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Kultur 4

*888B99-168*
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© LOI/Windesheim
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verveelvoudigd en/of openbaar worden gemaakt door middel van
druk, fotokopie, microfilm, elektronische apparatuur, geluids-
band of welke wijze dan ook, en evenmin in een retrieval-system
worden opgeborgen, zonder schriftelijke toestemming van de LOI
en Windesheim.
Inhoud

Inhoud
Einführung in den Kurs

Kapitel 1 Österreich
Gebiet und Bevölkerung .................................................................................1.2
Geschichte Österreichs ...................................................................................1.8
Staat und Politik ...........................................................................................1.15
Wer sind die Österreicher? ...........................................................................1.18
Schule und Studium in Österreich ..............................................................1.26

Kapitel 2 Schweiz
Gebiet und Bevölkerung .................................................................................2.1
Geschichte .......................................................................................................2.6
Staat und Politik ...........................................................................................2.11
Wer sind die Schweizer? ...............................................................................2.17
Schule und Studium in der Schweiz ............................................................2.24

Kapitel 3 Didaktische Aufgaben


Bilder in der Landeskunde .............................................................................3.1
Bijlagen ............................................................................................................3.5
888B99TOC.FM

1
Inhoud

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Einführung in den Kurs
Richtig Deutsch lehren und lernen ohne Kenntnisse und Erfahrungen in den
Ländern der Zielsprache ist unmöglich. Wer Wissen weitergeben möchte,
muss sich seiner Kenntnisse bewusst sein und bereit sein, die Wissenslücken
aufzufüllen.
Im ersten Studienjahr haben Sie sich in den drei Kulturkursen in erster Linie
mit Deutschland beschäftigt. In den beiden Unterrichtseinheiten KLT 4 und
5 werden Sie nun die Schweiz und Österreich besser kennen lernen. In den
beiden Modulen geht es wieder, wie bereits bei KLT1, 2 und 3 nicht nur um
Faktenwissen, sondern auch um die Gesellschaft – das Leben, das Verhalten,
die Weltbilder und Wertsysteme von Menschen – ausgerichtet auf Öster-
reich und die Schweiz.

Der Schwerpunkt bei der Stoffverteilung liegt auf Österreich. Österreich


wird etwas ausführlicher behandelt als die Schweiz. Dies hat mit der vorhan-
denen Literatur zu tun, aber auch mit der Schwerpunktlegung. Es kann nicht
alles in einem Kurs behandelt werden, man muss eine Auswahl treffen. Die
historischen Bande zwischen den Niederlanden und Österreich sind inten-
siver als mit der Schweiz – einer der Gründe, warum für diese inhaltliche
Vorgehensweise gewählt wurde.

Den vorliegenden Reader finden Sie auch in Blackboard KLT4. Die angege-
benen Links können Sie digital abrufen.

Was sind die Ziele von KLT4?


Wie oben bereits erwähnt, umfasst der Begriff Landeskunde ganz unterschied-
liche Bereiche: Kultur, Geschichte, Geographie, Politik, Leute, also Fakten.
Aber es geht auch um Wertvorstellungen, Einstellungen und Verhaltens-
weisen. Eines der Hauptziele ist die Erweiterung der Fachkenntnisse, ein
zweites Ziel ist das erworbene Wissen an Schüler weiterzugeben und die Didak-
tisierung von landeskundlichen Themen.

Landeskunde und Faktenwissen


Wenn man sich mit Landeskunde beschäftigt, dann geht man von einer
bestimmten kulturell geprägten Perspektive, von einer subjektiven Sichtweise,
von seinem eigenen sozialen Umfeld aus. Je mehr man über die Zielsprachen-
kultur weiß, desto mehr versteht man die Kultur und die Menschen eines
anderen Landes. Darüber hinaus gelangt man dadurch zu einem besseren
Verständnis bzw. zu einem tieferen Verstehen des anderen Landes – und kann
am Ende dieses Prozesses auch sich selbst etwas besser begreifen.

Landeskunde und Literatur


Neben den landeskundlichen Aspekten spielt der Zusammenhang von Landes-
kunde und Literatur wieder eine Rolle. Literarische Texte sind auf vielfältige
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Weise Träger von landeskundlichen Informationen. Ein- und derselbe Text
wird von Leser zu Leser unterschiedlich gelesen und rezipiert. Ein mutterspra-
chiger Leser liest anders als ein fremdsprachiger Leser. Aber auch innerhalb
desselben Kulturraumes gibt es unterschiedliche Lesarten und Sichtweisen auf
die Wirklichkeit. Durch Literatur wird das landeskundliche Wissen erweitert.
Man gewinnt nicht nur Einblick in geschichtliche, politische und soziale
Zusammenhänge, sondern auch in das Denken, Handeln und Wahrnehmen
von Menschen der Zielkultur. Die literarischen Texte bilden Zugänge zu einer
fremden Kultur und zu verschiedenen Perspektiven innerhalb dieser Kultur.
Sie helfen Klischees zu korrigieren und bringen eine bestimmte Sichtweise ins
Spiel: Personen und Geschehnisse werden vor dem Hintergrund von persön-
lichen Erlebnissen, Erwartungen und Erinnerungen wahrgenommen: Der
Leser wird in die Geschichte des/der Protagonisten hineingezogen, die mit
einem gesellschaftlichen und politischen Hintergrund verknüpft ist. Die
Situation des Helden und die Probleme, vor denen er steht, sind in vielen
Fällen erst nachvollziehbar, wenn der Leser den historischen und politischen
Kontext berücksichtigt und die Geschehnisse zuordnen kann. Und so schließt
sich der Kreis wieder: Tiefgehende Analysen und Interpretationen sind nicht
ohne gute Allgemeinkenntnisse möglich.

Landeskunde und Didaktik


Das fachliche Wissen ist ein wichtiger Faktor, die Umsetzung und Weitergabe
des Wissens dessen nimmt ebenfalls einen hohen Stellenwert im Fremdspra-
chenunterricht ein. Die methodisch-didaktische Arbeit mit landeskundlichen
Themen für den Deutschunterricht wird daher auch in dieser Unterrichts-
einheit behandelt: Wie kann man Schülern auf spielerische und interessante
Art Landeskunde vermitteln?
Im vierten Kapitel werden wir auf das methodisch-didaktische Arbeiten näher
eingehen. Die entwickelten und ausgearbeiteten Unterrichtseinheiten sollten,
wenn möglich, während des Schulpraktikums ausprobiert und evaluiert
werden.

Ein kleiner Schwerpunkt liegt auf dem Stellen von Fragen. Das Stellen von
adäquaten Fragen ist eine Technik, die viel geübt werden muss. Eine einge-
hende Befassung dieses didaktischen Themas würde den Zeitrahmen sprengen.
Wir gehen daher theoretisch nicht näher darauf ein, in einigen Aufgabenstel-
lungen werden Sie das Stellen von Fragen üben.

Landeskunde und Internet


Das Internet ist eine ergiebige Informationsquelle, man kann dort eigentlich
alle Informationen über Landeskunde finden. Die große Frage bleibt aber
dann: Was mache ich damit?
Übers Internet kann man nicht nur sehr viel über die D-A-CH-Länder lernen,
man kann dabei auch effizient die eigenen Fremdsprachenkenntnisse im
Bereich des Leseverstehens und des Schreibens erweitern. Voraussetzung dafür
ist, dass das Surfen im Internet nicht wahl- und ziellos erfolgt, sondern
verbunden ist mit einem produktorientierten Auftrag. Ob Sie nun innerhalb
einer Schulklasse, einer Interessengruppe oder für sich selbst lernen, wesentlich
ist, dass Sie die Lerninhalte weiterverarbeiten.

Zusammengefasst strebt diese Unterrichtseinheit folgende Lernziele an:


• Sie erweitern Ihre Kenntnisse, damit Sie die Kultur und Kommunikation
der beiden Länder verstehen und sich daran beteiligen können.

2
• Sie können das Internet als Informationsquelle benutzen und die
benötigten Informationen herausfiltern.
• Sie können sich über die beiden Länder informieren, sind auf dem aktuellen
Wissensstand und können Andere darüber in vielfältiger Weise infor-
mieren.
• Sie können Ihre persönlichen Erfahrungen auf eine beargumentierte Art
und Weise erörtern und anderen vermitteln.
• Sie können sich zu den aktuellen Problemen in Österreich und der Schweiz
äußern.
• Sie können allein aber auch mit Anderen didaktische Aufgaben entwickeln,
aus- und vorführen.
• Sie können landeskundliche Aspekte in den Sprachunterricht integrieren.
• Sie können ein Projekt zur Landeskunde der beiden Länder planen und
durchführen.
• Sie können Literatur mit landeskundlichen Aspekten analysieren und den
Zusammenhang zwischen Landeskunde und literarischen Texten nachvoll-
ziehen.
• Sie haben Ihre Lese- und Präsentationsfertigkeit weiter entwickelt.
• Sie haben Ihre Sprachfertigkeit verbessert.

Aufbau dieser Unterrichtseinheit


Dieser Kurs ist der vierte von insgesamt fünf Kursen Kultur und einer von den
zwei Fachkursen in MA5. Für den Kurs werden nach erfolgreicher Teilnahme 3
ECTS vergeben. Ein ECTS entspricht ca. 28 Studienstunden.

Verbindung mit ”beroepstaken” und anderen


”onderwijseenheden”
Dieser Kurs schließt an die beroepstaak MA5 an. In dieser beroepstaak stehen
die Zusammenarbeit und der Kontakt mit außerschulischen Institutionen auf
dem Programm. Wir werden uns daher auch mit Schüleraustausch und Inter-
nationalisierung in Bezug auf die beiden Länder auseinandersetzen.

Dieser Reader ist unterteilt. Die Einführung informiert Sie über die Ziele, den
Aufbau, den Abschluss von KLT4 und die Materialien. Das erste und zweite
Kapitel enthält landeskundliche Informationen und Aufgaben zu der Schweiz
und Österreich. Im dritten Kapitel setzen wir uns mit dem Thema Landes-
kunde und Didaktik auseinander.

Themenverteilung
Die Module KLT4 und KLT5 bauen aufeinander auf. Die Materialien, die Sie
für KLT4 verwenden, werden Sie auch für KLT5 wieder benötigen. Die
Themen werden sowohl bei Österreich als auch der Schweiz behandelt.

