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ЛЕГКО ЧИТАЕМ ПО-НЕМЕЦКИ

Эрнст Теодор Амадей


Гофман
ПЕСОЧНЫЙ ЧЕЛОВЕК

Ernst Theodor Amadeus


Hoffmann
DER SANDMANN

Издательство АСТ
УДК 811.112.2(075.4)
ББК 81.2Нем-93
Г74

Дизайн обложки А. И. Орловой

Гофман, Эрнст Теодор Амадей.


Г74 Песочный человек = Der Sandmann. Уро-
вень 3 / Э. Т. А. Гофман; адаптация текста, сост.
коммент., упражнений и словаря П. Д. Алеши-
ной. – Москва : Издательство АСТ, 2022. –
192 с. – (Легко читаем по-немецки).

ISBN 978-5-17-147932-9
«Песочный человек» – сказочная новелла немец-
кого писателя-романтика Эрнста Теодора Амадея
Гофмана, впервые опубликованная в 1816 году и став-
шая одним из популярнейших произведений автора.
В рассказе описана судьба юноши Натаниэля, ко-
торый сходит с ума под влиянием травмирующих вос-
поминаний из детства. Остается невыясненным глав-
ный вопрос – стал ли он жертвой мистической интриги
или поддался заблуждениям, порожденным его соб-
ственным воображением…
Текст произведения адаптирован для уровней
B1-B2 (для продолжающих изучать немецкий язык
средней ступени) и снабжен комментариями. После
рассказа предлагаются упражнения с ключами. В кон-
це книги – словарь используемой лексики, облегчаю-
щий чтение.

УДК 811.112.2(075.4)
ББК 81.2Нем-93

ISBN 978-5-17-147932-9
© Алешина П. Д., адаптация текста,
комментарии, упражнения и словарь, 2022
© ООО «Издательство АСТ», 2022
BIOGRAFIE VON
E. T. A. HOFFMANN
Kindheit, Studium und erste Anstel-
lungen

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann,


Beamter und Künstler, Musiker, Zeich-
ner und Schriftsteller, wurde am 24.
Januar 1776 in Königsberg als Ernst
Theodor Wilhelm Hoffmann geboren.
Aus Verehrung gegenüber Mozart er-
setzte er 1805 den Vornamen Wilhelm
durch Amadeus. Er wuchs in zerrüt-
teten Familienverhältnissen mit einem
trinkenden Vater und einer hysterischen
Mutter auf. Nach der Scheidung der El-
tern lebte er bei seiner Mutter, wurde je-
doch weitgehend durch den Onkel Otto
Dörffer, einem frommen, beschränkten

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

und strengen Juristen, erzogen. Dieser


sorgte jedoch früh für Musik- und Zei-
chenunterricht, sodass Hoffmann be-
reits mit 13 Jahren seine ersten Kompo-
sitionen zu Papier brachte.

Ab 1782 besuchte Hoffmann die


reformierte Burgschule, an der er in
Theodor Gottlieb von Hippel einen
Freund fürs Leben fand.

Im Jahr 1792 nahm er ein Jura-Stu-


dium auf, das er 1795 mit dem ersten
Examen abschloss. Auch in dieser Zeit
zeichnete und komponierte Hoffmann
und schrieb seinen ersten Roman Cor-
naro, der jedoch nicht erhalten geblie-
ben ist. Dem Studium folgten Anstellun-
gen in Königsberg und ab 1796 am Ge-
richt in Glogau. Zwei Jahre später, nach
dem erfolgreich abgeschlossenen Refe-
rendarexamen, verlobte sich Hoffmann
mit seiner Cousine Minna Dörffer und

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Biografie

wechselte als Gerichtsrat nach Berlin.


Das großstädtische künstlerische Leben
konnte er jedoch nur kurze Zeit genie-
ßen, da er nach dem Assessorexamen im
Jahr 1800 nach Posen versetzt wurde.

Aufgrund einiger Karikaturen, in de-


nen sich Hoffmann über die Posener
Gesellschaft lustig gemacht hatte, wur-
de er 1802 nach Plock/Weichsel straf-
versetzt. Im selben Jahr heiratete er die
Polin Maria Thekla Michalina Rorer-
Trzynska; die Verlobung mit Minna hat-
te er zuvor gelöst. Die Jahre in Plock und
ab 1804 als Regierungsrat in Warschau
standen vor allem im Zeichen der Mu-
sik. Neben seinem Hauptberuf schrieb,
zeichnete und komponierte Hoffmann,
engagierte sich beim Aufbau einer „Mu-
sikalischen Gesellschaft“ in Warschau
und konnte als deren Dirigent auch erst-
mals eigene Werke aufführen. Mit dem

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Einrücken der französischen Truppen


verlor er 1807 seine Anstellung und be-
gab sich in Berlin auf Stellensuche, die
jedoch erfolglos blieb.

Der Kapellmeister in Bamberg


und Dresden

So nahm er 1808 die Stelle des Ka-


pellmeisters am Bamberger Hoftheater
an. Wenngleich diese Anstellung wieder
nur kurz währte, da das Theater 1809
Konkurs anmelden musste, war die Zeit
in Bamberg für Hoffmanns Zukunft
entscheidend, da er sich nun vermehrt
der Schriftstellerei zuwendete. Dieses
tat er zunächst in Form der Musikkri-
tik, die eine seiner zentralen Tätigkeiten
im Rahmen der Mitarbeit an der Allge-
meinen Musikalischen Zeitung dar-
stellte. In der von Johann Friedrich Ro-

8
Biografie

chlitz herausgegeben Zeitschrift veröf-


fentlichte Hoffmann neben seiner ersten
Erzählung Ritter Gluck (1809) auch
zwei wichtige Beethoven-Rezensionen,
die später in den Aufsatz Beethovens
Instrumentalmusik im ersten Teil der
Kreisleriana einflossen. Die Musik der
Romantik, deren Wesen Hoffmann als
„die unendliche Sehnsucht“ bezeichne-
te, lag ihm besonders am Herzen und
in Beethoven sah er sie in ihrer reinsten
Form manifestiert. Beethoven höchst-
persönlich wandte sich in einem Brief
vom 23. März 1820 an Hoffmann, um
für das Schreiben über seine Werke zu
danken.

Im Kontext der Musikkritik entwi-


ckelte Hoffmann zu dieser Zeit auch die
fiktive Figur des Kapellmeisters Kreisler,
die in gewisser Weise sein literarisches
Alter Ego darstellt und eine ganze Rei-

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

he von Kreisleriana-Erzählungen in den


Fantasiestücken und in dem Roman Le-
bensansichten des Katers Murr durch-
zieht.

1810 fand Hoffmann eine neue An-


stellung am Bamberger Theater als Di-
rektionsgehilfe, Dramaturg und De-
korationsmaler. Daneben komponier-
te, schrieb und zeichnete er weiter und
verdiente Geld als Musiklehrer. In die
junge Musikschülerin Julia Mark ver-
liebte Hoffmann sich so heftig, dass es
in seiner Umgebung auf das Peinlichste
auffiel und Julias Mutter eilends zusah,
das Mädchen anderweitig zu verheira-
ten. Hoffmann hielt nun nichts mehr in
Bamberg. Als er die Stelle des Musikdi-
rektors bei Joseph Secondas in Dresden
auftretender Operngesellschaft angebo-
ten bekam, sagte er zu.

10
Biografie

Während er zunehmend literarisch


tätig war und weiterhin Erzählungen in
der Allgemeinen Musikalischen Zei-
tung veröffentlichte, spielte die Musik
hier noch ein letztes Mal die Hauptrol-
le: mit der in Bamberg begonnenen und
1814 vollendeten Oper Undine gelang
ihm sein wohl wichtigstes musikalisches
Werk, das 1816 in Berlin uraufgeführt
wurde.

Literarische Werke

Zusammen mit den Kreisleriana und


mit weiteren Erzählungen, darunter das
Märchen Der goldene Topf, wurden sie
von Hoffmann auch in die 1814 und
1815 erschienene Sammlung Fanta-
siestücke in Callots Manier aufgenom-
men, mit der er seine ersten großen lite-
rarischen Erfolge feiern konnte.

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

In unterschiedlichen Varianten be-


gegnet in den Fantasiestücken der Ein-
bruch des Fremden in die Realität, der
Widerstreit von bürgerlicher Normali-
tät und fantastischer Kunst, von äußerer
Vernunft und geheimnisvoller Tiefe des
menschlichen Unbewussten.

Die abgesteckten Themen durchzie-


hen auch Hoffmanns spätere Texte und
können als geradezu charakteristisch für
sein Gesamtwerk gelten. So prägt die
Erfahrung einer zerrissenen, gedoppel-
ten Wirklichkeit auch den ab 1814 ent-
standenen Roman Die Elixiere des Teu-
fels, dessen erster Band 1815 erschien
und dem der zweite Band 1816 folg-
te. Hoffmann konnte damit allerdings
nicht an den Erfolg der Fantasiestücke
anknüpfen, wie er sich zunächst erhofft
hatte.

12
Biografie

1814 beendete Hoffmann seine mu-


sikalische Laufbahn in Dresden und
kehrte nach Berlin zurück. Mit der Hilfe
Hippels fand er dort eine Anstellung am
Kammergericht und wurde 1816 zum
Kammergerichtsrat befördert. Zugleich
baute er sich in der Berliner Gesellschaft
rasch einen großen Kreis von Freunden
und Bewunderern auf. Er pflegte Um-
gang mit Chamisso, Tieck, Eichendorff,
Humboldt und weiteren bedeutenden
Persönlichkeiten der Zeit.

Ab 1816 arbeitete Hoffmann an einer


zweiten Sammlung von Erzählungen,
den Nachtstücken. Die bekannteste Er-
zählung des Zyklus ist sicher Der Sand-
mann.

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Die letzten Jahre

1819 in Berlin wurde die „Immediat-


Untersuchungskommission zur Ermitt-
lung hochverräterischer Verbindungen
und anderer gefährlicher Umtriebe“
eingerichtet. Hoffmann wurde als Kam-
mergerichtsrat Mitglied in der Imme-
diatkommission. Mit der Beförderung in
den Oberappellationssenat erhielt Hoff-
mann 1821 andere Aufgaben.

In einem Disziplinarverfahren wegen


der Karikierung des Polizeidirektors in
dem 1822 erschienen Roman Meister
Floh und einer darauf folgenden Zensur
des Werkes, fand diese Zeit ein trauriges
Nachspiel.

Hoffmann, der ab 1818 zunehmend


an Gesundheitsproblemen litt, erkrank-
te an einer fortschreitenden Lähmung,
deren Ursache unbekannt ist. Dennoch

14
Biografie

fand er in den nächsten Jahren weiterhin


die Kraft, neben der täglichen Arbeit li-
terarisch tätig zu sein. Mit Das Fräulein
von Scuderi (1818) und den Lebens-
Ansichten des Katers Murr (1819-
1821) erschienen wichtige Spätwerke.
DER
SANDMANN

NATHANAEL
AN LOTHAR
Gewiss seid Ihr alle voll Unruhe, dass
ich so lange – lange nicht geschrieben.
Mutter ist voll Ärger und Zorn. Und Clara
glaubt, ich lebe hier in Saus und Braus1
und vergesse mein nettes Engelsbild.
Aber es ist nicht so. Täglich und stündlich
erinnere ich mich in süßen Träumen
an freundliche Gestalt meines netten
Clärchens. Ihre Gestalt lächelt mich mit
ihren hellen Augen so anmutig an. Ach wie
konnte ich denn Euch in der zerrissenen
Stimmung des Geistes schreiben, die mir
bisher alle Gedanken stark beunruhigt
hat! Etwas Entsetzliches ist in mein
Leben getreten! Dunkle Ahnungen eines
grässlichen Schicksals breiten sich wie
1
in Saus und Braus – жить в роскоши

19
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

schwarze Wolkenschatten über mich aus.


Nun soll ich Dir sagen, was mir passiert
ist. Ich muss das gestehen. Aber es lacht
wie wahnsinnig aus mir heraus. Ach mein
herzlieber Lothar! Wie beginne ich es
denn, Dich nur empfinden zu lassen1.
Das, was mir vor einigen Tagen geschah,
konnte wirklich mein Leben zerstören!
Wärst Du nur hier, so könntest Du selbst
schauen2. Aber jetzt hältst Du mich für
einen Geisterseher. Das Entsetzliche, was
mir passierte, besteht in nichts anderem,
als das vor einigen Tagen. Nämlich am
30. Oktober mittags um 12 Uhr trat ein
Wetterglashändler in meine Stube und
bot mir seine Ware an. Ich kaufte nichts
1
Dich nur empfinden zu lassen – просто
дать тебе почувствовать
2
Wärst Du nur hier, so könntest Du
selbst schauen. – Если бы ты был здесь,
то увидел бы все сам.

20
Der Sandmann

und drohte, ihn die Treppe zu werfen. Er


ging aber selbst fort.
Du vermutest, dass nur ganz eigene
Beziehungen von diesem Vorfall
Bedeutung geben können. Ja, das muss
wohl die Person gar feindlich auf mich
wirken. So ist es in der Tat. Mit aller
Kraft fasse ich mich zusammen, um ruhig
und geduldig Dir aus meiner früheren
Jugendzeit so viel zu erzählen. Indem
ich anfangen will, höre ich Dich lachen
und Clara sagen: »Das sind ja rechte
Kindereien!« Lacht, ich bitte Euch, lacht
mich recht herzlich aus! Ich bitte Euch
sehr! Aber Gott im Himmel! Nun fort zur
Sache!
Außer dem Mittagsessen sahen wir,
ich und mein Geschwister, tagsüber den
Vater wenig. Er war mit seinem Dienst
viel beschäftigt. Nach dem Abendessen
gingen wir alle, die Mutter mit uns, ins
Arbeitszimmer vom Vater. Das war der

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

alte Sitte um sieben Uhr. Wir setzten uns


um einen runden Tisch. Der Vater rauchte
Tabak und trank ein großes Glas Bier
dazu. Oft erzählte er uns viele wunderbare
Geschichten. Er geriet darüber so eifrig,
dass ihm die Pfeife immer ausging. Ich
musste sie wieder anzünden. Das war mir
denn ein Hauptspaß. Oft gab er uns aber
Bilderbücher in die Hände. Er saß stumm
und starr1 in seinem Lehnstuhl und
blies starke Dampfwolken von sich. Wir
schwammen alle wie im Nebel. An solchen
Abenden war die Mutter sehr traurig.
Kaum schlug die Uhr neun, so sprach sie:
»Nun Kinder, zu Bett! Der Sandmann
kommt. Ich merke es schon«. Wirklich
hörte ich dann, dass jedes Mal etwas
schweren langsamen Tritts die Treppe
poltert. Das musste der Sandmann sein.
1
stumm und starr – словно онемевший

22
Der Sandmann

Einmal war mir jenes dumpfe Treten


und Poltern besonders grauselig. Ich
fragte die Mutter: »Ei Mama! Wer ist
denn der böse Sandmann, der uns immer
von Papa forttreibt? Wie sieht er denn
aus?« Die Mutter sagte: »Es gibt keinen
Sandmann, mein liebes Kind. Wenn ich
sage, der Sandmann kommt, so will das
nur heißen. Ihr seid schläfrig und könnt
die Augen nicht offen behalten, als man
euch Sand hineingestreut hat«.
Die Antwort der Mutter gefiel mir
nicht. In meinem kindischen Gemüt gab
es den Gedanken, dass die Mutter den
Sandmann nur verleugne. Dann sollten
wir uns vor ihm nicht fürchten. Ich hörte
ihn ja immer die Treppe heraufpoltern.
Voll Neugierde von diesem Sandmann
und seiner Beziehung auf uns, Kinder,
fragte ich endlich die alte Frau: »Was für
ein Mann, der Sandmann ist das?«

23
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

»Weißt du das noch nicht? Das ist ein


böser Mann. Er kommt zu den Kindern,
wenn sie nicht zu Bett gehen wollen. Er
wirft ihnen Handvoll Sand in die Augen,
dass sie blutig aus dem Kopf springen.
Er wirft sie dann in den Sack und trägt
sie in den Halbmond zur Atzung für
seine Kindchen. Sie sitzen dort im Nest
und haben Schnäbel. Damit picken sie
der unartigen Menschenkindlein Augen
auf«.
Furchtbar malte ich nun im Inneren
das Bild des gruseligen Sandmanns.
Wenn jemand abends die Treppe
heraufpolterte, zitterte ich vor
Angst. Die Mutter konnte nichts
aus mir als »Der Sandmann! Der
Sandmann!« herausbringen. Ich lief ins
Schlafzimmer. Die ganze Nacht quälte
mich die fürchterliche Erscheinung des
Sandmanns. Schon alt genug bin ich
geworden, um einzusehen, dass der

24
Der Sandmann

Sandmann mit seinem Kindernest im


Halbmonde nicht ganz wahr sein kann.
Allerdings blieb mir der Sandmann
ein fürchterliches Gespenst. Ich war
entsetzt, wenn ich ihn nicht allein die
Treppe heraufkam. Aber ich hörte, dass
mein Vater die Stubentür heftig aufriss
und hineintrat. Manchmal blieb er
lange weg. Jahrelang dauerte das. Aber
ich konnte mich an den unheimlichen
Spuk nicht gewöhnen. Nicht bleicher
wurde in mir das Bild des gruseligen
Sandmanns. Sein Umgang mit dem
Vater begann meine Fantasie immer
mehr und mehr zu beschäftigen. Aber
ich hatte eine unüberwindliche Scheu
den Vater darum zu befragen. Ich wollte
aber selbst das Geheimnis erforschen,
den fabelhaften Sandmann1 sehen.
1
den fabelhaften Sandmann – басно-
словного Песочного человека

25
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Dazu keimte mit den Jahren immer


mehr die Lust in mir empor1. Der
Sandmann hatte mich auf die Bahn
des Wunderbaren gebracht, das so
schon leicht im Kind lebt. Nichts war
mir lieber, als furchtbare Geschichten
von Kobolden, Hexen, Däumlingen
usw. zu hören oder zu lesen. Aber allen
voran stand immer der Sandmann, den
ich in den seltsamsten, grauseligsten
Gestalten überall auf Tische, Schränke
und Wände mit Kreide, Kohle zeichnete.
Als ich zehn Jahre alt war, wies mich
die Mutter aus der Kinderstube in ein
Kämmerchen. Es lag auf dem Korridor
nicht so weit vom Zimmer von meinem
Vater. Noch immer mussten wir uns
schnell gehen, wenn wir um neun Uhr
1
Dazu keimte mit den Jahren immer
mehr die Lust in mir empor. – К тому
же с годами желание во мне возрастало
все больше и больше.

