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1880.

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d637
 ^)er l^t. ^liigiiftin ^at ein n)iinbev(iebtid}eg 33üd^(ein gefd^ricbcii
,,de cateolüzaiidis rudibus"; ein onberer 33ifd&of ^luguftin f)at

ba^fetbe in'^ ^cutfc^c übcrfe^t unb commentirt in ben QSorlefnngen^),

n)cld)e er feinen Kjeologie^ß^anbibaten perföiilid) gehalten §Qt. ©iefe
beiben bifd)öf(id)en Flamen benten ^uv ©cnücje, ba^ e^ fidö l^icr um
etraa^ 2öirf)tigeö Ijanblc unb ba(3 feiner in'^ ^ated^eten=tot ein-
treten foü, oI)nc üorljcr in ben @eift unb S'^^'^It biefeä patriftifdjen
29erfe3 über ^ated)efc eingemeitit gu f.'in.

©er Ij(. ^Uiguitin ftellt in biefer feiner Schrift ben ©runbfa^

auf: „©er erfte f ated^ etif Unterricht
(^ e muffe ein
I)iftorif d^er 33 ortrag — „nar ratio" fein.'' ©iefeä 9(ugu=
ftinifdjc ©ictinn ^at eine geraiffc 33crüf)mt]^eit erlangt, l^at fid^ in
allen unb proteftontifd^en ^atedietifen eingebürgert unb
!at()olifd)en
ift gleic^fam ^ur 2ßafferfd)eibe gercorben, üon rao au§ bie !ati'C^e=
(Bpfteme in oerfc^iebeneir, }a fogar entgegengefel^ten D^ltd^tnngcn
tifd^en
auseinander taufen, ©ie „narratio** beä ^t. ^luguftin, raorauf fid^
bie t)erfdf)iebenen ^ated)i^niUo=^^ear6eitnngen berufen, l^at baburc^
piincipielle 23ebeutung gewonnen, fo baf^ bie ©efc^id^te beä ^ated^iä=
mu^ jebem uuperftänblid^ bleibt, ber nic^t üor^er einen Üaren 33e=
griff über bie „narratio" im @inne be§ l^eitigen 5(uguftin fid^ i3er=

fd;afft tiat.

(J-g bürfte bcB^alb für jeben ^atedjeten Don ^ntereffe fein, über
biefen (5arbinalpun!t beg fated^etifc^en Unterrichtend genauer fid^ 3U
Orientiren, um fo me^r, ba ^ieburd^ bie raid^tigften 5^'ög^n in (Ba6)m
be^ ^ated^iämuö i^re principiette Söfung finben.
3nbem baran gel)en, ^u biefcm ^voQdc ba§ 33üc^(ein „de
rair
catechizandis rudibus" gu analpfiren, werben brei fünfte 3U be-
fpredjen fein:
1- 3f^ 1^5^ j^^ üerftänbigen über ben bamatigcn 33egriff uon
„Tudis" unb „catechizare".

^) 2)ie|e SBortefungcn , welche ^ürfterjbifc^of Sluguftin ©ruber ju

©Qljburg in ben 2Uinterfcmeftern 1828 unb 1829 gehalten, finb im 3al)re
1844 bereite in III. Sluflage gebrucft lüorben unb ^abcn ^eute nod) großen
fatec^etifc^en SUert^.

©d^öbcrl, ®t. 2luguftin. 1

 - 2 —
II. 3ft öuä bcm (5ontc?.tc bcö 33iid^fä ju beftimmeti, Trefdjrn
33cgnff bcr 33erfaffcr felbft mit bem Sßorte „iiarratio" üev^
bunben l)ai.

III. (5nb(icl; foUen bamit bic üerfd)icbenen T)eiitungen ücrg(id)cn

roerben, roetd^c be^^ügtid) ber narratio pon ben !atcc(;etifd)cii
6d)nftftellcrn neuerer 3^ii "^it meljr ober roeiiigcr ^(ücf
ijerfud)! iDorben finb.
I.

Rudis im Haffifd^cn !Oatcin rcürbe eine geiftige 9^atur be^eic^nen,

bereu Gräfte unb gd^igfeiten nod; uncntraicfelt in ben erften ^in=
belu Hegen (^inber, (Sc^rcac^ finnige), o^nc biä^er einen !?e^rcr ge=
fuuben 3U baben, ber i^ncn baö, mag man ^itbung nennt, ^dtte
beibringen fönuen ober rootlen; rudis ai]o ift eine geiftige D^atur,
arm an ^nf)a\i unb gorm, arm an (55eift unb Sßitlensbitbung.
3ni ^ird^enlatein b'c^ I)(. 5lnguftin ^at rudis eine gan^ anbere
33ebeutung. Kudis ift i^m jeber ?li^ t = (£^rift, roetc^er ba§ fircb-
lid^e ^atec^umenat noi^ nid)t burc^gemad^t fiat, gleic^oiet 06 berfelbe

talentnoU ober fc^roac^fiunig, gebitbet ober ungebilbet ift. !^m 8.

unb 9. Kapitel erfd^einen ^^etoren unb (^3rammatifer, bie in ben
fd^öuen fünften beraanbert finb, bann n3iffeu|rf)aftüd) gebitbete ?0^dnuer
— e-ruditi, quorum mens magnarum rerum est exercitata quaes-
tionibus — ; allein fie finb nod) nid£)t (5§riften, mollen eä erft von-
ben, unb barum fa^t ber ^l. .^ird)enlel)rcr biefelben unter ben ^e=
griff „rudis." „(Bolä) geleljrte ^O^dnner, fngt er, (jaben gar oft
burd^ ^rioatforfd)ungen unb 33ejpred)ungen mit gebilbeten (£f)riften
fid^ bie not^meubtgen 25or!enntniffe über ba^ (5IjriftentI;um x)erfd)afft;"

man !anu fie alfo nid)t Uniniffenbe in ber D^eligion ^eifjen. @Ieid^=
rao^l werben fie unter bie „rüdes" gered)net, raeil fie noc^ nic|t
(S^riften finb unb baä c^atei^umenat ber ^irdie nid^t buri^gcmac^t
tjaben ^).
Üeber ben 33egriff rudis n)trb nur berjenige flareä 33erftdnb::
ni^ geminuen, ber bie brei ©tufen beä £ated)umenatg, lüie eö ju
3eiteu be§ 1^. 5lnguftin fid; anägebilbet ^atte, genauer fennt.
1. 3öenn ein 3ube ober §eibe, innerlid^ burd^ bie @nabe @otte§
— du^ertid^ burd^ irgenb einen 5Infto§ üeranla^t, fic§ sum (Sfiriften-'

tl^um berufen glaubte, fud^te er einen gebilbeten (^^riften auf, um

^) Snfoferne ift e§ nid^t gang genau, trenn ©ruber ben 5:itel „de
catechizandis rudibus" fo überfe|t: „S3on ber Unteriücifung ber tlnn:tf[en=
ben in ber 9ieUgion."
Rudis ^ei^t jeber 3flicl^t-©f)nft unb 9?ic^t=^Qte(^umene, raenn er auc^
auf ^ßriüatiüegen fc^on reic^lid^e ^enntniffe über bie ^riftlic^e ^teligion fic^
üerfd^afft l^at, alfo geiüi^ barin nicf)t me^r uniüiffenb ift. §reilic^_ lä^t fid^
rudis nid^t (eid^t beffer überfe^en alö ©ruber getl^an, rceil eben für biefen
terminus technicus im S)eutfä)en ba§ genau entf^re^enbe 3Bort fel^lt. 3^5'
fc^roi^ überfe^t rudis mit „3lnfänger im Gf)riftentf)um".
—
 :

bie erften 5(iiffc^(üffe über bie d^riftltd^e Ce^ve ^u erl^alten. 2^on

bcr 5t{rd)e fclbft waren ^u bie[cm ^^^^"^^ ^iafoneit unb ^iatonif-
liucii bcftellt, jene für bie Banner — bie[e für bie grauen, ^n
^art()ago lüar eä bcr ^iafon ^cogratia^, welcher oon ^uhtn unb
,5)cibcn gan^ befonber^ gern aufgefud^t lüurbe, um üou i^im biefen
erften Untcrrid)t in bcr d)riftlid^en ^>ietigion 3U empfangen.
'^n .^ippo luar ber ^riefter unb fpdter 33if(^of ^uguftin aU
^ciftcr in bicfcm Untcrrirf)t^ofad)c Ijod^bcrü^mt. Seutc auä allen
©tanbcn lucnbctcn ficf) in an i^n, lüie er felbft gefte^t
biefer ^^(bfic^t
„5öci( eö fid) f)icr non bcr Untcrmcifung ber Uniüiffenben in ber
D^eligion ^aubclt, fo mu^ id) auö meiner (Jrrfatjrung 'oa^ 3^^^9-

ni§ ablegen, ba^ id) mid) gan^ ücrfd^ieben geftimmt fü^te, roenn ic§

Dor mir at^ ^ated^umenen einen ©ele^rten fel)e ober einen üon
trägem, bcfc^ranften ©eiftc, einen ^-Bürger ober einen gremben, einen
ober einen ^^Irmcn, einen uon niebrigem ©taube ober einen
'Jteidjcn

5Ingcfe()cnen ober in einem ^ö^ern kirnte ©tc^enben, einen ?0^enfc§en

auä biefem ober jenem 33ot!e, oon biefem ober Jenem ^(ter unb @e-
fc§(ed)te, oon biefer ober jener (5e!te, oon biefem ober jenem ge=
meinen ^SolBirrt^umc ^ommenben; —
unb naci^ ber 35erf(^ieben^eit
meiner ©cmüt^äftimmuug ift and) mein Vortrag in feinem (Inbe t)er=
fd;iebeu". Cap. 15.
Sogar ber ^ia!ou ©eogratiaä, obwohl felbft tüd^tig in feinem
fatec^etifc^cn gad^e, roenbet fid^ an 5luguftin, biefen ^eifter in ^f^ael,
um Dou \^m bie erprobteften ©runbfä^e ju erfahren, tote man ben
fid) mclbenben 9^id^t=(5E)riften \)tn erften d^riftüd^en Unterrid^t bei=
bringen folle. ©aä mar bie 35eranlaffung 3ur 5lbfaffung beä 33üd^'
leiuö de catechizandis rudibus.
(5^ ^anbelt ftd^ ba eigentlid; um eine ^iffionöti^dtigfeit
ber ^irdjc, über ifjre ©rängen I)inauä auf biejenigen ftd^ erftrerfeub,
bie nod) aujjcr bcr ^ird^e ftanben. ^iefe follten burd^ Untermeifung
im d^riftlidfjcn ©laubcn unb in "ocn d^riftlic^en Sitten auä 3^id^t=
(Sbriften crft ^u (S^riftcn gcmadjt rocrben, mag ber 1^(. ^^omaä aU
instriictio conversiva be^eid^net.

5lm (Sd^Iuffe berfelben n)urbe ber ^\ü)bxev gefragt, ob er \ia^

Vorgetragene ^u glauben unb j^u beobad^ten gemiUt fei? Sßenn ja,
bann rourbe er jum ^ifd^of geführt unb oon biefem mit bem lieil.
^rcu^e bc^eiclinet. :5)aä biffe inan ^inen ^uben ober Reiben „3 um
(5l)riften machen." §iemit raar baä 3^^^ "^^^ ^v\kn Stufe beä
^atec^umenat^ erreicht Cap. 26.
2. ^ej^t begann ein eigentliche^ D^ooi^iat, eine ^robe^eit,
umbrenb TDclcfier ber neue „^J)xi\i" je nac^ 33ebürfni§ balb !ür^er,
ba(b langer — oft bi^ ^u .^roei unb brei ^(i^'^fi^ — ini c^riftli(|en
©lauben eingeljcnbcr uuterri^tet, beg bigtjerigen ^eibnifc^en Sebenä
entroöl)nt unb md) ben geboten c^riftlic^er Sitte erlogen rourbe.

BQ 1*

5780
 — 4 -
Siiöav burrf) ,3^i'(^^" ^'^^^^ ^'^^ 3[^ornnf)mc einer ^rüfiinq (scrutinium)
nad)gen)icfen, bn^ ber •^merf beä ^^oui^iat?^ erreicf)t fei, baun iriirbe
ein foldjev ^ated)iimene bei ^e(^inn ber ^aftfu^eit in bas ^-öer^eicl)=

nife ber ^aufcanbibaten (competentef-) einc^efc^rieben. T)ie)eä ^rocitc

(8tQbium bec5 .^atedjumenat^ tonnte in beftimniten fallen in 5löeg=

fall fonimen, g. 3[i „wenn ;;u bir, um unterrichtet ^u raerben (cate-

chizandus), ein n)iffenfd)aft(i(f) gebitbeter ^aiui fonnnt, ber jc^on
befd)loffen ^at, ein (S^rift ^u fein, unb be^()Q(b fommt, um eä ju
tücrbcn. ^a n)irb eä faum möglid) fein, bnfj biefem nicf)t fd)on
üiete^ auä unfern 6d)riften unb auö unferer Öe^ire befannt fein
foÖte ; fo ba^ er fc^on a ( ä ein U n t e r r d) t e t e r nur 5 n m i

(J-mpfange ber (Sacramente fommt. (So[d)e ^erfonen ndm-

lic^ pflegen u'C^t in bem ^(ugenbHcfe, rao fie (i^riften rcerben, fon-
bern fd^on frül^er, alleä fleißig ^u unterfud)en unb i^re @emüt^5=
33en)egungeu aud) anbern mit^ut^eiten unb fie mit benfetbin 5U bnrd)=
forfc^en. Sfflit biefen mu^ man alfo fur^ »erfahren."
3. ^ic ^ated^umenen im
Sinne be^ SBorteä raaren
engften
bie im legten (Btabium, bie lüd^renb ber Joft^ri^it geraöbnlid) üom
^ifd^of felbft auf (Smpfang ber Xaufe, girmung unb ($ud)ariftie
oorbereitet würben. 33erü^mt raaren in biefcr 33egie^ung bie ^ate-
^efen beä l^eit. @r^bifd)ofä 5lmbrofiu!o üon ^aitanb, foraie bie beä
1^1. (StiriHuä, 53ifci^ofg Don 3'e^^wfotem, wrld)' (entere rair nod) aB
!oftbare D^ietiquie ber ^ated^umenatä,;^eit befi^en. ^urd) ^ated)ifation
unb (S^orcifation ^) mit gaften unb ^eten mürben bie ^aufcanbibatcn
ttjd^renb ber Ouabrageftma in baä Symbolum apostolicum als bie
ollgiUige @Iaubengreget eingeweiht unb auf bie ^Ibrenuntiation Dor=
bereitet, n)e(d)e unmittelbar cor ber 3:aufe abgelegt werben mußte
aU (5nbe leg alten unb Einfang be^ neuen ßebenä. 3" '^^^ Ofter=
vooä)z bann würbe ben ^eugetauften in ben f. g. mr)ftagogif($en
^atec^efen ber nähere Unterrid^t über bie 'Sacramente unb ben
©otteäbienft ertlieilt, nämlid^ über 3:aufe, girmung, (^ud)ariftie,
?0?e^opfer unb ©ebet beä §errn.
i)amit war ber 3^^^?""^^^ ^^^ fatec^etifd^en 3"^^^^^t"^^9
erreid^t.

3efet werben wir Derfte^en, mit weld^er ^(afi'e üon ^ated^u=

menen baä 33nd^ de catechizandis rudibus fic^ befc^dftigt: ni(^t
mit Getauften, fonbern mit Ungetauften ; nidjt mit ^inbern, fonbern
mit ©rwac^fenen; ni(^t mit folc^en, bie fc^on (Sbriftcn finb, fonbern
mit fotd)en, bie eä erft werben wollen; bie bao Ü^oüi^iat be^ (J^rifteu-

^) 6tufen bes Äatec^umenats mit il^rer ^eitlic^en 3lufeinanberj

2)ic brei
folge finb genau im 95. ©anon be§ Quinisextum
bejeic^net Trimo quidem :

die ipsos Chris tianos facimus, secundo Catechumenos; deinde tertio

exor cizaraus sive adjuramus ipsos. 33gl ©cfd^id^te bes jRntec^umenatä
unb ber .^atec^efe in ben erften fec^0 :3a^r^unberten von ^fo^ann 2J]a:;er;
^em^ten 1868,
 —5—
tl^itmä noä) ntc^t anc^etreten l^abcn, uiclme^r nod^ an^Qvfjaih ber

^HH*g(c{d)cn luir bic t'atedf)ctifc^c ©tcllung beö ^ei(. '^luquftln

iVX]ciuibcr feilten eviDac^fencn ,3uben imb .Ipciben, cvbic
erft ;;u

(i^viften befe^rcn foK, mit ber ^tellimc^ dnc^ ^atedjcten gegeiiübcv

ben bereit'-o (getauften imb rf)vift(icb cr^oc^enen .^inbern iin[erer heutigen
^^'olf^l'djuLc : ]o Tüirb jctU ]d)on bev ^immelrocite Uuterfd)icb in bie
'Jtugen fpvingcn nnb cinlcndjten, ha\^ bcv ^atcd)iömnö beö f)(. ^uguftin
ad Tudes nic^t in allroeg ntaf^gebcnb fein tonne für einen tat^o^
lifdjcn nmn üiednel^r in biefcr ^k\5iel^ung auf
»Sc^ulfatec^i^ontu^j, baf^
ben 2auftated)iömuö bcä f)l. (ipriduä ^uriicf greifen miiffe.
©ruber bemerft bef^fjalb in feinem (Sommentai* luicber^oft, baf^
bicfeä unb ieneä auä bem 3[öert"e beä ^. 5(uguftin de catecli. rudi-
bus für ben ^ i nb e r 41 n t c r r i c^ t feine 5(nn)enbung flnben tonne.

ir.
'I9enn einer, ber au§ bem ^etd^e „beutfd^er 3ßiffenfd^afttid)=
tcit" gctrunfen, beauftragt lüürbe, 3^^^'^^ ^"^^^ .treiben ^um (^^riftcn=
t^um },n befe^ren, ber raürbe iebenfalTä mit einem ^.ractat über bic
^effianität (5;t)rifti ober de Deo uno
mad)cn et trino ben 5tnfang
unb baä ftreng baä allein 3ticf)tige
bcmonftratiüc ^erfa^ren für
balten. (5ine ^Ipologie beg (Sliriftenf^umä bürfte einem foldjcn ^on-
üertitcn nic^t erfpart bleiben, um feinen ^erftanb ^u überzeugen unb
für Vie d^rifttid^e 2.i^a^r^eit gu gerainnen.
9ä(^t fo ber ^t. 5luguftin. ^^m ift ber ^atec^et fein Apologet,
fein (i^ontroücrfift, fonbern ein 33ote (s5otteä unb ber ^irc^e, rael^er
ba^ gijtt(id)c Sßort nur /^u öerfünben, nid)t ^u beroeifcn ^at; dn
üon ©Ott bcüo(Imäd)tigter l^c^rer, ber üon ben ©roj^t^aten @otteä
3cugni§ gibt, gleidjiüie „bic A^immef bie @(orie ©ottc'o er^ä^Ien unb
baä Aii^iuamcnt .^'unbe gibt üon htn 2ßerfen feiner .r^änbc." ^Dem
.^atec^eten ^icmct nidjt bie demonstratio, fonbern bie nar ratio.
2ßa5 ift nun biefe Darratio im @inne beä ^ei(. ^uguftin?
metd)eö ift if)r 3^^^^^^^/ ^^^c ^et^obe, i^r ©nb^raecf? SDaö ift
ie^t bie J'^age.
1. Snfiaa.
„^er üoüftänbige er^ä^tenbe Unterrid^t (narratio plena) wirb
ert^eilt, raenn jemanb juerft unterliefen roirb anfangenb oon bem,
maä gcfct)rieben ftefit: „^m
Einfang fc^uf @ott .^immet unb (S-rbe"
— biä 3u ben gegenwärtigen ßeiten ber ^rc^e. ^arum aber muffen
mir nicf)t bie gan.^en 33üc^er ^opfeä, ber 3^ic^ter unb Könige, unb
bie33üc^er ©sbrd unb \)a^ gan^^e ©üangelium unb bie 5IpofteIgefd)ic^te,
raenn rair fie üon 2öort t^u 3[Öort au§raenbig geternt ^aben, au^
bem @cbäd)tniffc raicber
(}erauäfagen raollen; ober au(^ mit unfern
eigenen äöortcnroag in biefen 8üc^ern ent^aüen ift, cr,5ät)=
allcä,
(enb vortragen unb auslegen raollen, ba Ijie^u bie 3eit nic^t ^in=
 —6—
xnä)i unb e6 aucf) qar ni(f)t fonbern roir
notl)raenbiq ift: —
muffen a((eö f
ummar if d) unb a(( cremet neu im
u :^

f
ammcn a c u,
f f f f
o b a f^ mir b a r a u s u u u e n c; e b e f o n i i

bcrä TOunbcrbare (^reigniffc aue;n)d()(cn, roelc^e mit

g r ö fK e r ^21 n n e f) m ( d) f c i t
i^ a n q e t) ö r t
i lu c r b e n unb in
b e n >^ e i t r ä u m c n f c (b ft a ( ö .f^ a u p t c r c c; n f f e f c^ b ar= i i i

fteHe^n". Cap. 8.
^er ^. ^ugufttn gibt felber, um feine fatec^etifdien ^^rincipien
praüifd) fapar ju ma^en, ^mi ?Uluftcrfated)efen, eine längere unb
eine !üqere. ^er crfte X^cil enthalt einen er^df)(enben ißortrag
über bie S^teügionägefc^ic^te, ractc^e er nac^ fec^ö 3^^^^^tern auö^
gliebert. Cap. 22. ^aä erfte reicht uon ^bam bis S^loe; bas ^tüeite

von 9^oe biä 5ibral^am; ba^ britte üon ^bra^am biä i)ai3ib; bas
üiertc t)on ^at)ib bi^ ;^ur bab^tonifdjcn (^cfangenfc^aft; ba^ fünfte
biä ^ur 5(nfunft (5f)rifti. 35on (£^riftu^ beginnt \)a<6 fed)5te .>5^it=

5l(ter b. i. bie ^irdje beö neuen 8unbeä. 5Jlac^ ben fed)ä 3^itöit^ri^
aber tritt ber l^immlifd^e Sabbat ein, wo @ott ruf)cn n3irb in feinen
^eiligen unb feine .^eiligen in i^m. Cap. 17.
®ie „ßauptereigniffe", raelc^e (St. ^ugu.ftin in biefen fec^ä
3eita(tern ai§ (55egenftanb feiner narratio !)erau^greift, finb fofgcnbe:
1) Caput 19.^ @(^öpfung unb SünbenfaK beä ^enfc^en.
©Ute unb bofe ^enfd^en in ber ^Ißelt unb aud) in ber ^irc^e.
2) (Sünbftut"^. 3^oe gerettet burd^ bie 5Ir^e.
3) ^Ibra'fiam, (Stammvater beä gläubigen 3^^^^^^^^^^^ —
35orbi(b (klfirifti in ber ^ird^e.
4) Caput 20. unb ©rlöfung be§ gläubigen 35o[fe3
<R!ned^tfc^aft
burc^ *3Jlofeä. Ofterlamm. 3Baffer beö rot!)en ^cere^.
5) (Sinjug tn'ä gelobte üBanb. (Erbauung 3^^")"^^^^^ ^^^^
beä ^empelä. ^at)ib.
6) Caput 21. Babglonif^e ©efangenfd^aft. Df^üdfeC^r. §err^
fd^aft ber D^ömcr.
7) Cap. 22. 23. ^er ©rröfer fommt. Ofterlamm. ^:pfingften
!ommt unb ber f)I. @eift.
Cap. 24. Slnfdnge ber ^irc^e unb i^r ^artprium.
Vortrag folgt nod^ ein Unterridjt über
3luf biefen gef(^id)tüd^en
bie "5luf er]lebung ber Seiber, über ßo^n unb Strafe im eraigen ßeben,
mit ber ^luffbrberung, baä (55efe^ ©otteä galten, bie ißöfen p
5U fliel^en unb an bie guten S^riften fid^ an^ufd^lieBen. Cap. 25.

2. ^et^obe.
^ie narratio foll aber ni^t eine
med^anifd^e Qu^^^^P'^H^^'^^^
nad^er ^^atfad^en fein, nid^t ein D^ebeneinanber unb ^ad^einanber
DOn @efd^ic^tcn, fonbern (eben^DoUe ®ef(^id^te. 2ßie ber fc^önc
Organiämuä beg ^o^moä im Sei^^tageroerf ber Schöpfung nac^
unb nad^ in bie ©rfd^einung trat: fo mü ber {)ei(. 5luguftin bag
 — — 7

^eriiid^e didä) ©^vifti iinb kv

^ird^e in ben fed^ä S^i^'^'^t^i'^ ^Ui^-
fam t)or bcn 5(ugen feiner 8(^üler road^fen imb fid^ organifd^ ent=
TOirfeln (äffen, „fo baf^ über nde ^-reigntffe unb A^anblungen, bie
Tüir cr^dfilcn, aud; bie U r f a 6) e n unb r ü n b e @
angegeben vocx-
bcn, buri^ n)e(d)e biefclben auf jeneä 3^^^ ^^^ fieiligen ßiebe, DOn
bom lücber ber ^'^anbclnbe noc^ bcr ^^ebcnbe fein 5(ngc abraenben
barf, belogen iDcrben muffe .... "^ie Urfad;en unb @rünbe bürfen
töir aber nid)t fo anfüljren, baf^ unfer ^^er^ unb unfere 3w"9^/ ^^^
55er(affung beö gcfd^id)tlid)cn (i^angeä ber ^Tsä^hing, fic^ in bie ^er=
lüicfelungen einer fdiraeren gorfdjung verliere; fonbern baJ3 bie ^a^x-
^eit ber angefiiljrtcn ©rünbe nur raie baä ©olb fei, in ba^ eine
Dtei()c uon febclfteinen gcfaf^t luirb, baä nic^t mit unmäßiger %n'
Tüenbung bie ^ierlic^e 9^ei()e ftören barf.'' Cap. 6.

5Der % ^(uguftin n)i(( alfo bcn (Jaufatne^uä ber n)id^=

tigen XI)atfacf)en in ben fed^g 3^^^^^*^^'^^ \^^^^^ ^^^ ^^^ @rünbe

angebeutet roiffen, lüarum bicfclbcn gerabe in biefer ober jener SBeife
(rationes) gcfd)id^tlid) geiüorben finb. ©r be^^eic()net biefen (Saufa(=
ne^u^, Tuctd^er al^ rotier gaben burc^ bie fedC)^ 3^^t^^ter läuft unb
biefelben ^ur ßnn'^ieit „ba^ ber neue
oerbinbet, in ber 2öeife,
löunb im alten Derborgen cntl)alten roar, ber neue
33 unb aber nur bie Offenbarung be^ alten ift."
Cap. 4. „^m 35otte ^\xad raurbe allerbingä üiel augenfd^einlid^er
bie fünftige ^irc^e üorgebilbet .... 35on biefen ^eiligen (beS
alten 53unbc^) finb ni^t nur bie Sßorte, fonbern aud^ i|r Seben,
il)re e^etid)cn i^erbinbungen, i^re 'Bö^m unb il)re Staaten eine ^rop^e=
^eiung Jener ^Q\t, in ber bie ^ird^e auä allen 35öl!ern burd^ ben
©laubcn an baä Reiben (S^rifti gefammelt baftel)t .... ^^^ ^^
biefen fingen raurbcn bie geiftigen @e^eimniffe Dorgebilbet,
roelc^e (5l)riftum unb feine ^ird^e betreffen." Cap. 19.
3. (Sub^raede.
3nl^alt unb ^ctl)obe ber narratio foK barauf bcred^net fein,
im 3i^^örer ©laube, Hoffnung unb ßiebe ju erroecfen. „Quidquid
narras, ita narra, ut ille, cui loquexis, audiendo credat, cre-
dendo speret, sperando amet." Cap. 4.
3n)ar f oll ber er^d'^lenbe Unterricht gundd^ft bem (55 e b d d^ t=
n i f f e ben (S:rf enntni^ftoff juf ül)ren, unb be^roegen ift e^ empfel)len3=
njert^, D^ebenfdc^üd^eö beifeitc ^u laffen unb nur bie ^auptereigniffe
l^erauö^ugreifen, bamit baä @ebdd)tni^ beä ^u^örerä nic^t burd^ bie
?D^enge in 33ern3irrung gebracl)t raerbe unb nicl)t fcl)on gan^ ermübet
jur |)auptfac^e fomme. Cap. 3. 2lud^ ber ^erftanb foll bur^
biefen Unterridjt erleuchtet raerben ; barum barf man beim ©rjd^len
bie §auptereigniffe nic^t bloä in allgemeine 5luäbrüdfe t)erl)üllt bar=
ftellen unb fcl)nell roieber bem 5luge entrücfen, fonbern bei benfelben
etraag Idnger cerraeilen unb fte gergliebert unb ausgebreitet vorlegen,
 —8—
aurf) basi 53ctrad)tini(]^= iinb 53eTt)unbeninq3n}rirbi(^e büran bem (Reifte
bei- ^>^u()örcr üortjaltcii; ba^ Ucbriqc aber in fc^ncll burd)(aiifenbe
^«^Infü^i'ungcn .^ufaminenfajjcu. Cap. '.i.

5Da(i aber bor i5erftanb burc^ ein apoloi^ctifc^cö ^en)ciäüer=

fal^vcn t)on bcr djriftlic^cn äßa^r^cit übcr.^cuqt ober burc^ bie
motiva credibilitatis fptloc^iftifc^ bearbeitet rcerben muffe, baüon i]t
nirgenbä bie ytebe, felbft ba nic^t, tdo eö fid) (cap. 8) üon Unter=
Tücifung ber lüiffenfc^aftlic^ (Mebilbeteu ^anbelt. ^^on biefen t)eiHt e^
nur: ,,SKenn vov^n fctjon auf 33ncf)er eines Äet5erö qq-
ein folci^er

ratzenift nnb barin enthaltenen falfc^cn ^etjren etroa für taüjo--

bie
lifc^e Söa^r^eit Einnimmt: ber muf^ mit nollem C^ifer, mit 35or=
l^altung beä ^nfe^enö ber allgemeinen ^irrf)e unb
ber (Streitfd)riften nnb Sln^arbeitnngen auäge^cid)net ge(ef)rter Banner,
bie in ber 2ßa^rl)eit ber ^irc^e blühen, unterrid)tet rcerben ....
^D^an mu§ babei, ^^nr 3?ermeibiing ^rrt^ümcr beä 3to[^eö, fo
ber
t)ie( X) n bem 5( n f e I) e n e i n c ä | r e n b e n annehmen
fi e al^ ,

man fie^t, bafj bie ^emiit^ , bie jenen ^n nnä gefül)rt f)at, e^ ,^u=
(äffe, ^nbem mau aüeö Uebrige nac^ ber (jeilfamen ^'e^rnor-
fd)rift, foinot)! in betreff beä ©(aubenä, nja^ bax)on .^n er^a^len unb
ju erfläreu ift, alö and) in betreff ber bitten unb in 53etreff ber
ä^erfud^ungen auf bie Söeife, tüic ic^ gefagt f)abc, fd)ucü burd}gc[)t,
muf3 alleä auf jenen überpovtrefflic()cn 3Beg (ber l)ei(igen ßiebej be=
jogen raerben." Cap. 8.
2Benn alfo auc^ ber Q5erftanb beä 3^"^^^^^'^ "^^^ nnberücffic^=
tigt bleiben barf, fo ift'ä boc^ nid)t bie ^ialeftif beä ^e^renben, fou=
bem üielme'^r bie ü^ogif ber ergä^lten 3;;^atfad)en ober x)ielmel)r bie

in benfelben raaltenbe ^eleologie ©otteg, raoburd^ ber S5erftanb für

bie 5lnna()me ber ^riftlic^en fea'^r^eit zubereitet merben foU. ®aä
!ated)elifd)e ^aupt^iel bleibt immer, eä ba^in ^u bringen, ba^ ber
3u'^örer glaubt, ^ o f f
t, li^ht
D'lie^t um \)a^ SBiffen unb 33erftefien, fonberu ^unad)ft um ba§
Glauben ^anbelt e^ ft^ hd ber ^ated^efe. ^a^er ftettt ber ^l.
2tugnftin am ©(^Inffe feiner '^Ruftcrfatec^efe (cap. 26) — al^ ter-
minus narrationis — bie grage : ob ber (2d)üler bas 5>orgetragene
glaube unb 'galten n)Olle (an haec credat atque observare
desideret)? ^a wirb nidjtö bi^putirt, nic^t^ contronerfirt, nic^tä
bemonftrirt ; nidjt gefragt, ob er baä ^Vorgetragene nerfte^e, fonbern
bloä, ob er glaube ober nii^t?
(Selbft raenn W ©efd^id^te ber ^d^öpfung, raeld^e bod^ bem
natürlichen (^rfcnnen unb 3Biffen naf)e liegt, er^d^lt roirb, gefc^ie^t

eä nur, um bem Reiben ober 3^^^^"/ raeld^er (^rift roerben raill,

JU fagen, „de hominis et rerum aliarum creatione quid c re-

den dum'', (cap. 18.)
5Die 3luferfte^ung ber lobten war eine bei ^uben unb Reiben
 — 9 -~

üiel uentilirte ^rage uiib truvbe über biefeii @tauBenäpun!t ber

d)ri[tlic^en Se^re Diel (^eirit^elt uub gcfpottct. ©ic 5luterftcl)img,
TDcit crjt in ber 3"^^^^^^ cintrctenb unb batier nod) nid)t öc|dnd^t=
Uc^c zi)at]ad)Q, ift fein ©egenftanb ber narratio, foubern wirb erft.

mä) ©ci^hiB berjelben !atcd)eti|d) be!)anbclt. "iSlan fottte meinen,

iDcnigftenä I}ier luiivbcn bic ^-iniDÜrfe ber (Spötter roiberlegt unb bie

(^Haiibraürbigfcit bcv ^luferfteljung nadjgeraiefen: bod^ nein, bie

^ufterfated)efe bringt aud; l)ier gerabcn 2[9egeä auf baä (glauben

unb fü^rt nur nebenbei, um bie greubigteit beä ©lauben^ 3U roeden,

einen ©tü^punt't au^^ bem uatürlid)en Renten an. „Crede ergo

fortiter et iiicoiicusse
!''
Cap. 25. „2Bir glauben an bie 5luf=
erfte^ung ber Seiber unb an ba^ ©erid^t jum eroigen Coline ober
^ur eroigen Strafe, fo al§ roiirbe ber ßeib burd) ben iob auf=
nid)t

gelöst, foubern fo, baf^ ber fieib (ber ^öfen) ein für eroige Sd^merjen
empfänglicher ©cgenftanb roerbe.''

„So trad)te alfo burd) unroanbelbaren glauben unb burd^

gute Sitten, o tradjte, mein 33ruber! jenen Dualen ju entgegen
.... unb entbrenne üon Siebe unb 3Serlangen uad^ bem eroigen
2chn\ ber ^^eiligen .... 2öir roerben eg auf feine
alle, roie roir

^i>erl)eij3ung ^offen unb mit 3iii^tTfid}t erroarten, ben (Engeln gleid^

unb mit i^nen unb gleich i^uen ben breieinigen @ott im Sd^auen
genießen, in bem roir je^t im ©tauben roanbeln. 2öir glauben näm=
iid) ba^, roao roir uic^t fel)en, bamit roir burd^ ba^ 35erbienft be^
(sHaubcn§ roürbig roerben, baä, roa^ roir glauben, aud^ ^u fc^en unb
on bemfelbcn gan^ ju ^ngen.'' Cap. 25.
^^ier ba^ ©tauben fd^on iu .5)offen über.
ge'^t alfo Cre-
deudo speret. „^ad^ 55ollonbung bc^3 gefd)ic^t(id)en Unterrii^tä
(finita narrationej ift bie §offnung unferer 5luferftel)ung ^u t)er=
tünben, unb nac^ ben J^äljigf'eitcn unb ben Gräften beä 3^P^f^'^
unb fooiel e§ bie au^gemeffene ^dt juld^t, ift gegen bie eitlen
Spötteleien ber Ungläubigen von ber 2öieberaufftel)ung beä Ji^eibeö
j^u l)anbeln .... unb nad)bem mit ^bfd)eu unb ^ntfe^en bie Strafen

ber ©ottlofen angefül)rt rourben, ift baä D^teid) ber ©laubigen unb
jene t)immlifd^e Stabt unb bereu g t e u b e n, m i t 5l e u ^ e=
rung ber Sel)nfud^t barnad^, ju prebigen." Cap. 7.
5luf ©runb biefer ,!r)offnung roirb fogleid) ber Unterrid^t über
bie © e b 1 e b e ^ c^ r i ft l i d) e n ß e b e nö aufgebaut. Sperando
amet.
©aö eben ift baä ^id be^ ^idi^ bei allem Unterrid^ten bie :

Siebe ausi reinem ^erjen unb gutem ©eroiffen unb

ungel)eud)eltem ©tauben. 5:imotb. 1, 5. darauf muffen
roir all unfer iReben bejie^en; barauf^iii aud) baä ^ugenmerf be^=
jenigen, ben roir mit unfern Porten unterroeifen, unoer rüdt l)in=
richten. Cap. 3.
©(^öbcrl, ©t. Sluguftin. 2
 — 10 ~-

(5!)riftuä ift ^auptjdd^ürf) barum gefommcn, ba|l bct ^JJenfc^

erfenne, raic \q^x (^ott i^n üc6c, unb q(i'o cinfe^c,mie er ^nx £ie6c
beäjcnigcn, üon bem er ^uerft geliebt rcar, entbrennen muffe; uub
wie er feinen Df^äd^ften auf ben 53efef)( unb nacf) bem iöeifpiet besJ-
jenigen lieben muffe, ber i^m ber 9^id^fte gcraorben ift. 'Jiacf)bem
bie gan,;^e ^eilige @d)rift, bie r)orau!3gefrf)riebcn roarb, nur ^ur ^^In^
fünbigung ber ^Intunft beä §errn gefdjricben ift,unb raaö fpdter=
l^in gefd^rieben unb burd^ göttlid)eö ^.^nfe^en bekräftiget ift, uns pon
k\)v\]io er^d^lt unb gur ^Oiebc ermal)net: fo ift offenbar, baf^ nic^t
nur baä gange ©efet^ unb bie ^^rop^eten in ben ;^n)ei (geboten ber
ßiebe ©otteä unb be^ 9idc^ftcn, fouDern aurf) alles, roa^ fpdter^in
l^eilfam gefrfjrieben unb in ben ^eiligen ^üc^ern auf uns überliefert
iDOrben ift, in b i e f e n @ e b o t e n ber ^icbt ^ a n g e . . . .

3nbem bu bir nun biefe Siebe alä ha^ ^ ö c^ ft e ^ e l üorljdltft, i

auf baä bu alleä, rcaö bu fagft, begiel^eft; fo unterraeife hnxd) (fr=

jdl)len, TDaä bu immer er,^d^left, fo, ba^ ber, ,gu bem bu fpric^ft,
burdl) 5lnl)ören glaube, burrf) (glauben ^offe, burc^ •'poffen liebe. Cap. 4.

®o wir auö bem Xe^-t beö ^eiligen 5luguftin nad;ge=

!^aben
raiefen, roa^ er unter narratio perftelic unb raas biefelbe nac^ ^n-
^alt, ^etl)0be unb ß-nbgiel fei.

311^ gacit ber bi^lierigen Unterfud^ung f)^bm wir folgenbe

fünfte l^eroor:
a. ^m ^ud^e de catechizandis rudibus ^anbelt eö fic^ nic^t

um einen ^atec^iämuä für getaufte ^inber, and) nic^t für erraac^fene

^aufcanbibaten, fonbern nur um einen (Sonoertiten^Unterric^t für bie
noc^ au^er ber ^ird)e fte^enben ^uben unb Reiben, raelc^e ftc^ gum
(Eintritte in'ä ßliriftentl^um erft melben. !^ n f o 1 1 ber
i e
f
e

©laubenäftoff üorerft in gorm eineä gefd^ic^tlid^en ^^or-

traget tiefer fated^etifc^e ©runb*
(narratio) mitget^eilt raerben.
fa^ ift ni(^t erft t)om l)eil. 5luguftin erfunben raorben, fonbern ^t
fd^on lange t)or il^m allgemeine (Geltung gel;abt. ^er ^iafon ^eo=
gratiaä fennt benfelben redjt gut unb bittet ben t)äL 5luguftin bloä
um 33elel)rung über bie red)te
51 rt unb 3Seife biefeä gefd^ic^t^
lid^en tmäe exordienda, quousque sit perducenda
3Sortrageö:
narratio.^ utrum exhortationem aliquam terminata narratione
adhibere debeanius? Cap. 1. 5Der l^eil. 5luguftin Derfprid)t iljm
be^l^alb, er wolle in feinem ^üd^lein l^anbeln „suerft x)on ber 51 rt
unb SS^eife beä ergdlilenben Unterrid^teä, bie bu, toie ic^ erfe^en,
fennen gu lernen loünf^eft; unb bann pon bem ^or^alten ber @e=
böte unb ber (Ermunterung gu bereu 33efolgung.'' Cap. 2.

^in 33eifpiel fold^ gefdjid^tlid^er Unterrceifung finben mx fd^on

bei gufaä 24, 18 —
28, rao (^*l)riftuä ber §err felbft fic^ roürbiget,
bie gipei (immau^Jünger ju fragen, n)aä fie über bie jüngften (Ereig=

Biffe, über Seben, 3:ob unb 5luferftel)ung (J^rifti bereite raiffen, um

 — 11 --

baran bie narratio an^ufnüpfcn, anfangenb t)on ben 33üc]^ern ^oflä,

burd^ alle ^rop^etcn hi^ auf bic C^^egcnroart crftörenb, reaä bicfe

allc^ oon i()m jagten: ba^ SI)riftuö leiben unb fo in fein didii)

eingel)en muffe, i^a^ Qvnb^iel biefer narratio roar bie entflammte

!^iebe. „2öic brannte unfer rad^vcnb er auf bem 2öegc
.^er,^ in unä,
rebete unb unö bie ®d)riftcn au^rec^te!" ;üuf. 24, 32.

53a(b barauf crfd)cint (5!)viftu^ ben 5IpoftcIn unb Jüngern,

tüeldje gar nidjt glauben fonntcn unb oorgreube auf^cr fid^ roaren,
unb fagt ifjuen : „^aä finb bic 3Borte, rceldje ic^ ^u eud^ gefproc^en
^ahc, a(^ ic^ noc^ bei eucf) rcar, baf? näm(ic§ alleä erfüllt raerben
muf?, im ©efet^e ^ofiö, in ben ^ro=
rca^ von mir gefd)rieben ftcl^t

pljeten unb ^falmen. ^enn

gefc^rieben, unb fofo mu§tc
ftefit'g

ßi^riftu^ leiben, am britten iage Don lobten auferftel^en, unb fo

mu^ in feinem ^^lamcn 33u§e unb S^ergeil^ung ber 8ünben an alle
^^ölfer gcprebigt roetben. ^^v aber feib ^iefür bie 3^ugen."
m. 24, 44—48.
^ie D^iebe be§ ^l. 8tep^nug in ber 3Serfammlung ber ^uben
ift ein eclatanteg 33eifpiel einer narratio (Act.7, 2 —
54). iS^a^
alfo ber 1)1. 5Iuguftin iiber biefe ße^rroeife fagt, beruht auf biblifd^em
©runbe, auf apoftolifd^er ^rabition.
b. ^ie narratio
nur ber erfte ^l^eil be^ ^ated^iömuä,
ift

nid^t aber ber ^ a t e d^ i s m u § felbft. „^er üollftdnbige ergal^lenbe

Unterricht (narratio plena) rcirb ert^eitt, wenn Jemanb 3uerft
(prinio) unterraiefen rairb t)on bem, raaä gefd^rieben fte'^t: „^m
Einfang fd)uf @ott §immel unb @rbe" bi§ ^u ben gegenwärtigen —
Reiten ber ^irct)e."' Cap. 3.
„^a6) 35oEenbung be§ gefd^id)tUd^en Unterriditeä (narratione
finita) .^offnung unferer ^iufcrfte^ung ^u üerfünben, auc^
ift bie
üon ber ^-IBieber au f erfte^ung beä 2ziht^ ju ^anbeln; üon
ber @üte beg fünftigen legten @erid)te§ gegen bie @uten,
üon ber Strenge gegen 'ak iööfen; bann ift baä 3^eid^ ber @e=
red)tenunb ©laubigen unb jene ^immlifi^e ©tabt unb beren^greuben
^u prebigen.

,^3ierauf (tum) mu^ bic 6d)n)d(^e be^ ^enfc^en belefirt

unb ermut^iget roerbcn gegen bie 33erfud)ungcn unb 5lergcrniffe, bie
foTT)of)l au^cr — alä aucl) innerl^atb ber ^ir^e felbft ba finb:
auBcrl^alb üou (Seite ber ^^eiben, ^u^^^^ unb ^e^er; innerl^alb aber
ron ^eiic bcrjcnigcn, hk aB @preu gelten auf ber ^refd^tenue beä
Ajerrn .... ^em ^ated^umenen muffen aud) fur^ unb mit 2(n=
ftanb bic 33orfd)riften eineä d^riftlid^en unb e{)rbaren 2Ban=
belä befannt gemalt rnerben."
^ier ift alfo bie narratio alä erfter Unterrid)t über ben @lau=
ben genau auSgefc^ieben üon bem Unterridit über bie legten ^inge
(^Öffnung) unb über hk d^riftlid^e 8ittenle:^re (2id>i), rad^renb Don
2*
 — 12 —
ben Sacramcnten, üom Opfer iinb (^cbct bicfcn 'pro|c(t)ten bc$5 3"^^"'
unb »^')cibcntf)um^ qcc^cuübcr noc^ qar feine D^lebc ift. Dk narratio
ift fonac^ im tated)etifc{)en 3i)ftcmc be^ l){. 5(uquftin nur bcr crfte
i^ci( unb nirf)t baö (^Jan,^e bc^ ^^aterf)iömii3 tuenu q(eid)iüof)( bic
—
;

fated^ctifdjen 6d)riftftc(Ier proteftantifdjc unb fat()olifd)e, beutfd)e

unb fran^öfi[(^e — cinanber nad)]"(^rei6en „I^er .^^ated)i5mu^ fotl
—
:

^iftorifc^ fein", unb ficf) babei auf bie namitio bc5 ^eiliqen
5luguftin berufen: fo fdjcinen fie bcffen äi^ert de catechlzandis
rudibus entroeber nid)t gelefen ober nid)t üerftanben ,^u ()aben.

c. ^ag fate^etifd^e Äatec^iömuä

^^^^^^i^l'P^^"^'^^^^"- »"^^^
fott l^iftorifd^ fein" — ift ^as fann
t)öd)ft ^raeibeutiqer 3^atur.
!|ei§en ber : t
o f f beä©.^ated^tämuä ober bie Sffltt^oht besfclben
mufe gefd)id^t(i(^ fein, ^eine^ üon beiben ^at St. ^uguftin gemeint,
wenn er DOn narratio fpricJ^t.
5ltterbing§ ber © ( aub e n^ ft o f f
— quae sunt credcnda —
foll bem ©eifte ber (5onx)ertenben bur(^ (5r^d^[ung ber bibüfc^en unb
^ircJ^engefd^ic^te in aügemetnen Umriffen ,^ugefü^rt raerben; baß aber
aud^ bie c^riftlic^e ©ittenlel^re unb ber Unterricht non ben «Sacra;
menten burd^ ©r^dl^Iung üon ©efd^ic^ten beigebrad)t n3erben foU,
baoon fagt ber %
5luguftin fein Sßort. ^m @egentf)eile nic^t ein=
mal hk @laubenäle!f)re fallt gan^ in ha^ 33eveid^ ber narratio, raeil
erft, wo biefelbe fc^Iie^t (finita narratione), ber Untcrrid)t über ben

©lauben an W
legten ©inge, bann über bie Sittenlehre beginnt.
5l(fo liegt e§ gar nid^t im Sinne be^ ^. 5(uguftin, ba^ ber @ e-
fammtftoff beä ^ated^igmug gefd^icC)t(id^er 35ortrag fein fott.
©benforaenig, ja nirgenbä be^uptet berfelbe, ba^ bie ^et^obe
beä ganzen ^atedjiämuä eine l)iftorifd^e fein müfje. ^aäiftbenn
über'^aupt bie fjiftorifi^e ^D^etl^obe? @g gibt in ber ^ate^etif eine
analt)ttfd)e unb f^nt^etifdje, eine a!roamatif^e unb erotematifd^e ^e=
tl^obe; aber eine ^iftorifd^e ^[Ret^obe fenne id^ nid^t. 2ßenn ber
^ated^et ^fiatfad^en ergd^It, Uz man glauben mu§, fo ift ber
S 1
f f
' t)iftorif(^, bie ?D^ett)obe aber ofroamatifd^ ; raenn er aber
bie einzelnen ©laubenäraa^r^eiten in ber 9tei!)enfo[gc, in raelc^er

fie im gefd^id^ttic^en 3^adf)einanber geoffenbaret ober fird^üd^ bogma=

tifirt roorben finb, auf^a^len unb lehren raürbc, bann etroa fönnte
man baä „l^iftorifd^e ?0^et^obc" l^eij^en. ©at)on ift aber im 53üd^=
lein de catechizandis rudibus feine D^lebe; ba§ l^at St. ^uguftin
unter narratio nid^t üerftanben.
d. SDie größten ^^rungen erroad^fen baburd^, ba§ ber ?D^iffionä=
5lated^iämuä beä ^eil. 2luguftin an bie erroad^fenen ^^rofel^ten beä
3uben= unb §eibent!)um§ ibentiftjirt rairb mit bem ^atec^iämuä an
bie ^aufcanbibaten ober gar an bie fd^on getauften ^inber, fo ba^
man 3ni)alt unb gorm be§ erfteren ol)ne roeiterä auf biefen ^roeiten
übertragen ju bürfen glaubt, ©ag l)at bie fat!)Olif^e ^rd^e nie
 — 13 —
/

gct^an; ba^ l^nt auc^ ber I)(. ^(uguftin nic^t cjetl^an, bev gan,;^ anbcrc
(^jvunbfdl^e aufftclltc, rycnu er de catcchizandis rudibus, unb an=
berc, rocnn er de fide et symbolo ad catechumenos (^aufcanbi=
baten) fc^reibt.
2?ßie ©Ott feinen Wiener W:o]c^ t)om 33erge S^ebo l^inüber
fc^auen üeJ3 inä gelobte Canb, \)a^ üon Wiid) unb .^^onig fliegt, um
atfe ^^errlic^feit beäfelben i^n beronnbern ^^u laffen: fo fotten (S^riftuä
unb bie .^irc^e aB bie großen ^iftorifd;en ©eftalten, raie [ie auä bcm
^oben ber 3Be(tgefd;id)tc einporgeraad^fen unb jet^t in lüunberbarer
©c^ön^eit t)or ben ^rof elften gteic^fant in einem Pano-
un^ fte^en,
rama üor ^tuge^i geführt loerben, um baburd^ mittels ber innen
mirfenben @nabe in i^nen bie 5(nfange beä ©laubenä unb ber Siebe
SU pflanzen.
©an^ anberä M Xauf canbibaten : ba ift gorm unb ^n^alt
ber ©faubenäle^re t)on ber Äird^e ftreng formultrt in bem apofto=
Uferen ©rimbotum, raelc^eö ben ^ated^umenen ^u memoriren
unb ,5U gür ben ^aufcanbibaten
cr!(dren ift. t)ertritt den baä S9m=
bolum mit feinem ©ef^id^täin^aU Ut Stelle ber narratio.

III.
5luf ©runb biefer T)artegungen rairb je^t \i6) beurt^eilen (äffen,
miefern bie fateci^etif(^en ©d^riftftetter mit i|ren üerfd^iebenen ^eut=
ungen ber narratio ben (Binn be^ l^eiligen ^luguftin getroffen l^aben
ober nid^t.
(Sruber»
3u feinem (J^ommentar gum 3ßer!e de catechizandis rudibus,
namentlid^ ^um britten ^apitet begfelben, roo üon ber narratio ge^
l^anbelt roirb, fd^reibt ©ruber:
„^n öinfid^t auf hk ^D^et^obe be§ d^riftüd;en 9^e(igionä=
Unterridjteä jinb barin bie gmei ^errfc^enben 3^een:
IJ ©efd^id^tlid^ mu§ ber Unterrid^t ert^eilet merben; barum
nennt ber lf)(. 5tuguftin ben fated^etifd^en Unterrid^t narratio,
(^rgd^ilung.
2. ©inroirfenb auf bie (^rgeugung {)ei(iger Siebe muß er cr=
t^eirtmerben.'' Pag. 28.
^a§ 3^^^^^ fciöt ba§ @rfte fagt er nid^t
ber {)(. 3Iuguftin;
unb nirgenbä unb namentüd^ nid^t im britten
in feiner gangen ©d^rift,
Kapitel berfelben. ^aä SSerf de catech. rudibus ift nur bie 2lnt:=
raort beä ^ei(. ^ifd)ofeä auf bie gragen beg ^iaton ^eogratiaä.
grage unb ^Intmort muffen correfponbiren, roie ^^ema unb beffcn
^urd^arbeitung. ^er ^iafon fagt nun, er fei 5luäübung feinet M
Äaterf)etenamteä oft in arger ^erlegenlfieit, mie man baä, mag mir
a(ä (j^riften glauben, in geeigneter 2Beife benen beibringen folle,
meldte im d^riftlidien ©tauben ben erften 5Infang§unterrid^t empfangen
wollen. 3luf biefe allgemeine grage folgen bann fpegieüe über hiz
 — 14 —
cinjelucn X^cite beä Untcrrid)tcä: „^lon roo bie narratio i^ren Ein-
fang nehmen, bi^ ^u löclrfjem ,^\dc )ic fortqcfu()rt locrbcn muffe?
5^criicr ob nad) ^cenbic^unc^ ber narratio aiid) nod) eine crmunternbc
(^rma^minc^ bcipfctjcn fei ober ob man b(05 bie (^kbote DOrtrageii
muffe, fo baf^ ber, ,^u bem roir fpredjen, felbft roiffe, baä c^rift(irf)e

fiebenunb 53efenntnif^ fei an bie 33eobad)timq berfelben notfjiüenbig

gebimbcn?" 2luf biefe 5^ragen lüiU nun ber i)ei(. ^ßifdjof antraorten
unb bcf3n)egen l)anbe(n ,^uerft üon ber 5Irt unb 'Ißeifc ber narratio,
bann DOn ben (Sjebotcn unb ber (^-imunterung ,^u bcrcn :öefofgung.
Itaque prius de modo narrationis tum de praccipiendo atque
cohortando disseremus.
^arauä ge^t ^crpor, ba^ 33ifc^of 2{uguftin unb T)iaton lDeo=
gratiaä bie narartio nur für baö ctfte §auptftücf beä ^atec^ismuö,
nic^t aber für ben ganzen ^atec^i^muö Ratten.
5)er ^n'^att biefe^ erften .§auptftüc!eg ift bie ^t. Öefc^ic^te,
roeld^e barin ^um 5)0rtrage fommt (narratio). (J-s gibt aber oer^
fi^iebene ^Ulet^oben, bie ©efd^ic^te ^u be^anbetn: bie biograp^ifc^e,
et^nograp^ifd)e unb unioerfeüe ?(Jiet^obe. ^iDie (entere fann raieber
entroeber fgn^roniftifc^ ober pragmatifc^ fein, ^ci ber fpnc^roniftifc^en
33e'^anbtung raerben bie 2öe(tereigniffe nac^ i^rer ©Lic^^citigfeit in-
fammengefteüt; bei ber pragmatischen ÜRet|obe aber ift Dor^ugäroeife
ber innere ^wfammenl^ang ber ©reigniffe nai^ Urfad)e unb 5öir!ung,
alfo ber (Saufalne^ug ma^gebenb, burd^ ben bie einzelnen ©efc^id^ten
jum gef(^ic^tü(^en ©an^en üerbunben werben ^). (3o oertangt ber
|l. 5luguftin, ba§ ber ^ated^et feinen ^rofetijten nic^t b[o^ bie X^aU
fad^en ber ©efd^id^le in i^rem 3^ad§einanber er^d^te, fonbern auc^
beren Urfad^en unb @rünbe unb t!)re 35ejie!)ungen jum ©nb^iet ber
Siebe hervortreten laffe, „ita ut singularum rerura atque gestorum,
quae narramus, causae rationesque reddantur, quibus ea
referamus ad illum finem dilectionis. " Cap. 6.
Daä erfte §auptftü(f be§ ^rofel^tenfatedii^musi ift bie narratio;
ber Stoff, Tüeld^er barin abge!)anbe(t rairb (quae narranturj, baä
finb bie ^{)atfad|en ber ^t. ©cfc^id^te; bie 5)^et^obe aber, na^
roe^er biefe @ef(f)i(f|tc er^a^tt irerben fott, ift bie pragmatifd)e.