Themen in KLT 4:
• Gebiet und Bevölkerung
• Geschichte
• Staat und Politik
• Wer sind die Österreicher/Schweizer? – Charakter, Lebensweise und Tradi-
tionen
• Schule, Studium – Ausbildung.
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3
Themen in KLT 5:
• Wirtschaft
• Religion
• Essen und Trinken
• Spracheigenheiten
• Kultur und Medien
• Literatur
• Kunstgeschichte.

Literatur
Die folgenden Materialien werden eingesetzt und dienen auch gleichzeitig als
Vorbereitung auf die Klausur. Diese Bücher müssen Sie käuflich erwerben. Die
beiden Bücher ”Österreich erzählt 1 und 2” sind im Moment leider vergriffen.
Die ausgewählten Texte finden Sie im Blackboard-Kurs KLT4.

• Dürrenmatt, Friedrich: Besuch der alten Dame. ISBN 3257230451.


• Koppensteiner, Jürgen: Österreich. Ein landeskundliches Lesebuch. Wien
2007. ISBN 9783706904186.
• Koppensteiner, Jürgen: Österreich erzählt 1. Ein Lesebuch für den Unterricht
Deutsch als Fremdsprache. Wien 1994. ISBN 3215056755.
• Koppensteiner, Jürgen: Österreich erzählt 1, Begleitheft Österreich erzählt 1.
ISBN 978-3-215-05729-8.
• Koppensteiner, Jürgen: Österreich erzählt 2. Ein Lesebuch für
Deutschlernende. Wien 1989. ISBN 32150641111.
• Sitzler, Susan: Grüezi und Willkommen. Die Schweiz für Deutsche. Berlin
2006. ISBN 9783861534556.

Sekundärliteratur
Folgende Materialien werden im Reader verwendet. Diese Literatur brauchen
Sie nicht anzuschaffen.

• Bischof, Monika u.a.: Landeskunde und Literaturdidaktik. Fernstudien-


einheit 3. München 1999.
• Biechele, Markus und Alicia Padros: Didaktik der Landeskunde. München
2003.
• Mappes-Niediek, Norbert: Österreich für Deutsche, Berlin 2004.
• Macaire, Dominique und Wolfram Hosch: Bilder in der Landeskunde.
München 1996.
• Schachtmeyer, von Christiane: Friedrich Dürrenmatt Der Besuch der alten
Dame. Oldenbourg 2002.

Abschluss des Kurses


Anforderungen für einen positiven Abschluss
Das Modul wird mit einer Klausur und einem Dossier (zwei Einsendeauf-
gaben) abgeschlossen. Der Notenschlüssel sieht wie folgt aus: 20% Dossier,
80% Klausur. Die Klausurnote muss aber mindestens eine 5,5 sein. Für die
Endnote der Unterrichtseinheit sind sowohl die Dossierbewertung als auch die
Note der Klausur wichtig.
Die Berechnung der Endnote geschieht wie folgt:

4
Bewertung Dossier Note Klausur
20% 80%
muss positiv abgeschlossen werden muss mindestens eine 5,5 sein

Das Dossier
Während des Kurses arbeiten Sie an Ihren Aufgaben und bereiten Sie sich auf
die Klausur vor.
Es gibt drei Arten von Aufgaben:

1. Einsendeaufgaben
Die Aufgaben, die ins Dossier kommen sollen, werden ”Einsendeaufgaben”
genannt. Diese Aufgaben werden vom zuständigen Dozenten korrigiert.

Es gibt zwei Einsendemomente:


Die erste Einsendeaufgabe beinhaltet alle Aufgaben über Österreich.
Die zweite Einsendeaufgabe beinhaltet alle Aufgaben über die Schweiz.
Wenn Sie alle Aufgaben über Österreich fertig haben, dann können Sie die
Aufgaben (in einer Datei!) über Blackboard einschicken.

2. Blackboardaufgaben
Bei den Aufgaben, die Sie nicht an den Dozenten schicken, sondern die Sie
anderen Studenten zur Verfügung stellen sollen, steht hinter der Aufgabe
Blackboard. Der Dozent kontrolliert die Aufgaben nicht inhaltlich (die Verant-
wortung trägt der Student), sondern nur, ob die Aufgaben gemacht wurden
und im Netz stehen.

Was machen Sie, wenn Sie diese BB-Aufgaben ausgearbeitet haben:


Diese Aufgaben stellen Sie in Blackboard (im BB-Kurs KLT4 unter ”Material
Studenten”). Sie erhalten in diesem Blackboardkurs Rechte, womit Sie
Möglichkeit haben dies zu tun.
Das Ziel dieser Aufgaben ist die Entwicklung von Übungsmaterial und die
Prüfungsvorbereitung. Jeder Student kann dann nach Belieben üben. Im Laufe
der Zeit soll auf diese Art und Weise eine Datenbank entstehen. Einige Fragen
aus der Klausur sind diesen Aufgaben entnommen.

Wie stellen Sie die Aufgaben in den BB-Kurs KLT 4?


Wie das genau funktioniert, erfahren Sie hier:
• Loggen Sie sich im Bb-Kurs KLT 4 ein.
• Klicken Sie auf ”Steuerungsfenster”.
• Unter ”Inhaltsbereiche” finden Sie den Ordner ”Material Studenten”.
Klicken Sie ihn an.
• Danach klicken Sie oben in der Leiste auf ”Ordner”.
• Fügen Sie die gewünschten Informationen ein. Nennen Sie Ihren Ordner
z.B. Österreich. Klicken Sie auf ”Senden”.
• Klicken Sie danach den hinzugefügten Ordner ”Österreich” an.
• Klicken Sie oben in der Leiste auf ”Element”.
• Füllen Sie die gewünschten Informationen aus und hängen Sie Ihre Datei/
Ihre Aufgabe an (unter ”lokale Datei anhängen”).
• Klicken Sie auf ”Senden”.

Ihre Aufgabe steht nun in Blackboard und kann von den anderen Studenten
gelesen werden.
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Für jeden Studenten wird in Blackboard ein Ordner angelegt, sodass Sie die
Aufgaben ins Netz stellen können.

3. Aufgaben
Diese Aufgaben dienen zur Vorbereitung auf die Klausur. Diese Aufgaben
brauchen Sie nicht einzuschicken. Auch hier gilt wieder: Einige Klausurfragen
wurden aus diesen Aufgaben entnommen.

Lesen Sie bitte, bevor Sie sich an die Arbeit machen, zuerst die Aufgaben gut
durch, damit Sie genau wissen, was von Ihnen erwartet wird.

Verarbeiten Sie unsere Kommentare auf die Einsendeaufgaben, die Sie zu den
Aufgaben des Kurses erhalten, immer gleich und schicken Sie uns die korri-
gierte Fasssung nochmals über Blackboard ein.

Sorgen Sie dafür, dass Sie mindestens eine Reservekopie anfertigen. Die Titel-
seite gestalten Sie nach eigenem Gutdünken. Bitte geben Sie, wie gewohnt,
Ihren Namen, E-Mail und Hausadresse, Studentennummer und Kursnamen
an.

Klausur
Das Modul wird mit einer Klausur und einem Dossier abgeschlossen. Ihre
Beteiligung und die Aufgaben müssen den Anforderungen genügen.

Klausurstoff
• der vorliegende Reader/der Blackboard-Kurs mit den Informationen über
die Schweiz und Österreich
• alle Aufgaben
• die Informationen, die in den Aufgaben verarbeitet wurden,
• Koppensteiner: Österreich: Kapitel 1, 2, 3, 4, 6, 7, 9, 11, 12
• die behandelten Lesetexte aus ”Österreich erzählt 1 und 2”
• Sitzler: ”Grüezi und Willkommen”: S. 10 – 24, S. 36 – 53, S. 71- 120,
S. 170 – 186
• Friedrich Dürrenmatt: ”Der Besuch der alten Dame”.

Eine Probeklausur finden Sie im Blackboardkurs KLT4 unter ”Kursmateri-


alien”.

6
Checkliste zu den Einsendeaufgaben KLT4

Inhalt Einsendeaufgabe 1 Hinweise


• Alle Textaufgaben in einer Datei.
• Wenn nicht anders verzeichnet, Ausarbeitung auf Deutsch.
1. Einsendeaufgaben über Österreich
Alle Einsendeaufgaben ausgearbeitet und in eine Folgende Aufgaben sollen Sie einschicken:
Datei gegeben? • Aufgabe 1
• Aufgabe 2
• Aufgabe 6
• Aufgabe 8
• Aufgabe 14 C
• Aufgabe 18
• Aufgabe 21
2. Blackboardaufgaben
Alle Blackboardaufgaben • Aufgabe 4
in den BB-Kurs KLT4 gestellt? • Aufgabe 7
• Aufgabe 9
• Aufgabe 10
• Aufgabe 17
• Aufgabe 22

Inhalt Einsendeaufgabe 2 Hinweise

• Alle Textaufgaben in einer Datei.


• Wenn nicht anders verzeichnet, Ausarbeitung auf Deutsch.
1. Einsendeaufgaben über die Schweiz
Alle Einsendeaufgaben ausgearbeitet und in eine Folgende Aufgaben sollen Sie einschicken:
Datei gegeben? • Aufgabe 24
• Aufgabe 31
• Aufgabe 33
• Aufgabe 34
2. Blackboardaufgaben
Alle Blackboardaufgaben • Aufgabe 27
in den BB-Kurs KLT4 gestellt? • Aufgabe 28
• Aufgabe 30

3. Didaktische Ausarbeitungen
Alle Einsendeaufgaben ausgearbeitet und in eine 3 von den insgesamt 5 Aufgaben ausgear-
Datei gegeben? beitet?
bei jeder Aufgabe:
• Lesplanformulier ausgefüllt?
• Lehrerbogen hinzugefügt?
• Schülerbogen hinzugefügt?
• Lösungsblätter?
4. Evaluation
• Erfahrungen • Kurs
• Lehrgangauswertung am Bb • Sprachfertigkeitsentwicklung
• Wünsche
• Tipps für Kommilitonen
• Tipps für Dozenten
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7
8
Österreich

Kapitel 1
Österreich
Sehen/Hören Sie sich zur Einstimmung das Lied des österreichischen
Sängers Rainhard Fendrich: I am from Austria an (die Links finden Sie in
Blackboard).
Den Songtext finden Sie hier (leicht angepasst zum besseren Verständnis):

Deine hohe Zeit is lang vorüber


und auch die Höh’ hast hinter dir
von Ruhm und Glanz is wenig über
sag ma wer zieht noch den Hut vor dia
außer mir

I kenn die Leut’, I kenn di Ratten,


die Dummheit, die zum Himmel schreit.
I steh zu dir
bei Licht und Schatten
jederzeit

