assonanz, die – Wiederholung gleicher betonter Vokale in mehreren Wörtern:
Komm, liebes Kind, komm, spiel mit mir!
Aspiration, die – behauchte Aussprache der stimmlosen Verschlusssprenglaute
am betonten Wortanfang und -ende: die Tat [tha:th].
Assimilation, die – Angleichung eines Lautes an die anderen im Redestrom. Auch:
Einwirkung der Laute gleicher Klasse aufeinander: Vokale auf Vokale und
Konsonanten auf Konsonanten.
Auslaut, der – Endlaut des Wortes: mit.
Auslautgesetz, das – s. Auslautverhärtung.
Auslautverhärtung, die – (auch: Auslautgesetz): stimmlose Aussprache der
stimmhaften Konsonanten am Wort- oder Morphemende: Ber[g]e – Ber[k].
Ausspruch, der – (auch: Äußerung): Haupteinheit der Kommunikation;
prosodisch gestaltete Lautkette, die einen abgeschlossenen Gedanken zum
Ausdruck bringt.
Äußerung, die – s. Ausspruch.
B
Baudouin de Courtenay, I.A. – polnischer und russischer Sprachwissenschaftler,
Professor an der Universität Kasan, später Petersburg; legte den Grundstein zum
Strukturalismus und zur Phonemlehre.
Betonung, die – Hervorhebung eine Elements über die anderen: be´ginnen.
bilateral – zweiseitig, beiderseitig; bilaterales Sprachzeichen – Verbindung
zwischen Inhalt und Form.
Binnenlauf, der – (auch: rhythmischer Körper): Teil der akzent-melodischen
Struktur des Ausspruchs von der ersten bis zur letzten betonten Silbe: Da´nach
´war er einige ´Jahre in Af´´´ghanistan.
biphonematisch – aus zwei Phonemen bestehend: [kn], [ks].
Buchstabe, der – graphisches, schriftliches Zeichnen für ein Phonem.
D
Dauer, die – wahrgenommene Zeit, Länge eines Sprechsegmentes.
delimitativ – trennend, abgrenzend, gliedernd (z.B., fester Einsatz oder Pause).
dental – an den Zähnen gebildet: [f], [v].
diakritische Zeichen, das – Symbol für zusätzliche Eigenschaften eines Lautes
(z.B., Doppelpunkt für die Vokallänge [a:] oder [¢ ] für die Betonung).
- 96 -
Diphthong, der – vokalischer Zwielaut, der durch die gleitende Artikulation
entsteht ([ai], [au]) und den Wert eines Phonems besitzt.
dipodische Rhythmus, der – (auch: integrierender Rhythmus: stärkere
Hervorhebung wichtigerer Takte im Redestrom im Vergleich zu den weniger
wichtigen.
Distribution, die – Verteilung der Laute in der Sprache.
Dialekt, der – regionale Variante der nationalen Sprache, die sich auf eine größere
Gegend bezieht.
differenzierend – unterscheidend, wesentlich für den Inhalt.
distante Assimilation, die – (auch: Fernassimilation): Einwirkung eines Lautes
auf einen anderen, der von ihm durch einige Laute getrennt ist: mächtig.
distinktiv – (auch: phonologisch, relevant): unterscheidend, wesentlich für die
Bedeutung: [das] – [nas].
dorsal – mit der Zungenwurzel (Hinterzunge) gebildet: [x], [k].
dynamische Wortbetonung, die – Hervorhebung der betonten Silbe durch die
Verstärkung ihrer Intensität.
dynamische Rhythmus, der – rhythmische Regelung des Redestroms, die durch
den Inhalt des Textes, durch die besonderen Akzente des Sprechers entsteht.
E
elektro-akustische Analyse, die – phonetisches Forschungsverfahren, bei dem die
Schallwelle in die akustischen Bestandteile zerlegt wird: Zeit, Frequenz, Intensität.
emphatische Betonung, die – auffallende, gefühlsmäßige Hervorhebung einzelner
Begriffe im Ausspruch.
Engelaut, der – (auch: Reibelaut, Engereibelaut, Frikativa oder Spirant):
Konsonant, der durch das Reiben des Luftstroms in einer Enge entsteht, die zwei
Sprechorgane bilden: [s], [f], [v] u.a.
Enklise, die – unbetonte Silben im rhythmischen Takt nach der betonten: Mit
deiner ´guten /´Aussprache/ kannst du Pho´´´netik lehren.
Epenthese, die – Einfügung eines Elementes in das Wort bei der Veränderung
seiner grammatischen Form: er entwort+et, du bad+est.
ethymologische Akzent, der – Hervorhebung des bedeutungswichtigsten
Elementes im Wort: ´annehmen, ´abnehmen, ´zunehmen, ´wegnehmen.
Explosiva, die – (auch: Sprenglaute, Verschlusslaute): Konsonanten, die durch die
Sprengung des Verschlusses zwischen zwei Sprechorganen entstehen: [p], [b] u.a.
expressive Funktion der Sprachmittel, die – Ausdruck von Gefühlen des
Sprechers.
- 97 -
F
fallende rhythmische Takt, der – Takt, der mit einer betonten Silbe beginnt und
mit unbetonten endet: ´Ahnungslos /´ ´atmete er/ das ´Gift ´´´ein.
Fernassimilation, die – (auch: distante Assimilation): Angleichung der Laute, die
nicht nebeneinander liegen, sondern durch einige andere Laute voneinander
getrennt sind: nächtlich.