26
Der Sandmann

den Unbekannten im Haus hörten. In


meinem Kämmerchen hörte ich, wie er bei
dem Vater hineintrat. Bald darauf könnte
ich spüren, wie sich im Haus ein seltsam
riechender Dampf verbreitete. Immer
höher wuchs der Mut mit der Neugierde,
dem Sandmann kennenzulernen. Oft
schlich ich schnell aus dem Kämmerchen
auf den Korridor, aber nichts konnte
ich erlauschen. Denn immer war der
Sandmann schon hinter der Tür. Endlich
beschloss ich, mich selbst im Zimmer des
Vaters zu verbergen und den Sandmann
zu erwarten.
Eines Abends habe ich schon am
Schweigen des Vaters und an der
Traurigkeit der Mutter, dass der
Sandmann kommen wird. Ich stellte
mich sehr müde, verließ schon vor
neun Uhr das Zimmer und versteckte
mich dicht neben der Tür. Die Haustür

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Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

knarrte. Durch den Flur gingen


langsame, schwere, dröhnende Schritte
nach der Treppe. Die Mutter eilte mit
dem Geschwister. Leise-leise öffnete
ich die Stubentür des Vaters. Er saß
stumm und starr der Türe zugekehrt.
Er bemerkte mich nicht. Schnell war
ich hinter der Gardine. Immer näher
dröhnten die Tritte. Es hustete,
scharrte und brummte seltsam draußen.
Das Herz bebte mir vor Angst und
Erwartung. Dicht, dicht vor der Tür ein
scharfer Tritt – ein heftiger Schlag auf
die Klinke, die Tür springt rasselnd auf!
Der Sandmann steht mitten in der Stube
vor meinem Vater. Der helle Schein der
Lichter brennt ihm ins Gesicht! Der
Sandmann, der fürchterliche Sandmann
ist der alte Advokat Coppelius, der
manchmal bei uns zu Mittag isst!
Aber die grässlichste Gestalt hät-
te mir nicht tieferes Entsetzen erregen

28
Der Sandmann

können, als eben dieser Coppelius1.


Denke Dir einen großen breitschultrigen
Mann mit einem unförmlich dicken Kopf,
erdgelbem Gesicht, buschigen grau-
en Augenbrauen, unter denen ein Paar
grünliche Katzenaugen, großer, starker
Nase. Das schiefe Maul verzieht sich oft
zum hämischen Lachen. Dann werden
auf den Backen ein paar dunkelrote Fle-
cke sichtbar und ein seltsam zischender
Ton fährt durch die zusammengeknif-
fenen Zähne. Coppelius erschien immer
in einem altmodisch aschgrauen Rocke,
der gleichen Weste und gleichen Bein-
kleidern, aber dazu schwarze Strümp-
fe und Schuhe mit kleinen Steinschnal-
1
Aber die grässlichste Gestalt hätte mir
nicht tieferes Entsetzen erregen können,
als eben dieser Coppelius. – Однако ж
никакое самое страшное видение не могло
повергнуть меня в больший ужас, чем этот
самый Коппелиус.

29
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

len. Die kleine Perücke reichte kaum bis


über den Kopf, die Kleblocken standen
hoch über den großen roten Ohren und
ein breiter verschlossener Haarbeutel
starrte von dem Nacken, so dass man die
silberne Schnalle sah. Die ganze Figur
war überhaupt widrig und abscheulich.
Aber vor allem waren uns seine großen
haarigen Fäuste zuwider. Das hatte er
bemerkt. Nun war es seine Freude, ein
Stückchen Kuchen oder eine süße Frucht,
die uns die gute Mutter heimlich auf den
Teller gelegt, unter diesem oder jenem
Vorwand zu berühren. Wir hatten hel-
le Tränen in den Augen. Die Näscherei,
der wir uns erfreuen sollten, nicht mehr
vor Ekel und Abscheu genießen wollten.
Ebenso machte er es, wenn uns der Vater
ein klein Gläschen süßen Weins an Fei-
ertagen eingeschenkt hat. Dann fuhr er
schnell mit der Faust oder brachte wohl
gar das Glas an die blauen Lippen und

30
Der Sandmann

lachte recht teuflisch, wenn wir unseren


Ärger nur leise äußern durften. Er nann-
te uns nur immer die kleinen Bestien. Wir
durften keinen Laut von uns geben und
verwöhnen den feindlichen Mann, der
uns mit Absicht die kleinste Freude ver-
darb. Die Mutter schien auch, wie wir,
den abscheulichen Coppelius zu hassen.
Der Vater betrug sich gegen ihn, als sei
er ein höheres Wesen. Er durfte nur leise
Hinweise geben. Seine Lieblingsgerichte
wurden gekocht und seltene Weine ser-
viert.
Als ich nun diesen Coppelius sah, ging
es grausig und entsetzlich in meiner Seele
auf. Niemand anderes, als er, kann der
Sandmann sein. Aber der Sandmann war
mir nicht mehr jener Popanz aus dem
Märchen, der dem Eulennest Kinderaugen
holt. Nein! Ein böser Geist, der überall
Jammer, Not, ewiges Verderben bringt.

31
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Ich war fest gezaubert. Ich blieb stehen,


um man mich nicht entdecken konnte.
Mein Vater empfing den Coppelius
feierlich. »Auf! Zum Werk«, rief er mit
schnurrender Stimme. Er warf den Rock
ab. Der Vater zog still und finster seinen
Schlafrock aus und beide kleideten sich in
lange schwarze Kittel. Der Vater öffnete
die Flügeltür eines Wandschranks. Aber
ich sah, dass das kein Wandschrank,
sondern vielmehr eine schwarze Höhlung
war. Da stand ein kleiner Herd. Coppelius
trat hinzu und eine blaue Flamme
schimmerte auf dem Herd empor. Viele
seltsamen Geräte standen da. Ach Gott!
Als sich nun mein alter Vater zum Feuer
beugte, da sah er ganz anders aus. Ein
krampfhafter Schmerz schien seine
sanften Züge zum hässlichen Teufelsbilde
zu verzerren. Er sah Coppelius ähnlich.
Coppelius schwang die glutrote Zange
und holte damit hellblinkende Massen

32
Der Sandmann

aus dem dicken Qualm1. Er hämmerte


dann eifrig. Mir war es als wurden
Menschengesichter sichtbar, aber ohne
Augen – abscheuliche, tiefe schwarze
Höhlen statt ihrer.
»Augen her, Augen her!«, rief
Coppelius mit dröhnender Stimme.
Ich war voll von wildem Entsetzen und
stürzte aus meinem Versteck heraus. Da
ergriff mich Coppelius.
»Kleine Bestie! Kleine Bestie!«, sagte
er.
Er warf mich auf den Herd, dass die
Flamme mein Haar sengte.
»Nun haben wir Augen! Augen – ein
schön Paar Kinderaugen«, flüsterte
1
Coppelius schwang die glutrote Zange
und holte damit hellblinkende Massen aus
dem dicken Qualm. – Коппелиус взял
раскаленные щипцы и вытаскивал ими
ярко-мерцающие комья какого-то вещества
из густого дыма.

33
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Coppelius, und griff mit den Fäusten


glutrote Zange aus der Flamme. Er wollte
mir sie in die Augen streuen.
Da hob mein Vater die Hände empor
und rief: »Meister! Meister! Lass meinem
Nathanael die Augen. Lass sie ihm!«
Coppelius lachte und rief: »Wir behal-
ten seine Augen denn. Aber nun wollen
wir doch den Mechanismus der Hände
und der Füße recht observieren«.
Und damit fasste er mich gewaltig und
hackte mir die Hände und die Füße ab und
setzte sie bald dort wieder ein.
»Es steht doch überall nicht recht!
Es ist gut so wie es war! Der Alte hat es
verstanden!«, zischte Coppelius.
Aber alles um mich wurde schwarz.
Ein starker Krampf durchzuckte Nerv
und Gebein. Ich fühlte nichts mehr.
Ein sanfter warmer Hauch glitt über
mein Gesicht. Ich erwachte wie aus dem
Todesschlaf. Die Mutter war neben mir.

34
Der Sandmann

»Ist der Sandmann noch da?«, sagte


ich leise.
»Nein, mein liebes Kind. Er ist lange,
lange fort. Er tut dir keinen Schaden!«,
sprach die Mutter und küsste mich.
Was soll ich Dich erschöpfen, mein
herzlieber Lothar! Was soll ich erzäh-
len? Es bleibt noch so vieles. Genug!
Ich war bei der Lauscherei entdeckt. Ich
wurde von Coppelius gequält. Nach dem
Schrecken und dieser Angst lag ich meh-
rere Wochen krank. »Ist der Sandmann
noch da?« Das war mein erstes gesundes
Wort und das Zeichen meiner Rettung.
Ich darf dir nur noch über den schreck-
lichsten Moment meiner Jugendjahre er-
zählen. Dann bist Du überzeugt, dass es
keine Einbildung meiner Augen ist. Wenn
mir nun alles farblos erscheint, hat ein
dunkles Verhängnis einen trüben Wol-
kenschleier über mein Leben gehängt. Ich
zerreiße ihn vielleicht nur sterbend.

35
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Etwa ein Jahr ist vergangen, als wir


abends an dem runden Tische saßen. Der
Vater war sehr heiter und erzählte viel
Interessantes von den Reisen. Er hat sie
in seiner Jugend gemacht. Da hörten wir,
als es neun schlug. Plötzlich dröhnten
langsame eisenschwere Schritte durch
den Hausflur die Treppe herauf.
»Das ist Coppelius«, sagte meine
Mutter.
»Ja! Es ist Coppelius«, wiederholte der
Vater.
Die Tränen meiner Mutter stürzten aus
den Augen.
»Aber Vater, Vater!«, rief sie, »muss
es denn so sein?«
»Zum letzten Mal!«, antwortete er,
»zum letzten Mal kommt er zu mir. Ich
verspreche es dir. Geh nur, geh mit
den Kindern! Geht, geht zu Bett! Gute
Nacht!«

36
Der Sandmann

Mir war es, als ich auf den schweren


kalten Stein gestoßen. Mein Atem war
fest! Die Mutter ergriff mich beim Arm
als ich unbeweglich stehen blieb.
»Komm Nathanael, komm nur!«
Ich trat in meine Kammer.
»Sei ruhig, sei ruhig, lege dich ins Bett!
Schlaf, schlaf«, sagte mir die Mutter.
Aber ich war von unbeschreiblicher
innerer Angst und Unruhe gequält. Ich
konnte nicht schlafen. Der abscheuliche
Coppelius stand vor mir mit funkelnden
Augen und lachte mich boshaft an. Ich
konnte dieses Bild nicht loswerden. Es
war wohl schon Mitternacht, als ein
entsetzlicher Schlag geschah. Das ganze
Haus erschütterte.
»Das ist Coppelius!«, rief ich entsetzt.
Ich lief zum Zimmer meines Vaters. Die
Tür war offen, erstickender Dampf quoll
mir entgegen.

37
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Das Dienstmädchen schrie: »Ach, der


Herr!«
Vor dem Herd auf dem Boden lag
mein Vater tot mit schwarz verbranntem
Gesicht. Um ihn herum heulten die
Schwestern. Die Mutter war ohnmächtig!
»Coppelius, Satan, du hast den Vater
getötet!«, schrie ich auf. Ich war fast
verrückt.
Als man zwei Tage darauf meinen
Vater in den Sarg legte, waren seine
Gesichtszüge wieder sanft geworden.
Tröstend ging es in meiner Seele auf,
dass ihn sein Bund mit dem teuflischen
Coppelius nicht ins ewige Verderben
stürzen konnte.
Die Explosion hat die Nachbarn
geweckt. Der Vorfall kam vor die
Obrigkeit. Sie wollte den Coppelius
zur Verantwortung ziehen. Er war aber
spurlos verschwunden.

38
Der Sandmann

Wenn ich Dir nun sage, mein herzlieber


Freund, dass jener Händler vom Glas
Coppelius war, so wirst Du mir nicht
übel, dass ich das feindliche Aussehen als
schweres Unglück sein kann. Coppelius’
Figur und Gesichtszüge sind zu tief in
mein Innerstes eingeprägt. Alles hier
sollte möglich ein Irrtum sein. Zudem hat
Coppelius nicht einmal seinen Namen
geändert. Ich habe gehört, dass er hier
ist. Er verrät sich für einen Mechanikus
aus Piemont und nennt sich Giuseppe
Coppola.
Ich bin entschlossen, der Tod des
Vaters zu rächen. Aber er konnte denn
überall gehen.
Ich erzähle meiner Mutter nichts von
dem Erscheinen des Teufels.
Grüße meine liebe Clara. Ich schreibe
ihr in ruhigerer Stimmung. Lebe wohl
etc. etc.
CLARA
AN NATHANAEL
Es ist wahr, dass Du recht lange mir
nicht geschrieben hast. Aber dennoch
glaube ich, dass Du mich in Gedanken
trägst. Denn Du bist wohl recht lebhaft,
als Du Deinen letzten Brief an Bruder
Lothar schicken wolltest und die
Aufschrift, statt an ihn an mich richtetest.
Freudig nahm ich den Brief und verstand,
dass ich mich bei den Worten irre:
»Ach mein herzlieber Lothar!« Nun
sollte ich den Brief dem Bruder geben.
Aber, hast Du mir auch manchmal in
kindischer Neckerei vorgeworfen? Du
hast gesagt, dass ich ruhiges, weiblich
besonnenes Gemüt habe. Ich, wie jene
Frau, kann einen falschen Kniff in der
Fenstergardine glatt streichen, wenn das

43
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Haus zusammenbricht. So darf ich doch


wohl kaum versichern, dass der Anfang
Deines Briefes mich tief erschütterte. Ich
konnte kaum atmen. Es flimmerte mir
vor den Augen. Ach, mein herzgeliebter
Nathanael! Was konnte so Entsetzliches
in Dein Leben passieren! Trennung
von Dir, Dich niemals wiedersehen, der
Gedanke durchfuhr meine Brust wie
ein glühender Dolchstich. Ich las und
las! Deine Erzählung des abscheulichen
Coppelius ist grässlich. Erst jetzt höre
ich, wie Dein guter alter Vater vom solch
gewaltsamen Tod starb. Bruder Lothar
suchte mich zu beruhigen. Aber es
gelang ihm schlecht. Der fatale Giuseppe
Coppola verfolgte mich auf Schritt und
Tritt1. Ich schäme mich, es zu gestehen,
dass er selbst meinen ruhigen Schlaf
zerstören konnte. Doch bald hat sich alles
1
auf Schritt und Tritt – по пятам

44
Der Sandmann

anders in mir gestaltet. Sei mir nur nicht


böse, mein Innig Geliebter, wenn Lothar
Dir etwas sagen möchte. Trotz Deiner
seltsamen Ahnung, dass Dir Coppelius
etwas Böses antun wird, bleibe ich ganz
ruhig wie immer.
Ich will es Dir nur gestehen, dass alles
Entsetzliche und Schreckliche nur in
Deinem Inneren lebt. Die wahre wirkliche
Außenwelt aber hatte daran wohl wenig
teil. Der alte Coppelius konnte wohl
abscheulich sein. Aber das, dass er Kinder
hasste, erzeugte in Euch wahren Abscheu
gegen ihn.
Natürlich verknüpfte sich nun in Dei-
nem kindischen Charakter der schreckli-
che Sandmann mit dem alten Coppelius.
Du glaubtest, dass er ein gespenstischer
Teufel blieb. Die schreckliche Aktivität
mit Deinem Vater in der Nacht war das,
dass beide heimlich alchemistische Ver-
suche machten. Damit konnte die Mut-

45
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

ter nicht zufrieden sein, weil sie dafür viel


Geld verschwendeten haben. Das Gemüt
des Vaters war ganz voll von dem illusori-
schen Streben nach hoher Weisheit. Der
Tod seines Vaters war wohl gewiss wegen
seiner eigenen Unvorsichtigkeit. Coppe-
lius ist nicht schuld daran. Glaubst Du,
dass ich den erfahrenen Apotheker ges-
tern gefragt habe? War es wohl, dass es
bei chemischen Versuchen eine tötende
Explosion möglich war? Er sagte »Aller-
dings« und beschrieb mir nach seiner Art
gar umständlich, wie das passieren kann.
Er nannte dabei so viele Namen, die ich
gar nicht behalten konnte. Nun wirst Du
wohl unwillig über Deine Clara werden.
Du wirst sagen: »In diesem kalten Gemüt
dringt kein Strahl des Geheimnisvollen.
Sie sieht nur die bunte Oberfläche der
Welt. Sie freut sich wie das Kind über die

46
Der Sandmann

goldgleißende Frucht1. Und in dem In-


neren von ihnen wird tödliches Gift ver-
steckt«.
Ach mein herzgeliebter Nathanael!
Glaubst Du denn nicht, dass auch in
heitern, sorglosen Gemütern die Ahnung
von einer dunklen Macht wohnen kann?
Sie strebt, feindlich uns in unserem Selbst
zu verderben? Aber verzeih es mir, wenn
ich einfältig zu sein scheine. Ich wollte Dir
auf irgendeine Weise andeuten, was ich
von solchem Kampf im Inneren glaube.
Ich finde wohl gar am Ende die rechten
Worte nicht. Du lachst mich aus, weil ich
das so unklug sage.
Gibt es eine dunkle Macht, die so recht
feindlich einen Faden in unser Inneres
legt? Sie hält uns fest und dann zieht
auf einem gefährlichen verderblichen
Wege fort, den wir sonst nicht betreten
1
die goldgleißende Frucht – золотистые
плоды

47
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

konnten. Gibt es eine Macht, so muss sie


in uns sein, wie wir sie selbst gestalten.
Wir glauben denn nur so an sie und geben
ihr den Platz. Sie bedarf ihn, um geheime
Werk zu erledigen. Wenn wir festen Sinn
genug haben, dann erkennen wir fremdes
feindliches Einwirken und den Weg, in
den uns Neigung und Beruf geschoben
haben. Dann geht wohl unheimliche
Macht in dem eifrigen Kampf nach der
Gestaltung, die unser eigenes Spiegelbild
sein sollte. Lothar fügt noch hinzu. Es
ist auch klar, dass die dunkle psychische
Macht oft fremde Gestalten in unser
Inneres hineinzieht. Die Außenwelt wirft
uns sie in den Weg. Wir selbst entzünden
nur den Geist aus jener Gestalt spricht.
Es ist das Phantom unseres eigenen
»Ichs«. Die innige Verwandtschaft und
tiefe Einwirkung auf unser Gemüt wirft
uns in die Hölle oder begeistert uns.