^aä ift !ur^gefa^t atleä, tüaä ber '^l. 2luguftin

über bie narratio fagt.
©ruber mu^ gerai^ an^ gegeben, ba^ ber \^e^rftoff beä erften
§auptftürfe§ bie ^eilige ©efd^id^te ift; baä 33u^ de catechizandis
rudibus (d^t barübet' feinen 3^^^^^- '^^^" ^^ "^^^ ö^^ügttc^ ber
^et^obe <Ba^ auffteöt: 5Diefe ©efd^i^te mu^ „gefc^idjtlid)"
'btn

gele!)rt, ober btefer@ef(^id|tämnterrid)tmuB gefc^td^ttic^

ert^eiltn3erben;

roeife id) nic^t, tüaö ba§ bebeuten mag, ober

rao ber ^ei(. Se^rer
fö
in feinem ^n^z fo etroaä je bef)auptet l^aben foll.
33ei ©ruber läuft ^iebei eine S^erroed^älung unter: er begreift

1) etödl, ^äbcgogi! p. 419.

 — 15 —
unter narratio mä)t Bloä baä cr[te .r^auptftüdf^), fonbern aud^ bie
übrigen .^auptftücfe beä ^atcc^iömuö nnb fagt: ber gan^e fatecf)e=
tifc^e Unterrid^t mufe narratio, (5:r^äf)lung fein, alfo aud^ bie ®itten=

unb Sacramentcnlc^re. ^iefe (entere ift aber !eine @ef(f)id^te, alfo

fann fie aud^ nid)t er^äljlt loerben. iöc^üglirf) ber (Bitten unb ber

(Sacramcnte ^anbelt e^ firf) im faterf)etifd^en Unterrid^te nid^t fo faft

um bie ©efd^ic^te ber ©efe^gcbung unb «Sacramentäeinfe^ung, alä
üielmc^r um bie Haltung ber (Gebote unb bcn 6*mpfang ber §acra=
mente.
3nnäd^ft grage, ob @t. 2luguftin in feiner ©d^rift
l^ier bie
ift

bie (Sitten= unb (Sacramentenle^re unter narratio begriffen l^abe? —

unb bag muJ3 auf ©runb beg Z^U^ gang unb gar roiberfprod^en
raerben. ^it Unrerf)t alfo fagt ©ruber, ba^ ber ^l. 5luguftin ben
t*ated)etifc^en Unterricht (übert)aupt) narratio, ©rgal^tung nenne, unb
baJ3 im iöüc^lein de catechiz. rudibus bejüglic^ ber ^etl^obc bie
3bee au^gefprorf)cn fei: @efc^id)türf) mu§ ber Unterrid)t ert^eilt raerben.
^er i)l. 5Uignftin fagt nur: ;^uerft fommt bie f)U @efd^id^te,
bann bie Sittenlehre u. f.
vo. SPßenn nunjemanb ein Sßer! 3. ^.
über ^äbagogif perfa^te unb barin ^mov bie @efd^id^te berfelbcn
gäbe unb bann erft bie übrigen §aupttitet feiner äBiffenfd^aft ab=
I)anbe(te; fo raäre eä gerci^ ungereimt ju fagen, ber @df)riftftetler
fiabc bie gefd^id)tlirf)e ^et!)obe in feinem 33ud^e eingefd^Iagen ober
er haU bie ^^dbagogi! gefd^id^tlid^ bocirt.
T06) f)ören mir, mag ©ruber felbft unter !)iftorifd^er ^etl^obe
fidf) benft, unb ob feine ©ebanfen mit benen beg ^eiligen 3luguftin
jufammenftimmen.
^er ?0^enfc^, fagt ©ruber, ift alä ©efd^opf unbebingt ab^ngig
üon feinem (Scf)öpfer; beä ^enfd^en Sßille ift nur bann gut,
menn er fid) bem Söillen beä Srf)öpferä unterwirft, unb fein enb-
lid)=befd)rdnfteä ^-rfennen ift nur bann rid^tig, wenn eä fid^ bem
unenb(td)cn ©rfennen ©otteä unterrairft. ^ö ift (Empörung beä ge=
fc^affenen Söillen^, wenn er ftd^ nid^t bem ^Bitten beä (Sd^öpferä
unterorbnet, nnb eä ift (Empörung beä gefd^affenen ©eifteä, wenn er
in feinem teufen ber unenblid^en SSernunft be§ (Sd^opferg fid^ nid^t
untcrorbnen mill. SDie ©efd^ld)te beä ©ngelfturjeä, ber Urfünbe im
^arabiefe, ber Urfprung aller falfc^en Cieligionen, aller ^e^ereien
unb aller 33erirrungen in ben p'^i(ofopl)ifd)en ©pftemen bemeifen,
ba^ alle 5ßerfd)limmerung be^ ^IJ^enfd^engef^led^teä auö ber ^ntjiel^^
ung beö ©efd^opfe^ DOn ber Autorität beg Sd^öpferä fomo^l —
ber 2öillenä= alö auc^ ber ^enffraft nad) — entfprungen ift.

^) ^n ber Erläuterung jum 7. Äapitel gibt Öruber felbjt ju, ba^

9tuguftin „bie gef c^ic^tlid)e Gntroidlung ber erbarmungöooUen Offenbar-
ung öotteä als ben erften ^f)eil beö tatec^etifc^en Unterrichte annimmt."
Pag. 37.
 — Tß —
^ein^ufofgc ') ift cö
uiicdöHlid), „ba|l unfer Dfie(iqionäunters
rirfjt an Unrai[)Gnbc bcv 5Iutoi"ität (^^ottcö auögc()cn muffe,
üoii
baf^ mx unfcrc Äatcdjuniciuii iiid;t ,^u dia]o n n c u r ä, fonbern ,^u
(^Idubicieii mad)eu muffen; baJ3 roir fie ;^iir (^rfenntnif^ ber 5Öa^r=
l^eit nidjt baburc^ füf)ren föunen, raenn wir auö i^vem 33erftanbe
imb i^rcr i^crmmft bie äöal)v()cit finben (äffen rüoUen, fonbern bafj
n)it i^nen fachen, lüaö (^^ott alä {)eiliqe ^a()rf)eit (^elef)ret ^at; fie

leiten, biefe SK^a^rl^eit auf bie 5(utorität OJotteö Qn^unef)men; bafj

unfer Unterrid^t gefd;id^t(id) — narratio, (^rjal)(ung fein muffe/'
^a^ alfo TDäre bie ()iftorifd^e ^et()obe: ben 8c^ü[ern fagen,
Tüaö (Sott geleiert ^t, bamit fie eö glauben, n)ei( (Mott es gc=
le^rt l)at. ka^ ©ruber bilben eieren ©otteö ben 3nf)alt
bie i!

ber narratio; nad; (St. 5Iuguftin aber bie gef c^icf) t(id)en (^r=
eigniffe üon ber 5ße(tf(^Öpfung bis i^ur ^^^t^eit ber ^irc^e. ^er
(Kommentator ©ruber ^at a(fo DOn narratio einen f)imme(n)eit t)er=
fd^iebenen 33egriff im 3^erg(eic^ .^ur narratio beä f)i. 5Iuguftin.
tiefer Unterfc^ieb (Kommentator unb 5Iuctor fpringt
j^raifd)en

nod^ me^r in bie klugen, rcenn roir im D^^ac^fte^enben un^ über=

geugen, baf3 ©ruber ben gangen ^atedjiämus mit all feinen .!oaupt=
ftüden alä narratio gefafst raiffcn n»ill, rad^renb 6t. 2luguftin au§=
brürflid} bloä baä erfte ^auptftürf be^ Äated)iömu^ „narratio" l^eifst
imb bie übrigen ^auptftücfe unter gan,^ anbere Xitel faf^t.
©ruber fd^reibt: „1)ie gange D^teligion ift gefc^ic^tlid) geoffen-
bart. 5lu§ ber ©efc^id^te ber ^rfc^affung unb beä jyalleö be^ erften
^enfdien laffen fid) bie 33egriffe oon ben göttlid)en ©igeufdjaften,
t)On ber Statur ber ^eftimmung,
menfd)lid^en 8eele, t)On unferer
X)on unferer loefentlidien ^flid^t ber Untertoerfung unter ©Ott,Don
bem ©lenbe ber 6ünbe, oon bem ©lauben an ben (Krlöfer ableiten.
— ^n ber ©efi^icf)te ber göttlid^en Offenbarung liegen alle übrigen
©laubenöroal^rlieiten; bie ^reicinigfeit, bie ©ott^eit ^^]\i, hk (5:r=

löfung burd) feinen Xob, ber 3uflönb be^ fünftigen fiebenä, laffen
fid^ nur burd; bie gefd^id^tli^en 2lnfül)rungen ber Offenbarung
vortragen.'' ^) 5llfo au(^ bie ^el^re oon ber ^it^iittf*^ 3luferfte^=
ung unb eraigeg Seben, toare ©efdjidite, narratio?

*) 3luö ben ^rämiffen über bie Unterorbnung ber enblic^en unter bie

wnenblidie SSernunft würbe folgen, ba^ nid^t blos ber !atect)etif^e, fonbern
überl^aupt jeber Unterrid^t auf bie Slutorität (Siotteö gebaut unb nad^ ber
l^iftorifc^en 9Jiet()obe —
alö narratio —
gegeben werben mü^te, was offenbar
juüiel bel^auptet ift.

*) ®ie ßrbe l^at einmal einen 5lnfang genommen, in ber 3eitfolge fid)

üeränbert; alle ©täbte unb Drtfc^aften auf ber @rbe finb gu einer beftimm=
ten 3ßit erbaut roorben unb in bie 9Henfd)engefd^icl^te eingetreten: folgt —
etwa barauö, ba^ man bie @eograpl)ie „gef rf)id)tli(^" üortragen muffe?
2)ie (SJefe^e eineö Sanbes finb aurf) im geitlic^en Siad^einanber gegeben wür-
ben: —
mu^ alfo be^^alb bie ^urisprubenj gef c^ic^tlic^ bocirt werben?
 — 17 —
„^ic gange ?0^oral Id^t )i^ beutüd^ unb eingreifenb, mit
DoHer ^Inroenbung ber 3(uctoritdt ©otteä auä ber ©efd^ic^te ber @e=
fe^gebung auf ©inai, bann auö beit 5tuöfpvüd)cii'3^f^ beibringen."
8omit l^at bie "^oxal il)ren pofttiü gegebenen Sel^r= unb ßernftoff;
aber bie ^iJlet^obe be^ üorgutragenben 'üJ^oralftifteme^ mu^ be^roegen
nid^t bie gcfd^ic^tlidje fein. 5luc^ bie t'ated)etifc3^e Seigre t)On ben @e=
boten ift nict)t eine blo^e ^-r^d^lung — narratio.

„^ie Se^rc DOn ben ^eiügen (Sacramenten ift ganj au^

ber ©efd^ic^te, bie ben gall unb bie baraug cntftanbene Umtx-
f)l.

mögen^eit beä ^^enfi^en, fid) gur ©ottgefälligMt ju erl^eben, unb

bie Don ^Q^n getroffenen ©nabenanftalten enthalt, ^erguleiten." OTer=
bingö bie ^acramentenlel^re fann nic^t a priori conftruirt werben,
TDeil i^r Object ba^ 3acramcnt etroaä in ber 5ärc^e de facto —
3>or^anbeneä ift. ^ie fated^etifd^e Unterraeifung l^at gum ^eifpiet
bie ^aufe, i^re ©infd^ung, i^re ?D^aterie unb gorm gu bel^anbeln
unb 3u leieren, raaä baoon ju n3iffen unb gu glauben ift, nii^t aber
eine @efrf)id^te ber ^aufe unb if)rer 33eftanbtf)eile ju geben, ^ieä
Se^tere etroa fönnte ^ei^en: über ba§ (Sacrament b?r ^aufe gefc^id^t^
lic^ unterrichten, ©in 35erfal)ren, raeld^eö DOn etraaä begebenem,
T)on einem dictum ober factum auägc!)t, baäfelbe gergUebernb unb
* in feine begriffe auftöfenb, fann n)of( ein pofttit)^anaIr)tifc^e§, aber
nid^t ein gefd)id)t(id^eä 35erfa^ren genannt UDerben.
^auptftüdf Don ber d^riftlid^en @erec^tig=
„5lud^ ha^
feit, fd^rt ©ruber fort, ift burc^auä au§ ber Offenbarung^gefd^id^tc
5U entn3i(ieln. Unb fo fann ber ^atedjet feiner ^ftid^t burd^auö nur
bann (S)enüge t^un, wenn er feinen gangen D^tetigion^unter^
rid)t auf ©otteä 5lutoritdt, bie fid^ in ber ^(. ©efd^id^te offenbart,
grünbet, aEeä nur auä il^r I)ernimmt unb fie burd^auä gum ^n=
fange unb 5iunt ^nbt feineä Unterrid^tä ma^t."

2öaä mill ha^ l^eipen: bie Seigre üon ben (Sünben unb ifiren
Gattungen ift gefc^ic^tlid^ rorgutragen? ober: bie ße'^re t)On ben
^ugenben unb guten Sßerf en mu^ eine (Srgd^Iung narratio fein ? —
(^ine 2el^r'(5;ntrDicflung ift niemals eine (5:rgdf)Iung. 5^ur bie ©c-
fd)id)te rairb ergdp; 35 ortrag ber '^l. ® ef d^id^te, baö ift

bem i){. 5luguftin bie narratio. 3lber bei ©ruber ift alleä — ©r-
gd^tung. Sßenn ein ^ogma gele{)rt rairb, beffen 2ßat)rl^eit auf bie
^luctoritdt ©otteä fid^ ftü^t, fo nennt er baä „ergd^ten" ; wenn eine
djriftüd^e ^ugenb fatec^etifd) bef)anbe(t unb mit einem 33eifpie( ober

©ruber rerrocc^felt pofttiü mit gefrf)id^tlicl^. 6ö gibt fpcculatiüc unb

pofttioe SBijfenfc^aften ; wenn bei ben leiteten baö Dbjcct aud^ ein factifc^
gegebene^ ift, fo roäre es boc^ geroi^ ungenau ju fagen: bie pofitioen Sßiffen^
fc^aften j. 33. ^ogmatü, 9)lo«aI, ©jegefe 2C. muffen gefc^id)tli(i^ bel^anbelt
roerben. ©o ift au6) in ber Sleligionöle^re ber ©toff ein pofitiü geg»t>ener,
aber bie S!Ketl)obe mu^ be^fialb nid)t bie gefd)id)tUrf)e fein-
©(^öberl, 6t. Sluguftin. 3
 — 18 —
®Icicf)nif^ au§ bcr 33tbc( lüirb, fo ift and) bcr qaii^c
T3craii)c^aii(id)t
2c]^roDrtrag„(^r^a^[un9". :Daö nennt er „qe) d)id)tlid) c Sfflnijohc".
2ßeber bcr f)et(. 2luguftm nod) bie £ef)rbüc^er ber ^^^dbagogtt'
!cnncn biefcn 33egriff einer gefd)lc^t(id)cn *2Rct^obc. ©ie fenncn nnb
empfel^Ien für bcn tated}etifd)en Untevridjt ^nndd)ft bie anafptijdje
^ct()obe, Tüelc^c üom (^.oncreten ;^um ^bftracten üovqeljt; ^iierft ein
dictum ober iactum nnb ber ^ird)e bem (s^ebdc^tniffe alä
(ijotteä

fiernftoff awf"'f)i^t, bann ^ergliebert nnb crfidrt, um basJ (^e=

benjelben
lernte bem ^^erftdnbniß ^u ücrmitteln unb enbüd) auä bem Äopfe
auä) in^ ^er^ über^ufel^en. Um biefen ^vo^d ^u erreid)en, muH man
au4 bie ^l)antafie ,^u ^^ilfe nehmen unb beilraegen ben Untcrrid^t
anfd^aulid) mad^en, raaä burd) ^Inracnbung oon 33ei]'pie(en nnb
@(eid^niffcn gefc^ie^t. ^ie fc^öiiften unb be[ten finben fid) oder-
bingä in ber f)i, 8d^rift; fie fönnen aber aud^ aus ber ST^atur unb
^rofangefc^id^te entnommen fein, raie ja (5§riftuä felber feine (5^r^df)=
lungen unb @(eid)niffe auä bcr gan^^en freien unb unfreien ^atur
gef^öpft ^at ^aä ift baä fatcd)ctifd)e 3[>erfa^ren; basfelbe fann
aber a(ä „gefd^ic^tlid^e ^etl^obe" gen)if3 nur im ^öc^ft uneigentlic^en
(Sinne bejeic^net raerben.
@an^ befangen von bem falfc^cn begriffe ber narratio bc=
l^auptet ©ruber roieber'^ott, ba^ ber Stoff V'r fatec^etifd;en Untcr=
roeifung ein gefdjic^tüc^er fein muffe, tüd^renb er b(oä berceifen fodte
unb Trollte, baf3 bie ^O^ef^obe eine gcfd^id)t(icl)e fei. (5r fagt:
„Söenn 5luguftin ^u feiner ^ni, ba bie ^atcdjumcnen mciftcns Qv-
road^fene iraren, bie ^atcdjifation suerft in ber (5r^dt)lung, raie ©Ott
factifc^ baä ^enfd)cngefd)(ed)t t)on ber (S^rfd^affung bi^ auf W gegen=
TDdrtigen 3^^^^^^ jum ©lauben an ben (^rlöfer geführt ^t, beftclien

laffen tnoKte; um raie oiel meljr luirb biefcr er^dlilung^raeife ^u

ertl)eilenbe Unterri(^t in unfern ^agen not^raenbig erfd^emen muffen,
ha Tüir .^inber alä ^ated^umenen t)Or un§ ^aben: ^inber, bereu
3[^erftanb unb Vernunft noi^ tief in ber C^-ntroirflungöperiobe ftel^t;

^inber, bie fid^ hk '^aicxialicn ^ur Uebung i^reä ^Serfianbeä

juerft erraerben muffen unb bicfe burd^ ben gef d)t^tlid^en 35or=
trag ber Dieligion am beften erlialten." Pag. 31. „^an barf
bie gottlid^e Offenbarung nid)t fo ^erftüdfelt üortragen, ba§ man
.i^aupttl^eile berfclben ben ^ated^umenen ^a^re lang r)orentl)alten

foUte. ^er ^auptinbegriff ber göttlichen Offenbarung foll in eiuem

Sd^uljal^re ben ^ated^umencn betont rcerbcn. SDa ber Unterridöt
gef^i^tlic^ ift, fo TDirb berfelbe bem ©ebdd^tniffe ^uerft ant) ertraut...
S)iefen ^auptinbegriff ber göttlid^en Offenbarung muB fic^ ber ^ated^et
nic^t felbft bilben raollen, fonbern ii}n auä ber fird)lid)en 3[>orfc^rift

be^ ^ated)i§mug lierne^men.'' Pag. 38.

S^lad) ©ruber ift fonad) bie gan^e 3^eligion gefd^id^tlid^ geoffen-
bart; bcr .!pauptinbcgriff biefer gcfd^id)tli^en Offenbarung ift im
 — 19 —
.<^atcd^i^mii3 gegeben: loa^ folgt barauä? ^a^ bcr .^e^rfto f f
beä
^ated)iämug gefrf)idjt(t(^ ift, nic^t aber bie ße!)rmet^obc, wie
©ruber folgert.
iöetrac^ten mv 5. 33. bie Dier .C'^auptftücfe, roetc^e ben Cate-
chisinus Roinanus bilbeu, ndmlic^ (3r)mbolum, (Sacramente, ©ebote
iinb @ebete beö .^perrn. 2Ber Je ben römifc^en Äatec^iämuä oon
5lnfang biä ^um C^-ube burd)gcnonintcn, rairb getüif^ nid)t fagcn, er
babe ba eine „©efd)ic^te" ber göttlichen Offenbarung ober eine
©r3d^ ( u n g berfclben getefen. Catechismus non est narratio.
^aö erfte .^atedjiämuäftiicf ift baä apo|toUfd)e (Bgmbotum,
n)e(c^e^3 eine 6umme
üon gan^ beftimmten ®(aubenän)al)r^eiten bar-
bietet, üom £ated)cten geteert, 00m ^atec^umenen ge=
bamit biefelben
lernt nnb geiftig angeeignet werben, ^nfoferne ^aben rair im ^vjm-
bolum ßel^re unb ni^t ©efdiid^te. 5^un aber finb bie ivobi]
©(auben^artifet auf ben !)öc^ftgefd^ic^tlid^en '^'^atfad^en ber (Sd)öpf=
ung, ber (5r(öfung unb Heiligung aufgebaut ; biefe @otte§t§aten f elbft

roerben gelehrt unb !)ier ju glauben üorgeftellt: unb in biefer 33e=

5iel^ung ift ber ^n^cilt beg ©rimbolumä ebenfogut Se^re alä aud^
@efc^id)te. ^er ^ated^et nun ^at bie 5lufgabe, ben ganzen
3nl)alt nid^t b(oä nac^ feiner gefd^id^tlicf)en, fonbern aud^ nad^ feiner
bogmatifc^cn Seite n)oi-t= unb fact)getreu ^m erfidren unb in bibaf=
tifc^=bia(eftifcber 3Seife feinen (Sd)ü[ern gu üermittlen. ©0 iDenig
nun jemanb fagt: 2Sei( baä (Bi)mbo{um Dogmen entf)dlt, barum
muf3 bie Unterric^t^metf)Obe l)iebei bogmatifd^ fein; ebenfo tüenig !ann
gcfagt luerben: 2[i3ei( 'aa^ Srimbotum ^^^tfai^en enthalt, alfo ift
ficfür bie gef(^id^t(id)e ^ef^obe an^uraenben. Mcrbingä ber£e]^r=
ftoff beö <3t)mbo(umä ift bogmatif(^=gefd)id}tlid), aber Sel^r^ W
?0^etf)obe ift eben bie bibaftifc^=bia(e!tifc^e. ®aä ©efc^ic^tli(^e beä
€i)ntbolumä gefc^id)t(id) geben, liiere eben fooiel alä ba^ ^ogmatifd)e
barin bogmatifd) geben; 'bd'iiQ^ radre l^ier eine gelinbe Tautologie.
®ie Dogmen aber
gcf d)ic^t(idb geben, lüurbe gar mit bem
33egriffe „Dogmengefd^idjte" ^ufammenfaden.
T'er ©runbfal^, n)elc^en ©ruber für bie fated^etifc^e SSflzt^o'ot
aufftellt : ©efc^ic^tüc^ mn§ ber Unterricht über baä Spmbolum fein,
ift baher raenig 3utreffenb, am aderraenigften aber hd 8t. 2(uguftin
^u finben.

^m
©runbe genommen raottte ©ruber mit feiner „"^iftorifd^en
^Jiet^ok" nur fooiet befagen, baB ber ^atecbet fid^ feine 9fteIigiong=
53egtiffe nid)t f eiber fc^affen, nic^t reine 25ernunftreligion oortragen
bürfe; ba§ il)m üielmel)r ber ©egenftanb feinet Unterrid^teä in ben
2Borten unb i^aten ber göttlichen Offenbarung pofitio gegeben fei,
unb ba^ er aud) biefen Offenbarungsinl)alt nicl)t beliebig fi^ gured^t=
legen bürfe, fonbern fiel) einfach an bie fircl)üd^e gormulirung beä=
felben, raie fte im apoftolifc^en (Sgmbolum vorliegt, gu ^dkn l^abe.
 — 20 —
(^tne fie^rart aber, iniüieraeit fie ftrenqc an fird^fic^ firirtc Formeln
gebuuben cijc^eiut, fönntc üie(Ieid;t beffcr bie pofitiü-'bogmati]d)e alö
l^iftorifd^e ©ruber roürbe burd) bicfe ffare ^usbructsraeife
l)ei^en.
ücr!)inbert raorben fein, im Saufe feiner DarfteKunq oon ber gefdjid^t-
lid^en ^et!)obe immer auf ben gefd)i(f)t(id;en ^n^olt f)inüber= unb
Ifierüber^uraeci^feln.

9^oci^weniger fann ber Unterricht über bie (Sacramente, rcetdie

im römifdöen ^aled^iämuö ha^ 3iüeite ^auptftücf bitbcn, narratio
genannt werben.

©enn bei ben ©acramenten ift ^u l^anbetn über ba§ dußcre

3n(3^en, über ^D^aterie unb 5"^^'^' ^^^^^ ^i^ innern (Bnabenroirfungen
unb über bie ©infe^ung ourd^ (S^riftuä. !^}i nun aud) ber (e^te
^un!t ^tma^ ©efd^id^tlid^e^, fo folgt bod) barauä nic^t, baf^ ber
gan^e Unterrid^t über bie ©acramente eine @efc^id)te narratio — —
fein muffe.
3)a^felbe gilt bejüglici^ ber göttlichen unb !ir^lid)en ©ebote,
in roeld^en ha^ britte ^auptftücf beg römifc|en ^atec^iömuä befte^t.
5lllerbing§ mu§ l^ier auf bie 5luctoritat ber gefe^gebenben ©eraalt
Dfiücffic^t genommen raerben ;eben ©ebote © o 1 1 e g
barum feigen fie

unb @ebote bev ^ird^e. 5lber raenn man le^rt, ba§ bie ^ircj^e
ba§ D^lec^t unb bie ©eraalt l^at, ©ebote 3U geben, unb folc^e auc^
roirÜid^ gegeben l^at; unb raenn man Don biefen ^irdjengeboten eine
Sßort^ unb ©ac^erflärung gibt, fo rairb baä 9^iemanb eine (^v^ai)-
lung l^eigen, fo raenig alä man non einem ^rofefjor, ber bie ^$an=
be!ten liegt, fagen wirb, er befolge bie l^iftorifc^e ?[}?etl)obe. ^e^=
gleichen raenn ber römifd^e ^ated^iömuä fagt: bie gel^n ©ebote tragt
jeber ^O^^enfcl im ^er^en gefd^rieben; am 6inai ^at ©ott fie auf
(Stein gegraben; fe^riftuä unb bie ^ird^e ^aben im neuen ^unbe
biefelben erfüllt unb er!lärt; — unb raenn nad^ biefer (Einleitung
bie einzelnen ©ebotr. nad^ i^rem 3i^^)olt ^ergliebert unb !atec^etifc|

»erarbeitet raerben: raer möd^te fagen, bag fei gef c^id^tlic^e

griet^obe?
®a§ ©ebet rairb an le^ter (SteKe be^anbelt, e§ raerben bie

einzelnen 33itten beä 35aterunferg i^rem ^n^alt nad^ aufgelegt unb

bem 35erftanbm^ m^t gebrad^t. ©a^ ift bod^ feine ©efd^ic^te, !eine
©r^d'^lung.

©g gel^t alfo burd^auä nid^t an, mit ©ruber 3U fagen : „ber

ganje ^ated^ismuä l^abe bie l^eilige ©efd)id)te ^um ©egenftanbe",
ober „bie gan^e fated^etifd^e Unterraeifung muffe gefi^id^tlid^
fein." ^od^ raeniger ge^t cg an, fid^ ^iefür auf bie narratio beg
^l. 5luguftin gu berufen, ba in beffen 33uc§e de catechiz. rudibus
nur üom ^ r
x) t e
f
e l n=Unterric^t bie D^ebe ift unb bie narratio
nur aU erfter ^(leil biefeä Unterrii^teg erfldrt, aber nirgenbä
 ;

— 21 —
gefagt rtirb, ba^ Öel^rftoff unb ßel^rmet^obe bc§ gangen fated^c-

tifdjcn Unterrichtet ge[d^ici)tlic^ fein müffc.

3Bie fonnte aber ©ruber auf feine 3luffaffung unb auf ben
5luäbruc! „l^iftorifd^e ^etl^obe" fommen? @r raar eben ein Äinb
feiner ^dt, unb bie 3^itftrömung, roeli^er er entgegentrat, crHdrt
ha^ Unerüdrlid^e. ©ruber ^tte bie gange ©ünbflut| beä p^ilofo=
p^ifd^en ^a^rl^unbertä, ber frangöfifc^en unb beutfd^en ^^ilofopl^en,
erleben muffen; er !anntc auä ^rfa^rung, roeld^ namentofeä Unl^eil
auf !ated^etif(^em ©ebiete Jene im ^roteftantiämuä grof^ergogene unb
in bie fat^olifc^en Sauber importirte ©ofrati! anftiftete, bie ol^ne
ßl^riftuä unb o^ne Älrd^e ^ated^eti! trieb, aUeä aiiä bem Äinbe auf
rationaliftifdjem SS^ege gteid^fam a priori ^erauäfragen gu fönnen
meinte unb !ein anbereä 3^^^ W^^f ^^^ tugenb'^afte ^enfd^cn ju
bilben. 3)er gange Äated^iämuä l^atte fid^ in lauraarme ^oral t)er=
radffert.
tiefem gemcinfd^db(idf)en treiben gegenübet raar e§ gerai§ eine
gro^e fatI;o(ifd^e Zf)ai, raenn ^rgbifd^of ©ruber mit bem ^nö)t de
catechiz. rudibus in ber §anb vor feine ^rieftercaiibibaten unb gu^
fünftigen ^ated^eten trat, i^nen gurufenb : 6el^t ba, raie unfcre !atl^.

SSdter, raie namentlid^ ber groj^e l^eilige 5luguftin !ated)iftrtc, nid^t

auf menfd)(id§e 33egriffe, fonbern auf bie ^eilige ®ef(i)id^tc feinen
Äatedjigmuä funbamentirenb, um auf biefe Sßeife nidE)t teereg Sßiffen,
fonbern ©tauben unb l^eitige Siebe gu ergieten. 3^ne f. g. (Sofra*
tüer gingen Dom menf(|tid)en Sßiffen auä, ma^eu bie gange Df^etigion
nad^ menfrfjtid^en 33egriffen unb brad^ten eg befel^ntb aud^ nur gu
einer geraifjen ©nmme von natürtid^cn D^ietigiongfenntniffen; eä
„menfd^ette" überaü. ©arum urgirt ©ruber immer ha^ 5tu§ge]^en
i3on ber göttlichen 5tuctoritdt, üDn (S^riftug unb üon ber ^ird^e;
unb man fotte nid)t fo faft mit menfc^tid^^natürtidjen ^Begriffen,
©teic^niffcn unb ^arabetn l^anbtieren , fonbern an ba^ götttid^e Se^r:^
raort in ber 53ibet unb an bie ürd^tid^e Seigre fid^ inniger anfd^miegen.
@ct)ön unb treffenb ift, raag ©ruber in biefer 33egie^ung in l^err-
lid^cn 5tnmer!ungen gum Sßerle de catechiz. rudibus niebergetegt l^at.

geuereifer, in ber gi^e beä ^ampfeg, l^at er

?lber in feinem
gu Diet hQ^auT^itzt unb \)a^ 3iet überfd^offen. ^er ^eilige 5luguftin
funb^amentirt graar feinen fated^etifd^en Unterrid^t an bie $rofe-
tt)tenauf ^eilige ©efd^id^te unb nennt begl^atb ben erften grunb-
bie
tegenben ^beit feineg ^ated^igmuä eine ©rgdl^tung narratio — ~
ha^ aber ber gange ^ated^iämug, unb gumat ber ^auf!atec^iämuä,
ni^tä anbereg fei atä ^i^ortrag ber ^t. ©efc^i^te, unb ha^ befe^atb
ber gange ^atec^igmuä gefct)id^ttid^ bet)anbett roerben muffe, ha^ ^at
5tuguftin nie unb nirgenbä in feinem fated^etifd^en 2Ber(e gefagt.
2öir gtaubten gerabe biefen ©ifferengpun!t graif^en ©ruber
unb bem 1^1. 5luguftin einge^enber befprec^en gu muffen, raeil gar
 — 22 —
ütcle 3^ad^trctcr (^Jrubcvä mit bcfkn ^Jluäbrurf oon bcr „(^cfc^idjtlidjcr
^et{)obe" um fid) tucrfeu unb ben 2Iuöbunb adcr Äatcd^ctit ausne^:
fprod^cn 3U ^abcn (;(auben, lücnn fie mit ^cvufunj; auf ben f)e!l'qen

^iugul'tin fagcu: T^er Ä'atec^iämuä folKJqdfilung — „narratio" -

fein! ——
©in 3^'t9fnoffe ©ruberä war Dr. ,^irfc^er, ^rofcn'or in Zn-
Bingen, beffen ^atec^eti! (1831) bcfonbcrä bei ^^^cotcftantcn ben n)of)(=
üerbienten 33eifa[I fanb, aber aud) in mand)en !at{)o(i]'d)en Greifen
l^eute noc^ i^re 33ere^rer unb 5Inl)dncjer ^^d^ilt, roie bie neueften Äate=
rf)iämuäbearbeitungen non ^fairer ^et) unb Pfarrer ^röf)üd), beibel
an^ bei ^iö^efe S^lottenburg, bejoeifen.
^ie 5Rdnner biefer (B6)nk rcaren, raie (trüber, üon bem eb(en
(Streben befeelt, ben £ated)i5muä auä bem ^orngeftiüppe fubiectiüer
33egriffe unb fantifd^er gormein ^u befreien bef^fiatb ; lautet auc^
l^ier bie ßofung: S^ici^t ^"Begriffe, fonbern @efc^id)te!
§irfc|er beruft fid; f)icbei auf bie ^atcdjefe „ber erften ^^^r-
l^unberte beä S^riftent^umä, in raeld^en man baä Offenbarungsgan^c
in einer fortfd^reitenben gefd^id^tlic^en ©ntraicflung bar^ufegen iud)te"^);
Wltx) begie{)t fi^ augbrücf(id) auf ben I)eil. 5luguftin, ber in feinem
23u(^e de catechiz. rudibus ben gefd^i^tlid^en 5Öeg eingehalten raiffen

©ä foll nun unterfud;t werben, n)e[c§e Q^erroert^ung bie in ben

^a^^^unberten üblid)e unb üon ©t 2luguftin empfoh-
erften d^rtftlt^en
lene narratio im fated^etifc^en ®r)ftemc ^irfi^ers gefunbcn l)at.
$trfc^er fagt: „bie ©efc^tc^te tft baä ^ufammen^altenbe
^anb für ba§ Offenbarung§==@anje." ^ie (55efc^id)te ge=
prt nid^t etraa bem etgentlid^en D^eligionäunterrid^t Dorauö; fie

geprt oud^ ntd^t, rate eö oft bei bem ©ebraud^e ber f. g. biblifc^en
©efd^id^te ber %a\l ift, neben ben eigentlichen D^leligionaunterridit;
fie gehört aüä) nid^t alä blo^eä ©tat unter bie einfd)Iagenben
ße^rfd^e. ^ie @efd)id^te gehört in ben Oleligion §unter=
ric^t felbft, unb bie Offenbarung felbft liegt in il)r
Dor . .3" ber (55efammt^eit unb bem 3ufammenbaiige ber bib=
. .

lifc^en 2:i^atfad^en ndmli^ legt fid) ung ber 2öitle ©otteä in

feiner ©an^l^eit überfiditlid^ bar." ©. 148.
„©oll bemnad^ bag @nabe- unb SKeisl^eitäüotle ©anje ber
gottlid^en ^eiBorbnung in feiner fortfc^reitenben ©elbftoffenbarung
bargelegt raerben, fo erhellet, baß eä für ben fatedf) etifc^en Unterricht
feine anbere Orbnung gebe, al§ bie gefd^id^tlid^e b. ^. eben bie, raorin
©Ott feine Offenbarung felbft gegeben ^at."

^) Äaled)cti! III. 2luflage ©. 120.

*) 2Re9, »oUftänbige ^atcc^cfen @. XXIII.

 — 23 —
„9^ur möge man ble[e§ iüd;t fo Derftel^en, aU fodte ol^ne an-
bcrcö dT3äI)Iung auf ©rjdlitung unb (:^efe^ auf ®cfe^ tu b e r i^otgc,
lüic fold^c in bcr 33ibet |tef)cn, Dorgelegt rocrbcn. ©ic jl:i^atfad^eu,

Sc'hveu, 3"f^it"ii'5"^'" :c. ber 1)1. ©c^rift muffen Diclme'^r (allerbin gä

unter genauer Sead)tung ber allmd^tig fortfd)reitenbcn Offenbarung
@otte^) felbft ber 3^ee beä Offenbarungä^raedfe^ unterroorfen unb
burd} biefe fpftematif irt lüerbcn." 8. 121.
©er ®ang beä tatedjetifdjen Unteirid)te^ ift alfo feineöiüegä
„ein btoä l^iftorifdier, fonbern ein l^iftörif d^ = fi)ftematif d^cr."
6. 144.
„^iJKIerbing^ muffen bie einzelnen ©efd^id^ten erjd^tt werben,
aber fo, bafe Offenbarung im gangen
i^re pragmatifd^e iöe^ie^ung jur

aufgefaßt unb fcftgeliatten roirb; benn barin l^aben unb bamit ge=
binnen fie ja erft il)re lüa^re unb ndi^fte iöebeutung" •)• ^- ^06.
©amit ift nad) .f^irfc^er'^j 5lnfd)auung ber ^^^^olt unb bie
^^et{)obe be^ ^ated^iiomuä bcfd;rieben: roaä aber bie göi^m unb
5luöbrucfän)eife beöfelbcn betrifft, n)irb geforbert, „ba§ jeben=
faUö bie gange Of eiibarungälef)re in bibtifd^en
5luöfprüd^en bem @ebdd^tniffe eingeprägt roerbe."
5)enn ba es üon @ott gegebene Sßa^r^eit ift, lüelc^e ben ©egenftanb
be^3 !ated)etifd)en Unterrichtet auämad)t; fo fd^eint eä unerld^Iid^,
ha^ fold)e a\[6) in ben eigenen 5lu^fprüd^en ©otteä aufgefaßt,
folglid^ burd)au^ in !(affifd^en ©teilen ber % ©c^rift im ©ebdc^t-
niffe beraafirt rcerbe." «3. 378.
5luf ^eife glaubt §irfd^er ber biäl^crigen fubjectioen unb
bi'.'fe

begriff (id)en Strömung gegenüber —

bie Objectiüitdt unb ©efd^id^t-
lidjfeit beä ^ated)igmu^ nad^ Su^alt, gorm unb ^et^obe l^inreic^enb
igeraal^rt gu f)aben.
5)iefe feine 3:^eorie com ^iftorifd^^pragmatifc^en ^ated^i§mu§
'^at ^irfc^cT in breifad^er 2öeife gur praftifd^en ©arfteUung ge-
&rad)t: einmal Jat er Don bem Stoff beä !ated)etifd^en Untere
dd^tä für bie ejfte ©lementarflaffe einen ungefd^ren llmri^ gegeben
'jB. 85); ein anbereömal l^at er bie mirfli^e 2lnorbnung
peä gefammten !ated^etifd)en ©toffeö gu geben Derfud^t
i(S. 134), nur in allgemeinen Umriffen ; enblid^ ^at er einen
freilid^

)ollftdnbigen ^ated)iämuä aufgearbeitet, worauf beutlid^ gu erfel^en

ft, roaä .r^irfd)er eigentlid^ gebadet unb gerooHt liat. 2öir muffen
lifo biefe brei praftifd^en 3^erfud^e ^irfd^er*^ genauer in 33etrad^t
ie^en.

^irfci^er gefte^t ju, ba^ bie biblifc^e @cfc^ict)tc aud^

^) no(!^ einen
loeitcn ^votd ^abt unb auc^ baju Qt^eh^n ift, ba^ in if)ren einzelnen
'i)atja(t)en beftimmt religiöfe ober moralifc^e ^been iUuftrirt werben, t^eilö
IX Slnfc^auung für ben öieift, tl^eils jur ^ulbigung für baä iperj unb jur
Qtf)a()mung für ba§ Seben. <S. 304.
 — 24 —
1. .^atcd^iämiiäftoff für bie erfte (flcmcntarffaffe. «3. 85
biä 89. „Qr'nm ift, bcr ntlcö, rca^ bu fieF)eft, gcmacf)t ^ot —
aud^ bie ^cnfc^en, and) bid): (^ott.
!J:^{ere, aucf) bie (3d)öpfung^=
©efc^ic^tc unb Vdif^d^dmg beö (^cfc^Qffcncn.j

(5r gibt allen, ^en[d)en unb X^ieren, atle^, iüa§ fie ^abfn
... ©r gab aurf) bir,raaä bu bift unb t)aft ... (fr t)at bic^ ;

alfo lieb. Q:v Ijat aüc (ieb . . . Siel), er i[t bein, ift unfer 5ßater.
Sßar es x)or ^^i^rtaufenben (@efcf)icf)te) unb bleibt es.

5ßie manc!)e§ @ute roirb er üon Xag ^\x Za^, üon 3al)r ;5U
'
3al^r, bir unb allen anbern ?0^enf c^en fortrodlirenb geben ! ^ubem
lüie Diel Unglüc! !önnte l)eute unb allezeit bir unb anbern beg"cgnen.
Mein nid^tg 33öfeg !ann bir unb anbern je gegen feinen Sföillen
roiberfal^ren Dermag alleg. 3^enne mir, raaö er gemacht ^at,
: er
Tüaä immerbar um unä gefd)io^t. (5ie^ nichts gefc^ielit außer burc^
feinen Sßillen ober feine 3w^offung. 5tuc§ lüaä jemanb leibet, ift

Don i^m 3ugelaffen ober gefd^icft. (®efc^id)te.) — (5ä ift alle^^eit

3u unferm 33cften! W\z bag? (^eifpiele.) Unb rcie munberbar

oft feine Söege, unb bod) raie gut! (©efc^id^te.)
(5r n)ei| allezeit, raie eä unä ge^t. ^r fie^t aui^ allezeit, n3aä
mv mad^en; l^ört allegeit, raa^ wir reben; er rceig auc^, rcaä roir
ben!en unb raünfd^en. (®c)cf)id)te.)
Sßo^l fe^en rair i|n nid)t; er l)at feinen 8eib. ©r ift oben
im §imme( in ber allergrößten §errlid^feit unb (Beligfeit. ^tber er
ift bod^ Sugteid^ bei unä 2J?enfd^en. Sßir erfennen i^n ouä bem,
voa^ er getrau l^at unb taglid) t^ut. 2öa^ ift biefes? Unb er raar

aud^ immerfort hd ben ?D^enf(^en. (5leltefte @efd)id)te.)

Unb fort unb fort er!ldrte er benfelben feinen SBillen; unb

fort unb fort fud^te er fie glüdflicE) ^u machen. (®efc^id^te.) 33efon=
berä einem 3Sol!c bezeugte er fid), ba^ er auäerraalilte unb ^u feinem
35ol!e mad^te. (@efc^id)te.) 5lber biefeg 2^ol! raoUte nic^t fein ^oit
fein, (©efd^id^te.) 2lud^ bie anbern 5^'öl!er raaren eä nid^t; fie

würben unb immer arger,

böfe ^a fd^idte ber i^ater feinen ©ol^n,
H^ fie bcffer unb glücflid^er UDÜrben. ^er rourbe ^enfd); lehrte
fie ben 3Sater rcieber erfennen unb jeigte fid^ alö ben ©cfanbten unb

@ol^n beäfelben. (®efd^icf)te.) (5r leierte fie il)r Unrecht einfelien,

\>a^ fie raieber beffer mürben. (§auptle^ren.) SSiele glaubten aud^

toirflic^ an i!^n, liebten i^n unb gel)orfamten i^m, unb t^un eä biä
l^eute. (©efd^id^te.)
5lber bie 33öfen verfolgten unb töbteten i^n. (©efi^id^te.)
©r ftarb für un§; für un§ unb l^ilft unä.
aber er lebt roieber —
2ßie? 3BiEft bu nun biefen beinen @ott unb 3Sater unb feinen
tl^euren ©o^n lieb liaben? Söillft bu gu feinen @uten gepren?
—
Söol^l! fo Ute gern unb fleißig gu ibm unb folge feinem
SßiKen : fei banfbar gegen beine (J'ltern . . . liebe beine ©efd^mifter . .
 — 25 —
Zim niemanben etiüQ'o 311 (eib . . . Saö alleä, raa^j uic^t betii

ift, unberührt . . . ^ei nad^giebig, uerfö^nti(f;, bienftfertig, artig,

befdjeibcn, lüo^tanftdnbig, fd)am^aft . . . D^iebe allzeit bie Sßa^v-

Ijcit. 0}ii(3(janb(e bie X^^ieve uid)t. —
Diebe in beinern .'t:)Cr:^cn gern nnb oft mit beinern ^immtifd^en
"Saicw (^H'bente, luenn bu ju il)in blicfeft, nn affe^, roaä i^m an
biv mijsidllt. ^^^vitfe bid)! ^-öitte il^n um 33er3eil)nng. ^^erfpric^
ibm \)a^ 33efte. (Jv i[t Pott Sangmutf) gegen ade, iüe(d)e mut^-
lüiüig unb unDcibeffoilid) fünbigen. (5r ift raie überaus (angmüt^ig
unb gnäbig, jo aiid) unenblid) ^eilig unb geredet. (®efc^id)te.)
^lage i^m beine 9lot(); er ift erbarmung^üoÜ. (@efd)id)te.) @^
faun bir überl)aiipt nur gut ge^en, raie eö ollen ©uten }a and)
immer (raenigftcn^o am ©nbe) gut gegangen ift. (©efc^ic^te.) —
3)u rairft balb groij raerben. 3^^^^ '"^'fet bu baä, raaä bu bann
fein fodft, ju raerben anfangen (Jnblic^ ftirbft bu, . . .

aber nur um jum ^Batcr 3U foinmen unb bei ibm oiel gtürfticfter
^^u fein, a(ä eä je ein ^cnfd) auf ©rben ^u fein üermag. ^ber —
freiiid), fo bu böfe raürbeft, fo gingeft bu nac^ beinem ^obe auf
eraig 3U @riinbe. ^enn (i>ott verftofU bie ^öfen üon fid^ in einen
Ort eraiger -^ein unb Dual, unnad)fid)t(i(^, unraiberruflic^." —
©iefe ©!i35e §irfdf)er'^ fott ba^ Offenbariingäganje entbalten;
aber getjört ba^u nid)t raef entließ auc^ ber ^ei(. ©eift unb
feine ©c^öpfung, bie ^ird)e, unb bie 'Sacramente unb 'ba^ Opfei
unb ber öffcntlidie Gultuä? ©aüon aber cnt^ait ber obige @nt=
raurf nic^tä, raejiljalb nid)t ^u üerroiinbern, bafe ein fotd^er ^ate^
d)iämu5 proteftnniifd)evfeit'3 mit ^eöer grei'.be begrübt unb biefe
^ated)etit auf ben 6d)ilb gcljoOen raurbe.
.f)irfd)er füf)It felbcr, ba^ in feinem „organifd^en ©an^en"
nod) etraaä Sßefentlid^cä fe^Ie, raaio im C^ntraiirfe beg fatec^ctifd)en
©pftemä nidjt unterzubringen raar; barum IdJ3t er in einem %n^
l)ange \\o6) ben ©otte^bienft fofgen.
,/2(uf3er biefem (^iftorifd)4t)ftematifd)en Offenbarung^=
©an^en) ralrb man aud) ben Unterrid)t über bie religiöfen Uebun=
gen unb ©ebräuc^e, bie bei bem ^inbergotte^bienfte üorfommen,
fortfet^en. Unb nud) uon bem l)duälid)en unb öffentlichen fie tag?
(ic^ umgebenben unb 311m 'If)eil auc^ fd)on fie ange^enben ©otteä-

bicnfte ber (^rraacbfencn, üon ben babei üb(id)en ©ebet^formetn unb

©ebräiid)en K. rairb man foüiel fagen, aU mögüd) unb jur ^ilbrael^r
üon ©ebanfenlofigfeit unb :3rrraa^n notl)raenbig ift." ©. 89.
©§ feblt alfo am „©anjen'' be^ 8toffeä; fcben rair, raie
e» mit ber Wet()obe fte^t, raeld)e nac^ §irfd)er ,,biftorifc^^f9ftema-
tifcb" fem foU, g(eid)raie man aud^ in ben irften d)riftlid)en 3abr=
f)unbcrten baä Offenbarungäganje in einer fortfc^reitenben gefc^id)t=
ec^öbetl, et. Sluguftin. 4
 — 26 —
lid^en (^ntruicftung baqutegcn fud)te. 5)erqlei(f)cn wir einmal bic
l;iftorif(fjC &^ßt §iijrf)er'ä mit ber narratio bcä I)(. ^^ütgiiftin.
^tic^tig ift, ba|l .^irfdier c^an^ wad) bcm ^^oibilbc" bc^^ ^c\\.
Sluguftin alö Offeubavuugä = ^JJi o t i u, a(ö (fnb^icl ber (^jefc^id)te,
bie ßiebe (:^otteö IjerüorsufteKcn beftrebt ift. (^ott ^at uns ;^udov
geliebt — alfo foüen aud) mv \^n lieben, ^m übrigen raeiclit

^irfdjer üon ben S^een ^liiguftin'ö raeit ab.

:Die narratio beä ^(. Ä'ird)en(et)rerä entl)dlt nur bie in [ecö-j
3eitab[d)nitte wollt artifuUrtc (^jcfdjic^te ber ^Religion unb ;^n)ar fo,
ha^ einzelnen gefd)i($t(id)en ^tiatfac^en biird) il)ren C£aiifa(nc^'Uo
bie
mit ß^riftuä unb ber ^irdjc ^u einem ©anjcn üerbunben er|d)einen.
©ie ©ü^^e ^-^irfi^er'ä aber enthält nic^t gefc^ic^tlic^e I^at--
fad^en, fonbern gröJ3tentl)eilä (^laubenö= unb (Sittenlehren/ rcelc^c
anfc^einenb burd) bie ®efd)id)te ^:^u einem ©an^en Derbunben n3 erben
follen; bie ©ejd^it^te fclbft aber erfd)eint babei nur in „E(ammern",
in „^arent^efiä". ^ie @efd)iit)tc ift ^ier nur baä (^)olb, in lüeld^e^
bie ©belfteinc ber Öjlauben^' unb (5ittenlel)re gefaxt finb, raäf)renb
bei <Bt, ^2lugu[tin umge!e^rt bie ge[(^id)ific^en Xtjatfac^en alä bie
©belfteine erfd)einen, beren (Eaufalne^uä alä ©plbeinfaffung be^cid)-
net rairb.
^uc^ ber Unterfc^ieb obwaltet, baj3 ber ^eif. ^luguftin erft
nac^ 5lbfd)lu6 ber @e)d)id)te (finita narratione) bie Sittentefire unb
bie ©ebote be§ c^riftlic^en ![^ebeng befpric^t; ßirfc^er bagegeu mödjte
aud^ bie (Sittenlehre im ge[d)(d;tlid)en D^ta^men unterbringen, e§ raill

aber nic^t gcljen. Ober raaä foll ha^ ^ei^en, raenn er fdjreibt:
„(Sie^ er ift bein, 2öar eä t)or .^a^rtaufenben
ift unfer ^ater.
(®ef4id)te) unb bleibt q^." (Soll etwa an biefer (Stelle ben ^in=
bern üon 8—9 ^a^ren bie @efd}id)te oon 3fl'?)^'taufenben er^dl^lt unb
bie Siebe' ©ottes im ßaufe berfelben nad)gen)iefen werben?! Hub
wenn eö balb barauf„@ott war auc^ immerfort
l)ei^t: ben M
2)^enfcl)en. 2öag ^at man fid^ unter „dltefter
(5leltefte ®efd)td)te.)"

@efd)i(j^te'' ^u benfen? unb beweist benn uic^t aud) bie mittlere unb
neue ©efc^id^te, ba^ ©ott immer bei ben ^enfd^en war? Ober bei
ber (Sittenlel^re „@ott ift überauä langmüt^ig unb gnabig, unenb=
:

lic^ l^eilig unb gored)t. (@efd)id^te.) (Sr ift erbarmung^ooU. (®e=

f(^id)te.) 5lm (^'ubc ift eä allen ©nten gut gegangen, (©cfc^id^te.)"
^aä ift alleg, wag bie ©efdjidjtc in ber (Sittenlehre gu leiften ^at
babei ftebt in grage, ob biefe brei fünfte überljaupt nur in bie
(Sittenlel^re aB fold)e gehören.
„3n
ber ©efd^id^te liegt bie Offenbarung", fagte .fMrf^er oben;
alfo ptte man eine @efd^id)tä=S!i^3e ber Offenbarung erwartet, wie
(St. Sluguftin eine fold^e gegeben; ftatt beffen gibt er ein Programm
X)on Se^rfd^en, bei weld^en bie @efd;idjtc alä (Sd)atten beg ^örperä
mitlauft. §ür bie erften brei (Sdiulja^re perl^orre^cirt er jeben^a^
 — 27 —
tcrf)tämu^, bcv nur [^abcii tonnte, unb w'iü bafür biblifc^c ^efd^td^te,
an it)c(d;e fid) allcnfal^o ^aterf;iömiiälc^vcn an|'d)Iic6cn bürften. Unb
!^iev — gibt er felbft einen !(einen ^atedjismnä, an n)cld)en \i6) bie

biblij'djc (^efd)ic^te anfd^tic^t!

^iefe fd^raadje Seite mo^I futjteiib fügt bcgmegen ^Irf^er am

6d^In]lc feiner ©ügje bie iöcmcrfiing an: ,,baJ3 Riebet bte l^eUige
C^5
e f
dj i
(^ t e, im 35orftc^enben a u ä b r ü rf ti (^
nicf)t nur, lüo bieg
angcbentet morben, fonbcrn überijanpt, möge man fie nun alä ßeit=
e-
faben ^um ©runbe legen, ober a(^ 5>eranf d^ autii^ung, 33
trdftigung >c. bei^ie^en,
ber rcligiöfen unb fittlid^en 2öal)rl)eiten
einen ,s;^auptgegcnftanb ber 3^orträge auämad^e, ratrb fid; wo^t
uon felbft uerftefjen." (5. 89. 5l6er baä ift ja eben erft bie grage,
meiere beantroortet, bie 58e^auptung .^irfc^er'ä, raeli^e non i()m be=
lüiefen merben foll, büJ3 unb lüarum ber !atec^etifd)e Unterrid^t ^ifto=
rifd) fein muffe, ^^l^t fel^t er ben gragepunft aB f e l b ft ü e r ft d n b-
1
1
4 t)orauö, gefte^t atfo ^u, ha^ bie 6!t^je hierüber nicJ^t 5luffd)(u§
gebe, ^a er fagt noc^ meljr: „Uebrigen^, mie im 2)erfoIg einlenkten
roirb, bin id^ raeber für ein blo^j^ 33ei3iel)en nod) für ein bloä

rapfobifd^eä 3^B^^it"^^^^9^^ ^^^ ©efc^id^te" (6. 89); %

fonbern „alle^, tpaä @ott ^um §eile ber Sßclt getrau |at, unb
fortma^renb tl)ut, folt alä bag, ma^ eä i[t, b. l). aB ein ©in^igeä
<^ a n 3 e ä n o 1 1 @n ab e unb 2ß e i ä^ e i t erf^einen unb in jener
f ortf c^reitenben (Sut^ülluug bargelegt roerben, in raeld^er bag=
felbe (unb ©ott in i^m) fid) felbft me^r unb me^r enthüllt
unb ücvl)errli^t ^at.'' ©. 118. 120.