Fokus, der – (auch: emphatische Betonung): zusätzlich stark hervorgehobene,
inhaltlich besonders wichtige Elemente im Ausspruch: ´´´Weinen tut er ´´´nie.
´´´Allein gehe ich dorthin ′′′nicht.
Form, die – (auch: materieller Zeichenkörper, Formativ): Laut- oder Buchstaben-
folge, die einen Denkinhalt materialisiert, ihn hörbar oder sichtbar macht.
Formant, der – die Klangfarbe bestimmender, stark hervortretender Teilton, der
durch die Eigenschwingung von Hohlräumen gebildet wird.
Formativ, das – auf die Gestaltung bezüglich, formbildend.
Fortis, die – stimmloser, ohne Stimmton gebildeter Konsonant: [k], [s].
Frequenz, die – Zahl der Schwingungen der Schallwelle pro Sekunde (Hz).
freie Wortbetonung, die – Betonung, die an keine bestimmte Silbe im Wort
gebunden ist, die auf die erste, zweite, dritte usw. Silbe fallen kann: ´бед-ный,
бо-´гатый, мо-ло-´ко.
frikativ – durch das Reiben des Luftstroms an ein Hindernis entstehend, in einer
Enge gebildet.
G
gebundene Wortbetonung, die – Betonung, die immer auf dieselbe Silbe im Wort
fällt: auf die letzte im Französischen, auf die vorletzte im Polnischen usw.
Gemination, die – Doppelgipflichkeit und Verlängerung des Konsonanten an der
Wort- oder Morphemgrenze, wenn zwei gleiche Konsonanten aufeinander treffen:
Auffahrt, Annahme, Abbild.
geschlossene Silbe, die – Silbe, die mit einem oder einigen Konsonanten endet:
Wis-sen, Gren-zen, Wort.
Graphem, das – ein Buchstabe oder eine Buchstabenkombination, die ein Phonem
bei dem Schreiben bezeichnet (z.B.: oben, Ohr, Moos)
Grammatik, die – Teilsystem der Sprache, Gesamtheit von Regeln zur
Veränderung und Verbindung der Wörter beim Sprechen.
grammatische Akzent, der – Wortbetonung, welche die grammatischen Formen
unterscheidet: ´леса – ле´са, ´поля – по´ля.
„Grundzüge der Phonologie“ (1939) – klassisches Werk der Phonologie von
N. Trubetzkoy, in dem die Grundlagen dieses Wissenszweiges formuliert sind.
- 98 -
H
Hauptbetonung, die – Hervorhebung des wichtigeren Stammes im
zusammengesetzten Wort oder des wichtigsten Wortes im Ausspruch: der ´Haupt-
bahnhof, die ´Tonhöheveränderung. Der ´Zug fährt in drei Mi´nuten ´´´ab.
Hemmlaut, der – (auch: Hindernislaut, Konsonant): Laut, bei dessen Bildung der
Luftstrom auf ein Hindernis im Mundraum stößt.
heteromorphemisch – aus mehreren Morphemen bestehend: aus+fall+en.
Hesitation, die – Pause, die an falscher Stelle im Ausspruch entsteht und den
Sinneszusammenhang zerreißt: An dies... an seiner Stelle e-e-e… könnte man...
Hindernislaut, der – s. Hemmlaut, Konsonant.
Hochlautung, die – (auch: Standardaussprache oder Orthoepie): literarische,
allgemein akzeptierte und angestrebte Aussprache im Deutschen.
I
identifizierend – erkennungshelfend, als Hilfe beim Erkennen dienend.
indistinktiv – nicht wesentlich für die Bedeutung, nicht bedeutungs-
unterscheidend.
Inhalt, der – (auch: Zeichenbedeutung): psychischer, ideeler Sachverhalt, der
Zusammenhänge der Objekte in der Realität widerspiegelt.
Inlaut, der – Position des Lautes mitten im Wort: bist.
integrierende Rhythmus, der – s. dipodischer Rhythmus.
Intensität, die – Stärke, Kraft, Spannung; dynamische Eigenschaft der
Schallwelle, die hinter der Lautstärke steht.
Intervall, das – Abstand zwischen zwei Tonhöhe- oder Intensitätspunkten.
Intonation, die – Gesamtheit der prosodischen Eigenschaften des Redestroms
(in der westlichen Linguistik auch Synonym für Melodie).
Intonem, das – sinnunterscheidende tonale Struktur der Äußerung (Kombination
von Richtung der Melodie und tonalen Intervallen).
irrelevant – unwesentlich, ohne Folgen für die Wortbedeutung (z.B., die
Behauchung im Deutschen); etwas, was die Wortbedeutung nicht verändert.
J
Jakobson, Roman – russischer, später amerikanischer Linguist, enger Mitarbeiter
von N. Trubetzkoy, der aktiv die Phonologie entwickelte. Zusammen mit seinen
amerikanischen Kollegen M. Halle und G. Fant ergänzte er die artikulatorischen
phonologischen Merkmale von N. Trubetzkoy durch ihre akustischen Korrelate.
- 99 -
Jones, Daniel – englischer Sprachwissenschaftler, Zeitgenosse von N. Trubetzkoy;
hat seine eigene Phonemlehre entwickelt.
K
Kadenz, die – Teil des Ausspruchs, der die letzte betonte und die folgenden
unbetonten Silben im Ausspruch (den Nachlauf) umfasst: Das ´hast du mir aber
ver ´´´sprochen!
Klangfarbe, die – (auch: Timbre): spezifische Färbung der Stimme durch die
Obertöne.