Doch kann i mach’n was I will


Da bin i her da gehör I hin
Do schmilzt des Eis von meiner Seele
Wie von am Gletscher im April
A wenn ma’s schon vergessn haben
I bin dei Apfel du mei Stamm.
So wia dein Wasser talwärts rinnt
unwiderstehlich und so hell
fast wia die Tränen von am Kind
wird auch mein Blut auf einmal schön
Sag i am Mensch der Welt vio stolz
und wann ihr wollt a ganz allein
I am from Austria

Es war’n die Störche oft zu beneiden


Heut flieg i noch
viel weiter fort.
I sehe die meist, nur von der Ferne
wer kann versteh’n wia weh das manchmal tut

Do kann i moch’n wos I wül


Do bin i her do kea I hin
Do schmützt des Eis von meiner Sö
Wia von am Gletscher im AprilA wenn ma’s schon vergessn ham’
I bin dei Apfel du mei Stamm.
So wia dei Wasser talwärts rinnt
unwiderstehlich und so hell
fast wia die Tränen von am Kind
888B1.FM

1.1
Österreich

wird a mei Bluat auf amoi schö


Sog i am Mensch der Welt vio stolz
und wann ihr woits a ganz allan
I am from Austria

”Dies Österreich ist eine kleine Welt, in der die große ihre Probe hält”, sagte
der deutsche Dichter Friedrich Hebbel einmal über das Land, in dem er sich,
wie inzwischen viele seiner Landsleute, besonders gerne aufhielt. Auch wenn
Österreich seither von der Weltmacht zum Zwergstaat geschrumpft ist,
stimmen Hebbels Worte noch immer, vielleicht sogar mehr denn je zuvor:
Österreich ist – landschaftlich ebenso wie kulturell – ein Mikrokosmos. Es
hat in sich mehr Geschichte und Tradition aufgesogen als so manche
neureiche Großmacht. Es verfügt aufgrund seiner geographischen Lage über
eine derartige Vielfalt von Landschaftsformen, wie man sie kaum in einem
vergleichbar kleinen Land, aber auch selten in größeren finden wird. Ohne
Österreichs kulturelles Erbe würde die abendländische Kultur um einen
Mozart, einen Schubert, einen Bruckner, einen Johann Strauß, einen Franz
Kafka und einen Sigmund Freud etc. ärmer sein. Was ist es nun aber
wirklich, was diese knappen 84000 qkm Land mit seinen rund 8,1 Mio.
Einwohnern zu jener ”Welt im Kleinen” macht, von der Hebbel gesprochen
hat? Ist es nur das imperiale Erbe der Donaumonarchie? Ist es etwa auch das
Klima? Oder ist es die geographische Lage am Schnittpunkt aller Himmels-
richtungen, in der sich germanische, slawische und romanische Elemente zu
einem ”Melting Pot” vermischen konnten, wie man ihn sonst vielleicht nur
noch in New York findet?
(Quelle: http://www.kirov-center.org/dzk08_04.shtml.)

Am Ende dieses Kapitels werden Sie sich Ihr eigenes Urteil bilden können.
Wir begeben uns auf österreichische Spurensuche… Viel Vergnügen!

Gebiet und Bevölkerung


Jürgen Koppensteiner: Kapitel 1 und 2.

Aufgabe 1: Was wissen Sie noch/bereits über Österreich aus den vorigen KLT-Kursen?
Einsendeaufgabe Machen Sie zwei Tests im Internet. Die Links finden Sie in Blackboard.
Speichern Sie die Testresultate in Ihrem Portfolio.

Aufgabe 2: Das Internet bietet unzählige Informationen verschiedenster Art. Gehen Sie
Einsendeaufgabe auf die Suche nach Informationen über Österreich und erkunden Sie das reich-
haltige Angebot im Internet.
Legen Sie eine Linkliste mit zehn verschiedenen Sites mit Informationen über
Österreich an. Ziel dieser Aufgabe ist das Sammeln von Internetsites zum
Thema Österreich, die kritische Auseinandersetzung mit Homepages im Allge-
meinen und das sich Verschaffen eines Überblicks.

Verwenden Sie bei der Ausarbeitung folgendes Schema:

Internetsite Beschreibung der Site positive Aspekte der Site negative Aspekte

1.2
Österreich

Aufgabe 3
Lesen Sie zuerst die untenstehenden Informationen über Österreich. Lesen Sie
danach Koppensteiner: Kapitel 1 (Gebiet und Bevölkerung) und Kapitel 2
(9-mal Österreich: die Bundesländer).

Machen Sie sich beim Lesen sofort Notizen, unterstreichen Sie wichtige Stellen,
halten Sie wichtige Aussagen fest! Das erspart viel Zeit bei der Vorbereitung auf
die Prüfung.

Die folgenden Informationen werden Ihnen sicherlich aus KLT1 bekannt


vorkommen. Wir haben Sie als Ergänzung und zur Wiederholung nochmals
aufgenommen.

Binnenstaat
Österreich liegt im südlichen Mitteleuropa und hat sowohl Anteil an den
Ostalpen, die beinahe zwei Drittel des Staatsgebietes einnehmen, als auch am
Donauraum. Die Bodenfläche beträgt 83.858 km2. Bedingt durch seine Lage ist
das Land seit jeher Kreuzungspunkt der Verkehrsrouten zwischen den großen
europäischen Wirtschafts- und Kulturräumen. Österreich hat mit acht Staaten
gemeinsame Grenzen: mit Deutschland, Tschechien, der Slowakei, Ungarn,
Slowenien, Italien, der Schweiz und Liechtenstein. Auf Grund des Schengener
Übereinkommens existieren inzwischen keine Grenzkontrollen mehr zu den
anderen Nachbarn.

Österreich ist ein aus den neun selbständigen Ländern – Burgenland, Kärnten,
Niederösterreich, Oberösterreich, Salzburg, Steiermark, Tirol, Vorarlberg und
Wien – gebildeter Bundesstaat.

Klima – Vegetation – Fauna

Abb. 1. Österreich.

In diesem Kernland Europas überschneiden sich vielfältige Landschafts-,


Klima- und Vegetationsformen. Die österreichische Landschaft umfasst Hoch-
und Mittelgebirgsregionen ebenso wie Hügelland und Ebene.
888B1.FM

1.3
Österreich

Das Alpen- und Karpatenvorland, das Wiener Becken und der österreichische
Anteil am Pannonischen Tiefland im Osten sind die wichtigsten Siedlungs-
und Wirtschaftsräume. Der höchste Berg ist der Großglockner (3.797 m), der
bedeutendste Fluss die Donau, die das Land auf einer Länge von rund 350 km
durchfließt.

Österreich liegt innerhalb der gemäßigten Zone. Sein Klima weist Übergangs-
charakter vom gemäßigten, atlantisch beeinflussten Westen bzw. Nordwesten
zum kontinental geprägten Osten auf. Die Niederschlagsmenge zeigt ein
deutliches West-Ost-Gefälle sowie steigende Werte bei zunehmender Höhe.
Die Vielfalt des Reliefs und des Klimas bewirkt eine artenreiche Flora und
Fauna. Österreich ist eines der waldreichsten Länder Europas (47% der
Gesamtfläche).
Für den pannonischen Vegetationsbereich sind Buschwald, Laubmischwald
und Steppenheiden typisch. Im Burgenland findet sich östlich des Neusiedler
Sees eine spezifische Salzsteppenflora.
In Österreich überwiegt die mitteleuropäische Tierwelt: etwa Reh, Hase,
Hirsch, Fasan, Rebhuhn, Fuchs, Dachs, Marder und Eichhörnchen. Typische
Vertreter der alpinen Fauna sind Gämse, Murmeltier und Bergdohle. Überdies
charakteristisch für die pannonische Tierwelt ist das Vogelparadies im Schilf-
gürtel des einzigen Steppensees Mitteleuropas, des Neusiedler Sees.

Bevölkerung und Gesellschaft


Österreich hatte am Stichtag der Volkszählung 2001, 8.032.557 Einwohner.
Der Ausländeranteil stieg gegenüber 1991 von 6,6 auf 8,8 Prozent an. Von den
österreichischen Staatsbürgern (ausgenommen Neubürger) haben rund 98%
Deutsch als Muttersprache. Im Süden und Osten des Bundesgebiets leben
Angehörige der sechs in Österreich anerkannten autochthonen (d.h. seit
mindestens drei Generationen in Österreich lebend und österreichische Staats-
bürger) Volksgruppen (Burgenländische Kroaten, Roma, Slowaken, Slowenen,
Tschechen und Ungarn).

Wie die meisten anderen Industrienationen weist Österreich einen sehr hohen
und stetig steigenden Anteil an älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger auf.
Derzeit ist ein Fünftel der in Österreich lebenden Bevölkerung über 60 Jahre
alt, darunter etwas mehr als 7 Prozent über 75-Jährige. Bis zum Jahr 2030 wird
der Anteil der älteren Menschen auf gut ein Drittel (35 Prozent) steigen,
darunter fast 15 Prozent über 75-Jährige. Die Lebenserwartung beträgt gegen-
wärtig bei Frauen 80,2 und bei Männern 73,9 Jahre.

Wien
Wien – Kulturmetropole Österreichs
Wien ist die Hauptstadt Österreichs und liegt im Nordosten des Landes an der
Donau. Im Westen befindet sich das Vorgebirge der Ostalpen, östlich
erstrecken sich die Ebenen des Donaubeckens. Die etwa 200 Meter über dem
Meeresspiegel gelegene Stadt besitzt ein kontinentales Klima mit einer durch-
schnittlichen Jahrestemperatur von 10,6 °C und einem durchschnittlichen
Niederschlag von 700 Millimetern pro Jahr.

Wien war für Jahrhunderte das wirtschaftliche und politische Zentrum des
österreichischen Kaiserreiches und von 1867 bis 1918 die Hauptstadt der
Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Nach dem 2. Weltkrieg war Wien

1.4
Österreich

stark beschädigt. Nach der Unterzeichnung des Staatsvertrags von 1955, der
Österreich die Neutralität garantierte, erlangte es wieder beachtliche
Bedeutung als Handels- und Transportzentrum. Heute bestimmt Wien das
kulturelle und wirtschaftliche Leben Österreichs; ein Fünftel der Landesbevöl-
kerung wohnt in der Hauptstadt.

Abb. 2. Wien.