48
Der Sandmann

Du merkst, mein herzlieber Nathanael,


dass wir, ich und Bruder Lothar, uns
über die Materie von dunklen Mächten
und Gewalten ausgesprochen haben. Das
kommt mir recht tief vor, nachdem ich
nicht ohne Mühe das Hauptsächlichste
aufgeschrieben habe. Lothars letzte
Worte verstehe ich nicht ganz. Ich denke
nur, was er meint. Und doch ist alles mir
wahr.
Ich bitte Dich, reiß den hässlichen
Advokaten Coppelius und Giuseppe
Coppola ganz aus dem Sinn aus. Sei
überzeugt, dass diese fremden Gestalten
nichts Dir antun können. Nur der Glaube
an ihre feindliche Gewalt kann Dir in
der Tat verletzen. Sprich nicht aus jeder
Zeile Deines Briefes die tiefste Aufregung
Deines Gemüts. Dein Zustand schmerzte
mich recht in innerster Seele nicht. Ich
konnte mich, ehrlich gesagt, über den
Advokaten Sandmann und Coppelius

49
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

lustig machen. Sei heiter, heiter! Ich


habe beschlossen, bei Dir wie Dein
Schutzgeist zu erscheinen. Wenn der
hässliche Coppola deinen Schlaf stören
will, verbanne ich ihn mit lautem Lachen.
Ganz und gar nicht fürchte ich mich vor
ihm und vor seinen Fäusten. Er soll mir
weder als Advokat eine Näscherei, noch
als Sandmann die Augen verderben.
Ewig, mein Herzinnigste Geliebter
Nathanael etc. etc. etc.
NATHANAEL
AN LOTHAR
Es ist mir sehr unlieb, dass Clara den
Brief an Dich durch meinen Irrtum las. Sie
hat mir einen sehr tiefen philosophischen
Brief geschrieben. Sie hat da ausführlich
beweist, dass Coppelius und Coppola nur
in meinem Inneren existieren. Sie sind
einfach Phantome meines »Ichs«. Sie
erscheinen augenblicklich, wenn ich sie
als solche erkenne. Man sollte in der Tat
gar nicht glauben, dass der Geist diesen
hellen lächelnden Kindesaugen wie ein
süßer Traum, so verständig, so weise
sein kann. Sie beruft sich auf Dich. Ihr
habt über mich gesprochen. Du liest ihr
wohl über die Logik. Damit kann sie alles
fein sichten und sondern lernen. Lass
das bleiben! Übrigens ist es wohl gewiss,

53
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

dass der Wetterglashändler Giuseppe


Coppola keineswegs der alte Advokat
Coppelius ist. Ich höre Vorlesungen bei
dem Professor der Physik aus Italien.
Er heißt Spalanzani, wie jener berühmte
Naturforscher. Er kennt Coppola schon
seit vielen Jahren. Seiner Aussprache
beweist es, dass er wirklich aus Piemont
ist. Coppelius war ein Deutscher. Aber
wie es mir scheint, kein ehrlicher. Ganz
gelassen bin ich nicht.
Haltet Ihr, Du und Clara, mich immer-
hin für einen düstern Träumer. Aber ich
kann nicht den Eindruck loswerden. Das
macht das verfluchte Gesicht von Coppe-
lius. Ich bin froh, dass er aus der Stadt fort
ist. Das hat mir Spalanzani gesagt. Die-
ser Professor ist ein wunderlicher Kauz.
Ein kleiner rundlicher Mann, das Gesicht
mit starken Backenknochen, feiner Nase,
kleinen stechenden Augen. Doch besser
siehst Du ihn, wenn Du den Cagliostro

54
Der Sandmann

anschauest, wie er von Chodowiecki1


in einem Berlinischen Taschenkalender
steht. So sieht Spalanzani aus.
Neulich steige ich die Treppe herauf
und merke, dass der Vorhang einen
kleinen Spalt lässt. Selbst weiß ich
nicht, wie ich dazu kam, neugierig
durchzublicken. Da saß ein hohes, sehr
schlank, herrlich gekleidetes Mädchen im
Frauenzimmer vor einem kleinen Tisch.
Sie hat darauf beide Arme gelegt. Sie
saß der Tür gegenüber, so, dass ich ihr
schönes Gesicht ganz sah. Sie schien mich
nicht zu bemerken. Überhaupt hatten
ihre Augen etwas Starres. Ich konnte
sagen, keine Sehkraft. Es war mir so, als
schlief sie mit offenen Augen. Mir wurde
ganz unheimlich. Deshalb ging ich leise
1
Cagliostro … von Chodowiecki –
портрет Калиостро, гравированный
Ходовецким (Даниель Ходовецкий –
немецкий художник)

55
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

fort ins Auditorium, das daneben war.


Danach erfuhr ich, dass die Gestalt, die
ich gesehen habe, Spalanzanis Tochter,
Olimpia war. Er hat sie sonderbarer und
schlechter Weise eingesperrt, so gar kein
Mensch in ihre Nähe kommen darf. Am
Ende hat es einen Umstand mit ihr. Sie ist
vielleicht blödsinnig oder sonst.
Warum denn schreibe ich Dir das
alles? Besser und ausführlicher konnte
ich Dir das mündlich erzählen. Weiß,
dass ich über vierzehn Tage bei Euch bin.
Ich muss mein süßes liebes Engelsbild,
meine Clara, wiedersehen. Dann wird die
schlechte Verstimmung verschwinden,
in die ich (ich muss das gestehen) nach
dem fatalen Brief verfallen bin. Deshalb
schreibe ich auch heute nicht an sie.
Tausend Grüße etc. etc. etc.

Seltsamer und wunderlicher konnte


man nichts erfinden. Es gibt dasjenige,

56
Der Sandmann

was meinem armen Freund, dem jungen


Studenten Nathanael passiert ist. Das
möchte ich dir, günstiger Leser, erzählen!
Hast du, Geneigtester, wohl etwas erlebt,
das deine Brust, Sinn und Gedanken ganz
und gar erfüllte!? Und alles andere daraus
verdrängte? Alles kochte in dir, das Blut
sprang durch die Adern und färbte höher
deine Wangen. Dein Blick war so seltsam
als er Gestalten im leeren Raum fangen
wollte. Und die Rede ist einfach dunk-
le Seufzer. Da fragten dich die Freunde:
»Wie ist Ihnen, Verehrter? Was haben
Sie, Teurer?« Und nun wolltest du das
innere Gebilde mit allen glühenden Far-
ben, Schatten und Lichtern aussprechen.
Du versuchst, Worte zu finden, um nur
zu beginnen. Aber es war dir, als du nun
gleich im ersten Wort alles Wunderbare,
Herrliche, Entsetzliche, Lustige, Grau-
enhafte recht greifen wolltest. Alles triffst
du als ein elektrischer Schlag. Doch jedes

57
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Wort, schien dir farblos, frostig und tot.


Du suchst und suchst, und stotterst und
stammelst. Und die nüchternen Fragen
der Freunde schlagen, wie eisige Wind-
hauche in deine innere Glut. Hast du
aber, wie ein eifriger Maler, erst mit eini-
gen Strichen den Umriss deines inneren
Bildes gezeichnet? So trugst du mit leich-
ter Mühe immer glühender und glühen-
der die Farben auf. Der lebendige Tumult
mannigfacher Gestalten regt die Freunde
auf. Und sie sahen, wie du selbst in der
Mitte des Bildes stehst. Es erscheint aus
deinem Gemüt! Ich muss dir, geneigter
Leser, gestehen! Eigentlich hat niemand
nach der Geschichte des jungen Natha-
nael gefragt. Du weißt ja aber wohl, dass
ich zu der wunderlichen Art der Autoren
gehöre. Sie tragen etwas so in sich, wie
ich es zuvor beschrieben. Jeder fragt, der
in ihre Nähe kommt und auch wohl noch
die ganze Welt: »Was ist es denn? Er-

58
Der Sandmann

zählen Sie, Liebster?« So will ich denn


von Nathanaels Leben zu dir sprechen.
Das Wunderbare, Seltsame davon erfüll-
te meine ganze Seele, o mein Leser! Aber
eben deshalb und weil ich dich gleich ge-
neigt machen musste, quälte ich mich ab,
Nathanaels Geschichte bedeutend, origi-
nell, anzufangen: »Es war einmal« – der
schönste Anfang jeder Erzählung. Doch
zu nüchtern! »In der kleinen Provinzi-
alstadt S. lebte« – etwas besser. Oder
gleich medias in res1: »Geh zum Teufel«,
rief der Student Nathanael. Es waren
Wut und Entsetzen im wilden Blick, als
der Wetterglashändler Giuseppe Cop-
pola… Das konnte ich in der Tat schon
aufschreiben. Ich glaubte, dass ich in
dem wilden Blick des Studenten Natha-
nael etwas Amüsantes verspürt habe. Die
Geschichte ist aber gar nicht lustig. Mir
1
medias in res – Прямо к делу (лат.)

59
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

kam keine Rede in den Sinn. Sie konnte


mindesten keinen Farbenglanz des inne-
ren Bildes abspiegeln. Ich beschloss gar
nicht anzufangen.
Geneigter Leser, nimm die drei Briefe!
Sie hat mir Freund Lothar geschrieben.
Er hat den Umriss des Gebildes mitgeteilt.
Dafür versuche ich nun, immer mehr und
mehr Farbe hineinzutragen. Vielleicht
gelingt es mir, manche Gestalt, wie ein
guter Porträtmaler, so aufzufassen,
dass du es ähnlich findest. Aber ohne
das Original. Ja, das ist es. Stell dir
vor, dass du die Person recht oft schon
mit leibhaftigen Augen gesehen hat.
O mein Leser, wirst du vielleicht dann
glauben, dass nichts wunderlicher und
toller ist, als das wirkliche Leben. Und
der Dichter kann doch nur davon ein
mattes geschliffenes Spiegel des dunklen
Widerscheines widerspiegeln.

60
Der Sandmann

Damit wird es klar, was gleich


anfangs ich sagen soll. Ich muss zu
jenen Briefen noch hinzufügen. Bald
darauf nach dem Tod von Nathanaels
Vater hat Nathanaels Mutter Clara und
Lothar ins Haus genommen. Sie waren
Kinder von entfernten Verwandten,
der ebenfalls gestorben ist. Clara und
Nathanael fassten eine heftige Zuneigung
zueinander. Sie waren daher Verlobte.
Dann verließ Nathanael den Ort, um
sein Studium in G. fortzusetzen. Da ist
er nun in seinem letzten Brief und hört
Vorlesungen beim berühmten Professor
Physices, Spalanzani.
Nun kann ich vielleicht getrost die
Erzählung weiterschreiben. Aber in dem
Augenblick steht Claras Bild so lebendig
vor Augen. Ich kann es nicht wegschauen.
Es geschah immer, wenn sie mich lächelnd
anblickte. Clara konnte keineswegs für
schön gelten. Das meinten alle, die etwas

61
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

von der Schönheit verstehen. Doch lobten


die Architekten die reinen Verhältnisse
ihres Wuchses. Die Maler fanden
Nacken, Schultern und Brust zu keusch
geformt. Sie verliebten sich dagegen
in das wunderbare Magdalenenhaar.
Sie plauderten überhaupt viel von
Battonischem Kolorit1. Ein wirklicher
Fantast verglich aber Claras Augen mit
einem See von Ruisdael. Da spiegelt sich
der wolkenlose Himmel reines Azur,
Wald- und Blumenflur. Es gab auch
darin reiche Landschaft ganzes buntes,
heiteres Leben. Dichter und Meister
gingen aber weiter und sprachen: »Was
See – was Spiegel! Können wir denn
das Mädchen anschauen, ohne dass uns
aus ihrem Blick wunderbare Gesänge
1
plauderten viel von Battonischem
Kolorit – болтали о колорите Баттони
(Помпео Джироламо Батони – итальянский
живописец XVIII в.)

62
Der Sandmann

und Klänge strahlen? Sie dringen in


unser Innerstes, dass da alles wach wird.
Wir singen selbst dann nichts wahrhaft
Vernünftiges, so ist überhaupt nicht viel
an uns. Und das lesen wir denn auch
deutlich in Claras Lippen, in ihrem
schwebenden feinen Lächeln. Das nennen
wir Gesang. Aber nur einzelne Töne
springen durcheinander«. Es war dem
so. Clara hat die lebenskräftige Fantasie
des heiteren kindischen Kindes. Sie hatte
einen tiefen, weiblich zarten Charakter
und einen gar hellen Verstand. Die
Weisen hatten bei ihr böses Spiel. Denn
ohne zu viel zu reden, was überhaupt in
Claras schweigsamer Natur nicht lag,
sagte ihnen der helle Blick, und jenes
feine ironische Lächeln: Lieben Freunde,
was habt ihr euch ausgedacht, dass ich
eure Schattengebilde für wahre Gestalten
mit Leben und Regung wahrnehmen soll?

63
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Deshalb galt Clara als kalt, gefühllos und


prosaisch. Aber andere, die das Leben in
klarer Tiefe aufgefasst, liebten ungemein
das gemütvolle, verständige, kindliche
Mädchen. Aber doch keiner so sehr, als
Nathanael. Er hat sich Wissenschaft und
Kunst heiter gewidmet. Clara hing an dem
Geliebten mit ganzer Seele. Die ersten
Wolkenschatten zogen durch ihr Leben,
als er sich von ihr trennte. Mit welchem
Entzücken flog sie in seine Arme, als er
nun wirklich in seiner Vaterstadt ins
Zimmer der Mutter eintrat. Es geschah
so wie Nathanael geglaubt. Er sah Clara.
Im Augenblick dachte er weder an den
Advokaten Coppelius, noch an Claras
verständigen Brief. Jede Verstimmung
war verschwunden.
Recht hatte aber Nathanael doch,
als er seinem Freunde Lothar schrieb.
Coppolas widerwärtige Gestalt ist recht

64
Der Sandmann

feindlich in sein Leben getreten. Alle


fühlten das. Nathanael hat sich gleich
in den ersten Tagen in seinem ganzen
Wesen durchaus verändert. Er versank
in düstre Träumereien. Er trieb es bald
so seltsam, wie man es niemals von ihm
gesehen hat. Das ganze Leben ist ihm
Traum und Ahnung geworden. Immer
sprach er davon, wie jeder Mensch
dunklen Mächten zum grausamen Spiel
dient. Vergeblich steht man ihnen wider.
Demütig muss man es annehmen, was das
Schicksal verhängt hat. Er ging weiter. Es
ist töricht, wenn man glaubt, in Kunst und
Wissenschaft nach selbsttätiger Willkür
zu schaffen. Denn die Begeisterung
kommt nicht aus dem eigenen Inneren,
sondern es ist das Einwirken irgendeines
Prinzips. Es liegt außer uns.
Clara war diese mystische Schwärmerei
im höchsten Grade zuwider. Doch schien
es vergebens, sich auf Widerlegung

65
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

einzulassen1. Nur dann, wenn Nathanael


bewies, dass Coppelius das böse Prinzip
ist, was ihn in dem Augenblick erfasst
hat, und dass dieser widerwärtige Dämon
auf entsetzliche Weise ihr Liebesglück
stören wird, da wurde Clara sehr ernst
und sprach:
»Ja, Nathanael, du hast Recht!
Coppelius ist ein böses feindliches
Prinzip. Er kann Entsetzliches wirken,
wie eine teuflische Macht. Sie trat die
sichtbar ins Leben. Aber nur dann, wenn
du ihn nicht aus Sinn und Gedanken
verjagst. Solange du an ihn glaubst, ist er
auch und wirkt. Nur dein Glaube ist seine
Macht«.
Nathanael war ganz entsetzt, dass
Clara die Existenz des Dämons nur in
1
Doch schien es vergebens, sich auf
Widerlegung einzulassen. – Но все
старания их опровергнуть, по-видимому,
были напрасны.

66
Der Sandmann

seinem eigenen Innern statuiere. Er


wollte dann mit der ganzen mystischen
Lehre von Teufeln und grausen Mächten
widersprochen. Clara brach aber ab.
Sie schob irgendwas Gleichgültiges
dazwischen. Das hat Nathanael geärgert.
Er dachte, kalte unempfängliche Gemüter
tiefe Geheimnisse nicht begriffen können.
Er konnte deutlich nicht bewusst sein,
dass er Clara eben zu solchen Naturen
zählt. Er gab ihr keine Versuche, ihr diese
Geheimnisse zu erraten. Wenn Clara am
frühen Morgen das Frühstück bereiten
half, stand er bei ihr und las ihr aus
mystischen Büchern vor. Clara bat:
»Aber lieber Nathanael, wenn ich dich
nun das böse Prinzip nennen wollte, das
feindlich auf meinen Kaffee wirkt? Denn,
wenn ich alles stehen und liegen lassen
und dir in die Augen schauen soll, läuft
mir der Kaffee ins Feuer. Ihr bekommt
alle dann kein Frühstück!«

67
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Nathanael klappte das Buch heftig


zu und rannte voll Unmut fort in sein
Zimmer. Sonst hatte er eine besondere
Stärke in lebendigen Erzählungen, die
er aufschrieb. Und Clara hörte sie mit
dem innigsten Vergnügen an. Jetzt waren
seine Dichtungen düster, unverständlich.
Wenn Clara schonend es auch nicht sagte,
fühlte er doch wohl. Nichts war für Clara
tötender, als das Langweilige. In Blick und
Rede konnte man geistige Schläfrigkeit
merken. Nathanaels Dichtungen waren
in der Tat sehr langweilig. Sein Ärger
über Claras kaltes prosaisches Gemüt
stieg höher. Clara konnte ihren Unmut
über Nathanaels dunkle, düstere,
langweilige Mystik nicht überwinden. So
entfernten beide im Inneren sich immer
mehr voneinander. Zuerst bemerkten
sie es nicht. Die Gestalt von hässlichen
Coppelius war in Nathanaels Fantasie
erbleicht. Er musste sich es gestehen.

68
Der Sandmann

Und es kostete ihm oft Mühe, ihn in


seinen Dichtungen, wo er als grauser
Schicksalspopanz auftrat, recht lebendig
zu kolorieren. Es fiel ihm endlich ein,
dass Coppelius sein Liebesglück stören
werde. So machte er jede düstre Ahnung
zum Gegenstande eines Gedichts. Er
stellte sich und Clara dar, in treuer Liebe
verbunden. Aber dann und wann war
es, als griff eine schwarze Faust in ihr
Leben und riss Freude heraus. Als sie
schon am Traualtar stehen, erscheint
der entsetzliche Coppelius und berührt
Claras holde Augen. Sie springen in
Nathanaels Brust wie blutige Funken.
Coppelius fasst ihn und wirft ihn in einen
flammenden Feuerkreis. Er dreht sich mit
der Schnelligkeit des Sturmes und ihn
sausend fortreißt. Alles tobt, als wenn
der Orkan grimmig in die schäumenden
Meereswellen sprudelt. Sie erheben sich
wie schwarze, weißhauptige Riesen in

69
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

wütendem Kampf1. Aber durch dieses


wilde Tosen hört er Claras Stimme:
»Kannst du mich denn nicht erschauen?
Coppelius hat dich getäuscht. Das waren
ja nicht meine Augen. Sie brannten so
in deiner Brust. Das waren ja glühende
Tropfen deines eigenen Herzbluts. Ich
habe ja meine Augen. Sieh mich doch nur
an!« Nathanael denkt: »Das ist Clara,
und ich bin ihr eigen für immer«. Da ist
es, als ob der Gedanke gewaltig in den
Feuerkreis eindringt. Er bleibt deswegen
stehen. Und im schwarzen Abgrund
verrauscht dumpf das Gebrüll. Nathanael
blickt in Claras Augen. Aber es ist der
Tod, der mit Claras Augen ihn freundlich
anschaut.
1
Sie erheben sich wie schwarze,
weißhauptige Riesen in wütendem Kampf. –
Морские валы вздымаются подобно черным
седоголовым исполинам в яростной схватке.