5lnberän)0 fagt er bag ndmlid^e mit bem ^ugbrude : ^ie (55e=

f^id^te muH ,,ft)ftem atif irt" fein, um al^ „organifd^eg

©an^e" erfd)einen 3U fönnen. Soll aber bie ©efc^ic^te bet Offene
barung ein Organiämuä mii^ offenbar eine leitenbe ^aupt=
fein, fo
3b ee unb organifc^c ©lieberung beutlic^ ()ert)ortreten. 33ei (Bt.
'iluguftin ift „ßliriftuä unb bie ^irdje" bie allbelierrfc^enbe
^)auptibee, roeldje in ben fec^g 3öeltaltern ^ur raol)larticulirten ©ar^
ftellung !ommt. dagegen ift b-c ganje ^t^^^ §irfcl)er'ä ein üom
Anfang ber iöelt bio ^u i^rcm ©nbe fortgefponnener gaben unb
glcid)t jenen iiiarticulirten Sßefen, an benen raeber ^opf noc^ ®liebe=:
rung 3U uuterfc^eiben fiub. .»pirfc^cr felbft üerfud^t beglialb fpdter
in einer ^rojiten Sfi^^e (3. 134—139) eine „mirflid^e 5lnorbnung
b^ä gefammteii fated) ctif d)en Stoffel" 3U geben. 2llfo fdieint bie erfte
Sfi^^e eine folc^e „roirffid^e 2lnorbnung" nid)t geroefen ^u fein; unb
ber ^ßerfaffer l)at gut baran getl)an, .^1nbcr üon ^a^ren mit 7—9
fotc^ einem fi)ftcmatifc^cn (^kfd)id)t^fatedji3muä gu üerfd^onen. 2öc^e
bem Xf)eologen, bcm bie ^lufgabe mürbe, bie obige Sü^^e ^irfc^er'ä
3u einem ^ated^iämuö für folc^e ©lementarfd)üler gu verarbeiten !

4*
 — 28 —
5öa§ blefe .^inbcr üon ^etiqion unb f)t. 0>5efcf)id^te ;;u Toiffcn brauchen
iinb ücrbaucn tonnen, (a|lt jicf) nirf)t bejfcr, einfacf)cr unb fi)ftemati)cf)cr
gnr !atcd)ctifd)cn T^arftcUun(^ foumuüren, a(ö es bic tatf)oli]d)c Äird)c
(jetban f)ai in if)rcm .^rcu,^,^ eichen unb in i^rem Spmbolum.
,f)irfrf)er fclbft [priest bicfen (55.^banten 3. 205
in feiner £aterf)ctif
ouö, tDO er ^anbett dou bem 53efcb(e (Jf)nfti, alUX^bitcv ^u taufen
im 5^ amen beä 35aterä, beä Sohnes unb beä f)ei(igen
©eifteä: „^aä bie Golfer a(fo auf ben apoftolifdien ![^ef)rüortraq
l^in glauben, roaä fie lieben unb üben, raa^ fie hoffen, fürcfiteu unb
empfangen, raorauf fie in'^ meffianif^e D^teic^ aufgenommen, lüorauf
üerpftid^tet, raomit getroftet merben foUten, baä concentrirt fic^
ailz^ in ben brei Dramen: unb 3^fuä be;^eic^nete biefelben
fomit aU ben frdftigften 3n^^9^Uf ^^^ gefammten (5;^riften=
tl^um^, unb alä ben leb enb igen ^ittelpunft, üon raelcticm
alleä Glauben, Sieben, ^offen, Reiben unb 2ßirfen ber ©laubigen
für unb für auä= unb in ben es l^inftrömen follte. 511^ biefcn —
iebenbigen TOtteTpuuft nun mu§ auc^ ber 9fie(igion^(ef)rer aller Reiten
ben breieinigen @ott barfteÜen; er mu§ geigen, baß ficfi in
ben brei Df^amen alleg, ma^ ber (S^rift ^u glauben, ^u lieben, ^u
tl^un, gu meiben unb ^u ^offen f)ai, concentrire; ba^ man folglich
in benfelben ein gebrdngteä unb leben§!räitige§..^Dangelium b. i.

allen D'ieid^t^um Don Offenbarungen, 35erpfti(^tungen, Zerreißungen

unb ©tdrfungen üor 2lugen ^aU, ben ba§ Örriftent^um in firf) fc^lieBt.
— 5llle Ur!unben unb ^ocumente begannen in frommer ^ät im
'üflamen ber 1^1. ©reifaltigfeit alle ^rebigt beginnt im 5^amen bes
;

58ater^, be§ (3obne§ unb beg l^eil. ©eifteä; unb voo eine ^Inbac^t
angefangen unb beenbigt rairb, gefc^iebt eä gemeiniglid^ in benfelben
9^amen. ^a§ ift bie tiefgreifende ^ebeutung ber 3:rinitdtälel)re.
9^un btefe 33ebeutung in'§ Sic^t ^u fe^en, bie errodbnte (Sbriftenge-
rool^nl^eit auf^^nfldren unb bem 3^9^^"9^ ^" ^^"
tlieuer ^u mad^en,
brei 9^amen bie gan^e «Summe beg ^nangelium^ in'ä .Ip^v^ S^ (egen,
ift (3arf)e beä ^ated^eten unb einer pragmatif d^en ^arftel=
lung." „^ie SBa^rbeiten, 3:ratfac]^en unb 3"fi^*"^^0"^" ^^^ 9^tt=
liefen Offenbarung finb ein organifd^e^ @an^eä . . . -T^er

^ated^et rairb ftd) alfo ^arfteöung

einer fold)en ^^u befleißen babcn,
worin ha^ @ine ber göttlid^en Offenbarung burd^ i^r ?0^annigfaltigeä
burc^gefül^rt, baä Mannigfaltige an^ bem (^incn entraidfelt unb jebeg
nad^ feiner 33e§ierung p
biefem ©inen unb ni feinen -IRitgliebern
geroürbigt erfrfieint b. 1^. feine ^arftellung rcirb pragmatifc^ fein

muffen." @. 203.

^aä) biefen ^errlid^en 2Borten ^u urtbeilen, l^dtte ^irfd^er

offenbar feine ©ü^sie gu einem ^ate(f)iämuä für ©lementarfi^üler auf
baä breieinige ©er! ber ^L ^rinitdt: Schöpfung beä ^aterg, ©r^
löfung beä Sol^neg, Heiligung be^ göttl. ©eifteg aufbauen follen.
 — 29 —
ßie^t man je^t bie fragliche (Büj^e nod^mal biird^, fo cr!entil man
cvft vei^t, Tüie ungeiuigenb jie fei.

Sßir üevniifjcn barin \)a^ @an^^c, it)ell eiiu^auptt^eif, luim-

(ic^baä 2Bcr! be^ 1)1. ©ciftcä in bcr (^efcl)id^te, bie ^irc^e iiiib bie
@nabc, gänglid) fc'^tet, ja nid)t einmal genannt i[t. 3©ir üermiffen
ben O
r g a n 5 ni u ^, lüeil barin racbev
i eine .f^^anpübee norf) beren
^nrc^gliebernng ^erüovtvitt. ^iefe ©ü^^c ift nid)t @cfrf)i^te, unb
lüenn and), bann ift fic nid)t fijftematifcft. :l)arauä folgt, 'aa^ biefer
(Sfi^je gevabe jene (5'igenfdjaften mangeln, lüel^e ßirfc^er t)on einem
guten ^ated)iämu'j nerlangt: eä fe^tt ba§ organifc^e @anje; e§ fe'^lt

bie ^iftorifd)=fi)ftematif(^e ^etljobe.

2. SOS i V n i n u n g b e ä f a t e d^ e t f d) c n
d) e 21 n r b 1 o
f f
c §. i 8
3SoEen mv fe^en, ob §irfd^er in biefem j^roeiten, piaftiidjen 'i^crfud^e
gtücflidjer ift unb barin feine fd^öne ^^^eorie Beffer gu t)ern3ir!(ic]^en.
oerftcljt.

3a er ^at eg oerftanben unb ganj im Reifte beg ^eiligen

5Iuguftin ben ^atcc^igmug aB 2Iu§ge^enb narratio bargeftcllt.
üon ber (Sd)öpfung beä ^enf(^en unb t)on ber @ef(^id^te beä
©ünbenfalle^ fc^reitet er burc^ bie Offenbarungen ©otteg an bie
^?atriar(^en (^oe, ^bra!)am) unb ^rop^eten ("iD^ofeg) gefd)id)tlid)
fort biö auf Sfiriftu^, in UDelc^em ba^ D^eid^ ©otteä feinen $aupt=
unb ?0^itteIpun!t gefiinben ^at. ®ie x)om ©eifte (J^rifti erfütfte
£irc^e rairb alä fii^tbare (Srfc^einung be^ D^teid^eg (S^rifti

auf Grben fiingeftellt; bie ^xdcdt biefe§ 3^eid|e^ ^u realifiren, finb

ibr aU Mittel gegeben: ^eraafirung unb 35er!ünbigung ber ßel^re;
Q^nttuä, bie (Sacramente; 1)i^ciplin, 3Serfaffung.
Hu(^ bie ^oral rairb gef(^id)tlidö gefaxt: rcie \)a^ Df^eid^ ©ot-
teö uns lüirb.
in ©ntraidtung beäfelben in ber 3"A^ii^- ^tegene-
ration l^^efallcner. @rabe im @uten. 33efferung unb ibre (>55ef(^id^te.
. . ©er gan^^e 9^eid)t()um d)riftl. ©efinnungen unb 3Ser!c. ©elig^^
feit be§ .^^immetä unb QSoöenbung.

^luf ber 53afi^ beffen, mag ®ott burd^ ^^riftuä ^ur 33egrün=
bung unb eroigen gortbauer
l^ienieben getrau l^ot,
feineg D^eid^eg
beginnt bie ."^i rd) engef^ic^t
!Dag feoange(ium bei ber ^ird^c
e.

binterlegt. ©d^rift unb 3:rabition. ^ampf unb <3ieg gegen ,§eibens

tbum unb ^ärefie. (5nbti(^e §errfcbaft beä (^oangeliumä. ©a^
JBeltgeri^t. ©aä D^ei^ ©otteg in ber 35oIIenbung. —
©a^r^aftig! ^a^ ift ein großartiger (55runb^ unb 5tufri§
ber ganzen D^eligionätc^re, d^nti^ bem, roelc^en ber beutfc^e 33au=
meifter einft in fü^nen ^been für feinen :©om entworfen ^at

S^ur ein 33eben!en fte^t auf. iDer ^l 2Iitguftin ^at feine

narratio nid)t für getaufte ^inber, fonbern oB ^rofett)ten=llnter=
rid)t für erroa^fene ^uben unb Reiben beftimmt, raäf)renb .g)ir=
fd)er feine ^iftorifd)=f9ftematifd)e :Darfteaung beg Offenbarunga=@an=
 — 30 —
^cn gu einem ©d)u(fatecl)iämiiä für qctauftc 5l'lnbcr oerarbeitet raif-
fen roill. Ob baä c^c^jt? (^r felbft qeftcf)t, baft bic ;jbcc bcsl 9^ci=
c^eä (^otteä, gefc^ieben üon i^rer qel'cf)icf)tlid)cn .OiiUc, fic^ gar nic^t
popiilarifiren (nffe (ß. 149); baJ3 aber bicje ^bec aiic^ in qeid)id)t=
lieber ^öffung fic^ nid^t a(ä ^ated^iämus für ^inber ücrarbeiten
loffe, ba^ ^ai .^irfc^er in feinem .^atec^iämnel factifc^ beroiefen, unb
felbft ber populäre 'äiban ©tot^, ber ^ie^n eine (hhdrunq fc^rieb,
fonnte biefen ^ated^iämuö nicf)t populär machen, ^a^ 'i)o[t i)t über
biefcn ibeaten ^ated)igmuä unb beffen (^rftärung einfad) jur Xages^
orbnung übergegangen, unb rao man i^n, rcie 5. 55. in 2öürttem=
berg, eingeführt ^atte, griff man al^batb raieber nad) einem anbern.
®aä möchte etma ein
für ^ ^e 1 g
^ated)iämuö e n fein,
löenn biefe cineä fotd^en bebürften; alä .tinberfatec^ismus ift er nie
tebengfäf)ig geraorben. (Bo bat auc^ bie fatf)o(ifc^e ^ird)e
i^re getauften ^inber niemals fatcc^iftrt; fte bot beufe(6ea nur
Ieic^t=i3erb anliefe <Speife unb faßte ba«o Offenbarungj^CSJan^e in bie
ünbtic^ einfache ^'-'^rm beg ^aufft)mbotö, be§ ^efatogä unb ^atcv-
unferä. ©iefe einfachen, ürd^Iii^cn gormein, fagt .'pirfc^er felbft,

ftnb für ben ^ated^eten gar nid^t um gel) bar, unb bod^ — er

umgebt unb folgt

fte, einer anbern ^Inorbnung).
3. Ob unb in n)eld)er 2ßeife §trfd^er'§ .^atec^iämuä
ein organifd^eä ©an^e in '^iftorifdi^friftematifdber gorm fei, unb ob
barin hiQ narratio beg l^eiligen 5luguftin fic^ reatifirt finbe, roirb
am beften auä bem ^^'^^^^^^^^^^^'^^^B h^^^ fte inen £ate=
d^i^muä ^irfd^er'ä entnommen roerbcn fönnen, lüie fo[d)e^ in
bem bieöbe^üglid^en (Kommentar üon 5llban ©tol^i vorgetragen ift^J.
©em^ufolge ^erfüllt ber gan^e ^ated^iämu^ in folgenbe fcd^ä §auptftücfe
1. 3[^on ©Ott bem ^ater:
@ptt —
©Ott ©eift — ©Ott — aamac^tig —
eraig
©Ott
ift

ift Uz
ift

unenblid^e ßiebe — —
allraeife
ift
— unenblic^ lieilig

©Ott ift unenblid) geredet — unb

Toal)r^aft — treu allgegen=
tüärtig — allmtffenb — unoeränberüc^ ~ unenbtic^ fefig.

^) „3Q3enn id^ forberc, ba^ ben 3Ö9üngcn bas ©anje bes c^rtft(t(f)en
3fleUgionö6egriffeö jur orgamfd^en Ueberftrf)t gebrad^t raerbe, fo mufe irf) nod^
auäbrüdlid) beifügen, baf; id) (roenn gteid^ fonft einer anbern Slnorbnung
folgenb) ba§ apoflolif^e @(aubenöbe!enntni| unb ben 2;e!aIog
ni(^t nur für biefen ^vozd nid^t unbrauchbar, cielmefir, mit S'tüdfic^t auf i^re
Geltung unb i^ren ©cbrauci^ in 5lircf)e unb Seben, gar nic^t umge^bar finbe."
^atec^eti! ©. 275. 2Ber ©^mbolum unb 2)e!aIog umgebt, entfernt fid^
von Äird^e unb ^zhcnl
^) ^m
lleinen tatectjiömus felbft finb bie §auptftü(fe etraae cerfe^t;
ber :3n^alt bleibt fid) gleirf). äßenn man bie 3tufeinanberfoIge ber ein^ielnen
.^auptftüde fo beliebig oeränbern !ann, roie Sllban ©totji mit S^ftimmung
^irfd^er'ä get^an, fo fcfjeint ber Drgani§muä unb ba^ ©tiftem nic^t gar fo
ftreng ju fein.
 — 31 —
^5ott her aUmäd^tigc ©d^öpfcr ber [id^tbarcn unb im[icf;t=
i[t

baren ^ingc. @ott dleä

cvl^dlt —
@ott regiert alleö. —
II. 33on Ott bem Coline uiib bem ^^l. @eift, bem ($r=
(55

löfer unb ijeiligmadjer ber ^enfd^en.

1. ^on ber ^ünbe (ber ©ngel unb erften ?[Ren[d^en), unb
üon bem (^rlenb in ber Söell (^-rbfünbe, rairfüdie ©ünbe.)
2. ^Non ben ^>ort'e()vungen @otte^ roiber bie @ünbe x)on
Einfang an (s e ^ n (53 e b o t e, bie Dpfer), unb t)on ben
^erl)eij3ungen beö (5;'r(öferö.

3. 3[>on ber ^erfon bc^ ^-rtöferä (realerer @ott unb

unb von bem ^erfe bcä (Srlöfcrg t)on ©ünbe unb

<5trafe
— — : üom 35erlu[te ber ©nabe unb bem ©eelen=
35erberbni^
— — : üon
unb ^ob. (5(enb
4. 35on ber ^eiligmad^ung unb ^röftung burd^ ben l;I. (53eift.

33on ber ^^ e r f o n unb bem 2Ö e r f e beä % @ei[teä.

5. ^on ber ^ciügftcn ©reifaltigfeit.

III. 2)on ben 5tn[ta(ten, burd^ raetc^e un§ ^^\n^ ^viftug [einer
©rlöfung fortu)ä()renb t^eilbaftig mad^en raid, ober oon ber
^ird^e.
1 (^^riftuä aB Se^rer, $ol§epriefter unb ^önig ift bei un^
aÜe 3:age biä ^um 2Beltenbe burd^ W Seigrer, ^riefter
unb ^irten.
3Som ^ap[te 35on ber fat^olifc^en ^ird^e.
. . .

2. 3Som fird)lic^en üi^e^ramte (6d[)rift unb ^rabition).

3. 3>om fir^üdjen ^riejteramte (@nabe unb 7 ©acramente).
4. S5om t'iri^lid^cn .^irtenamte (^ird^engebote, ^ird^enftrafen).
IV. 3>on ber rairfüd^en (Sinfet^ung beä ^enfdjen in bie il^m ju=
bereitete (?:rlö[ung unb Heiligung ober dou ber E^ec|t= —
f
crtigung.
V. 3Son bem Scben beä ^enjd^en im ©tanbe ber ,!peiligung
ober: dou bem ßeben ber ^inber (55otteö.
1. 3n ber 9tic^tung auf (55ott (@ött(ic^e ^ugenben; (55e-
bet; 25ater unfcr).
2. 3n ber D^tid^tung auf bie ^lÖelt ober Don ben fittlic^en
Jugenben.
^aö ©ottcöfinb im ^erpltni^ ^n ben 5lbgeftorbenen, gu
fic^ unb ju ben ^itmenfd;en.
felbft
35on ber «3 e [ b ft= unb 9Räc^ftenliebe im attgcmeinen
unb im befonbern; nämüd^:
a) (5e(bft= unb 5^ad)ftenUebe im brüberüd^en 35erfel^r.
0-IßaI)rl)aftigfeit; ^reue; 35ertrauen; ^ib. Seutfe(ig=
 — 32 —
feit, ?D^i(be, Schonung, Vangmut^, "ivtiebfertigteit, ^er-
jö^nüd^fcit.)
h) (Sclb]t= unb 3Rad)ftcn(icbc iin rccf)tcn (^^cbraucl) ber
von (V^ott Dcvlic^cncn SXva]{r.
Staub unb ^crur, Ji>om
vom Tncd)iclfcitigcii '^ciftanb. :Dic gciftlic^m imb
lciblid)cn äöctfe ber ^arm^cr^igfcit. :i)ie neun frcm^

ben (5ünben.
c) 8e(bft= unb ^Jidd)[tcn(iebe in 33e^ug
auf 55e)'unbf)cit unb
d) in 33ejug auf ^^eitüc^e @üter. (G-rroerb unb >iln=
iDcnbung bevfelbcn. (^ünbcn gegen bie G5crec^tigteit.)
e) ©elbft^ unb ^'^dc^ftcnlicbe in ^e^ng auf bas CsU-
f^ted^t. (2Son ber .^cufc^^eit; uon ber Familie;
x)on ben ^ienftboten; i^on ben ^füc^tcn ber Bürger
unb Untert^aucn.)
^n^ang. ^on beut ^Ser^altcn gegen bie ^l^iere.
^ie Siebe, be§ (^jefel^eg Erfüllung,
^ie ad^t ©etigfeiten.
^ie fieben ^auptfünben.
VI. 33on ben t e^ten fingen.
(Zo^o, ^luferfte^ung, ®erid)t, gegfeuer, ßotfe, ^^immeL)
3)er ^auptin'^alt beä ^ated}igmu^j im 3i)mbo(um nad)=
geraiefen. —
gür un^ i[t nur bie Qi\K grage dou ^:tang : ginbet fid^ bie
narratio beö "^eiligen 5lugu[tin in biefcm ^ated)iöniu^ ^ur ^arftellung
gebrad^t, unb ift befjen ^et!)obe n3ir!(ic^ bie ^iftorifd)=fr)ftematifc^e ?
^ag ©r)ftematifiren finbe id) rao^I, aber bie @efd)i(^te, bie
eigentlid^e narratio, tft nirgeubö ba bemerfbar. 3i?enu i^^irjc^er
ein ©^ftem ©ogmati! ober ber ^oral entroerfen rcoüte gum
ber
33e^ufe atabemifd^er 35orle|ungen, bann etraa ginge eä nod) an
ipenn er aber in uorfte^enber Lanier einen 5lated)iömug fc^reiben
für ^inber ber @(ementarfd)nle unb gar noc^ ben gefd)id^t=
Tüollte
Ud)en @ang babei eingehalten ^u ^aben üermeint, bann mu^ bie=
fer fated^ettfc^e Q]erfud) aU mi^gtüdt erad^tet uierben.
3öag baran (^uteg ift, ift nid)t neu; unb luaä baran D^eueg
ift, ift nid)t gut.
^irfd^cr forbert für ben ^ated^i^mug t)or allem ©efd^id^te;
allein wa^ an feinem ^ated^l^mu^ @efc£)i^t(id^eä ift, ha^ finbet \i6)
iniebem anbern ^ated^i^mn^ and), unb ^umat Im ^efiarbe'fd^en, an
welchem er foDiet ju fritifiren mei^. ^a felbft im apoftolifc^en
©pmbolum ift ba^ gan^e gefdbid^tlid^e Moment, tüie eä in §ir=
fdierä ^ated^iämug ^eroortritt, fd)on gegeben, Dom Einfang ber
©(^öpfung bi^ ^ur ^oüenbung im einigen Seben fic^ offenbarcnb
in bem 2ßer!e ber ©rlöfung burc^ (S^riftu^ (2.-7. 5lrtifel), in

bem Sßerte ber §eiligung burd^ ben ^eiligen @eift (8. 5lrt.), in
 :.

- 33 -
bem ^ovtn)ir!en ber faifjolifd^en ^iv($e, lüeldje ha^ (San^e fammett
jur ®cmetnfcf)aft ber .f^cilic^eu (9. 5lrt.) unb beu (J'in^elnen (J:rlö'3=

ung unb §eiligiing Dcniiittelt in bei* Dfiec^tfertigung (10. ^vt.), ba=

mit alle gur ©lorie bev ^liiferfteljung unb beg ^imnietä gelangen.
©a^cr ift aud; am @d)tn|'fe beä .^ivfdjer'fd;en ^atcdjiänina
bie 5^'^9^ gcftcllt: „Tl^o ftnb alle Seljven biefe§ ^ated)iöuui3 im
5lur^cn beifammen?'' T)ie 5lntiüoit lautet: „.^m apo[toU{d)en
@ ( a ub e n g b e 'f c n u t n i [3.
''
Unb 5((ban »Stol^ bemerft ba^u
5öa^j il)r nun in bem >tatedji(^mn^ gelernt "^abt, ift gteid)[am bie
(5 r f I d r un g n o n b i c [ e m a p o ft o ( i
f
d) e n @ t aub c n ^j b e=

fenntniffe. ^Bir mollen nun fnr^ nadjlefen, iüa6 ber ^ated;i'3=

mu6 über jeben 5(rtiM beä ®(auben§be!enntniffe3 (eljrt." —
3)aö ürdjtic^e ßcben unb bie firdjtid^e Hebung beljätt eben
Df^edjt : ® aö © mb
ft u m g e () b a r für ben ^ate=
ij ( u m i u i d; t

d;eten. (So lange c3 einen fatI)oli]d)en ^atedjiämug für ©etauftc

gibt, ift bemfelbcn immer ba3 apoftof. (Sr)mboIum aB 3^auffi)mbol
gu (5)rnnbe gelegt morben. ^er für ben ^ated)iämu^ fo mdi^tig bie @e=
fd)id)te ^^nrücfforbert unb uie (55efd)id)te in ben ^ated^iämng ^ur fpftema=
tifdjcn (5-iuf)eit ücrmeben roiü, ber fodte bocb n'djt bie gan^e ® e f d) d) t e i

b e ^ 51 a t e d) i ö m n ä ignoriren unb benfelben gleid^fam ab ovo conftrn^

ireu iDoKcn.
greitid^ f;at .Ipirfdier e§ nerftanben, bie ®tauben§= unb
(Bittenlebre ^u einem organifd^en ©an^en ft)ftematifc^ ^u x)er=

arbeiten ; aber racnn mir fc|on bei ber ®Iaubenä(ebre nidjt mel)r
©efc^ic^te gefunben Ijahcn a(§ in }ebem anbern ^ated)iömu§ : mo ift

bann bei ber (Sittenlehre bag

l)iftorifd)e ?0^oment l)inge=
fommen? 3iöir lafen oben eine ?0^enge 5'^amen t)on ^ugenben, bie
unter bie 5tategorien ber lS)otte^=, ®elbft= unb D^ädjftenlicbe in
buntem ^Durd)einanber untergebracht raaren; aber mo ift bie ®e=
fd)id)te? mo bie (jiftorifc^'-fi)ftematifd)e ^O^et^obe?
^aä ift roaljr, §irf^er fud)t ha^ SSefen ber ®lanben§lel)ren
unb ber ^ugenben genetifd^ unb in iljrem orgaui[d;en ^n-
fammen()ange gu entmicfeln, mdijrenb ^. 33. ©el)arbe ein bürre^,
fd)nlfteifeä (^iaippc üon Hrtüeln unb (Geboten ^erbeibringt. .^dttc
.^>irfdjer fein Talent unb feine ^ülje baranf üermenbet, ben Orga=
nifouinä beä (Bijmbolnm^o unb be§ ^efalogä bar^uftellen, fo mürbe
er feineu >^\iOQä erreicht ^aben, o^ne üon ber $ra^t§ ber ^ircfte,
Don ibrer ^atedjiämu5=3:rabition ^) fidj ^n meit ^u entfernen. T^ie
*) Xa^ bas apoftot. ©pmbofum, ber ®e!alog unb ba^ 5^ater:
unjer von jef)cr ben !ird)litf)en 2^l)X' iinb ^evnftoff beö !atf)oUfd)en iTate--
c^isniu^ gebitbet ^aben, ift in ben „!a ted)etif c^ en 93 lottern" Don
Pfarrer 2öalf (^al)rc]ang 1877) in nu§füf)r(id)er Sßeife gefd)id)tlid) bargelegt
lüorben. ^iefe einzige fnted)etifd)e 3eitjd)rift, n)eld)e rcir befugen, i)ai in ber
furzen ^t\i if)re^ ^eftetjcnö einen weiten i'efcrfreiö in ben 3U)einIanben, in
^43b[)men, Xyrol, Dberöfterreid) u.j. xo. \\6) erobert unb uerbient wegen Kjrer gebie*
genen, ma^ooUen öaltung bei alten bentenben ÄQted)eten bie roeitefte Verbreitung
©d^öberl, ©t. Sluguftin. 5
 — 34 —
(Sci)lla bc§ ^c^orbc^fcJ^cn ^orma(i§mii§ ^at er (j(ücf(ic§ ocrmiebcn,
ift aber bafür grünbli^ in bic (£f)an)6biö bcä ciujcitigcn 'Spftenmti^
fireiiö gefallen.

SDel^arbe gibt !(arc 33egri|fc in faf^barer Ueberficf)t(irf)feit, unb

it>a§ il)m be^üglid^ ber tebcn^üotlen, orqanijd)cn S^erbinbnng ber (?in-
jcttljeite maiißclt, fann üoni .^'atcct)itcn cinigcvma|lcn crfc^t rjcrbcii;
.^irfdjcr'ö ^atedjiöumä bagegen franft nn Ucbevfüdc tc^ Crganiö=
muä, n)obiivc^ baö ©ebäc^tai^ be5 (Sd)ü(erö befc^mcrt, baö 33er=
ftdiibiiife DcviDivrt iDcrben miij3, fo ba^ biefem ^ated)i'.jn!u§ bie erfte

(5:igciifd)aft, bie !Ccvn barfeit, ]d)\L T'er Ä'atedjioimuo ift ja eben

baö, it)aö ber (Sd)ü(er lernen nnb fo in'o öeben mit()iiiau6nel)men
foU. 3ft berfelbe alfo nid^t lenibor, bann ift er unbvanc^bar nnb
jwerfloä trot^ aller anbern gnten (E'igcnfdjaften.
^irfcber l)at alfo, n)ie it)ir gefeljcn, in feinen tl)eoretifd}en nnb
prattifdien ^Oeiftnngen ben Slated^iänuiä aB narratio anf^nfaffcn üer=
fnd^t; nnterfcl^cibct fid; aber Dom 1)1. ^Ingnftin babnrc^, baf^ er
a) nid)t bloä bie ©lanb.näleljre, fonbcrn and) bic (Gebote be§
^riftli(^en fieben^, \a ben ganzen £ated;iämn^ gefc^ic^tlid;
foffen rcitl;
b) ba^ er nic^t bie l^iftorifdjc, fonbern bie ^iftorifdj^fpftematif^e
?D^etl)obe verfnd)t, raobci iljin über bem ^pfteumtifiren bie®e-
fd)i(^tc raieber üerloren gel)t;
c) bajj er biefe ^iftorifd^^f^ftematifc^e ^Jiet[)obe and) für gctanfte
^inber im (S^nlfate^iämnä angemenbet miffen lüill, wd^renb
©t. 5lngnftin im 5lnfd)lu§ an bie erften c^riftlid)cn 3o5^'=
l^unberte bie narratio nnr für ben ^rofeli)tcn=nnterrid)t f,r=
ivai^fener 3"ben nnb ^*)eibeii bcftimmt.
©el^en rair 3nr !ated)etifcöen (Sd^nle 4^ivfd)er'ä über.

^irfc^er l)at nod§ in feinen alten S^agen eine 33rofd)üre ge-

fd)rieben: „33ef orgniffel)tnfic^tlid) ber 3^ ^'^^^Bifl^^it
unferä Ofteligion^unterrid^te^." $erber, 1863. ©r betont
and) l^ier im @egenfa^ ju 'Del)arbe'ä ^atei^iämuö bie genetifd^e
(Sntn)id(nng ber ^eligionäbegriffe, aber non feiner l)iftovifd)=fr)ftema=
tifcben ?0^et^obe ift treiter nid^t bie D^tebe. 9lur im „'Einfang" fprid)t
er fid^ bagegen an§, ba§ ber D^eligion^nnterrid^t fc^on bei ben fleinften
5ttnbern mit einem ^ate^i^mnä angefangen roeibe. ^enn
„in ben brei erften ©d^nljal^ren foüte nnr btblifc^e @e=
f(^id)te ge(el^rtunb !cin^ated)iämng gebraucht werben.
^ie biblifi^e @efd)id^te lel^it Slffeg, rcaä fo in einem f leinen unb
fleinften ^atec^i^mng fte'^t, ja fie lel)rt niel mel^r, unb Ic^rt eg ^n^
gleid) in einer fa^lic^en, anfprec^enben nnb bilbenben 2öeife." (5. 104.
3ngleic^ ift bie biblifd)e ®efd)id)te für ben fpatern fated^etifdicn
Unterrid^t bic ©runblage; auf fie n)eifet ber Se^rer alle3eit i)[n,
 — 35 —
fogar in all feinev ßel^rtl^ätigfeit unter ben ^rraad^fenen. 5Dic[e (^c*
[d^id^te mu§ atfo n a d; ^ a 1 1 g gelernt werben
gelernt, unb graar
i ,

je^t, lücit fic^ ipätcf bcrBcgrifflid^c Unterrid^t beg ^atedjignuiä

auf fte be^ieljcn mii unb mn^. @. 105.
5(urf) ^cljarbc erachtet bic bib(ifc()e ©efd^ic^te aB racfentlirfjen
33cftanbtrjeU be^o ben iüngeren ^atec^umencn; aber
Unterridjteä bei
er iDiir, baf? bic c^atcd)i^muä=9^ubri!en bie (^5runblage unb ben ^rdger
beä ganscn Se^^rgangc^ bitben, in iDeId;en bie alä nöt^ig evaditeten
biblifc^en (5r^dl)Iungen je am pafjenben Orte eingefügt roerben foöen.
^er Iciber ad^nfrul) nerftorbene Pfarrer ^ c i) von (Bd^n)ör^=
firt^ , 5)iÖ5efe DfJottcnburg , t^cilt uun im 2öefentlid)en bic 5lnfic^t
.^irfdjcrg, in iDcldjcr i^m üiel, [c[)r Diel SBal^reä liegt. 3^bod^
jagt evj, nur im 2Be[entlid)en , uic^t im ©an^en unb ®in=
feinen, ftimme ic^ benen bei, ineld^e in ber 3Seife, tüie ^Jirfc^er
eg verlangt, bie bibtifdjc (Bcfd^td^te aB ben Unterrid^täftoff für bie
iüngften.^ated^nmenen anje^en. ©ine fo nmfaffenbe^infü^rung in bie ^.
®efdjid;te ift für jct^t nic|t mögtid^. Unb roa^ in ben erften reli=
giöfen Unterricht gehört, barüber Ijat baä ^rincip beä fogenannten
|[nf d) auung§unte rrid^teä nid;t allein ju entfd^eiben, weil
ber ©taube, um ben eä ftd^ l)ier l^anbclt, ein fefteä gürraal^r'^alten
beffen ift, raaä man nic^t fie^t. (§ebr. 11,1.)
W\t biefcr unb in biefer ©infeitig!eit unbered^tigten
einfeitigen
©eltenbmad^ung ber 5lnfd^auung pngt eg ^ufammen, tcenn .ipirfd^cr
unb bie, raeld^e il^m unbebingt guftimmen, eine übertriebene ©dieu
Dor „gor mein" an ben ^ag legen, ^ein Unterrid^t, ber fidlere,
!lare £enntniffe beibringen tüill, !ann ber feften, genau formulirten
<Sd^c entbehren. '-Der religiöfe Unterrid^t !ann fte um fo raeniger

entbehren, aB eg fid^ l){er um pofitine 5:l;atfad^eu unb ^öa^rl^eitcn

l)anbelt, an tneld^e ber ^enfd^ gu glauben §at. ©arum finb
fd^on frü^^eitig bie ©runbartiM ber d^riftlid^en Offenbarung im
apoftolifd^en (Sgmbolum in beftimmten ©d^en ^ufammenge^
fa§t raorben. ... ^n ben erften brei ^a^ren mu§ Dor allem ha-
rauf l)ingearbeitet njeiben, ben 5linbern bie £enntni| ber @runb=
t^atfadjen ber göttlid^en §eil^ö!onomie beizubringen,
^aä apoftolifd^e (Spmbolum gibt ^iefür bie Dfiid^t=
fd^nur. ^ie ^^atfad^en ber ©rfdiaffung, ber ©rlöfung unb ^eilig^?
ung be§ ^D^enfd^en burcf) hk ^^acl)t, SOBeiä^eit unb ®üte be§ brei=
einigen ©ottcä finb in großartigen, tief gemeif^elten 3%^^^ ^^^^ f^
faft t)or ben ^ugen ber ^inber ^u geid^nen alä rielme^r plaftifd^
^u geftalten. 9^nr bie (|5runblinien, aber biefc um fo tiefer, flarer
luib anfd)anli(^cr. Meä ift iceg^ulafjcn , rca^o ben ^Infdngcrn bie
(^rfafjung bes @ef ammtbilbcä evfc^irert ober gar unmöglid^

^) „SSottftänbige .^atectiefen für bie untere Ätaffe ber !at^olifc£)en ^ol!3?

fd)ule." Joerber 1871.
,5*
 — 36 —
ma(f)t. ^a§ ®a 11 ,;^ e ber .^eiläorbnunq in i^ren erhabenen Umriffen
follen rüii bic jüiu^ftcii Ä'atcc^uniencn idjaiien (äffen . . . T>\ix&\ ein
fo((f)oä 3[^cvfnf)ren, ba^^ nidjt '^^i(brf)cn nni ^ilbdjcn ano bcv M. ©c^rift
F)erau^ninnnt, foubcvn ein C^jefauimtbifb .^^n (^eben uerfndjt, tritt man
in bic ^^nf^ftopfen einc^ bev gi öf^en .^ivd)cn(ef)rer, beö ()l. ''^luquftinuö,
Tüeld)ei' in feinem ^nci^c de c.atechizandis rudihu.s freitidj feine
Ätinbev im ^^(ngc Ijtit, fonbern enüad)fene .5)eiben ^) ; ba^er uon einer
nnmittelbaren ^2Iniüenbnng nnb Uebertragnng feiner ^nraeifnnc^ anf
bie genügen 35ert)ä(tniffe feine iJtebe fein fann. 5tber beadjtnnc^^^
n)ert^ ift, ba^ er 1) "acn c^efc^id)tü(^en 2ßeq für jenen Unterridjt
eingehalten lüiffen raid; 2) eine fnmmarifd)c 53e^anbtnnß ber Offene
barnng^gefd)idjte üorfc^reibt, unb 3) bas 5?eftf)alten nnb SInftreben
cineö großen §anpt^ie(e3 (Siebe ©otte») beim ganzen Unterrid)t
üerlangt*-^).

^Qä alfo finb bie ©rnnbfdt^e .^irfcCjcr'^ unb ^ei)'^. 33eibe

ftimmen barin ^ufammen, baf^ in ben crften brei (Sd)u(jaf)ren gar
fein ^ated^iämuä gebraud)t, fonbern bibttfc^e ©efc^idjten, mä^renb
^ei) na^ alt!ir(^lic§er ^rabition üctiangt, eö follen neben ber (s5e=
fd^idjte awi^ einige ^^^atfad^en unb Seliren in genau formuürteu
^(ntmorten eingeprägt tnerben.
^ie 3:^corie unb ^ra^i§ in ben „uollftänbigen ^atediefen" beä
^farre^ ?0^et) ift fo griinblic^ unb correct, ha^ \d) gefteben mnil,
nic^t leicht etma^ (Sd^önereä, unb roa^ aüen .^ated)eten anfä 33efte
empfo'^Ien merben fann, gelefen ^u §aben. Um fo me^r rcirb e^
entfd)ulbtgt raerben, raenn \ä) auf einige ^ifferen^punfte über baö
^er^Itni^ t)on ©efdiid^te unb ^atedjiämuä anfmerffam madje.
1. ©er % 3luguftin begreift in feiner narratio bie t)(. @e-
fd^t^te Don ber (8d§öpfung biä ^n ben gegenmdrtigen 3^^^^^^ ^^^
^ir^e; alfo nid)t Mo^ einfeitig bie biblifd)e @efd)i(^te beä alten
unb uenen 5:eftamente§, raie ^irfd^er t^ut unb ^et) ^u t^un fc^eint,
fonbern bie biblifd^e unb bie ^irc^engefd^ic^te. D^idjt
(:^Jott, fonbern ^^riftnä unb bie ^trc^e finb eö, roeld^e 'Bt.
?lnguftin in feinem großen l)iftorif(^en ^ableau ben "Profeli^ten üor
';yugen fü^rt aly jene -^mei fieben^f actor en, mit benen fie burd^
bie ^aufe balb in üitale 33e5ie§nng treten follen. Um fo mel^r ipirb
für getaufte .^inber bie gan^e @efd)id^te in biefen groei Dramen fid)
concentriren muffen: (Sl)riftu^ unb bie ^irc^e!

*) 3)U't) nimmt
rudis gleid^bcbcutcnb mit idiota, illiteratus unb meint,
bie rüdes beö 9luguftin feien enünd)jene, bei* klaffe ber Ungebilbeten
1^1.

ungehörige Reiben gemefen, roäfirenb ©t. 3Iuguftin aud^ bie eruditi, gramma-
tici et oratores (cap. 8. u. 9.) ju Den catecliizaudis rudibus jüfjlt.

^) ar(C9, Einleitung gu feinen Äated^efen, pag. XXI— XXIV.

 — 37 —
(5g l^anbett fid) l^ier um ben Untcrrid^t getaufter ^iuber,
unb \)a^ ift bod) eiu allgiltigcv päbagogi[d)ev 4^3runb[nt^ , bafe ber
@e(rf)irf)t?iuntci*vidjt bei Slinbcrn nid)t mit bev alliiemeiiien SiVItije-

fi^idjte, fonbcru mit bei* ^?atevlQiibcic|e|djid)te unb ^uuädjft, üom

(^•(tevnl^aufe beginuciib, mit bev (^^3efd)idjte bcv .^cimatl) anfangen
muffe, ©a^ ^eigt: uom 33efonbern 3um Mgemeinen, üom ^c^
rannten jum Unbe!annten, uon bev concrcten ^^(nfdjauung ^uv ©r-
fcnntniö beä ferner (.'belegenen üonuärt^fdjveiten. ,/^c enger unb be-
fd)rän!ter beä "DÖ^enfdjen 5ßefen ift, befto enger ift aud; feine 3Belt.
^a bie 5ttnber nur eine !(eine 3ßelt ^ahcn, fo mu^ aud) bie
5\^clt!unbe mit biefer il^rer fleinen "'ll^eU anfangen, ^enn Jeber
Unterridjt mnf^ an baä ^efannte ba^o Unbefanute fd)lie^en, bamit eö
mit bemfelben uermadjfe aB etmaä ©leidjartigeä. ^it beä d) ü ( e r § ©
ii^elt muf^ bie Söeltfuube anfangen, uid)t mit ber $öelt beä ßef)rerä ^).

3Ö0 nun ift bie §eimat^ beä fleinen „(5f)rifion" ? ^ie ^ird)c
ift fein i^ater- unb fein ^ntterljau'o ; in ber '^anfc ift eä aH (5b r ift

geboren, ba ift bie ^iri^e i§m eine ^O^ntter geuTOvben. 'I^urc^ ben
'laufact ift affo ha^ £iub tu baä Wid) (S^rtfti unb ber ^ird)e einge^^

treten unb ein (ebenbigeg ÜUieb au biefem grof^en ^iftovifdjen Or:^

ganiömu^ gemorben. T>a fangt für biefeä (S^riftenünb bie didi^
gionögefd)i(^te an; ba, bei ber '^aufe, mu^ atfo auc§ ber eifte Uuter^
rid)t iu berfelben einfe^eu. Cvä gibt anbern ^ilugganggpunft
feineu
beg religiöfeu @efdjid)t^uuteriic^tä, ber fid) pft)djologifc^ unb päba=
gogifd^ redjtfertigen lie^e, aU eben ben "taufact. „,3tu 9^Jamen beä
i^aterä unb be^ (Bo^ueö unb beä f)(. (Seifteä" — fangt bei ber
^aufe baä neue Sebenan, unb bamit beginnt für
beä (5f)riften
i^u auc§ bie unb ber .^irc^e.
(55cfc^id)te (5I)rifti ©c^on bei ber ^aufe
luivb biefe (53efd)id)te im -y^amen unb 5luftrag ber .^ird)e er^ä^U im
apoftoIifd)en Snmbofum, morin bie @rnnbt^atfad)en ber gau;^en
.5)ei(^öfonomie nom ^2tnfang biä ^um ©übe, bie ©c^öpfung, bie ©r-
löfuug, bie Heiligung mit fteter D^ücfftdjt auf baä eraige öeben t)or=
getragen roerben. «'pier ift ba^ (55au,^e ber §eiBgefct)ic^te in einem
@ef ammtbilbe, unb ^mar in einfachen, fnr^en, für bie üublidie
gaffungäfraft gan3 geeigneten ©ä^en enthalten, meld)e t)om ^ak^
(^eten, je nac^ bem 33ebürfniffe ber jeroeiligen @(|ul!inber, burd^
biblifdje (Jin^elgefdiic^ten enueitert merben lönueu. Unb ma^ W
.<3auptfad)e ift, bie ^ird^e felbft ift eö, u)eld)e im (Srebo i^rc eigene
©cfd^idjte ha^ ber 5lated)et fo gang alä 33ote (J^rift
er^äljtt, fo
unb bev ^irc^e uor ben ^inbern erfc^eitit unb nid)t in feinem D^^amen
unb nadj eigener SSiKfü^r fpridjt unb er^äblt. „t)a^ a p o ft o l i f (§ e
^ mb (u
i) m ft b e r bie D^t d) t f d) u u r", fagt ^ei) gang
i i i

üovtveffüd;; me^tjalb geroi^ jebevmann nidit anbcvs) evmavtet, aU

') ^axni]^, äßeltfunbe (Söveslau 1820.)

 — 38 —
baf^ er feine fc^önon .^atcd)ifcii für bie erften brel (Sd^utja^re auf
bem npoftoli)d)cn (^i)mboüini aufbaue.
©djauen u'ir aO:v baci .^nlialtäüev^eic^nif^ feiner 56 Äatec^efen
burd;, fo ift ba^ ©i)iJibo(uiu nirgcnbä gu ftnben; ftatt eineö (i5e=
fainmtbKbcä gibt cv nur ^^^ilbc^en um 5öi(bd)en auä bem alten Xefta=
mcnt im erften (Scmcfter unb auä bem neuen Xeftamente im ^meiten
(Semefter beä <Sd)n(ja^reij, fdjcinbar ber .girfc^er'fdien X^qoxiq fo(qenb.
Sßir fagten fdjeinbar; benn baö €!t)mbo(um ift unb bleibt
für einen ^atcdjetcn gar nidjt nm(^el)bar, aud) wenn er gefd)if^t(id^
üerfaftren lüitt; unb Sfflcx) ift ^u feljr praftifd)er 5latc(^ct, a(ö ba^
er fid) burd^ ^Ijeorien nom rechten JÖegc ableiten (iene. (5r (;at bcg=
l^alb ha^ (Bpmbolnm — ob berouf^t ober unbeiüuf^t — feinen £'ate=
d^efen ju ©runbe g^-tegt, luie auä bem ^n^^^^^^^^^^if^^^^B berfelben
fogteid) in bie klugen fpringt.
^v w\U im (Sommer()aIbja^r bie bibüfd^e ©efd^id^te bcä
alten ^eftamenteä bel)anbelu unb fpric^t bod) in feiner erften
5tate(^efe au^fül^rlic^ üom l^eiUgeu Äreug^eid;en im Dramen
beg 5^aterä, beä @o|ne§ unb beg 1^1. (Seifteä. T)a^
ift gett)i§ nid^t altteftamentlic^. Naturam furc?. expellas, tarnen
usque recurret. ^r begrünbet biefen 5lu^gang^pun!t gar fc|ön:
„(^m paffenberer 2lnfang be§ religtöfcn ©d^nlunterrii^teo fann nic^t
gemad^t werben al^ mit bem ^reugeg^eid^en. ©er £atec^et
taffe fid^ nid^t burd) anbere ^iSpofitionen be§ erften Unterrid^teä
baoon abbringen, ^nbem man mit bem Ereu^eg^eic^en beginnt,
gel^t mau t)om 33e!annten, 5lnfd^aulid^en unb ßeid^ten auä, man üer=

fnüpft ben Unterrid)t ber (5d)ule mit ber Unterroeifung beg ^aufes,
unb ftellt, Tüie e§ für ben d^riftlid^en Untcrridjt fid^ jiemt, bie @runb=
gcl^eimniffe ber Offenbarung an bie 6pifee. 5Daä Unterrid^t§gefd)dft
felbft erhalt baburd^ feine SPßei^e; benn „„burc^ biefeä 3^^^^^^ ^^^'^
jebeä@efd;aft ge^eil'gt."" Tertull. ^Tlit bem ^rengeägeid^en im,

9^amen ber allerl^eiligften ^rcifaltig!eit, l^at ber Pfarrer ba§ ^inb

nad^ feiner ©eburt an ber ©^raelle ber ^irc^e empfangen; in —
bicfem 3^i^^i^ i^^b in biefem Dramen beginne aud^ bie 5lufbellnng
beä ©laubeng, ber bamalg ber @eele begfelben eingegoffen roorben ift" ')•

53ig jur 11. .tated)efe bel^anbelt er folgenbe 3:^emata: (Bott —

©Ott inben brei ^erfonen — ber allmad)tige ©d^öpfer — bie Gngel
— bie (Sd^u^engel ber — erfte ?D^enfcl| — baä ^arabieg — ber
^immlifd^e 3[^ater.
3ur elften .^ated^efe bann mad^t er bie ^emer!ung: „ßiemit
fc^fie^t ein 5lbfd^nitt beg Unterrid^tä. 5llleg, roag üon ber britten
^ated^efe an üorgetragen rcorben ift, fann a(ä eine (5r!ldrung
be§ erften ©laubengartifelä betrad^tet rrerben. ?D^it ber

') 5öemer!un9 sur jmeiten Äated^efe.

 ;

— 3Ö —
folgenben toed^efc get)t ber Unterrid)t ^iir einteitcnbnt ^-rfldrung
jener 5trti!el beä apoftolifd^en ©ijmbotumä über, it)etd)c Dom ©r-
löfer l^anbeln."
„(S:^ ift aljo barauf ^u fe^cn, ba^3 3ufammcn(^cl)önge aud) im
3u[animcnr)angc 511 bcljanbcln." 3^^^' nicrten ^atcd;cfc ©Ott in—
bvci ^^>ov]'oncn — bcmcrft 5[)iet) im (^>cgcnfat5 ^u .*pir|d)er, „cä muffe
fd^on I)ier, baö ^eif^t (^ l c i d; 5 u ^}l n
f a n (^ b e^ re(i g i ö f en
© d; II l unt e rr i d^ t e «j über baä @cl)cimiitf^ ber aüerbcilißften ^rei=
faltigteit gefprodjcn uierben, einmal nm beu ©inn ber SÖorte beim
^*en^5cid}cn auf^nfdjlief^en nnb hm ^lodjani^mu^ beim ^cfreu^en ju
üerl)inbcrn; bann foUeii bie^inbcr cjlcid) am ^^Infange ben ganzen
d)rift(id)cn (^jotteöbegriff er()a(ten, bamit fic glanben fönnen, mie fie
glanben foKen. 5lnd) er^lt, inbem bie ^atcd^efe über ben breieinigen
(^)Ott norangcftellt mirb, ber llntcrridjt fein -^nnbamcnt un'o feine
^int^eilnng, infoferne berfelbe feine anbere 5lbfid}t Ijat, aB bie brei
(^) r nnb 1 1) a t
f
a nng
d; e (5 r I ö f u n g
n b e r C^* r f
d) a f f
, nnb
^^eiligung ^ur frnc^tbarcn ©rfenntni^ ^u bringen/
Wn) ^at ^^irfd)er'f(^e '^Ijcorie t)on ber narratio im i^opfe,
nnb mill bibüfc^e @efd)id)te be^^ alten I^eftamente^ er^äfilen; ftatt
bcffen fprid}t nnb tated)ifirt er nnmillfürlid; x)om ^reu^^eid)en, non
ber allerl)eiügften ^reifa(tigfeit, t)on ben (£d)ui^engeln, fnr^ üom
apoftolifi^en @i)mbo[um. Som @r)mbo[um fommt er jnm ^e!a(og
unb jnm Qjaterunfer nnb 'D^^e^opfer, ma§ geroif^ feine alttcftament=
Ud)e @efc^id)te ift. 8i)mbolnm, ^cfatog nnb ©otteäbienft ba^ —
finb ja Q^QH jene ^anptftnde beö ^ated^i^muö, meldte bie fat^oiifc^e
£irc§e oon je^er fated^ifirt I)at nnb raa^ fie ben ^anf=^ated^iömuä
nennt ^).

3m ^meiten (Semcfter beginnt ^Jlcp feine ^ated^efen über bie

bibtifd^e ©efd^id^te beä nenen Ateftamenteä, in ber äöirf=
lic^feit aber gibt er eine fortgefel^te @rf(ärung beö apoftolifc^en ^gm^
bofnm^ nnb ^anbclt oon ^^\n^, feiner ^enfd^roerbnng unb (Geburt,
Don feinem ^^eben, ßeibcn, Sterben, Don 5luferftel)ung unb ^immeC^
fal^rt, oon Beübung beä ^(. ©eifte^ unb üon ber ^ird^c, in n)e(c^cr

kblaB ber oünben ift; am Sc^tuffe Don ben letzten fingen, ^em
5(nfd)eine nad^ gibt er 53i(bc^en um ^dbd^en, ©efd^id^te um @efd)id^te
aber atä ein ein^eitlic^eg ©anje^ (äffen fid^ biefe ^ated)efen nur
faffen, tuo fie a(^ ©efammtbitb x)On ber ^ird^e jufammengefa^t fmb,

*) ^cr Xauf!at ed^iömuS, raic er bei bcm ^^aufact in 3lnn)enbung

!ommt, befielt in tiefen 2)reien:
„9ßa^ öertangftbu ponber Äird)e GJottesV^en (Stauben."— ©ijmbohim.
„3BiUft bu jum 2eben eingetjen, ^alte bie ©ebote."— ^efaiog.
„@e^' ein in (Lottes Tempel, um X^eit ju l^aben an ß^riftue"
— burrf) ©acramente unb Öottesbienft.
^iefe Ätilogie bes Xauffatedjismu^ ift in ben „fatcd^etifcfjen 93(ättern"
^iftorifc^ nacf)gen)iefen.
 ^40-
im ap ft ( i
f
rf) c n 3\)mboi u in. -Die feö ift uicf)tö anbereä a(ä
bie artit'ulirte Duvc()[ül)nin(^ beö £'reii3^eirf)cn^. .^^cnn a(fo ^e^
üorn .^reii^^cic^en im yiamcii beä ^aterö, bes 3ol)ncö imb bcs f)ei(.

©eiftcö aiiögcl)t, fo Ijüttc er confcqucnt an bcr .f>anb unb mit 3»=

grunbdcqunc^ bcä St)mbo(um^
bie ©djöpfung a(ö Ifjat bcö S^atcr^,
bie (hlöfiuig a(ä ^()at beä ?[Renfc^ gercorbenen 3 offnes,
bie .^eitigung in ber Äirc^e a(ö ^§at beö l}(. (^eifte^
bavfteden t'önnen uub foUen. ^abuvc^ roäre f^in()eit in bie ^^iclficit

gefommcu, nnb getragen burcf) bie fircfjüd) gerociljte ^ormel beö 3r)m=
bolumä lüäre ber ^unb bcä Jl'ated)etcn ]e(6[t ^um Organ ber .^irc^e
geraorben. -Damit roäre ^ng(eid) bcr 3inn ber (^(anbenäartifet auf-
gefdjloffen unb ber ^ed)aniämuö beim 5I66eten beö (£rebo t)erf)inbert,
voa^ geraif^ Aufgabe bc^ erften D^eügion^unterric^teä ift. 9lod) ein
anberer ^>ort^ei( n3äre habei gemonncn: e^ roäre mit bem (5;rebo
bem ^atedjiämu^, n)eld)er benn boc^ im vierten 3(i^u(ja^re fommcn
mu^, ein üoüftäubigeä Junbament gelegt, auf rae(cf)em fog(eid) fort=
gebaut roerbcn tonnte, rcäfjrenb Wlcn) in feinen ^atec^efen nur i8au=
fteine, aüerbing^ fd)on bearbeitete 33aufteine liefert, rocldje erft ^u
einem organifd^en @an^en ^ufammengefügt roerben muffen.