Wien und die Wirtschaft


Wien verfügt über einen bedeutenden Hafen an der Donau. Aufgrund der
strategisch günstigen Lage zwischen den Alpen und den Karpaten war Wien
bereits zu keltischer Zeit ein Verkehrsknotenpunkt. Der internationale
Flughafen befindet sich in Schwechat, südöstlich von Wien.

Wien ist mit Abstand Österreichs wichtigstes Handels-, Industrie- und Finanz-
zentrum. Wichtigster und produktivster Bereich ist der Dienstleistungssektor,
der knapp drei Viertel des Wirtschaftseinkommens ausmacht. Nachgeordnet
ist die industrielle Produktion. Bedeutende Industriezweige sind die
Elektronikindustrie, Nahrungs- und Genussmittelindustrie, Maschinen- und
Fahrzeugindustrie und die Herstellung chemischer Erzeugnisse.

Seit Mitte der fünfziger Jahre ist die Stadt Schauplatz vieler internationaler
politischer und wirtschaftlicher Kongresse und Konferenzen. Am westlichen
Donauufer befindet sich der 1979 fertig gestellte Bürokomplex der Vereinten
Nationen. Daneben haben verschiedene internationale Organisationen
ebenfalls ihren Sitz in der Stadt, wie die Internationale Atomenergiebehörde,
die Organisation für Industrielle Entwicklung der Vereinten Nationen und die
Organisation der Erdöl exportierenden Länder (OPEC). Die alle zwei Jahre
stattfindende Wiener Messe (seit 1921) spielt eine unverändert wichtige Rolle
für das Wirtschaftsleben in Zentraleuropa.

Und nicht vergessen: Sehen Sie sich auch das Video (Link in Blackboard) über
Wien an. Oft bleibt durch das Einprägen von Bildern und durch die Visuali-
sierung von Lernstoff viel mehr hängen als ohne. Notieren Sie wieder in Stich-
punkten die wichtigsten Punkte.
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1.5
Österreich

Aufgabe 4 Blackboard
Lesen Sie Koppensteiner Kapitel 1 noch mal genau. Erstellen Sie einen Test für
Ihre Kommilitionen mit zwanzig Fragen auf Deutsch (und einem Lösungs-
blatt). Eine Frage muss eine weiâe Karte von Österreich sein, wo Städte,
Bundesländer, Flüsse eingezeichnet werden müssen! Sie können die Karte in
Blackboard verwenden.

Aufgabe 5
Als nächstes lesen Sie Koppensteiner: ”Österreich erzählt 1” das Fragment von
H.C. Artmann: ”Keine Menschenfresser”, S. 91 – 93. Machen Sie die dazuge-
hörigen Aufgaben.

Info zum Autor


H.C. Artmann (1921-2000) wuchs in Wien auf, besuchte die Volks- und die
Hauptschule und arbeitete drei Jahre lang als Büropraktikant. 1940 wurde er
zum Reichswehrdienst eingezogen und kämpfte im Zweiten Weltkrieg, bis er
1941 verwundet wurde. Ab 1947 veröffentlichte er literarische Texte im
Hörfunk und in der Zeitschrift Neue Wege. 1958 erschien sein größter Publi-
kumserfolg – der Gedichtband med ana schwoazzn dintn (= Mit einer
schwarzen Tinte), mit dem er dem Genre des Dialektgedichts zum Durchbruch
verhalf. Er arbeitete auch als Übersetzer. Er starb am 4. Dezember 2000 an
Herzversagen.

Aufgabe 6: Über die Themen Integration, Migration und Einwanderung wird in Öster-
Einsendeaufgabe reich auf politischer Ebene viel diskutiert. Mit der Erweiterung des Schengen-
raumes wurde die Diskussion erneut entfacht.

Lesen Sie Koppensteiner Kapitel 1: Volksgruppen und Österreich – ein


Einwanderungsland, S. 13 – 20 noch mal.
Stellen Sie sich vor, Sie wohnen schon einige Zeit in Österreich. Sie schreiben
einen Leserbrief zum Thema ”Österreich – ein Einwanderungsland?” an eine
österreichische Zeitung. Verarbeiten Sie in dem Brief die Informationen von
Koppensteiner und nehmen Sie zu den beiden untenstehenden Zeitungsar-
tikeln Stellung.Verarbeiten Sie folgende Punkte:

Schildern Sie den geschichtlichen Hintergrund von Österreich zum Thema


Österreich als Einwanderungsland.
Erklären Sie, welche Minderheiten es in Österreich gibt und wie deren
Situation ist.
Geben Sie Ihre Meinung zu diesem Thema und vergleichen Sie die Situation
mit jener in den Niederlanden.
(ca. 150 Wörter)

Die Presse
Dienstag, 16. Mai 2006

Integration in Österreich
Christian Ultsch fordert von der Politik, endlich anzuerkennen, dass Öster-
reich ein Einwanderungsland ist: ”Verdrängung liegt den Österreichern
bekanntlich in der Seele. Beim Thema Ausländer jedoch erreicht diese Ur-
Kunst des Österreichers atemberaubend akrobatische Dimensionen. Außer
Luxemburg hat kein anderes EU-Land einen höheren Ausländeranteil als
Österreich. 9,6 Prozent der Einwohner Österreichs stammen aus dem
Ausland, in Wien sind es gar 18 Prozent. Dass ein Staat mit einer derartigen

1.6
Österreich

Bevölkerungsstruktur bis zum heutigen Tag keine realistisch-kohärenten


Strategien für Zuwanderung und Integration entwickelt hat, fällt eindeutig
unter das Krankheitsbild der Realitätsverweigerung. Ausländer-Debatten
werden in Österreich entweder hysterisch oder schönfärberisch geführt.
Pragmatisch aber ist der Zugang selten.”

Der Standard
Montag, 15. Mai 2006

Sind Österreichs Muslime integrationsunwillig?


Lisa Nimmervoll kommentiert eine Äußerung der österreichischen Innen-
ministerin Liese Prokop, die aus einer unveröffentlichten Studie zitiert
hatte, laut der 45 Prozent der Muslime in Österreich nicht willig zur
Integration sind. ”Prokops (= zuständige Ministerin)Folgerung: ”Wer sich
nicht integrieren will, der hat bei uns nichts verloren.” 45 Prozent der
Muslime sollen also ”nicht an Integration interessiert” sein. Was soll das
heißen? Was kann das heißen? Dass die befragten Muslime partout kein
Schweinsschnitzel essen wollen? Ein Kopftuch tragen? Oder vielleicht ihre
Töchter zwangsverheiraten? Oder wollen sie weiter gen Mekka beten und
nicht zum Christentum konvertieren? Oder heißt ”Ich will mich nicht
integrieren” vielleicht gar ”Ich will eine islamische Zelle gründen und dann
von Österreich aus...”? Es ist genau dieser verhängnisvolle Möglichkeitsho-
rizont, den Liese Prokop mit ihrer voreiligen Interpretation einer Studie,
über die bis jetzt nichts wissenschaftlich Relevantes bekannt ist, geöffnet
hat.”
(Quelle: http://www.eurotopics.net/de/presseschau/aktuell.html.)

Aufgabe 7 Blackboard
Lesen Sie Koppensteiner Kapitel 2: Bundesländer Österreichs und machen Sie
das Bundesländer-Quiz auf Seite 40 zur Kontrolle.
Stellen Sie sich folgende Unterrichtssituation vor:
Sie möchten mit Ihren Schülern den Komparativ und Superlativ wiederholen.
Gleichzeitig planen Sie auch einen Schüleraustausch mit österreichischen
Schülern und haben schon vieles im Unterricht über Österreich erzählt.
Kombinieren Sie jetzt beides und formulieren Sie 20 Richtig/Falsch-Behaup-
tungen, indem Sie die österreichischen Bundesländer miteinander vergleichen.
Verwenden Sie für die Fragen Kapitel 2 von Koppensteiner. Ergänzen Sie auch
die Antworten. Sehen Sie sich die Beispielsätze an:

Tipp: Sie können das Spiel auch als Ampelspiel vorbereiten.

Spielregel:
Jeder Schüler hat einen roten oder grünen Würfel/Karte etc. Bei jeder Aussage
zeigt man die jeweilige Farbe.

Rot: Stopp, trifft nicht zu.


Grün: Ja, genau so ist es!

Beispiele:
1. Niederösterreich hat mehr Einwohner als Vorarlberg. (grün)
2. Die Steiermark ist das größte Bundesland. (rot)
3. Wien ist flächenmäßig das kleinste, aber einwohnermäßig das größte
Bundesland. (grün)
888B1.FM

1.7
Österreich

Aufgabe 8: Die geographischen Informationen sind mittlerweile bekannt, was fehlt, sind
Einsendeaufgabe Informationen zu Kultur und Wirtschaft.

Erstellen Sie zu zwei Bundesländern eine Powerpoint-Präsentation und gehen


Sie nur auf kulturelle und wirtschaftliche Faktoren des Bundeslandes ein.
Fügen Sie Bilder hinzu.

Geschichte Österreichs
Koppensteiner: Kapitel 3.

In diesem Kapitel liegt der Schwerpunkt auf der Geschichte Österreichs. 996
zum ersten Mal erwähnt, hat das Land wie die meisten europäischen Staaten
eine wechselvolle Geschichte zu verzeichnen. Wir werden uns im Folgenden
näher mit der Geschichte Österreichs befassen, wobei der Schwerpunkt beim
20. Jahrhundert liegen wird.

Aufgabe 9 Blackboard

Aufgabe A
Lesen Sie Koppensteiner Kapitel 3 und machen Sie sich Notizen zu den
wichtigsten Ereignissen.
Sehen Sie sich zur Illustration und Vertiefung historische Originalfragmente
über das 20. Jahrhundert an. Sie finden die Links in Blackboard.

Aufgabe B
Formulieren Sie 20 Geschichtsfragen über Österreich (Multiple-Choice oder
Richtig/Falsch). Verwenden Sie hierfür Kapitel 3.
Stellen Sie die Fragen ins Netz: Gehen Sie auf: www.testedich.de (Klicken Sie:
Die Quizerstellung – hier geht’s zur interaktiven Quizerstellung).
Beachten Sie die Regeln und tippen Sie das Quiz ein. Sie können den Multiple
Choice- oder den Purity Test machen). Stellen Sie Ihren Test und den Link in
Blackboard.