70
Der Sandmann

Als Nathanael das dichtete, war er sehr


ruhig und besonnen. Er besserte an jeder
Zeile. Da er sich dem metrischen Zwan-
ge unterworfen, ruhte er nicht, bis alles
rein und wohlklingend war. Er war nun
endlich fertig. Als er das Gedicht für sich
laut las, fasste ihn Grausen und wildes
Entsetzen. Er schrie auf. »Wessen grau-
envolle Stimme ist das?« Bald schien ihm
jedoch das Ganze wieder nur eine sehr
gelungene Dichtung. Und er dachte, dass
er Claras kalter Charakter dadurch ent-
zündet. Er verstand nicht deutlich, wozu
denn Clara entzündet. Wozu führt es
denn nun eigentlich, sie mit den grauen-
vollen Bildern zu ängstigen. Sie sagten
eine entsetzliche zerstörende Geschick-
lichkeit von ihrer Liebe hervor.
Sie, Nathanael und Clara, saßen im
kleinen Garten der Mutter. Clara war sehr
heiter, weil Nathanael sie seit drei Tagen
nicht mit seinen Träumen und Ahnungen

71
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

geplagt hat. Er schrieb diese Tage seine


Dichtung. Auch Nathanael sprach lebhaft
und froh von lustigen Dingen wie sonst.
So sagte Clara:
»Nun erst habe ich dich ganz wieder.
Siehst du es wohl, wie wir den hässlichen
Coppelius vertrieben haben?«
Da fiel Nathanael erst ein, dass er ja die
Dichtung in der Tasche trage. Er wollte
sie vorlesen. Er zog auch die Blätter
hervor und fing an zu lesen. Clara fing
an, ruhig zu stricken. Sie hatte etwas
Langweiliges wie gewöhnlich vermutend.
Aber das düstre Gewölk aufstieg so wie
immer schwärzer und schwärzer. Sie
ließ den Strickstrumpf sinken und blickte
starr Nathanael ins Auge. Er riss seine
Dichtung fort. Hochrot färbte seine
Wangen. Tränen quollen ihm aus den
Augen. Endlich hat er geschlossen, er
stöhnte in tiefer Ermattung. Er fasste
Claras Hand und seufzte in trostlosem

72
Der Sandmann

Jammer: »Ach! Clara, Clara!« Clara


drückte ihn sanft an ihren Busen und
sagte leise, aber sehr langsam und ernst:
»Nathanael, mein herzlieber Natha-
nael! Wirf das unsinnige, wahnsinnige
Märchen ins Feuer«.
Da sprang Nathanael empört auf und
rief:
»Du lebloses, verdammtes Automat!«
Er rannte fort, bittere Tränen vergoss
tief verletzte Clara.
»Ach, er hat mich niemals geliebt.
Denn er versteht mich nicht«, schluchzte
sie laut.
Lothar trat in den Garten. Clara
musste ihm erzählen, was passierte. Er
liebte seine Schwester mit ganzer Seele.
Jedes Wort ihrer Anklage fiel wie ein
Funke in sein Inneres. Seinen Unmut hat
er wider träumerischen Nathanael lange
im Herzen getragen. Er entzündete sich
zum wilden Zorn. Er lief zu Nathanael. Er

73
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

warf ihm das unsinnige Verhalten gegen


die geliebte Schwester in harten Worten
vor. Aber Nathanael erwiderte ebenso.
Der Zweikampf war unvermeidlich. Sie
beschlossen, sich am folgenden Morgen
hinter dem Garten nach akademischer
Sitte mit scharfgeschliffenen Rapieren
zu schlagen. Stumm und finster gingen
sie umher. Clara hat den heftigen
Streit gehört. Sie hat gesehen, dass
der Fechtmeister in der Dämmerung
die Rapiere brachte. Sie ahnte, was
geschehen sollte. Lothar und Nathanael
sind auf den Kampfplatz angekommen.
Sie schwiegen. Dann haben sie düster die
Röcke abgeworfen. Sie wollten einander
gegeneinander ausfallen. Blutdürstige
Kampflust war im brennenden Auge. Als
Clara durch die Gartentür herbeistürzte,
rief sie schluchzend laut:
»Ihr wilden entsetzlichen Menschen!
Stoßt mich nur gleich nieder, ehe ihr euch

74
Der Sandmann

kämpft. Denn wie soll ich denn länger


leben auf der Welt, wenn der Geliebte
den Bruder, oder wenn der Bruder den
Geliebten ermordet hat!«
Lothar ließ die Waffe sinken und
sah schweigend zur Erde nieder. Aber
in Nathanaels Inneren ging in der
Wehmut alle Liebe wieder auf. Sie hat
er jemals in der herrlichen Jugendzeit
schönsten Tagen für Clara empfunden.
Das Mordgewehr entfiel seiner Hand. Er
stürzte zu Claras Füßen.
»Kannst du mir denn jemals verzeihen,
du meine einzige, meine herzgeliebte
Clara! Kannst du mir verzeihen, mein
herzlieber Bruder Lothar!«
Lothar wurde gerührt vom tiefen
Schmerz des Freundes. Unter tausend
Tränen umarmten sich drei Menschen.
Sie schwuren, in ewiger Liebe und Treue
zu sein.

75
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Nathanael schien, als ihm eine schwere


Last von ihm gefallen ist, die ihn auf die
Erde drückte. Es schien ihm, dass er
nach der finsteren Macht sein ganzes Sein
gerettet hat. Noch drei ruhige Tage lebte
er bei den Lieben. Dann kehrte er nach
G. Zurück. Da musste er noch ein Jahr
bleiben. Dann wollte er aber für immer
nach seiner Vaterstadt zurückkehren.
Der Mutter war alles, was sich auf
Coppelius bezog, verschwiegen worden.
Denn man wusste, dass sie nicht ohne
Entsetzen an ihn denken konnte. Sie,
wie Nathanael, gab ihm den Tod ihres
Mannes Schuld.

Wie erstaunte Nathanael, als er in sei-


ne Wohnung anfahren wollte. Aber er
sah, dass das ganze Haus gebrannt war.
Aus dem Schutthaufen ragten nur die
nackten Feuermauern hervor. Das Feu-
er brach unerachtet in dem Laboratorium

76
Der Sandmann

des Apothekers aus, der im untern Stocke


wohnte. Das Haus hat daher von unten
herauf gebrannt. Es war doch den kühnen
Freunden gelungen, noch zu rechter Zeit
in Nathanaels im oberen Stock gelegenes
Zimmer zu dringen. Sie haben seine Bü-
cher, Manuskripte, Instrumente gerettet.
Alles haben sie unbeschädigt in ein an-
deres Haus getragen. Dort haben sie ein
Zimmer in Beschlag genommen. Dort-
hin bezog Nathanael nun sogleich. Nicht
sonderlich achtete er darauf, dass er dem
Professor Spalanzani gegenüber wohnte.
So wenig schien es ihm etwas Besonde-
res, als er bemerkte, dass er aus seinem
Fenster gerade in das Zimmer von Olim-
pia blickte. Sie saß oft da einsam, sodass
er ihre Figur deutlich erkennen konnte.
Die Züge des Gesichts blieben undeutlich.
Wohl fiel es ihm endlich auf, dass Olim-
pia oft stundenlang in derselben Stellung
ohne irgendeine Beschäftigung an einem

77
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

kleinen Tische saß. Er entdeckte sie einst


durch die Glastür. Sie starrte ihn offen-
bar unverwandten Blickes an. Er musste
sich auch selbst gestehen, dass er nie eine
schönere Gestalt gesehen. Clara war ihm
indessen im Herzen. Ihm blieb die steife,
starre Olimpia höchst gleichgültig. Nur
manchmal sah er flüchtig nach der schö-
nen Bildsäule, das war alles.
Eben schrieb er an Clara, als es leise an
die Türe klopfte. Sie öffnete sich auf sei-
nen Zuruf. Coppolas widerwärtiges Ge-
sicht sah hinein. Nathanael fühlte sich im
Innersten erbeben. Er hat sich erinnert
daran, was ihm Spalanzani über Lands-
mann Coppola gesagt hat. Er hat der Ge-
liebten auch von Sandmann Coppelius so
heilig versprochen. So schämte er sich
aber selbst seiner kindischen Gespen-
sterfurcht. Er nahm sich mit aller Gewalt
zusammen und sprach so sanft und ge-
lassen, als möglich:

78
Der Sandmann

»Ich kaufe kein Wetterglas, mein lieber


Freund! Gehen Sie nur!«
Da trat aber Coppola vollends in die
Stube und sprach mit heiserem Ton. Das
weite Maul hat sich zum hässlichen La-
chen verzog. Die kleinen Augen funkelten
unter den grauen langen Wimpern:
»Ei, nix Wetterglas, nix Wetterglas!
Hab auch sköne Oke, sköne Oke!«
Entsetzt rief Nathanael:
»Verrückter Mensch, wie kannst du
Augen haben?«
Aber in dem Augenblick hat Coppo-
la seine Wettergläser beiseitegesetzt. Er
griff in die weiten Rocktaschen und holte
Lorgnetten und Brillen heraus, die er auf
den Tisch legte.
»Nu – Nu – Brill – Brill auf der Nas
su setze, das sein meine Oke – sköne
Oke!«
Und damit holte er immer mehr und
mehr Brillen heraus, sodass es auf dem

79
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

ganzen Tisch seltsam zu flimmern und zu


funkeln begann. Tausend Augen blick-
ten und zuckten krampfhaft und starr-
ten auf zum Nathanael. Aber er konnte
nicht von dem Tisch wegschauen. Immer
mehr Brillen legte Coppola. Immer wilder
und wilder sprangen flammende Blicke
durcheinander und schossen mit ihren
blutroten Strahlen in Nathanaels Brust.
Übermannt von tollem Entsetzen schrie
er auf:
»Halt! Halt, fürchterlicher Mensch!«
Er hatte Coppola, der eben in die Ta-
sche griff, um noch mehr Brillen heraus-
zubringen, beim Arm festgepackt. Uner-
achtet war schon der ganze Tisch über-
deckt. Coppola machte sich mit heiserem
widrigen Lachen sanft los:
»Ah! – nix für Sie – aber hier sköne
Glas«.
Er hat alle Brillen zusammengerafft,
gesteckt und aus der Seitentasche des

80
Der Sandmann

Rocks eine Menge großer und kleiner


Perspektive rausgeholt. Sowie die Brillen
fort waren, wurde Nathanael ganz ruhig.
Er dachte an Clara und sah wohl ein, dass
der entsetzliche Spuk nur aus seinem
Inneren hervorgegangen ist, und dass
Coppola ein höchst ehrlicher Mechanikus
und Optikus war. Aber es war keines-
wegs Coppelii, verfluchter Doppelgänger
und Revenant. Zudem hatten alle Gläser
gar nichts Besonderes, am wenigsten so
etwas Gespenstisches wie die Brillen. Um
alles wiedergutzumachen, beschloss Na-
thanael von Coppola jetzt wirklich etwas
zu kaufen. Er ergriff ein kleines sehr sau-
ber gearbeitetes Taschenperspektiv und
sah, um es zu prüfen, durch das Fenster.
Noch im Leben war ihm kein Glas vor-
gekommen, das die Gegenstände so rein,
scharf und deutlich dicht vor die Augen
rückte. Unwillkürlich sah er in Spalanza-
nis Zimmer. Olimpia saß, wie gewöhn-

81
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

lich, vor dem kleinen Tisch. Die Arme


hat sie daraufgelegt, die Hände gefaltet.
Nun Nathanael betrachtete erst Olimpias
wunderschön geformtes Gesicht. Nur
die Augen schienen ihm gar seltsam starr
und tot. Er schaute immer schärfer und
schärfer durch das Glas. Es war, als in
Olimpias Augen feuchte Mondesstrah-
len aufgingen. Es schien, als wenn man
nun erst die Sehkraft entzündet hat. Im-
mer lebendiger und lebendiger flammten
die Blicke. Nathanael lag wie gezaubert
im Fenster. Er betrachtete immer fort
und fort himmlisch-schöne Olimpia. Ein
Räuspern und Scharren weckte ihn, wie
aus tiefem Traum. Coppola stand hinter
ihm:
»Tre Zechini – drei Dukat«.
Nathanael hatte den Optikus verges-
sen. Rasch zahlte er.
»Nick so? Sköne Glas – sköne Glas!«,
fragte Coppola mit seiner widerwärtigen

82
Der Sandmann

heiseren Stimme und dem hässlichen Lä-


cheln.
»Ja, ja, ja!«, antwortete Nathanael
düster.
»Adieu, lieber Freund!«
Coppola verließ das Zimmer nicht ohne
viele seltsame Seitenblicke auf Natha-
nael. Er hörte ihn auf der Treppe laut la-
chen. »Nun ja«, meinte Nathanael, »er
lacht mich aus, weil ich ihm das kleine
Perspektiv viel zu teuer bezahlt habe – zu
teuer bezahlt!« Indem er diese Worte lei-
se sprach, war es, als halle ein tiefer To-
desseufzer durch das Zimmer ausbrach-
te. Nathanaels Atem stoppte vor inne-
rer Angst. Er hat ja aber selbst so auf-
geseufzt. Das merkte er wohl. »Clara«,
sprach er zu sich selber, »hat wohl recht,
dass sie mich für einen Geisterseher hält.
Aber dumm ist es doch – ach wohl mehr,
als dumm, dass mich der dumme Gedanke
noch jetzt so sonderbar ängstigt. Ich habe

83
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

das Glas dem Coppola zu teuer bezahlt.


Den Grund davon sehe ich gar nicht ein«.
Jetzt setzte er sich, um den Brief an Clara
zu enden. Aber ein Blick durch das Fen-
ster überzeugte ihn, dass Olimpia noch
da saß. Und im Augenblick sprang er auf,
ergriff Coppolas Perspektiv und konnte
nicht los von Olimpias verführerischem
Anblick. Plötzlich rief ihn Freund und
Bruder Siegmund ins Kollegium bei dem
Professor Spalanzani ab. Die Gardine
vor dem Zimmer war dicht zugezogen. Er
konnte Olimpia so wenig hier entdecken.
Unerachtet verließ er kaum das Fenster
und hinüberschaute durch Coppolas Per-
spektiv. Am dritten Tag wurden sogar die
Fenster verhängt. Ganz verzweifelt von
Sehnsucht und Verlangen lief er hinaus
vor das Tor. Olimpias Gestalt schwebte
vor ihm in den Lüften und trat aus dem
Gebüsch. Sie guckte ihn an mit großen
strahlenden Augen, aus dem hellen Bach.

84
Der Sandmann

Claras Bild war ganz aus seinem Inneren


gewichen. Er dachte nichts als Olimpia.
Er klagte ganz laut und weinerlich: »Ach
du mein herrlicher Liebesstern! Bist du
mir denn nur aufgegangen, um gleich
wieder zu verschwinden, und mich in fin-
sterer hoffnungsloser Nacht zu lassen?«
Als er in seine Wohnung zurückkehren
wollte, war es in Spalanzanis Haus laut.
Die Türen standen offen. Man trug allerlei
Geräte hinein. Die Fenster des ersten
Stocks waren ausgehoben. Geschäftige
Mädchen kehrten und stäubten mit
großen Haarbesen hin- und herfahrend.
Tischler und Tapezierer klopften und
hämmerten. Nathanael blieb in vollem
Erstaunen auf der Straße stehen. Da trat
Siegmund lachend zu ihm und sprach:
»Nun, was sagst du zu unserem alten
Spalanzani?«
Nathanael sagte, dass er gar nichts
sagen kann. Er weiß durchaus nichts vom

85
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Professor. Er war tief verwundert, wie


in dem stillen düstern Hause ein tolles
Treiben und Wirtschaften herrschte.
Da erfuhr er denn von Siegmund, dass
Spalanzani morgen ein großes Fest,
Konzert und Ball geben wollte. Die halbe
Universität ist eingeladen. Allgemein
verbreite man, dass Spalanzani seine
Tochter Olimpia zum ersten Mal zu
erscheinen erlaubte. Er hat sie so lange
jedem menschlichen Auge recht ängstlich
entzogen.
Nathanael fand eine Einladungskarte
und ging mit hochklopfendem Herzen
zur bestimmten Stunde zum Professor.
Die Wagen rollten und die Lichter in den
geschmückten Sälen schimmerten. Die
Gesellschaft war zahlreich und glänzend.
Olimpia erschien sehr reich und
geschmackvoll gekleidet. Man musste ihr
Gesicht, ihren Körper bewundern. Der
etwas seltsam eingebogene Rücken,

86
Der Sandmann

die wespenartige Dünne des Leibes


schien von zu starkem Einschnüren
bewirkt zu sein1. In Schritt und Stellung
hatte sie etwas Abgemessenes und
Steifigkeit, das manchem unangenehm
auffiel. Man schrieb es dem Zwang zu,
den ihr die Gesellschaft auflegte. Das
Konzert begann. Olimpia spielte den
Flügel mit großer Fertigkeit. Sie trug
auch eine Bravour-Arie mit heller, fast
schneidender Glasglockenstimme vor.
Nathanael war ganz entzückt. Er stand
in der hintersten Reihe und konnte
Olimpias Züge nicht ganz erkennen.
Ganz unvermerkt nahm er Coppolas Glas
1
Der etwas seltsam eingebogene Rücken,
die wespenartige Dünne des Leibes schien
von zu starkem Einschnüren bewirkt zu
sein. – Ее несколько странно изогнутая
спина, ее талия, тонкая как у осы, ка-
залось, происходили от слишком сильной
шнуровки.

87
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

hervor und schaute nach der schönen


Olimpia. Ach! Da war er sicher, wie sie
voll Sehnsucht nach ihm herübersah.
Jeder Ton ging erst deutlich in dem
Liebesblick auf. Er drang zündend sein
Inneres durch. Die künstlichen Rouladen
schienen Nathanael das Jauchzen des
verklärten Gemüts. Nun endlich nach der
Kadenz gellte der lange Trillo schmetternd
durch den Saal. Er konnte sich nicht
mehr halten. Er musste vor Schmerz und
Entzücken laut aufschreien: »Olimpia!«
Alle sahen sich nach ihm um. Manche
lachten. Der Domorganist schnitt aber
noch ein finstreres Gesicht. Er sagte bloß:
»Nun nun!« Das Konzert war zu Ende,
der Ball fing an. »Mit ihr zu tanzen!
Mit ihr!« Das war nun Nathanael das
Ziel aller Wünsche, alles Strebens. Aber
wo konnte er den Mut finden, sie, die
Königin des Festes, aufzufordern? Doch!
Er selbst wusste nicht wie es geschah.