Koartikulation, die – zusätzliche Artikulation, die ein Laut von den
Nachbarlauten übernimmt.
kombinatorische Lautmodifikationen – Lautveränderungen im Redestrom, die
durch die Einwirkung der Nachbarlaute entstehen: Labialisation, Palatalisation.
komplementär – ergänzend, z.B. [x] und [ς] im deutschen Konsonantensystem.
Kommunikation, die – Verständigung zwischen den Menschen, gegenseitiger
Gedankenaustausch.
Konsonant, der – (auch: Mitlaut, Hemm- oder Hindernislaut): Laut, bei dessen
Bildung der Luftstrom im Mundraum auf ein Hindernis stößt: [x], [t].
konstitutiv – bildend, zu einer Ganzheit integrierend.
koronal – mit der Vorderzunge gebildet.
kulminativ – gipfelbildend: be′tonen.
L
labial – mit Beteiligung der Lippe gebildet: [m], [b], [p], [f], [v], [pf].
Labialisation, die – zusätzliche Lippenrundung bei der Aussprache eines nicht
gerundeten Lautes unter der Einwirkung eines runden Nachbarlautes: [b◦u:x].
lateral – an den Zungenseiten gebildet: [l].
laryngal – im Kehlkopf gebildet: [h]
Laut, der – das kleinste Segment des Wortes, das man getrennt aussprechen kann:
[n], [p], [v].
Lautstärke, die – wahrgenommene Amplitude der Schallwelle.
Lautmalerei, die – Wörter, die Naturgeräusche nachahmen: bellen, miauen,
muhen, summen, knarren usw.
Lautsymbolik, die – eine alte Lehre vom Zusammenhang zwischen dem Laut und
seiner Wirkung auf das Unterbewusstsein des Menschen.
Lautwandel, der – historische Veränderung des Lautbestandes eines Wortes: skola
(lat.) → Schule.
- 100 -
Lenis, die – stimmhafter, den Stimmton enthaltender Konsonant.
Lexikon, das – Teilsystem der Sprache, ihr Wortschatz.
Liquida, die – fließender Laut: [l], [r].
M
markiert – merkmalstragend, mit einem Merkmal versehen (z.B., [a:] ist
merkmalstragend nach der Länge, d.h., der Vokal besitzt dieses Merkmal).
medial – (auch: mediodorsal): mit der Mittelzunge gebildet: [ς], [j].
Melodie, die – Veränderungen der Tonhöhe in der Zeit beim Sprechen.
Merkmal, das – Bestandteil eines Objektes (Lautes, Wortes usw.).
Minimalpaar, das – zwei Kurzwörter, die sich nur durch ein Element
unterscheiden (was – Fass; wer - der).
Mitlaut, der – s. Konsonant, Hindernislaut, Hemmlaut.
modale Funktion der Sprachmittel, die – Ausdruck des subjektiven Verhaltens des
Sprechers zum Inhalt der Äußerung (Sicherheit, Zweifel, Nachdruck usw.).
monomorphemisch – aus einem Morphem bestehend: Dach, Holz, er.
monophonematisch – aus einem Phonem bestehend: [p], [b], [d].
Monophthong, der – einfacher Vokal, der bei stabiler Lage der Sprechorgane
gebildet wird ([a], [y:], [u]).
Morphem, das – die kleinste bedeutungstragende Einheit der Sprache: Wurzel,
Suffix, Präfix, Endung.
Mundart, die - regionale Variante der Nationalsprache, die sich auf kleine
Gegenden beschränkt.
musikalische Wortbetonung, die – Hervorhebung der betonten Silbe durch die
Veränderung der Tonhöhe (z.B., im Chinesischen).
Myographie, die – Fixieren der Spannung einzelner Muskeln beim Sprechen.
N
Nachlauf, der – Teil der akzent-melodischen Struktur der Äußerung nach der
letzten betonten Silbe: ´Lass den ´Ball ´´´liegen!
Nasale, die – Konsonanten, für die als Resonanzraum die Nasenhöhle dient: [m],
[n], [ŋ].
Nasalisation, die – spezifische nasale Färbung des Lautes, die dadurch entsteht,
dass bei seiner Artikulation der Luftstrom völlig oder teils durch den Nasenraum
entweicht: Ch[ã]ce.
Nebenbetonung, die – schwache Hervorhebung des weniger bedeutenden
Stammes im zusammengesetzten Wort: der ′Haupt*bahnhof, das ′Motor*rad.
- 101 -
negatives Intervall, das – der folgende Punkt liegt höher als der vorhergehende
(bei steigender Melodie).
Neutralisierung, die – Aufhebung des phonetischen Kontrastes in bestimmten
Positionen: Ta[g]e – Ta[k]; brem[z]en – brem[s]t.
nicht syntaktische Pause, die – (auch: Hesitation): Pause, die mitten in einer
syntaktischen Struktur, an falscher Stelle entsteht; Pause, die der syntaktischen
Gliederung des Redestroms nicht entspricht: An dieser e-e-e- Stelle möchte ich
betonen, dass …
Nukleus, der – (auch: Schwerpunkt): Hauptbetonung in der Äußerung.
O
obstruent – Geräusch enthaltend, Geräuschlaute (stimmhafte und stimmlose).
offene Silbe, die – Silbe, die mit einem Vokal endet: po-li-ti-sche Schrit-te.
Onset, das – Anfangsrand: konsonantischer Teil der Silbe vor dem Vokal: [bal].