Aufgabe 10 Blackboard

Aufgabe A
Kaiserin Maria Theresia hatte 16 Kinder und hatte großen Einfluss auf ihre
Kinder. Die Habsburger haben jahrhundertelang erfolgreiche Heiratspolitik
betrieben, nach dem Motto: Bella gerant alii, tu felix austria nube! - Mögen
andere Kriege führen, Du, glückliches Österreich, heirate! Auch Maria
Theresia hat versucht, ihre Kinder gut zu verheiraten und ihre Hausmacht
sicherzustellen. Ihre Tochter Marie Antoinette war z. B. mit dem französischen
König Ludwig XVI. verheiratet.
Sehen Sie sich zur Einstimmung einen Filmausschnitt aus dem Film Marie
Antoinette an (Link in Blackboard). In dem Ausschnitt liest Marie Antoinette
den Brief Ihrer Mutter vor. Marie Antoinette war in großer Sorge, weil sie nach
jahrelanger Ehe noch immer keinen französischen Thronfolger geboren hatte.

Aufgabe B
Lesen Sie danach den Text in ”Österreich erzählt 2” von Felix Braun: ”Agnes
Altkirchner” und machen Sie die dazugehörigen Aufgaben.

1.8
Österreich

Info über den Autor


Felix Braun war (* 4. November 1885 in Wien; † 29. November 1973 in
Klosterneuburg, Niederösterreich) ein österreichischer Schriftsteller. Felix
Braun war jüdischer Abstammung und wurde in Wien geboren. Er studierte ab
1904 in Wien Germanistik sowie Kunstgeschichte und promovierte 1908. Ab
1905 veröffentliche er erste literarische Arbeiten. 1917 trat Braun aus der
jüdischen Gemeinde aus. 1939 emigrierte er nach Großbritannien, wo er bis
1951 blieb und als Dozent Literatur und Kunstgeschichte lehrte. Nach Öster-
reich zurückgekehrt, war Felix Braun als Dozent am Reinhardt-Seminar und
an der Akademie für angewandte Kunst in Wien tätig. Felix Braun bekam nach
seinem Tod ein Ehrengrab am Zentralfriedhof in Wien. 1977 wurde eine Gasse
in Wien nach dem Schriftsteller benannt.

Aufgabe C
Erstellen Sie zum Abschluss ein Personenquiz über die Habsburger.
Verwenden Sie Kapitel 3 von Koppensteiner.
Schreiben Sie fünfzehn Sätze oder Fragen auf. Suchen Sie zu jedem Habsburger
auch ein Bild im Internet.
Beispiel: 1. Wer sagte: In meinem Reich geht die Sonne nie unter? (Karl V.)

Aufgabe 11
Am 13. März 1938 vollzog der NS-beherrschte Ministerrat in Wien die
”Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich”. Die Republik
Österreich wurde genötigt, aber Zehntausende Österreicher standen jubelnd
am Straßenrand. Zwei Tage später jubelten die Massen dem Führer auf dem
Wiener Heldenplatz zu. Sehen Sie sich das Filmfragment an (Link in Black-
board).
Als die Nazis am 10. April 1938 dann ihrerseits die Deutschen, Österreicher
eingeschlossen, zur Bestätigung der Wiedervereinigung an die Urnen holten,
erreichte die Zustimmung in Österreich 99, 75 Prozent.

1938 marschierten also deutsche Truppen in Österreich ein, das auch wegen
seiner labilen innerstaatlichen Verhältnissen keinen militärischen Widerstand
leistete. Lediglich Mexiko anerkannte diesen Anschluss Österreich an das
nationalsozialistische Deutschland nicht an.
Während der Phase der nazionalsozialistischen Besetzung wurden mehr als
16.000 Österreicherinnen und Österreicher in Konzentrationslager ermordet,
ebensoviele gingen in den Gefängnissen zu Grunde; von den mehr als
67.000 österreichischen Juden, die in Vernichtungslager deportiert wurden,
erlebten kaum mehr als 2.000 das Ende des Krieges. Dazu kamen
247.000 Österreicher, die in der Wehrmacht des Dritten Reiches ihr Leben
verloren oder als vermisst gemeldet wurden. Die Zahl der durch Bomben
getöteten Zivilpersonen belief sich auf 24.000.

Aufgabe A
Lesen Sie nun den Text von Antoni Fian in Österreich erzählt 2: 1938, Liebe auf
Seite 101/102 und machen Sie die dazugehörigen Aufgaben.
Antonio Fian (* 1956 in Klagenfurt/Kärnten) ist ein österreichischer Schrift-
steller, Essayist und Dramatiker.

Aufgabe B
Lesen Sie nun das vorliegende Gedicht von Ernst Jandl. Beantworten Sie
folgende Fragen:
888B1.FM

1.9
Österreich

1. Welchen geschichtlichen Kontext hat dieses Gedicht? Skizzieren Sie kurz


die geschichtlichen Hintergründe.
2. Interpretieren Sie den Titel.
3. Welche Beziehung gibt es zwischen den beiden Wörtern ”Krieg” und
”Mai”?

Ernst Jandl : Markierung einer Wende

1944 - 1945
krieg krieg
krieg krieg
krieg krieg
krieg krieg
krieg mai
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg
krieg

Info zu Ernst Jandl


Ernst Jandl (* 1. August 1925 in Wien; † 9. Juni 2000 in Wien) war ein öster-
reichischer Dichter und Schriftsteller sowie Übersetzer. Er ist u.a. durch seine
speziell-humoristische Sprachkunst der experimentellen Lyrik und einige
markante Neologismen bekannt geworden.
Ernst Jandl kam am Ende des Zweiten Weltkriegs in englische Kriegsgefangen-
schaft. Nach seiner Freilassung studierte er in Wien Germanistik und Anglistik.
1949 absolvierte er die Lehramtsprüfung, promovierte 1950 und war bis 1979
als Lehrer an Gymnasien tätig.
Unter dem Einfluss der konkreten Poesie und des Dadaismus wandte sich
Jandl der experimentellen Dichtung zu. Jandl wurde mit seiner Auffassung von
Sprache ein wichtiger Vertreter der deutschsprachigen experimentellen Lyrik.
Dabei bestand seine Kunst nicht nur im Verfassen, sondern auch im Vortrag
seiner Gedichte. Seine damaligen Zuhörer und neue Fans können viele von
Jandl selbst verkörperte Sprachspiele im Original hören: Es wurden zahlreiche
Schallplattenaufnahmen seiner Sprech- und Lautexperimente verlegt, die von
ihm selbst interpretiert und häufig von Gesang und Jazzmusik begleitet sind.
(Jandl war ein begeisterter Jazzfan.)

Aufgabe C
Lassen Sie danach das untenstehende Gedicht von Erich Fried auf sich
einwirken und stellen Sie den geschichtlichen Kontext her. Lassen sich autobi-
ographische Züge in diesem Gedicht erkennen? Schreiben Sie Ihre Interpre-
tation zu diesem Gedicht. (ca. 50 Wörter)

Erich Fried: Gespräch mit einem Überlebenden

Was hast du damals getan


was du nicht hättest tun sollen?
”Nichts”

1.10
Österreich

Was hast du nicht getan


was du hättest tun sollen?
”Das und das
dieses und jenes:
Einiges.”

Warum hast du es nicht getan?


”Weil ich Angst hatte”
Warum hattest du Angst?
”Weil ich nicht sterben wollte”

Sind andere gestorben


weil du nicht sterben wolltest?
”Ich glaube ja.”

Hast du noch etwas zu sagen


zu dem was du nicht getan hast?
”Ja. dich zu fragen
Was hättest du an meiner Stelle getan?”

Das weiâ ich nicht


und ich kann über dich nicht richten.
Nur eines weiâ ich:
Nur eines weiâ ich:
Morgen wird keiner von uns
leben bleiben
wenn wir heute
wieder nichts tun.

(Quelle: Landeskunde und Literaturdidaktik S. 45-50.)

Info zu Erich Fried


Erich Fried wurde am 6. Mai 1921 in Wien geboren. Früh begann er zu
schreiben, bis der deutsche Einmarsch 1938 ihn ”aus einem österreichischen
Oberschüler in einen verfolgten Juden verwandelte.” Der Vater wurde von der
Gestapo ermordet, daraufhin floh Fried nach London, von wo aus er seiner
Mutter und 70 anderen Personen zur Flucht verhalf.
Nach dem Krieg wurde Fried Mitarbeiter an zahlreichen neugegründeten
Zeitschriften, später Kommentator deutschsprachiger Sendungen beim BBC.
Er machte sich mit verschiedenen Gedichtbänden und Übersetzungen (u.a.
übersetzte er fast die kompletten Werke Shakespeares) einen Namen – geriet
aber auch oft in Konflikt mit der öffentlichen Meinung, wenn er offen und
kritisch Stellung zu politischen Themen nahm, was sich auch in vielen seiner
Gedichte widerspiegelt. Erst gegen Ende seines Lebens wurde ihm die verdiente
Anerkennung in Form von Auszeichnungen wie dem Bremer Literaturpreis,
dem Österreichischen Staatspreis und dem Georg-Büchner-Preis zuteil.
Erich Fried starb nach langer und schwerer Krankheit am 22. November 1988
und wurde auf dem Kensal Green in London beerdigt.

Aufgabe 12
”Glaubt an dieses Österreich !” 1945-1955
Ich kann Euch zu Weihnachten nichts geben. Ich kann Euch für den
Christbaum, wenn Ihr überhaupt einen habt, keine Kerzen geben. Kein Stück
888B1.FM

1.11
Österreich

Brot, keine Kohle zum Heizen, kein Glas zum Einschneiden. Wir haben nichts.
Ich kann Euch nur bitten: Glaubt an dieses Österreich!
Leopold Figl (Bundeskanzler), Radioansprache am Weihnachtsabend 1945
(Link in Blackboard).

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges war Österreich nicht frei, sondern
wurde zehn Jahre lang von den vier Siegermächten besetzt. Sehen Sie sich die
Karte in Blackboard an.

Nach zehn Jahren wurde der österreichische Staatsvertrag am 15. Mai 1955 in
Wien im Schloss Belvedere zwischen den Allierten Besatzungsmächten USA,
UdSSR, Frankreich und Großbritannien und der österreichischen Regierung
unterzeichnet und trat am 27. Juli 1955 offiziell in Kraft.
Gegenstand des Vertrages war die Wiederherstellung eines freien, souveränen
und demokratischen Staates Österreich. Grundlage dieses Vertrages war auch
die Moskauer vom 30. Oktober 1943.
Unterzeichner des Vertrages waren die damaligen Außenminister Wjatschelaw
M. Molotow, John Foster Dulles, Harold MacMillan und A. Pinay für die
Alliierten und Leopold Figl als österreichischer Außenminister.