Ueberf)aupt reid}t baä ^^rincip t)om bibüfi^cn @efc^i(^tä=

UnterricJ^t ni(^t au^, um unter
ben ganzen 3toff ber biefe i)ecfe
Sfteligton^Ie^re für bie brei erften 3c^u(f(affen unterzubringen. X)ieä
jeigt fid) namentüi^ beim ^etatog, raeldier, röie h^i §irfd)er fo auc^
bei ?D^e9, nur eine a 1 1 1 e ft a m e n 1 1 i c^ e ©efc^ic^te ij't, in ber $ßirf
ti^teit aber im ©eifte 6f)rifti unb ber ^ird)e erfidrt rairb. ^a§
ift ein 2öiberfpruc^. ^^riftu^ unb bie ^irc^e f)at ben attjübifc^en
^eMog aboptirt, mit neuteftamentüi^em (Reifte erfüllt,
unb fann berfelbe offenbar üon einem fatl}0(ifd)en ^atedieten nur afä
@ e f e ^ (5 ^ r ft unb ber ^ r c^ e erf (ärt werben, iöei ^ei)
i i i

unb ^irfd^er '^at bcr ©etalog eine gan^ falfc^e 3tc(Iung, unb 3rö^=
(ic^ ^^iet)t nur bie donfequen^, luenn er bie beta(ogifcl)c J^vm ber
•^f(id)tenlet)re überl)aupt a(ä jübifdjc 5Xntiquität für einen fat^o(ifd)cn
^ate(|iämuä nidjt mcljr paffcnb finben luid.

^m allcrmciften fä((t SjJl^i) au^o bcr 'Jtode bc3 „@cfd)id)t(i(^en"

t)inauö, roenn üom ©ottc^obienft ge'^anbelt rcirb, roelc^er fi^ iu hie

bibüfdje ®efd)idjte iDcbcr be^3 alten nod; neuen itcftamentc^ nic^t red)t
fügen tritt.

2. 4^irfd)er ftettt einen boppelten G5runbfa^ auf:

„%d) meiner ?0^einung fottte in hm brei erften Si^ufjatjrcn
nur b i b I i
f
c^ e @ e f d; t d; t e gelcljrt unb fein .^ a t e=

d^ t § mu^ gebraucht uierben."

:©en erften ©runbfat^ aboptirt ^}^ei) nur im 3;öefent(id)en, in=
bem er t^eilä biblifd^e @efd)idjte t^eilä £e^rfäfee a[^ 3toff beg
 _ 41 —
evften fated;etifd)cu Untcrrid^tcä verfangt; allein cö lüill it)irt nid)t
gelingen, ©efdjid^te unb ^^u einem ouganifd) @an,^en ju oer-
!^el)rfdlj.c

arbeiten, ja er tann nid)t einmal einen objectiuen in ber ^ad)(t felbft

begrnnbeten ^afeftab angeben, lueldjc nnb luie Diele biblifd;c @e=
fd)id)ten vorgetragen werben muffen, ©ein ^^nd) bietet bercn tDcnige,
nnb nnr feine (5:rfal)rniig unb forgfältige ^eobadjtung über ^otl^=
lüenbigfeit, 3^ec! unb 9)iöglid)t"eit Ijabe ibn beftimmt, unter ben ge-
gebenen ^'erl;altniffen über biefe^ befdjeibenc ''Dtaf^ nidjt l}inauöju^
gcljen.

^cn ,^ir)eiten ©runbfal^ ^^irfd;er'ä, 'ba^ in ben brei erften

® d) u l
i
a l) r c n ein .^ a t e ^ i ^ wuö n i dj t g e b r a u d; t luerben
folle, aboptirt ?0^ei) Dollfommen.
Sie Örünbe .r-iirfdjer'g mögen "^iefür ruoljl nid;t burdjfc^lagcnb
erfdjeincn. (5:r fagt: „Sic biblif($e ©efdjidjte lel}rt allc^, \m^ fo
in einem f leinen
fte^t, vid imi)v."
^atcd^i^mu^ 5lllerbing^ bic \a
gan^e 33ibel entljält mel)r alä ein Heiner ^ated)i§mug; raaä folgt
barauä? baf3 man bie gan^e ^ibel ben f leinen ^inbern in bie §dnbe
geben unb hm f leinen ctated^i^mnä fallen laffen foU? Unb lüenn
nic^t bic gange 33ibel, rocldjc ^l)eilc baoon? —Soll man baä alte
3:eftamcnt juerft nel)men ober ba^3 neue? Sie 5lnl)änger biefer bib=
lifdjcn r^>cfd)td^tä=X^corie finb "^cute barüber uod) uidjt einig. Senn
"üa^ ieftamcnt liegt ja hm 5lnfd)auungen folc^cr ^inber in enb=
alte

lofer i^ernc, unb ha^ neue !^eftamcut lüill aud) uid)t rcd^t paffen.
3a, fagt §irfd)er, bie biblifc^e ®cfd)ic^tc lel)rt baäfelbe, voa^
ber .^ated^iämuä, „aber in einer für ba^ fragliche Filter faf3lid)cn,
anfprec^enben unb bilbeuben 3öeife . . . 3So in aller
SOßeit barf man bie Don @ott gefetzte Orbnung gu ^.nntniffen ju
gelangen umfel^ren unb ftatt mit 5t n f d) a u u n g e n mit a b ft r a c-
ten ![^cl)rfd^en anfangen?" ^rcug^eid^en bie Sßic? Saä ,

^aufe im ^amen ber aUerleiligften Sreifaltigfeit, bie groölf 5lrtifel

beä ©pmbolumä, ber Sefalog, baä 3Sater unfer mit feinen fieben
bitten —
finb ba^ abftractc Setirfat^e? D^icbt^ fann concreter, fa^-
lid)er unb bilbcnber fein alä biefe ßeljrformen, iDcldie burc^ eine mel)r
alä taufcubjalirige ©rfa^ruug x)on ber l)eil. unfel)lbaren ^irc^e al^
fated^ifirbar erprobt raorben finb.
greilid^ roenbet man ein, roaä brauchen ^inber bie gormel t)On
ben 5 ©eboten ber ^ircJ^e gu roiffen, gu bercn ^eobad^tung fie nod^
nid}l Dcrpfüd^tet finb? ©ruber gang treffenb: (J^ ift Don
ertüibert
l)ol)er 2ßid)tigfeit, bem garten, unfc^ulbigen ^inbe fc^on ben (Sinbruc!
beizubringen, ba^ bie Äiri^e i^m aud) @efet^e gebe, bie eö, er=
wac^fen, gu beobad)ten fci^ulbig fein tüirb.
immer barauf, ba^ ^inb foll im 9fieligion§=
^irfd^er befte^t
Unterrid)te etiüaä @ a n g e ä empfangen gur f"atl)Oüfd)en ßel)re über ;

bie @ebote, rnenn fie etroa^ organifc^ ©angeö fein folI, gehören uic^t

©(f)öberl, ©t. 2lu9u[tin. 6

 — 4^2 —
Uo^ bic (Gebote (S^ottcö, fonbcru aurf) bic (Mebote bcr .^vrf)c. 5Ber
bie fiel^vc üon bcii ^acramcutcn iinb üom (^^ottcöbicuftc auöldf^t, bcr
^Qt cbcit nur ^tüctiDcrf, aber nid)t baö (^)an^e bcr tat()oU]d)cn JRc^
Uc^iouötcljre befjanbcit. 3)af)cr barf bcr t'lcinc .^latcd^tömiis baüou
iiidjt Umgang ncl)mcn; er lüürbe fonji (ürfcubaft unb tonnte für
ben cigcntlid^en 6cf)nltatcd}tömuö nid;t a(ö J^^^bament biencn.

5lbcr, fagt i^irfd)er, bie bi6(i]d)e 03e)d)ic^tc ift bie (sjriinb'

tage, auf lücldjc fpätcr bcr bcgviff(id)e Üntcrridjt iinnici- fid)
bcjie^eu ruill unb muf^; a(]o joU fic ^uerft gelernt unb nacf)-
t) alt ig gelernt luerbcn.

9^un bie ®cograpt)ie unb Wjronologie finb and) ^nei not^=

Tücnbige Unterlagen beö ®efct)id)töunterrid;te^, unb allerbmg'o roer
biefen letzteren bocireu mill, nuifj in ben bcibcn erften gut orien=
tirt fein. %oio^i aber barauä, baf^ ein Sdjülcr, njcldicr ®cfd)ic^tc
ftubiren raitt, üorljer f(^on bie (^cograpl)ie unb (5;i)rono{ogic gelernt
unb nai^^ltig gelernt ()aben müfje? ^aä Diotl)iücnbigftc reid)t {)in

unb baä Weitere läf^t fid) gleidj^citig mit bcm anbern (>3egcnftanbe
erlernen. (So and), raer in 'i^QW erften brci ^^^al^ren baä 'Ziinibolnm
unb barin enthaltenen biblifc^en (^c|c^id)tcn x)on bcr 3cf)öpfung,
bie
^rlöfung unb ^'^eiligung fi^ angeeignet Ijat, roci^ gniug, um ben
^atcd)i^omug ,5U x)erftc()en. 3Baö bann 'tia^ rücitere unb tiefere 6in=

gelten in bie biblifc^e (^efd)ic^tc betrifft, fo fann unb mirb ba^felbe

ja neben bem ilated)iSmuS glcid;3citig fortbetiicbcn n)erbcn.

.^irf(^er'^ ©riinbe für bib(i|d)en @efc^id;t§unterrid)t por unb

ol^ne ^ated)i§mu^ raoUcn ni^t _:;icl)en.
^^\) nun a u d^ e n t d) e b e n gegen einen f ei n e
i ft f
i 1

^atec^iämu^ für bie erften brei ©d)ulja^re; aber in

e n e m g a n 3 anbern (Sinne a ^
i r d) c r. 1 ^"^ i
f

Wq\) u)ill 'oa md){ blog bibüfd^e @cfd)id)te gclel)rt lüiffen;

im ©egenlbctl, in feinem 33ud^e l;at er ben ganzen Cel)rftoff in fragen
unb ^Intraorten formulirt, in lueldjcn eine befttmmte (Summe t)on
religiö|en Se^rfäl^en fammt Sprüchen ^um ^emoriren bargeboten
ift, fo ba^ eö, n)ie er felbft fagt, ein Seidjteö rcäre, auf (^runb
feiner ^ated)e)en ein foldjcä 9^temorirbüd)(ein gu fertigen, ^"^an
bürfte nur bie in feinem 33uc§e entljaltenen 'S^agen unb 5(ntroorten
feparat abbrurfeu, unb man Ijötte einen „!leinen ^atediismus" in
optima forma, ©in foldjeä ?[Remorirbü(^lein ^u .Rauben be^ Se^rerg
unb ^ated;eten raill er nid^t oermerfen aber ja nid^t 3U i;)anben ber ;

^inber gum „^uäraenbig''=:Öernen. 3Beiter unten veftringirt er auc^

biefen (Sat^ unb nimmt i^n tl)ei(n)eife jurüd benn „nict)t gegen ben ;

^atcc|i^mu5, fonbern nur gegen benn ju frühen ©ebrauc^

eineä folc^en fpredl)e id) midi) auä. ^d) bin ber 5{nfic^t, bafe bie

jüngeren ^atec^umenen b. ^. f ä mm 1 1 i d; e S d^ ü I e r ber untern V

1
 ?

— 43 —
<R;laffe mit ^atec^Bmen, roeldjer ^(rt immer fie fein mögen, ^u
oevfdjonen feien'' ^).

fpridjt roicbcr gni;,^ ^ci)

.r^ier bev pra!tif(^e .^ated^ct, ,

nnb üon beut ^^'^covctifev .<Sivfcf)cr ficf) loö, bei* gar feinen fleinen
fnc|t

£atecfjiomu'o nnb ftatt bcffcn nur biblifdje ©efdjidjtc Traben mü.

W\i Wcx) fann man uonfonimcn cinncrftanben fein, lüenn er für\
bie nnterftc .^(affc feinerlei ^atedji^mn^ gebrandet iDiffen Toid unb

fagt: ^lüifdjen bcn ilatcdjctcn unb bie jüngftcn .^ated^umenen fott

fid) feinend) brängcn, luic jener bentfd;e gürft Don ber neuen 35er

faffnng fagte: „^-^if*^^" ^"^^) ^^"^ "^^^^^ ^^^^ fött fid) fein 33(att
Rapier brängen/'
^a bie (Sdjüter ber 35orbereitnng'3!(affe 51nalpl^ ab eten flnb,
nod) nid)t (efen fönnen nnb e5 erft lernen muffen , fo n)äre eä ge=
lüi^ tl)öridjt, fie mit einem ^atec^iämuäbuc^e fd^on gn beldfttgen.
'-Der 9fJeIigion^3unterrid)t für biefe kleinen mu^ offenbar — o 1^ n c

.^atedjiämu^bnd; ^u i()ren .^panben — gegeben raerben. ^a§ ift

aber nic^tg 9^eue^; id) n)üJ3te nidjt, mer ba^ ®egentt)eil behauptet pttc.
^0 lange biefe '^inber nur mn^fam (autiren, einzelne Sßorte
lefen fonnen, foll man fte mit bem „^Iuän)enbig=Serneu'' auä einem
33ndje nerfc^onen ; "DJU'p ^at gan^:; D^ted^t, man foüe ja nic^t ju frül^e
ben .^atedjiämn^ ben £inbcrn anfoctropren. ^inbcr beä erften <B^üh
ja^rcä follen, ^umeift unter ^it^ilfe beä Öefjrerä, bie n'ot^irenbigften
©cbete, bie elemcntarften 5Intn)orten unb einige @prüc^e rid^tig nad^?
fprcdjeuunb anffagen lernen, ^ic ^l. .^ird)e betet baä ^reu^, ha^
©ijmbotum, ben ^e!a(og, ha^ 35aterunfer unb ^üe ?0^aria Dor —
bie Ä'inber beten eä nad;. 3)a ift überreicher (Stof( gnm ^emo=
riren unb ^um ^ated;ifiren nad) ber goffung^fraft biefer (Sd^üIerHaffe.
^Hber n)ie ftc^t>o mit ben ©cbülern bc3 ^raciten unb britten
«Sdjuljn^vcä, ^übfdr (efen !5nnen: fotlen aud^ bie nod^
metc^c fdion
feinen .^ated)iijmuä ^aben? ^D^e^ "^nt bie r)iel}af)rige ^rfaljrung
au§ bem ^ated)eten(eben für fic^, rocnn et aud^ für biefe jmet
Sal}vc nodj feinen eigentlichen, in grag nnb ^(ntraort aufgelösten
^atedjiänuiS ^^u Rauben ber ^inbcr ruiffen raiff. @o einfadC) bie
feinen ^ated)efcn üorau'Bgebvudften S^^cn^i^ ^'^^^ 5lntn)orten finb, —
bie .^inber iottcn biefelben nic^t gebrucft in einem 33ud^e üor ftd^

f)a6cn, um
barau^ gu memoriren.
fie (5in fo(df)eä ^uSn3enbiglernen
ift bei biefen ^inbern ber reinfte 'iD^ei^aniämuö, n)e(d)er alleä ^enfeu
unb ben (ebeilbigen Q^cifc^r mit bem .^ated^eten ftört unb l^inbert.
©od alfo ber fogenannte „f(eine ^atecbiSmuä"^an^ au§ ber
©c^ule au^gefc^foffen fein ? "ifltx) raitt bies« uidit gefagt ^ahm ;

er meint nur: „5öenn bie .^inber im üierten @d^u(ja^re einen

.^atcdjiämuS in bie .^anb befommen, fo fo(( eS fein anberer fein

^) (Einleitung pag. XLVIII.

 — 44 —
otä bev eine uub eiiMi(^e 1)iö^efaiu.^atec^iäinu^. ^J[J?an gebe biefem
(Milien eine fo(dje (^inridjtung, bajj er für oUe .^Inber, bie nad)
bcm .^ated)idmiiä unterrichtet rocrben, unb braud)6ar
braudjbar ift

bleibt. 3" c^teic^ev 'iBeife bin id) aud) ber nur eine
^^Inficbt, ba|l
biblifd)e ©cfd)id)te in einer ©c^ule gebraud)t lüerbcn joU. ^e"^
5l6fcbnitte ber ^I. (i5efd)id)te, n»e(d)e ben ^inbern ber untern
:^(affe nad) gefc^e^cner (5r!ldrung gum üfiemoriren aufgegeben
werben fönncn, foüen nic^t je^t in biefer unb baä 30^^^ barauf
in einer anbern 7^-orni erlernt roerben. ^a^felbe ^ud^, raefc^eä
beim fpdtern Unterricht in ber bibtifc^cn ©ejc^ic^te alä ßeitfaben
unb ßefebuc^ bient, ift bei ben (Sd^ütern beä britten 3^^^^^^ ¥^
öerraenbeu"'). 5((fo bie ^bentitdt ber Jorm ift bei ber biblifcf)en
®efc^icf)te 3u roat)ren, b. (). bie biblifc^en @efc^icf)ten, n)e(cf)e für bie
bret erften <Sc^uIia()re fid^ eignen, muffen ^ier in ber nämlichen
5^orm münbtic^ er^d()(t loerben, in roelc^er fie in ben f)öbern
ä;laffen atä Sefeftoff ben ^inbevn ju ©efi^te fommen. (5ä barf
nid^t eine bibtifd^e (^efd^ic^te für bie kleinen geben, roorin bie
@efc^id^ten anberä cr^d{)(t bem Q3ud^e für
finb aB in bie grögern
@dE)ü(er; e§ barf nur @ine bibltfd&e @efd^ic§te geben.

3h gleid^em ^eg: eä barf nur Ginen ^ated^i^-

@innc fagt
mug geben, ^ag !ann
unb ralU nid^t befagen, ber !atec^etifd^e
ße^rftoff muffe qualitatiu unb quantitativ für alle ^(affen gleich
fein; fonbern bamit ift nur öerlangt, ber ^atec^i^muä, roelc^er in
ben brei erften ^d^ulja^ren münblid) üorgetragen unb memorirt
roirb, bürfe nic^t in einer anbern 5ovm, in anbern J'^^Ö^h unb
2lntn)orten erfc^einen a(ä raie im gebrudften ^atec^iämuä für bie
bö^ern ^(affen. ^a^ ndmlid^e, raa^ ber ^atec^iämug für bie
steinen e.itf)dlt, mu^ aud^ ber ^iÖ3efan!atecf)t^mii^ in ber ndm«
lid^en Jorm reprobuciren. ©er f [eine unb mittlere ^ated^iämuä
bürfen nic^t nebeneiuanbcr befielen; beibe muffen conf üb ftan^ietl
unb nur @in ^ated)iämnä fein.

|){er bürfte nun bie befc^eibene ^vclq^ ertaubt fein, o5 DJJcr)

biefcn feinen ©runbfat^ befolgt ^be? ($ä fd)eint benn bie nic^t;
^^ragen unb 2(nttt)orten, n3e(d^e er in feinen ^atec^efen mit ben ^in=
bern ber brei erften Sdjutia^re memorirt, ftnben ]vi) in gar feinem
SDiögefanfatec^i^muä in ber n dm ticken ^^'-''Huliruug unb ©e*
bonfenfolge lüieber. (Sein münblic^er ^ated^i^mu^ fc^lie^t fid^
an feinen approbirten .^atec^iämuä an, fo baJ3 feine S^i^üter im 4.
(Sc^utja^re einen ^atec^i^muä mit gan^ neuen fragen, neuen ^2lut=
lüorten unb mit gan^ neuem ^b^^ngange in bie ,!panb befommen.
(5ie ^aben je^t ^mci bioerfe 5?atedjigmen, einen münblic^en unb
einen gebrurften, unb roenn fie ben ^roeiten auäraenbig lernen foHen,

*) Einleitung pag, XLIX.

 — 45 —
muffen fie juerft bie biö^er memorivten i^ocmdu aii5 bem ©ebac^t-
niffe enttaffen. 33eibe oerbinbeu \ui) nic^t 311 organifc^ec ©iiit)eit.

2Do!)( raürbe ^et) biefeä ^iigefte^en, aber bemerfeii, jenei* eine

unb einzige ^iö^efnnüatec^iämiiä, bev für alte ^iuber braiid)6ar

ift unb brnu(f)bar bleibt, fei üon i^m felbft eben poftulii't, (eiber
aber noä) nic^t erfunben raorben. '^ie gH'i(i(id^e fiöfung biefer ^or^
berung fei Problem ber fd^roebenben Äatec^iämuäs
eben baä gre^e
frage. i)er neue evft im ^abre 1876 (alfo na*^ bem üaticanifd^en
Soncil) in ber ganzen (^'r^biö^cfe ^ö(n offiziell eingefü()rte ^ate^
(iiämuä gibt einen adpcrftänblid^en 5^"9'^^3^^9 S^^^' ^öfung biefer
5^rage.

^im ©an^en genommen, l^at man ben mittleren l^ef^arbe^fd^en

^atediiämu^ mit geringen 'If^obificationen t)or ft(^, bem gum (Sd^lu ^
bie ^e^arbe'fc^e Oteligionägefcbid^te angel^ängt ift. tiefem ^ates
d)iämuä ü r a u § gebrucft erfc^einen fec^"^ (Seiten „©ebete unb
ße^rftücfe", ndmtic^: ^reu33eic^en, ©ebet beä >)n-rn, englifdjer
©rn^, baä apofto(ifct)e ©lauben^befenntnig, bie 3ebn ©ebote ©ottcö,
bie fünf @ebote ber ^ird^e, bie fieben ^t. «Sacramente, bie fieben
©tücf, bie jeber fennen unb glauben mu§; bann uerfd^iebene Ge-
bote unb (Jrifttidje Hebungen.

^m\ biefe ,.@ebete unb ße^rftücfe" finb ungefähr ber ^emo^

rirftoff ber erfteu brei (Bc^ulia^re, welcher burd^ ben ^ate^eteu
münblic^ erfldrt unb eingeübt rcivb. SDamit ift auc^ fd)on ber
gan^e ßcf)rftoff im mittleren ^atec^iämnä, afä
gegeben, lüeldier
J^rag unb ^Intraort ucrarbeitet, ben ^inbern bepnbigt roirb. ©iefe
©ebete unb Öe^rftücfe bilben ben fleincn ^ated£)iämu^ unb geben
bie (Subftan^, ben eigentlichen ^e^*t, ju raetc^em ber ^iö^efanfate^
cbi^mu^ nur ben offiziellen Kommentar liefert, tiefer ift ber ?lufs
rij3, lud^reub jene ©ebete unb ßel^rftürfe nur ben ©runbri^ beä
fated^etifdjen ©ebäubeö geben.
^u biefem ^mtdt raäre aber unbebingt not^raenbig, ba^ ber
fleine unb mittlere ^atei^iämu^ nad) Ginem gleic^l)eitigen ^O^agftabe
entraorfen unb ge^eidjnet fei; baj^ alfo bie ©ebete unb Sc^rftücfe
nic^t in fo raitlfürtic^em D^ac^einanber unb Untereinanber erfi^einen
bürfen, raie l)ier ©egenftänbe be^ fleinen ^ated)iämuä
gefc^iel)t; bie
muffen T3ielmel)r nad^ bem nämlid^en ^^rincipc unb in ber nämlid^en
3luäglieberung üerarbeitet fein, roie im mittleren ^atedbiämuä. Unb
burd^^errfc^t |ier bag ©an^e bie 5:rilogie: ©laube, ©ebote, ©naben=
mittel, fo muffen auc^ bie (^^Mt unb i^e^rftüde beä fleinen ^ak-
d^iämus nac^ biefem (Schema geort)net fein, ^aburd^ roirb bie 3ben=
titdt beiber ^ergeftellt unb fie raerben jraei fein, aber in Einern
fieibe. ^ie „fatec^etif^cn 53tdtter" O^rgang 1878) fuc^en biefe
^öfung ber ^atediismuäfrage burd) (^onfubftan^ialitdt beä fleinen mit
bem großen ^ated)igmu§ ausführlich ^u begrünben.
 — 46 —
-C'^icnacf) rofubc btcj'er ffeine .^atec^iämu^ , oom factum bcr
Za\i\c iiiib bcm baviii ciiipfanqcncii .Hicii^^cid^cii auciflcf)enb, nur
feinem 'iÖortlaiito nncf) bn'o £i)inbo(uin, ben T)cfa(o(] mit ben .^irrf)en=
(>5e6oten, bann bte 3acrnmcntc mit bcn primitiuftcn gotteöbien[tlirf)cn
(N5et)eten unb Ucbmif^en (l^ator nnfeiv 5Iüc "üJlana, ^um (^Jcbettdutcn,
3^o[enfvan^rteI)eimiui"]ej a(^ ^Jicmovivftofi bieten, of)nc benfctben in
5vi*ag unb 5(ntit)0vt anf^ulöfen, jrbocf) fo, ha']] biefc sTat.'djiömuot^eile
beim erften ^^InblicÜ fctjon al'o ein oi'qanijc^cö (^jan^es crfdjeinen,
ii)e(cf;c'o im gröileru 5l:ate(f)i-^muo, in bcu (Stjviftenle^rcn unb bi^
!)inau[ .^u beu t^coiocjij'efjen Stubien immer raieber er]'d;eint jein unb
D^terfjt, a(^ y^unbamcnt ber t^an^en iReUgionöle^re ^u gelten, überall^
§iu behauptet.
^ei) lüirb e^ geraif^ nit^t für eiiu'u v^ frühen (^ebrauc^ bes
^ateel)i^mu'5 anfcl)en, iu;nn biefer ttcine ^atecfjiämuä mit feinen
etlici)en ©eiten beu .tinbcrn beä ^mciten ober boc^ beä britten oc^ut-
jal^re^, bei benen bie §ie^u erforbertie^e ^L^efefcrtigfeit üorau^gefelst
werben barf, a(ä ^cmorirbiufjleiu in bie §anb gegeben rairb.
Taburc^ ba^ bie ^inber immer ba§ (^an^e
lüirb e^ möglich,
beä .tated^iämuä gegeuniärtig ^abcn unb bie ein3;efjten fated)etifc^en
5?orträgc im ^^^ff^i^'^^n^fi^Ö^ i"it bem (^-incn unb Öan^eu aufraffen
lernen.
rcr^atec^et ^t in bcn brei erften «Sdjutja^ren biefen @runb=
^ e jebeä ^atec^i^mu^ ein^^uubcn unb ^u erftaren, babei aber genau
^- 1

an jene 5^*agen unb ^ntraortcn beä gröfsern ^atec^iämuä fid) m

i^alten, roelc^e i^m, bem .^^atec^etcn h^i feinen münbüi^en 3Sor= ,

trägen an bie kleinen immer gegenwärtig fein muffen, ^urd) 3}or=

fagen unb 9^ac^fprec^?n folc^er gragen unb 5Intn3orten lernen bie
^inber fdjon ein gut 'BtM beä gröfecrn ^ated^iämuä, beüor fie i^n
in bie ^'^anb befommcn. ;Der ,'^atec^et legt fo ;^ug(eic^ ben @runb
unb arbeitet üor für fein fpätcreä Eatedjiftren; baä ^inb aber wirb
fid^ bemufjt, ha^ eä mit bem fteinen ^atec^iämnä in ben großen
l^ineingeraadjfen fei, unb ba^ beibe fo ibentifc^ feien n3ie bal 0nb
felbft, n3e(cf)eä üoiljer ffein roar, je^t größer gen3ad)fen, aber boc^
fic^ felbft gleid} geblieben ift.

©er ^atec^iämuä dou ^J^ontpellier (unb ä^n[i(^ ber ©e^arbe'-

fc^e) l)at brei 5lbftufuugen: ber gro^e ^atec^iämuo, welcher me^r
3um Sefen unb für ©ebilöcte geljört; bann ber mittlere ^atecliismuä,
ein ^uä^ug üom grof3en; enblic^ ber fleine ^atec^iämuä als 5luä=
jug t)Om mittleren, ^^ie genetifd)c DJ^et^obe gcl)t aber md)i t)on
oben nad) unten, fonbern rate alleä ^ad^§tl)um oon unten nad^
oBen, fo ba^ ^uerft ein Stammfatec^tämuä mit bcm ©runbte^t fommt,
auä roclc^em bann ein erfiärter ^atec^ismuä mit feinem reid}en @c=
dfte üon fragen unb ^^Intraorten Ijcroorrcäc^ät.
SDaö ift flar unb rourbe bereite oben lieroorge^oben, baß ber
 —
:

— 47

fated^etifc^e llntevri^t rüie iiiinicr, fo befoitbcv^j in bcn brci evfteit

^a^ren ved^t anfd;aulid), ]a]]M) mib bcf^iDcgon mit reid)lid)cc ^cr=

TOcnbung biblifdjcv @ci4id)teu gegeben inerbcn \m\\c.

3e^t n)ivb pd) bcuvtljcifcn lafjen, n)a^ ^^afjreio unb 5va(fd)c^3

an ber ^Infic^t .C'^ivfdjer'ä fei, lüenii er ji'u- bic evjtcn bcei ^djnlja^rc
feinen .^ated)i'omn^ unb nuv biblijd)e (>5e|d)id}te i)aben iüi((*); awi)
bie 5lufftc(Iungen ^teij'^^ über biij ^i'ei-()d(tni|'^ be^^ bibüfdjen (^)e-

fd)id)tä= unb be^ ^ated)i^nni^o unterridjle^S lüevben im ved)ten

Sid^te cvfd)cinen, unb eä raicb fiav geiüoiben fein, mit tüeldjem iHec^lc
ober llnveci^te ^lei) auf bie narratio be'o tjL ^^luguftin fid) berufen
fonute.
I
Jrüi)lidj.

3n bie guf^ftapfen .r^u-fd)ci*^3 bc^ l:[)eoret:fer^ tritt ber Si)ftes

matifev, ^pfari'ec g^'^fjüd) uoii ^^Utoiiiueilei-, ^iö^efe D^ottenbnrg. ^ic
^rincipien, luetc^c bem Reiftet in feinen ^:;iüei Ätatec^i^Sm.n bui'd);^n-'

füljren uic^t tjcinngen ift, uvU jel>t beu 3d}ü(er, ebenfall^3 in einem
gröf^eiMi unb fleinern c^atedji'omno ') ^n 'Ittjat unb ^eben bringen.

.^ier unb je^t ^ben lüir non grö()(id[)'y .^'atec^i^men nnr in

foracit i^n fpred;cn, üH biefelben nnf ben .C^irfdjer'f.lien ©rnnbfa^
auf gebant finb : „ 5) e r 91 e l i g i o n ö n n t e r v et) t i m n § g e f c^ i d) t=

lid; fein", mit 33erufung auf bie narratio bc^ l)(. '»^üignftiii.

^n feiner bem .^at:d}igmu'3 uorgebrucfteu ^Infpradjc an bie

^^eotogen unb (Scbntmänner Tentfdjlanb^ luirb ^eite 5 in biefer
33e^ie(}ung gefagt: „2öaä nun benn bie (^Hanbensli'^re betrifft, fo
bernljt fie gan^ auf ^(jatfad;en ber göttlidjen Offenbarnug unb mn§
befsljalb a('j eine ©r^diilnng — jiarratio, ruie ber l). ^2tuguftin fagt,
gegeben uierben . . . ^ejjiDcgen ^^n'icc^i ber neue Äated)iämug ben
erften Snl^rgang ber ©lauben^letjre in folgenbe brei, üon fetbft fic^
ergebenbe ^It)eile (?l b t ^^ e i ( u n g e n genannt)

I. Sefire non bem, n)a^3 ©Ott fiir un^i getf^an ()at:

^) ^n feiner 33rojd)üre „juv ^Scrfiäiibigung" iitobifijirt and) .^ir[c^ev

feine Slnfic^t bafjin, bnfi man jja aUeö , wa^ oDen als 3;nl)Qlt bes Ücinen j^ate^
d^ismus bejeid)net lüurbe, al§: ©i}ui6otum, ^efnlog, i^atevunfer k. an bi?
bibti|4)e (5Jefc^icI)te an!nüpfen tönue unb folle, unb „ba^ es nmnfd)cnön}crtl^
fei, ein £ef)rbüc^lein ber biblijc^en ©vfd}id)te ju i)ahn\, in n)eld)eni ba5, luaä
in einem fteinen ^atecf)iömuö ju ftcf)cn 'pflegt, überall am gehörigen Drtc nn
bie ©cjd)ic^töer3äl)lun^ angefd^loffen ipäio.-' 2)iefe :^"\bce Jöivfd)oro motlte 'SJiep

realifircn, l)at aber weit me^r einen fleincn ^atcc^ismuö ju^anben bes i^c^rerö
alQ ein 2e^rbüd)lein ber biblifd)en OsJefc^idito gcfdiriebon. 3"te^t (18^5) l)at
§irfd)er felbft einen fteinen Äatecfiiöinuy gcfdjiiebenü Tempora mutantur et
iios mutamuv in illi.sl

^) Sei Äöfel in Äem^Jten erfd)ienen 1876 unb 1877.

 — 4f^ —
©r I)Qt bie 2Öett 1. cridjaffcn (ßcfjve üon bcr (Schöpfung);
er I)at fic 2. crlööt (h'()re uon bei* (irlÖfuugj;
8. ncljcKigt (licljic uou bcu .^eiüöungj.

II. Scijvc Don bcm, lüaä 3efuä in bcr Ä'irdje fort unb fort
1 1) u t
1 er leljrt fort unb fort (ßcljrc üom Mjvanit ^c^n)
;

2. er opfert nnb fpcnbct bic Ojnabcn fort unb fort (Jjßriefternmt);

3. er leitet unb erI)dU bic ^ircf)e fort unb fort (.^-^irtcnamtj.
III. ßel)rc x)on bcm, ruQä (ifiriftuö t^un rairb ((et^te 'Dinge).
@(aubenä(cl)re auf bicfe 2öcife b. l). gefc^idjttid) ge-
„Daf3 bie
geben njcrben fann (raie fie gegeben loerbcn foK, eä aber bei bcr
rubricirenben ^et^obe bcr alten .tatedjiömen fie ^u geben nicf)t mö g=
1x6) ift) , ft c n t b e r neue ^ a t e d)
u ä (a u f? e r b e r ge- i ^ m
f d) i d) t U c^ e n © i n 1 1^ bie J ^ ^ 9 ^ ^^
e i l u n g)o ^ ö and) 1"
/

mit benfelben bie @(auben§(el)re alä eine (Sr^dfjhmg

Don bem ^atedjcten Dorgetragen raerben !ann, inbeni
er 3. ^. fragt: 3öag ^t @ott im '2lnfang getrau"? ^ntroort bie :

Söelt crfd^affen. 2Baä t^at 3efu^, aB er breifvg 3a^^^ oft loar jc;
TDd^rcnb bie alten ^ated^ismen if)re
S^^^Ö^^^ S^^ (5:rf(ärung ber D^ub=
tuen beio apoftoüfdjcn ^^mbolumä fteücn, 5. 5B. 3ßaä leljrt ber
crfte, grceite, britte k. @(aubengarti!e(? — roobci e§ nic^t leidet

möglid^ ift, bie ©lanbengle^re gefc^id)tlid) ^n geben." ©oroeit gi'O^Ud).

3n roeldiem ^erljältniffe fielen biefe Siufftellungcn ^u ben im
S3u(j^e de catechiz. rubibus oorgetragencn ©runbfd^en beä f)eiligen

5luguftin? .

^n feiner ^raeiten ^atec^i§mu§=^rofc^üre ^) fagt g^öf)(icb:

„"iDie D^teligionälefire vo'ixh nad) allgemeiner 3lnftd)t am 'heften al^
eine ©ott unb feinen 2öer!en ben ^atec^umenen bei^
(?:rgal)Iung x)on
gebradjt. ftcllt ber neue ^atedjiämuä bie S'^^Ö^^^ h^^
Dejjioegen
S)arftettnng ber Dftetigiongle^re aU einer ©r^d^Iung bamit ber ^aU-
^et fie leid)ter al^ fold^e geben fönne" (pag. 9). „©in weiterer
Unterrii^tggrunbfat^ üertangt , b a ^ ber U n t e r r d; t in ber i

Sfieligion gef(|id;tUc| fein muffe. Wii unfern ^ated)iä=

mcn aber, raeli^e jur ©rÜdrung non gprmularien eingerichtet finb,
ift e§ md)t mi)g(id;, einen gefd^id^tlid)en 9^e(igionäunterric|t ^u er=

t^eilen'^ (pag. 17).

^emjufotge foüte man meinen, grö^Iid^ roolle na(^ ^irfc^er'ä
S:^eorie ben ganzen fated^etifd^en 6toff afe @efc^id)te bebanbelt
TPiffen; menn er nun glcidiraol^I, roie an^ feinem obigen (5d£)ema
erfid^tlid^ ift, nur ben erften ^^eil beg ^ated^i^muö, bie@(aubenä=

leiere, mcil ganj auf ^^atfac^en ber göttUd^en Offenbarung beru^=

enb, gefd^id^tlid; auffaßt unb eint^eilt; fo bürfte ba^ ein ^löiberfprud^
mit feinen eigenen unb ^irfd^erg Unterrid§t§grunbfd^en fein.

^) äßiberlegung ber ©ntroürfe. Höfel. 1875.

 ::

- 49 -
^^rÖ'^Iii^ ftimmt ^ier mit bcni ()( ^ruguftin jufamüien, in TDic=
ferne anä) btefer nur bie ®fauben'j(ef)re unter bem ^at)men ber
narratio barfteUt, mit 5lu<ofd^tn6 bei* eigentlid}en (Sittenlehre nnb beä
übrigen !ated^etifd)en Unterrid)te^o.
5(uc^ barin trifft Jyrofjlii^ ben C^^ebanfen be§ t)ei(. ^Inguftin,
roenn er bie ßeljve t)on bem , idq^j (iJott für g e t ^ a n § at
un'3
(©d)öpfnng, ©rlöfnng, ,^ei(ignng), aU (^k\dy\ii)k, narratio, !ated;e-"

tifd) be^anbetn rcid. 5öenn er aber andi ba^, lua^j (Jbriftng in ber
^irc^e fort unb fort t^ut, ober gar ba^3, lüa^o er einft t^nn inirb,
aB ©efd^id^te bar^nftellen üerfnd^l, fo ge^t berfelbe raeit über ben
33egriff ber narratio be^ I). ^Inguftin f)inan^3. ©ie ©egenioart unb
bie 3^^^""ft ift nod^ ni^t ein (^efc^ebeneg, nod) nid)t ®efd;id)te;
fann alfo aud^ nid)t er^d()(t raerben. ^a3, luaä ^f)riftn^3 t^un mxh,
ober bie ße^re t)on ben letzten fingen, !ommt bejjraegen beim I}ei(.
5luguftin erft nad) gefd^Ioffener (Jr^afjUing — „narratlone fijiita
spes resurrectionis intimanda est". Cap. 7.

(^benfo ift i^m ba^, xqqA ©cgenftanb

jet^t gefc^ie^t, nid)t wxi^x
ber narratio; bie ©egeniüart ift i^m üielme'^r jener ^un!t, n)0 bie
@efd;idjte unb bereu ß-rgäfitung anfl)ört „narratio perducenda —
eet iisque ad prassentia tempora Ecclesiae/^ Cap. 6.
8eit feiner §immetfabrt ift Sf)riftuä ber ^*rbe unb i^rcr ge^
fd^id)tti(^en 33en)cgung entrürft; er T^at aufge'^ort, ferneriE)in aB l^ifto=

rifd^e $erfönlid)!eit ^u ^anbeln, unb raa§ er fort unb fort tljut, fann
nur aB üb e r g e f d^ i d^ 1 1 i d) e 2öir!fam!eit gebadet lüerben. (Seit
bem ^fingftfeftc ift bie ^ird^e allein jene ^erfönlid^feit, n)eld)L', Dom
©eifte (yi)rifti getragen,
auf eigene 5?erantn)ortlid)!eit bie il)r über-
tragenen 5Iemter S^rifti übt unb t)or ber ®efd)id^te gu nertreten bat.
©er II. ^^cil üon Ji-'ö^lid^'ä @(anbcn8tet)re müj^te alfo ^ei^en
Öe^re üon bein, iDaä bie ^irdje fort unb fort tl)nt; bie ^ird^e
le^rt; bie ^ird^c opfert unb fpenbet bie ©acramente; bie ^ircbe
leitet unb regiert ibre Untert^anen, — 'tia^ ift iljr ÖJ^r-, ^ricftei =

unb ^irtenamt. (Sie felber aber lüirb geleitet üom ^l. (55eifte.

©ic Kategorie ber ^txi allerbing^j ^at biefe brei "üJ^omente

3Sergangen^eit, (^egcnroart nnb 3ii^iinft; aber bie @ e f c^ i d^ t e meif^
nid)tä üon ©egennjart unb nid)tä üon 31'^^^"^'^) ^^2 (Se|d)id)te
!ennt nur bie 3Sergangenl)eit. 35>enn alfo Jv^'öljlidi) ©tauben^*
bie
le^re gef d)i(^tlid) be^anbeln rcitl, fo barf er nur oon bem reben,
roaä ©Ott getrau ^at; niminer üon bem, luaä er jet^t tljut

ober fünftig t^un roirb. 3)a§ geljt in'ä Ungefdjic^tlic^e l)inein.

5lnc^ baö, maä ©Ott gctljan Ijat (5d)opfung, (J'rtofnng unb

Heiligung), bel)anbelt bie Üri^li c§e ^atcc^efe nic^t aB ^^ergangen=
l^eit, fie mad)t baä 3Sergangene g c g e n m d r t
fonbern g unb ftellt i

eö unb immer raieber aB ©(anben^oobject oor. ©a^ Credo

jc^t
in Deum Patrem, Creatorem ift fein ''^erfect, fonbein ein—
ed)öberl, et. 2lusu[tin. 7
 — 50 —
$väfen§; !ann nlfo anä) feine rfr^af)('ni(^ fein, ba in ^rafen^form
gc[d)ilbert, uidjt cv^a()(t luirb. ^Dcc ^(. ''iluquftin, ja, bev er;;äblt
feinen uodf) anfiev bcr ^ivcf)e ftel)enben ^^roiel^ten bie 3:^at)'ad)en
ber ()ei(. ©efifjidjtc j^u bcm 3'^t'cf»^/ ^^^6 ^^^ (^3(anbe in i^ncn a\\\=

Ieud)tc — iijirro, ut credas.

diejenigen aber, bei unb nad) bcr Xaufe ba^ 3t)m-
roelc^e
bohim beten, bic bon
I)aben
fdjon rsUanben, ftd)en [d)on ntitton in
ber ^irdje nnb (jörcn an§ ifjvciii ^IRunbe bie C^rftarnng bc3 3t)m=
bolnmä. ^a l^eifjt e3: Credo, ut iiitollif^am, 5Bie lücnig bie
3eiteint^ei(nng nac^ 33ergangen()iMt, (^Jegenraart nnb 3ii^i'"i^ —
n)aä®ottgetf)an[)at, t^nn nnbtl)nn tuirb — fni bie (^laubcnslefjve
geeignet fei, nuif^ ^nrd)arbeitnna feinet ^atedjiämu^
gvöljlid) bei
immer unb immer erfahren, nnb burd) üerf($iebene ^obificationen,
TDelc^e aber ben ganzen !Jt)ei(ungögvunb alterircn, nad)^e(fen.
3m „allgemeinen 3^1) eil" ber (S^tanben^fe^re ^anbett er
t)on ©otteä ^afein, 3ßefen nnb (5igenfd)aften ; gibt a(fo rcie jebcr
anbere ^ated)iämng beftimmte ßel)r(äl}e, nidjt (>.)efd)id)te. Um aber
auf ben gefd)id)tlic|en (?) ^Ijeilnngfcgrnnb ^innber^nfommen, fteüt
er am ©c^luffe bie fragen
25. grage: Sßaä Ijat @ott im Einfang getrau? (5r ^at bie
^Belt erf^affcn.
26. „ ma^ r)at (53ott gctljan, alö bie 2i>elt in 6unben
gefallen ift? (h* ^at fie ertönt nnb geheiligt.
27. „ ma^ t^ut ©Ott fort unb fort? (5r err)d(t nnb
regiert bie 59cit.
28. ,,
5^ag Tüirb @ott am ©nbe ber 5K^cIt tr)nn? (5r
lüirb ein Sßeltgerid)t l)alten.
29. „ ma^
©Ott im ^enfeitä?
t^nt ^r belohnt bie
©Uten nnb bcftraft bie. 33öfen eroig.
„^^ ^erfaßt bcmnadj, fagt er, bie SBiiffamfeit ©otte§ in
brei ^lbtf)eiUingen. ^ie erfte Ijanbelt uon bcm, roag ©Ott getrau
l)at; bie groeite oon beut, roa^ ©Ott fortrod()reijb tf)ut; bie brittc
X)on bcm, voa^ ©Ott im ^^nfcit^ tl^ut unb bereinft t^un roirb" ')•
33etrad)ten rcir jel^t bie ^f)ei(ung§g(ieber felbft.

3)ie erfte 5lbtl)eilung foü bie ßebre enthalten oon bem, rcaä
©Ott gettian ^at (1. biä 8. ©(anben^artifel).
9^un aber fagt ber 6. ^Irtifel: „(Jr fitjet (jel^t) ^ur redeten
beä 2)ater§"; nnb ber 7. ^Irtifcl fagt: „5Son bannen er fommen
roirb (3n!unft) 3U rii^tcn bie ßcbenbigen nnb bie lobten." ^tefe
^roei 5lrti!cl laffen fic^ nnmöglid) unterbringen bei bem, rcaä ©Ott
get()an 'f)a\, roeil bie ©egenroart unb bie 3^1^^'^^^ etroa^ gan^ 3Ser=
fd;iebcncä ift üon ber ^^crgangentjcit.
©aö erfte .^^auplftnd bicfcr erftcn 5lbt()eitung Ijanbelt ,,i)on

^) ©ro^er i?atecf)iömuö, pag. 10.

,
- 51 -
ber (5 r f c^ a f f II n imb ^Ä e g e r u n g b e r 3ß e 1 1."
^z (5 r {) a ( t u n (^ i

2ßenu and) bie ^'rfdjaffung bev ^öeU alä etraaä 53ergangene§ bar*
gt'ftctlt luevben mag, fo fanii bocf) feinenfaÖä bie (S'r^attung unb
Regierung bei 5öe(t gii bem gci-ed)iiet lücrben, roa^ ®ott get()au
r;at; benn ©Ott t()iit'^j ja iioct), luie eg g(eid) S^'^Ö^ ^4 f)ei|3t:
„^li^a^o t^iit ©Ott fortan an bcr ^löe(t? ©r ert)d(t nnb regiert fie.''
sbie ©rl;altung unb D^legicriiug ber^l^elt fanu eben fo gut 5U bem
gejdfjtt loerben, iüa^3 ©Ott getfian Ijat (I. SlOtljeitung) a(ä 311
bem anboun, lua^ 0)ott nocf) fort unb fort tl)ut — (II. 3(6tljeitung
ber @(au0enö(el)re). '5)aä ift aber feine rid)tig met(jobifd;e ®liebe=
rung, locud ba^ nämlid)e Objcct bei ^mei ^^ei(gtiebern, unb 3n3ar
bei einem fo gut raie beim anbern fid^ einfügen fann.
©a^j ^mcite §auptftü(l ^anbett Don ^-rlöfung unb Heiligung
ber ^elt, ober üon bem, iDaä ©Ott getr)an l^at: er Ijat bie !föelt
erlögst, er t^at bie 3ScU gezeitigt, ©aä ift rao^I eine 3]ergangeus
Ijeit; aber ©Ott erlöst unb l)eiligt 2öelt nod), bag ift @egen=
bie
lüart. Somit mürbe bie ©rlöfung unb Heiligung gerabe fo gut
in bie I. mie in bie II. ^Ibtljeitung ber ©laubcn^le^re fid^ etn=
gliebcrn.
^ie 3raeite ^tbt^eitung enthält bie Seigre uon bem, n)aä @ott
fortmd^renb t^ut, alfo „gortfel^ung beä (Jrlöfung^^ unb §eiligungä-
^erfeä.'^ 9. ©(aubenäartifel.
)^Mn bie ^ird)e {)at freitidj eine ©egenmart unb
gehört fo^
nad) in biefe IL ^Ibt^eilung; aber fie ^at audj eine gro^e, me^r
alä iSOOjäf^rige 3Sergangent)eit; bie ^irc^e, ober roie grij^lid^ fagt,

(Sl^riftuä in i^r ^at fein lie^r^, ^riefter^ unb §irtenamt fd^on feit
^a^rl;unberten auggeübt, roefe^olb bie ße^re banon gan^ raol^l gu
bem gerecJ^net merben barf, mag ©Ott an ber 5ßett getl^an fiat,
unb fomit in ben ^efjrficiä ber erften 5lbtf)eilung hineinfällt.
Ober 3. 33. baä Opfer unb bie ©acramente ^at ©Ott einge=
fe^t unb infoferne gef)ören fie ^ur I. ^Ibt^cilung;

baä Opfer mirb fort unb fort bargebrad^t; bie (Sacramente

roerbcn fort unb fort gefpenbet, infoferne roürben fie ©egenftanb ber
II. ^Ibf^eihmg roerben.
91oc§ ärger Derfd^minben bie ^^citung^glieber in einanber in
ber britten 5(bt^ei(ung: „ße^re t)on bem, raaä @ott einfteng t^un
rairb unb im ^enfeit^ t^ut — ober üon ben 4 letzten fingen."
(9. big 12. ©(aubensartifel.) ^ier, wo eä bo^ um bag 3i^^^i"f=
tige fic^ roe^feü fd^on in ber ^n^^^^tgangabe baä ^räfenä
l^anbelt,
„t^ut" mit bem futurum „t^un rairb". ®ie ße^re felbft beginnt
mit ber grage:
„SSag t^ut ©Ott md) bem ^obe eineg jeben ^enfc^en?
(5r ^ä(t alsbalb ©ericf)t über if)n."
^iefe§ befonbere ©eridit ^at ©Ott f^on oft gehalten, ^ä(t e§ gegen^f
7*
 — 52 —
TDärtig über bie l^cute (^terbonben unb roirb eä in 3"^^^"!^ f)a(ten.
2öenn bann weiter c;efragt wirb:
„^Bomit belohnt (Mott md) bem (Mertcf)te ba^ (^nteV
TO^it eiDigen greuben im ,5)immel.

äi^omit bcftraft' (i5ott bie ©ünben?

9J^it ben eraiqen ^^^einen in bcr §o(Ic (ober ^eit(id) im
gegfencrj''; —
fo tonnen biefe ©ölie mit gleicher 2öa^t^eit a(ä ^erfect, a(ä '^rdfcnä
ober guturnm gegeben tüerben:
(^ott ^t im $immel betotjut; er l^at mit,§ö(Ie unb ^^öf^ii^^^
beftraft;
©Ott t^ut eg noc^; @ott rcirb eä t^un.
3luf biefe äßeife roürbe bie !Si^e^re vom Xob unb (i5eric^t, üon .^immet
unb ^ölle mit g(eid)em jRec^te in bie I. ober II. ober 111. 5Ibtf)ei-

(ung ber @(auben§(el)re eingereist raerben fönnen.

Sßie bann biefe 4 (eisten i)inge mit bem 9. biä 12. ©(aubenä-
^Irtüel ft^ becfen foden, ift nicfjt gan^ ^u errat^en. 5^er 9. 5Irtite(
l)anbe(t ^raar t)on ber £irc^eunb x)on ber ©emeinfd^aft ber Zeitigen
im §immel, auf (Srben im 5^9f^^^^- unb2111ein bie ^irc^e unb
bie @emeinf(^aft ber ,§ei(igen gel)ört ber 3Sergangen!)eit unb ber
Gegenwart an unb (d^t fic^ logif^ unb augfc^[ieJ3lic^ nid)t ^u bem
fügen, „raag @ott einften^ t^n n)irb unb im ^enfeitä t^ut", nod;
weniger ju ben „üier legten fingen."
^er 10. ©rauben^artifel „5(b[aJ3 ber Sünben" le^rt, bafs eä
in ber fat'^olif^en ^irc^e eine 35er^ei^ung ber ^ünben gebe; @ott
t)at 6ünben Derjie^en, er ti)ut eä noc^ unb rairb eä t^un. ^(fo ift

nic^t abjufe^en, tüarum grö^(id) biefen ^^unft in bie 111. ^btf) eilung
ber ©laubenglel^re einrei^^t; er !f)ätte i^n eben fo gut in bie 1. unb
II. 5lbt^eitung oerfel^en fönnen.
2ßaö hk 5Ra(^laffung ber 8ünben p t^un l^at mit ber ßef)re
„t)on bem, raaä @ott einfteng Ibun wirb unb im ^enfeitä tl)ut''

ober gar mit ben „üier legten fingen", — baä ift ni(^t rei^t er-

fid^tüc^^).
daraus wirb gur genüge erfiellen, wie fd)(ed^t e§ mit biefer
„gefd)id^t(id§en (Sint'^eilung" ber ©laubenälelfire beftellt fei: baä ift

Jeine ^int^eilung, fonbern ein ^urc^einanber, unb wenn ba§ eine

(5int!|eilung '^ei^en konnte, bann wdre fie bod) feine „gefc^id^ttic^e".
SDenn Gegenwart unb 3^^^"t^ f^"^ ^^^^ @efd)id)tc, unb bit 3}er=
gangenl^eit für fid^ allein gibt Ja feine feint!)ei(ung. 8ic^ aber mit
biefer gefd^id)t(id)en ©int^eilung auf bie narratio be§ % ^Tuguftin

^) ^m Heincn Äate(^i§mu§ von 1877 l^ei^t e§ unter ^roge 29 : 3ßa§

@ott get^an f)at,im 1. hH 8. @lau6enöarti!e(; luaä er fort unb fort
ift

in ber Äirc^e t^ut, ift im 8. unb 9. 2lrti!el; unb roaä er t^un roirb, ift im
11. unb 12. ©laubenäartifel lurg jufammengefa^t. ©omit ^at ber 10. Slr^
lifel in biejer gefc^ic^tlid^en ©inti^cilung feinen ^la^ me^r gefunben.
 — 53 —
berufen, baä gc^t faft über ha^ ^aft ber beutfc^en 2ßiffeiifcbaft=
iidjtdt ^inau^.
Js-röljtidj'ö neuer 5lated)t^3nui^ r(U}mt fid) aber nid)t bfoä ber
C|ef^{djUid)en (Eintbcilnnij, jonbern and) ber gefdjtdjtlid; geftellten
gragen, „f o b n \] mit b c n c ( b e n b e C^ aub e nä l e I) r e a ä
]'
i ( t

eine (5 r ^ d f) l n n g p o n b e in 5^ a t e c^ e t e n ü org e t ra g c n
lü erben fann.'' ©ixö muj^ anertannt lüerben, grö^lid) fudjte bei
feiner j^r^igftellnng inög(id)ft üom (Soucreten, gactifd^en auäjnge'^en
unb ^nm :Öegrifjlid)on fort^ufdjreiten,. im (^egenfal^ ju jenen ^ate-
d)iämen, n)e((^e regelmäf^ig ben abftracten 33egriff üoranftellen,
um benfei ben bann in feine logifdjen 53eftanbtl)ei(e ^^n ^erlegen. So
benten bie .S^inber nidjt: hd iijnm ift ber begriff immer ba^ ^^et^te,

"i^a^ (loncrete ober baö greifbare gactum ift in il^rem (5:rtenntnif3=

@ange ha^ (S-rfte. ®ie fated)etifd)e ^etljobe foITte biefem @ange
ber Ä^inbeönatnr fid) anfd)üef3en; unb fofernc gröl)lid^ biefeä an-
ftrebte, ift feine '^(rbeit (obcn^oiücrt^.
^od) finb i^m biefe gefd}id)t(id)en gragen mancl^mat mi^gliicft.
8o fragt er bei ber ^sorbereitnngäüaffe „2Bo ()at bic^ ©ott^ater
:

erfc^affen? .gm ^^'arabiefe?" '^n biefer 5tnttt)ort barf man geioif^

ein 3*^age^eid)en madjen.
'^\m\x bie grage concret geftedt,
Oefter ift aber bie 5lntn30rt
fel)r unb nid)t^ raeniger alä finb(id).
fpecnlatio 3^^^ 33eifpie( auf
\)k aKererfte grage: 3®a^ enthalt ber ^atei^iämu^? folgt bie 5lnt=
njort: „(Sinen gebidngten ^nä^ng an^ ber ße^re ber tatl^oüfc^en
^irc^e über @ott unb baä gegenfeitige 3}er!)a(tnif5 ©otteä unb ber
2Be(t." ^ie jraeitc '^vac^t: „Wie t)ie(e 3:^eUe ^t ber ^atedjiämuä?
3n)ei, einen tl)coretifc^en unb einen prattifi^en." SDaä Hingt für
:^inber ron 8 —
10 ^aljren el)er fpanifdj aB beutfc^.
grö^üd) ^at fid) grofsc "Miiijc foften (äffen, .s>irfc^er'ö X^eorie
^nm (3t)fteme ^u üerarbeiten, unb manche ©olbtörner finb barin ut
ftnben; aber mit feiner gefd)ic^t[id}en (5*intl)cilung ber ©laubenäle^re
i)ai er Unglncf gehabt n)ie fein ^eifter. tiefer gefd^id)t(id)cn ^e=
tf)obe ftc^ ^u rühmen, f)aben beibe raenig @runb, unb am aller=
tt)enigften, fid; babei mit ber narratio beä !f)L ^uguftin ju becfen.