88
Der Sandmann

Als schon der Tanz angefangen, stand


er dicht neben Olimpia, die niemand
noch nicht aufgefordert hat. Er griff
ihre Hand. Er hat kaum einige Worte
gesagt. Eiskalt war Olimpias Hand. Er
fühlte sich durchbebt von grausigem
Todesfrost. Er starrte Olimpia ins Auge.
Es strahlte ihm voll Liebe und Sehnsucht
entgegen. Und in dem Augenblick war es
auch, als in der kalten Hand Pulse schlägt
und Ströme des Lebensblutes glühen.
Und auch in Nathanaels Innerem glühte
höher auf die Liebeslust. Er umschlang
die schöne Olimpia und durchflog mit
ihr die Reihen. Er glaubte, dass er sonst
recht taktmäßig getanzt hat. Aber an der
ganz eigenen rhythmischen Festigkeit,
merkte er bald, wie sehr ihm der Takt
gemangelt hat. Olimpia tanzte und ihn
oft ordentlich aus der Haltung brachte.
Er wollte jedoch mit keinem anderen
Frauenzimmer mehr tanzen. Er war fast

89
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

bereit, jeden, der sich Olimpia näherte,


nur gleich zu ermorden. Doch nur zweimal
geschah das. Zu seinem Erstaunen blieb
darauf Olimpia bei jedem Tanz sitzen.
Es kostete ihm nichts, immer wieder sie
aufzuziehen. Wenn Nathanael außer der
schönen Olimpia noch etwas Anderes
sehen konnte, so war allerlei fataler Zank
und Streit unvermeidlich gewesen. Denn
offenbar ging das halbleise, mühsam
unterdrückte Gelächter auf die schöne
Olimpia unter den jungen Leuten. Man
verfolgte sie mit ganz komischen Blicken.
Aber man konnte gar nicht wissen,
warum? Durch den Tanz und durch viel
Wein erhitzt, hat Nathanael alle ihm sonst
eigene Scheu abgelegt. Er saß neben
Olimpia, ihre Hand in seiner. Er sprach
begeistert von seiner Liebe in Worten, die
keiner verstand, weder er, noch Olimpia.
Doch diese vielleicht, denn sie sah ihm

90
Der Sandmann

unverrückt ins Auge und seufzte einmal


übers andere: »Ach – Ach – Ach!«
Denn Nathanael sprach also:
»O du herrliche, himmlische Frau! Du
Strahl aus dem verheißenen Jenseits der
Liebe. Du tiefes Gemüt, in dem sich mein
ganzes Sein spiegelt«.
Aber Olimpia seufzte bloß immer
wieder: »Ach, Ach!«
Der Professor Spalanzani ging bei den
Glücklichen vorüber und lächelte sie ganz
seltsam zufrieden an. Nathanael schien
es, dass es unerachtet er in einer ganz
anderen Welt war, als es beim Professor
Spalanzani merklich finster wurde. Er
schaute um sich und wurde zu seinem
nicht geringen Schreck gewahr, dass
eben die zwei letzten Lichter in dem leeren
Saal ausgehen wollten. Längst hatten
Musik und Tanz aufgehört. »Trennung,
Trennung«, schrie er ganz wild und
verzweifelt. Er küsste Olimpias Hand.

91
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Er neigte sich zu ihrem Munde, eiskalte


Lippen begegneten seinen glühenden! So
wie, als er Olimpias kalte Hand berührte,
fühlte er sich von innerem Grausen
erfasst. Die Legende von der toten Braut
ging ihm plötzlich durch den Sinn. Aber
fest hatte ihn Olimpia an sich gedrückt. In
dem Kuss schienen die Lippen zum Leben
zu erwärmen. Der Professor Spalanzani
ging langsam durch den leeren Saal, seine
Schritte klangen hohl wieder und seine
Figur hatte ein grauliches gespenstisches
Ansehen.
»Liebst du mich, liebst du mich
Olimpia? Nur dieses Wort! Liebst du
mich?« So flüsterte Nathanael, aber
Olimpia seufzte und stand auf. Nur waren
ihre Worte: »Ach – Ach!«
»Ja du mein herrlicher Liebesstern«,
sprach Nathanael. »Du bist mir
aufgegangen und wirst leuchten, wirst
immer mein Inneres verklären!«

92
Der Sandmann

»Ach, ach!«, antwortete Olimpia.


Nathanael folgte ihr. Sie standen vor dem
Professor.
»Sie haben sich außerordentlich
lebhaft mit meiner Tochter unterhalten«,
sagte er lächelnd. »Nun, nun, lieber Herr
Nathanael, finden Sie Geschmack daran,
mit dem blöden Mädchen zu reden. Dann
sollen mir Ihre Besuche willkommen
sein«.
Nathanael ging weg, aber dabei trug er
einen ganzen hellen strahlenden Himmel
in der Brust.
Spalanzanis Fest war der Gegenstand
des Gesprächs in den folgenden Tagen.
Der Professor hat alles recht splendid ge-
tan. Allerdings wussten doch die lustigen
Köpfe von allerlei Unschicklichem und
Sonderbarem zu erzählen. Vorzüglich fiel
man über die todstarre, stumme Olimpia
her. Man bemerkte ihren totalen Stumpf-
sinn anstatt ihres schönen Äußern. Darin

93
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

wollte man die Ursache finden, warum


Spalanzani sie so lange versteckt hat.
Nathanael vernahm das nicht ohne inne-
ren Ärger, deshalb schwieg er. Denn er
dachte, er konnte wohl diesen Burschen
beweisen, dass es ihr eigener Stumpfsinn
ist. Er hindert Olimpias tiefes herrliches
Gemüt zu erkennen.
»Tu mir den Gefallen, Bruder«, sagte
eines Tages Siegmund, »tu mir den
Gefallen! Sag, wie es dir möglich war, dich
in das Wachsgesicht, in die Holzpuppe
da drüben zu verknallen?«
Nathanael wollte zornig antworten.
Doch schnell nahm er sich zusammen und
erwiderte:
»Sag mir Siegmund, wie deinem
auffassenden Blick, deinem regen Sinn,
Olimpias himmlischer Liebreiz entgehen
konnte? Doch eben deshalb habe ich,
Dank sei es dem Geschick, dich nicht zum

94
Der Sandmann

Nebenbuhler. Denn sonst musste einer


von uns blutend fallen«.
Siegmund merkte wohl, wie es mit dem
Freunde stand. Er lenkte geschickt ein,
und fügte, nachdem er gesagt, dass in
der Liebe niemals über den Gegenstand
richten kann, hinzu:
»Wunderlich ist es doch, dass viele von
uns über Olimpia ziemlich gleich urteilen.
Nimm es nicht übel, Bruder! Sie ist uns
auf seltsame Weise starr und seelenlos
erschienen. Ihr Körper ist regelmäßig,
so wie ihr Gesicht, das ist wahr! Sie
konnte für schön gelten, wenn ihr Blick
nicht so ganz ohne Lebensstrahl, ohne
Sehkraft war. Ihr Schritt ist sonderbar
abgemessen. Jede Bewegung scheint
durch den Gang eines aufgezogenen
Räderwerks1 bedingt. Ihr Spiel, ihr
Singen und ihr Tanz haben den geistlosen
1
den Gang eines aufgezogenen Räder-
werks – ход колес заводного механизма

95
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Takt der singenden Maschine. Sie waren


unangenehm. Uns ist diese Olimpia ganz
gruselig geworden. Wir konnten nichts
mit ihr schaffen. Es war uns als sie nur so
wie ein lebendiges Wesen tut. Doch gibt
es mit ihr einen eigenen Umstand«.
In Nathanael war ein bitteres Gefühl,
das ihn bei Siegmunds Worten ergreifen
wollte. Aber er wurde Herr seines Unmuts
und sagte bloß sehr ernst:
»Vielleicht kann euch, kalten
prosaischen Menschen, Olimpia gruselig
sein. Nur dem poetischen Charakter
entfaltet sich einer von Natur aus
ähnlichen Organisation! Nur mir ging ihr
Liebesblick, und durchstrahlte Sinn, und
Gedanken auf. Nur in Olimpias Liebe
finde ich mein Selbst wieder. Es kann euch
nicht recht sein, dass sie keines plattes
Gespräch führt, wie die anderen flachen
Gemüter. Sie spricht wenig Worte, das
ist wahr. Aber diese wenigen Worte

96
Der Sandmann

erscheinen als echte Hieroglyphe der


inneren Welt. Sie sind voll von Liebe und
hoher Erkenntnis des geistigen Lebens
in der Anschauung des ewigen Jenseits.
Doch dafür habt ihr keinen Sinn. Und
alles sind verlorene Worte«.
»Behüte dich Gott, Herr Bruder«,
sagte Siegmund sehr sanft, beinahe
wehmütig. »Aber mir scheint es, du bist
auf bösem Weg. Auf mich kannst du dich
verlassen, wenn alles… Nein, ich sage
nichts weiter!«
Nathanael war es plötzlich, als der kalte
prosaische Siegmund es sehr treu mit ihm
meinte. Er schüttelte ihm recht herzlich
der dargebotenen Hand.
Nathanael hatte überhaupt vergessen,
dass es eine Clara in der Welt gibt. Er
hat sie sonst geliebt. Die Mutter, Lothar,
alle waren aus seinem Gedächtnis
verschwunden. Er lebte nur für Olimpia.
Er saß täglich stundenlang bei ihr.

97
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Er fantasierte von seiner Liebe, von


zum Leben erglühter Sympathie, von
psychischer Wahlverwandtschaft. Aber
alles hat Olimpia mit großer Andacht
anhörte. Aus dem tiefsten Grunde des
Schreibtischs holte Nathanael alles
hervor, was er jemals geschrieben:
Gedichte, Fantasien, Visionen, Romane,
Erzählungen. Das wurde täglich mit
allerlei ins Blaue fliegenden Sonetten,
Stanzen, Kanzonen1 vermehrt. Alles
las er Olimpia stundenlang vor, ohne zu
ermüden. Aber auch noch nie hatte er
eine solche herrliche Zuhörerin gehabt.
Sie strickte nicht, sie sah nicht durchs
Fenster, sie fütterte keinen Vogel, sie
spielte mit keinem Schoßhündchen, mit
keiner Lieblingskatze, sie drehte keine
Papierschnitzchen, oder sonst etwas
in der Hand. Sie durfte kein Gähnen
1
mit Sonetten, Stanzen, Kanzonen – с
сонетами, стансами, канцонами

98
Der Sandmann

durch einen leisen Husten bezwingen!


Stundenlang sah sie mit starrem Blick
unverwandt dem Geliebten ins Auge.
Sie rückte sich und bewegte sich nicht.
Immer glühender, immer lebendiger
war dieser Blick. Nur wenn Nathanael
endlich aufstand und ihr die Hand und
den Mund küsste, sagte sie: »Ach, Ach!«
Dann aber:
»Gute Nacht, mein Lieber!«
»O du herrliches, du tiefes Gemüt«,
rief Nathanael auf seiner Stube. »Nur
von dir, von dir allein werde ich ganz
verstanden«.
Er erbebte vor innerem Entzücken,
wenn er dachte, welch wunderbarer
Zusammenklang sich in seinem und
Olimpias Gemüt täglich mehr offenbart.
Es schien ihm denn, als Olimpia
über seine Werke, seine Dichtergabe
überhaupt recht tief aus seinem Inneren
gesprochen hat. Er dachte, dass die

99
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Stimme aus seinem Inneren selbst


erklang hat. Das musste denn wohl auch
sein. Denn Olimpia sprach niemals mehr
Worte als vorhin erwähnt. Nathanael
erinnerte sich aber auch in hellen
nüchternen Augenblicken, z. B. morgens
gleich nach dem Erwachen, wirklich an
Olimpias Passivität und Wortkargheit,
dann sprach er doch: »Was sind Worte!
Worte! Der Blick ihres Auges sagt mehr
als jede Sprache. Kann denn sich ein Kind
des Himmels in den engen Kreis fassen,
den ein klägliches irdisches Bedürfnis
zieht?«
Professor Spalanzani schien sehr er-
freut über das Verhältnis seiner Tochter
mit Nathanael. Er gab diesem unzwei-
deutige Zeichen seines Wohlwollens.
Nathanael wagte endlich von ferne auf
eine Verbindung mit Olimpia anzuspie-
len. Der Professor lächelte mit dem gan-
zen Gesicht. Er meinte, er werde seiner

100
Der Sandmann

Tochter völlig freie Wahl lassen. Natha-


nael war durch diese Worte ermutigt. Er
hatte brennendes Verlangen im Herzen.
Dann beschloss er, gleich am folgenden
Tag Olimpia anzusehen. Er wollte sie das
offenherzig in deutlichen Worten aus-
sprechen, was längst ihr hübscher Lie-
besblick ihm gesagt hat. Er suchte nach
dem Ring, den ihm beim Abschied die
Mutter geschenkt hat. Er gibt ihn Olim-
pia als Symbol seiner Hingebung, seines
mit ihr blühenden Lebens. Claras, Lo-
thars Briefe fielen ihm dabei in die Hän-
de. Gleichgültig warf er sie beiseite, fand
den Ring, steckte ihn ein und rannte zu
Olimpia.
Schon auf der Treppe, auf dem Flur,
hörte er ein wunderlicher Lärm. Es schien
aus Spalanzanis Studierzimmer zu sein:
ein Stampfen, ein Klirren, ein Stoßen,
Schlagen gegen die Tür, dazwischen

101
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Flüche und Verwünschungen1. »Lass


los, lass los! Schuft! Darum habe ich Leib
und Leben darangesetzt? Ha ha ha ha! So
haben wir nicht gewettet. Ich, ich habe die
Augen, das Räderwerk gemacht. Dummer
Teufel mit deinem Räderwerk. Verfluch-
ter Hund von einfältigem Uhrmacher.
Fort mit dir. Satan. Halt. Peipendreher.
Teuflische Bestie! Halt. Fort. Lass los!«
Es waren Spalanzanis und des grässli-
chen Coppelius Stimmen. Sie schwirrten
und tobten durcheinander. Hinein stürz-
te Nathanael. Er war von riesiger Angst
ergriffen. Der Professor hatte eine weib-
liche Figur bei den Schultern gepackt.
Italiener Coppola hat sie bei den Füßen
gefasst. Sie zogen sie hin und her. Dabei
1
ein Stampfen, ein Klirren, ein Stoßen,
Schlagen gegen die Tür, dazwischen Flüche
und Verwünschungen – топанье, звон,
толчки, глухие удары в дверь вперемешку
с бранью и проклятиями

102
Der Sandmann

stritten sie sich in voller Wut um den Be-


sitz. Voll tiefen Entsetzens kam Nathanael
zurück. Er erkannte die Figur von Olim-
pia. Aufflammend in wildem Zorn wollte
er den Wütenden die Geliebte entreißen.
Aber in dem Augenblick riss Coppola mit
Riesenkraft die Figur dem Professor aus
den Händen. Er gab ihm mit der Figur ei-
nen fürchterlichen Schlag, dass er rück-
lings über den Tisch fiel. Darauf standen
verschiedene Flaschen und gläserne Zy-
linder. Sie klirrten in tausend Scherben
zusammen. Nun warf Coppola die Figur
über die Schulter und rannte mit fürch-
terlich Gelächter rasch die Treppe herab.
Die hässlichen hölzernen Füße der Figur
klapperten und dröhnten auf den Stufen.
Erstarrt stand Nathanael. Er hat nur
zu deutlich gesehen, Olimpias Wachs-
gesicht hatte keine Augen, statt ihrer
schwarze Höhlen. Sie war eine leblos.
Spalanzani krümmte sich auf dem Boden.

103
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Glasscherben hatten ihm Kopf, Brust


und Arm zerschnitten. Das Blut ström-
te empor wie aus Springquellen. Aber er
riss seine Kräfte zusammen.
»Ihm nach – ihm nach, was zögerst
du? Coppelius, Coppelius! Mein bester
Automat hat er mir gestohlen. Zwanzig
Jahre daran gearbeitet. Leib und Leben
darangesetzt: das Räderwerk… Spra-
che… Gang… Die Augen, die Augen hat
er dir gestohlen. Verdammter, Verfluch-
ter! Ihm nach! Hol mir Olimpia! Da hast
du die Augen!«
Nun sah Nathanael, wie ein Paar blu-
tige Augen auf dem Boden ihn anstarr-
ten. Spalanzani ergriff sie mit der un-
verletzten Hand. Er warf sie nach Na-
thanael, dass sie seine Brust trafen. Da
griff ihn der Wahnsinn mit glühenden
Krallen und fuhr in sein Inneres Sinn und

104
Der Sandmann

Gedanken. »Hui, hui, hui!1 Feuerkreis,


Feuerkreis! Dreh dich, Feuerkreis lustig,
lustig! Holzpüppchen, hui schön! Holz-
püppchen, dreh dich!« Damit warf er sich
auf den Professor und drückte ihm den
Hals zu. Er konnte ihn erdrosseln, aber
der Lärm hat viele Menschen gelockt. Sie
drangen ein, rissen den wütenden Na-
thanael auf und retteten den Professor.
Er wurde gleich verbunden. Siegmund,
so stark er war, konnte nicht den Rasen-
den zu bändigen. Er schrie mit fürchter-
licher Stimme immer: »Holzpüppchen,
dreh dich«. Er schlug um sich mit ge-
ballten Fäusten. Endlich gelang es, ihn
zu überwältigen. Die Menschen warfen
ihn zu Boden und banden. Seine Worte
gingen unter in entsetzlichem tierischen
Gebrüll. So in gruseliger Raserei wurde
er nach dem Tollhaus gebracht.
1
Hui, hui, hui! – Живей-живей-живей!

105
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Günstiger Leser, wenn ich fortfahre,


dir zu erzählen, was sich weiter dem un-
glücklichen Nathanael passiert, kann ich
dir sagen, dass Mechanikus und Auto-
mat-Fabrikanten Spalanzani von seinen
Wunden völlig geheilt wurde. Er musste
aber die Universität verlassen, weil Na-
thanaels Geschichte Aufsehen erregt hat-
te. Alle hielten für völlig unzulässig, dass
statt der lebendigen Person eine Holz-
puppe viele Teegesellschaften (Olimpia
hatte sie mit Glück besucht) einzuführen.
Juristen nannten es sogar einen feinen
und schlauen Betrug. Er soll härter be-
straft werden, weil er gegen das Publi-
kum gerichtet wurde. Und er wurde so
gemacht, dass kein Mensch (ganz kluge
Studenten ausgenommen) es gemerkt
hat. Aber jetzt wollten alle weise sein
und sich auf allerlei Tatsachen berufen,
die ihnen verdächtig vorgekommen sind.
Diese letzteren fanden aber eigentlich

106
Der Sandmann

nichts Sinnvolles. Wen konnte z. B. wohl


verdächtig sein, dass Olimpia gegen alle
Sitte öfter geniest, als gegähnt hat? Das
hat ein elegantes Teeisten1 gesagt. Der
Elegant meinte, dass das Selbstaufziehen
des versteckten Mechanismus war. Des-
halb konnte man deutlich den Knall usw.
hören. Der Professor der Poesie und
Beredsamkeit2 nahm eine Prise Tabak,
klappte die Dose zu, räusperte sich und
sprach feierlich: »Sehr geehrte Herren
und Damen! Merken Sie denn nicht, wo
der Hase im Pfeffer liegt?3 Das Ganze
ist eine Allegorie, eine fortgeführte Meta-
pher! Sie verstehen mich! Sapienti sat!4«
1
Teeist – любитель пить чай
2
die Beredsamkeit – красноречие
3
…, wo der Hase im Pfeffer liegt? –
…, где же собака зарыта?
4
Sapienti sat! – Мудрому достаточно!
(лат.)