Aufgabe A
Sehen Sie sich das Fragment über die Unterzeichnung des Staatsvertrages im
Internet an.
Sehen Sie sich auch das Fragment des Kabarettisten Helmut Qualtinger an und
auch das Lied von Maxi Böhm.
Sehen Sie sich auch den Abzug der alliierten Mächte an.
(Die Links finden Sie in Blackboard.)

Aufgabe B
Hören Sie den Hörbeitrag eines Zeitzeugen, der den Zweiten Weltkrieg als
Kind erlebt hat und sich auch über den Staatsvertrag äußert. (Link in Black-
board.)

Aufgabe C
Spielen Sie ein Memoryspiel (Link in Blackboard), bei dem Sie die zwei mitein-
ander zusammenhängenden Begriffe zugleich offen legen sollen. Wenn Sie
nicht mehr weiter wissen, können Sie ”Neu starten” klicken.
Schreiben Sie die Begriffspaare auf und erklären Sie kurz die Begriffe. Es
handelt sich um acht Begriffspaare!

Österreich ist frei!


1955 bekam Österreich durch einen Staatsvertrag mit allen Besatzungs-
mächten seinen früheren Namen und seine Souveränität zurück. Als Gegen-
leistung dafür musste diese zweite Republik Österreich seine ”immerwährende
Neutralität” erklären und per Verfassungsgesetz festschreiben.
Ab diesem Zeitpunkt begriffen sich die Österreicher auch als eigenständige
Nation: nicht mehr als österreichische Deutsche oder als deutsche Öster-
reicher, sondern schlicht als (deutschsprachige) Österreicher. Damit
versuchten die Menschen das Trauma der ”Nazi-Diktatur” besser verarbeiten
und auch verdrängen zu können.
Dieses neue österreichische Nationalbewusstsein, das auf einer Abgrenzung
zur neuen Bundesrepublik Deutschland beruhte, hatte zur Folge, dass sich
Österreich jetzt als erstes Opfer der Nationalsozialisten sehen wollte (obwohl

1.12
Österreich

ein Österreicher mit Zustimmung seiner österreichischen Landsleute den


Anschluss herbeigeführt hatte) und seine eigene Beteiligung an den
Verbrechen des Dritten Reiches nicht aufarbeitete. Dieser ”blinde Fleck” im
Geschichtsbewusstsein fand im Bundespräsidentswahlkampf 1986 besonderen
Ausdruck, als Kurt Waldheim seine Rolle in der reichsdeutschen Wehrmacht
verschwieg. Man machte Waldheim den Vorwurf, er solle als Offizier der
deutschen Wehrmacht an Erschießungen von Partisanen in Jugoslawien teilge-
nommen haben. Trotz weltweiter Empörung gewann er die Präsidentenwahl
im zweiten Wahlgang. Erst unter Bundeskanzler Franz Vranitzky gab es ein
Bekenntnis zur Mitverantwortung der deutschen Österreicher an den
Verbrechen des Nazi-Regimes.

Österreich – Opfer des Naziregimes?


Die alte, offizielle Haltung Österreichs zur nationalsozialistischen Vergan-
genheit war folgende: Zwischen 1938 und 1945 gehörte das Gebiet, das vorher
und nachher als Österreich bekannt war, zu Deutschland. Folglich kann Öster-
reich für das, was in jenen Jahren auf seinem Staatsgebiet geschah, unmöglich
verantwortlich gemacht werden.
Zwar hat das offizielle Österreich nie geleugnet, dass Adolf Hitler in Braunau
am Inn geboren wurde und Adolf Eichmann in Linz an der Donau aufwuchs
oder dass in Mauthausen bei Linz ein berüchtigtes Konzentrationslager stand.
Aber Hitler und Eichmann begingen ihre Verbrechen als Deutsche, nicht als
Österreicher. Sie hassten Österreich. Die Österreicher waren in jenen Jahren
keine Kollaborateure, weil die Kollaborateure keine Österreicher waren. In der
Moskauer Deklaration, die die Alliierten 1943 veröffentlichten, wird in erster
Linie die Wiederherstellung des selbständigen Österreich verlangt. Die Dekla-
ration blieb aber auch später wichtig, weil Österreich mit ihr als Hitlers erstes
Opfer bezeichnet wurde, wie der Text meist zitiert wurde. Als erstes Opfer
musste Österreich keine Reparationen zahlen und konnte auf eine milde
Behandlung hoffen. In der Deklaration stand auch, dass Österreich durch die
Teilnahme am Krieg an der Seite Hitler-Deutschlands eine Verantwortung
trägt, der es nicht entrinnen kann.
(Mappes-Niediek, S. 104.)

War Österreich nur ein Opfer?


1938: Fast alle sahen weg, als die Juden und die politischen Gegener des
Regimes ”verschwanden”. Was auch immer die Österreicher gedacht haben,
verhalten haben sie sich nicht anders als die Deutschen. Jeder zehnte Wiener
konnte durch Arisierung seine persönliche Wohnsituation verbessern. Ob der
überzeugte Nazi jener Jahre mehr zu verurteilen ist als der Opportunist, der aus
der Herrschaft des Verbrechens seinen Nutzen zog, gleicht der Wahl zwischen
dem fanatischen Goebbels und dem raffgierigen Göring. Bis in die 80er Jahre
des vorigen Jahrhunderts wurde das Thema in Österreich so gut wie totge-
schwiegen. Erst mit dem Fall Kurt Waldheim 1986 wurde zum ersten Mal eine
offene Debatte über die Vergangenheit zur NS-Zeit geführt. Sie gipfelte 1991 in
einer Erklärung des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky, Österreich
treffe eine Mitschuld an den Naziverbrechen. Er entschuldigte sich bei den
Überlebenden und bei den Nachkommen der Toten.
(Dieses Kapitel ist teilweise zitiert aus Mappes-Niediek: S. 49 – 142.)

Hier finden Sie noch einige wichtige Jahreszahlen im Überblick:


1867 wurde das Reich des Kaisers in zwei weitgehend autonome ”Reichs-
hälften” gegliedert. Die österreichische und die ungarische, die sogenannte
888B1.FM

1.13
Österreich

Doppelmonarchie. Kaiser Franz Joseph I. regierte 68 Jahre lang von 1848 bis
1916.

1918:
Der 1. Weltkrieg ist zu Ende und die große Monarchie zerfällt und aus dem
einst mächtigen Reich wird ein Zwergenstaat.
Als ”deutscher Nachfolgestaat” der einstigen Doppelmonarchie konstituierten
die Bundesländer Österreich 1918 als demokratische Republik. Als einziger
territorialer Neugewinn kam nach einer Volksabstimmung das Burgenland
von Ungarn nach Österreich, während Südtirol an Italien fiel. Nur mühsam
fand dieses kleine Österreich seinen Platz in dem territorial und politisch
neugeordneten Europa.

1933:
Bereits 1933 endete die demokratische Phase der österreichischen Geschichte
in der Zwischenkriegszeit. Vier Jahre lang durchlebte das Land anschließend
das autoritäre Experiment eines Ständestaates.

1934 erließ der christlich-soziale Bundeskanzler Engelbert Dollfuß eine


autoritäre ”Ständeverfassung”, die bis zum Anschluss 1938 galt. Sieben Stände
– Land- und Forstwirtschaft, Industrie und Bergbau, Gewerbe, Handel und
Verkehr, Geld, Kredit- und Versicherungswesen, freie Berufe und der öffent-
liche Dienst. Sie beschickten über ihre Standesvertreter verschiedene Räte, die
wiederum Vertreter in den Bundestag wählten, – kein Parlament, sondern ein
Honoratiorenrat. Der Bundespräsident wurde nach dieser Verfassung von der
Versammlung der Bürgermeister gewählt.

1938 (12. Februar) wurde Bundeskanzler Kurt Schuschnigg massiv von Hitler
unter Druck gesetzt, die in Österreich verbotene NSDAP zu legalisieren und in
die Regierung aufzunehmen. Schuschnigg gehorchte, versuchte die bittere
Konsequenz aber abzuwenden. Am 9. März kündigte Schuschnigg für vier
Tage später eine Volksbefragung ”für ein freies und deutsches, unabhängiges
und soziales, für ein christliches und einiges Österreich” an, um die Eigenstaat-
lichkeit und die Macht seiner christlichsozialen Partei zu retten. Hitler war
wütend.
Seyss-Inquart wurde tatsächlich Bundeskanzler und rief als erste
Amtshandlung deutsche Truppen ins Land. Am anderen Tag überschritt
morgens die Wehrmacht die Grenze, am Nachmittag traf ein umjubelter Hitler
in seiner Geburtsstadt Braunau ein.

1945:
Österreich wurde von den vier Alliierten besetzt und in Zonen aufgeteilt,
durfte aber schon 1945 wieder eine nationale Regierung bilden. In der mit Hilfe
der Alliierten wiedererrichteten ”unabhängigen” Republik Österreich blieben
noch bis 1955 die Truppen der vier Großmächte Frankreich, Großbritannien,
Sowjetunion und USA stationiert. Die Präsenz der Alliierten dauerte bis zum
Abschluss des österreichischen Staatsvertrages. Zehn Jahre später zogen die
Alliierten ab und gaben Österreich mit dem sogenannten Staatsvertrag im
Tausch gegen das Versprechen der Neutralität seine volle Souveränität zurück.

1955 beschloss der Nationalrat mit Verfassungsgesetz die immerwährende


Neutralität Österreichs. Noch im selben Jahr fand Österreich Aufnahme in die
Vereinigten Nationen. In den folgenden Jahrzehnten schuf sich Österreich
einen anerkannten Platz im europäischen Gefüge. Nach langjährigen

1.14
Österreich

Bemühungen um die Teilnahme an der europäischen Integration wurde Öster-


reich mit 1. Jänner 1995 Mitglied der Europäischen Union.
Die Neutralität war zunächst eine militärische. Österreich hatte sich
verpflichtet, keinen militärischen Bündnissen beizutreten, keine Stützpunkte
fremder Mächte auf seinem Territorium zu dulden und keine eigenen Streit-
kräfte zu unterhalten.

2000:
Da die FPÖ im Februar 2000 Regierungspartei wurde, hat das Österreich über
sieben Monate diplomatische Sanktionen durch die anderen EU-Staaten
eingetragen. Die Partei hatte ihren steilen Aufstieg über 14 Jahre unter
anderem ausländerfeindlichen Kampagnen zu verdanken. Die meisten Öster-
reicher reagierten auf die Sanktionen empört und verständnislos. Sie seien
nicht ausländerfeindlich und schon gar keine Nazis, konnte man monatelang
lesen und hören.