Opposition, die – Gegensatz, Kontrast.
Orallaut, der – Laut, bei dessen Bildung der Luftstrom durch den Mundraum
entweicht.
Orthographie, die – Rechtschreibung, Gesamtheit der Regeln zum Gebrauch von
Graphemen und Satzzeichen einer Sprache.
Orthoepie, die – (auch: Hochlautung, Standardaussprache): literarische
Aussprachenormen, Gesamtheit der Regeln für die richtige, vorbildliche
Aussprache.
P
Palatalisation, die – Erweichung des Konsonanten durch die Verlagerung seiner
Artikulationsstelle zum harten Gaumen unter dem Einfluss eines Vorderzungen-
vokals: [K]ind, [G]egend, [T]üte.
partielle Assimilation, die – nicht volle Angleichung der Laute im Redestrom:
leichte Palatalisation, Labialisation, reduzierte Stimmhaftigkeit.
Pause, die – kurze Unterbrechung, Schweigezeit beim Sprechen.
perzeptiv – wahrgenommen durch die Sinne (auditiv, visuell, taktil usw.).
pharyngal - im Rachen gebildet.
Phonetik, die – Lautlehre, Regeln zur Bildung und Verbindung von Lauten und
deren größeren Folgen (Silben, rhythmischen Takten, Syntagmen) beim Sprechen.
Phonem, das – Bündel von relevanten Merkmalen des Lautes; die kleinste
bedeutungsunterscheidende Einheit der Sprache.
Phoneminventar, das – Gesamtheit der Phoneme einer Sprache.
- 102 -
Phonologie, die – linguistische Teildisziplin, Lehre vom Wert der Lautgebilde im
Sprachsystem, vom ihrem Funktionieren in der Sprache.
Phonemvariante, die – (auch: Allophon, Laut): Gesamtheit von relevanten und
irrelevanten Merkmalen eines Lautgebildes; materielle, physikalische
Repräsentanz eines Phonems.
phonetische Lautwechsel, der – Wechsel von durch die Nachbarschaft oder
Position modifizierten Lauten und nicht modifizierten in verschiedenen Formen
des Wortes; lebendiger, motivierter, verständlicher Lautwechsel: le[b]en – du
le[p]st.
phonologisch – (auch: relevant, distinktiv): wesentlich, wichtig, bedeutungs- oder
sinnunterscheidend.
phonologische Lautwandel, der – Veränderung der Laute in verschiedenen
Formen des Wortes, die zur Bildung von grammatischen Formen oder zur
Wortbildung dient (Umlaut, Ablaut, Vokalerhöhung, Konsonantenwechsel:
schreiben –Schrift).
Phonomorphologie, die – linguistische Teildisziplin, die phonetische
Modifikationen von Morphemen ermittelt: steh+en – stan[t] – stan[d] +en -
stünd+e, die Ständ+e.
phonetische Stil, der – Gesamtheit von phonetischen Merkmalen, die für mehrere
Texte in gleichen Situationen typisch sind.
Phonostilistik, die – linguistische Teildisziplin, die sich mit der Auswahl
angemessener phonetischer Mittel für unterschiedliche Sprechsituationen befasst.
Phonotaktik, die – Wissenszweig, der über die Verbreitung einzelner Laute in der
Sprache und ihre möglichen und unmöglichen Verbindungen forscht.
plosiv – (auch: explosiv, Verschlusslaut, Verschlusssprenglaut): durch die
Sprengung des Verschlusses zweier Sprechorgane gebildet: [p], [b], [k].
physiologischen Forschungsmethoden, die – Fixieren der Lage und Spannung von
einzelnen Muskeln und Organen beim Sprechen.
podische Rhythmus, der – (auch: isolierender Rhythmus): gleich starke
Hervorhebung aller rhythmischen Takte im Redestrom.
positionell geschlossene Silbe, die – Silbe, die mit einem Konsonanten endet,
doch dieser Konsonant schwindet in der Silbe bei der Veränderung der Wortform:
gehst – ge-hen; Laut – Lau-te.
positionellen Lautmodifikationen, die – Lautveränderungen im Redestrom, die
durch die Stellung des Lautes im Wort (Anlaut, Inlaut, Auslaut) oder Betonung
verursacht werden: fester Einsatz, Behauchung, Reduktion u.a.
- 103 -
positive Intervall, das – der folgende Punkt liegt tiefer als der vorhergehende (bei
der fallenden Melodie).
postalveolar – am hinteren Rand der Alveolen gebildet: [∫], [ჳ].
postdorsal – mit dem hinteren Zungenrücken gebildet: [x], [g] u.a.
postpalatal – (auch: velar): am weichen Gaumen gebildet: [k], [x], [ŋ].
präpalatal – am harten Gaumen gebildet: [j], [ς].
Proklise, die – unbetonte Silben im rhythmischen Takt, die vor der Betonung
liegen: Mit deiner ´guten /´Aussprache/ kannst du Pho´´´netik lehren.
prosodisch – über den Lauten liegend (Betonung, Tonhöhe, Pausen, Tempo usw.).
Prosodem, das – Bündel der relevanten prosodischen Merkmale einer Äußerung;
Struktur der prosodischen Merkmale, die den Sinn einer Äußerung von dem einer
anderen mit demselben Lautgehalt unterscheidet.
Prosodie, die – Sammelbegriff für alle sprachlich-artikulatorischen
Erscheinungen, die über den Lauten liegen; Gesamtheit von akustischen
Eigenschaften der Rede (Zeit, Frequenz, Amplitude).