107
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Aber viele geehrten Herren beruhigten


sich nicht dabei. Die Geschichte mit dem
Automaten hat tief in ihrer Seele Wurzel
gefasst. Es herrscht in der Tat Misstrau-
en gegen menschliche Figuren. Um nun
ganz überzeugt zu werden, dass man kei-
ne Holzpuppe liebe, wurde von mehreren
Liebhabern das Folgende verlangt. Die
Geliebte singt und tanzt taktlos, sie beim
Vorlesen stickt, strickt, mit dem Möps-
chen spielt usw. Vor allen Dingen macht
sie, dass sie nicht bloß hört, sondern
auch manchmal in der Art spricht. Die-
ses Sprechen bedeutet wirklich ein Den-
ken und Empfinden. Das Liebesbündnis
vieler Liebespaare wurde fester und dabei
herzlicher, andere dagegen trennen sich
leise voneinander. »Man kann wahrhaf-
tig nicht dafürstehen«, sagte man. In den
Tees wurde unglaublich gegähnt und nie-
mals geniest, um jedem Verdacht abzu-
wenden. Spalanzani musste wegfahren,

108
Der Sandmann

um der Kriminaluntersuchung »wegen


der betrügerischen Einführung von Au-
tomatenmenschen in die Gesellschaft« zu
entgehen. Coppola war auch verschwun-
den.

Nathanael erwachte wie aus schwerem,


fürchterlichem Traum. Er schlug die Au-
gen auf. Er fühlte wie eine unbeschreibli-
che Freude mit sanfter himmlischer Wär-
me ihn umarmt. Er lag in seinem Zimmer
im Hause seines Vaters auf dem Bett.
Clara hat sich über ihn hingebeugt. Un-
fern standen die Mutter und Lothar.
»Endlich, endlich, o mein herzlieber
Nathanael! Nun bist du von schwerer
Krankheit geheilt. Nun bist du wieder
mein!« So sprach Clara recht aus tiefer
Seele und fasste Nathanael in ihre Arme.
Die hellen glühenden Tränen der
Sehnsucht und Freude strömten ihm aus
den Augen. Er stöhnte tief auf:

109
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

»Meine, meine Clara!«


Siegmund, der sich getreulich um
seinen Freund in großer Not kümmerte,
trat herein. Nathanael reichte ihm die
Hand:
»Du, treuer Bruder, hast mich doch
nicht verlassen«.
Jede Spur des Wahnsinns war ver-
schwunden. Bald hat wieder Nathanael
seine Kräfte in der sorglichen Pflege der
Mutter, der Geliebten, der Freunde. Das
Glück war mittlerweile im Haus. Denn
ein alter karger Onkel ist gestorben. Nie-
mand hat von ihm etwas erwartet. Er hat
der Mutter ein Gütchen in einer ange-
nehmen Gegend in der Nähe der Stadt
hinterlassen. Daneben hatte er ein be-
trächtliches Vermögen. Dort wollten sie
hinziehen, die Mutter, Lothar, Nathanael
mit seiner Clara. Er dachte nun, sie zu
heiraten. Nathanael ist milder, kindlicher
geworden, als er war. Er erkannte nun

110
Der Sandmann

erst recht Claras himmlisch reinen, herr-


lichen Charakter. Niemand erinnerte ihn
auch nur durch den geringsten Hinweis
an die Vergangenheit. Nur, als Siegmund
von ihm schied, sprach Nathanael:
»Bei Gott Bruder! Ich war auf dem
schlimmen Weg, aber zu rechter Zeit lei-
tete mich ein Engel auf den lichten Pfad!
Ach es war ja Clara!«
Siegmund ließ ihn nicht weiter aus
Besorgnis reden. Tief verletzende Erin-
nerungen konnten ihm zu hell und flam-
mend aufgehen. Es war an der Zeit, dass
die vier glücklichen Menschen nach dem
Gütchen ziehen wollten. Zur Mittags-
stunde gingen sie durch die Straßen der
Stadt. Sie hatten etwas eingekauft. Der
hohe Ratsturm warf seinen Riesenschat-
ten über den Markt.
»Ei!«, sagte Clara. »Steigen wir doch
noch einmal herauf und schauen in das
ferne Gebirge hinein!«

111
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Gesagt, getan!1 Beide, Nathanael und


Clara, stiegen herauf. Die Mutter ging
mit der Dienstmagd nach Hause. Lothar
wollte unten warten, ohne viele Stufen zu
erklettern. Da standen die beiden Lieben-
den Arm in Arm auf der höchsten Galerie
des Turmes. Sie schauten in den duftigen
Wald. Dahinter war das blaue Gebirge.
Es erhob sich wie eine Riesenstadt.
»Sieh doch den sonderbaren kleinen
grauen Busch. Es scheint, auf uns los zu
schreiten«, sagte Clara.
Nathanael fasste mechanisch nach der
Seitentasche. Er fand Coppolas Pers-
pektiv. Er schaute seitwärts. Clara stand
vor dem Glas! Da zuckte es krampfhaft
in seinen Pulsen und Adern. Totenbleich
starrte er Clara an. Aber bald glühten
Feuerströme durch die rollenden Augen.
Gruselig brüllte er auf, wie ein gehetztes
1
Gesagt, getan! – Сказано – сделано!

112
Der Sandmann

Tier. Dann sprang er hoch in die Luft.


Dazwischen schrie er lachend in schnei-
dendem Ton: »Holzpüppchen dreh dich,
Holzpüppchen dreh dich«. Mit gewaltiger
Kraft fasste er Clara. Er wollte sie nach
unten stürzen. Aber Clara griff verzwei-
felt in Todesangst fest nach dem Gelän-
der. Lothar hörte den Rasenden toben.
Er hörte Claras Angstgeschrei. Furcht-
bare Ahnung durchflog ihn. Er rannte
herauf. Die Tür der zweiten Treppe war
geschlossen. Stärker wurde Claras Ge-
schrei. Unsinnig vor Wut und Angst stieß
er gegen die Tür, die endlich aufsprang.
Stumpfer und stumpfer wurden nun Cla-
ras Laute: »Hilfe – rettet – rettet!«, so
erstarb die Stimme in den Lüften. »Sie
ist hin – ermordet von dem Rasenden«,
so schrie Lothar. Auch die Tür zur Ga-
lerie war zugeschlagen. Die Verzweif-
lung gab ihm viel Kraft. Er sprengte die
Tür aus den Angeln. Gott im Himmel!

113
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Clara schwebte von dem rasenden Na-


thanael. Er erfasst sie über der Galerie in
den Lüften. Nur mit einer Hand hatte sie
noch die Eisenstäbe umklammert. Rasch
wie der Blitz erfasste Lothar die Schwes-
ter, zog sie hinein. Er schlug im Augen-
blick dem Wütenden ins Gesicht, dass er
zurückprallte. Das Opfer fiel.
Lothar rannte herab. Die ohnmächti-
ge Schwester war in den Armen. Sie war
gerettet. Nun raste Nathanael herum auf
der Galerie, sprang hoch in die Luft und
schrie: »Feuerkreis dreh dich. Feuerkreis
dreh dich«. Die Menschen liefen auf das
wilde Geschrei zusammen. Unter ihnen
erschien der Advokat Coppelius, der eben
in die Stadt gekommen ist. Er ist gerades
Weges nach dem Markt gegangen. Man
wollte steigen, um den Rasenden zu be-
ruhigen. Da lachte Coppelius und sagte:
»Ha ha, wartet nur. Er bringt sich
schon um«.

114
Der Sandmann

Er schaute hinauf. Nathanael blieb


plötzlich wie erstarrt stehen. Er bück-
te sich herab. Er merkte Coppelius. Mit
dem gellenden Schrei: »Ha! Sköne Oke –
Sköne Oke«, sprang er über das Gelän-
der.
Als Nathanael mit zerschmettertem
Kopf auf dem Steinpflaster lag, war Cop-
pelius im Gewühl verschwunden.
Nach mehreren Jahren hat man in einer
Gegend Clara gesehen. Sie saß mit einem
freundlichen Mann, Hand in Hand vor
der Tür eines schönen Landhauses. Vor
ihr spielten zwei muntere Kinder. Man
konnte schließen, dass Clara das ruhi-
ge häusliche Glück noch fand, das ihrem
heitern lebenslustigen Sinn zusagte. Das
konnte ihr im Inneren zerrissene Natha-
nael niemals gewähren.
УПРАЖНЕНИЯ
AUFGABEN ZUM TEXT

Kapitel 1

1. Выберите правильное определе-


ние.

1. Ein Wetterglashändler trat:


A. am 30. September um 13
Uhr
B. am 30. Oktober mittags um
12 Uhr
C. am 05. Oktober abends um
12 Uhr

2. Der Sandmann war:


A. Nathanaels Vater
B. Lothar
C. Coppelius

119
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

3. Der Sandmann wirft den


Kindern:
A. Handvoll Sand in die Augen
B. Prise Salz in die Augen
C. Handvoll Sand in die Nase

4. Den Vater hat … getötet:


A. die Mutter von Nathanael
B. Nathanael
C. Coppelius

5. Clara war:
A. Nathanaels Schwester
B. Nathanaels Mutter
C. Nathanaels Verlobte

2. Заполните пропуски, используя


слова, приведенные ниже.

120
Упражнения

Mächten, Strümpfe, Ohren,


rächen, geduldig, Augen, Außenwelt,
Mechanismus, Jugendzeit, Halbmonde,
Neugierde, Phantom, Kindereien,
Rocke, Mut, schlich, Gespenst,
fürchten, Perücke, Seele, Lippen,
Nacken, Bestien, schrecklichsten,
hassen, verwöhnen, Verantwortung,
Obrigkeit, Augen, schuld, Tod,
spurlos, Gestalt, Explosion, behalten,
Allerdings, fremde, noch, eifrigen,
Sandmann, Apotheker, Einwirkung,
Erscheinung, Gemüt

In meinem kindischen 1)_______


_____ gab es den Gedanken, dass die
Mutter den Sandmann nur verleugne.
Dann sollten wir uns vor ihm nicht
2) _____________.
Als ich nun diesen Coppelius sah,
ging es grausig und entsetzlich in meiner
3)_________ auf.

121
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

»Wir behalten seine 4) _________


denn. Aber nun wollen wir doch den
5) _________________ der Hände
und der Füße recht observieren«.
Ich bin entschlossen, der Tod des Va-
ters zu 6) ___________.
Natürlich verknüpfte sich nun in Dei-
nem kindischen Charakter der schreck-
liche 7) ____________ mit dem alten
Coppelius.
Mit aller Kraft fasse ich mich zusam-
men, um ruhig und 8) ________ Dir
aus meiner früheren 9) ____________
so viel zu erzählen.
Indem ich anfangen will, höre ich Dich
lachen und Clara sagen: »Das sind ja
rechte 10) _____________!«
Voll 11) _____________ von diesem
Sandmann und seiner Beziehung auf uns,
Kinder, fragte ich endlich die alte Frau…
Die ganze Nacht quälte mich die fürch-
terliche 12) _____________ des Sand-
manns.

122
Упражнения

Schon alt genug bin ich gewor-


den, um einzusehen, dass der Sand-
mann mit seinem Kindernest im 13)
_______________ nicht ganz wahr
sein kann.
Allerdings blieb mir der Sandmann ein
fürchterliches 14) ____________.
Immer höher wuchs der 15) ______
mit der Neugierde, dem Sandmann ken-
nenzulernen.
Oft 16) __________ ich schnell aus
dem Kämmerchen auf den Korridor, aber
nichts konnte ich erlauschen.
Coppelius erschien immer in einem alt-
modisch aschgrauen 17) ________, der
gleichen Weste und gleichen Beinkleidern,
aber dazu schwarze 18) ___________
und Schuhe mit kleinen Steinschnallen.
Die kleine 19) ___________ reich-
te kaum bis über den Kopf, die Kleblo-
cken standen hoch über den großen ro-
ten 20) _________ und ein breiter ver-
schlossener Haarbeutel starrte von dem

123
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

21) ___________, so dass man die sil-


berne Schnalle sah.
Dann fuhr er schnell mit der Faust
oder brachte wohl gar das Glas an die
blauen 22) _________ und lachte recht
teuflisch, wenn wir unseren Ärger nur
leise äußern durften. Er nannte uns nur
immer die kleinen 23) ________. Wir
durften keinen Laut von uns geben und
24) _______________ den feindlichen
Mann, der uns mit Absicht die kleinste
Freude verdarb. Die Mutter schien auch,
wie wir, den abscheulichen Coppelius zu
25) _________.
Ich darf dir nur noch über den
26) __________________ Moment
meiner Jugendjahre erzählen. Dann bist
Du überzeugt, dass es keine Einbildung
meiner 27) __________ ist.
Der Vorfall kam vor die
28) ______________. Sie wollte den
Coppelius zur 29) ______________

124
Упражнения

ziehen. Er war aber 30) ___________


verschwunden.
Der 31) ______ seines Vaters war
wohl gewiss wegen seiner eigenen
Unvorsichtigkeit. Coppelius ist nicht
32) _________ daran. Glaubst Du, dass
ich den erfahrenen 33) _____________
gestern gefragt habe? War es wohl,
dass es bei chemischen Versuchen eine
tötende 34) _____________ möglich
war? Er sagte 35) ________________
und beschrieb mir nach seiner Art gar
umständlich, wie das passieren kann. Er
nannte dabei so viele Namen, die ich gar
nicht 36) _____________ konnte.
Dann geht wohl unheimliche Macht
in dem 37) ______________ Kampf
nach der Gestaltung, die unser eigenes
Spiegelbild sein sollte. Lothar fügt
38) _______ hinzu. Es ist auch klar,
dass die dunkle psychische Macht oft
39) __________ Gestalten in unser
Inneres hineinzieht. Die 40) _________

125
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

wirft uns sie in den Weg. Wir selbst


entzünden nur den Geist aus jener
41) _____________ spricht. Es ist
das 42) ___________ unseres eigenen
»Ichs«. Die innige Verwandtschaft
und tiefe 43) ______________ auf
unser Gemüt wirft uns in die Hölle oder
begeistert uns.
Du merkst, mein herzlieber Nathanael,
dass wir, ich und Bruder Lothar,
uns über die Materie von dunklen
44) ___________ und Gewalten
ausgesprochen haben.

3. Найдите эквиваленты следую-


щих слов в тексте.

1. Происшествие – _____________;
2. терпеливый – _______________;
3. братья и сестры – ____________;
4. гоблины – ____________; 5. ведь-
мы – ________; 6. мальчик-с-

126
Упражнения

пальчик – ______________; 7. тря-


стись – __________; 8. призрак –
__________; 9. страх – ________;
10. глаза – ________; 11. непослуш-
ный – ____________; 12. человече-
ское дитя – ___________________;
13. дым – ________; 14. сме-
лость – _______; 15. любопытство
– ______________; 16. отвраще-
ние – ____________; 17. характер –
_____________; 18. смертельный
сон – _______________; 19. под-
слушивание – _______________;
20. гнев – ________; 21. упре-
кать – _______________; 22. не-
избежный – __________________;
23. молчать – ______________;
24. терзать – ___________; 25. бой-
кий – ___________; 26. ужас –
_________; 27. ни в коем случае –
_______________; 28. подслуши-
вать – __________________.

127
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

4. Выберите лишнее слово в стро-


ке.

A. Teufel – Gespenst – Verlobte –


Phantom
B. Abscheu – Liebe – Angst – Scheu
C. silbern – dunkelrot – aschgrau –
eiskalt
D. altmodisch – geschmackvoll – ab-
scheulich – aschgrau
E. Lippen – Nacken – Kopf – Mann
F. Nathanael – Lothar – Clara –
Olimpia
G. Olimpia – Coppelius – Sand-
mann – Lothar

128
Упражнения

Kapitel 2-3

1. Выберите правильное определе-


ние.

1. Spalanzani war:
A. der Professor der Physik
aus Italien
B. der Professor der Physik
aus Deutschland
C. der Professor der
Philosophie aus Italien

2. Giuseppe Coppola war:


A. Professor an der Universität
B. Nathanaels Freund
C. der Wetterglashändler

3. Nathanael glaubte, dass


Clara:
A. alle seine Dichtungen
verstand

129
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

B. ein lebloser, ruhiger


Automat war
C. nur an Lothar dachte

4. Nathanael hat von Coppola


… gekauft:
A. eine Brille
B. ein Teleskop
C. Taschenperspektiv

2. Заполните пропуски, используя


слова, приведенные ниже.

Lorgnetten, augenblicklich, Wetter-


gläser, beweist, Traum, Geist, Tat, er-
scheint, stotterst, Liebesglück, Studi-
um, Träumereien, Ahnung, Zuneigung,
empfunden, Faust, Gestalt, Blätter,
gewöhnlich, Dichtung, Funken, fasst,
Wehmut, Gedichts, Phantome, Brief,
Liebe

130
Упражнения

Sie hat mir einen sehr tiefen phi-


losophischen 1) ______________
geschrieben. Sie hat da ausführlich
2) ____________, dass Coppelius und
Coppola nur in meinem Inneren existie-
ren. Sie sind einfach 3) ____________
meines »Ichs«. Sie erscheinen
4) _____________________, wenn
ich sie als solche erkenne. Man soll-
te in der 5) ______ gar nicht glauben,
dass der 6) _________ diesen hellen
lächelnden Kindesaugen wie ein süßer
7) ________, so verständig, so weise
sein kann.
Danach erfuhr ich, dass die
8)___________, die ich gesehen habe,
Spalanzanis Tochter, Olimpia war.
Du suchst und suchst, und
9) _____________ und stammelst.
Er versank in düstre 10) _______
_____________.
Das ganze Leben ist ihm Traum und
11) ______________ geworden.