Staat und Politik


Koppensteiner: Kapitel 4.

Österreich ist ein demokratischer föderativer Bundesstaat. Es gibt einen


Bundeskanzler und einen Bundespräsidenten, ein Parlament bestehend aus
zwei Kammern, von denen die eine ”Bundesrat” heißt und auch so zusammen-
gesetzt ist und der Nationalrat.
Der Bundesrat ist aus den Ländervertretern zusammengestellt. Er kann Gesetze
nur verzögern, aber nicht verhindern.
Die Bundesregierung wird in Österreich nicht vom Parlament gewählt,
sondern vom Präsidenten ernannt. Der Bundespräsident wird nach der öster-
reichischen Verfassung folgerichtig direkt vom Volk gewählt. Es kann, theore-
tisch, nach seinem Gutdünken irgend jemanden zum Bundeskanzler
ernennen. Es ist immer der Präsident, der einen Politiker mit der Regierungs-
bildung beauftragt.

Die Österreicher erwarten von ihrem Präsidenten, dass er sie vertritt, repräsen-
tiert, nicht so sehr als eine moralische Instanz (wie in Deutschland). Zu diesem
Zwecke residiert er im barocken Prunk des riesigen kaiserlichen Stadtschlosses,
der Hofburg, wo er den Glanz der Monarchie ins republikanische Zeitalter
herüberrettet. Ein idealer Bundespräsident ist älter, vornehm und gottes-
fürchtig, aber auch bescheiden und daher möglichst aus kleinen Verhältnissen.
(Zitiert aus Mappes-Niediek: S. 58/59.)

Der Nationalrat ist mit dem Bundestag (D) verglichen relativ schwach. Er hat
nicht das Recht, den Bundeskanzler zu wählen.
Den Bundeskanzler gibt es seit 1918. Der Bundeskanzler hat anders als in
Deutschland keine Richtlinienkompetenz. Er ist nur eine Art Koordinator der
Regierung und übt Gewalt auch de facto nur über die Minister seiner eigenen
Partei aus. Für die Minister der anderen Partei ist der Vizekanzler zuständig.

Proporzsystem und Postenschacher


Wie war die Situation vor einigen Jahren und wie ist sie teilweise noch?
Parteimitgliedschaft und politische Orientierung müssen in Österreich nichts
miteinander zu tun haben. Viele sind dabei, weil es zur Familientradition
888B1.FM

1.15
Österreich

gehört, weil sie auf diese Weise einen Arbeitsplatz oder eine öffentliche
Gemeindewohnung bekommen oder wenigstens bekommen wollen.
Mittlerweile hat sich diese Situation vielerorts geändert. Vor allem junge Leute
sind nicht mehr so ”parteitreu”, interessieren sich nicht für Politik und wählen
auch nicht mehr, was ihre Eltern gewählt haben. (Mappes-Niediek: S. 68-70)

Proporz
Stellen werden zum Teil nach wie vor parteipolitisch vergeben. Es gibt um
Quantität, nicht um Qualität. Eingestellt wird, wer das richtige Parteibuch hat.
Führungspositionen in Behörden und öffentlichen Unternehmen sind häufig
doppelt besetzt mit einem Roten und einem Schwarzen.
Um das System durch ein transparentes, faires System zu ersetzen, hat man sich
die Objektivierung einfallen lassen: Stellen müssen öffentlich ausgeschrieben
werden, Bewerber eng definierte Voraussetzungen erfüllen, der Beste soll den
Zuschlag bekommen.
Das Mittel hilft nicht, denn gerade unter den Qualifizierten finden sich immer
genug Parteimitglieder, die die Anforderungen der Stelle und des Proporzes
erfüllen.
In den letzten Jahren ist das Proporzsystem aber zurückgegangen. Staatliche
Betriebe wurden privatisiert, österreichische Branchenriesen fanden auslän-
dische Käufer. Die konnten mit der alten Parteiendominanz nichts mehr
anfangen.
(Teilweise zitiert aus Mappes-Niediek: S. 71 – 75.)

Postenschacher
Macht- und Ränkespiele: Vereinsmitglieder streiten sich um ”Pöstchen”
(Postenschacher um objektiv meist wenig bedeutende Funktionsträger-
schaften), und zeigen einen unangemessenen Ehrgeiz zum Ausbau der eigenen
”Machtposition” innerhalb des Vereins, was nicht selten persönliche Zerwürf-
nisse und langanhaltende ”Fehden” unter Vereinsmitgliedern oder -fraktionen
nach sich zieht.

Nationalrat
Die Gesetzgebung des Bundes übt der Nationalrat gemeinsam mit dem
Bundesrat aus. Der Sitz des Nationalrates ist die Bundeshauptstadt Wien.
Der Nationalrat wird vom Bundesvolk auf Grund des gleichen, unmittelbaren,
geheimen und persönlichen Wahlrechtes der Männer und Frauen, die vor dem
1. Jänner (Januar) des Jahres der Wahl das 18. Lebensjahr vollendet haben,
nach den Grundsätzen der Verhältniswahl gewählt. Der Wahltag muss ein
Sonntag oder ein anderer öffentlicher Ruhetag sein.
Wählbar sind alle Männer und Frauen, die am Stichtag die österreichische
Staatsbürgerschaft besitzen und vor dem 1. Jänner des Jahres der Wahl das
19. Lebensjahr vollendet haben.
Die Gesetzgebungsperiode des Nationalrates dauert vier Jahre.

Kleiner Exkurs: Zur Geschichte der Nationalhymne


Die Bundeshymne gibt es seit 1947. Die Melodie stammt von Wolfgang
Amadeus Mozart (als ”Kettenlied” oder ”Bundeslied” der Freimaurerkantate)
bekannt.
Während der Monarchie gab es seit 1797 die Haydn-Hymne, nach welcher
heute die deutsche Nationalhymne ”Einigkeit und Recht und Freiheit”
gesungen wird, in verschiedensten Fassungen die Hymne Österreichs.
Hören Sie die alte Kaiserhymne (Link in Blackboard).
(Quelle: Wikipedia.)

1.16
Österreich

In der Zeit des Nationalsozialismus nach dem Anschluss war auch auf dem
Gebiet des ehemaligen Österreich das Deutschlandlied zusammen mit dem
Horst-Wessel-Lied Hymne.

Warum wurde die Haydn-Hymne nach dem 2. Weltkrieg nicht wieder als Hymne
genommen?
Auf Betreiben des damaligen Unterrichtsministers Felix Hurdes wurde in der
Zweiten Republik die Haydn-Hymne nicht mehr aufgenommen: ”Zweifellos
würde jeder Österreicher die alte Haydn-Hymne mit einem zeitgemäßen Text
schon mit Rücksicht darauf, dass es sich hier um altes österreichisches
Kulturgut handelt, für die gegebene österreichische Hymne halten. Leider
hatte sich aber das Deutsche Reich dieser Melodie bemächtigt und für die
unterdrückten Völker Europas war diese Melodie während der Jahre ihres
Leidens als Hymne der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft so verhasst
geworden, dass jedes Abspielen der Haydn-Melodie im Ausland als Provo-
kation empfunden würde. Es ist daher die Wiedereinführung der Melodie
Haydns als österreichische Hymne unmöglich.”
Der Akzeptanz der bis heute im Wesentlichen unangefochtenen Preradovi c′ -
Hymne war es am Ende jedoch zweifellos förderlich, dass Deutschland sich
1952 wieder der Haydn-Hymne als deutscher Nationalhymne annahm – wobei
in Österreich zunächst sogar der Gedanke aufgekommen waren, Deutschland
bei künftigen Staatsvertragsverhandlungen den Gebrauch der Haydn-Hymne
zu untersagen, weil es sich um österreichisches Kulturgut handle.

Anbei die deutsche Hymne mit Text. Hören Sie (Link in Blackboard).

Bundeshymne
Sehen Sie sich den you-tube-Film über die Bundeshymne an und lesen Sie mit
(Link in Blackboard).

Land der Berge, Land am Strome,


Land der Äcker, Land der Dome,
Land der Hämmer, zukunftsreich!
Heimat bist du großer Söhne,
Volk, begnadet für das Schöne,
Vielgerühmtes Österreich,
Vielgerühmtes Österreich.

Heiß umfehdet, wild umstritten,


Liegst dem Erdteil du inmitten
Einem starken Herzen gleich.
Hast seit frühen Ahnentagen
Hoher Sendung Last getragen,
Vielgeprüftes Österreich,
Vielgeprüftes Österreich.

Mutig in die neuen Zeiten,


Frei und gläubig sieh uns schreiten,
Arbeitsfroh und hoffnungsreich.
Einig lass in Brüderchören,
Vaterland, dir Treue schwören.
Vielgeliebtes Österreich,
Vielgeliebtes Österreich.
888B1.FM

1.17
Österreich

Und zum Vergleich: Bundeshymnen: Schweiz, Österreich, Deutschland (Links


in Blackboard).

Aufgabe 13
Lesen Sie Kapitel 4 von Koppensteiner und machen Sie sich Notizen. Beant-
worten Sie dann folgende Fragen schriftlich.
1. Was bedeutet ”Österreich ist ein föderalistischer Staat”?
2. Sie möchten Schülern das politische System erklären. Stellen Sie das System
schematisch dar und stellen Sie Vergleiche mit Holland her. (Nationalrat –
Tweede Kamer etc.)
3. Welche Aufgaben hat der Bundespräsident? Wie wird er gewählt?
4. Was versteht man unter Proporz und Postenschacher? Erklären Sie beide
Ausdrücke jeweils in einem Satz.

Wer sind die Österreicher?


Koppensteiner: Kapitel 6, 7, 9.

Abb. 3. Tirol.

Das österreichische Volk sah sich immer von oben beglückt. Der Kaiser
bestimmte, was passieren sollte und das Volk murrte, aber rebellierte, außer in
einigen Ausnahmefällen, nicht oft. Man passte sich an, man folgte brav, wenn
auch widerwillig.
Die österreichische Nation ist als murrendes Volk entstanden. Immer wieder
von fragwürdigen und unverstandenen Reformen aus der Ruhe des täglichen
Treibens gebracht, von fortschrittlichen Erlässen und Gesetzen genervt, bis die
Monarchie weg war.
Die westeuropäische Kultur kam aus den unabhängigen Städten, man denke
nur an die reichen Patrizierstädte Gent und Amsterdam. In Österreich gab es
keine freien Reichsstädte. Obwohl es nur eine schwach entwickelte Stadtkultur
kennt, hat Österreich dennoch – meistens mit zeitlicher Verzögerung‚ alle
kulturellen Neuerungen und Wandlungen Westeuropas mitvollzogen. Aber
eben mit und nicht von sich aus. Man hat sich diese Reformen nicht erkämpft,
sie wurden einfach von ”oben” erlassen. (Mappes-Niediek: S. 20 – 23.)