Q
Qualität, die – Grad der Geschlossenheit oder Gespanntheit der Vokale.
quantitative Wortbetonung, die – Hervorhebung der betonten Silbe durch ihre
Dehnung (z.B., im Russischen oder Belarussischen).
Quantität, die – Dauer der Sprechlaute, Zeit ihrer Artikulation.
R
Reduktion, die – Kürzung, Raffung der Lautdauer.
redundant – nicht unbedingt notwendig; Merkmal, das anwesend sein oder fehlen
kann: Die Bedeutung des Wortes verändert sich dadurch nicht.
Reim, der – Wiederholung gleicher Endsilben in Verszeilen:
Ich kann nicht mehr die Augen schließen,
Und meine heißen Tränen fließen.
relevant – (auch: phonologisch, distinktiv): wesentlich, wichtig, bedeutungs- oder
sinnunterscheidend.
repräsentativ – stellvertretend für eine ganze Gruppe, mit typischen Merkmalen
dieser Gruppe versehen.
Resonanzraum, der – Teil des Sprechapparats, in dem der Ton verstärkt oder
modifiziert wird (Nasenraum, vorderer oder hinterer Mundraum).
- 104 -
rhythmische Betonung, die – schwache Hervorhebung weniger wichtiger Wörter
in der Äußerung.
rhythmische Phrase, die – s. Syntagma, Sinnschritt, Sprechtakt.
rhythmische Takt, der – (auch: rhythmische Gruppe, phonetisches Wort oder
die kleinste Akzenteinheit): Folge aus einer betonten Silbe und einer oder
mehreren unbetonten, die das hervorgehobene Segment begleiten: ´Denk ich /an
´Deutschland/ in der ´Nacht, / so ´bin ich/ um den ´Schlaf/ ge´bracht.
rhythmische Wortakzent, der – (auch: gebundene Betonung): Wortbetonung, die
immer auf dieselbe Silbe im Wort fällt und dadurch dem Text einen bestimmten
Rhythmus verleiht.
Rhythmus, der – regelmäßige Wiederkehr gleicher oder ähnlicher Strukturen im
gesprochenen Text.
S
Satellit, der – ein Konsonant oder einige Konsonanten, die den Vokal in einer
Silbe begleiten: Kopf.
Satzbetonung, die – stärkere oder schwächere Hervorhebung einzelner Wörter in
der Äußerung, je nach ihrem Wert für den Sinn des Ausspruchs.
Saussure, Ferdinand de – schweizerischer Sprachwissenschaftler, besonders
bekannt durch seine Vorlesungen zur Zeichentheorie und Systemtheorie.
Begründer des Strukturalismus in der Linguistik.
Schwerpunkt, der – Hauptbetonung im Ausspruch beim neutralen Sprechen: Das
wusste er ```immer.
segmentale Sprachebene, die – Folge von Lauten im Redestrom.
Sonorität, die – Beteiligung der Stimme an der Bildung der Sprechlaute.
sonor – nur aus dem Ton bestehend, ohne Geräusch: [m], [n], [l], [r], [ŋ].
Silbe, die – die kleinste natürliche Sprech- und Wahrnehmungseinheit der Sprache,
die meist aus einem Vokal und einem oder mehreren Konsonanten besteht.
Silbenkern, der – der silbenbildende Vokal (seltener sonorer Konsonant).
Silbenmodell, das – Folge von Konsonanten und Vokalen in einer Silbe: Obst =
VKKK; Ball = KVK.
Silbentyp, der – vokalischer (offene Silben: Schu-le) oder konsonantischer
(geschlossene Silben: Kost, Bild) Ausklang der Silbe.
Sinnschritt, der – s. Syntagma.
Sprache, die – ein System von Sprachzeichen und Regeln für deren Gebrauch;
Gesamtheit von Teilsystemen: Wortschatz, Grammatik und Phonetik.
- 105 -
Sprechtakt, der – s. Syntagma, Sinnschritt.
Sprachzeichen, das – bilaterale Einheit, die Inhalt und Form besitzt.
Sprechen, das – menschliche Tätigkeit, Prozess der Umsetzung der ideelen
Denkinhalte in marerielle Formen – Äußerungen und Texte.
Sprechsituation, die – Gesamtheit von außersprachlichen Faktoren (Inhalt der
Rede, Bereich, psychologische und soziale Eigenart des Sprechers), die die
Auswahl der Sprachmittel für die Kommunikation bestimmen.
Standardaussprache, die – s. Hochlautung, Orthoepie.
statische Rhythmus, der – rhythmische Regelung des Redestroms, die sich
automatisch aus der Akzentstruktur der Sprache ergibt.
steigende rhythmische Takte – Takte, die mit einer betonten Silbe enden: in der
´Nacht, bis zu´letzt.
stilistische Funktion der Sprachmittel, die – Markierung der Beziehungen
(offiziell/inoffiziell) zwischen den Sprechpartnern.
stimmhaft – mit Beteiligung des Stimmtons neben dem Geräusch: [b], [d], [g].
stimmlos – nur aus Geräusch bestehend, ohne Stimmton: [p], [f], [s].
Strukturalismus, der – linguistische Richtung, die sich zum Ziel setzte, die
Bestandteile und den inneren Aufbau des Sprachsystems zu ermitteln.
suprasegmentale Sprachebene, die – Eigenschaften der Rede, die über den Lauten
liegen: Betonung, Dauer, Tonhöhe, Lautstärke.
syllabische Sprachen – Sprachen, in denen die Silbe die kleinste phonetische
Einheit ist, z.B. Chinesisch.