^n bem „fur.^en 2Ibrif3 ber Df^eligion^gefi^idjte" t)on De^arbe,

bcginnenb mit (h'fc^affung ber 2öe(t unb fortgefüf}rt bio auf bie
gegenraärttgen ^nUn ber ^irdje, ift bie ^bec ber uarratio be§ ^(.
5tuguftin am ooUenbetftcn reaiifirt. 2öenn e^ fid^ um einen (&o\v
t)ertiten = Unterrid)t f)anbelt, rairb biefe nor treffliche Arbeit it)re

guten ^ienfte tf)un unb ben 3"^^'^ erreichen l^etfen, lüetc^cn ^t.
^uguftin mit ber narratio beim ^rofc[t)tcn=Untcrrid}t eryclt ^aben
TDoKte.
 - 54 —
jTßir aber ^6en eä mit .^atcc^ifation (getaufter ^inber in flc=
orbnetcn ®d)u(i)ci()ä(tniffeii ;^ii tf)iin, lüobei ber JRc(iqiousunteiTi(f)t
in einer beftimmten von ^a^ren an ber .f-^anb beo üor(^e=
^Jtci^e

fcf^riebencn Ä'atedjiömuö unb ber üorcie)d)riebencn biblifdjcn Cs5e)dji(^te

ert^eilt wirb; nnb ba brdncjt fid) bic ^ragc auf:
.3n iüe(d)eni 33erl)ä(tniffe [te()t ^Dc^arbc'ö yfce(igionö(^c)d;i(^te
Ij'jn nnferer bi6lifd)cn (^e)d)id)te'f

2) ju nnferem ÄatedjiomuäV

1.
^ie ©eograp^ie, obu)of)( ein l[^e^rgegcnftanb für fid), ift ^^u^

gleich eine nort)n)cnbige ^i(f^ttiiffcuf(^aft fiir ben C^efdjic^töunterrid^t,

lüeil fie ben Sc^anplat^ fennen (c()rt, auf raelc^em fic^ bie fskfc^idite
ber 3[^öl!er abfpieft. (i'benfo ift bic biblifd)e rs3efd)ic^tc ein .^ilfsbud)
für ben ^atedjiämu^, wqü fie einen geiüci^ten 8c^at^ oon ^eifpielen
bietet, burd^ n)e[d)e bie Sefirfdt^e bco .sMedjiämuä t)eranfc^aulid)t unb
iduftdrt raerben fönnen. ^nbrcrfeity ift bie biblifc^e @efcf)ic^te ein
(Sec^enftanb für fic^, barftellenb bie f)iftorifc^c (Jntraicflung beä ^eic^es
©otteä auf ^-rben. Si)riftu^ unb iit ^irc^e, üorgebitbet
unb vorbereitet im alten, in hk 3[i.'c(t cingefüf)rt im neuen Xefta=
mente, bilben bie beiben (Sentralgeftalten, üon raelc^en bie gan^e 33e=
lüegung ber 9fte(igion§gefd)id^te bef)crrf(^t roirb.
^aä ßeben ber ctirc^e ift aber mit ber Slpoftel^
gefd)i(^tlid^e
®efd)id^te ni^t abgefd^loffen, fann a(fo aui^ nid&t üollftdnbig in ber
33ibel enthalten fein. 2ßer ben ^inbern bag D^teic^ d^rifti unb ber
^ird^e nur infotüeit gefd^id^tüd) t)orfüI)rt, al^ es in ber iöibel be-

f
(^rieben ift, ber Iiat i^nen nur ein ©tücfraerf, nid^t baS ©an^e
gegeben, ©omit geprt ^ur D^eligion^gefd^id^te nicfit bloä hit foge=
nannte bib[tfd^e ©efd^id^te, roie rcir fie neben bem ^ated^iämu^ in
unfern ©ci^ulen gebrauten, fonbern aud^ hk fummarifc^e £irc^en=
©efd^id^te hi^ auf unfere 2:age. ^aä ^^rogramm ^ie^u, rceldieg
nur im detail au^gefül^rt raerben bürfte, liegt in ^el^arbe'^ 2lbriB
ber 9fle(igionägefd)id^te vov^). ^aburd^ mare ber 33aum beä ßebenä
gepf(an,^t, an raeldiem 'Diz ße^rfd^e beä ^ak^i^mu^ geraac^fen unb
^ur geiftigen gruc^t erblüht ftnb. O^ne biefen gefdEiid^tlid^en Unter=
©runb gleid^t ber ^ated^i^mus einer föftlic^en '^3flan3e, bie, bem
lebenfpenbenben 33oben entrüd^t, @efa^r (duft ^u uerborren.
Unfere gerco'^nlid^en „bibtifd^en ©efd^id^ten" entfpred^en t^rem
3n)edfe nid)t oottftdnbig, raeil fie bie ^irdiengefi^id^te bi^ auf unfere

^) ^e^orbe'ö 2l6rt^ ber Äir d)cngefc^tcf)te

retd^t üollftänbig f)xn für
bie 93ebürfniffe ber S3oI!5fd)uIe; ebenfo ber barin Dorgetegte ^ragmati^muö
ber ©efc^irf)te beö Steic^eö ©otteä; —
roas barüöer fjinauöge^t, fällt fcf)on
in baö öebiet ber 2Biffenfd)aft. 2)agegen mü^te bie bibliftfie ©efd^i^te
^el^arbe'ö, meit gu fummarifd^, burc^ bie großen ^iftorifc^en Öeftalten beä
(ilten unb neuen ^unbeä bereicf)ert unb betailirt roerben.
 — 55 —
$age gar ntd)t ^aben, a(|o ftofflicl) manciell^aft ftnb; anbercvfeitä
aber bie ^>ic(^cit i^ver (^'rjä^dingcn nid)t biird^ beii (Jcntratgebaufen:
(S^riftuö unb bie ^irdje juv ov(;auifd)cu (^in^eit nidjt immer ^u t)er=

binben üerftel)en, bef^^alb anä) in formeller 33e5ie^iing ju roünfd^en

übrig laffen. ^cl)arbe'^ 5lbri(^ tann, uunt ahnn nur ^-?lbrif3 unb «Sfijje,
nidjt genügen.
33eibe ^ufammen unb nebenctuanber, bibüfdjc (^e)djid;te unb
%hvi\]f lüoKen fid; nod^ tücniger Dortragen. 'Denn e^^ barf, n)ie ^JJ^ep
oben gan^ nd)tig gejagt, luie nur OMnen .^ated^iiSmug, fo aud^ nur
(5ine bibUfdjc C^efd)id)tc geben, ^er „^IbrijV nun entl}d(t üon
ber ^djopfung bi^ jum Sc^hi|3 bor Hpoftelgefd^id^te baä nämüc^e,
tDaä bie biblifd^e @efcf)id)te er^d^ft, aber in gan,^ anberer J^orm;
aud^ in ^e^arbe'ä ^ate(|i^muo finb gan^e ©tücfe au0 ber bib=
(ifd)en (^efc^id^te, namentlich be^3 attvMt Teftament^, vorgetragen, fo
baf^ ber 8(^ü(er bie nämlid)c @efct)icl)te breimat unb in breifac^ üer=
fd)iebener gorm ^u (efen unb ^u lernen bekommt, ©a^ ift nid^t
praftifc^ unb Derftöfet gegen bie bibafttfd)en ©runbfä^e.
^i>enn in allen ^^ulfäcbern auf eine einfad)e, natürliche unb
bem ©egenftanb entfpred^eube ^D^etl)obe Eingearbeitet unb baburc^ nn
großer gortfd)ritt im Unterrid)ten angebahnt tüirb ; bann follten bie=
jcnigen, lücldbe barüber ju beftimmen ^aben, aud^ auf ein met^obo^
logifd) angelegte^3 §anbbud^ ber Oteligion^ogefd^id^te brdngen, weld^e^
bie unb ^ird^engef^ic^te umfaffcn mü^te unb na»^ 'DO^a^gabe
bib(ifcl)e

beg Don ^e^arbe gegebenen „^^Ibriffeä" am beften auö^ufül)ren fein

bürfte.
,3n ben erften brei ©djulja^ren radren bie geeigneten ^iecen
au^ bicfem .f^aubbud^e ben Zubern münblic^ t)or3ueri;dElen unb
^u erfldren, nac^ 3»"^^^^ i^^^^ S^rm, ja fogar in ben SBörtern unb
3at3bilbungen m ö g l i c^ ft an biefesi ^^^anbbud) fidj anfd^lie^enb. ^m
4. (Scl)uljafre rtJürbe baäfelbe ^ugleic^ mit bem .^^ated^i^muä gu §an=
hm ber Sd^üler fommen ^). ^enn Sfteligionggefd^id)te unb ^atedii^^^
muö finb jwei correlate Unterric^t^^^raeige unb bebingen fid^ gfgen=
feitig mc @cograpl)ie unb ©efdiic^te.

2öie t)erl)dlt fic^ nun Tcljarbe'g Dfleligio n^gef d)id^te ju

leiner 9ft e l i g i o n^ l e ^reV !^m ^oriüort ^u feinem großem Äate=
. ^i^muä gibt er felb[t barüber bünbigcn ^2luffcEluf3. B^^^ii beruft
er fic^ auf eine (Jncgclica '^iuö IX., lüorin l^ingcbeutet n)irb auf
bie Dielen, lüunberbaren unb gldn^cnben ^^eroeife, n)eld)e für bie ©Ott-
lic^feit unfereä ©laubenä gerabe in ber ©efd^id^te fic^ finben laffen.

*) ^abei ift nirf)t au(^ fd)on bei Äinbern

au6gejd)Iofjen, ba^ nid^t
bee brüten (2(!^ulJQf)reö, roenn
!önnen, biefeä öanbburf) ge-
fie fertig lefeu
brauci)t loerbe. leinen „?lu5gug" bauon brüten unb lernen ju laffen, möd)te
roeber nü^lid^ noc^ ratljfa'n fein.
 — 56 —
Ta]^ bie 9^'fi(^ioit^c\cfd)id)tc bc]V)a(0 bcn (hMt3ac())'cncn jebctt Staubet
^um ©tubiuiii ^11 ciiipic(}(in, awd) für bic 3d)ii(ju(^cnb ein )cf)r bilbeii^

bcv imb bi'u (^Hauben ticfbcc^rüiibcnbcv niitorrid)t^^iücig unb qlcid)

fam bcr flüiuMibc ^^>fat)( fei, au iDe(d)cm baS (^5ciüdd)ä bc^ .^ated^iö-
mu'3 f oft i-^cljal teil unb eiupov(^efeitet luirb, — iDcr iDOÜte bas be-
ju)cife(u? ^avuui (jabeu luir oben bic ^Relic^ion^flcfdjidjtc als (vor=
reiat bc^ ^atedji'iuiu^ crtidrt uub beibc al^ 9leid)uoti)iüeubiq be-
geid)nct.
^itufHH'bcm citirt 1)c^arbc aud) bcu (jciüqeu '^(uc^uftiu, lüeldjcr
in feiuem ^ud)e <1(5 catwhiz. rmlibus fcap. 3 unb Oj bcu ,*^tatc=
d)cten evnial)ue, „baf^ er bcu Uuiüiffeubcu bic ßan^e (^cfd)icf)te üon
bev (5;Tfd)affuug bi^ auf bic gcgcnrüdrtic^cn ^^^ten bcr Ä'ivd)c fui*,^
er^ä()(e uub über ade (£-rciguiffc bic Urfad)cu unb 55rüubc anführe,
— uub rco^l (Sdjabe, baö mau in ber ^o(ge ber .^nt biefe 5ßor=
fd)rift gu beachten ücrgaf^! ^(llerbiugä barf um bcr ©efdjic^tc m\icn
baö ^ogina uid)t ^intangcfet^t iDcrben. ^k fod uur na6) bem
®(oid)mffc be^ I)ci[. ^luguftiu löie ba^ fsjotb fein, in U)e[cf)e§ eine
Sftei^e von (5'belfteiuen gefaf^t lüirb, uub rDcldieä bereu Ölan^ uic^t
üerbuufeln barf, im ®egeutl)ei(c ba^^u bicut, bcufelben I)eroor^u^ebeu
uub bie Steine felbft feft^ufialten" ^j.
Ta^ ®ogma, fagt :^el^arbe, barf um ber ©efc^ic^te raillen,
nid^t a u g e f c 1^ t roerben ; aifo muffen beibe aB g(eicf)bcrec^=
!) i u t

tigt gelten, ©(eidjrao^f fod au^ bcm üorf)iu ©efagteu bcr ©runb
eiuleuc^teu, „uiarum im üorüegeubeu c^atedjiämu^ ber ^eligiou^le'^re
ein fur^cr ^Ibrif^ ber ^eIigionygefd)id)te üom ^2(ubegiuu ber 2öe(t
big auf unfere 3^^^ x>oraugel)e."
^nmiefern ber g r o ^ e ^atcd)i^muf> für ©rn)ad)feue uub für
beu ^ouücrtiten=Unterri(^t bercdjuet ift, mag biefeä 3Sorauge§eu ber
Dfte(igiou6gefd)ic§to mit ber 3(uctorilät beä f)ci(. ^(uguftiu begrünbet
Tuerbcu; rocuu aber aud) iu bcm mittteren für getaufte 3iÖerf=
tagfd^ulfiubcr bc[timmteu ^aiccf)i^muä bie Dteügion^gefi^idjte ber
3^e(igiou^(cl)re üorgebructt erfcf)ciut, fo U3irb biefeä raeber tlieoretifd)
U0(^ praftifi^ fic^ rcdjtfcrligcu laffen. ®erXitc( Ijei^t gau^ richtig:
„@ r 13 e r f a t i) o l i f d) e r .^ a t e d^ i ^ m u ^ mit eittCiu ^br i
f f
e

ber Df^ e ( i g i u^g e

f
c^ i d) t e.'' "DJZau foüte barauä fcfjtiefseu, ber
Äatoc^i«3muy unb bie barin enthaltene ^e(igion^(eI)re fei baä ©rfte,
ba§ .S^auptfdd^lic^e unb ber 5Ibri^ uur ein 3iyfitc^, eine uai^fotgeube
23eigabe. 3Bcuu nmn aber ba^3 iöud} öffnet, fie^ ba! ^ucvft hiz
9^1 e l i g i n ^j
g e
f
et) i ^ t e ! greitic^ f Önnte mau fagen, beibc Uuter=
ric^t^^^rocige feien gtcic^bered)tigt, fomit liege Olic^tä baran, ob bie

^) Sionvort Seite X. S^Jad^ 3)el^arbc raäreu fonad^ bie Dogmen jene

©bclfteine, roelc^c ton bem umfaffenben Giolbe ber ©efc^id^te feftge^atten
roerben. ©ngeöcn üev[tct)t St. SUiguftin unter ben ©efd^id^täereigniffen
iene ©betfieine, unb bie Saviegung ber ©rünbe unb Urfa^eu, b. f). berßQUjal*
neju^ bifjer gejc^irf)tnd)en Xf)atjarf)en, ift i^m baö umfaffenbe ®otb.
 — 57 —
Dftcligion^gefdjid^te ober bie 9tcUßiou^(ef)rc Dorau§gebrucft fei. 3^=
bcm auf ber evftcn @eite fd)on fei bem 3n^altäöcr^eic!^ni(3 bie ^e=
mevfung angefügt: „Der iJieügiouöimterndjt beginnt mit bei*

^Tteligionöter^re ©eite 33.''

©erabe be^I)al6 ift eä um fo auffaUenber, ba§ troijbem bie

i)te(igion^gefd)i(^te Dorau^ogcbvurft erfd^cint. 3Ber juerft fommt,
mat)lt ^uerft. Söenn alfo mit ber 9flcligion^(e^re begonnen werben
muj3, bann f oltte fie in einem ß e i t
f a b e n, in loeldjem bie Orbnung
ber aufeinanberfolgenben Se'^rgegenftänbe oorgejeic^net ift, offenbar
aud) Dorauägcbrudt fein. i)ie 33emer!ung auf ber erften ^eite fagt
bem ^atec^eten: §ier f)aft bu einen i^eitfaben für beine ße^rt^dtig=
feit; aber laf3 bic| nii^t baoon leiten; fange hinten an unb Dorne
f)ore auf. ©ie D^eligion^te^re fte^t i)mkn, bie nimm juerft; bie
^fteligionägefc^ici^te fielet üorauä, bie nimm ^nUi^tl

©§ mu§ eine eigene ^en3anbtni^ ^aben, bafe tro^attbem bie

^e(igion3gefc^id)te „oorange^t.'' ^e§ 9^dtl)fe(ä !Oöfung ift auf ber
(e^Uen Seite be^ ^atec^i^mu^ 3U lefen unter ber ^uffc^rift: „3ur
3Sieberl^o(ung beö ©an^en." §ier jeigt eö fi(^, ba^ die-
ligionägefc^id^te unb D^teligion^lel^re nid^t aB ^raei felbftftdnbige, gteid^-
bered)tigtc Unterrii^tägegenftdnbe gefaxt werben, fonbern in einem
^b^dngigfcitäocr'^dhniffe raie baä ^egrünbete t)0n bem 33egrünbenben.
^ie 9fteligionägefd^id^te mu^ ^uerft begrünben unb
ben 53en)eiä liefern, ba^ bieD^eligiongle|re geglaubt
werben muffe, ^ief e ?!J^etl^obe ift aber getauften unb gldubigen
^inbern gegenüber gar nic^t ftattl)aft. ©a^ finbli(^e (^rfennen gel)t
gerabc umgefel)rt: üon ber golge jum ©runbe, oon ber 2Öir!ung
jur Urfad)e; eä fd)aut juerft bie gruc^t auf ber ^rone beä ^aumeö
unb erft oiel fpdter beffen oerborgene ^öur^el. ^aä getaufte ^inb,
weli^e^ 3;ur (Schule fommt, glaubt bereite unb will nur lernen, wa^
eä ^u glauben ^at, wobei bie ©efd^id^te alä Mittel bient, biefen
glauben tiefer begrünben.
ju @o fragt ber 1^1. Sluguftin feinen
8d^üler am @d)luffe ber narratio, ob er baä glaube, waä il)m ba
erjdl)lt worben ift, wd^renb ^e^arbe am ©d^luffe feiner D^teligionä^
gefd)id)te fragen muffte SOßeifst bu je^t, warum bu glauben mu^t?
:

6r gibt bie gefd)i(^tli(^en ^eweife für ik ©laubwürbigfeit ber ^ird^e

(motiva credibilitatis); 5luguftin aber gibt baä Object beä (^lau=
(5t.
ben^ felbft. ^er 1)1. ^irc^enlelirer wenbet fic^ mit feiner (5r^dl)lung
^war an ben 35erftanb, um il)n .^u erleud)ten, aber jumal an ben
5Öillen unb an baä .^er,^, fo baf? ber ^xü)bvzx am (Sc^luffe auä=
ruft: ^a ,§err, id) glaube, ic^ liebe! De^arbe hingegen wenbet fid^
jundc^ft an ben 3.^erftanb, will benfelben mit ©efdjid^täbeweifen
überzeugen unb ^um (vtngeftdnbniffe bewegen: ^a, ber ©laube ift
vernünftig: ic^ wei§ jet^t, warum iä) glaube! —
^iefeä rationaliftifdje 33ewei^üerfa^ren wdre einem ^inbe gegcn=
©djöberl, ©t. Sluguftin. 8
 — 58 —
über gan3 Unnatur, ^urrf) bie I^atfac^e ber (cibüd^en Geburt
unb bie taufenbfact)c (^rfaf)runc; an ber 'ijhitterbruft roeij! ba^ .ftinb
beffer, a(ä alle anbcrn 33en3eife eä it)m fagcn fötmten, bajl biefe
%xan feine ?[Rutter ift. ©iefeä einem ^inbc burd) einen 8püoqiö=
muö gu berceifen, i[t eine platte UnmöqUd)teit. (i-ben)o rccin ba^
^nb burc^ bie X^atfacfjc ber (^eiftic^cn ^ll^ieber^eburt in ber laufe,
ba^ bie ^irdje feine Butter ift ; unb bicfeö primitiüc ^i^ci1)dltnif3

^roifi^en ^Ulutter unb Äinb bem (elftem erft üorbcnionftrircn gu

lüoÜen, ift rceber möqlii^, nod) uül^lic^, noc^ not^rcenbic^ ^). ^Die
C^ieligionägefc^id^te ^t erft ^intennad) ^u fommcn unb bcm Äinbe ^u
geigen, wie gro§ unb
unb gottbegnabigt feine Butter bie
l^errlic^

^rd^e fei, bamit fein @(aube um fo frcubiger unb inniger raerbe.

3öenn nun ^e^arbe bie 9fleügionägefc^id)te a(ä d5(aubensibe=
grünbung „Dorangel^en" lä^t, fo mü bemfetbcn f)iemit fein 53oi=
TOurf gemad^t raerben. ^enn man barf nur feinen ^atediismuä ge=
nauer anfeilen, bann rairb man finben, bafe er ^uerft bie 3^e(igionö=
leiere bearbeitete, fpdter erft bie D^teügionägefc^tc^te, unb am a((er=
fpateften (barum fte'^t e^ aud^ auf ber testen (Seite be§ ^ated^iä=
muö) gteic^fam nad^trdglid^ auf ben ©ebanfen !am, bie D^eügionä-
gefd)id)te muffe aH 39egrünbung ber D^eligion^le^re Dorauöge§en.
t)a§ (Jnbrefultat ber 9fteügionägefd)icf)te ift ber 33en)ei^, „bap bie
DOn @ott geftiftete ^ird^e feine anbere fein fann atä bie römifd)=
fat^o(ifd)e." ^ebermann foüte nun ermartcn, ba^ bie unmittelbar
fid^ anfc^üe^enbe Einleitung in bie mit ber J^rage
D^teligionäiefire
beginnen müfete: „2öa^ le"^rt biefe römifd^^fat^oUfc^e ^irc^e ?" (Statt
beffen ift bie ^ivä)z in ber gangen (Einleitung mit feinem ^Sorte er=

n3ä^nt, unb rairb gang ex abrupto r)om 3^^^ ^^^^^ ^^'^^ ^^^ ^en=
fd^en ge^anbelt. ©o unb D^eligionä=
raenig f)ängen Ofteligionggefd^ic^te
leiere gufammen, ba^ man meinen fönnte, beibe üon üerfd^iebenen
feien
5luctoreu bearbeitet, ^aä 5i[b^ängigfeit5=^er!)ä{tni^ ber einen Don
ber anbern ift fonad^ in ber urfprüngüd^en Einlage gar nic^t be=
grünbet, fonbern offenbar fpdter Ifiineingebad^t rcorben.
^ie erften 5luägaben beä mittleren ^atedii^muä ^aben be^^alb
biefe 9^e(igion§gefd^idjte überhaupt nidjt unb neueren ^earbeit^ W
ungen l^aben bicfelbe entroeber gang roeggetaffen (^ünd)cn, fftc^en^-
bürg 20.) ober ber Dfteligionäle^re ange|dngt, raie bie neuefte Kölner
?Iuägabe t{)ut.

3ft baö „^^orange'^en" ber 9teligionggefd^id^te üon t^coretifd^en

©eftd^tgpunften auä nid^t faltbar, bann mu^ man und) fagen, ba^
nid^t leid)t etraaö fo Unpraftifd;eä fii^ benfen (äffe, als in einem
©d^ulbud^e für ^inber 32 enggebrudte weiten t)orauö^ubinben mit
bem au^brüdlid^en S3emerfen, ha^ biefelben nur gum Ueberfc^lagen

^) 3)er Serceiö I)tefür ift ausführlich in ben „fatec^etifc^cu iölätteni"

gegeben. :3ö^i^9«"9 1^78.
 — 59 —
ba feien unb ber fated^ettfd^e Unterrici^t erft bei ©eite 33 anfange.
^ef)rcre muffen
,3^t)ve bieöfterä im ^age ben
.^inber tdglid^, ja
^atcd^ismu^ ,^ur .S^'^anb nc'^mcu unb üiet^unbertmat biefe 32 «Seiten
überblättern, um nur mü()felic^ il^r ''^enfum ^^u finben, biä bann
enbüc^ einmal — r)ieneid)t erft in bev 7^eiertagfrf)ule — ober gar
nie lang üernact)ldffigtc ^)tcligion^gefd^id)te ^ur ©prad^e fommt.
bicfe
^]i eö alfo nidjt l)öd)ft unprattifd), i^r ben erften ^lat^ im ^ate=
^iömuä einzuräumen, unb radre eä nid^t angezeigt, biefelbe ber dit-
ligionölefjre folgen ^u laffen?
9^0(^ niemanben
eö eingefallen,
ift jroei oerfd^iebene @egen=

[taube n)ic unb Ojefc^id^te in (E'inem ©d)ulbuc^e mit^

Öeograpl)ie
einanbcr .^u ocrquideu unb fo eiucö burd^ baö anbere ju beeintrad^=
tigen; noc^ niemaub l)at ben ^atedjiämuä mit ber biblifdjen ©efd^id^te
beö alten unb neuen ^eftamentcä in (Sin ^ud^ jufammengebunben.
^^hin fo foUte bor ^atedjiämu^ aB Dficligionöle^re unb cbenfo bie
biblifd)e (^efdl)id)te erweitert unb ergänzt burd^ bie ^ird^engefd^id^te
jebeä für fid^ bearbeitet unb gebrurft unb gebunben fein, ^aburd^
tt)ürbe bie D^ieligionägefd^id^te hk il)r gebü^renbe fclbftftanbige (5tel=
hing erhalten unb ^ur tiefem 33egrünbung ber S^eligionäle'^re bei
getauften (Sd)ulhubern in al)nlicl)er 2ßeife mit= unb na dl) Reifen,
lüie bie narratio bcä l)eil. 3luguftin beim ^rofelr)ten=llnterrid^t ber
(5:rroad)fenen vorarbeiten mu^te. —
JDnlmcr.
3n proteftantif d^en Reifen ift bei ben ^^^d^^^uten gro§e
3lü!)rigfeit bejüglid^ ber !ate^ctifd^en 'DrucÜarbeiten, n)ie auä bem
literarifd)en 3^ooitatcn=3lnjeigcr l)en)Orgel)t, loeld^er attmonatlid^ in
ben „t"ated)etifd^en 33lattern" oon ^alt aufgenommen ift. ^luffallenb
'fliebei erf^eint, ba^ immer gute 3n)eibrittt|eile biefer proteftantifd^en
Seiftungen mit biblifc^er ©efc^idite befaffen, ber ^ated^iämuö felber
fidl)

aber rccniger berücffi(^tigt rairb. ^ä |at 'oa^ and) feinen @runb;

benn baä ^ogma, n)eld)e§ mit ber „freien gorfd^ung" oon §auä
auä nid^t gut fid^ »ertragen m'iü, ift oon je'^er f^rcac^e Seite W
bcä ^roteftantiämuä geroefen. Sut^erä fleiner Äated^iämuä ift nad^
3nl)alt unb ?0^etl^obe für bie moberne Sd)ule ein Idngft überraun-
bener Stanbpunft, obne baj3 eä bei ber ^errfd^enben ^^^^iff^i^^^it
ber t^eologifi^en ^nfidjten möglicl) mdre, einen bogmatifd^, metl^obifd^
unb fprac^lid^ rid^tigeren ^atecl)iämu^ auf^uftellen, ber nur irgenb=
mie auf eine officielle (viufü^rung unb gutroillige 5lufnal^me bei ben
einzelnen Sanbe^firc^en l)offen lie^e. ^arum finben eö bie meiften
für beffer, über ben ^atect)iämu^ ^u fcl)n)eigen unb fii^ befto eifriger
auf Bearbeitung ber 33tbel unb ber biblif(|en @efd)id^te werfen, p
^enn — ba§ ift ha^ gro^e Xroftraort — ber religiöfe Unterrid^t
muB ia bod^ gef d}id)tlid) fein, wie fc^on 5Iuguftinug bur^
SBort unb 33eifpiel gelehrt l^at.

8»
 — 60 —
SDa cä n^t möc^fic^ ift, bie flan,^r bfcsbc^üflfic^e l'iteratur ^u
berücffid^tificn, befd)rdnfcn voiv iinö auf bic .r-^aiiptocrtrctcr bev refor^
mitten iinb bev ftrcn(^(utf)enfd)cu ^Jti(f)tunq — nämlic^ '|^a(mer unb
0011 ,3<'^fd;rDi(j — , unb raollen Jc^cn, in iüc(d)cr ^cijc oon bcn>
jclben bic narratio beä 1C)L ^luc^uftin fi)ftemati|c^ üerarbeitct rourb?.
Dr. (S^rijtian ^^almer, üormatä ^^vo}. in Xübinqcn, [priest
in feiner, grof^eä 5lnfcl)cn genieftcnben „(^üanc^elifdjen Äatcdjetit" ^j
ben ©runbfat^ anä: „5Bie im i!c6en bor .^irdjc fclbcr bas crftc bie
münbl id^e 33erf unbigung bcr Dffenbarungöt^atj'ac^cn, alö eine
Ueberüefcrung oon roefcntlic^ g e f d) i d) t H c^ m 3 e i^ ^ ^ ^ * c loar,
n)elc]^er bann er[t bie 3Ibfa[fung unb (Sammlung bcr (3 c^ r i f t neuen
l:e)"tamenteä folgte, auö rae(d)er fic^ enblic^ ber dirifttic^e (^Haubenö=
^n^tt in beftimmte, fac^üc^ georbnete (Ba^e ;5u|'ammen^
fa^te^): jo entfprid^t biefer @ang and) ber natürlichen (^nttoicffung
beä ^inbeä, f)at alfo eine pfpd^ologifc^e 33erecl)tigung. :Die 1) eil igen
(55 e
f ^ ^
i t e n fü'^ren bem Jinblic^en ©eifte ,^u atlererft bic nötl)ige
9^a^rung ^u, fie erfüllen benfelben mit einer D^teil^e oon 3[^orftellungen,
bie i^m bie 2ßelt nic^t bietet, loorin eä einen Sd)a^ ^eiliger ^al)r=
^eit fc^on fid^ aneignet, ^n bie ® c^ r i
f 1
loirb eö fof ort eingeführt,
nm im @ott unb (5;rlöfer, oon bem eö er^d^lcn ()örte, nun felbft
^u pren unb um ebenbamit l^ineingerücft ^u raerben in bag gefammte
did^ ber Offenbarung . . . 5lber Uc güUe unb ^annigfaltigfeit
beä @c]^riftin^alteg ma^te eä raieber notl^raenbig, baß, raag l^ier raeit^

ausgebreitet oor beä ^inbeä 3(uge liegt, ,^ufammcngefagt rairb in ein

überftd^tlid^eä Sel^rganjeä, baänun oon bem injrcifd^en gereifteren
@eift unb ^erjen fubjectio ooöfommen angeeignet unb barum alä
8e!enntni^ auggefpro(|en raerben fann." pag. 88.
^arnac^ unterf^eibet ^almer einen breifac^en ©tufengang ber
!atcd^etif(^en Untenoeif ung 3:rabition Schrift
: Stati- — —
d) i ä m u ; unb eine breif ad^e (Sd^ülerf laff e ben @ef(^ic^t§!urö
§ :

(1. unb 2. (Sd^uljal^r), ben 35iberfurg (3. 6. (Sc^ulja^r) unb —

ben bogmatifd^cn £urä für ben ^atecbiämuä (bie legten
(Sd^uljal^re nebft 4onfirmanbcn=Unterrid^t).

©rfd^tenen 1844 in I. unb 1875 in VI. Sluflage, üon raeld) le^tercr

*)

bie obigen <Seiten=ß^itate fid) »erfte^en.

2) ©^riftu§ ^at münblid^, gar nic^t f d)riftacf) unterrtrf)tet ; Die 2lpoftel

l^aben ben @egenn)ärtigen geprebigt unb ben Slbirefenben gejd)neben, bas —
war gleidijeitig. ^aulus ^at bie 9lÖmer juerft brieflid^, bann münblic^
belehrt. ®inen berartigen ©tufengang, ba^ bas nämlirf)e ben nämltrf)en ju^
erft münblid^, bann in t)D^erer ^oten^ fc^riftltc^ mttgett)etit lüürbe, ift im
2Befen unb Seben ber Äird)e nicf)t begrünbet. Sie münblidie ^rebigt ift cor,
mit unb narf) ber ©ci^rifl. 2)ie fac^lid) georbneten Se^rfä^e ftammen ber
<Öauptfad)e nad) au§ ber Slpoftelgeit, finb alfo ebenfatts ber ^rebigt unb Schrift
gleichzeitig.
 — 61 —
1. Xrabitton.
'^^almcr bcmcrft t)or baä ^ort '^rabition nic^t
allem, ba§ er
in römifd)em Sinne nefjmc nnb bamtt nnr baä ndnilidje fagen lüoUe,
roaä anbere mit narratio be^eid)nen.
.s)irfc^ev, frnfjev ebenfalls ^^eologieprofcffor in Tübingen, bat
in feiner ^atedietif fd)on üorbcm bie 3^ce auäc^efproc^en, roelc^^e

'^>almer, fein (5oUegn, I)ier reprobncirt, baf? ndmlid) ein ^ated^et baä
(i^an^e nnb iuei^M)eitöüoIIen .s^eilöorbnnng @otteö in jener
ber gnabe-

f rf
t (^ r e n G-ntbnl(nng barlegen foll, in roclÄer baöfelbe
1 1 e nb e

(unb @ott in il)m) fic^ felbjt me'^r nnb mefir ent^^üllt

nnb Derl)err(id)et ^at. ^enn inbem man lehren lüill, tüaä
@ott üerfünbet nnb get^an ^at, fann man !anm nm^in bie Orb=
nnng ,^n befolgen, in ber (^:v —
immer me^rereä entf)nUcnb unb
i)ortel)renb, felbft fid) geoffenbaret l^at. Unb ba fid^ in ben ?D^enf(^en=
'filtern -i^emiffermaffen bie $öe(ta(ter roieber^olen, fo t^ut in^befonbere
ber5lated)et iüoI)(, baä ^n geben, mag ber ^enfd)^
feinen 5lnfdngern
l^eit in i^rer 5^nbl)eit geoffenbaret lüarb. ^it hnn ^Jßad)ät^um ber
Kräfte rairb er bann baä ©ange ber gÖtt(id;en A^'^eiläorbnung me()r
unb mel)r in jener ^unel)menben §err(id)feit barlegen, in ber eä fid)
felbft bargelegt unb in ber güUe ber j^dkn crfldrt l)at^).
iyrül^er, fagt aud^ ^almer, l^abe man ben religiöfen Unterrid^t
mit bem ^ated^iämuä begonnen, mit *i3Jiemoriren unb D^ecitiren me^r
alö mit beffen 5lu^legung fid^ abgeplagt; aber bie Äated^eti! t)at

einmal go^W^ritte gemad)t, bie mefentü^ bardn fi(^ !nüpfen unb

barauf au^ge^en, baä ^^u ^el)renbe genau ber gd^igfeit ber ^inber
Qujupaffen, eö pft)d)o(ogifc^ 3u üermitteln. Unb l^ier trifft ein pftjc^O'
logifd)e^ Moment genau mit bem il^eologif^en unb bem gefc^id^tlidjen
,^ufammen. sDenn @ott l^at hk erften 'SJJenfc^en nid)t mit einem
5lated)iämuö erfc^affen, i^nen and) feine ^eilige Sd^rift in bie .s)anb
gegeben, bamit 5(bam unb Qva mit einanber ^ibelftunben !)alten
fönnten. ^nn, münblid^e Ueberlieferung raar immer ba§ erfte, unb
Sroar nic^t alg Ueberlieferung oon Se^rfd^en, fon=
bern aU ^unbe einer ©efd^ic^te: bie ^^aten s«(^5otteä
ücrtünben, baju l)aben bie ^dnner ©otteä ben ?(Runb aufget^an.

*) .t>irf(^cr, Äatedieti! pag. 120. ®er ©inn biefer 3ftebe !ann roo^t
nur fein: 2lbam, SKofes, (Efiriftuö. ^ü^re alfo betn Hinb juerft in bie Ur=
9leIigion ein, bann in bie ntofaifc^e, enblirf) in bie c^riftlirf)e. 3uerft lerne
es bas Öebot im ^arabiefe, bann bie noac^ibifrf)en, bann bie ©inai=(5Jebote,
enbüc^ bie (SJebote (E^rifti unb ber Äirc^e. 2)iefe Drbnung f)ai Öott, biefelbe
mu^ aud) ber Hatec^et einf)alten. ^on ber ^^ora gum "^öüangelium ®aä !

ift bie berühmte 9eic^id)tlirf)e 3Jiet{)obe. ^almer fängt borf) roenigftenö

beim neuen Xeftament an unb fagt: ^nbem roir ber erften linb^eitsftufe,
fo roeit baö !ated)etifd)e Söirfen ^urüdreid)!, bie Xrabition juraeifen, geroinnen
lüir eine ^araüele ;iu ber gefd)icf)tUcf)en (Sntroidlung ber Äird)e, beren 2e^r^
tf)ätigteit gleicf) anbcginnä nict)t Sd)rift, fonbern nur ^rabition geroefen ift
pag. 141.
 — 62 —
(So xi^ki \\ä) bQ§ crftc ^ntci^pffe b^ö Äinbcö auf C^cfc^ic^tc, auf
(<:qa^(un(;; cä ift bie (^'inbifbung^traft, bic babuid) in i(n|pnic^
genommen, unb gcfcffctt toirb.
bcfriebigt Unb ;^n3ar ^undrf)ft burc^
m ü nb H d) e [ u n g
(^: r nicf)t 6[oö rocK auf
,^
ä^ bev erften Stufe
;

nod^ teinc iicfefcrtigfcit üorlianbcn ift, fonbevn rocU baö münblic^e

(h*,^dl)(cn a(ö (cbcnbige ^avftcdung bem (ebcnbigen 6inne beä Äinbes

allein entfpricf)t. (85. 86.

3n biefer 5Iuffaffung, raclc^e bcn reügiöfen Unterrid)t ber erften
@d)u(ja^re alä miinblic^e (^r^^ä^ilung d)aracterifirt, ift oiel ^ii>a^reä,
aber eben fo md ^^alfdjeä, rcoburc^ ber gan^e Staub ber ^ragc
alterirt luirb.
a) 2Bäre eä aud) raa^r, baf^ bic münblic^c UeberUeferung
jebeämal ber Si^rift r)0rau5gc|e: fo ift boc^ fötfdj, ba^ baö münb=
lid^e immer alä .<i^unbe einer Öcfdjic^te unb nic^t aud) a(ö
2ßort
UeberUeferung oon fiefirfdl^en auftrete.
Sßcnn ©Ott auf Sinai bcn ^efalog unter 33ü| unb ^Donner
promulgirt, ^at er bamit ben ^i^^^J^ ^^^ä eine ©efc^ic^te er^dl)lt?
i)at er nid^t ganj beftimmte £e|rfdl^e auögefproc^en? 2öenn hk
^rop^eten im S^lamen ©otteä vov bag 3)0lf treten unb i^m feine
Sünben üorl^atten, bie göttlid;en Strafgerichte Devfünbcn unb ^ur
33e!e]£)rung aufforbern; — n)er mag fagen, bie ^ropfjctcn ba
f)dtten
b(oä eine @efd)id^te er^d^tt? Unb wenn @ott felbft mit 2Ibam, ^ain,
9^oe, 2lbra^am fprid^t, ^t er i^nen ba ©efc^i^te er^df)It ? (£^riftu§
erfldrt feinen Jüngern bie @ebote, namentlich in raieber^olten ße^ren
baä neue @ebot ber Siebe, er prebigt hit 5luferfte^ung ber Xobten,
proplie^eit fein Seiben; er Sacramente
fe^t bie ein unb unterri(^tet
hk Hpoftel im 55eten beä ^ater unferä unb in allem, raaä fie allen
35öl!ern ber 3ßelt rerfünben follten: fann man
fpdter alle biefe
Se^iren, (Gebote, ^ropl^ejeiungen unb 5(norbnungen ©^riftt u. f.
ra.

be^eid^nen „alä münbli(|e (J-r^dl^tung einer @ef^ic§te"?

„^ag ^'^riftent^um ift @efd)i(^te", — \)a^ ift fd^neU gefagt,

aber in biefer 5lllgemein^eit, a(ä ob baä (5!)riftent^um nur ©efd^ic^te
it)dre, feineäinegä riditig.

(S^riftuS ift nid^t bloö eine l^iftorifd^e ^erfönlid^feit, racld^e in

ber Sßeltgefd^id^te eine neue Orbnung ber ^inge beruorgerufen l^at;

er ift raefentltd^ Se'^rer ber ^enfd^en, ift ba^u in bic Sßelt

gcfommen; er l^at aud^ feine ^ird^e mit göttlicher Se^rgeraalt auä=
geftattet unb il^r eine geioijfe Summe oon gan^ beftimmten Sßal^r^
l)eiten jur SßeltoerMnbung übergeben. S e 1^ r e n unb eine @ e f d^ i c^ t e

erjdl^len ift boc^ nic^t tbcntifd^. fann man belehren, ba =

(Sr^dl^lenb
rauä folgt aber nid^t, ba§ jebe§ Se|ren ©rgd^lung einer @efd)ic^te
fei, unb ba^ eä fein anbereg Se^rmittel gebe alä bie (5r^dl)lung.
b) 5Iud} baä ift n)al)r, ba^ hti ^inbern baö ^r^äl)len t)on
@efd^i(|ten ein üortrefflid^eä Unterrid)tämittel ift; ba^ aber W (5r=
 — 6^ —
gdl^tung baä einzige fei, ift offenbar falfd^; müßten alKe
foiift

gdc^er : liefen, ©^^eiben, 9ftcd^ncu u. f.

id. ben Anfängern gcfd^id^t?
(id^ beigebracht raerben. ^er 5(nfc^aiiung^imtcrrid)t tüirb airgemein
für bie erprobtefte ?D^et^obc geilten, ^nmal für .tinber beö erftcn
®d)nlja()re^: aber ift benn ber ^nfcl)annngönnterrid)t eine (^r^ä^hmg?
eine (??cfd)icf)tc? ba^ ^el^robjcct ein finnUci^=n)af)rne^mbareg, i^.
3^ji

33. ein 3^atnr= ober ^nnftprobnct ober ba^ 5npf)abet ^nm >i^xD^dt
,

beä ^cfenö nnb ©djreiben^, fo bebarf e^ aujjer bem ftnmmen ^ar=

bieten jnr 5lnfd)annng aücrbing^j and^ beö ^.e^rraorteä, ba^ bie <Baä)c
benennt, anf il)re ©igenfdjaften anfmerffam mac^t nnb fo einen 33e=
griff er^engt. Äann man etwa biefe münblic^e 23ele^rung eine ^r=
jdfjlnng ^ei^en unb fagen: 3)er ^elircr t)at Je^t bem ^inbe eine
@efd^i|te er^ä^a?

3ft aber baS Dbject etroaä ©eiftigeg, 53ergangencö, 5lbn3efen-

bc§ unb barum ber finnlid^en 5tnfd)auung nid^t t)orfte(Ibar fo mu| :

baö 3r>ort bie 3?orfte(Iung erft erzeugen burd^ ©r^ä^Iung, 33 e=

fc^reibung, (gd^itberung, 3SergIeid^ung mit bekannten
^Dingen. 3Iuc^ {)ier ift ba§ ßeljrraort nur bann ^rjd^tung, wenn
eä fic^ um eine S3egebent)eit ber Dergangenen 3^^^ atfo um etroag
®cfd)c^eneä l)anbe(t; aber finnlid^ nid^t n)af)rne|mbare SSefen, ^inge
unb ©ac^en fann man nid^t er^d^len, nur befdireiben, fd^ilbern, x)er=

gleid)er.
^a§ ^inb f)ört gerne erjd^len, ba§ ift realer; unb biefer ^rieb
ber finbUd^en 5^atur ift ein ^auptorgan, burc^ roetd^eä baä tob
ben 8toff für fein ^enfen, bie Speife, an ber eä geiftig je^ren foll,
in fid^ ju fangen angen)iefen ift. „^ft cö aber biefer ^rieb, fagt
^almer, bem bie münblid^e Ueberliefcrung entfprec^en foII, fo ift ba=
mit siig^f^<^ ^^^ eä ©efd^id^te fein mu§,
f^ftgpf^^fe^/ ba^ ober
üielme^r ©efd^id^ten, bem ^inbe gegeben wirb, nid^t aber
roaä
bie I^el^re im engeren «Sinne; unb bieö raieberum entfprid)t bem
Sßefen beä Gf)riftenl^umä felbft, baö ^n allererft ®efd)id)te ift."

2öa§r ift, ba§ ©c^ör ift bei ^inbern, aber aucf) ©rn)ac^=
f e n e n ein §auptorgan, aber nic^t baä einzige, rooburd^ baä
teufen gend'^rt unb immer neuer 8toff jugefüt)rt rairb. ^flic^t blo^
^nber, fonbern auc^ @rn)ad)fene l)ören gerne er^d^ten, unb gro^e
ßeute finb oft t)iel neugieriger at§ bie f(einen. :^arauä würbe aber
folgen, bafs bie ^r^d^lnng überhaupt unb für jebe^ ^Hter ein guteö
ßefirmittel ift, nic^t bloä für ben erften Unterrid^t ber Äinber. 3lud^
bie t3d)ü(er ber oberen klaffen t)ören nod) gerne er^alfilen; folgt
etma barauä, ba^ man aud^ il^nen ftatt ber ge^rfdl^e beä ^ated>iä=
muä ©efc^ic^ten er^d^ten foll?

D^id^t blo^ burd) ^ören, au(^ bnrd^ (S e ^ e n n3irb bie 9^eu=

gierbe beä tobeg g^ftiHt; burd) 3tug unb O^x unb bie gan^e finn=
Uc^e Sßa'^rnel}mung gel)t bie du^eve 5ßelt unb all i^re SBa^r^eit
 — 04 —
uiib (3d)öiit)ctt in bic jubjectioc (^cbanfcinüelt ein. 5(ucf| in bicfer
23e^iel)un(^ ift c^^ (^injätigfctt, ;^ii fachen: nidjt l'cljvc, jonbcrn (^e=
fd^id)te inuf^ c^^ joiu, lüa^ bem Minbe in bcn erftcn ,3ö()rcn gc=
boten Töivb. dloii} lüenic^cv ge^t eö an, bicfcn erftcn UnteiTid)t in
ber 9fle(i(^ion einen „@ef (^id)tgcur uä" ) gu {)eiRen, rcie ^^almev
t^ut; fonft müilte man aud) bcn erftcn 3cf)rcib-, Üefe= nnb JHecf)cn-
Unterrid)t einen ©cfc^idjt^curfu^ ^eipen. 5)enn e^ ift ja bas näm=
üc^e neugierige ^inb, unb biefe S^eugierbe erftrecft ficf) ja auf alleä,
auf baö 6innlic^=^a^rne^mbare oft mef)r alä auf baä 3fte(igiöfe.

(?:g gibt eine t^eologifc^e Secte in v^i'^nfrcid), beren ^2Inf)dnger

„^rabitionaliften'' t)ei^en, racil fie fagen: alle (^otteöcrfenntniB, alfo
bie ganje auf einer erftcn 5Infpracf)c C^jottcö an bie
9fle(igion, berul^e
^cnf^en unb biefe ^nfprac^e fei eben Xrabition. '^n äf)n{ic|cm,
wenn auc^ nid)t in gteid^cm @innc, fagen bie 2:übingcr ^atccf)ctifer
bie (Setbftoffeubarung @otteä an bie ^enfd)cn ift anbcginns eine
©rgä^lung, eine ©ef^ic^te; bcr .^atcdjct muj? biefe ®efcf)ic^te feinen
©c^ülern nad^er,^dl)(en foIgUÄ ift : "iik ©r^d^tung — narratio —
bcr erfte @egenftanb ber ^atcd)cfe.
^almer geftcf)t felbft, „baj3 ja unidugbar 33ic[c^, n)a§ bod^
aud^ fd)On bem fteinen Äinbe gefagt trerben muß, n i c^ t ^ i ft o=
rifd^er, fonbern biba!tifcf)er D^latur ift; 5. iö. ba^ (3)0tt ift,
n)a0 er ift; \ia^ eä ein eraigeä i^eben gibt u. bgl., baä finb reine
fiel^rfd^e" (144). (Sc^on ben ^inbern ber erftcn (5cf)u(ja^re mu^
man baä 35ater unfer unb bie jefin @ebote einprdgcn, jcnc^, um
gebetet, biefe, um gehalten p toerben. ^aä finb tüicberum £ate=
^ i g m u g ftücf e, reine ße^rfd^e unb feine @efd)ic^te: tüaö fagen ^ie=
^n bie (raenn ic^ fo fagen barf) D^arrationaliftcn? 9^un ja, meint
^almer eup'^emiftifc^, {)ier roerfe eben ber ^atecf)iämu^ feinen 3cf)atten

weit üotau^ hi^ in ben @efd^id)tgcur^ (87)?! Unb bann, fagt er,
oud) jene Dogmen DOm
^afein unb bcn ß'igcnfc^aften @otteä, raenn
fie aud^ biba!tif(^er S^latur finb, „raorauf ruf)en fie '^nk^t anberä
aB auf ber (^clbftoffeubarung @ottc§ b. i). auf @c)c^i(^te? auf
gefc^idöttid^em ^^un unb gefcf)ic^tti(^em D^teben @otte§" (144)? 80=
mit radre jebe 2öa^r!^eit, jeber Scl^rfa^ bejsraegen, raeil einmal au^-
gefprod^en, fd^on gcfd()i(^ttic^. ^n biefem raciteften 8inne radre aber
ber münbnd)e Unterrid^t in allen 3Ö3iffengfdd^ern gefc^id^tli(^ : bie
^aturkl^re, raeil bie D^atur üon ©Ott gefc^affen ift; bie 5)ogmatif
unb ?0^oral, raeil il)re ßc^rfdt^e non @ott geoffenbart, dou ber Äird^e
feftgeftellt finb, unb fonad^ auf gcfd^iditlid^em ^^un unb gef^ic^t=
Üd^em Dfleben ©ottcö berufen, tiefer begriff be^ @efd^id)t[tc^cn
fd^eint aber bod^ in'ä ^flebelgraue ^u gcl)en.

^06) einen @runb füfirt '^almer an, raarum foldj reine Se^r=
fd^e, raie fie im erftcn ©cfd^id^täcurg vorgetragen raerben muffen,
bod) gefc^idl)tlid^ l;ei^en mögen: raeil fie ndmlid^ burd^ ©efc^id^ten
 — 65 —
!(arer ncvanf^autidjt lüevbeii fönneu al§ hnvä) bcn beftBcrcd^neten
bibaftifd^cn 2^ortrag. DOn ber ©djöp^
^of)l, erjät)lct bcn .^inbern
ung ber 2Belt, t)on bev 8ünbflut^, üon ber ©efc^gebung auf (Binai
— unb cä Tütrb i^iueu bic Mntadjt, bie @ered^tig!eit uub ^eiligfeit
@otte§ flarer t)or ber ©celc ftcljcn, alä rcenn if)r b(oä befinirt unb
ana(r)[irt. ©anj gut! ^ft aber ein geometrifc^er Se'^rfal^ be^roegen
fd^on gefc^ic^tüd^, rccU er burd^ ein concreteö 33eifpiel auä bem Seben
X)eranf(|au(i(^t rairb?

©0 gibt e§ aud§ im erften D^ieligionöunterrid^t fd^on reine-

M)rfd^e, Dogmen, roclc^e ^roar burd; ©efd^id^te fa§Ud)er gemad^t
raerben fönnen, aber nid^t felbft @efd)ic^te finb. ®amit roilt gejagt
fein, ha^ bie i^rabition ^almerä nid)t ein reiner @ef(^id)tö!urg fein
tonne, fonbern ba^ aud^ in ben erften (Sc§ulj;ai)ren fd^on ^ogma
unb (Sr^a'^lung, ^ated^iörnuä unb @efd;id^te mit= unb neben*
einanber fid) ftnben.

3ule^t rairb ^almer felbft ge;^n)ungen, biefeä ^u^ugeftel^en.

„60 muffen rcir immer roieber jur (5:r^ä^lung, ^ur @ef(|i^te 3urüdf=
fe^ren — in bie vok befannt, oft genug bie ße^re felbft
aber, aB
gefd^id^tlid^ gefprod)ene^ 2Bort fid^ cinflid^t, unb in bereu D^ei^e n)ir
mit ber eigentlid)en 33ibelgefdjid^te au(^ bie gefd^id^tartigen (5T^d§l=
ungen, bie @leid)niffe be§ §errn aufzunehmen ^aben" (145). 5(ud^
^rau^olb ^) erfennt alä bie einzig maljvt 33afi§ ber falec^etifc^cn ^n-
orbnung hk „Ijiftorifc^e" an, forbert aber fogleid) auf ber erften
@tufe eine lebenbigc ©urd^bringung beiber i^omente, ber fie^re
unb ber @ e f d^ i d^ t e. (Sbenfo mu^ §irfd^er ^ule^t gugefte^en, „ba§
jroar in 'om untern ©lementar!laffen bie biblifd^e ©efd^id^te ber ei gen t--

lid^e Untcrridf)tägegenftanb ba^ aber bo^ sugleid^ ein propd=

fei,

beutifdjer Unterricht über mand^cö ert^eilt raerben muffe, roaä

religiöfen fingen überall um fid^ feigen
hie ^nbcr biefer klaffen dou
unb pren, unb raaä fie auc^ felbft au^fpred^cn unb mitmad^en.
^a^in gcprt 5. ®. baä apoftolifd^e @laubengbefcnntni^, baä @ebet
beä §errn, ber ©cMog, baä ^eu^^eid^en, ber ^O^e^rituä, hk täg=
lid^en©ebete u. f. ra. @iep 33rofd^üre „^uv 33erftdnt)igung"
pag. 4. 9flun, anbcre ßeute nennen bag tUn ben ^n'^alt beä kleinen

^ated^iämuä. —
^almer§ (Jintl^eilung nod^ raeiter, fo rairb ftd^
^Serfolgen rair
finben, ba^ 8tufengang
fein —
^rabition, ©c^rift, ^ated^iömuä —
anftatt ber finblid^en D^atur conform in fein, t)ielmel)r mit berfelben
unb mit ben ©runbfd^en einer gefunben ©ibaftif im offenen Sßiber:;
fprud^e fte^t. ^enn baä ift gerai§, burd^ baä münblid^e Sßort ber
5:rabition, bur^ baä fd^riftli^e 2Bort ber ^ibel unb ben ^ated^iä^
muä rairb unä in lel)r^fter 5lrt eine unb bie ndmlid^e Offenbarung

^) Äated^cti! von Soren^ Ärau^ol^. ®rtangen 1843.