131
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Clara und Nathanael fassten eine hef-


tige 12) _____________ zueinander.
Dann verließ Nathanael den Ort, um
sein 13) ___________ in G. fortzuset-
zen.
Es fiel ihm endlich ein, dass Coppelius
sein 14) ______________ stören wer-
de. So machte er jede düstre Ahnung zum
Gegenstande eines 15) ____________.
Er stellte sich und Clara dar, in treuer
16) _________ verbunden. Aber dann
und wann war es, als griff eine schwar-
ze 17) _________ in ihr Leben und riss
Freude heraus. Als sie schon am Traual-
tar stehen, 18) ____________ der ent-
setzliche Coppelius und berührt Claras
holde Augen.
Sie springen in Nathanaels Brust wie
blutige 19) __________. Coppelius
20) __________ ihn und wirft ihn in
einen flammenden Feuerkreis.
Da fiel Nathanael erst ein, dass er ja
die 21) ______________ in der Tasche

132
Упражнения

trage. Er zog auch die 22) __________


hervor und fing an zu lesen.
Sie hatte etwas Langweiliges wie
23) ________________ vermutend.
Aber in Nathanaels Inneren ging in
der 24) ___________ alle Liebe wie-
der auf. Sie hat er jemals in der herrlichen
Jugendzeit schönsten Tagen für Clara
25) _______________.
Aber in dem Augenblick hat Coppola
seine 26) _________________ bei-
seitegesetzt. Er griff in die weiten Rock-
taschen und holte 27) ____________
und Brillen heraus, die er auf den Tisch
legte.

3. Найдите эквиваленты следую-


щих слов в тексте.

1. Мудрый – __________; 2. су-


ществовать – ______________;
3. узнавать – _________________;

133
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

4. бесцветный – ___________; 5. хо-


лодный – __________; 6. мертвый –
______; 7. трезвый – ____________;
8. посвящать – ________________;
9. известный – ________________;
10. страшный – _______________;
11. беспокоить – ______________;
12. ужасающий – ______________;
13. обжигающий – _____________;
14. огненный круг – ____________;
15. читать вслух –_______________;
16. вязать – ___________________;
17. юность – __________________;
18. в стороне – _________________;
19. очки – ____________________.

4. Выберите лишнее слово в стро-


ке.

A. entsetzlich – nett – grausam –


schrecklich
B. Engel – Teufel – Satan – Phantom

134
Упражнения

C. Gedicht – Dichtung – Vorlesung –


Gespräch
D. wunderbar – entsetzlich –
grauenhaft – schrecklich

5. Выберите правильное определе-


ние.

1. Nathanael hat zum ersten


Mal Olimpia:
A. durch das Fenster gesehen
B. auf dem Ball kennengelernt
C. in der Teegesellschaft
kennengelernt

2. Spalanzani wollte … geben:


A. eine Vorlesung
B. ein Theaterstück
C. ein großes Fest

3. Olimpia hat:
A. nicht jedem gefallen

135
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

B. alle fasziniert
C. niemanden gefallen

4. Nathanael dachte, dass:


A. Clara nur seine einzige Lie-
be war
B. Olimpia wie eine mechani-
sche und dumme Puppe wirkte
C. nur in Olimpias Liebe er
sein Selbst wieder findet

5. Olimpia war:
A. die Schwester vom Profes-
sor Spalanzani
B. die Puppe, die Spalanzani
geschafft hat
C. die Puppe, die Coppola ge-
schafft hat

6. Nathanael ist gestorben,


weil:
A. er Coppelius gemerkt hat
und wahnsinnig wurde

136
Упражнения

B. Olimpia ihn vergiftet hat


C. er eine unheilbare Krank-
heit gehabt hat

7. Nachdem Nathanaels Tod:


A. ist Clara vom Weh gestor-
ben
B. wurde Clara wahnsinnig
C. hat Clara einen freundli-
chen Mann geheiratet und zwei
Kinder geboren

6. Заполните пропуски, используя


слова, приведенные ниже.

Liebespaare, Perspektiv, Kopf, tie-


fem, Universität, flammten, himmlisch,
glänzend, Einladungskarte, Sehnsucht,
starrte, Tochter, splendid, glühen, Pul-
se, Möpschen, Gleichgültig, schwieg,
Ursache, Äußern, aussprechen, Sym-
pathie, Andacht, Gedächtnis, Wurzel,

137
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Symbol, todstarre, Ring, Liebhabern,


Köpfe, Empfinden, gefaltet, Gesicht,
rollenden, Glas

Die Arme hat sie daraufgelegt, die


Hände 1) ____________. Nun Natha-
nael betrachtete erst Olimpias wunder-
schön geformtes 2) __________.
Er schaute immer schärfer und schär-
fer durch das 3) _________.
Immer lebendiger und lebendiger
4) ______________ die Blicke.
Er betrachtete immer fort und fort
5) _______________-schöne Olim-
pia. Ein Räuspern und Scharren weckte
ihn, wie aus 6) __________ Traum.
Die halbe 7) ________________
ist eingeladen. Allgemein verbrei-
te man, dass Spalanzani seine
8) ________________ Olimpia zum
ersten Mal zu erscheinen erlaubte. Er
hat sie so lange jedem menschlichen
Auge recht ängstlich entzogen.

138
Упражнения

Nathanael fand eine 9) ________


_________________ und ging mit
hochklopfendem Herzen zur bestimmten
Stunde zum Professor.
Die Gesellschaft war zahlreich und
10) ______________.
Er 11) __________ Olimpia ins
Auge. Es strahlte ihm voll Liebe und
12) ______________ entgegen. Und
in dem Augenblick war es auch, als in
der kalten Hand 13) __________
schlägt und Ströme des Lebensblutes
14) __________.
Der Professor hat alles recht
15) ____________ getan. Al-
lerdings wussten doch die lustigen
16) __________ von allerlei Un-
schicklichem und Sonderbarem zu er-
zählen. Vorzüglich fiel man über die
17) ____________, stumme Olim-
pia her. Man bemerkte ihren tota-
len Stumpfsinn anstatt ihres schönen
18) ___________. Darin wollte man die

139
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

19) ___________ finden, warum Spa-


lanzani sie so lange versteckt hat. Natha-
nael vernahm das nicht ohne inneren Är-
ger, deshalb 20) ___________ er.
Die Mutter, Lothar, alle waren aus
seinem 21) _______________ ver-
schwunden.
Er fantasierte von seiner Liebe, von zum
Leben erglühter 22) ____________,
von psychischer Wahlverwandtschaft.
Aber alles hat Olimpia mit großer
23) __________ anhörte.
Er wollte sie das offenherzig in deut-
lichen Worten 24) ______________,
was längst ihr hübscher Liebesblick
ihm gesagt hat. Er suchte nach dem
25) _________, den ihm beim Abschied
die Mutter geschenkt hat. Er gibt ihn
Olimpia als 26) ___________ seiner
Hingebung, seines mit ihr blühenden Le-
bens.

140
Упражнения

27) _________________ warf er sie


beiseite, fand den Ring, steckte ihn ein
und rannte zu Olimpia.
Die Geschichte mit dem Automaten hat
tief in ihrer Seele 28) __________ ge-
fasst.
Um nun ganz überzeugt zu werden,
dass man keine Holzpuppe liebe, wurde
von mehreren 29) ________________
das Folgende verlangt. Die Geliebte singt
und tanzt taktlos, sie beim Vorlesen stickt,
strickt, mit dem 30) ______________
spielt usw.
Dieses Sprechen bedeutet wirklich ein
Denken und 31) ______________.
Das Liebesbündnis vieler
32) _________________ wurde fes-
ter und dabei herzlicher, andere dagegen
trennen sich leise voneinander.
Er fand Coppolas 33) __________
_________.
Aber bald glühten Feuerströme durch
die 34) ______________ Augen.

141
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Als Nathanael mit zerschmettertem


35) ________ auf dem Steinpflaster lag,
war Coppelius im Gewühl verschwunden.

7. Выберите лишнее слово в стро-


ке.

A. Liebesbündnis – Liebe –
Trennung – Liebespaare
B. eiskalt – glänzend – totenbleich –
todesfrost
C. taktmäßig – splendid –
geschmackvoll – abscheulich
D. Feuerkreis – Feuer – Feuerstrom –
Eis
E. wahnsinnig – gelassen – rasend –
verrückt

142
Упражнения

Zusammenfassung

1. Найдите описания следующих


героев в тексте.

A. Nathanael
B. Clara
C. Olimpia
D. Coppelius
E. Siegmund

Was können Sie über … sagen?

– ihr Aussehen

– ihren Charakter

– ihr Leben

– positive / negative Eigenschaften

– ihr Schicksal

143
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

2. Найдите в тексте следующие вы-


ражения или отрывки. Что они озна-
чают? Объясните (перефразируйте)
их значение на немецком.

– in Saus und Braus

– in dem Augenblick

– in der Tat

– stumm und starr

– Aber ich konnte mich an den


unheimlichen Spuk nicht gewöhnen.

– Dazu keimte mit den Jahren immer


mehr die Lust in mir empor.

– Auf! Zum Werk!

– hin und her

144
Упражнения

– wo der Hase im Pfeffer liegt

– Dann bist Du überzeugt, dass es


keine Einbildung meiner Augen ist.

– Ich bin entschlossen, der Tod des


Vaters zu rächen.

– die goldgleißende Frucht

– Doch jedes Wort, schien dir farblos,


frostig und tot. Du suchst und suchst,
und stotterst und stammelst. Und die
nüchternen Fragen der Freunde schlagen,
wie eisige Windhauche in deine innere
Glut. Hast du aber, wie ein eifriger
Maler, erst mit einigen Strichen den
Umriss deines inneren Bildes gezeichnet?
So trugst du mit leichter Mühe immer
glühender und glühender die Farben
auf. Der lebendige Tumult mannigfacher
Gestalten regt die Freunde auf. Und sie
sahen, wie du selbst in der Mitte des

145
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Bildes stehst. Es erscheint aus deinem


Gemüt!

– Sie plauderten überhaupt viel von


Battonischem Kolorit.

– Er versank in düstre Träumereien.


Er trieb es bald so seltsam, wie man
es niemals von ihm gesehen hat. Das
ganze Leben ist ihm Traum und Ahnung
geworden.

– Vergeblich steht man ihnen wider.


Demütig muss man es annehmen, was das
Schicksal verhängt hat. Er ging weiter. Es
ist töricht, wenn man glaubt, in Kunst und
Wissenschaft nach selbsttätiger Willkür
zu schaffen. Denn die Begeisterung
kommt nicht aus dem eigenen Inneren,
sondern es ist das Einwirken irgendeines
Prinzips. Es liegt außer uns.

146
Упражнения

– Dort haben sie ein Zimmer in


Beschlag genommen. Dorthin bezog
Nathanael nun sogleich. Nicht sonderlich
achtete er darauf, dass er dem Professor
Spalanzani gegenüber wohnte.

– Olimpias Gestalt schwebte vor ihm


in den Lüften und trat aus dem Gebüsch.
Sie guckte ihn an mit großen strahlenden
Augen, aus dem hellen Bach. Claras Bild
war ganz aus seinem Inneren gewichen.

– Sapienti sat!

3. Какой персонаж сказал следую-


щие реплики?

1. »Nun haben wir Augen! Augen –


ein schön Paar Kinderaugen«.

2. »Zum letzten Mal kommt er zu mir.


Ich verspreche es dir. Geh nur, geh mit

147
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

den Kindern! Geht, geht zu Bett! Gute


Nacht!«

3. »Ei, nix Wetterglas, nix Wetterglas!


Hab auch sköne Oke, sköne Oke!«;
»Nu – Nu – Brill – Brill auf der Nas su
setze, das sein meine Oke – sköne Oke!«

4. »Kannst du mich denn nicht


erschauen? Coppelius hat dich getäuscht.
Das waren ja nicht meine Augen«.

5. »Es gibt keinen Sandmann,


mein liebes Kind. Wenn ich sage, der
Sandmann kommt, so will das nur heißen.
Ihr seid schläfrig und könnt die Augen
nicht offen behalten, als man euch Sand
hineingestreut hat«.

6. »Aber lieber Nathanael, wenn ich


dich nun das böse Prinzip nennen wollte,
das feindlich auf meinen Kaffee wirkt?
Denn, wenn ich alles stehen und liegen

148
Упражнения

lassen und dir in die Augen schauen


soll, läuft mir der Kaffee ins Feuer. Ihr
bekommt alle dann kein Frühstück!«

7. »Nathanael, mein herzlieber


Nathanael! Wirf das unsinnige,
wahnsinnige Märchen ins Feuer«.

8. »Du lebloses, verdammtes


Automat!«

9. »Kannst du mir denn jemals


verzeihen, du meine einzige, meine
herzgeliebte Clara! Kannst du mir
verzeihen, mein herzlieber Bruder
Lothar!«

10. »Nun, was sagst du zu unserem


alten Spalanzani?«

11. »Ach – Ach – Ach!«

149
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

12. »Nun, nun, lieber Herr


Nathanael, finden Sie Geschmack daran,
mit dem blöden Mädchen zu reden. Dann
sollen mir Ihre Besuche willkommen
sein«.

13. »Tu mir den Gefallen! Sag,


wie es dir möglich war, dich in das
Wachsgesicht, in die Holzpuppe da
drüben zu verknallen?«

14. »Bei Gott Bruder! Ich war auf


dem schlimmen Weg, aber zu rechter
Zeit leitete mich ein Engel auf den lichten
Pfad! Ach es war ja Clara!«

15. »Ihm nach – ihm nach, was


zögerst du? Coppelius, Coppelius! Mein
bester Automat hat er mir gestohlen.
Zwanzig Jahre daran gearbeitet. Leib und
Leben darangesetzt: das Räderwerk…
Sprache… Gang… Die Augen, die
Augen hat er dir gestohlen. Verdammter,
Verfluchter! Ihm nach! Hol mir Olimpia!
Da hast du die Augen!«
ОТВЕТЫ
ANTWORTEN

Kapitel 1.

1.
1. B 4. C
2. C 5. C
3. A

2.
1. Gemüt; 2. fürchten; 3. Seele;
4. Augen; 5. Mechanismus; 6. rä-
chen; 7. Sandmann; 8. gedul-
dig; 9. Jugendzeit; 10. Kindereien;
11. Neugierde; 12. Erscheinung;
13. Halbmonde; 14. Gespenst;
15. Mut; 16. schlich; 17. Ro-

153
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

cke; 18. Strümpfe; 19. Perücke;


20. Ohren; 21. Nacken; 22. Lip-
pen; 23. Bestien; 24. verwöhnen;
25. hassen; 26. schrecklichsten;
27. Augen; 28. Obrigkeit; 29. Ver-
antwortung; 30. spurlos; 31. Tod;
32. schuld; 33. Apotheker; 34. Ex-
plosion; 35. Allerdings; 36. be-
halten; 37. eifrigen; 38. noch;
39. fremde; 40. Außenwelt; 41. Ge-
stalt; 42. Phantom; 43. Einwirkung;
44. Mächten.

3.
1. Vorfall; 2. geduldig; 3. Ge-
schwister; 4. Kobolden; 5. He-
xen; 6. Däumlingen; 7. zittern;
8. Gespenst; 9. Scheu; 10. Augen;
11. unartig; 12. Menschenkindlein;
13. Dampf; 14. Mut; 15. Neugier-
de; 16. Abscheu; 17. Charakter;
18. Todesschlaf; 19. Lauscherei;
20. Zorn; 21. vorwerfen; 22. un-
vermeidlich; 23. schweigen; 24. pla-

154
Ответы

gen; 25. lebhaft; 26. Spuk; 27. Kei-


neswegs; 28. erlauschen.

4.
A. Verlobte
B. Liebe
C. eiskalt
D. geschmackvoll
E. Mann
F. Olimpia
G. Lothar

Kapitel 2-3.

1.
1. A 3. B
2. C 4. C

2.
1. Brief; 2. beweist; 3. Phantome;
4. augenblicklich; 5. Tat; 6. Geist;
7. Traum; 8. Gestalt; 9. stotterst;
10. Träumereien; 11. Ahnung;

155
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

12. Zuneigung; 13. Studium;


14. Liebesglück; 15. Gedichts;
16. Liebe; 17. Faust; 18. erscheint;
19. Funken; 20. fasst; 21. Dich-
tung; 22. Blätter; 23. gewöhn-
lich; 24. Wehmut; 25. empfunden;
26. Wettergläser; 27. Lorgnetten.

3.
1. weise; 2. existieren; 3. erfah-
ren; 4. farblos; 5. frostig; 6. tot;
7. nüchtern; 8. widmen; 9. berühmt;
10. grausam; 11. stören; 12. ent-
setzlich; 13. flammend; 14. Feu-
erkreis; 15. vorlesen; 16. stri-
cken; 17. Jugendzeit; 18. beiseite;
19. Brille.

4.
A. nett C. Gespräch
B. Engel D. wunderbar

5.
1. A 3. A
2. C 4. C

156
Ответы

5. B 7. C
6. A

6.
1. gefaltet; 2. Gesicht; 3. Glas;
4. flammten; 5. himmlisch; 6. tie-
fem; 7. Universität; 8. Tochter;
9. Einladungskarte; 10. glän-
zend; 11. starrte; 12. Sehnsucht;
13. Pulse; 14. glühen; 15. splendid;
16. Köpfe; 17. todstarre; 18. Äu-
ßern; 19. Ursache; 20. schwieg;
21. Gedächtnis; 22. Sympathie;
23. Andacht; 24. aussprechen;
25. Ring; 26. Symbol; 27. Gleich-
gültig; 28. Wurzel; 29. Liebhabern;
30. Möpschen; 31. Empfinden;
32. Liebespaare; 33. Perspektiv;
34. rollenden; 35. Kopf.