Synkope, die – (auch: Tilgung): Schwund eines Lautes bei der Veränderung der
Form: teuer-teurer.
Syntagma, das – (auch: Sprechtakt, Sinnschritt oder rhythmische Phrase): das
kleinste sinntragende Segment der Rede; ein Wort oder einige miteinander
verknüpfte Wörter, die einen Teilgedanken zum Ausdruck bringen.
syntaktische Funktion der prosodischen Mittel, die – Markierung der
Abgeschlossenheit oder Nichtabgeschlossenheit des Redesegments.
syntaktische Pause, die – kurze Schweigezeit an der Stelle der syntaktischen
Gliederung des Textes: Bei seinem letzten Aufenthalt in Berlin / hat er dieses
Geschäft / nicht erledigen können//.
Synthese, die – künstliche Produktion von mündlichen Texten durch Computer.
- 106 -
T
Tempo, das – Geschwindigkeit der Rede, Zahl der Silben pro Minute oder Laute
pro Sekunde.
Tilgung, die – (auch: Synkope): Schwund eines Vokals oder Konsonanten in dem
Inlaut des Wortes bei der Veränderung seiner Form: angeln – der Angler.
Tonhöhe, die – wahrgenommene Frequenz der Schallwelle.
totale Assimilation, die – volle Angleichung eines Lautes an den anderen: kumber
– Kummer.
Transkription, die – System von Symbolen für Phoneme und diakritischen
Zeichen für zusätzliche Eigenschaften der Laute, das es ermöglicht, die genaue
Lautung jedes Sprechsegmentes (Silbe oder Wortes) zu fixieren.
Trubetzkoy, N. S. – hervorragender russischer Wissenschaftler, aktives Mitglied
des Prager Linguistischen Zirkels; Begründer der Phonologie.
U
unmarkiert – ohne Merkmal, merkmallos (z.B.: [a] ist unmarkiert nach der Länge,
d.h., der Vokal besitzt dieses Merkmal nicht).
uvular – mit dem Zäpfchen gebildet.
V
Variation, die – Veränderung, Annahme einer anderen Form.
variabel – veränderlich, nicht stabil.
velar – am weichen Gaumen gebildet.
Velarisierung, die – Verschiebung der Artikulationsstelle des Lautes nach hinten
unter dem Einfluss der hinteren Nachbarlaute: Bü[V]er – Bu[x].
Verschlusssprenglaut, der – Laut, der durch die Explosion des Verschlusses
zwischen der Artikulationsstelle und dem Artikulator entsteht: [p], [b], [k], [d].
Verschlussengelaut, der – (auch: Affrikate): Laut, der dadurch entsteht, dass der
Verschluss zwischen dem Artikulator und der Artikulationsstelle in eine Enge
übergeht: [pf], [ts], [t∫].
Verschlussöffnungslaut, der – Laut , der dadurch entsteht, dass der durch den
Verschluss gesperrte Luftstrom im Mundraum einen anderen Weg findet: durch
den Nasenraum oder an den Seitenrändern der Zunge: [m], [n], [ŋ], [l].
Versfuß, der – Wiederholung der betonten Silbe nach der gleichen Zahl der
unbetonten; Grundlage der poetischen Rede.
- 107 -
Vokal, der – Tonlaut, der ohne wesentliche Hindernisse für den Luftstrom im
Mundraum entsteht.
Vokalharmonie, die – Assimilationsprozess, bei dem alle Vokale innerhalb des
Wortes in mindestens einer phonetischen Eigenschaft übereinstimmen (Türkisch,
Finnisch, Ungarisch). Im Deutschen zeigt sie sich als partielle Angleichung des
reduzierten [ә] in den unbetonten Silben an die Höhe des betonten Vokals in
demselben Wort.
Vokalviereck, das – schematische Darstellung der Vokale, die sie nach der
Zungenreihe und Zungenhebung systematisiert.
Vorlauf, der – unbetonte Silben im Ausspruch, die vor der ersten Betonung liegen:
Bei ´starkem ´Sturm ´sollte man lieber im ´´´Haus bleiben.
W
wortabgrenzenden Mittel, die – Laute oder prosodische Merkmale, die den
Anfang oder das Ende des Wortes signalisieren (fester Einsatz, reduziertes [ә],
gebundene Betonung, leichte Dehnung der letzten Silbe im Wort, kleinere
Lautstärke usw.).
Wortbetonung, die – Hervorhebung einer Silbe im Wort über die anderen.
Z
Zahndamm, der – (auch: die Alveolen): kleine Erhöhung hinter den Zähnen.
Zäsur, die – kurze, mit Spannung gefüllte Pause innerhalb einer Äußerung.
Zitterlaut, der – Laut, der durch das Vibrieren eines Sprechorganes entsteht: [r].
Zungenreihe, die – horizontale Bewegung der Zunge bei der Aussprache der
Vokale (nach vorn oder nach hinten).
Zungenhebung, die – vertikale Bewegung der Zunge bei der Artikulation von
Vokalen (nach oben oder nach unten).