©c^öberl, ©t. Sluguftin. 9
 — 66 —
@0ttc8, aber in ücrfd^icbencr 2Beife, man fÖntitc faqen in brei con^
centrifc^cn Greifen, ©ie Xrabition umfaf^ bie flan^^c
mitget^eilt.
Offenbarung, atte SBal^rl^etten, im alten Xeftament, (5;^ri:
rcelc^c C^ott

ftu§ unb ber %

(^cift im neuen ieftamcnt funb gegeben l^at; bie
münbtid^e Ueberlieferung befd^reibt alfo bie gröf;te ij^cripberie. ®ie
^(^rift bagegen entbält in geraiffer .Ipinfid^t aucb ein (^jan^eä ber
göttl. Offenbarung; aber felbft ber ^roteftant ^a(mer lüirb nic^t
fagen wollen, ba| alteö, raaä @ott im alten unb neuen lefta-
ment gefprod^en, aud^ fd^riftlirf) firirt raorben fei. !Darum ift ber
Sebrheiä DOn 3öa^rbeiten in ber Sd^rift enger gebogen a(ö in ber
5lrabition unb am allerengften im Äatecbiämuä, welcher bie Offen=
barungen ©otteg in ©c^rift unb ^rabition nur gan^ fummarifd;
barftettt. ©ä fd^eint nun ganj ber üerfe^rte Sßeg ^u fein, befonberö
beim Unterrid^t ber 5(nfdnger, rom ©rösten unb Umfangreic^ften
(^rabition) anzufangen unb bann jum kleinem, ;^um furjgefa^tcn
Sluöjug fort^ufdjreiten. 2ßdre e§ nid^t f)öd)ft unmetbobifd), Ui ben
kleinen Sße(tgefd^id)te ju treiben unb in fpdteren (Bd^uljabren mit
ben gereifteren ^inbern W
©efd^id^te be§ engeren 33ater(anbe§ cin=
julernen, um ^ule^t mit ber ^eimat ju fd)(ic|^en? 9^un gerabe fo
mU ^almer eä mad^en: bei ben kleinen mit ber allumfaffenben
^rabition beginnen unb bei ben ©ro^en mit bem fleinen ^ated^iämuö
aufl^ören.
^almer n)irb freilid^ entgegnen: §ter fei \)k ^rabition in
römifi^em (Sinne aufgefaf^t, wogegen er proteftire. ^it ^rabition
unb 8d^rift wolle er nur fo vid fagen: @ott b^be feine Offenbar^
ung suerft münblid^, bann fd^riftlid^ gegeben unb ebcnfo muffe bie=
felbe ben ^inbern fated^etifd^ vermittelt werben, u e r ft m ü n b (i 6), _s

bann fd^riftlid^. SSobt, aber felbft in biefem (Sinne bleibt eä

nod^ unmetbobifd^, t)Om ©ro^en ^um kleinen fortjufd^rciten unb \)cn

jüngeren (Sd^ülern bag gro§e33u^ ber (Sd^rift, ben gereifteren aber

ben 5luäjug baoon, ben ^ated^i^mu^, in bie §anb ^u geben.

5lber wer merft nid^t, ba^ ^almer baä 2öaö unb ha^ 2öie
ber göttlid^en Offenbarung unb folglid) aud^ \)a^ 2ßag unb ha^
Sßßie beg !ate^etifd^en Unterrid^teä üerwed^felt unb eine§ für bag
anbere fubftituirt?
3Ba§ auf jeber Unter rid^t§ftufe geleiert werben?
foll ^ag
ift bie erfte grage. ^Darauf antwortet ^almer: hk göttliche Offene
barung, wie fie münblid^ unb gef^id^tlid^ ber ^enfc^b^it i^unb ge=
worben ift, fott auf ber erften ©tufe münblic^ unb gefd^id^tlid^ ge=
le^rt werben; barum l^ei^t biefe 6tufe ber @ef d^idjtäcurä, in
weld^em bag ©efd^id^tlid^e alä fold^eä rein objectix) bem ^inbe ein-
geprägt unb (ebenbig angeeignet werben mu^. (143).
Sßaä foll auf ber ^weiten ©tufe, im 33ibelcurg, fated^ifirt

werben? 5lntwort: bie namlid^e göttlid^e Offenbarung, wie fie in

 — 67 -
ber ^(. ©d^rift 5^un ift
ntebergetegt i[t. akr in ber % ©d^rift
gar nid)t^ aubereg entölten, al^ roaä @ott ^^uerft münbü^ geoffen-
baret l^at. ^^lamentUd) für ben ^^roteftanten berfen fic^ i
n^ a 1 1 li c!^

bic tnünblid^e unb fd^riftüi^e Offenbarung ©otteg x)Ol(ftänbig. 33eibe

finb ber (Baä)t md) ibenttfdi.
3ft nun ber ^n^^t ber mnnblid^en Offenbarung, ber ^rabi=
tion, raefentlic^ (^5efd)id)te, n)e(d)e begl^alb int erften (^efd|id^täcurä
er^d^tt raerben mufi; bann tarnt aiK^ ber 2rü)oli ber 1^(. ©c^rift,
weil mit bem ^^'^^^'^t ^^^ ^rabition tbentifd;, nur ©efd^id^te fein,

raeld^e ebenfalls ben ©d)ü(ern beä jraeiten, beö 33ibe(curfe§, t)Orgn=

er^a^len ift. ^er Unterfc^ieb raäre alfo nur: bort iffä münblid^e
©rjdfilung für ba§ O^r, l^ier gebrudte ^-r^dl^tung für baä ^uge.
Unb roie Der{)ä(t fid) ^ie^u ber ^ated)iämu3? ^\i ^rabition unb
od^rift nur ©efc^id^te, battn tnirb n)ot)( aud; ber ^atec^iämuä, aU
5luö^ug üon beiben, @efc^id§te fein, ^ie ganje ©Ueberung ^almerä
läuft bann barauf ^inauä:
tnünbüc^e (?:r^dl^(ung jum §ören (^rabitton);
©r^d^Iung beä ndmlid^en jum fiefen (©d&rift);
fd^riftli^e
fd^riftlid^e ©r^d^tung im ^luä^uge (^ated^iämu^).
Somit t)äik ber ^ated)et einen breifai^en @ef(^i(^täcurä burd^pmad^cn,
unb eine f(are 5(uäg(ieberung beä ße^rftoffeg für bie ^'injelnen ift
bamit nid^t gegeben. 5Denn (Sr^d^lung bleibt ©rjd^lnng, ©efd^id^te
bleibt ©efd^i^te, ob man fie prt ober (ie^t.

tiefes roirb erft red^t augenfällig, menn ^almer baran ge^t,

mit feiner ^^eorie ^-rnft ju mad)en unb ^u beftimmen, ro e l d§ eunb
roie üiele ©efc^i^ten im @efd)id)täcurä memorirt werben
muffen, ba e§ abfolut untl^unlid^ ift, bie kleinen mit bem gangen
roeiten (S5efc^id)täftoff beg alten unb neuen 2:eftamenteg gu beT^ettigen.
^•r tanit nic^t anberä, er mu§ mit einem „5lu§3ug" ber biblifd^en
@efd)ic^te beginnen, ^a ift nun groge 9^ot^ unb großer Streit
über baä ^rincip, nad^ meld^em W ben ^inbern münblid^ mitgu=
tl^eilenben ©ef^id^ten auägerad^lt werben follen.

9^ac^ ^almer^ ^intlieilung unb Slbftufung wdre ben ^inbern

ber erften ^roei Sd^ulja^re bie gange ©efd^id^te ber Offenbarung, fo=
raeit fie üon @ott münblid^ funbgegeben roorben ift, aud^ münblid^
gu ergd^len; wenn er nun, fobalb e§ gur ^^ra^iä fommt, gefteT^en
mu| : 3a, W !leine Sßelt ber ^inber fann bie gange @efd^i(|te, bie
gange ^rabition, nid^t faffen; fo folgt, ba§ feine 8tofft)ert^ eilung
für bie einzelnen Surfe nid)t burd)fül)rbar ift, alfo feinen SBertl^ ^at.

®ie Sflarrationaliften ftreiten fid§ uor allem barum, ob guerft

bie (55efc|id)ten beg alten unb bann beä neuen ^eftamente§ ergdl^lt
werben follen, ober umgefe^rt. ^^almer l)dlt eä mit oielen anbern
alg metl)obif4 richtiger, mit bem n eu en Xeft am ent angufmt^
9*
 — 68 —
gen\). Mcrbinc^^ in bcr (Mcfd)irf)tc bcä ^Tleic^eä (^otteä ge{)t ba§
a(tc bem neuen leftamentc üovan, unb nur ber ]d)önc
biefeö ift

S^ad^fal^ ^u jenem a(ö i^^orberfat^ ; aud) i]t ba^ bei (^-nt-

riditic;,

ftel^ung cineä Öebäubeä ;^uer[t baä i^unbament (gebaut unb nid)t

ctroa gulet^t unter baö (^ebaube c^efc^obcn rairb. (^j(eid)n)of)(, faqt
^almer, Ijaben rcir cä l^ier ntit 5linbern ^u tf)un, unb bie]c roerben
naturgemäf^ et)er ba^ §auä, baä äi^of)n,^iinmer, ben .^ausflur fennen
lernen, e'^e man i^nen baä ^ellerqeraölbe unb bie C^runbmaucrn ^eigt.
5lu(3^ ber 33aum fönnte nid)t eriftiren o'^ne feine äöur;^e(n; allein
\ia^ ^inb roirb bod) ^uerft bie ^rone mit ißtütfien unb 5^üd)ten
!ennen lernen unb baran erfreuen, e^c eg für bie
fid) ^iöur^eln 3n=
tereffe jetgt. 2Ba§ an ftd) bag (^-rfte ift, bag ift für bie menfd)lic^e
(5r!enntm| erft ein 3i^eiteä, ja oft ein Se^te^. 3^!^^^^ ^^^^^ ^^4*
gut baä neue ^eftament Dor bem atton bem ^inbe er^d^tt roerben.
^Dagegen meint ^e'^r in feiner '^rayiä ber ^olfsfc^ulfunbe,
bie !inb(t(|en (5rjdf)lungen bco alten ^eftamenteg feien ben ^inbern
metft angenet)mer aB bie tief finnigen @efd)i(^ten be§ neuen Xefta=
menteö, unb überhaupt fte^e bie @ef(|ic^te ber ^atriari^en bem ^inbeä=
5l(ter na^er, aB bie ^efd^id)te ^t\n, auä beffen 3^ugenb ja nur
ber ^empelbefud) überliefert fei: barum foUe ben ^inbern ^uerft
ha^ alte, bann erft baä neue ^eftament er^dlilt werben, hierauf
erraibert ^almer: ba^ 2^hm ber ^^atriardien ift bem ^inbe minbe=
fteitä eben fo fern unb fremb, aB baä Seben ^efu; eä ift eine an=
bere Sßelt al§ bie moberne, europdifd^e. 2lber fo oiel ift geroif3:

(S^riftuä ift bem (5;i)riften immer nd^er unb geifteäoerroanbter alä

ba§ öeraltete ^i^bent^um; lange beoor bag ^inb ^ur 8d^ule fommt,
oerlebt eä Sßei^nad^ten, (S'^arfreitag, Cftern unb prt im c^rift(icl)en

^aufe, traä biefe gefte bebeuten; eä rairb gur ^ird^e mitgenommen,

unb l^ört'üon ^t\u^ unb ben 2lpofteln; bie Butter betet mit il)m
gum limmlifd^en 35ater unb gum §eilanb; alfo: roeil e§ in einer
^^riftengemeinbe, in einem ^^riften^aufe geboren ift unb lebt, ift
il^m baä neue ^eftament fc^on üiel ndl^er getreten alg H^ alte;

erfte Unterrid^t ber ^inbcr mit bem neuen ^eftament

beider l^abe ber
3u beginnen, baä alte aber fpdter gu folgen (158). 2öir l^aben
obenjgan^ anberö aug biefen ^rdmiffen gefd)loffen: alfo fei über^

^) ^almer lomtne bie münblt^e, bann erft bie f^riftlidie

jagt, guerft
Offenbarung ©otteö, unb biefen @ang muffe aud^ ber Äated^et einhalten.
@egen biefen ©runbfa^ fc^eint ^ier ^almer felbft ju nerfto^en, raenn er bie
©rgäfjlung mit bem neuen ^eftament beginnt, ba um biefen 3ßitpun!t bie
ganje Offenbarung beö atten S^eftamenteä fc!^on frf)rif ttic^ üortag unb je^t
erft bie münblic^e Offenbarung be§ neuen Xeftamenteä anfing, ^enn Don
ber göttlichen Offenbarung alö einem Öangen bie Siebe ift, !ann man gar
nid^t fagen, ba^ bie münblidje ber fdiriftlid^en üorauöging. 2ttQ SRofes feinen
^entateuc^ gef(f)rieben l^atte, ift bie münbUcj)e Offenbarung ©ottes nic^t Der-
ftummt; fie bauerte fort nad^ ben «Schriften 3Kofiö unb bie wä^renb
^rop^eten fd)rieben.
 — 69 —
l^auptä mit ber btT6(ifrf)en ©efc^id^tc a(§ fotc^cr nid^t an^ufancicn,
fonbcvn mit bcv ©cfrfjidjte bct .^ i r ^ c, tüiefcrn fle bie erftc gcifti(^G

$cimat be^ ^inbcö tu bcv '^aufc (^ciDorbcn i[t. 33cim ^aufftciii

faucht bie (^cfdjidjte bcö (Jijriftcnfinbcö an, unb bie 5lird^e alä feine
?D^uttcv ift i^m bic crfte gcfrfjid)tlid)e ''^crfon. ®er gcpreiö ber
^ird)c ift, lüic ^^^dntcr gan^^ vid)ti(^ bemerkt, bic evfte gefd^ic^tlid^e

3citben)egnng, raomit ba^3 5linb bcfannt lüirb. ^a alfo muf^ aud^

ber cvftc (55cfd)id)tguntcri*id^t principicK cinfci3cn; bic ^ird^e fetber
(jibt r^icfüv 'Programm unb '2)^etl)0bc unb un^ berübcr'^cbt ?CRü^e,
lange ^^u uutcvfud;cn, rao mau anfangen unb aufprcu unb rael(^e
(S3efd)id)ten man er:;a^(cn muffe.
Q^ gibt nändic^ feine 5:aufe anjjcr im Flamen bc3 3Sater^,
be§ (So^ueö unb be^ l^ciligen ©eifteg; eä gibt Mne^aufc unb feine
5(ufna^mc in baä gro^e gefd)id^t(id^e 2^hm ber ^ird^e au^er auf
©runb bc§ apoftoUfd^en ©r)mboIumä, in roeldjcm bie göttlid^en (55rof3=

traten ber @d)öpfuug, ber @r(öfung burd^ ^^riftu§ unb ber §etlig=
ung burc^ ben ^. @eift unb burd) hk ^ird^e tu großen ^ixQtn ge=
jei^net finb. ^aö ©^mbolum ift ber Urtppuä bc^ ^ated^iämuä,
ber Urtt)puä aud^ ber ^eligionggefd^id^tc für ha^ ^iubegalter; unb
bieä um fo mc'^r, raeil ber ©efd^id^täinl^alt be§ (Si)mboIum^ im gcft=
freife bcö .^rc^cnialjreg lebenbig unb attja^rlid^ vor ben 5Iugen ber
^inber ftd; abfpielt.

5[JHt 5Infang beä ^ird^cnja^reä begitint ber erfte (SJIauBenä^

5{rtifel t)On ©Ott 3?ater, bem ©d^öpfer §immeB unb ber ^Tbe; ha^
mit üerbiitbet ber ^ated^et n)d^reub ber üier 5lbt)entn)od^en hk (Sv-
jdt)Iung üom Anfang ber 3öelt, -öou ber ©dööpfung, üon ^bam unb
(5t)a, t)om ©üubenfalle (^ariä (Smpfängni^ o^ne ^-rbfünbe 8. ^e^.)^
t)On ber 3Ser^ei^ungunb .^offnuttg beä ©rlöfer^. ^it Sßei^nad^ten
unb ^^cujal^r fommt ber 3n)citc unb britte @Iauben^arti!el t)on ^^\vi^
G^riftuä, bem eingebornen <Bo^n (Sottet, üon feiner ßmpfäugni§,
@eburt, ^efd^neibung, von ber 5(nbetung ber ^l. ^reüönige k.
^it ber gaften^eit beginnt ber vierte @Iauben§artifeI üom
Seiben unb ©terben ^efu (^^rifti, -dou feiner ^egräbnij^. %n Oftern,
§imme(fal^rt, ^fingften f^üe^t fi^ ber 5., 6., 7., 8. @(aubenä=
5(rtifel an mit ber ©efd^ic^te von ber 3luferftel^ung, 5luffal)rt (J^rifti

unb ©ettbung beä ^(. ©eifteä. 5Da§ geft ber alTerl^eiügften ^rei=
faltigfcit gibt 5(tt(af3, ba^ ^Siä'^erige fammt ben ©rogt^ten ber brei
göttlichen ^^erfonen ^u rccapituüren. ^a§ grontcid^nam^feft unb
feine triump^rcic^e ^^roceffion, (Sf)riftum in ber ?0^itte, ftcUt hk tai^o-
lifd)e ^ird)e aU ©cmeinfd^aft ber |)ei(igen oor, wie betenb unb
fingcnb iu'ö cu)igc Seben cin^ie^t. (itder^eifigen,
fie

3((Ierfee(en,
—
•
letzter Sonntag 'üa^ : 2ßc(tgerid^t.J
^amit finb ade
bibüfd)cn ©efc^idjtcn uamf)aft gemad^t, K»ctd}e
nad^ Angabe ber berad^rteften ^atec^eten ben 5tnfdngern erjd^It iDer-
 — To-
bie Xaufc unb basJ ^auffpmbolum ift ^ie=
ben fotten:
für baö ma|3(^c6enbe '^vincip. ^iBirb ^et) gefragt, raarum
er gerabc biefe (Mcfci^irf)tcu unb in bicfcr Orbnung fatecf)eti|'d; b^^an-
belt, fo roeij! er ^iefür feinen anbern (^runb anzugeben, ataf feine
langjd'^rige (^-rfa^rung alä .^atec^et, n)elrf)e i{)m verbiete, anbere
unb mc^r biblifc^e (^efcf)ic^ten üor;^unc()men. Ziö) auf bie eigene
©rfal^rung al^j maf^gebcnb berufen, baö ift gcroi^ eine fef)r fubjectioe
33egrünbung.
•Öirfc^er fagt, ber fatec^etifc^e Unterricht foUe gefc^id)t(i(^ fein
aber bie einzelnen ^r^ä^Iungen bürften nic^t in if)rem ^Jtac^einanber,
raic fie in ber 53ibet flehen, gegeben, fonbern mufften fpftematifirt
toerben. (5in folc^eä ©pftem, raie §irfc§er eä für bie brei erften
(Sd^utia^rc fid) badete, im opmbolum roar
roar nid^t erft ^u fud)en;
eä auctoritatiu längft gegeben. 5Xttein §irfc^er unb feine Schule
erfennen in biefem ^t)mbo(um nur eine formet, nur D^ubrifen für
abftracte fie^rfä^e, ftatt fid^ ein^ugefte^en, bag baäfetbe nicf)t bloä
J^unbament beä Äated^i^muä, fonbern auc^ beö bibtifc^en @efd^ic|tä=
Unterrid^teä unb in beiben iöc^iel^ungen unumgef)bar fei.
9^ad^ üielen geiftrcic^en ^uäfc^raeifungen in terra longinqua
fommt enbUd^ bie ©infid^t, ba§ bie einfad^en Seelen mit if)rem (Srebo,
bie ^aglö^ner im ^aufe ber ^O^utterfirc^e, Ueberflu^ t)a6en, unb ba^,
n)a§ in ^ated^etif unb ^ated^iämuä be^ Sßeiten unb breiten, beä
§of|en unb liefen bar^ulegen oerfuc^t raorben ift, eigentlich bocf) im
©^mbolum DOlIftdnbig entfialten fei; raeg^alb bagfelbe, anftatt am
^Infange, wie firf)'^ gehörte, am <3d^(uffe beä ^ated^ismuä nad)trag=
lid^ feinen^la^ angeraicfen erhält.
^almer fü^rt eine gute ^a^ biblifc^er ©efc^id^ten beä neuen
unb alten 5:cftamenteö al§ Sernftoff ber unterften ©tufe nor; aber
ein ^rincip ^iefür raei^ er nid)t anzugeben, n)ieraof)( er
etn^eitlid^e^
bemfelben fo na^e auf ber (Spur geiüefen, a(§ er ben J^ftfreig be§
Äird[)enjal§re§ aB erfteä gefd^id§t(id^eä Söiffen beä ^tnbeg bezeichnete.

2. Schrift.
„^ie münbltd^e ©efd^id^täer^afilung bauert, fagt ^almer, auf
biefer Stufe in ^b^txex ^^otenj fort'' (87). ^m ißibelcurä ^anbett
eä fid£) um ßefen, 51 u biegen unb ?0^emoriren ber Schrift;
in biefer breifad^en 33egief)ung mu^ a(fo ha^ gefd)id^t(icC)e ^fJloment
l^eroortreten.
^ibellefen. ^a^ ^inb barf hk Sd^rift mit gar feinem
anbern Söiffen bat)On ^ur §anb befommen, aB 'Da^ fie @otteä 2Bort
fei; biefe^ 2ßiffen aber er|dtt eä^oon bem Seigrer, alfo bur(^ Ueber=
iieferung. ^nfoferne berul^t bie gan^e 33ibe{ auf ber münblicf)en (5r-
^d^lung beä Sef)rerä; ba§ ift i^v gefd)id)tüd^er @runb. Spdter erft
— (raann? ift nid^t gefagt) —
tritt ba^ testimonium spiritus sancti

ftl^ innerer 33en)eig für bie (S^ö^Iic^feit ber Sd^rift ein (180).
 - 71 -
2öa3 ben ^n^alt bev (Bd)xi\i betrifft, fo ift ©efd^i^tc feine
(JJnmblagc unb feine (^Mnt()ci[nng (3eitunterfd^ieb bc^ alten unb
nenen ^eftamente^; ^di beä ©efet^eä — ^di beä (^Dangcliumä).
„5lnf biefer gefdjid^tlid^en ^afiä ^erna^ bie jraei (Seiten
bernt;en
ber a(tteftament(id)en D^eUgion: unb ^^rop^e^^ie. ©iefe brei
@efe^
nun: @e|d^id)te, ©efc^^ unb ^rop^c^ie finb feineäroegä oon einanber
gefd)ieben, üielmel)r, lücil fie bie raefentlic^cn ^'lemente beö a(ttefta=

mentlii^en Sebenö finb, fo finb and), genau betrad^tet, überall alle

brci bcifammen. ^a^ gange alte ieftament, aud^ bie bibaftif d)en
^eftanbt^eile bcöfelben l^aben gefc^ic^tlid^e ^ejieliungen unb finb mel^r
ober weniger mit (S)ef(^id^te burd;f(odöten" (199).

'äni biefen 2i$orten '^almerä wirb iebermann folgern: 2öenn

in ber ^ibel bag ©efdjid^tlid^e unb ©ibaftifdje nebeneinanber unb
ineinanber vorliegt, bann foll and^ ber ^ated;et, roas (^ott x)erbun=
ben ^at nic^t trennen; unb fann nic^t eint^eilen in @e=
er barf
fc^icbte oI;ne beftimmte Sel^rfä^e, unb in Ä'ated^iämug aB Inbegriff
abftracter fiel)ren unb ©cbote. S^k ®cfd)id^te im @efd)id)täcurfuä
— l)ie ^atedjiämuä im bogmatifd^en ^urö! ^aä £efen ber ^ibel
ftraft fold^c feintl^eilnng ßüge. —
33 i bei au Biegung. 3Bie "t^a^ S^riftent^um, reo e^ unter
einem '^oiU burd)brang, graar in bie ©prad^e beö ^oüeä fic^ fügte,
aber ben Sßörtern einen gan,^ neuen ^nl^alt gab: fo rcbct bie
beutfd^e 33ibcl n)ol)l beutfc^, aud^ ilire 5lugbrüd^e liaben für ha'^ ^inb
graar einen befannten !ßaut, aber ber (Sinn beäfelben ift ber ^inbeä=
(Sprad^e nod^ fremb. ^ie mangel^fte Sprad^=, £ocal= unb @efd^ic^tä=
^enntni^ begüglid^ beä biblifd^en ^nl^alteä mad^en bie l)eil. (Sd^rift
für ^inber unb auc^ für üiele ©rrcadjfene gu einem nerfc^loffenen
33ud^e. 2)aä nun ift 3^ed biblifd^er ^ate^efe: bie Kinber follen
lernen, bie (Bd^rift mit 58erftanb gu lefen.
tiefer 3^eig fated)etifc^er i^e^rtptigfeit ift neu: bie TOpro=
teftanten t)Or (Bpener "^aben in i^ren (Bd^ulen nur ben ^ated^igmuä
gel)abt; bie 33ibel a ( ä fold;e würbe nid^t alg :öel^rgegenftanb bel^anbelt.
^almer l^dlt eine ausifü^rlii^e ^ated^efe über bie gange iöibel
raa^renb ber (Sd)ulgeit raeber
für möglid^
für graedmdjsig; nod^
empfie'^lt Dielmel^r für bie unteren klaffen ^luälegung bor memorir*
für bie ^ö'^eren aber 33orna^me einzelner ^artl)ien
ten 33ibelfprüd^e,
be^ alten unb neuen ^eftamentc^. „gür ben D^eligionöunterrid^t in
ber 6^ule, wie i^n in Söürttemberg ber @eiftlid}e in graei hi^ brei
TOÖc^enttid^en @tunben gibt, l^at fid^ uns biefe fated^etifd^e ^ibelau^=
legung aB
ha^ ©eeignetfte erroiefen, rad^renb hk ft)ftematifd^e b. ^.
ber Unterri^t im Äated^i^mug für bie Äinberlelire in ber Äirdie be=
ftimmt bleib t^^ Q 228).
^) Württemberg bie biblifc^c ®efcf)id)te ben 5?a*
2lut biefe SBeije f)at in
tec^i§mu§ auä ber ©d)ulc ^inauä unb in bie 4 Äirc^enmauern jurücfgcbrängt.
©ine gelungene ^Rütfroärtöconcentration !
—
 — 72 —
^äl^tcr nennt in jcincv „fatcc^ctifd^cn ^axitun^i" biefcä t)ott=
ftdnbige ä)urd^ncl)men cincö biblifcf)ni ^indjcä bic tjiftorifc^e ^e--
tl^obc im @cgcn]a(5 pr fpftcmaiifdjen beö 5iatcd)iämuä. (^r fagt
in „^iöavum nidjt ein C^-oangcfinm ober eine (^pift'el
biefer 33c,^icf)nn(5 :

nehmen nnb einen 2et)rcnr|'uä barauä madjcn? ^an 6e[orqc nic^l,

ha\] anf biefe Steife ber (5nrfn^ lücfen^aft roevben möd)te; benn
irgenbroo ift in einer 6ibli]'d)en (5piftel für jebe l'e^re :Ra\im, unb
meinen «Sie nid^t, in einer einzigen (5pifte( ftefje alleö, raaö einem
?D^enfd^en ^u feiner ©eligteit gu roiffen notfiraenbig ift? Sföaö raoüen
(Bit aber me^r, a(ö bieä ben Ä'inbern Ijinvcidjcn?" 5^em^ufolge
Tüürben im bogmatifc^en Unterricht beö ^ated)iömn5 jnerft l'ef)rfä^e
aufgeftcEt nnb bann bnrc^ biblifc^e Xerte ober (^efd)i^ten 6e(eud)tet,
rr)ä{)renb M biefer ^iftorifc^en ^U^et^obe ber ißibettert üorauögei'eCit
n)irb, um barauä beftimmte Sel^rfät^e ab^^uteiten. ^er 33ibe(tert felbft
mu^ §ier aB ©efd^ic^te gelten, gaft möd)te man meinen, biefe Diet=
berufene ^iftorifc^e ^etbobe fei jeneä f)imme(n)eite ;[ieintu(^ mit 'am
Dier 3^Pf^^^/ ^^^f ^^^ ®^- ^^^etruä begeugt, D^aum genug bot für
^retlfii unb ^let^i, aui^ aEcä ^öglic^e, reine unb unreine X^iere,
aufgunel^men l^inrei^enb gro^ raar. Sllleö, wofür biefe Äatcc^etifer

feinen ^^lamen ratffen, nennen fie „gefc^ic^tlid)."

^Umoriten. ^(g ber ^err hm ^Serfuc^er mit Sd)rift=
SSorten fc^lug, ba ^at er ni^i erft in einem gebrucften (£anon ge^
blättert, um bie redeten 2Öorte gu finben, fie raaren i^m prafent;
biefe @egenn)ärtig!eit aber barf nt(^t bem gufaüigen ßaftcn ber 3[öorte
üom fiefen unb 3luälegen l^er übertaffen bleiben, fie bebarf einer
fpejiellen angeftrengten 3^§atigf eit ; biefe aber ift bas 2)^emorircn.
5Denn im 2.^tn tann ha^ 33u(^ ber 8d^rift nid)t auf allen <3(^ritten
unb dritten unter bem 3(rme mitgefül)rt raerben; il^r ^n^ait foll
aber ftet§ gegenwärtig fein, um baä ßeben ^eiligen gu tonnen (182.)
2ßeil nun bie gan^e 33ibel unmöglid^ au^raenbig gelernt werben fann,
gumal üon ©c^ulünbern, barum ift ein p r u ^ b u c^ erforbcrlic^,8
in welchem hit fd^önften unb ewig benfraürbigen (stellen auä ber
33ibe( auöge^oben finb. ^iefe ©prüd^e (?D^onat= unb ^oc^enfprüd^e)
foCten lehren: 1 red)t glauben ;
. 2. fromm leben; 3. gebulbig leiben;
4. getroft fterben. |)iegu fommen ^ibelfprüd^e auf jebeg geft beä
^ir^enja^reä. "iRa^ ber ^iftorifd^en SSfld^ohz tonnte man biefe Orb=
nungen t)0n ©prüc^en bie gefd^ic^tlic^en nennen, n)äl)renb hk eigent-
ü^en ^ated^iämu^fprüc^e, gur ^egrünbung unb 33eleuc^tung beftimm=
ter Sel^rfä^e, hk bogmatifd^en (Sprudle genannt werben müßten.

3. ^ate^igmug.
„5tuf ber erften @tufe ber Xrabition, fagt ^almer, ift ba§
^nb gan^ an bie 3lutorität be§ Sel^rerä gebunben ; waä biefer i^m
ba^ mufe eö ^inne^men auf 3:reue unb ©lauben.
erjäl^lt, ^uf ber
gweitcn 6tufe wirb eg gur (Sd^rift geführt, um aHmä^lig burd^ fie
 — 73 —
geiftig ^vl tt) erben,
frei um )1<^ unmittelbar au§ bcr Quelle aller
gottlid^euOffenbarung ^u nähren, unb alle weitere !ated^e=
tifd^e ^1^ dt ig feit ^at nur barauf l^ingurcirfen, ba§ biefeägrei«
roerbeu b. 1^. bicfeä 6clbftbegrünbetfein in ber @d^rift ju ©tanbe
fomme; ba^ ba^ ^inb bcimifd^ in il^r raerbe unb fo für fein ganjeä
©laubenöleben hk redete il)m felbft flar beraubte ©runblage ^abe"
(180). SDie 8c^rift ift alfo baö non plus ultra, unb burd^ bie
l^iftorifd^en ^etl^oben roirb M jebem einzelnen 33ud^e ber 33ibel bem
^nbe alleä geboten, raaö eä für fein ^eelen^eil gu raiffcn nötl^ig
^at. & gan^ übcrflüffig unb ungeredf)tfertigt §u fein,
fd^eint bal^er

auf ben 33ibc(curä nod^ einen bogmatifc^en folgen ju laffen. SSiele

proteftantifd^e ^l^eologen üerraerfen be^l^atb {cbe raeitere über baä
33ibeln)ort Ijlnau^gcl^enbe ^Vermittlung beä religiöfen SSiffenö. ©aä
biblijd^e 8prud^bud^ ift i^nen eben ber ^ated^iämu^ ^).

^almcr it)eif3 liingcgen nic^tä ^reffenbeä vorzubringen, um fo

roeniger, ba auä bem ©prud^bud^e alleö für'ä
in feinem 33ibclcur^
Sebcn 9^ot^raenbige bereite mcmorirt roorben ift. 3öa§ foll ba ein
über bie 53ibel ^inau^ge^cnber ^ated^iämu§ für einen ^roteftanten
uod^ bieten fönncn?
2öol)t fagt er: „bie münbtic^e ©efd^id^tgergü^lung foll auf ber
brittcn ©tufe im bogmatifd)en (Surä in eine aud^ bie ^ird^engefd^id^te
umfaffenbe ©efammtbarftellung ber ©efd^id^te be^ 'iRti^t^ ©otteg
übergeljcn" (87). ^Iber raeber feine fated^etif^e (J-rflarung ju ßut^erä
^atedji^mu^ (©eite 308 — 534) nod^ biefer felbft !ommen auf biefeg
gefd;id)t(id)e tl^oment p fpred^en.
^^atmer fud^t ferner bie ^^ot'^raenbigfeit eineä ^ated^iämuä für
bie bereite in baä Ajeiligf^um ber ©d^rift Eingeweihten unb barin
^eimifd^ geworbenen aud^ baburd^ gu begrünben, ha^ bie ^ird^e felbft
über ba^ blo^e, wenn aud^ nod^ fo ftreng gcforberte geftl^alten an
ber Schrift l)inau^getrieben worben ift, ^u bcr 5lufftellung eine§
©gmbofum^ al^ bestimmten 3^"9ttiffeä, wie fie bie ©d^rift t)erftel|e,
weld^e Sebren, weld^e @runbfdt^e fie gema^ ber ©d^rift für bie wa^r=
unb befenne.
§aft d^riftlid^en erfennc ©benfo nun bebürfen aud^ W
^nber, um ilireg @lauben§ fid^ !lar bewußt unb feiner gleid^fam
^b^aft ju fein, beftimmt formulirter 2lrtifel, wenn i^r d^riftlid^er
(Slaube fowo'^l aB d^riftUd^er über'^aupt, wie in ber naliern ürd^-
lid^en©eftaltung nid^t minberfür bie ©emeinbe aB für fie felber
erfennbar fein foll. tiefer ^ird)englaube, in fid^ ein objectit) ©anjeä,
in fiel) 5ufammenl)dngenb im ^ated^iämuä alö
unb üollftdnbig, ift

ein ber 3^9^'^^ angemeffeneä 33efenntniB beä ©laubenö nad^ feinen

wefentlid)en, fird^lic^ feftftel)enben 2lrtt!eln formulirt (262).

^) SScrgleid^e ©c^tbter's SibelglauBc in Sibelrcort (Serlin 1847) unb

Sccf'ö fieitfabcn ber c^riftlic^en ©lauDenölc^re für Äirc^f, Schule unb iQauä
(etuttgart 1869).
©d^öberl, ©t. Sluguftin. 10
 — 74 —
Slbci' ift bcun lüdjt bic Sd^rift imb bcr ©d^viftqlaubc bie tcssera
unb baä (Bijmbol, lüovan alle ^loteftantcii, jung uiib aü, qcgenfeitiq
a(ä rf)riftlid^ (^Jlaubigc ][d) cifcnucu unb jcbcr einzelne buvd) baö
testimojiiuni spiritus saiicti fcincä n)a()ren C^laubcnö )id)er ift?
2öo^u nod) ein !ird)li(^eg ®i)mbot? rco^u nod) ein .^'atecf;iömuQ,
ber ja bodj blo^ für bie ^];u(;cub beftinimt luäve? Unb hat benn
bie S(ixd)e nidjt fd)on im ®efd)ld)t3cuvö unb nod) niel)r burd) bie
Ijiftorifdje 'iT^etfjobe beö ^ibelcurfe^ ^inreid)enb
i{)ren (Glauben ge=
le[;rt, unb rcie fie bie (Si^rift üerftanbeniöiffen rooUe? (^ine 3i)ftes
matifirung i^rer M)vcn fc^eint nur 33ebürfnii3 ber tf)eo(ogifc^cn ^Ii>ifjen=
f(^Qft, nid)t aber ber ^inber ,;^u fein. 3ßie ftot^ ^ai ^^5a[mer ge-
fprodien üon bem proteftantifdjen ^atec^ctcn, bem eg nevgönnt ift,

feine 3^9^i"9^ ein^ufiifiren in ha^ ^^ciligt^um ber Schrift, bamit fie

nun barin bleiben unb f elbftftdnbig mit üotter ^rei^cit fid)

Sßei^^eit, D^^at^ unb •troft ^olen mögen; bnf^ ber ^atedjet t)or bem
Sßorte @otteä ^^^urücf treten barf, bamit biefc^S unmittelbar ^n bem
^inbe fpred^e, ujä^renb ber fatliolifdje ^atediet fortrca^renb ^raifc^en
bem ^inbe unb bem 5öorte @otteä gleic^fam in ber ^itte fte^en
bleibt (180). Unb jet^t, nad^bem ber 23ibelcur^ DoUcnbet, ba^ (Bprud)=
bud§ memorirt ift, brängt fid^ ami) ber proteftautifdE)e £ated)et raieber
Dor unb ftellt fid^ mit feinem „^atedji^muä" ^n}ifd)en ha^ ^inb unb
baä Söort (^otteg!

iBetrac^ten mir ben lut^erifdjen ^ated^ismus nad^ feinem l^n-

§alt — ^efalog — (S^mbolum — 3}ater unfer — Xaufe unb
^Ibenbma^l, — fo ift barauä burcl)meg nidf)t erfid)tlid), waium auf
ben ©efd^id^t^:^ unb 33ibel!urä noc^ ein bogmatifdicr folgen muffe.
5Denn ber ^eMog unb baä 35ater unfer finb ja fd)on gefdjid^tlid)

unb biblifd) burd)!ated^ifirt unb memotirt morben; an ben 7 'Bitten

^at bie ^irc^e burd^au^ nid)tä gu fijftematifiren, roe^ljalb gar nid^t
ab^ufe^en ift, mag be^üglid; biefer ^inei .^auptftüdfe ber ^ate(^iämuä-
ßurä nod^ ^^^eueg beizubringen cermöc^te. ^ie Jaufe unb baö 5lbenb=
mal^l, man mag bie @efd)id)te ilirer ^-infct^ung ober bie l^errlidf)en,

in ber ißibel barüber entbaltenen ©teilen betrad)ten, muffen iebenfatt^

in ber tated^etifd^en ^T^d^lung unb in ber Bibelau^legung fomie im
©prud^budje burdjgearbeitet raorbcn fein; bie ^ird^e ^t biefcu bei=
ben ©acramenten nid^tä ^jn^S^gefet^t; and) nidfitä baran formulirt
ober ft)ftematifirt. 2Ba^ foKte alfo ber ^ated^iämuä in biefer ^egie^-
ung noc^ für einen ^vo^d ^aben; er erfc^eint überftüßig.

(^ä bleibt fonad) t)om ganzen ^atedjiömuä nur ha^ (5t)mbolum

übrig, unb tnirflld^ ift burd^ obige 5lu^einanberfe^ungen ^almerä
über @laubenger!enntnif^ unb 33elenntniJ5, bann über Äird^engtaube
unb fpftemalifc^e 3iMömmenfaffung be^felben, nid^t^o anbereä aB bie

S^otbmenbigfeit eine^ @lauben^fi)mbolum^, nid)t aber beä ^'efalog^/

be^ 35aterunferg ic. begrünbet.
 !

— 75 —
§irfd^er ^nt \>a^ apofto(ifcf)e ©nmBotiim am (E^c^tiiffe feinet
^aterf;'^mu^ glcidjfam aB D^ccapitulation unb !ird)tid^c ^^(rtihitation
alleö bcffcn, rüa§ er bi^Ijcr gcfdiic^tlicf; unb biblifd) entraicfcU Ijattc,

angefügt, ^ic gleid^c (Stellung Ijat biefeä (Si)mbo(um aud^ bei

'^alnter : eä ift al§ !{rd^(id)e^ 33e!enntni§ \>a^ (5 n b 3 e ( ber ganzen
i

fated^ctifd^en ^ptigfeit, iDcidrenb ha^ S[^erft(inbni|l bc^fetben bereite

buvd^ Darlegung feiner gefd)id)t(id)en, bibtifd)en unb (efjrbafteu ^0=
mente im @efd)ic^t3= unb Sibetcnrä üermitteft n)urbe. (5in neuer
^ated}iämuöcur§ ift I)öd)ft überflüfftg, unb jebenfall^ UDÜrbe biefer
.^ated^iömua nur (5tn Ajciiiptftücf, baä oom Ölauben unb 33e!ennnt'
ni^ ber .^irdje ^abcn.
^atmer nun gefte^t felber, ha^ bag 33e!enntnt(3 ber ^ird^c
ber SeI)rftoff ber ganjen ^ated^efe fei, ber gefd^ic|tlid)en unb bib-
lifd^en ^ated^efe'), alfo eben baä, raaä man geraö^ntid^ .^ated)iämu§
nennt; rao^u bann no^ einen ^ated^iämuä über ben ^ated^iämu^?
35erglcid^en mv jum ©d^Uiffe ^almer§ ®efd^id^tgcur§ mit ber
narratio beä |ei(. 5(ugufttn, fo finben ratr ben großen Unterfdfiieb,
ba§ ber le^tere bie ©efc^ic^te ^i)vi\ii unb ber ^irdfie in großen
(Konturen entwirft unb ^raar in einem einzigen jiemlid) langen 35or-
trag mit bem au^brüdlid^en 53emer!en, ha^ biefer 35ortrag nad^ Um=
ftdnben für^er, nie aber länger fein bürfe. ^ag ^nb^iel be§=
fe(ben ift, ba^ ber nod^ ^eibnifc^e 3uprer, raenn er fid^ ba^u bereit
finbet, burd^ ba§ ^reu33eid^en ^um ^ated^umenen erft gemalt rairb.

^almer bagegen ^at getaufte Äinber im 5tuge, roeld^e nid^t

etma ,mit einem einzigen 35ortrage, fonbern in einem zweijährigen
Surfu^ über bie biblifd^e, nii^t aber über ^ird^engefd^id^te unterrid^tet
werben, ^ie ®efd)ic^ten f eiber finb nur beliebige ^^^agmente, auä
bcm alten unb neuen '^eftament entnommen, ©rft wenn bie gan^e
^eilige (Bdjrift bem ^inbe ^um tdglid^en unb regelmäßigen ©ebraud^c
erfd^loffen ift, !ann bieüber bie ©renken ber ©d^rift |inaugliegenbe
@efd)id)te ber ^irc^c gur (Sprad^e !ommen (171). 5Ilfo nad^
bem Sibelcurä nod)mal ein 0efd^ic^täcur§ I

%nd) rod^renb ber brei big üier ^a^re, in weld^en bie ©d^rift
gelefen, ertldrt unb memorirt rairb, lauft bie ©efd^icßtäer^d^lung
neben fort. 33eim (Eintritt in ben ^ibelcurä „rairb eä nöt^ig fein,

Saliner fd^retbt: „©ott bie ^atcc|e[e ein 33e!enntni9 errieten, ba§

')

ein^ mit bem SSetenntniffe ber Äird^e, fo* !ann aud^ ni6)t^ anbereä
ift

ber ^"^'i^t allc§ Unterrichtend fein, qI§ n)a§ ScJenntni^ ber Siiv6)e
ift, alfo nidit X^eologie ober ©cf)oIafti!, fonbern nur berjenige fubftangieHe
©laubenöin^alt, ber im 33e!enntni^ fid^ at§ „einziger 2;roft im 2ehtn unb
©terben" unb alä baä im ©laubenögel^orfam angenommene 2eben§gefe| au§;
fprirf)t" (76). 2lIfo ba§ SefenntniB ber^rc^e, rceld^eä bod^ offenbar beftimmte
©raubenöroa^r^eiten enthalten mu^, ift ^n^alt alleö Unterrid^tenä, aud^
im ©efc^ic^t§cur§, aud^ im biblifd^en ©uro. Dal^er ttud^ bicfe beiben ©urfe
ben Äated^tömuS nid^t Quä--, fonbern cinfd^Iic^en
10»
 — 76 —
bic roicl^liöftcn (^r^ätjluiigcn ber 5Ipoftc(cjefc^ic^tc Taufet ben fc^on in
beu erften (5iirä nnb ber ^uö:
geliörigen (^e)'d)id)ten bcr .f)imme(fa^rt
c^icBung beä ^ci(. admdlig nac^^utraqcn, raa^ aber ^ucrft
(^ciftesj)

immer nur münb(id) c^efc^e^en tann, ba bic (Stunbcn bcö 33ibcUefcn5

nod^ ganj ber eoanqetifci^en (^efd)i(^tc qeiüibmet fein muffen. 5)cnn
je^t gilt eä, bic (55efi^icf)ten aud) nad^ i^rcn fpc^icden ^^^n^ii ^" ^^"
tenso b. 1^. eben rcie baä (Sd^riftoriginat fic gibt, fcnnen },n (erneu"
(161). ^ie Sefung beä neuen ^eftamenteä nimmt 3—4 2^f)xc in
2lnfpruc|; unterbe^ „bleibt bie alttcftamentlic^e (^efcf)icf)te nocf) ber
münbltd^en Ueberlieferung anl^cimgcgebcn, bic in jebcm !^a^xc üon
Dorn anzufangen Ifiat, aber febe^mal raieber, raeit bie früf)eren (iurfe
t)orauägefe|t raerben bürfen, ben ©toff reicher nnb in ftrcngerem 3^=
fammenl)ange in fid^ felbft unb mit bem neuen 3:eftamente mitt^eilen
müfete, fo ba§ biä jum 33eginn bcä legten, eigentlich bogmatifc^en
^urfuä, felbftn3enn baä ölte ^eftamcnt noc§ nic^t im Original ge=
Icfcn ift, bod^ eine roUftdnbigc (55ef(f;id^tc beä Dfteic^eä (^otteä gegeben
ift" (162). (^in biblif^=gef(^ic^tli4eä Sefebud^ fönnte ben ^Hnbern
gur ^rioatlectüre unb D^iepetiti on beä üom Seigrer frei cr^d^lten @c=
f^idE)tgftoffeä bienen (163). 6-benfo feilten bie (3d)üler einen Seit-
faben ober bod^ ©ictate ^ur ,r^anb bekommen, um baran bie müub=
iid^ üorgetragene ^ird^engefd^id^te raieberl^olen ju fönnen (175).
3um !ommt an^ang^raeife nod^ baä 51 u f f c§ l a g e n=
33ibellefen
Sernen unb (Einleitung in bie einzelnen ^l)eile unb 23üc^ er
bie
ber^d^rift (195). ^ann eä ba überhaupt noc^ 3^^Mii^ ^^"^" ^'^^^=
c^i§muö geben?
Sßenn bie fd^mdbifd^en Knaben unb ^dbd^en Don 7 — 14 ^o^ren
il^re33ibel ^ur (S^ule tragen unb all biefe ©efc^id^ten ^ören, Icfen,
mcmoriren, auffagen unb ^ulc^t hk 6 ^auptftürfe beä ^atcd^iämuä
lernen müffeu/ bann finb röcber fic nod^ il^re ^atcd)cten ju beneiben.
Sßie aber ^almer§ ^ated^etif mit il^ren exorbitanten Ueberforbcrungen
an Se^rer unb ^inber in proteftantifd^en greifen fold^en 2(nflang
finben fonnte, Id^t fid^ r)iellcid^t nur auä ben ©e^dffigfeiten biefeä
33ud^eä gegen bie faf^olifi^e ^ird^c ober barauä erhdren, ha)^ bon
proteftantifd^en ^ated^eten über ber gefd^id^tlid^en ^etl)obe jeber ?[Ra^=
ftab für bag, roa§ x)On ^inbern errei(^t raerben fann unb foH, ab-
Rauben gekommen ift.

3cjfd)toit
3)te D^ationalifteu bc^ vorigen 3a^^§unbert§, rael^e mit i^rer
fo!ratifd^en gj^etl^obe ben gangen ^atec^iämuö in Vernunft auflösten
bonn bie 9^ar ratio naliften, raeldben hd il^rer ^iftorifd^en ^etl)obe ber
ganje ^ated^iämuä in @efd)id^te aufging, l^aben fol(^ bobenlofe ^er=
rairrung in hk fated^etifd^e grage gebra(^t, ba^ e§ raie erquicfenbe
grül^ling§luft einen anmut^et, xütnn ^q\<i)wii^ in feinem „Softem
ber d§riftlid§=Hrd§ltd^en ^ated^eti!" raieber feften ^oben
 — 77 —
,^u getoinncn fiid)t, inbent cv, an bie .^atcdjumcndt^prajrtä ber cvfteil

d^riftlic^en ^ci^rfjunbcvtc anfnüpfenb, bcn gcfdjic^tlirficn 9^ad)iüci6 iioi-=

fud)t, TDaä beim bei* 5^Qted)tömiiä eigentlid^ geracfen fei iinb wie bie
Äird^c t)Ou ic()er fated)i|ivt I)abc. !föie ^Icutgeii eine '^j^iilofopfiic

iinb Ideologie ber ^^orjeit gefc^rieben Ijai, um bcn burd^ bie moberne
2Bif]enfd)aft ^^^erfi^uittencn iiiib üevlorneii g-abeit tüieber aufj^ufinbcn
unb anjuhtüpfen, in dl)iilid)er 2l^eifc 'i:)at j^e^fdjiDi^ einen .^ated^iämneJ
bei' 3Soqeit bearbeitet. '>}U^ ^^roteftant geboren unb erlogen, gur
3eit If)eo(ogieprofeffor unb Uniüerfttdtäprebiger in Erlangen, f)at er

im (Reifte ^öfie'ö reblic^ getrad;tet, aucf) bcn ßeiftungcn ber fatt)olif^en

0rd)c auf tatcd)etifc^em Gebiete geredjt gu raerben, lüobei if)m frei-
ix^ gar oft paffirt, baJ3 er bie 3ßelt mit Sutlicr'io :IAri(Ie fdjaut^).
!ommt fein !ated)etifd()eö 5tapita(n)crf oon
.<picr met)r alä 2100
leiten (1863 —
1874) nur in fofern in 33etrad)t, alä barin oon
ber narratio beä !)L 5luguftin unb üon ber gefd^id^tUc^en ?D^etf)obe

ge{)anbe(t ift.

^er erfte ^anb entl)dlt bie ©ef^i^te beä .^atedjumcnatä;

ber ^racite 23anb ent^ft bie ße{)re Dom tiidjüd^en Unterrid)t
unb jiüar
1 ^btfieilung oom !ird;Iid^cn Unt e r r i d^ t ä ft o f f
(^attdjiy muä);
2. 5lbt^eilung üon ber tirc^tic^en Unterrii^tömef^obe.
^cgügüd) ber ^etf)Obe unterfc^eibet ^^j^f^^^^fe S^^^i §ciupt=
gönnen beä a(tfird^(id)en ^ated^umenen^Unterrid^teg: „eä gab namtid^
einen fortlaufenben Unterridit auö einer y^tei^e üon ^atedjefen be-
fte{)enb, bivi unter jufammen^ngenb, alö @angeö bcn ©toff me^^
fic^

tl^obifc^ umfaßten ((Spriduä); bann fommen (Sinjcbortrdge üor, W

für fi^ ein abgefd^toffencä @angeä bilben, tl^eilö le()r^after 5lrt,

^0 baä gan^e 3:auff^inbo( in einem einzigen ßelf)rD ortrage abgel^an^

Mi rcurbe (^mbrofiuä), t^eilä überraiegenb l^iftorif^en .3n^a(tä,
jene ©runbform, burd^ Sluguftinä ^orbilb
hie wir
Dertreten ftnben, gu bem3n)cde, bie rüdes, b.l^. fold^e,
bie fid^ eben erft ^um Heb ertritte gur d^riftüc^en ^ird^c
melbeten, überfid^tlic^ über "ütn ganzen §ei(gplan
©otteä ju Orientiren, üOn bcm fie fpdter aH compe-
tentes eingel^enben Unter ric^t erl^alten fodten ....
5luguftin ift ber 3^ertreter ber ©runblegung mit @e-
fd^ic^te ober narrati o." ^a ba§ ift ber gang prdgnante 5(uä=
brucf für baä, roaä roir oben in bem 33ud^e de catechiz. rudibus
gefunben Ijaben: narratio ift bie ©rUttDlc^ttft mit ©cfr^tdjtc
für bcn gangen ba rauf fi^ erbauenben fated)etifc^en Untevrid)t.
') 3e5frf)roi^ jd)reibt eigentlich bie ©efdiic^te üon fiut^er's Äatec^ismu^,
in roelc^em bie ^"Dee bes Äaterfiiöntuö realiftrt fei unb ju bem bie früheren
1500 ^aE)re nur bie Sßorarbeiten geliefert Ratten, ©elbft ^atmer pit ba§
I für überfponnt unb meint, es fei fc^on genug ju fagen: Öefferes alö £ut^er
^abe f)ierin nod) feiner geliefert! —
2Bie finbet man ftd^ entt(iufcf)t, wenn
man in fiut^er's Äatec^ismuä ^ineinfd^aut
 — 78 —
W)n fd^on im nddjftcn Sal>c nimmt ,>^e;;fc^n)i^ bie narratio
nidjt b(o^ mc()r a(<S (^jruubl cqu n(^, fonbcrn jogtcid) für baö
(^5anu bor .^atcdjcfc ie(6ft, idq^^J oftciibar unrid)ti(^ ift. (^r )agt:
„5Iiigiiftin in [einem ^ndjc üom Untcvridjt ber 2(nfänger im C^t)riften^
tl)nm faf^t bic ^atedjcfc fc(6[t a(ä narratio unb ftedt biejev bie
äiU'fenäforbernnß, baf^ fic plena atque perfecta fei fcap. 3J,
b. I). in fid) ein Ojan,^eö bilbc, iibcrfid)t(id) rom 2Infanq h'i^ ^um
ß-nbc fü^renb. Obc^teic^ C^in^^elüortraq, ^at biefer feibft ^Rect)t unb
Spanien bod) nur ba^er, baf^ er bas (35an^e x)crtritt." 1. II, 2.
!Die narratio ift nur ein ^^ei( biefe^ 3Sortrageä, a(fo nic^t bie (^an^e
.tated)efe am ©c|lu^ berfclben erfolgt erft bie 2Iufnat)me in's eiqent=
;

(id^e ^ated)umenat unb eö beginnt jet^t ber f atecf)etifc^e Unterricgt,

^u n)eld)em jener ^^ortrag gleid)fam atsi '^rofatec^eftä fi(^ rcr^dtt,
unb mithin nid^t ha^ @anje ber ^ated)efi§ feibft fein fann.
3e^fc^n3i^ gibt l)ierauf bie (vintf)ei(ung feiner ^et^obenIef)re,
au^ n)elc^er fidj fonnenflar ergibt, ba^ bic narratio nid)t ha^ @an^e
ber !atec|etifd)en ^[Ret^obe begreifen fönne. (^r unterfc^eibet eine
breifad)e 5D^et^obe:
1) ^er djriftltd^^ürd^üd^e Sel^rftoff l^at feinen @runbd)aracter
an ber gefd)i(|tlic^en ^ofitiüitdt unb forbert bef^fiatb mit -Jlot^s
n)enbig!eit eine offenbarungömaf3ige'POfititieUnter5
ri^töform aB @runb(egung unb 33afiä ber c^rift(i(^en
(^laubenäerfenntni^. 3)iefer unb .pofitiü gegebene
gef^ic^tüd)
Se'^rftoff rairb afroamatifi^ burd) bie (Jr^^tung narratio — —
3unäd)ft bem @ebdd)tniffe beä ©c^iilerä jugefü'^rt unb burc^
^^eranfd^auUd^ung barin ^aftenb gemai^t.
2) $Dag biba!tifc^ = bia(eftif ^e 3[^erfal^ren raenbet ftd^

bann an ben 35ei?ftanb beä @d)ülerä, um ben im (Bebac^t=

nife ror^anbenen Sel^rftoff begrifflid) ju faffen unb jum 3^er=

ftänbniffe gu bringen, raoju W afroamatifc^e ?0^etf)obe am bien=

lid)ften ift.