7.
A. Trennung
B. glänzend
C. abscheulich

157
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

D. Eis
E. gelassen

Zusammenfassung

3.
1. Coppelius
2. Nathanaels Vater
3. Coppola
4. Clara
5. Nathanaels Mutter
6. Clara
7. Clara
8. Nathanael
9. Nathanael
10. Siegmund
11. Olimpia
12. Spalanzani
13. Siegmund
14. Nathanael
15. Spalanzani
НЕМЕЦКО-РУССКИЙ
СЛОВАРЬ
A

Abgrund, m (-s, Abgründe) – бездна


abhacken (hackt ab, hackte ab, hat
abgehackt) – отрубить
Abscheu, f (-s, x) – отвращение
abscheulich – отвратительный
abspiegeln (spiegelt ab, spiegelte ab,
hat abgespiegelt) – отражать
Ader, f (=, -n) – вена
Ahnung, f (=, -en) – понятие
Allegorie, f (=, -n) – аллегория
altmodisch – старомодный
anblicken (blickt an, blickte an, hat
angeblickt) – взглянуть
Andacht, f (=, -en) – благоговение
andeuten (deutet an, deutete an, hat
angedeutet) – намекать

161
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

anfahren (fährt an, fuhr an, ist


angefahren) – выезжать
Angel, f (=, -n) – петля
ängstlich – боязливый
anmutig – изящный
anzünden (zündet an, zündete an, hat
angezündet) – зажигать
Atzung, f (=, -en) – корм
aufflammend – воспламеняющийся
auffordern (fordert auf, forderte auf,
hat aufgefordert) – призывать
aufreißen (reißt auf, riss auf, hat
aufgerissen) – вырывать
aufschlagen (schlägt auf, schlug auf,
hat aufgeschlagen) – открывать
Aufsehen, n (-s, =) – всеобщее
внимание
augenblicklich – моментальный
Augenbraue, f (=, -en) – бровь
ausbreiten, sich (breitet sich
auf, breitete sich auf, hat sich
ausgebreitet) – распространиться

162
Немецко-русский словарь

ausfallen (fällt aus, fiel aus, ist


ausgefallen) – не состояться
ausführlich – подробный
außerordentlich – необычный
aussprechen (spricht aus, sprach aus,
hat ausgesprochen) – наговориться

B
bändigen (bändigt, bändigte, hat
gebändigt) – обуздать
beben (bebt, bebte, hat gebebt) –
дрожать
bedürfen (bedarf, bedurfte, hat
bedurft) – требовать
Bedürfnis, n (-es, -se) – нужда
begeistert – восхищенный
behüten (behütet, behütete, hat
behütet) – оберегать
berufen, sich (beruft sich, berief sich,
hat sich berufen) – ссылаться
berühmt – известный
berühren (berührt, berührte, hat
berührt) – касаться

163
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

besonnen – рассудительный
betragen, sich (beträgt sich, betrug
sich, hat sich betragen) –
обходиться
beugen, sich (beugt sich, beugte sich,
hat sich gebeugt) – нагибаться,
склоняться
beunruhigen (beunruhigt,
beunruhigte, hat beunruhigt) –
тревожить
beweisen (beweist, bewies, hat
bewiesen) – доказывать
bitter – горький
blasen (bläst, blies, hat geblasen) –
дуть
blödsinnig – дурацкий
Blut, n (-s, -e) – кровь
blutig – кровавый
Braut, f (=, Bräute) – невеста
breiten, sich (breitet sich, breitete
sich, hat sich gebreitet) –
распространяться
breitschult(e)rig – широкоплечий

164
Немецко-русский словарь

brennend – горящий
brummen (brummt, brummte, hat
gebrummt) – гудеть
bunt – пестрый
buschig – кустистый

D
Däumling, m (-s, -e) – мальчик-с-
пальчик
Domorganist, m (-en, -en) –
соборный органист
dringen (dringt, drang, hat
gedrungen) – проникать
dröhnend – угрожающий
durchaus – крайний
durchzucken (durchzuckt,
durchzuckte, hat durchzuckt) –
передергивать
düster – мрачный

165
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

E
Einbildung, f (=, -en) –
воображение
einfallen (fällt ein, fiel ein, hat
eingefallen) – приходить в голову
einfältig – наивный
einprägen (prägt ein, prägte ein, hat
einprägt) – запечатлеть
einschenken (schenkt ein, schenkte
ein, hat eingeschenkt) – наливать,
угощать
eintreten (tritt ein, trat ein, ist
eingetreten) – входить
Ekel, m (-s, x) – отвращение
empfinden (empfindet, empfand, hat
empfunden) – чувствовать
empor – возмущенный
entfallen (entfällt, entfiel, ist
entfallen) – выпасть
entfalten, sich (entfaltet sich,
entfaltete sich, hat sich entfaltet) –
разворачиваться

166
Немецко-русский словарь

entgehen (entgeht, entging, ist


entgangen) – избежать
entreißen (entreißt, entriss, hat
entrissen) – разрывать
entsetzlich – ужасный
entsetzt – вне себя
entzückt – восхищенный
erbleichen (erbleicht, erbleichte, hat
erbleicht) – побледнеть
erdrosseln (erdrosselt, erdrosselte, hat
erdrosselt) – задушить
erfassen (erfasst, erfasste, hat
erfasst) – охватить
erfinden (erfindet, erfand, hat
erfunden) – изобретать
erforschen (erforscht, erforschte, hat
erforscht) – изучить
erinnern, sich (erinnert sich,
erinnerte sich, hat sich erinnert) –
вспоминать
erkennen (erkennt, erkannte, hat
erkannt) – узнавать

167
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

erledigen (erledigt, erledigte, hat


erledigt) – выполнить
ermüden (ermüdet, ermüdete, hat
ermüdet) – утомиться
ermutigt – быть воодушевленным
erregen (erregt, erregte, hat erregt) –
возбуждать
erschauen (erschaut, erschaute, hat
erschaut) – узреть
erschöpfen (erschöpft, erschöpfte, hat
erschöpft) – истощать, иссякать
erschüttern (erschüttert, erschütterte,
hat erschüttert) – потрясти,
глубоко взволновать
erschüttert – быть глубоко
потрясенным
erstarrt – оцепеневший, застывший
erstaunen (erstaunt, erstaunte, hat
erstaunt) – удивлять
erstickend – удушающий
erwärmen (erwärmt, erwärmte, hat
erwärmt) – согревать

168
Немецко-русский словарь

erwidern (erwidert, erwiderte, hat


erwidert) – отвечать
erzeugen (erzeugt, erzeugte, hat
erzeugt) – порождать, вызывать
что-либо
ewig – вечный

F
fabelhaft – потрясающий
falten (faltet, faltete, hat gefaltet) –
сложить
färben (färbt, färbte, hat gefärbt) –
красить, окрашивать
fassen (fasst, fasste, hat gefasst) –
охватить
Faust, m (-s, Fäuste) – кулак
feindlich – враждебный
feucht – влажный
finster – хмурый
Flamme, f (=, -n) – пламя
Fleck, m (-s, -e) – пятно
flüchtig – мимолетный

169
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Flur, m (-s, =) – коридор


flüstern (flüstert, flüsterte, hat
geflüstert) – шептать
fortreißen (reißt fort, riss fort, hat
fortgerissen) – увлекать за собой
fortsetzen (setzt fort, setzte fort, hat
fortgesetzt) – продолжать
forttreiben (treibt fort, trieb fort, ist
fortgetrieben) – прогонять
Funke, m (-n, -n) – искра
fürchten (fürchtet, fürchtete, hat
gefürchtet) – бояться

G
gähnen (gähnt, gähnte, hat gegähnt) –
зевать
Gebilde, n (-s, =) – формация
Gebrüll, n (-s, x) – рев
Gedächtnis, n (-se, Gedächtnisses) –
память
geduldig – терпеливый
Gegend, f (=, -en) – окружение

170
Немецко-русский словарь

Geist, m (-es, -e) – призрак


Geisterseher, m (-s, =) – духовидец
geistlos – бездарный
Geländer, n (-s, =) – поручень
gelassen – спокойный
gelingen (gelingt, gelang, ist
gelungen) – удаваться
Gemüt, n (-es, -er) – нрав
geschliffen – отшлифованный
Gesellschaft, f (=, -en) – общество
gespenstisch – призрачный
gestalten, sich (gestaltet sich,
gestaltete sich, hat sich gestaltet) –
представиться
gestehen (gesteht, gestand, hat
gestanden) – признаться
getrost – уверенный
gewähren (gewährt, gewährte, hat
gewährt) – исполнять
gewaltsam – насильственный
Gewühl, n (-es, x) – суматоха
Gift, n (-es, -e) – яд
gläsern – стеклянный

171
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Glut, f (=, =) – страсть


grässlich – омерзительный
grimmig – свирепый
gruselig – жуткий
Gütchen, n (-s, =) – усадьба

H
Haarbeutel, m (-s, =) – сеточка для
волос
hämisch – злорадный
hämmern (hämmert, hämmerte, hat
gehämmert) – стучать
heftig – яростный
heilen (heilt, heilte, hat geheilt) –
исцелять
heiter – радостный
Herd, m (-s, -e) – плита
herfallen (fällt her, fiel her, ist
hergefallen) – наброситься
herrlich – великолепный
herrschen (herrscht, herrschte, hat
geherrscht) – царить

172
Немецко-русский словарь

Hexe, f (=, -n) – ведьма


himmlisch – небесный
Hingebung, f (=, -en) – преданность
Hinweis, m (-es, -e) – указание
hoffnungslos – безнадежный
Hölle, f (=, -n) – ад

I
in der Tat – в самом деле
indessen – между тем
ins Blaue – в никуда
irren, sich (irrt sich, irrte sich, hat sich
geirrt) – ошибаться
Irrtum, m (-s, Irrtümer) – ошибка

173
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Jammer, m (-s, =) – плач, стон


Jenseits, n – потусторонний мир

karg – жадный, скупой


Kauz, m (-es, -e) – чудак
keimen (keimt, keimte, hat gekeimt) –
зарождаться
kennenlernen (lernt kennen, lernte
kennen, hat kennengelernt) –
знакомиться
keusch – целомудренный
Kinderei, f (=, -en) – ребячество
Kittel, m (-s, =) – халат
Knall, m (-s, -e) – треск
knarren (knarrt, knarrte, hat
geknarrt) – скрипеть
Knarren, n (-s, =) – скрип
Kniff, m (-s, -e) – уловка

174
Немецко-русский словарь

Kobold, m (-s, -e) – кобольд


(домовой в виде гнома)
Kohle, f (=, -n) – уголь
komisch – странный
krallen (krallt, krallte, hat gekrallt) –
цепляться
Krampf, m (-s, Krämpfe) – спазм,
судорога
krampfhaft – судорожный
Kreide, f (=, -n) – мел
krümmen, sich (krümmt sich, krümmte
sich, hat sich gekrümmt) –
корчиться

175
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

L
Lärm, m (-s, =) – шум
Lauscherei, f – подслушивание
lebendig – живой
lebenskräftig – жизнестойкий
lebenslustig – жизнерадостный
Lehnstuhl, m (-s, Lehnstühle) –
кресло
Leib, m (-s, -er) – тело

M
mangeln (mangelt, mangelte, hat
gemangelt) – недоставать
matt – тусклый
Maul, n (-s, Mäuler) – рот
Metapher, f (=, -n) – метафора
Mondesstrahlen, f (=, =) – лунное
сияние
munter – бодрый

176
Немецко-русский словарь

N
Nacken, m (-s, =) – затылок
Näscherei, f (=, -en) – лакомство
Neckerei, f (=, -en) – насмешки
niederstoßen (stößt nieder, stießt
nieder, ist niedergestoßen) –
заколоть
Not, f (=, Nöte) – потребность
nüchtern – трезвый

O
Oberfläche, f (=, -n) – поверхность
Obrigkeit, f (=, -en) – власть
offenbaren (offenbart, offenbarte, hat
offenbart) – выдавать
offenherzig – откровенный
ohnmächtig – беспомощный
Orkan, m (-s, -e) – ураган

177
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

P
Perücke, f (=, -n) – парик
Pfad, m (-es, -e) – путь
Pfeife, f (=, -n) – свист
poltern (poltert, polterte, hat
gepoltert) – топать
Popanz, m (-es, -e) – чучело
Prise, f (=, -n) – щепотка

Q
quälen (quält, quälte, hat gequält) –
мучить, терзать

178
Немецко-русский словарь

R
rächen (rächt, rächte, hat gerächt) –
(ото)мстить
ragen (ragt, ragte, hat geragt) –
возвышаться
Rasende, der – безумный
rauchen (raucht, rauchte, hat
geraucht) – курить
rein – чистый
Riesenkraft, f (=, Riesenkräfte) –
богатырская сила
Roulade, f (=, -n) – мясной рулет
rücken (rückt, rückte, hat gerückt) –
двинуться

179
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

S
Sack, m (-s, Säcke) – мешок
sanft – нежный
scharren (scharrt, scharrte, hat
gescharrt) – шаркать
Schatten, m (-s, =) – тень
Schicksal, n (-s, -e) – судьба
schläfrig – сонный
Schläfrigkeit, f (=, x) – сонливость
schlau – хитрый
schleichen (schleicht, schlich, ist
geschlichen) – подкрадываться
schlimm – скверный
schluchzen (schluchzt, schluchzte, hat
geschluchzt) – всхлипывать
Schmerz, m (-es, -en) – боль
Schnabel, m (-s, Schnäbel) – клюв
Schnalle, f (=, -n) – пряжка
Schreck, m (-s, -e) – кошмар
schwören (schwört, schwur, hat
geschworen) – клясться
Seele, f (=, -n) – душа

180
Немецко-русский словарь

Sehkraft, f (=, =) – зрительная сила


sengen (sengt, sengte, hat gesengt) –
опалить
Seufzer, m (-s, =) – вздох
sichtbar – видимый
Sitte, f (=, -n) – обычай
sprudeln (sprudelt, sprudelte, hat
gesprudelt) – бить ключом
Spur, f (=, -en) – след
stammeln (stammelt, stammelte, hat
gestammelt) – заикаться
statuieren (statuiert, statuierte, hat
statuiert) – устанавливать
stottern (stottert, stotterte, hat
gestottert) – запинаться
strahlend – сияющий
streuen (streut, streute, hat
gestreut) – разбрасывать
stricken (strickt, strickte, hat
gestrickt) – вязать
strömen (strömt, strömte, hat
geströmt) – течь
Strumpf, m (-s, Strümpfe) – чулок

181
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

Stube, f (=, -n) – комната


stündlich – ежечасный

T
Tat, f (=, -en) – дело
toben (tobt, tobte, hat getobt) –
бушевать, неистовствовать
Tollhaus, n (-es, Tollhäuser) –
сумасшедший дом
töricht – глупый
Traurigkeit, f (=, -en) – печаль
Treiben, n (-s, =) – кутерьма
tröstend – утешительный
Tumult, m (-es, -e) – переполох

182
Немецко-русский словарь

übermannt – побежденный
überzeugt – убежденный
umarmen (umarmt, umarmte, hat
umarmt) – обнимать
umbringen (bringt um, brachte um, hat
umgebracht) – убивать
umklammern (umklammert,
umklammerte, hat umklammert) –
вцепиться, обхватить
Umriss, m (-es, -e) – очертание
ungeachtet – несмотря на
ungemein – безмерно
unheimlich – зловещий, чудовищный
unsinnig – бессмысленный
unüberwindlich – непреодолимый
Unvorsichtigkeit, f (=, -en) –
неосторожность
unzweideutig – однозначный
urteilen (urteilt, urteilte, hat urteilt) –
судить, отзываться

183
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

V
Verantwortung, f (=, -en) –
ответственность
verbannen (verbannt, verbannte, hat
verbannt) – прогонять
verbergen (verbirgt, verbarg, hat
verborgen) – прятать
verbreiten (verbreitet, verbreitete, hat
verbreitet) – распространять
verdächtig – подозрительный
verderben (verdirbt, verdarb, hat
verdorben) – портить
verdrängen (verdrängt, verdrängte, hat
verdrängt) – вытеснять
Verehrter, m (-s, =) – почтеннейший
verflucht – проклятый
vergeblich – напрасный
Verhängnis, n (-ses, -se) – судьба
verjagen (verjagt, verjagte, hat
verjagt) – прогнать
verklären (verklärt, verklärte, hat
verklärt) – преображать

184
Немецко-русский словарь

verknallen (verknallt, verknallte, hat


verknallt) – влюбиться
verknüpfen, sich (verknüpft
sich, verknüpfte sich, hat sich
verknüpft) – соединиться
verlassen, sich (verlässt sich,
verließ sich, hat sich verlassen) –
полагаться
verletzend – оскорбительный
verleugnen (verleugnet, verleugnete,
hat verleugnet) – отрицать
verlieben, sich (verliebt sich,
verliebte sich, hat sich verliebt) –
влюбляться
vernünftig – разумный
verschwinden (verschwindet,
verschwand, ist verschwunden) –
исчезать
Verstimmung, f (=, -en) –
подавленное настроение
Verwandtschaft, f (=, -en) – родство
verwöhnen (verwöhnt, verwöhnte, hat
verwöhnt) – баловать

185
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann

verzerren (verzerrt, verzerrte, hat


verzerrt) – искажать
verziehen, sich (verzieht sich,
verzog sich, hat sich verzogen) –
перекашиваться
verzweifelt – отчаянный
Vorfall, m (-s, Vorfälle) – случай,
инцидент
Vorwand, m (-es, Vorwände) –
предлог, отговорка

W
Wachsgesicht, n (-s, -e) – восковое
лицо
wahnsinnig – сумасшедший
wahr – правдивый
wahrnehmen (nimmt wahr, nahm
wahr, hat wahrgenommen) –
воспринимать
wegschauen (schaut weg, schaute
weg, hat weggeschaut) – отводить
взгляд

186
Немецко-русский словарь

weichen (weicht, wich, ist gewichen) –


изгладиться
weise – мудрый
werfen (wirft, warf, hat geworfen) –
бросать
Wesen, n (-s, =) – существо
wetten (wettet, wettete, hat gewettet) –
спорить
widerwärtig – отвратительный
widrig – омерзительный
Willkür, f (=, =) – произвол
Wortkargheit, f (=, -en) –
лаконичность
Wurzel, f (=, -n) – корень

187
Z
Zank, m (-s, =) – ссора
zerrissen – рваный
zerstörend – разрушительный
zischend – шипящий
zittern (zittert, zitterte, hat gezittert) –
дрожать
Zorn, m (-s, =) – гнев
zudrücken (drückt zu, drückte zu, hat
zugedrückt) – закрывать
Zug, m (-es, Züge) – (зд.) черта
Zuneigung, f (=, -en) – склонность
zusammenfassen (fasst zusammen,
fasste zusammen, hat
zusammengefasst) – подытожить
zusammengekniffen –
нахмурившийся
zuschlagen (schlägt zu, schlug zu,
hat zugeschlagen) – закрывать,
захлопывать
zuwider – опротиветь
СОДЕРЖАНИЕ
Biografie von E. T. A. Hoffmann. . . . 3
Kindheit, Studium und erste
Anstellungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 5
Der Kapellmeister in Bamberg
und Dresden . . . . . . . . . . . . . . . . . . 8
Literarische Werke . . . . . . . . . . . . 11
Die letzten Jahre . . . . . . . . . . . . . . 14

Der Sandmann . . . . . . . . . . . . . . . . . 17
Nathanael an Lothar. . . . . . . . . . . 17
Clara an Nathanael . . . . . . . . . . . 41
Nathanael an Lothar. . . . . . . . . . . 51

Упражнения . . . . . . . . . . . . . . . . . 117
Ответы. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151
Немецко-русский словарь . . . . . . 159
Издание для дополнительного образования
Для широкого круга читателей
ЛЕГКО ЧИТАЕМ ПО-НЕМЕЦКИ
12+ Эрнст Теодор Амадей Гофман
ПЕСОЧНЫЙ ЧЕЛОВЕК
Уровень 3

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann


DER SANDMANN

Заведующий редакцией К. В. Игнатьев


Ответственный редактор Я. В. Юркина
Технический редактор Н. А. Чернышева
Компьютерная верстка И. В. Гришин

Подписано в печать 30.03.2022. Формат 84x108/32.


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