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TEIL 3: PRAKTIKUM
1. SPRACHE UND SPRECHEN.
PHONEME, ALLOPHONE, GRAPHEME
1. Welche Merkmale beziehen sich auf die Sprache und welche auf das Sprechen?
a) abstrakt h) gemeingültig
b) individuell i) konkret, physikalisch
c) variabel j) stabil
d) ein Prozess k) invariant
e) situationsunabhängig l) konservativ
f)) situationsgebunden m) kollektives, soziales Produkt
g) besitzt eine begrenzte Zahl n) besteht nur als Tätigkeit des
von Elementen Individuums
4. Finden Sie das Kuckucksei (Wort, das in die logische Reihe nicht passt).
a) relevant, sinnunterscheidend, phonologisch, differenzierend, redundant,
wesentlich, distinktiv;
b) redundant, unwesentlich, irrelevant, distinktiv.
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5. Welche Merkmale beziehen sich auf das Phonem und welche auf seine
Varianten (Allophone)?
Es ist a) individuell g) Es enthält nur wesentliche Merkmale.
b) abstrakt h) Es wirkt distinktiv.
c) invariant i) Es bildet die Grundlage für die Buchstaben.
d) überindividuell j) Es gilt als Element im Sprachsystem.
e) konkret k) Es hat physikalische Korrelate.
f) materiell l) Es integriert relevante und irrelevante Merkmale
des Lautes.
7. Welche Eigenschaften gelten für die Phonetik und welche für die Phonologie?
a) Praktische Hilfe für den Unterricht.
b) Grundlage für die Systematisierung der phonetischen Gebilde.
c) Wissenschaftlicher Bereich, der alle Eigenschaften der Laute untersucht.
d) Theoretischer Wissenszweig.
e) Sie konzentriert sich auf den sprachlichen Wert des phonetischen
Gebildes.
f) Eine jahrhundertalte Disziplin.
g) Sie arbeitet mit abstrakten Konstrukten.
h) Sie behandelt materielle, physikalische Gebilde.
i) Sie ist eine junge Wissenschaft, besteht erst seit wenigen Jahrzehnten.
j) Sie bezieht sich auf das Sprechen.
- 111 -
2. Wie ist die Phonetik mit der Phonologie verknüpft? (Richtiges ankreuzen)
a) Die Phonologie verallgemeinert das, was die Phonetik dem Ohr liefert.
b) Die Phonologie untersucht die Aufgaben der Lautgebilde in der
Kommunikation.
c) Die Phonologie holt aus dem variablen phonetischen Strom das Stabile
heraus.
d) Die Phonetik liefert der Phonologie die Grundlage für das Erkennen der
Lautmuster.
e) Die Phonetik lebt in unserem Gehirn, die Phonologie kommt aus dem
Mund.
3. Welche von den unten angeführten Merkmalen gehören zum Phonem /t/ im
Wort das Tuch?
a) stimmlos d) alveolar
b) Verschlusssprenglaut e) Vorderzungenlaut
c) labialisiert f) behaucht
4. Welche Merkmale aus der Üb. 3 gehören zu den redundanten im Phonem /t/?
5. Was gehört zum Allophon? Kreuzen Sie die richtige Variante an.
a) Alle relevanten Merkmale des Lautes;
b) alle irrelevanten Merkmale des Lautes;
c) relevante und irrelevante Merkmale des Lautes.
6. Verbinden Sie die Namen der Funktionen links mit den Aufgaben des Phonems
rechts.
a) repräsentativ 1) verbindet Elemente zu einem Ganzen
a) distinktiv 2) gliedert den Redstrom
b) delimitativ 3) ermöglicht das Erkennen des Gebildes
c) indentifikativ 4) unterscheidet Bedeutungen
e) konstitutiv 5) vertritt eine ganze Klasse von ähnlichen
Gebilden
7. Wie viele Phoneme, Buchstaben und Grapheme enthält das Wort Theater?
- 112 -
8. Ordnen Sie chronologisch die Namen der Wissenschaftler, die zur Entwicklung
der Phonologie wesentlich beigetragen haben.
2. Ordnen Sie die phonologischen Merkmale der Vokale nach ihrer Wichtigkeit
für
das Phonem: Geben Sie jedem Merkmal einen Rang.
□ Qualität □ Labialisierung
□ Zungenreihe □ Zungenhebung
□ Qualität
3. Suchen Sie vokalische Kuckuckseier. Nennen Sie auch Merkmale, nach denen
die logischen Reihen gebildet sind.
a) [i:], [], [y:], [y], [o:], [e:], [ø:];
b) [i:], [o:], [y:], [a:], [u:], [o:];
c) [i:], [y:], [ø:], [ε:], [e:], [o:], [u:];
d) [ø:], [œ], [y:], [y], [e:], [o:], [ɔ] , [u:];
e) [a:], [a], [ε :], [ε], [e:];
f) [u:], [ʊ], [o:], [ɔ], [], [a:];
g) [i:], [], [y:], [y], [u:], [ʊ], [a].
- 114 -
8. Kreuzen Sie in der Tabelle phonologische Merkmale der deutschen Vokale an.
Merkmale a: a ε: ε e: ø: œ i: y: y u: ʊ o: ɔ ә
lang +
kurz
geschlossen
offen +
labialisiert
nicht labialis. +
vordere Reihe
mittl. Reihe
hintere Reihe +
hohe Hebung
mittelhohe H.
tiefe Hebung +
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TEST ZUR SELBSTKONTROLLE 2
3. Finden Sie rechts die Merkmale, von denen die folgenden vokalischen
Oppositionen gebildet sind.