3) ^urc^ \)k te(eoIogifc^ = paränetifc^e Unterrid)tä=

gorm auf ben SBillen gerairft, um baä @c(erntc
rairb ^^ulet^t

unb 35erftanbene aud^ in %^ai unb fieben um^ufe^en.

^arauä ergibt fid), ba§ bie narratio aud^ uad) 3^sf'^i^^t ^^^
hie erftc grunblegenbe "^Jlet'^obe, nid)t aber baä ©anje ber Äate^efiä
rocber na^ S^^It nod^ nac!^ gorm be^eid^net.
3Tt)ar njid 3f^fc^tt)i^ bie ©reiglieberung ber ^Jlet^obe nid}t fo
üerftanben raiffen, alä foüte bei ben 5Infdngern btoB baä ©ebd^t-
ni§ mit narratio gefüllt, unb ber 2^erftanb unb ber Sßille erft in
Pieren (klaffen cultiüirt raerben; üielme^r foUen fid^ biefe brei ^e=
tpben, raeldie ^ufammen bie (Sine fated^ettfd)e ?[Ret§obe bilben,
gegenfeitig fo burd^bringen, auf allen Stufen beg Unterrid)te§
ba§ fte

raieberf eljren ; immer aber nimmt bie offenbarungämd^ig^pofttine Unter=

ric^täform ai^ ©runblegung hit er fte otelle ein, rate im ©angen,
 ^ 70 —
fo im (^m^ctnen be§ llntevvid)t3=3>crfa^reng.
aurf) 3Bic bag ©ebäd^t^
nife aud) bei allen 3}evftanbcö= uub SSiUenäopcvationen mitt^ätig ift,
fo begleitet bie t)ifton|d)=po[itiüe l'e()rform aud) auf f)5()ereu Stufen
bie 'Functionen be^o bibat'tifd^'bialeftifdjen unb pavdnetifdjen ^ei*fal)renä
bavau^ folgt aber nic^t, baJ5 man bie gan3e fated^ctifd)e ?(Jlet^obe,
per synecdochen ben ^Ijeil füv'io ©an^e nel)mcnb, atö ^iftovifd)=
pofitiue i^o()vfovm, aB narratio bc;;ci(^nen bürfe. @onft fönnte man
mit g(eid)em i)ted)te fagen : bie tatedjetifdjc ^etl)0be fei bie bibattif(^=
ober bie paränetifdje, TOcit Ja and) biefe beiben ße^rfovmen
bia(ettifd)c
beim Untcrrid)t ber ^(nfängcr nid^t gan^ fel)len bürfen, unb auf
ben stufen immer lüieber erfd^einen.
I)öl)eren II 2. 2 pag. 308.
^avum ift ber @eban!e feftyi^^ alten, 'öa^ bie ^iftorifdi-pofitioe
^eI)rform al^ narratio nur ben erften, grunblegenben ^^ei(
ber l^ated)ctifdien ^etljobe barftetfe.
(S-^j fragt fid) nun, ob ©t. 5tuguftin mit narratio ba§ nam=
üd)e be^eic^nen rootlte, raaä 3^Sfcf)n)it3 bie offenbarung^mäjjig^pofitioe
Se^rform nennt, ^lllerbing^ eine ^e^nlid^feit beiber ift 'iia, aber
feine @leid)I)eit; benn bie narratio beg i)l. ^(uguftin ift nac§ 3^^^^^/
gorm unb ^racd üerfdjieben üon biefer offenbarungämd^ig=pofi=
tiüen ^.!e^rform.
Stoff ber narratio plena atque perfecta ift bie @5cfAt(()tC
1)
(S^rifti unb ber ^irc^c ron Einfang ber 2öe(t big jut @egen=
raart unb ^mar ift ^ier @efd)id^te im eigentlic^ften <Sinne al^ (^x-
;

3dl)(ung benfioürbiger Ü)efd^e§niffe .^u nehmen.

I^agegen fagt 3^Sf »^"^^(3 : § aup t ft o f f f
ür biefe Unterri(^tä=
^[Ret^obe ift bibtifdje @efd)ic^te, an bie fid) in tüciterer
bie
golge ber 33ibette?,'t unb =©prud^, foroie ber ^a teerig mus-
äe^t, foroeit alle biefe Stoffe .^undd^ft memoratit) ^u be^anbeln
finb unb bie unmittelbaren ©egenftdnbe ber ©^amenfrage bilben,
anfd^lief^en. 3n)'*^f^^'" ge'^ört aud^ ha^ ^ird^enlieb unb ber
firdjengef^idjtlic^e Se^rftoff ^ie^er. II, 2. 1 § XXV.
D l)eiliger 5luguftin! raag wirft bu ba^u fagen, raenn '^ier"
beine narratio ^um roeiten ©ade rairb, in n3eld)em alleg ^iJlögUd^e
nntergebrad)t werben fann!
2) |$*Qvm* Ob ber ße^roortrag miinblid^ ober fd^riftlic|, bur^
§ören ober Sefen ju gefc^e^en !)abe, fommt Id 5luguftin gar ni(^t
in ^etradjt unb bilbet auc^ feinen fpe^^ififc^en Unterfd^ieb jnr Se^r=
^et!)obe anberer 3Sdter. ^enn bei kvjviU, bei ^Imbrofiuä, bei 2lu=
guftin u. f.
in. unb burc^ ha^ gan^c ^J^ittelalter ift ber i^eljrnortrag
nic^t mittelä 33ibellefenö, ba eä nod^ wenige 33üd^er gab, fonbern
regetmd^ig münblid) unb
infoferne j^undc^ft afroamatifi^. SOöenn
aber 3P5fc^^t)it5 fagt: „T)er im allgemeinen a!roamatifd)e ^'or=
trag ^abe feine djaracteriftifc^e 33efonber^eit an ber narratio ober
ber er 3 d 1)1 e üben l'e^rart" (loc. cit.): bann l)dtte nic^t bloä
5luguftin, fonbern \>k gan^c patriftifd)e ^^ii unb big ^erab 3ur Ote-
 — 80 —
fonnatiöH bie narratio au2{frf){ie|lüd) betrieben. T>ann ^ätt.' e^ über=
Ijaupt feine anbeic Üef)riid)tiinq cjcc^ebeii iinb ijt c\Cii' uid)t ein/^ufeljcn,
iDavum ^luguftiii atä iil^evtnlei ber narratio fo bcfonberö l^croorqe^
l^obcn lüirb. y^ciii 3<^(^fci)"5i^i Q^¥ i^cit irre, iüc?tn er ben afroa=
matifd^en Uutervidjt mit bev uarratio bes l)(. 5(uqu]"tin ibentifi^irt
unb baä >^ufdüiqe an bcr ®ncf)c, ba^ „nüinblic^" als baö ^iöefen
bcrfelbcn nimmt.

ß'benforoeit frf)ie[3t 3fSlc^n)it3 über baä 3^^^ '^itt^cS/ ^^"^^ ^^

meint, ba3 auctoritatit)e ?D^oment fei eä, roaä bie narratio oon
jebcr anbern Öc^rmetl^obe unter[d)eibet. „^ie 8ofratif, fagt er, rcodte
bie natürlid^e S^eügion (ef)ten unb für biefen 3?ernunft[ton P^Bte
il^re aprioriftifd^e Unterric^t^met^obe mit ^erac^tung atleö 0)efcf)id|t=
lidien. Umgetc^rt rcirb unb mu§ ber ®(aube an eine auä pofitiDcr
gottlid^er Offenbarung ftammenben D^teügion, rcie bas (J^riftent^um
ift, eine Unterrid^t^roeife er,^cugen, bie ^unac^ft immer ^^ofitioes (e^rt
b. f). alä ©egebeneö, unb burd^ Offenbarung (^egebeneä fo le^rt,
(jier

ba^ eä ^unäc^ft auf ^uctoritdt l^in angenommen rairb. Tarum

!ann (5^^f)riftent^umounterrid;t auc^ feiner gorm nad) nur ein offen=
barungömaJ3ig = pofitit)er fein." 11,2. 1 pag. 20. ©aö
ift gan^ gut gefagt; aber l^ier ift W
grage, ob (Bt. ^^luguftin mit
feiner narratio nur biefeä unb ni^tg raeiter 'f)aU Derfte'^en TOOÜen.
©eraife alle großen ^ated)eten bcr patriftifcfien 3^it ^aben auctorita=
tii3ebaä ^ofitiue beä (S^riftenf^umä pofitiü geleiert; nun aber fagte
3e3fd^u)i^ oben, hk einen ptten eg in le|r^after SIrt getrau
unb ba^ ^auffi^mbol bejubelt; W
anbern aber in einer anbern
©runbform mit üorn)iegenb ^iftorifc^em ^n^alte, nadi 3t. 5Xu-
guftinä 3Sorbilb. 5(lfo I)at bie offenbarung^md^ig^pofitit)c Se^rart
gvoei ©runbformen: eine ^iftorifd^e, unb ba§ ift bie narratio beä
1)1. 5luguftin bann
; eine (el^rl^afte, bie Sell)rfd^e beä ^auff^mbolä
bel^anbetnbe, roeld^e fonad^ t)on ber narratio Derfd^ieben ift. 33eibe
grünben auf bem auctoritatioen ßel^rgrunbe; be^raegen aber !önnen
nid^t beibe alä narratio be^eid^net werben.

3) StUCd ber offenbarung§md^ig=pofittüen ßel^rmet^obc ift:

baö ©ebdd^tni^ mit bem ©an^en beä dl)rift(id^=firdE)lid^en ße^^rftoffeä
gu bercid^ern, raaä burd^ ^Sortrag beä !^c^rer^ unb burd^ §ören,
fiernen, ^emoriren unb 5luffagen beä ©c^ülerä 9ff<^ie^i'- ^cl^ '^^t
aber <3t. ^uguftin mit feiner narratio nid^t be^raecfen motten, um
fo weniger al^ ^iebei t)on @ebdd)tni^ faum bie D^ebe ift unb ber
^mtd ber ©rgd^lung auäbrüdlid^ ba^in angegeben ift: ita narra,
ut credat, credendo speret, sperando diligat. ^yreilid^ mirb ^u=

le^t jeber Unterrid^t, nid)t blo^ ber religiöfe, gum Werfen unb nid^t

gum ^[^ergeffen ertljeilt ; aber wenn atte Se^rmittl^eilungen, welche für

ba§ ©ebdc^tni^ beftimmt finb, narratio ^eifeen fottten, bann würbe
eben aÜeä Unterrichten biefen Flamen Derbienen.
 — 81 —
3ejfd^n3ife merft fetbft, ba^ ^J^oment be§ ^^luctoritatiücn,
baj3
beä afronmatifd^ 35ovgetrageucu unb baä @ebd(^tiiij3mdj3tge beä«
fel6en nod^ nid^t §inreid;c, um bcii ^egviff narratio au^^ufüEen,
\>a^ üielme^v 311V „^^5(1^111119" uot^iücubig ba^ ''D^omeut beä „©e^
fc^icfttlic^en'' gel)Öre, 3iiina( ber ^(. ^2(uguftin jum (55egenftanb ber-
felbeu nur bie @e[(^id;te (Slji'ifti unb ber ^ird)e fi^irt l^at.

©§ i[t intcreffant in bcobadjtcn, raie 3^5^^^^^ "^^ fo(d)cn

SSorau^fet^ungcnben 33egriff bcä ©cfd^ic^tüc^cn ju gen)innen fuc^t.
®er @ang bcä ©rfcnncnä, nanicntüd) bei ^inbern, i[t t)om (Sinnlidji^
2öa]^rne^mbaren jum geiftigen i^er[te!)en ; ^uerft bie ©ac^e, bann btr
33egriff. ©urd^ ^nfd^auung üon ©a^en unb 33i(bern iDer=
ben beut ®ebad)tnif]e bie er[ten Materialien für ade weiteren ^en!=
Operationen jugefü^rt. ©aburd^ ift bie Söii^tigfeit beä 5(nfd^anungä-
Unterrid^tcä für alle ße'^rgegenftänbe pfpd^ologifd^ begrünbet, unb ber
n)id^tige ße^rfa^ beä (Someniuä aB atlgittig erroiefen, ba^ ben al(ge=
meinen 9tege(n unb 33egriffen ber ©inge beim Unterrid^ten immer bie
anfd^auüd^en 33eifpiele oorgeorbnet toerben muffen. 5tuf biefe Söeife
ift bie ^erfpectioe oon ber 3innen= jur ©eifte^anfd^auung eröffnet,

auf bie rair hk 33ebeutung ber ©rjafilung bafiren. II 2. 1

pag. 48. ^a^rbt, ein ^^^^Ö^i'^öffe ^eftalo^^i'g, oerlangt aB Unter-
rid)tömet^obe in feinem p^itant^ropinifc^en (^rjie^ungäplane : ftatt
eincä bürren ©erippeä von Unioerfatl^iftorie, bie baä @ebdd^tni| mit
Sflamen unb ^^'^'^S^^^^i^ anfüllt, hingegen bem 3Serftanbe nid^tä ju
benfen, bem §erjen nid^tg ju füllen gibt, foU „bramatifd^e (5r=
ga'^lung" beoor^ugt raerben, burd^ raeld^e bie (5f)aractere in ber
leb^afteften 33e(eu4tung erfd^einen, unterftüt^t burd^ bie ^arte, bie
ben Ort beä ^ergange^ t>eranfd^au(id^t, unb n)0 möglid^ burd^ 33i(ber
oon ben ^5atfa(|en felbft.
^e^t ift ber berühmte Uebergang oom ^Infc^auungä- jum ©e^
biefen beiben ©rrungenfdjaften ber mobernen Unter-
fd^id^täunterrid)t,
glüdUd^ gefunben.
rid|tämetI)obc, ©raf^mann unb nad) i^m^iefter::
i^^9 h ^' 9^^t beim ^tnfd^auungäunterrid^te DOn 'iim 9^amen ber
^inge fort ^u ber ^bee beä ©an^en unb ber ^^ei(e t)on Ort, Sid^t, ;

©eftalt biä ju bem ^itf^^^^^i^^^i^Ö^ öüer ^inge, um ^nid^i, wenn

aud) bie 3bce ber 3^ii erörtert ift, bie erforberlii^e SBafiä für 'ben
@cfcf)id^täunterric^t gewonnen gu ^ben. „TOt bem ©d^hiffe ber
legten Uebung über bie 3^^toerf)d(tniffe beginnt ber (53efd^ic^täunter=
rid)t" ^). 11 2. 1 pag. 53. 3^sW^^t x)crn)irft biefen SSJlc^ani^'
mu3 be.^ügüd^ beä Religio näunterricf)teä, im ^'iamen verlangt aber
beä grof^en pdbagogifd^en gortfd)ritte§, ber in ber 5lufftettung unb
33etonung beä ^Infd^auung^principeä gegeben roar, ba§ mit pofitioer

^) ©ra^mann, Einleitung ju ^enl= unb «Sprechübungen. Berlin 1834

II. 2luflage.

©d^öberl, ©t. 2lugu[tin. 11

 — 82 —
(Stoffbarbietunt^ in 5(nirf)aminci^fovmcn nuc^ auf c^ciftiqem unb vc(i-

öiöfcm (iH'bictc (^hninb qclcc^t lücvbc. „Unb baö ftcid^ictjt buid) (^> c^

f
d;id)töci\^ä()l uiuv" H. 2. 1 \yd<r. 55. :X)ic X()co(Oßcn (;abcii

neben bev fiunlidjen 'Hjatfäd)(id)feit baö .^linb and) anf bic (^jeifteö-

t{)atfadjcn ^n ucrn)ci)cn, bic in (^r^ä^lunc^ voU t'inb(id;cv 5(nid)au=

lid)teit vox bie ©cclc gefid)rt, i^cv^ unb (^jei]t ^uc^Icid) mit :!^ovfteU=
ungcn erfüllen, uiji auö iljnen bc^üg(id)c Csjattnngsbcgriffe ,^u bi(ben.

„9^ur baä ift nod) bie 5^age, ob an ünblid^er ^nfd)au(id)feit

trgenb n)eld)ev @efd;id)t^ftoff bcm biblifd^en ju Dergleichen ift."

3^f 1<^9^ S^Sf'^^^^^t (pag. (>0) non ber XI)i ergef d)id)te , nnb
ä^ierfabel unb cbenfo üom ?0^ärd)cn muf^ gefagt raerben, baf?
fie aB @cfd)icf)te in anfc^auUdjftcr (^icftalt ha^ ^nUx£\\c bes ^inbe^
innerlic^ft in 5lnfprudj nel)nten. daneben greift man mit ^^lot^njen^
bigfeit ^nx ,,moralif c^en" (5;r^d^(ung. 2ßer aber ^at je fürbaß
mora(ifd)e ©eetenbebürfnif^ finbe5gcmäf3eren <Stoff unb für biefen
entfprec^enberen 5lugbrucf bar^ubietcn Dcrftanbcn, alä bic i)i. 3d)rift
in i^rer ebenfo ünblidjcn unb plaftifdjcn a(ä burdjfidjtig tiefen unb
barum eben bie 5ln)(^auung geifttger ^rt anrcgenbcn C£t=

^ä^Iungätücifc?
©er 5luägang beä Unterrii^teä uon ber bib(ifc^cn G)cfdji^te er=
gibt fid^ jo aB bie gereifte grudjt ber rein pabagogifdjcn unb fo
l)od) geredjtfcrtigten gorberung mittclft ^nfct)auung hm @runb
aUeg Unterrid)tcä unb fomit aud) beä rcligiöfen ^u legen . . . .

© i e b i b l i
f
d^ e @ e
f
dj i d; t e i
f
t i I) r e m e i g c n t ( i c^ ft c n 3 ^ ^^
unb i'^rer it»a^ren 33cbeutung nad^ ein göttlid)er 31 n-
fd) au ung Gunter rid^t, in iDeldjcm ber ^ö($fte (Jr^ie^er
unb Seljrer beä "üÄenf djcngef djledj teä biefcm bic un=
fid)tbaren ©el^eimniffe feinet Sßefßuä unb feineä Dtei=
(^eä vox klugen legte. Pag. 61.
©a§ alfo foll bie narratlo beg f)I. 5Iuguftin fein? 5IIIerbing^
fa^t biefer aud) bie „(5r^äI}Iung", bie @efd)id)te, ai^ ©runblegung
bcö !ated)etifd)en Unterridjtcg ; baä ift über and) ber einzige dn'unb^
gcbanfe, TDeld)er x)On 3c^fcf)i^^fe aboptirt ift. ^n allem Uebrigcn
|errfd)t bie größte 35erfd)icbenl)cit ^raifdjen iljm unb^Iuguftin. 3^51*^=
mi} nimmt bie (5-rjäI)lung im allermciteften ©inne, dou ber X^ier-
gefc^id)te unb XI)icrfabeI, nom ^Mrdjcn unb x>on bev moralifdjcn
6T^ä!)lung angefangeiv bi^ ^xix ^rofan= unb ^irdjcngcfdjic^te , atö
bereu p^fte ^lüti)e bie biblifd^e @efd)id)te crf(^eint. Sind) 33ibel=
te^t unb ^ibelfprud), bann ^ate^iämnäte^-t unb ÄHrd)enIieb, — atleä

ift nar ratio.

3Son pft)d)ologifd^en ©eftd^tpunften auä, t)om 5(nf(^auung§unter=
ric^t jur @efd)id)te auffteigenb, läf3t fic^ rooI)[ bie ©runblcgung unb
3Seranf(^aulid)ung beä Unterridjteö burd; (?^'empel unb @efc^ic^=
ten begrünben, nidjt aber bie @efd)id;tc aB foldjc. 9^un aber
 — 83 —
6et 5(uguftin ^anbcü c^ fid) (\av nid)t um C^|"cmpc(, um (^rin^d^^c^
fd)id)tcu unb (Ir^älilungcu; im (^5cc^cnt^ci(, fciue narratio ift \^va^s
mrttit(^c®r]ä()luug bcv ©cfdjid^tc Cy^viftt uub feiner Ä'ird)e,
unb baburd^ allein fdjon fpe^ififd) üevfc^ieben üon bem, wa^ B^Sf«^ •

n)il) unter (5;i\^ä^(unq üci'ftctjt. Töenn berfelbc aber meint, bie @i:unb=
fegnng be5 re(igtö[en llnterridjt'o burd) 6cfc^id)te fei ein ^rincip,
lueldie^j früljer nie redjt ßeiDÜubigt unb erft ber Ü^eu^eit ^u t)er=

banfen fei, fo mnf^ bem jeber lüiberfpredjen, ber hk !at§o(ifc^e

Äirdjc unb if)re Unterrid)t3met(}obe gefdjidjtlid; fennen gelernt t)at.

3e^fd)iüil5 fagt: „baf^ aller 6f)riftentr)umäunterrid^t eine f)ifto=

rifdje ^afi^o -f obere, fofern j^ciliottjaten unb gefd;i(^t[id)e ^f)atfad)en
ber iDcfentlidje ©egenftanb a((e^3 (5t)riftcnglanbenä finb, baä tonrbe,
obgleid) e^o obenan reformatorifd^er @(au=
(Gemeingut djriftüi^cr iin'^

benöert'enntnifj unb oerein^elt im 18 ^i^^v-

u)ar, bod) erft altmäljlig
bunbert, -üollftänbig erft in ber ?^eu^eit alö ^rincip für bcn bibüfc^-
I;iftorif d)en Unterridjt unb feine ©tede geltenb gemad)t." II 2. 1
pag. 122.
dagegenbtefer ^Ib^anblung einen pra!=
foll je^t, um
t i
f
d^ e n ©
geben, u a d) g e lü i e f e n u) e r b e n b a ^
c^ l u f^ ^ u ,

biefeg ^rincip ber narratio in ber !atl)0lif d) en ^ird)e

uon5lnbeginu biä je^t in notier (Geltung geraefen fei^).
Oben )ä)On mürbe '^ingebentet, lüie (I^riftu^ ber ^err felbft
uic^t b(o^ mit iöeifpielen unb ©feid^niffen feinen Unterridjt neran^
fdjaulidjt, fonbern hie ©efdiic^t^er^ä^hing grnnblegenb benutzt ; ha^-
felbc SSerfa^ren (d^t fid^ bei ben 5(poftetn unb (5*x)angeliften ,
5. 33.
aud^ an ber 3^cbe be^3 1)1. ©tep^anuä nadjmeifen.
3e^fd)n)il3 ^t eben felbft bie ^eilige ©djtift gerü!)mt racgen
il^rer „ebenfo unb plaftifc^en alä burdifid^tig tiefen unb
tinblid)eu
barum Hnfc^auung geiftiger Irt anregenben ©r^äf)lungä=
eben bie
raeife." .s)ier ift aber eine ^emerfung not^menbig. ^ie l)(. @d^rift
befte^t t'^eilä auä Se^rbüdjern unb prop'^etifc^en 33ü(^ern, bie aber
hit tiefften unb fd^roerften Probleme entf)altcn unb bei ader ©infatt
ber ©arftedung nid)tä raeniger aU für 5linber gefdjrieben finb t^edä ;

aus @efi^id)t^büd^ern. 5Iber, fagt 3f5]'c^^^ii3/ föie t)ie( fe^en aud^

W einfad^ften biblifdjcn (rr^äljlungen üorau^ ^-pfi)c§ologifd^ unb !

ftttlid) ard)äologifc^ unb rein l}iftorifd)

. . . an 35ertraut^eit mit :

bem 3d)aup(a^e, mit im ©eraolju^eiten unb ^Sitten, mit bem bürger=

üd)en unb göttlichen ©efe^e ^er Unterfd)ieb fod bamit 3um . . .

33en)uf3tfein gebracht merben, ber ^mifct)eu 'oqw 3Tt)edeu uub 35orauä=

fet^ungen maltet, unter benen bie f)(. Scl)rift il)ren I^atfad^euberid^t
gibt, unb unter benen t)eilige ©efc^ic^te, uamentlid) at^o ©in^^eler^ä^t^
ung, in ber ©d^ule auf- unb ben ^inbern gegenüb ertritt. II
2. 1 pag. 168.

') %t. 2«at)er a. a. D. <S. 246 ff.

 — 84 —
!Darum ^bcii l'^cffüic^*), Scmler*) uub anbcre )ic^ für baä
^^^rincip ber römifdjcn Äirc^e cvfldrt, ha]] bie 33i6c( eigent(irf) übct=
lf)aupt für bie l^aicn, am roenic^ftcn für 5linber, fonbern nur
nid^t

für bie Seigrer bcr ^rd^e ba fei; ebcnfo ift eö jct5t bei proteftan=
tifd)en 5^acl)(ciiten aucrfannt, baf^ bie ^ibel nur im 'ilu^^uge fc^u(=
gemdf3 bct)anbc(t lücrbcn tonne. Unb auc^ für biejen ^2(u5^ug bleibt
e§ auf alten (Stufen unb vox ben Jüngern ^inbern obenan C^efet^
ber narratio, „baf^ bie an fid) n i c^ t für E'inber ge)d)ricbene (5r=
jdt)lung nad) Stoff unb ^orm Jür ^inbeäoerftdnbni^ unb Äinbeä=
Bebürfnife i^ugeric^tet werben muf^" ^J. !^n biefem Sinne l)at aber
bie fat^olifd^e ^irc^e üon jeticr bie gefc^id)tli(^en Stofje ber 33ibel

für htn religiofen Unterricht oerraett^et. So ift baä firci^lic^e Xauf=

f^mbotum, beffen Urfprung bi§ auf bie apoftolifc^e 3^it ^urücfbatirt,
baä ^errtii^fte 33eifpiet, roie bie biblifc^e @efd)ic^te in i^ren ."paupt^
momenten in W
^ird)enle^re ju einem ©an^en fid^ üeriüeben laffe
unb beibe pfammen, @efd)id)te unb Seigre, im ^rc^enjal^re roieber
^u ©efd^i^te werben, eine beftdnbige narratio an bie Äinbcr ber
^ird^e. ^iefeä apoftolif(^e ?0^ufter, in rueld^em ©efc^ic^te unb £el^re
fid^ jur ^in'^eit t)erbinben, raie ber Seib unb bie i^m formgebenbc
Seele, f)at in ber !atl)olifd^en .^iri^e nie aufgeprt, für hm religi-
öfen Unteriid^t ma^gebenb ^u fein.
^n htn apoftolifd^en (Sonftitutionen (lib. VII u. VIII), meldte
bem 3^itatter beg nicdnifd^en (5oncil§ angepren, ift folgenber 3n=
l^alt beg fated^etifd^en Unterrid^teä angegeben: ^mx\i irinitdt im

5IItgemeinen jum 35erftdnbni^ beä ^reu^^eii^en^, bann Sd)öpfung ber

SBelt unb beä ?0^enfd^en, göttliche 3Sorfet)ung in ber gü^rung ,3Ji^ö^^^
— fur^ e§ ift bie Summa beä erften ©laubenäartif elä, wie
man feine ^tu^Iegung auc^ "^eute nod^ mit ber göttliijen ^ropdbeu-
ti! in ber altteftamentüc^en ©efd^id^te üerbinbet. ^ann folgt ein
Sßei^eact mit ^reu^^eid)en, @ebet unb §anbauftegung , inbem ^ak^
d^iämuä unb ^-yorciämnä fi(^ begleiten, ^er nun eintretenbe Untere
rid^t Bezaubert hm ^weiten hi^ fiebenten ©laubenäartifet x)om (Bv-
(öfung§n)er!e be^ Sofineä. 5luf britter Stufe bann tommt ber Unter-
rid^t an bie eigentlichen ^aufcanbibaten, meldten erft ber t)olle ^n-
l^alt beä Stimbolumä, raiefern eä bei ber ^aufe befd^rooren werben
mu^, aufgefc^loffen wirb.
^o^anneg t)on ^erufalem, (^ipriClä D^ad^folger, umfaßt in feiner
gaftenfated^efe de fide et omnibus ecclesiasticis dogmatibus baä
ganje Unterrid^t^gebiet fummarifd^ unb fagt, ha^ eg in ^^^^f^lem

M Axiomata 1778.
^) De antiquo Ecclesiae statu.
} B^äfc^n^i^ (II ''^. 1 pag. 174) mobifiairt ^ieburd^ bebeutenb jeiite üor.-
^erige ü6erjc^roänglid)e 2leu^erung. über bie ünblic^e unb nnfd^aulic^e ©r-
ää^lungäraeije ber i2c|rift.
 — 85 —
^crlömmlid) H tüci^venb ber Onabvagefima
iDomit er baä
bie „ficiligfte
©^mBoUim imb
^rci^
faltig feit" ,^u fatedjifivcn , beffon
Sluäfegung &e3eid)net^).
Sßenn Tüir bie narratio beg ^I. ^tuguftin nd^er betrad^ten, fö
beiüegt fid^ bie}c(be am gaben beg (5i)mbo(iim3, obrootil baäfelbe noc^
nic^t Dov ben ^vofelijten crn)äl)nt i[t, x)om Einfang bi^ jum ©übe fort.

3e3fd;Tt)i^^ fefber gibt ^ci^f^nij^, roie ba^ apoftoüf^e (Sgmböiiim

in nnübertreffücfjer 3Seife bnr^ unb bnrrf) l^iftorifc^ angelegt fei,

nii^t bloä bie % ©efd^idjte felber in ficl^ ent'^altenb ,

fonbern and^
bie ?[RaJ5e, überhaupt ber @efd)i(^tgunterri($t neben
nad) n}eld)en
bem ^atcd)igmn^ ben kinbern gegeben werben t'ann nnb fott. ^aä
(Bijmboüim mit feinen brei ^^auptabt'^eilnngen ru'^t anf (5;in3elge=
fd)id)tcn ; aber e^ orbnet biefe nid^t nur in geraiffe ^erioben (S^öpf-
nng, (5r(öfnng, ^fingften); fonbern eä fa^t and^ baä @efammtge=
biet ^roifdjen Einfang nnb (5nbe ja letztem (5:nbe —
fo in eine —
(^'in^eit jnfammcn, bajj ein fortlanfenber bnrd)fid^tiger @ang ber ^•nt=
raidinng bie33al)n ^roifdjen jenen beiben $oIen fiiUt. ^ie brei S^^eilc
be§ (Stimbolnmä be^eidCinen bie großen Kategorien ber ganzen bibli-

fdjen (Sefd^id)te nnb Ub)m infoferne ben D^al^men fixr biefe. ®nrd)
biefe organifd}e werben bie (^in^etgefc^id^ten ^nr
3^^[<J^^ii^i^ff^ffwng
©efd^ic^te erhoben, ha^ tk ©r^dl^ümgen au3 bem alten ^efta=
fo
mente nid^t me!^r a(ä etmaä für fid^ ^efte^enbeg neben bem nenen
^eftamente erfc^einen; oietme^r im @t)mboInm werben alle ^^at=
fad^en nnter ben @eban!en beä neuen ^nnbeä gefteltt^), wobei W
(Bd)öpfung im ßid^te ber ©rlöfung unb ber erfte 5tbam atä 35or'
bi(b (i^rifti, beä ^weiten 5lbam, betrad^tet wirb, ©erabe auf biefem
3ßege lidfitet fid) bie gcfdjid^tlid^e ^erfpectiüe, bie burd^ ha^ (Bt)mbo=
lum l^inburdjreid^t. ^o ber ^ate(^igmu§ in biefem @inne bie Uh-
tifd^e ©efd^id^te auf^une'^men vermag, allem Dörfer als einjelgefd)cl)en

33etrad^teten feinen Ort anweifenb, nid^t nur nadl) ben Kategorien

breier einanber folgenber @otte§werfe, fonbern nad^ ben innern 'DD^o^

tmn ber burd)^errfc5enben göttlid^en @efd^id^tä=^äbagogi!, ba barf

in ber ^^t ber Kated^iämuä alä Dollftänbig bered^tigter D^eprdfen=
taut, fein ©d^ema alä innerlid^ft entfpred^enber D^a'^men für bie bib=
lif^e @efd§i(^te l^ingeftellt werben^).
3)arauä folgt, ba§ im @t)ftem be^ Kated^iämug ha^ S^mbo^
lum alg gefdl)id^tlid^ grunblegenber ^l)eil 'tim erften ^at^ einnehmen

*) Consuetudo apud nos istius modi est, ut per quadraginta dies tra-
damus sanctam ac venerandam trinitatem. Hier. 16 ad Pamach.

^) ^fiic^t roie Safeboro, ber bie %f)cni\a^e, al6 „im 2lrcf)io ber G^riften"
ober „im ©laubensbuc^ ber i^uben" fi^ Dorfinbenb, erjä^lt roifjen roitt. 35or--
rebe ju feinem Drganon.

') 3eäfc|nji^ II 1 pag. 486 ff,

 — 86 —
muffe, unb nidjt bcv "Decatoc^, roie c^ in ifutfjcrö 5tatcd^i§muö bei*

%aU ift.

(5ä folgt barauä weiter, baf^ roenii in beii evften bvei (5cf)u(=
jafiven bev llnteiTid)t gefd;ic()t(id^ gec^cbeu roirb, berfelbe auf baä
(Si)mbo(iiin fid; aufbauen muffe , md man fonft nur abgeriffcne
C*»^efd)id)ten, aber feine C^jcfd)id)te er^a(ten roürbe, unb rccif nur in
biefer Sßeife ber gefd)ic^tlid)c Unterricht eine organifc^e Unterlage
für ben barauffofgenben ^atecf)iämuä bitben fann.
^e^t erft rücrben lüir red^t üerftetjen, roarum atle fettigen
Wcikv, TDeldje fict) mit fatec^etifdjem Unterridjt befaßten, fo grof^ä
©tubium bem @t)mboIum ;^ugerDenbet, fo oiet barüber fatec^ifirt
unb gefcl;rieben (}aben. SSer möd)te nid)t bie ^o^e 2öei5!)eit ber
^ird)e beraunbern, -meiere bei ber ^aufe fc^on i^ren Äatec^umenen
entgegentritt, ha^ ©^mbofum in ber ,^anb, um ben gefcf)id)t[id;en
@runb für aUe^ fünftige Unterrichten ^u legen. SK^ie be(cf)rt unb
t)erpf(i(^tet fie bie ^aufpat^en, ben prften i^riftüc^en Unterridjt mit
biefer historia historiarum ^u begrünben. 35on biefer fate^etifc^en
33afiä — ^aufe unb @t)mbo[um — ^at fic^ bie ^ird^e im fiaufe
ber ^ö^^l^i^nberte h\^ je^t niemals abbrdngen (äffen, trots aller
gegent^eiligen 35erfud^e, bie fid) am (5nbe immer unpraftifcl) ermiefen.
^Ißaä ber bcutfc^e (Sdjulmeifter alä ^nf(^auungäunterridjt unb ^ifto=
rifc^e ^etl)obe im 18 ^al^r^unbert erfunben l^at, ba^ übte bif
erft
^iri^e auf religiöfem ©ebiete feit me^r benn taufenb ^ö^^^"- ®^=
fc^ic^te ift i^r ©runblegung für ben gefammten fated)etifd)en Unter=
rid)t. 3Bie fann bo^ 3^öl*i)^^fe ^^^K^' ^^atfad^e gegenüber ^u be=
Rupien raagen: „©rft bie Dleu^eit l§abe erfannt, raeld^en ^Mxt^ ber
er^a^lenbe Unterricht gerabe für bie 3^i9^^^ ^at"? II 2. 1
pag. 4.
D^lod^- me'^r, hk ^ird^e toill ben ^ated)i3mu§ unb ^umal baä
(S^mbolum nic^t blo^ leieren, fonbern auc^ leben, unb baburc^ bie
Söa^r^eit unb Sebenäfä^igfeit i'^rer ßeljre factifc^ bcmeifen. "^a^
l^iftorifd)=le5r^fte Sßort beg ©gmbolumä ^at feinen auf d) anlief) en
Kommentar in ber ^^atfadjcnfeier beä ^irdjenja^reä. ^er 5veftcr)C=

luä in feiner großen, einl)eitlid)en ^i^pofttion rairb fo ^ur tfi^MU

barftellung beä ^ated^i^muä, unb aB fold)e roirb er ^ai)v au§ ^a^v
ein ben ^atec^umenen grunblegenb jum 55eit)u^tfein gebracht. ®ag
ift W redete, lebenbige narratio.

5lber unfere beutfd^en DJ^et^obif er verlangen ein b r a ma t i f d§ e ^

(Sr^d^len ber (Sef4id)te: nun baä ift
'^l. gegeben in ber fatl)olif($en
Liturgie, ©acramente beftel^en auä einem Sßorte oerbunben
^ie
mit einer fid^tbaren @ac^e unb ^anblung, raoburd^ @nabenlel)re W
üeranfd^aulic^t tüirb. ^a§ Opfer unb ber gan^e ©otteäbienft er=
Tt)äcf)§t auä §anblungen mit Sßorten, fo ba^ baä ©e^eimnifj

bramatifc^ DOrgefteCft wirb, ^aä ^rama, fagt ber ^unftbramatifer

 - 87 —
^eüricnt, ift lebenbtg c;egcnrt)avtige ^anblung. 9^un
aber ift baä ^J^cf^opfcv nidjtä aiibcrg ah^ bic (cbenbtge ^cvgegcu=
lüdrtißuiig bcr einzig gvoj^n .r-^anbliuig bc^3 ^Irciippfcvö; alfo ^abcii
mx im (^^ottc^bicnfte ba^o SDvama aller ^Dramen, ^arum ift aud)
bie gan^c tat^oUfdie Stturgie brainatifd) angelegt. !Die ^affiou^ge-
fd)id)te Gljrifti nad) ben üier ©oangcliftcn, lüic fic in ber SI)anüod}e
gcfungen rairb, Idj^t bic .^ird^c bcrartig bramatifc^ aufführen, baf3
ein ^ricfter bic er^^äl)[cnbe D^ebc bcä (^öangcliftcn, ein anbevcr bic
be^j nnb ein ^Dritter
.^eilanbe^ bie Collen ber übrigen rebenb ein-
geführten ^crfonen übernimmt. T'arau^o '^abcn \[6) bie ^affton§=
fpielc entraidelt, n)e(d)c früf)erer 3^^* ii^ »^^^ 5lird)e felbft, fpdtcr
im 5v:ircf)()ofe ^^nr 2iuffü^rung famcn, nnb im 5(mmcrgauer '|5affionä=
fpiel bi^3 I)cutigcn ^ageä in ber ß-rinnernng fortleben. 5lel)nlid)
lüarcn bie STHnl^nac^tö^ nnb 5lrippcnx)orfte[Inngen, bann bie bvamati^
fd^cn 5tuffü^rnngen ber 5(nferftcbnng nnb .v>imme(fal)rt Sl^rifti, fo-
lüic ber ^eiL ©eiftfenbnng. S'm eid)ftätter ^^aftoralbtatt (1856
pag. 86) ifi fo(d) eine bramatifd^e ^cene ber ^luferftel^nng^feier
befdjrieben, anö n)e(d)er bic bialogifd;c gorm ber Ofterfeqnen^ Vic-
timae paschali abgeleitet ift. ä)ic fogcnanntcn „?Ofli)ftcrien", in
Spanien bic 5lntoä facramentalc§, trnrben im ?i}littelalter überall
gcfpielt, roobei ^roifd^en hm 3Sorftcllnngcn an^ bem nenen ^efta=
mentc gen)ö^n(id) bie baranf bc^üglid^en 3>orbilber anä bem alten
in lebenben ^-Bilbcrn cingefdjobcn iDurben. ©elbft bie Dflcformation
tonnte nnb luollte bicfe „gciftlidien ©picle" nidjt fogleid) abfd^affen
nnb Dcrwcrtljcte fie jur SBerbreitnng i^rer ^been.
;Daä inar t)on je^er bie ^iftorifdjc Sj^et^obe ber fatI;olifd}en
ilirijc , bie , bie b r a m a t i f d^ e
loa'^rc narratio a I) l n n g. ^* r ^

„^a ©tatnen bcr ^irdjc gleicl)fam üon i'^ren (Sonfolcn

fticgen bic
(;crab nnb bic 33ilber traten ^eranä auä iijxm D^a^men, bie fünfte
rcnrbcn üor bem ^uge beä ^^^f*^^^^^^ lebcnbig unb ücrmod^ten and^
tief nnb lebcnbig in^ ^O^enfdicn^cr^ einjngrcifen"^).

^ic bilbenben fünfte — Malerei unb ©culptur — mnjjten

fi^ cbcnfallio in ben ^ienft ber ^ird^e ftellcn, um bem ßaienDOItc,
befonberä bem ßcfenäunfnnbigcn , bie biblifd^c foroie bic ^ird^cngc=
fd)id)te 5U oeranfd^anlidjcn. (5d)0n ©regor ber ®roJ3c l^at bic Silber
„baä 53nd; für bie Ungele^rtcn" genannt; unb iric I)od; bic ^ird)c
bicfeö ^Mlbnngämittcl fdjüi^te unb um feinen ^^reiö ba^felbc fid) ent=
reifen laffen iDollte, ^do,Q\\ i^re mit dujjcrftcv ^(nftrcngnng geführten
Rümpfe gegen bie S3ilberftürmer ^).

^) ©cBaft. 33runncr. Unter Sebcnbigeu unb lobten. Pag. 38.

^) (Sd^on bn§ !ntf)oIifd)c 5!JJiltelQlter l^atte feine Silberbibct aud^

biblia paiipenini genannt. S)iefe Silbroerfe finb 2)QrfteUungen nu§ bem 2ehin
3efu mit ^arallelbilbern beä alten 33unbeg, in roctc^cm baö :j)ragmntifd^e 33cts
 — 88 -*

8o \\i a\U^, ma^ mx in bcr ht^oltfc^cn .^ird^c feigen unb

I;öi*cn , '^Qva\\\d)a\{[\d)nn(\ U)rcr 2q^xc unb bramati]'d)c (^r^df)(ung
a(ä 33cgrriiibuit(; bcriclbcn. *3J?ögcu bic protcftantiidjcn .^linber immcr=
I)iu mit i^rcr ^Bibet imtcv bcm 5(rmc ^uv (Bd)ulc ^icficu uiib barin
blättern unb (cfcn, fo gut [ie e§ ^hm t)er[tet)en; aurf) bie 33i6e( ift

ein tobtet 33u(^, bem erft burd) eineä 2el)rerä S[ßort l'eben gegeben
rccrben muf^ !^n ber .^irc^c aber ift bie ^ibct brama=
tifirt. 2öer baä üerftelf)en niill, barf nur bie Structur beö iBre=
üierä unb be§ ^ifjale für hcn '^eftct)c(u^ be^ ^ird)enja!)reg unb ben
l^errltd^en (Kommentar betradjten, raelc^en ^-ßroöpcr Cdn^- ^om
ranger l^ie^u gefc^rieben 'Eiat. ^ie ^irc^e unb alleä in i^r gteid^t
jenem ,§immel, n)e[d)er bie @(orie @ottf§ er^d^lt — coeli enar-
Tant gloriam Dei. ^ier ift bie ^bec ber narratio be§ ^(. 2lu=
guftin aufg fcöönfte realtfirt!

9^ e f u 1 1 a t.

Me§ 33iät)ertge ^ufammengefaj^t fann man fagen ^((e ^ate= :

d^etüer t)on (St. Sluguftin biä jet^t ftimmen barin ^ufammen deinen :

f ated^ etifdjen Unterricht o'^ne @ef(^id;te!

^n ber ^urd^fü^rung biefeä ©runbfa^e^ ge^en aber bie mv-
fc^iebenen 2luctoren weit auäeinanber, inbem jeber einen anbern 33e==
griff ^at t)on „fatei^etifc^em Unterrid^t" unb üon „&z]d)i(i)k" unb
t)on bem 35er^ältmffe beiber jueinanber. Um ju einem ftarcn )RC'
fultate in biefer !ate(^eti[(^engrage ^u fommen, mu^ feftgeftellt roerben:
1) 3Baö ift 3U t)erftel)en unter fated)etifd)em Unterrichte?
2) 3ßag ift ^u üerfte'^en unter @ e f d^ i c^ t e ?
3) Sßie ift bag gegenfeitige 35er^d(tni^ beiber ju benfen?

I.

^n ben oben befpro^enen «Sd^riften §irfd^er'ä, ^almer§, (Bru=

"ber^ä u. f.
w. ift immer bie D^tebe t)On ben göttlid)en Offenbarungen
unb i'firen 3:f)atfa(^en, x)om OffenbarungSgan^en, t)on ber 3^ee be§
Offenbarungögraedfeg, Don ^^rabition unb Sibel, fo ha]^ man meinen
fönnte, ha^ radre baä Object be§ fated}etifd^en Unterrichtet. 2Bo^I,
bag ift Object ber gefammteu ^^eologic, Object ber ©ogmati! unb
il^rer 9^ebenfdd^er , aber nie unb nimmer Object ber fatec^etifc^en
^l^dtigfcit. ^'in ^ated^et ift fein ^tjeologie^^^t^rofeffor. 8eit ben
erften d^riftlid^en ^a'^r^unberten , namentlid^ t)on ^t)rillu§ an, ift

ber fated^etifd^e Sl^^v- unb Sernftoff genau fi^irt in be.a Sßorte ^ate=

l^ältni^ ber altteftamentltd;en SSorbitber ju ben ^j^atfad^en neuteftamentlic^er

©rfüUung jur 2lnj(i)auung gebrad^t ift. ©olc^ bilblic^e 2lu5[tattungen, oft do^
i)ieu unb ^parallelen üon totftiüerfen, unb aßen jugänglid^ jc^mü^ten bie
2)omc, bie Statins unb ^ßatri^icrpufer ber mittelalterli^en ©täbte.

1
 :

— 89 —
d)i^3mu^, in lücldjcin bic Iicit. .Sttrcljc ade^ jufamincnfa[^t, n)a§ bcr
5tütcd)ct in lef)vcn, bcv .^atod)umoiic ^u lernen Ijat — Sumina doc-
tnnx cliriötiauic mit il)veu bvei c\a\\i bejtinimten ,slatet"\ovien : ^v}\n-
bolnut, 'DcMoii, (J.ultucjlelu'e (^ncvaniente nnb (^^otteöbien[t). ^cr
.siated)iou!n!S, als ^DJ^ebium ^iuijd)en It!el)i*cv unb (^djiUcv, ift alfo nidjt

bie C|öttlid)c Oficnbavuni3 uub il)ve (s3c|c^td)tc, ©djrift unb '^rabition,

int {^H'OJien unb C^^anu^n, fonbevn al^o verbum abbreviatum , afö
^Jiild) ben .^leinen ^ubcveitet. ©avnm töuucn aud) unfere beut[d)en
.Siatedjetit'ev, nad)bem fic ein ßauc^eä unb 33rcite^ über göttliche Offen-

barung unb OfienbaruniVjtf)atfad)cn ßefdjriebcn f)aben, nid)t um^in,

ein^ugeftebcn, baf^ c^o fid) I)icr bod) blO!3 um einen „Slu^^^ug'' aus
(Sdjrtft nnb Irabition I)anb(e. '^Iber aud) I)ier gibt fid) §irfd)er ben
'>üifd)ein, al^ ob biefcr Dffenbarungö^^ln^o^ug erft ju mad)en radre,
unb feine .^atcd)etit^ ftellt bcf^n^egen bic Diegeln auf, nac^ rcelc^en
etUHi ein ^ogmatitprofcffor folc^ einen .*i?atec^i^mn3 ft)ftematifd^ fertig
bringen tonnte. 5Iudj J-röI)lid} bcfinirt ben ^atedjigmuä alä „^luä-
5ug a\\^ ber Scl)re ber tatI}o(ifd)en ^ird)e über baä gegenfeitige 33er-
i)aitnif^ (^^otteä unb ber Söelt", unb fängt bann feine ^atec^'i^mu^^
wirbelt an ^n fi)ftematifiren, ai^ ob e§ feit 1 800 ,3ci^ren n0(^ feinen
tird}lid)=fcftgcfte(Itcn .STalcdjiämuö gegeben Ijätte.

Tagegen I)at ©ruber anöbrüdlii^ Ijeroorgeljoben, baj3 man fid;

bic Dffenbarung^tljatfadjen nidjt felbcr beliebig ,^ured)t legen bürfe,

fonberu baf5 man fidj babci an hm firdjlid; approbirten ^atei^i^mug
^u t)a(ten Ijabe.
5Benn alfo üom fated^etifd^cn Unterridjt gefprod)en rairb, fo
muffen rüir, um nid)t in ben ^'lebet liineinjureben, unä benfelben gau^
concret in ber gorm beg ^atedji^Smuä benfen mit feinen brei
H'ategorien: (5t)mbo(um, ©etatog unb (Miltu^(el)re.
SDaä mot d' ordre: „^ein fatcdjetifdjer Unterridjt o'^ne @e=
fd)id)te" — n)irb fomit Ijeifeen: ^cin ^ated;iämuä o^ne @e=
f4icf)te. 5lber wa^ ift tjier (Sefd;id)te?

IL
^k fi}ntf)etifd)e ^^itofop^ie fteüt ben ©runbfai) auf: „2ßo=
Don @efd)id;te {ha^ ^eif^t bie innere unb äuf^cre @r=
bie

faljrungj lcl)rt, ba^ eä ift, üon bem foH bic ^!)i(ofoptjie (el}ren,
baf3 eä fo feiu mufj. SDaä ift bie befanntc Dteconftruction a priori
beö a posteriori ©egebenen'' ^). ,3^^ biefem ©inne fagt ©djcKing
„,3;eber Unter rid)t, ber nid)t aug ^^Hnncipien gefdjieljt, ift feiner 9^a=
tur nad) l)iftorif d)" '^). So I)abcn bie ^JMionaliften an§ ben
S^ernnnftprinctpien fid) eine Dlaturrcligion auf ganj
^^uredjtgcrid^tct
apriorijdjcm ^li^ege. tiefer ^fiaturreligion gegenüber betonen ©ruber
unb anbete auf'ä entfdjicbenftc bie Ijiftorifd^e ^et^obe, gcmd^
1) Äleutgcn, ^^itojo^^ie bcr S^orjcit I 630.

"") ^id^te^^Riet^ammer, «p^ilof. Journal VIII 159.

^^öUxl, ©t. aiuguftin. 12
 — 90 —
Tüelc^ev man bcn ^'atcc^iämuä auf bie Offcnbarunt^ät^atfad^en ber
c^riftUd;en yteüt^iou bafircn müffc, auf (^ijriftuö unb auf bie Äird)e.
^ie :^ofung I)cif^t: ^tciu ^l'atcdjiömuö ol^ue C^icf ct)icl)tel
§icr ift ,;^u bcmerfcn, baf^ bcr ^luöbvucf „^iftorifd)c Wld^o'ot",
im aderroeiteftcu 6inne genommen, auf alle ßc^rfdcf)er an^umenbcn
ift unb nid)tä lüenigev alä für ctraaä bcm faterf)etifd;cn Unterridjtc
(Bpe^ififd^eg gelten tann. (Selbft in ber ^^f)i(ofop^ic ift bas rein
fpnt^etifc^e 3[^erfa^ren nie gelungen unb muffte baä fi)ntf)etifd)^ana'
Igtifi^c, alfo bag ft)ntl)etifc^4iftorifc^e angeroenbet raerben. (vbenfo
fommt bei allen allen^ (^egenftänben
i^eologiefäd^ern foraie bei
ber 35ol!äfd^ule, weil a priori nid)t conftruirbar, bie Ijiftorifc^c
^etl)0be in ^ermenbung, rödlirenb ©ruber, .^irfc^er u. f. w. bie=
felbe aB etraag ganj (Spe^ififcleä für ben ^atec^iömuä ju forbem
fdieinen.
Uebrigeng ift mit bem 6a^e: „ber fated^etifdje Unterrid^t ift

nad^ ber l)iftorifc^en ^etliobe ju ert^eilen" — gar nic^t^ rceiter

gefagt aB mit bem Dfiufe: ^ein ^ated)igmu§ o^ne @efc^id)tel SBo-

bei ids) immer x\oä) nid^t n)ci§, raaä benn Ijier unter ©efc^id^te mv-
ftanben fei.

SDie einen üerftel^en barunter: ber Dteligion^unterric^t foU, ber

^inbeänatur entfprec^enb, nic^t in abftracten Öelirfdt^en gegeben, fon=
bem burd^ 33eifpiele, gabeln, ?[Rdrd)cn, moralifc^e ©r^d^lungen, fo=
wie burd^ ^orftellung von fe^aracterbilbern au§ ber profan- unb
befonberä auä ber biblifd)en @cfd)id}te x)eranfd^aulid;t iDerben.
9^un biefer ©runbfat^ be§ anfc^aulid^en Unterrichtend für gilt aber
alleSe^rfdc^er ber 3Sol!gfd^ule, nid)t bloä unb auc^ nid)t fpe^ieK für
ben ^ated^iämuä. 5lud^ bie (^ofratifer ^aben ilire ^aturreligion burd^
eble 33eifpieleau§ bem Seben „be^ '^löeifen Don 9^a3aret§" ben Äin=
bern faßbar gemad)t. SBenn rair tat^olifd^e ^atcd^etcn fer^d^lungen
auä ber 2;l)icrn)elt, au§ ber raeltlid^en unb biblifi^en ©efi^id^te ge=
braud^en: raag tliun roir ba bcfonbcr^? ^ag tl^un auc^ hk §ei=
ben, aud^ bie D^ationaliften. ^nf'^t'^^^ ^-f^
^^^ ©efd^id^te unb ilire
(jT^d'^lung (narratio) nid^t eine befonbcre ?0^etl)obe, fonbern nur ein
bibaftifd^eg ;Oel)r mittel, (Sineg x)on fielen, um x)om (Soncreten
gum 2lbftracten fort^uf erretten.

5lnbere laffen bie l)iftori|»$e ^etljobe barin befielen, bajs hk

Se^rfdt^e ber D^ieligion au§ einem einzelnen göttlidjcn Dictum ober
Factum, ober aber auä einem ganzen biblifc^en ^ud^e, raiefern eä
©otteä 2Bort unb ©otteä ^l^at cnti)dlt, abgeleitet werben. Södl)r=
enb alfo bie ©rften x)on religiöfen fie^rfdl^en auäge'^en unb biefclben
burd) 33eifpiele, ©efd^id^t^er^d^lungen unb 8d^riftte^te üeranfc^au^
lid^en unb bcftdtigen: gelten biefe 3^eiten t)on einer @ottc§t^at ober
einem biblifd^en Se^te au§, um l^ieraug beftimmte ©laubenä- unb
(^ittenlel^ren ju bebuciren, unb ha^ nennen fie „^iftorifd^e ^et^obe".
 — 91 —
5tu(^ bie (Sofratifer tragen 9flc(igion§tt)a!)rl^eiten t)Or, rote fie un§
auö bcn c^ött(i(^cu Offenbarungen befanut finb; aber fo, baf? ftc bie=
felben DOr^cr au3 isernunftgriinben entiüicfetn unb bann erft bafür
bie factifd)en ^eiüeife auä bcr Offenbarung ^in^ufügen. roirb ^im\i
ber 33ernunftbegriff ^. 33. von OTmad)t unb ©ered^tigfeit ©otteä
^aarHcin befttmmt; unb bann laffen ftc bie 5Iutorttdt ber gött(id)en
Offenbarung ^iutcn nacbt)in!en; (*»5ott fe(ber ^abe btefeä tu ber l^eil.

(Sdjrift in bicfem ober jeitem Zciic gerabcfo oon fid; gefagt. ^Diefe
3Jtet()obe tüirb üon ©ruber ^) alä eine für !atl^o(ifd)e ^ate^eten ganj
fel^ter^afte ncriüorfeu, unb bagcgen jene ^mdic aB allein rii^tige W
empfohlen, iDcldje ben gött(td)eu 5luäfprud) aB bie eittfd;iebene 3ßa!)r=

Ijeit aufftcllt unb ben ganzen Untcrridjt auf bie 33afiä ber 5tutoritdt
©ottc^ grünbet. ^ie fo von @ott mitget^eiüe 35orftettung muffen
xoix nun nad) ben 9ftegclit ber .tated)etit erläutern, auf 'am innern
3uftanb uufercr 'D^atur anraenben unb auf .^er^ unb Sßillen roirfen
laffen; baburc^ nur n3irb ber ^mtd beä fatedjetifd^en Unterrii^teä
erreid)t, ber fein anberer fein fann unb barf al3: Untertüerfung
uitfereä ©rfennenä unter bie (E-rfenntnif^ ®otte§ nnb unferä 2öillenä
unter ben ©otteä^).
5hin, auf 5luctoritdt ©ottcä unb ber ^irdie grünbenben
biefe
5(u5fprüd)e unb SSa^r^eiten bilbcn zbm ben ^ated^iömuäftoff; roo
bleibt beitn ba bie @efd)id)te? ^a, fagt ©ruber, Ut gange D^eligion
ift gefd)id)tlid} geoffenbaret. 5luä ber ©efc^ic^te ber ©rfd^affung unb
beä TValleä ber erften ^enf^en laffen fid) bie begriffe t)On "om
göttlic^eit ©igenfd)aften, üom (Slenb ber «Sünbe, ron bem ©lauben
an ben (Srlöfer ableiten. @o Idf^t bie gange *3Jloral au§ ber ©e=
]6)iä)k ber ©efet^gebung auf (£inai, bann auä ben 5luäfprü(^en ^efu
fid^ beibringen, ^ie ^el)re x)on ben ©acrainenten ift gang auä ber
l^eiligcn G^efc^id)te Ijergvtleiten, in roeld^er bie von ^efu getroffenen
©nabeitanftalten entl)alten finb.
SBd^renb hd ber erften 'DD^et'^obe bie ©efc^id^te (narratio) gu
35eranf(^auli(5ungögn3eden nur neben mtb nad) bem ^atec^iämug
^lat^ finbet unb fic^ gu biefem rein dui^erlid^ t)erplt, ge^t nad^
©ruberä ^ebuctionämet^obe bie ©efc^ic^te bem ^atec^iämuä üorauä
unb geholt gu biefem roef entließ nnb ungertrenitlid^. SSenn aber ber
ßel)rbegriff beä ^atei^i^mu^ nur auä ber ©efc^i^te abgeleitet ift, fo
folgt, ba^ bie ©efc^ic^te alä folc^e nid)t ^w^d beä fated^etifc^en Un^^
terrid^teg ift, fonbern nur ein Mittel, burd§ roeld^eg bie ^ated^iä-
mu^raalir'^eiten gewonnen roerben.

^) ^ated^, SSorlefungen ju Cap. 3 de cat. rudii)us.

2) Loc. cit. pac^. 38. ©ruber ptte neben ber 2luctorität ©ottcö aucl&
bie ber Hirc^e ^erDorf)eben unb nic^t bloö ben göttlichen Sluöf^ruc^, fonbern
aurf) bie 2tu§]>rücE)e ber ^irc^e atä jene entfd^iebenen 2Ba^r§eiten J^inftenen
bürfen, welche fatec^etijc^ gu erläutern unb gu be^anbeln finb.
12*
 — 92 —
2öaä (Mrubcr ]a(\{, ift (^aii^ lonfjv; aber er t)Qt bic ^Ql)r()cit
Tiid)t qau^ c^cfac^t. \)lad) i()in ludro bic (sk')d)ld)to nur ba^ /"voriiinl-
^U'incip bcö .Slatcdjioimiö, bcneii illHi()r(}citeii lüir i](aiiben, lücil jic

(^cfd)id)t(id) von (^jott geoffenbart finb unb mitfjin auf ber 5(uctoritdt
(^otte^ bcrul)cu unb bat)on fidj ableiten, 'ilber {)iemit ift nid)t ba^

©an^e (^efaqt; benn lüir qtaubcn nid)t b(05j, tdcü (^jott eö qe)d)id)t=
lid; geoffenbaret !)at, fonbern and) auf bic X^atfadjc ijin, lücil bie
^ird;e baöfclbe gu glauben üorftcKt. 3^^^ AO^inalprincip beä
fat^oüfdjcn @(aubenä gef)ört nid)t b(oä bie Offenbarung C^)Otteä,
fonbern and) baö tt)atfäd;[id)c ^i^orftcUen üon Seite ber Äirdjc; unb
biefeä 3^^^^^ ^t ©ruber ^wax in ©cbanfcn ge()abt, eä aber nid)t
auggefprodjcn. SDer 5tatcd)et foll nad) i^m a(^ 33otc (sjotteö le()renb
auftreten; baf^ er aber au(^ namenä ber tird)üd)en ^uctoritdt ror
bem Mnbc fte^t unb Icfirt, baä Ijat (trüber !)crt)or^u^cbcn nntcrlaffcn.
^arum !ommt bei i!)m YOof)i bie bibtifdje xDffenbarung, aber nic^t
fo bie ^ird)c nnb il)re @efd)ic()te jur redeten ©ettung, raie eä bod)
M 8t. 5luguftin ber gall ift.

3tnd) na(^ einer anbern Seite l^in ift ©ruber'ä ^Begriff ber
narratio nid)t erfd)öpfenb, inbcni er bie (55efd)ic^te nur atö yyorniat'

^rincip be^ ^ated}iämu^ bcfjanbctt, u)äi)rcnb ber ^äi. ^iluguftin

biefdbe an(^ aB beffen ©toffprincip barfteüt. tiefer er^dl)It

in feiner narratio bie unb ber ^irc^e unb fragt

@efd)id)te ß^rifti
am Sdjluffe feinen S($ü(er, ob er biefeä Cf-r^d^Ite glaube —
an haec credat? (Jr fragt nidit etroa: G)(aubft bu jet3t, rocil
6;^riftuä unb bie ^ird)e biefeä ober jene^ fagt; fonbeni ba§ ift

bie 5^*age: ©laubft bu bie ^!)atf ad) en, raeli^e bu fo eben oon (J^ri=

ftuä unb ber ^irdje ^a[t er^d^Ien ^ören?

^almer l^at in biefer 33c,^ief)ung einen inl^alt^fd^roeren (?eban=

!en auSgefproc^en. 5Der Untcrfc^ieb ^raifdjcn ber rationaliftifc^en unb
tjiftorifc^en ^et^obe bcftel^t ha^ wir bie ^u er5df)=
nid)t barin nur,
lenben @efd)i(^ten nid)t felbft auä ber Offen--
madjen, fie t)ie[mef)r

barung§gef(^i(^te nc!)men, fonbern auc^ barin, ha^ fie ung nic^t bloä
Mittel pr ^arftellung, ^ur ^eranfdjaulid^ung t»on Se^ren finb,
fonbern ©elbftjraed; nidjt um ber 9hil3ann)cnbung, fonbern um
ber @efdji(^te felber u)illeu, lcl)ren rair bibtifc^c ®cfdji(^e. ^k^
folgt auä bem 35erl)dltnif3, in racli^cm obiecttü bie I)ei(igc (Befcl)id)te

^ur l)eiligen ße^re ftel)t. 3f^ etina jene nur eine Jolie für biefe?
50^it nickten; bie @efd)i(^te ift um i^rer felbft loillen gefdje^en ; nic^t
barum ift (5^ri[tu§ geflorben, bamit voiv fc^öne Se^ren über ben
?(Jiut^, für bie 2©al)r^eit felbft baä Öeben gu laffen, barau^ ^ögen;
fonbern er ift geftorben, bamit fein Xob dn y^actum irdre; nic^t
ba^u ift er auferftanben, bamit mir fcl)önc ^2lnraenbungen über bic
imau^bleiblic^e Krönung ber ^ugenb mit @lücf, @§re unb Unfterb=
lic^feit bax)0n mad)en, fonbern bamit er ein lebenbiger §err unb (5r=
 ~ 93 —
löfcr lüärc; iiiib fo ift iiborall bio i:;öttli(^c (^efd^idjte um i^rcr felbft
luilloii \)a M-
TiOd) bcutlid)cv lä|>t fid) bicfc^o i>cr^(tiü[^ jraifdjcn (^öttüdicr

(^)cfd)id)tc uiib ("löttlidjcr M)vc ]o nuöbrüdcu : ^idji beJ^iücc^GU b(o3

ift C^f)viftu^ aufcvftaiibcn, bainit iDir eine (^)(aul)cn^(e^rc bar)on ab=
leiten, ©niOcr fac]t, foiibeni bic 5luicv fteljuug (Sl^rifti
lüie ift

felbft eine @laubeuö[cl)ve; uub lüdjt blo^3 beinüegcn f)at

6()vi]tibo eine ^tii'd)c öejtiftot, baniit luir auf i^rc ^2luctontdt l^iu

(glauben, fonbern bic ilirdic uub il)rc factifd)e (^-^üfteus ift felbft mi
('^Uaubcuv?artite(. C'redo Kcclesiain catholicani. ^^^^'^^tnücit bie
(^e]d)icl)to uüb bei* 5tivd)c fe(b]t otoffpriucip bc^3 @(aubenä
üfjrifti

ift, baviu liegt ber DoKe 53cgviff bcv ii^^rratio beä ^eiltgeu ^(uguftiu.
An haec crcdat?
^}mn aber ^^Hilmcr meint, bic göttlidic @cfd^id)te fei überall
um ifjvev felbft lüiKeu ha, fo gcl}t biefc ^cl^auptuug .^u UDcit; wiv
müffcu uielme^v bveicr(ei ^^atfadjcn bcr ^. @cfd;id)te uutcvf^^^ibcn.
SDie (5-näblungeu uon ber dinil), üon ZoVia^, t)Ou ©oboma u. f. ra.
finb an fid) luabr nnb ^^u glauben, aber fie ftub fein articulus
l'idei unb ^uuädjft ba^u porgctragcu, um moralifdjc ßel^rfäl^e barauö
abzuleiten.
5(nbere (^T^dljluugcu 3. ^.
Sßunbcrn (S^vifti, üonvon \)^n

feinen (,^3lcic^niffen
f.
u. anbcrem
m. bcu ^voi:d, \>a^
l^aben unter
bogmatifd)c 3BaI)rl)citeu barau'^ bebu^irt racrbcn^). 3)anu aber gibt
cö geiüiffe (Srunbtl)atfad)cu im Seben 6f)rifti uub ber ^irdjc, raelc^e
uidjt blo^ an ftc^ roa^c unb glaubraücbig, aud^ nid^t bloä aB ^e=
bium ba finb, um barau^o anbcrc bogmatifcfje uub moralifdje 2öa'^r=
f)eiten abzuleiten; fonbern bie bie ©ubftan^ bcr göttlid)en Offenbar^
ung auömadjcn unb iljrcn 3^^^^^ ^^ \^^ \dhcx Ijaben; uämlic^ hk
brci@rof5tf)atcn ber aUcrbeiligfteu !Dreieinigfeit: ©djöpfung, (5r=
löfuug nnb ."peiliguug bcö Uninerfumö. ^a§ finb uic^t
etioa 3änlcn unb (Strebepfeiler unb ^af^ioerl^, raie 'ok übrigen
Dogmen unb ^T^oralgebote, fonbern ba 'f)ahzn rair bie @runb= uub
(Seitenmauern, htr^ baä Corpus beg (^(aubeuögebdubeä felbft^).

^almefg Ä^ated^eti! pag. 143.

^) Sarum l^aben foldje ^J^atiac^cnberid^te einen l^iftorifd^en unb mgfts

ijd)?n ©inn. Miracula Domiui et .Salvatoris iiostri sie accipienda sunt, ut
et in veritatecredantur facta et tarnen per significationem nobis aliquid in-
nuant. Opera ([uidem ejus et per potentiam aliud ostendunt et per myste-
rium aliud loquuntur. Gregor. Hoin. 2 in Evang.

^) ®et 2;^omü^ unterfd^eibet in ber ^1. (Sd^rift Seiten unb X^aU

^[.
fachen, lüelrfie an
Ölaubenäobject unb Gnbgroecf bes ©loubenä finb
]i6) bann ;

anbere, lüelc^e jroar auc^ ©iauben^object finb. aber boc§ eigentlich nur in ber
Stic^tung auf anbereö. Aliqua sunt credibilia, de quibus est fides sccun-
dnm se; aliqua vero sunt credibilia, de quibus non est fides secundum se,
 >- 94 —
üDiefe C^jriinbtf)atf ndjcn finb (M c f d) i d) t e unb l! c ^ r e ;^ u q ( e i c^

unb a(ö fo(d)c im ^pmbodim a(ä formelle (Mfauben^raa^r^eiteu ev=

gdl)tt unb artifulivt. .f}ter, aber nur (}icr ift bie (s3otteöqc|d)id)te
nii^t mel^r üor, neben unb nac^ ber (^otteö(e()re bcö 5lated)i6mu^
fonbern im ^atec^iämuä [cfbft. !Daä i[t ber eiqcntlidje Catcchis-
mus historicus; baä 6t)mbo(um ift ber f)iftorifd)cn ^et^obe gc=
mäf^ conftruirt. 2[Baä bie narratio beä ^eiligen ^iluquftin für bie
^rofel^ten wav, baä wiU baä ©nmbolum für bie iaufcanbibateu
unb für bie ©etauften felber fein.
5Dag @t)mbo(um ift aber nidjt blog bib(ifd)e C^efdjidjtc,
fonbern jiugleid; Stbrifj unb ber !ird)(idj feftqefet^te D^at)men ber
^ i r d) e ng e
f
d^ i unb ^mav in einem boppelten (Sinne.
(^ t e,

2öie bie einzelnen Sauber unb 33ö(fer im Saufe ber 3'a^^'^un=

berte um i^re potitifc^e (Jriften^ gerungen, fo baf^ i^re 03efd)id)te ^u-
meift mit ^(ut gefc^rieben ift: ebenfo muffte bie Äirc^c burc^ ein
Huttgeä ?0^arti)rium fic^ ii)v ^afein erfdmpfen, unb racit jebeä ^ogma
eine S^^iften^frage für ik ^irc^e ift, raar fie ge,^n)ungcn, ben Reiben,
^uben unb §dretifern gegenüber bie 8(^(ac^ten be§ öerrn ^u f (|(agen
unb gleic^fam jeben ©taubenäfa^ au§ ben ,^anben ber ^^einbe ^urüd^
^uerobern, raie man geftungen erobert. <So begeid)net jcber rs3(aubcnä=
3lrti!e( einen ^rieg, einen (S(^Iaci^t= unb (Siegeätag in ber ©efc^ic^te
ber ^ird^e; infofern (ä^t ]i6) an ber ,§anb beg ©gmbofumä ben
©d^ülern ber p'^eren klaffe alleä er^al^ten, raaä biefelben üon Äirdjen-

©ef^id^te ju raiffen brauchen.

5lber nod^ in einem anbcrn Sinne ift baä Spmbolum n)efent=
üd^ unb n)a"^r^aft ^ird^engefd)ic^te unb f)iefür grunbtegenb aud) in
ben untern klaffen ber 3SoI!gf(^u(e.
3esfc§n)i^ brüllt biefen (gebauten aug unb fagt, ba^ baä (5t)m=
Bolum rermijge feiner gaffung felbft — bie ©efcS^i^te burdjaug nic^t
in i^rer reinen Objectiüitat raiebergibt; üielme^r ade ^^atfadien
unter ben @eban!en beä neuen 33unbeä ftetit, fo baj3 3.

^. ©d^öpfung im erften ©lauben^artifel üielmel^r ju einem Untere

bie
pfanbe ber ©rlöfung unb in ha^ Sid^t ber 35er^ei§ungen gerüdt
lüirb ^). ^ie attteftamentlid^e 33ibe( unb i^r 3^^^^^ ]\nM gan^
sed solum in ordine ad alia: sicut etiam in scientiis quaedam proponun-
tur, iit per se iutenta; et quaedam ad manifestationem aliorum.
Quia vero fides principaliter est de bis, quse videnda speramus in
patria (Hebr. 11. 1): ideo per se ad fidem pertinent, quse directe nos
ordinant ad vitam seternam; sicut sunt tres personse omnipotentis Dei, mys-
terium inearnationis Cbristi et alia bujusmodi etsecundumista dist- ;

in^uuntur articuli fidei. Quaedam vero proponuntur in s. Scriptura

ut credenda, non quasi principaliter intenta, sed ad praedictorum manifesta-
tionem, sicut quod Abraham duos filios babuit et alia bujusmodi, quae nar-
rantur in s. Scriptura in ordine ad manifestationem divinae raajestatis vel
inearnationis Christi. Summa IP qu. 1 art. 6 ad 1.

') Sn\^rox^ II 1 pag. 487.

 — 95 —
t)erf(^iebene ^Sertüerf^ung unb 33cbeutung, je nad^bem fie üon einem
^oiititer ober .v>i[tovtfev, -dou einem ^vofanfd)vift[teIIer ober einem
i^eologcn, üon einem ^n^^^^ ober einem (^^riften, DOn einem (5^e=

geten ober ^atedjcten bel)anbc(t nnb in^ ^(uge gefaxt roirb. gür
im .slatcdjeten l)üt bic biblijdje @cfd)idjte alten 2;eftamentä nur fo
Diel oinn unb ^cbeutnug, alä fic in ben klugen (S^rifti unb
bcr ^iv^t befugt, ©ic ^iri^e (S^rifti i|t eS, au§ bereu §anb
unb ^D^^unb roir bie biblifd^e @cfd;idjte unb bereu einzig rid^tige
5luölegung empfangen. B^^^^^^f ^^^^' ^^ ^2^' ^ated)efe erjd^lt bie
le^renbe 5lird)e ifjren .^atei^umeucn nid^t dou ben ^Intiquitdten beä
jübifdjcn (5iDil= unb (Seremouialgefet^e^, meld^eä für unä (S^riften \a
nidit Derbinblic^ ift; aud^ nid^t dou hzn ©inaigeboten, raiefern fie
33unbc^jgefel^ ber iübifd^en 3:^eocratie maren; fonbern fie fd^aut hk
altbiblifd)e @efd^id}te mit burd;aug i^rifttid^en fingen, lieät i^re eigene
Urgefc^idjte l)erauä, um fie i^ren ^inbern alä fold^e ju erjäl^len.
3Saä an Offenbarunggroaljr'^eiten 2:eftamenteä
in ber 33i6el alten
auägefprodf)en ift, fajst fie im ^riftlid^en ©inne; raag an @es
boten unb göttlid^en ^norbnungen bort ent'^alten ift, finbet ^ier nur
3}eru)cnbung, raiefern eä mit d)riftlidjem ©eifte fid§ erfüllen unb jur
©eltung bringen Idf^t. @elbft bie ©efd^id^t^beifpiele x)on ^obiag,
9^ut^, !^oh u. f. m. raerben nidjt im ©inne ber jübifc^en, fonbern
ber d)riftlid^en i)^oral cerraert^et ju bem ^v^^ä^, d^riftUd^e Zu-
genbcn baburdj anfd^aulid^ unb nad^a'^menäraertl^ §u mad^en.

^aä @leid)e gilt aud^ x)on ber 33ibel neuen ^eftamenteg ; hk-
felbe ift nic^t etma gur ^riüatlectüre unb ^um ^xmdz l^iftorifd^er
(Btubien ober angenel)mer Unterlialtung bem ^in^elnen in bie §anb
gegeben ober aB Untcrric^tägegenftanb für eine gan^e ©c^ule be=
ftimmt; fonbern raieberum ift eä W l) eilige ^ird^e, raeld^e attein be=
red^tiget ift, biefe ©d^rift in i^rem (Reifte ju erHüren unb W barin
enthaltenen (^Jcfdjid^ten un^ ju erjd^len in ber 5lbfid^t, bie religiöfen
Söa^rl^citcn unb hk (Sittengebote beä (S^riftent^um^ baburd^ jur
^enntni^ ber Sßelt 3U bringen, ^odou baä §ei\^ ber ^ir(^e üoll
ift, baDon ge'^t i'^r Wlnnh über: bie ex)angelifd;en ©r^d^lungen x)on
(j^riftnä, ^enfd^ra erbung, feinem ßeiben, feiner 3luferfte^=
T)On feiner
ung u. f. n). finb il)r nic^t bloj^e ^-rinnerungen an langftx)ergangene
3eitcn, nein biefelben mad^en ^eute nocl) i\)v ganjeä ©lauben, ^offen
unb j^ieben auä, unb roenn fie havon er^dl^lt, fo gefd)ie^t eä nur,
um and; in anbern ©laube, §offnung unb Siebe ^u ent^ünben.
^ef^mcgen fagt bie ^irdje bei ber traditio symboli ^u i'^rem !^auf=
^anbibaten nidjt: Narro Deum creatorem, fonbern fie betet
t)or: Credo in unum Deum, bamit jeber berf elben n a d^ b e t c
Credo in unum Deum ....
©ie ^ird^e fagt mit iRe^t: „^d^ lebe, bod^ nid^t x6), fonbern
6^riftu§ lebt in mir." !^n^QX\\ fie alfo baä ^iUn d^rifti er^dlilt.
 — Of) —
f)ai fic ein Bind i()rcv ci(^cncn C'»5cict)icl)U' cv^äl)lt. v^ic n)iU (^^viftiim

unb feilte Xf)nteu uidjt blo^ im (Mebäcl)tnifjc iiiib iin ^^ciftanbc t)aben,
foiibeni aucl) iin A^cv^eii; baniin (iciiüfjt e^S i()v iiidjt, bic (^H'id)icl)tc

^1)xi\ti ,^u glauben inib im ®i)mbo(um niibcni alä (M(nnbcuöartite(

t)or,vi[tcI(eu ; nein fie iüÜ(, wa^ fic qlaubt, and) (eben unb beten,
unb ^^u bicfem .^mect'e feiert fie im ^eftci)C(uä bes ^irdjenja^reö bic
(55ef)eimniffe beö oi)mbolumä aUjäfjvlid) auf'ö neue, ^m Veben ber
j^ivd^e rcieber^olt fic^ baä !^eben (^^rifti. ^^nbem bic itatedjumenen
an ber ^anb beä 3r)mbo[um6 angeleitet n^crbcn, bic t)ci(igen >^eiten
beä Mrd)enja!)reö liturgifd) mitzufeiern, raerben fie in baö liebenunb
in bic @efd)ic^te (£^rifti unb ber ."ilirdje felbft — burcf) 3ßort unb
^l^at eingefüljrt. ^aburd) allein rairb ber '^mcd ber bib(ifd)en f^je^
fc^idjtöer^ä^lung erreid)t, roelc^er, raie bie preuf^ifdien ^egulatiüe fid)

auäbrücfen, barin befielet, „b a f^

e i n Cr^ r i ft c n f i n b bie b i b ( i f
d) e

@ef(^id)te an unb in fid) erleben ]oii."

5luf biefe Sßeife ift ba^ 8i)mbo{um
u n g nidjt bie ©runb ( e g
Uo^ be§ ^atec^i^muä, fonbern au^ ber biblifd)en unb ^ird^en-^
@efd)id)te. (5in anbere^ fate(^etifd)e^3 ivunbament fann niemanb
legen, al^ 'oa^ bercit^o ^m gelegt ift burd) bie .tirdjc; raer baüon
abn3eid)t, l)at auf (Sanb gebaut, ©aljer finben roir in ber Literatur
über biblifdjc @cfd)id)te, namentUd)
bei ^roteftantcn, einen S[öirrn)ar

wie ju ^abe(, rüo cau'o itiemanb fing raerben fann, um fo roeniger,

Tücil biefe ©d)viftftellci' fic^ fclber in ber (Sac^e md)i tiav ftnb unb
fein ^^rincip ^n finben röiffen, ob ber Unterrid)t mit ber (ikfdjic^te
beä alten ober neuen "^eftamenteä anzufangen \:)abQ] fein ^n-incip,
nad^ U)eld)em bie ^luöraa^l ber biblifdjen @efd)id)ten, weit bod)
alle ^ufammen uid)t er^d^tt roerben fönnen, beftimmt unb begrenz;!
lüerben foll. 5lm raenigften roiffen [ie für bie ^ird)engefd)id}te \)a^
rechte '^a^ unb ben redeten ^lal^ ^u finben, obino^l fie ^ngeftelien
tnüffen, ba^ biefelbe raefentli^ ^um fated)etifd)en Unterridjt gehöre,
gür all biefe fragen l^at bie fat|olifd)e S^irc^e in i^rem ^aufft)m'
bolum Icingft unb in einfad^fter SScife bie rid^tige Söfung gefunben.

^e^fdjrait^ "^at maffen^aft literarifd}e§ ^Jlaterial über bibfifd^en

(S5efdjid}tgunterricl)t ^ufammengefc^teppt, ol)ne eg gcifttg üevarbeiten
gu fönnen; —
eä bleibt rudis indigestaque moles. darüber üer=
liert er ^ule^t gan^ \)cn 33egriff ber narratio im (Sinuc beä l^eil.
3luguftinug, obraoljl er ^ie unb ha ^errltd)e Sid^tgebanfen bat, unb
Derftei)t barunter blo^ mel)r ben münblid)en, funftgerec^tcn cr^äb^
lenben Vortrag einer ©efdjidjte. (^ine @efd;id^tc, fagt er, fann man
fc^reiben, lefen, t)orlefen ober üorlcfen laffen; man fann bie geljörte

@efd^id)tc nac^er^äl)len ©ramenfragen über ben (erfolg

ober burd)
ber ^rjä^Iung fid) oergeuiiffern; man fann über eine @efd)id)te
eine ^rebigt, einen betradbtenben Vortrag ober eine in grag unb
^tntioort fic^ fortentn3idelnbe ^ate^efe l)alten. 5lber, meint B^Sf^^^t/
 — 97 —
baä 3Bcfeu ber narratio beftcljc barin, ba§ ber tocdjct nid)t D^le-

fcreut, fonbcru ,,(5r3äf)(ct" fei uub bie (55cfc|id^te in freiem crga^len=

ben iinb [d)ilbernbeu ^Jortrage feiner 3ii^)0^^^f^cift gleid^fam brama=
tifc^ barfteße. ©aran I)at ber ^ei[. 5lugnfttn gen3i| nid)t gebadet:
bei ifjm be^eidjnet narratio eine ^Sarfje, eine ®efd)id;te, einen !ated)e=
tifd;en Öeljrftoff unb beffen progmatifd^e ^Verarbeitung; bei 3psf'i)^i6
aber Ijdtte narratio nur unb bec(amatorifd)e 33ebeutung
rljetorifdje

aU 33e3eid)nung einer bcftimmten '2lrt miinblic^en 35ortragg. OTer=

bing3 foll ber i^atedjct unb Mjrer ein „©r^d^ter" fein; aber bie
(Sr5d{)Iung in biefem Sinne ift bod) feine fpe^ififc^ fatedjetifd^e ?D^e=
tl^obe uub eignet fid) fiir anbere Untevrid^tsfdi^er, ^umal für $rofan=

(^efdjidjte, eben fo gut. ":?luf unfern ©runbfat^ „^eiu ^ate^igmuä :

oljuc ®efd)id)te'' angeraenbct, mürbe 3f3f<f)tt3it^ Ijiemit \\\ä)t^ anbereä

gefagt ^abeu aB bicfeä: ^er ^atedjiömuä foH ein freier er^d^Ien-

ber (^5tfd)id)tör)ortrag fein, ^amit ift aber über bag in 5^age ftef)-
enbe 3>erl)d(tni^ jraifc^en 5l'atcc^iämu^ unb (^efd)id^te raenig ober gar
nid)t'3 gefagt.
'Die rechte ßöfung über biefeä gegen fettige ^^er^dtt^
ui^ ift nur auf @runb be§ ©t)mbo(umä §u flnben.
III.
3it)ei extreme ^^idjtungeu machen ftd§ l^ier geltenb: bie einen
fangen mit Se^rfdtpcn an unb bringen eä nid^t jur ©efi^id^te; bie
anberu fangen mit @efd)id^te an unb fommen barübcr ni(^t melfir
3um ^atei^iämuä.
Die ©rften, bie oon Jel^er eine gro^e
Dfiatioualiften, trugen
51)erad)tung gegen ba^ ^iftorifdie (S^riftent^um unb gegen (S^riftug
üB gefd)i^tlid)e ^erfönlid^teit jur (S(|au. Die D^leligion beftef)t i^neu
nid)t fo faft in Dogmen aB tu fd)önen, moratif^eu SBa^r^citen,
unb menn fie je bie ©efd^ic^te citiren, bann gefd)ie^t e§ nur par
ex''mple. ^n biefem Sinne fagt ber proteft. Pfarrer unb Dftationa=
lift ©ittig^): „3ft bie D^teligionäerfenntni^ Dou ber ©efc^id^te nid^t
gan^ üerfc^ieben?" 3^ne ift moralifd^, biefe ift ^iftorifd^ ...
„Daä Söcfenttic^e jeber D^teligion machen bie moralifc^en @Iaubeng=
Se^ren auä, bie unä 3^f^^ wt^t bcfonberer ^(ar^eit, J)tcinl)eit uub
Sßürbc üorgctragen ^at, oI)ne Otüdfidjt auf feine pcrfönlidie Sßürbe
unb .^erfiinft unb auf alleä, raaä er getfian unb gelitten ^at; benn
lüenn mir biefeg aud^ nic^t lüü^ten, fo n3Ürbe ungbod)
feine öe^re gleid^ fd^dt^bar fein Sßenn jemanb an . . . .

ber ()o()en Sßürbe 3<^fu unb feiner augerorbentlic^en §er!unft unb

an feinen 2ßunbertf)aten zweifelte, aberfeineße'fireannd^me
unb befolgte, rcdie ber ni^t fdfion ein guter (Sl^rift unb
33efenner feiner Sef)re?"

') ^n feiner 9Ucen[ion über bie „bibtijd^en ©cfc^id^ten Don 9Korgen=

befjer". ^tamx Siteratur-^eitung 1816 3irü. 1 18.

Qd)'öh<ixl, ©t. 2luguftin. 13

 - 98 —
^ic anbcrc extreme ^Itd^tung, burd^
(Jraatb, Sdjfeiermad^er
iinb neuerbinßä in 3öüvttemBerg ftarf rcrtrcten, rciü nur ein bibtifc^s
t)iftorifc^cä (S^riftentl)um, feine abftvacten Dogmen unb ße^rnieinungen.
3i)r gel^t bcr ^ated)iänmä in ber bi6lifd)en (^efc^ic^te auf. Scf)on
1816 mad)tc (^raalb ben 33or[d}(ag, einen Äatec^i^muä ^u fdjaften,
ber einfad) bem I;iftorifd)en (^ange ber ^ibet folge, unb in feinen
Briefen (§eibct6erg 1819) rooUtc er (SÜern unb 2ef)rern beiDcifen,
ha^ „'Btbe(gefd)id)te baä einzig raafjre ^ilbungämittet ^u djriftüc^er
D^teligiofitat fei", mit bem $intergeban!en, bafj mit (^efc^icöte nic^t
nur grunbgelegt, fonbern jeber Statec^iämuä al^ öe^rbe griff unnötf)ig
gemacht werben follte.
hinein S^riftuä ber .ß)err ^at ui ben 5lp oftein nic^t gefagt:
@e^et ^in, er/^(it)tet aUen 35ö(fern biblifc^e 65efc^ic^ten; fonbern „ge^ct
l^in, (eieret fie, taufet fie, lebret fie aUeä l)a(te:i, raaä
id^ euc^ gefagt ^abe!" ^ier ift bie D^ebe üon gan^ beftimmtcn
2ßa!)rr)eiten, bie gelehrt; oon gan^ beftimmtcn (geboten, bie gef)a(ten;
t)on gan^ beftimmten ©acramenten, hk gefpenbet lücrbcn foden. 9^un
eben biefe @Iaubenän}a!)rI)etten, biefe (Gebote, biefe (Sultu^^anbtungen
mad^en ben ^n^olt beä i^ated^ismuä auä. ^a aber G^riftu» ein
?0^ann roar maditig tu ^^at unb 2öorl, unb hk 2(poftel auf=
tragägemä§ nid^t bloä prebigten, rcaä 3^fuä geleiert, fonbern aud^
raaä er getf)an: barum ift im .!r)auptftüdfe üom ©tauben au^er
ben ßel^rfd^en auc§ fdion ©efdjidjtc cntf)Q(ten unb bamit 'i>k unjer^
trennlid^e ^tn^eit üon Se^re unb ILfiat, üon .^atedjismuä unb @e=
f($id^te gegeben, „^ein Äated)igmuä o^ne (5)efd)i^te! feine @e* —
fd^idöte ol^ne ^ated)iämu§!"
—
^te !atboIifd^e ^ird^e Ijat übcrr}aupt biefen i^r fremben ^e=
griff x)on ^ated^iämuS nie fid^ angeeignet, alä ob berfelbe nur ein
„Sel^rbegriff' üon abftracten (Salden tüare im (^iegcnfa^ gur leben
bigen @efd^ic§te. (5eit ben älteften 3^^^^'"/ ^^ Mittelalter unb biä

berab auf Sut^er, l^errfdjte ber begriff ber l e b e n b t g e n § a n b=

lung M
bem fatcd)etifd^en Sctjvüortragc fo au^fd^lie^lic^ nor, ba§
bie ^öglid)!eit, burd^ Cateclilsmus aud) ein ^nc^ bv^eidinet ju x)er-
ftel^en, bamaB gar ntdjt ej:iftirte ^). 5}er Catechismus galt raie ber
Exorcismus alä liturgifdjer 5(ct, biird) meldten ber 3:aufcanbibat
gleid^fam an ber ^ax^h ber ^Tivdje in i()ren ©lauben, in i^re @e=
böte, in il^ren (^^ultuä eingeführt unb eingeübt rcurbe. Se^re unb
Seben, ^ogma unb @efd)id^te ^u trennen, radre ba niemonben ein-
gefallen, ©rft feit ber D^tcformation ift bcr .^atedjigmuä ein „33 ud^"
geworben, barauä man lernt, wag ein G^rift ^u „roiffen'' brandet.
ä)abur(^ ift bie unterrid^tUd^e Bereitung ber Sug^nb ^um cC^aupt^
3tt)edfe erl^oben unb fo 'i)a^ Sßiffen t)om ßeben getrennt, baä ^ogma

') Sn\^^'^^ I pag. 17.

 — 99 —
aU abftvactcr fief)vfa^ bcr ®efd)id)tc unb il^ren ^l^atfad^en gegen::

übergeftedt luovben. '^Daljcr faffcn v^irfdjer, f. n). ben ^almer ii.

^atedit^uuiä alä ctiuaö ^Ibftvactcä im (^^cgcnfa^ ju ben OffenBarung^^

^!)atfarf)cn n.
!Jiun ift aber ber !atr)o({irf)c *^atc(^i^oinii^ üiclmc'^r ba§ ^Dn=
crctcfte, baä ^Ijatfdrfjlid^ftc, rca^ c^ nur geben fanit, unb ftnb in
bcmfelbcn Scl)re unb (^^cfdjicljtc fo innigft unb unjertrennlid^ oer-
bunben, lüic ficib unb 8ecle bic Icbcnbigc 3Bcfcnäein^eit be§ ^cnft^en
bilben.
^m Xauffaterf)i3mu^3 ha^ .^reu^jeid^en auf ^tirn
ift baä crftc

unb 33rnft, raoburd) ber ^enfc^ ,^um im S^amcn (Xbriftcn wirb

beä 3?atevö unb bc^ <Bo^\u^ unb bcö ^eiligen @eiftc5. ^aö ^reu^
(J{)rifti ift ein grojicö ©türf iReligionägef(|id)te, unb fo oft man
bicfeä 3etd)cu mad)t, ift eö ein (^(aubcnäbcfenntni^, ein ©ebet^act.
3m ^reujc 'i)übm wir bic crfte ©umma ber d^riftlid^en (55laubenä',
8itten= unb (Suttu^le^re : ©c§ (Sine ^reug breimal gcjeid^net im
S^amcn beö SSaterä, beä <3of)neä unb beä f)ei(igen (SJeifteä ift ein
Symbolum in nuce
bag ^reu^ mit feinen §n)ei 33atf en prebigt ba^
;

©oppelgcbot ber Siebe, wie eä S^riftu^ am teu^^e geübt l^at unb

ieber C^'^rift e^ üben foU, inbem ber erfte halfen von ber (5rbe ^um
.^-^tmmcl ge!)enb, bie !Oiebe beä ^enfd^en l^inauf ju @ott, unb ber
anbere 33atfcn, Don rcd^tä nad) lin!ö bie Slrme auäfpannenb, W
aEumfaffenbe ^ädjftcnliebe finnbilbet. ©nblid) ift H^ ^reu^ ba0
üon <Sünben crlöfenbe unb @naben fpcnbenbe ^ebium, raelc^cg hä
allen (Sacramcnten unb jumal beim liturgifc^en Opfer fid^tbar rairb
— fulget crucis mysterium. 3Senn a(fo bie ^ird^e i^re ^auffin-
ber mit bem ^reu^c be^eid^net unb
baburd^ ^^u Triften mad^t, fo fie

nennt fie baä mit ^ated)iämuä (catechlzari) unb

iRed)t il)rcn erften ;

roenn bie d)rift(ic^e Butter i^r neugetaufte^ ^inb tdglid^ mit 2ßei§=
3ßaffer befprengt unb mit bem ^reu^e be^^cid^net, fo ift ba§ jebeä^
ma( eine Summula
doctrinae christianae, gleid^roic eä für unl ^r-
rcad^fene eine D^tepetition beä ^auffated^iämug ift, fo oft rair un§
anbäd)tig mit bem Slvcu^c fegnen im 3^amen be§ 5ßaterä unferä
(Sdjöpferä, im 3^amen beä ©o^ncä unfer^ ©rlöferä, im 9^amen beg
'^ciügen ©eifteä unferä .§eilig= unb ©eligmad^erg.
^cr ^cnfd^ foll aber M
ber ^aufe nid^t blos ^rift, fonbern
fatbolifc^er (Iljrift raerben; barum empfängt i!)n bie fatl^olifd^e
^ird)e unb beutet i^m ba§ ©e^eimni^ beg ^reu^eä, in raeld^em aU
il|r ©lauben, all i^r Sieben unb i^r gan.^er Opfercultuä gipfelt.
5Die ^irc^e beginnt i^ren ^reuj^^^ated^i^mnä mit bem apoftolifd^en

^) Xro^ beffcrer (Sinfid^t fättt Bejfc^ralt^ in fein ^roteftantifc^c§ S?or*

Urt^eil gurüd, raenn er jagt: ^m 9}iittelalter ^errfc^te in ber SSolJsfcl^uIe
au5jcl^lie|lid^ ber ^atcc^ismuä, roie in ber X^eologie ber bogmatijdE)e 2e^rfa^,
roeil ber ©inn für gefc^id^tUd^e (Sntroidlung fehlte. II 2 i pag. 84.
13*
 — 100 —
©tjmbodim, iüci( bcv (M(au6c in nlducq '^Infnnti, ^ilUir^cl unb ^unba
mcut bcä gniv^cu >>ci^öftanbcä, alfo auc^ bcr tird)(id)cu Untcrrociiunc^
ift. Slber baä 8t)mbo(um ift im 'DD'hinbc bcr kivd)t nid)t ctroa Uok
ein S^leil^e von !l^c^r|äl3cn, fonbern riclme^r ein (^(aubensact, ein
liturgifd)eä (Mebct; ber Täufling foK baöfclbe nirf)t nur lernen unb
ücrfte^cn, er foll eä glauben unb beten fein i'.chcn (anq, bamit er
[i(^ baburc^ immer tiefer in baä geben (5;i)rifti unb ber Äirdje ^inein=

bete unb hineinlebe, ©en (5ltein unb namcntlid) ben Xaufpat^cn ift
eä @erDiffenäpflid)t, bie (^jetauften in ben i^e^r= unb (v3efd)id)töin^alt
be§ ©^mbolum^ t^coretifc^ unb praftif(^ cin.^ufiUjren, raobci 'Edjule
unb ^ird^e il^nen bie l^ilfreidje .§anb bieten.
SDte fatl^olifc^e ^ird^e fennt aber feinen allein unb o^ne giebe
feligmad^enben ©lauben; fie mili feinen „tobten" ©laubcn o^ne
Sßerfe, fein blof^eä äBiffen ber (^jlaubenäroa^r^eiten, n)ie bie ;Jtefor=
matoren, fonbern ein Si^iffen, um barnad) ^u leben; eine l^el)re, bie

fofort in freie ^^aten fic^ umfel^t. ©arum faßt bie ^iri^e in i^rem
^reujfate^igmuä bei ber kaufet „^er glaube, ben bu üon mir
Derlangft, gibt ^raar ha§ ewige öeben. Sßittft bu aber ^um Seben
eingeben, fo l^alte bie Gebote: Siebe @ott über alleä Siebe —
ben ^d^ften raie bid^ felbft!" ^n biefent ^oppelgebotc, baö (£^ri=

ftuä am ^reuj^e in 5©ort unb ^|at gele'^rt l^at, fangt bag gan^e
@efet^ unb W
^rop^eten. !^n ii)m ^ai ber attjübifc^c ^efalog feine
neud)riftlt^e ^TfüHung gefunben. ^ie gan^e c^riftlii^e (Sr^ie^nng
]^at ^ur 3lufgabe, baä getaufte ^inb in unb nac^ biefen ^raei Siebes-

geboten gro|n)ad)fen gu laffen, ni^t fofaft burd) le^r^afteä Gin=

lernen, aB x)telmefr buri^ 5lngen)ö^nung berfelben. Seben foü 2^hzn
n)eden; be^^alb f ollen bie ©Itern unb ©r^ie'^er unb alle (^rraa(^=
fenen ifr Sic^t leud;ten laffen, bamit bie ^inber i^re guten 2Ö e r f e
feigen, unb roaä fie fe^en, au(^ felber tl^un. ^a ift nic!^tä 3lb=
ftracteä, fein fpeculatioeä ^O^oralgefet^, wenig ^emoriren unb ^o=
ciren; — aEeg ift ba ^5at unb Seben.

®amit aber fird^lic^e Seben^fraft unb fittlidje 3:^atenluft nid^t

Derfiege im (Strubel irbifi^en ^reibeng, fü^rt hk
^ird^e i^ren ^^äuf-
ling in bie ^irdie ein unb l^in ^u 'om Seben§quellen ber ^l. Sacra==
mente, ,^umal ^um „33robe be§ Sebenä" im f)I. Opfer. „Ingredere
in templum Dei, ut habeas partem cum Christo in vi-
tam aeternam." ^ag ift ber britte x^cil be§ c^reu^fated)iämuä,
m roeld^em bie ^ird^e i^re ^inber bei ber ^aufe, bei ben 8acra=
menten unb beim täglid^en @otte§bienfte immer raieber ^um ^teu^e
unb 3U ben fünf 2öunben beä ©efreujigten ruft, um fie barau§
frifd^eä, d)riftli(^eä unb Scbcn trinfen ^u laffen.
fird^Iic^eg ^n "ok-
fem ^atec^iämu^ l)anbelt eä fic§ weniger um bie begriffe ber ®acra=
mente, beä eudjariftifd^en Opfert unb beä (3jebeteg, al^ üielmc^r um
ba§ Opfern, um 'aa^ 33eten, um ha^ ß-mpfangen ber Sacramcntc
 — 101 —
fcftjft. JBic bic[cr unb '^aufpnl()cu
fatcc()cti|djc llntcvvid)t Don (Sltcni
im 9}^ittclaltcv nicljt bci^vifjlid), foubcrii aujdjaulid) unb tliatjädjiid)
(gegeben iruvbc, bezeugt (Soc^läuö in fetner @d;rift: An expediat
laicis, legere novum Testameiitum liiigua vernacula: „^d) iDcif^

c§, bafs bei un^ 5)eutfd^cn, beüor baS .?utl)crtl)um einrij^, bic(5-ltcru
ilji'c nod) lallenben Äinber ha^ $atev unfcr, ben engiifd)cn @rn^,
ben (?3(auben unb bic ^^el)n ©ebote Iel}rten, bamit fte ^u beten
IT) ü f?
t e n, el^e fic fertig gu reben ober fid)er ju ge^en x)ermö(^ten.
5luf ben Firmen il}ver ^}tütter ober ber ^dgbe luurben bic .^inblein
in \iic mitgenommen, bamit fie bcm 1)1. ^J^efjOpfer, ber ^re=
5lirdjcn
bigt unb ben ©efängcn beiiooljuten unb fo bic frommen @ebrdu(^e
unferer :)tcIigion burd) .stören unb (BeJ^en lernten unb gleidjfam
mit ber ^)hittermi(d) einfaugten, beoor i^nen nod) bic innerDoI)nenbc
9^ügung ,:;um 33öfen .^inberniffe bereitete."
3a, 3f.#)i^^t ^)'^^ iRed)t: „bamalä l^crrfd^tc in ber 5]o(tä=
f(^ule ber Ä'atcd)iömuö" ; aber ntd^t raie ein bogmatifc^er Sel)rfa^,
fonbern loie ein «Stiicf beutfdjcr 3SolB= unb Ätird)cngefd)ic^te.
i\>olItc ©Ott, ba^ aud) ^eutjutagc M unfern giorbneten (BdjnU
3)er^d(tniffcn t)er alte ^reu^'.^tated)iämu§ mit feiner 'MIogic : 8i)m^
bohim, ©e!a(og unb (yuüu^lerire — nid^t auf bem ^ot^urnuö ber
53egriffc ein'^erginge, fonbern barauf angelegt u)ürbe, um ba^o ga=
milien= unb öffentlid)e ßeben roieber be^crrf(|en ju fönnen.
(S'ä bleibt no^ übrig, fur^ anjubeuten, vok ßel)re unb C^efd)id^te
bc§ ^reu3=^ated)i^mu^ auf bic t)erfd)icbcncn £(affen ber 33oI!äfd)u(c
fid) ücrtl^eilcn, raobci nid^t ^u ücrgeffen ift, bafj bic localcn 3Ser^dlt=
niffe foraie bie unb 33ilbungöftufcn berart manntg=
gciftigen Einlagen
faltig finb, bafs eä, im ©an^en genommen, immer bem itatcdjcten
übcrlaffen bleiben mu^, tüie roeit er e^ mit feinem Sel^rpenfum j;e=
raeilig bringen !önne.
J^üv bic 3?orbereitung§f(affc eignet ftd^ nur ber miinb(id)e Unter*
rid)t über baö in ber 3:aufe empfangene ^reu33eid)cn im S^amen beä
i^aterä (8d)öpfung unb ©ünbenfall),
im S^amen beä So^neä (©rlöfung, @eburt, ^ob, ^ufcrfte^ung jc.
im 5(nfd)(uf3 an ha§ ^rci)enia^r),
im Flamen bco f)(. ©eifteä (^ftngftcn; ©inai; ^aufe, girmung, —
Opfer, ©ebete Pater —
Ave zc.) —
Credo alä Sßieberbolung be^ @an3cn.
.*Oier ift ße^rc unb @efd)id)te, ]xd) gcgcnfcitig ergdn^enb. ^ie
(55efc^id)te ift (e^rl)aft; bk Se^re ift gefd)ic^t(i^ unb bilbet ein orga-

nifd^eä @an^c in ber einfa(^ft=finb(i(^en 3Beife, grunblegcnb ^uglcid)

für ben Unterrid^t ber p^eren ^(affen ^).

^) 6omeniu§ jagt: „5)iögen bie Äiiiber anfangt immerl^irt nid^t ocr;

ftef)cn, luaä fie tfjun; bas ^BcrftänbniB finbct fid^ f^äter." S)a^cr bejcic^net
er nirf)tnur ba§ 33ntcr unfer, fonbern aud^ ben ©laubcn alö cntf^rec^»
cnbcn 2efjrftoff für Äinber oon fec^ä ^a^ren. —
 — 102 -
T)ie (B^nUx bcö ^weiten unb brittcn ,',\al^rc^ er()a(lcu bcn f.

fj.
tlciucn, bcn 6 1 a in m t a t c d) i ^ m ii ö, lücldjcr iiid)t5 a[ö bcn tird)-
(id^ formiiürtcn l;c?:t bcr (^laubcuä-, Sitten- unb (iu(tuö(e{)rc cnt*
l^dlt, aber oljnc ^luflöfung berfelben in ^raqen unb ^itntitiorten.
^ö^ftenä finben einige Uebcvganc^äfvafien ^-J3(at3, burc^ raetc^e bie
einzelnen 5^ate^iömu^tt}ei(e afö p einem (^anjcn organijc^ uerbunben
erfd;cinen.
93on bem -J^actum ber Xaufc au^(^el)enb, gliebcvt [idj ber 5late=
d^iSmuä in brei .^'^auptftürfe
I. @(aube: ^e^t beä ©i)mboIum§.
11. ©ebotc: ^ej,-t ber (Gebote @otteg unb ber Äird)e. (^jute
unb böfe 3öer!e.
III. ©acramente unb (^otteäbicnft. 2Iuf^a()(ung ber 7
©acramente. ©aä aKer'^eKigfte ift bie (Juc^ariftic,

unfer Opfer, in raelc^em (£^ri[tuä unb bie Äirc^e

betet. 2ßir beten mit im Pater iioster, Ave, n)0=
ran [id^ bie taglicl^en gotteäbienftlic^cn Uebungen
anfd^Ue^en.
21B 5ln^ang für etiDaigen iöebarf
n)irb ber
Unterrid^t für ©rftbcid^tenbe beigegeben.
§iemlt ift ber ?[Rcmorirftoff für bicfe ^voq'x 3at)rgäugc gegeben,
jugteid^ hk ©runblage für ben S^eügion^unterridjt ber fünftigen
^^re.
^aä erfte ^auptftüdt — DOm ©^mbotum — wirb gcf(^id^t=
lid^ bel^anbelt nad^ ben '^ufterfated^efen dou ^et), immer praftifd}
anfd^tte^enb an ben geftc^du^ beg ^ird}enia!)reä.

5)a§ graeite §auptftüdf roirb gebaut auf bie (^efd^ic^te ber

ftnaitifd^en ©efe^gebung am ^fingftfefte beä alten ^öunbeä, bann
auf bie Stiftung ber ^ird^e am ^fingftfefte be§ ueueu iöunbe§.

5Daä britte §auptftücf von ben Sacramenten unb t)om @otte§=

bienfte n)irb üeranfdiauUd^t unb praftifd^ ertlart burcf) @infü(;rung
in hk ^ird^e unb tl^re (iturgifd^en Uebungen — je nad^ gaffungä-
^raft biefer 3l(terg!Iaffe.
^m 4. Sd^ulja'^re tüirb htn ^inbern ber eigcntlidje Sd^ul=
^ated^iämuä bepnbigt, raeld^er nid^t^ anberä ift alä ber bi^^erige
Stammfated^iämu^, beffen^e^t aber je^t in -Jragcn unb ^Introorten
aufgelöst ift, um me^r bcgreifücöer 2öeife bem
feinen ^n^^alt in
3Serftanbniffe bleibenb gu vermitteln, daneben tritt aber jc^t bie
biblifd^e @efd§id)te felbftftänbig auf, aB ^irc^engefd^id^te U^ auf un-
unfere ^age fortgefüfirt nac^ bem ^brig von t)e^arbe. tiefer ge^--
fd^id^tlid^e Stoff foll burd^ üerftanbigeä ßefen unb ©rftaren, burd^
S^ad^er^dl^Ienlaffen unb tf)eiln)eife§ ^emoriren, namentlich aber ba=
bur(^ ben Sd^ülern geiftig angeeignet raerben, ba| ber 3"t)a(t ber
©efi^id^ten mit bem ^atec^igmuäin^alt in beftanbige Sßed^felbejie'^ung
 — 103 —
burci^ ben ^atcd)eten ge[e(3t löirb. ^abur^ taffen fid} bic etnjetnen
©lauBenäartifcl a(ä gc[(^id)tli(^c il^al^rf)cit bcgrünben, rcd'^rcnb für
bie ©ebote iinb bie ©a!ramcntcn(ct)vc auä ber bibü[d^cu ®cfc^i(^te
bie anfd)aiilid)cn ^eifpiclc cntuotnmcn iDcvbcu fönuen.
^Cjfdjrail^ ftcllt a(ö ^rincip auf, ha^ bie biblifd^e @efd)t(^te
bie ©teile felbftftdiibiger 3Sertretung beä iReligionäunterridjteä da
fold^eu einnimmt, auf erfter ©tufc bcnfelbcn gan^ unb auäfij^Iie^Hci^
evfe^cnb, n)dl)rcub fpätev bie) er alä ^atcd;iämu3unter=
r i d^ t 5 ug l c i d) neben b e m f o r t g e f e ^ t e n i ft o r f d^ e n U n-
i) i

terrid)te eintritt^), dagegen ift nur p bcmcrfen, baj3 man,

raenn in ben erften brei ©d^ulja^rcn bie ©efdjidjte ben ^atec^iämuä
gan^ erjclpcn unb au^fd^tie^en iDÜvbc, nur 33rud)ftüdc üon @efd)id)ten
aber feine ®efd)id)tc al^ ©an^eg erljieltc. 9^un aber forbert De
SBette ^) fd)on bei bem ^cl)igange ber biblifc^en ©e|djid)te auf unterer
(Stufe, ba J3 über ber O^'nn^eler^^aljlung bie ©in^eit ber ©efd^idite nid^t
a\i^ bcm 2lugc ücrlorcn n)erbe, fonbcrn raag fpdter als „^^ragma=
tiämuä" ^eroortritt, l)icr ben »^intergrunb ber 5Inorbnung bilbe.
tiefer ju|ammcnfafjrnbe §intergrunb ift aber eben im (Spmbolum
beö ^ated)i^mu^ gegeben; fomit fanu aui^ in ben Unterftaffen bic
@efd)i(^te bcä ^atecbi^muä nid)t entbel^ren, bod^ finb beibe ^m nod^
ineinanber unb erft fpdter nebeneinanber.
^iemit ift baä 3^er^d(tui^ beg ^ated^iömuä gur ©ef^ic^tc !Iar
gelegt: Die ^iationaltftcn rcollen einen 35ernunft!ated)iömuä o^ne
©ef^id^te; bie S^arrationaliften raoUen ©efd)idl)te o^ne ^atec^igmuä;
ber ^l. ^luguftin raill für ben ^rofelt)ten=Unterrid^t ©efd^idl)te, be-
t)Or biefelben gum Xauffatci^igmuä jugelaffen raerben; feit ©in=
fü^rung ber Slinbcrtaufe ift im (Bpmbolum auf erfter Sinie W ©e=
fc^id^te im ^atcd^i^muä, rad^renb fie fpdter alä eigener Unterrid^tä^
©egenftanb neben bem ^atec^i^muä auftritt, aU (^^cmpel unb35e-
legfteHe tommt W ©efd)id)te nad; ber ßelire. ©o ift W narratio
beä ^i. ^2luguftin in feinem 33üd)lein de cateclilzandis rudibus gum
rotten gaben gciüorben, an rceldiem bie ©efd^ic^te ber ^atcd^iämuä=
grage fid) abgcraidelt ^at U^ auf ben heutigen jlag.

') B^Sfc^iwi^ n 2. 1 pag. 123.

2) 2)e aBette, a3ibUfc^e ©cfc^ic^te al§ ©efc^ic^tc ber Dffenbarung ©otteä.

Berlin, 1846.

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