1. gespannt/ nicht gespannt a) Zungenreihe
2. hinten/nicht hinten b) Quantität
3. vorn/nicht vorn c) Zungenhebung
4. lang/nicht lang d) Qualität
5. rund/nicht rund e) Labialisierung
6. hoch/nicht hoch
7. tief/nicht tief
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c) Position im Wort f) fallender Typ
5. Bezeichnen Sie in den phonologischen Oppositionen markierte Glieder für die
folgenden Vokale.
Oppositionen a: i: ε ε: ø: a
1. vokalisch +
2. hoch
3. niedrig +
4. vorn
5. hinten +
6. rund
7. gespannt
8. lang +
2. Suchen Sie deutsche Namen für die folgenden lateinischen Bezeichnungen der
konsonantischen Merkmale.
a) präpalatal 1) Reibelaut
b) postpalatal 2) Sprenglaut
c) labial 3) Vorderzungenlaut
d) uvular 4) Kehlkopflaut
e) dental 5) Zäpfchenlaut
f) vibrant 6) Rachenlaut
g) koranal 7) Zitterlaut
h) alveolar 8) Zahnlaut
i) dorsal 9) Zahndammlaut
j) velar 10) Lippenlaut
k) explosiv 11) Gaumensegellaut
l) frikativ 12) Hintergaumenlaut
13) Vordergaumenlaut
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14) Engelaut
15) Zungenrückenlaut
3. Ordnen Sie die Konsonantengruppen ihren distinktiven Merkmalen zu.
a) Zitterlaute 1) Sonorität
b) Hinterzungenlaute 2) Artikulationsstelle
c) Verschlusslaute 3) Artikulator
d) Verschlussengelaute 4) Artikulationsart
e) stimmlose Laute
f) stimmhafte Laute
g) Seitenlaute
h) Engelaute
i) Lippenlaute
j) Zäpfchenlaute
k) laryngal/pharyngale Laute
l) Verschlussöffnungslaute
m) Hintergaumenlaute
n) Sonore
4. Finden Sie in den folgendem Reihen Kuckuckseier und erklären Sie, warum
diese Begriffe in die logischen Reihen nicht passen.
a) stimmhaft, stimmlos, koronal, sonor;
b) Verschlusssprenglaut, Verschlussöffnungslaut, Zitterlaut,
Vorderzungenlaut, Engelaut, Verschlussengelaut;
c) Gaumenlaute, Nasale, Laterale, Lippenlaute, Vibranten, Alveolare;
d) Vorderzungenlaute, Hinterzungenlaute, Verschlussöffnungslaute,
Zäpfchenlaute, Mittelzungenlaute, Lippenlaute;
e) Präpalatale, Postpalatale, Frikative, Dentale, Labiale, Uvulare.
konsonantischen.
8. Kreuzen Sie Oppositionen an, die den deutschen Vokalen und Konsonanten
gemeinsam eigen sind.
10. Kreuzen Sie in der Tabelle markierte Glieder der deutschen Konsonanten an.
Oppositionen p b m f v d t n l s z ∫ ჳ j x k g ŋ r h
konsonant. +
obstruent +
frikativ
fortis +
laryngal
nasal
vorn +
hinten
koronal
lateral
2. Finden Sie richtige deutsche Namen für die folgenden lateinischen Termini.
a) dental 1) Zahnlaut c) dorsal 1) Reibelaut
2) Lippenlaut 2) Hintergaumenlaut
3) Sprenglaut 3) Zungenrückenlaut
b) postpalatal 1) Zahndammlaut d) koronal 1) Zäpfchenlaut
2) Rachenlaut 2) Vorderzungenlaut
3) Hintergaumenlaut 3) Mittelzungenlaut
- 122 -
a) [k] ist ein (1) stimmloser (2) präpalatal- (3) dorsaler (4) Verschluss-
sprengkonsonant.
b) [s] ist ein (1) stimmhafter (2) dental- (3) koronaler (3) frikativer
Konsonant.
c) [v] ist ein (1) stimmhafter (2) dental- (3) koronaler (4) Verschluss-
engelaut.
d) [n] ist ein (1) sonorer (2) dental- (3) labialer (4) Verschlussengelaut.
Oppositionen p m l x g v
1. konsonantisch +
2. obstruent +
3. frikativ
4. fortis +
5. laryngal
6. nasal
7. vorn +
8. hinten
9. koronal
10. lateral
- 123 -
4. LAUTMODIFIKATIONEN UND LAUTWANDEL
6. Was davon bezieht sich auf den phonetischen Lautwechsel und was gehört zum
phonologischen Lautwandel?
Der Wechsel a) besitzt keine phonologische Relevanz.
b) unterscheidet grammatische Formen.
c) ist lebendig, motiviertt, verständlich.
d) ist in der heutigen Sprache unmotiviert, nicht transparent.
8. Bestimmen Sie in der Übung 7 die Art der Lautmodifikationen, die in den
Wörtern entstehen.
1) die Palatalisation 8) die Vokalbrechung
2) die Gemination 9) der Ablaut
3) die Konsonantenverschiebung 10) der Umlaut
4) die Aspiration 11) die Reduktion
5) der feste Vokaleinsatz 12) die Assimilation
6) die Labialisierung 13) die Auslautverhärtung
7) die Vokalisierung des [r] 14) die Vokaldehnung
- 126 -
10. Suchen Sie Fehler in den folgenden Definitionen, berichtigen Sie sie.
a) Die Assimilation ist das Angleichen der Vokale an Vokale und
Konsonanten an Konsonanten.
b) Die Aspiration ist die geschwächte Aussprache der Verschlusslaute am
Wortende.
c) Unter Auslautgesetz versteht man d