1.18
Österreich

Die Reformen kamen nie von den Bürgern selber, sie kamen aus dem Ausland
und wurden dann auch bei uns eingeführt.

Wem vertrauen die Österreicher?


Die Österreicher gelten als sehr autoritätstreu. Aber wem vertrauen Sie?
Ein kurzes Chatgespräch zwischen einer Politikerin und einem Bürger:

Politikerin:
Die aktuelle Statistik in Sachen ”Wem vertraut man” schreckt mich sehr –
Politiker/innen sind an letzter Stelle!!!! Ich kenne so viele Politiker/innen
aller Ebenen – und ich weiß genau, dass man ihnen vertrauen kann.
Vielleicht liegt es einfach in der Natur der Politik, dass Menschen das Gefühl
haben, von der Politik über den Tisch gezogen zu werden. Ich habe gelernt:
in der Politik gibt es kein ”falsch” oder ”richtig”, sondern Politik bedeutet
entscheiden in Spannungsfeldern. Politiker/innen treffen eine Entscheidung
in einem schwierigen Umfeld. Sie treffen eine politische Entscheidung, d.h.
eine Entscheidung aufgrund ihrer Werte & Ansichten. So ist es z.B. so, dass
selbst bei einem einstimmigen Beschluss die Werthaltungen dahinter anders
sind. Was ich kann, will ich dazu beitragen, dass das Image der Politiker/
innen besser wird. Weil ich will, dass sich immer mehr Menschen politisch
engagieren. Weil eines ist auch klar: wenn der Ruf so schlecht ist, ist die
Aufgabe bzw. der Beruf des Politikers/der Politikerin auch nicht attraktiv.
Und noch eines: mehr als 90% aller politischen Entscheidungen werden
ehrenamtlich getroffen (vor allem in den Gemeinden). Es ist schon bitter,
dass Menschen für ihr ehrenamtliches Engagement für die Gemeinde auch
noch eine schlechte Nachrede haben....
Bürger:
Ich denke Berufs-Politiker müssten einfach einfach mehr Wahlversprechen
einhalten und ein Gespür für die Sorgen der Bevölkerung haben, dann
würden sie im Ranking etwas weiter oben stehen. Solange sich das nicht
ändert, wird sich auch am Ranking nichts ändern:-)

Nationalstolz?
Die Österreicher sind sehr stolz auf ihr Land, zu 88 Prozent sind sie stolz oder
sehr stolz darauf, Österreicher zu sein. Sie sind besonders stolz auf die
Landschaft und den politischen und sozialen Frieden.
Aber die Österreicher brauchten lange, um ihre eigene Identität zu finden.
Nach dem Ende der Monarchie, 1918, glaubte niemand an den Zwergenstaat.
1956 meinten 49 Prozent, dass sie ein eigenes Volk seien und nur noch
46 Prozent meinte, sie seien ein Teil des deutschen Volkes. 1987 waren es drei
Viertel.

In Österreich-Ungarn, einem Vielvölkerstaat, waren die Deutschsprachigen


eine Volksgruppe unter vielen. Was ihre Nationalität betraf, waren sie
Deutsche, Österreicher dagegen konnte auch ein Tscheche, Slowene oder
Italiener sein. Das eine meinte die Nations- oder Volkszugehörigkeit, das
andere die Staatsangehörigkeit.
In Deutschland war vor der Reichsgründung 1871 das nationale Gemein-
schaftsgefühl der Deutschen voll ausgebildet. Die österreichische Nation
entstand dagegen erst nach dem 2. Weltkrieg.

Als ”Deutsche” fühlten sich besonders gern die liberalen Bürger und später die
Sozialdemokraten, die es beide hassten, mit rückständigen Klerikern in einem
888B1.FM

1.19
Österreich

Zwergstaat eingesperrt zu sein. Deutsch sein hieß fortschrittlich sein, mit der
Zeit gehen. Als Österreicher sahen sich lieber die Kirchen- und Kaisertreuen,
die konservativen Bauern und später auch viele Arbeiter, die mit nationalem
Schwulst nichts anfangen konnten.

Abb. 4. Spaß im Schnee. (Quelle: B en U, Diemen.)

Die regionalen Identitäten spielen in Österreich eine viel wichtigere Rolle als in
den meisten anderen europäischen Ländern. Jedes Bundesland hat seine eigene
Hymne, die man in der Schule auswendig lernen muss, jedes hat sein Wappen
auf dem Autokennzeichen und sogar einen Heiligen, an dessen Todestag
Schulen und Ämter geschlossen haben. Tiroler und Kärnter fühlen sich z. B.
mehr ihrem Bundesland verbunden als Österreich.
(Teilweise zitiert nach Mappes-Niediek: S. 28 – 31.)

Geschichte
”Das Land sieht sich oft mit fremden, deutschen Augen. Früher aus dem Blick-
winkel der deutschnational orientierten Österreicher, denen drüben alles groß

1.20
Österreich

und stark und modern und bei sich zu Hause alles eng und schlapp und
rückständig vorkam, heute aus der Perspektive von österreichischen Intellek-
tuellen, die im Nachbarland ihre Bücher verlegen lassen und dort ohne Sprach-
probleme an den weit umfänglicheren und tiefergehenden Debatten
teilnehmen können.”
(Zitiert aus: Mappes-Niediek. S. 12.)

Die westeuropäische Kultur kam aus den unabhängigen Städten. Sie spielten
die entscheidende Rolle für die Erhaltung und Förderung des Marktes, die
Autonomie wirtschaftlicher Transaktionen, die Verwaltung des Geldes und die
Herausbildung eines Konzepts von wirtschaftlichem Wachstum nach eigenen
Mustern von Ursache und Wirkung, nicht der Gutwilligkeit des Herrschers
unterworfen. Wie früher, so auch heute, hat sich dieses Muster der Übernahme
bis heute erhalten. Österreich hat fast alle Reformen mitgemacht, aber gibt
nicht den Anstoß und die Bewegungen zu den Reformen. Das Neue wurde
erlassen, nicht erkämpft. Reformen kommen von außen und zwar über den
Umweg von oben. Das Scharnier zwischen dem Volksleben in Österreich und
den Neuerungen aus dem Westen war traditionell der kaiserliche Hof.

Die Habsburger waren großzügige Mäzene. Im prächtigen Wien gab es aber


nur ein schwaches Bürgertum, und die Hauptstadt und ihr ärmliches und
rückständiges Hinterland hatten kaum Bezüge zueinander. Kulturelle Moden
konnten sich in Wien schon deshalb ungehindert ausbreiten, weil sie am Leben
des Volkes eh nichts änderten.

Joseph II. ältester Sohn von Franz I. und Maria Theresia, ein Mann, von dem
die überzeugten Bürgerlichen in ganz Deutschland begeistert waren. Nach dem
Tod seiner Mutter 1780 setzte er die Erkenntnisse der Aufklärung in Österreich
durch. Er schaffte die Folter ab und schuf ein weltliches Schulwesen, hob
zahlreiche Klöster mit großem Landbesitz auf und befreite die Bauern von den
feudalen Frondiensten, erließ Toleranzedikte für Protestanten und Juden,
baute einen – damals modernen – Beamtenapparat auf und ließ Waisen-,
Armen und Krankenhäuser bauen – das alles nicht als Reaktion auf das
Drängen eines erstarkenden Bürgertums, sondern aus eigener Machtvollkom-
menheit. Einzelne Beamte und Priester waren die Vordenker. Aber sie kamen
nicht aus Österreich. Kaiserberater Joseph von Sonnenfels stammte aus einer
Berliner jüdischen Familie, der Arzt Gerard van Swieten aus dem holländi-
schen Leiden. Es war eine Aufklärung ohne bürgerliche Aufklärer, die Öster-
reich zwar nachhaltig veränderte, aber im gemeinen Volk auf Abwehr stieß und
nach Josephs Tod 1790 auch heftige Gegenreaktionen hervorrief. Manche
seiner Reformen, wie die Enteignung der Klöster und die Abschaffung der
Leibeigenschaft, wurden wieder rückgängig gemacht.
(Teilweise zitiert aus Mappes-Niediek: S.22 ff.)

Aufgabe 14: Koppensteiner: Kapitel 6: Wer sind die Österreicher?


Einsendeaufgabe
(nur C) Aufgabe A
Sehen Sie sich den youtube-Film über Österreich an und machen Sie sich
Notizen. Was fällt Ihnen auf? Was ist typisch Österreichisch? (Link in Black-
board)
Was wird den Österreichern nachgesagt, wie sind sie?
888B1.FM

1.21
Österreich

Aufgabe B
Lesen Sie nun Kapitel 6 und untenstehenden Zeitungsartikel. Machen Sie sich
wieder Notizen.

Die Symbole der Österreicher


Neujahrskonzert und Wiener Schnitzel als Nationalsymbole
Können Wiener Schnitzel und Melange mit der englischen Tasse Tee
mithalten? Das Heißgetränk ist in England gerade zur nationalen Ikone
erhoben worden – eine Wahl, die für viel Wirbel gesorgt hat. ORF.at hat die
User zur Wahl der heimischen Symbole gebeten.

Die top Drei


Das Ergebnis: Das Neujahrskonzert ist eine österreichische Ikone – knapp
gefolgt vom Schnitzel, dem Kaffeehaus und Thomas Bernhards ”Helden-
platz”.

Auf der Suche nach Nationalitat


In England sorgt seit kurzem eine offizielle Liste der Nationalsymbole für
Wirbel. Unter anderem wurden eine Tasse Tee, Stonehenge, Lewis Carrolls
Kinderbuch ”Alice im Wunderland” und Londons rote Doppeldeckerbusse
mit dem Titel ”englische Ikone” geadelt.

Sinn des Projekts


Die Regierung wünscht sich eine stärkere Wertschätzung des englischen
Kulturerbes. Auf der offiziellen Website können die Engländer weitere
Ikonen wählen, und auch etliche Medien lassen ihre Seher, Leser und User
abstimmen.

Alles Walzer
Doch wie würde so eine Liste wohl in Österreich aussehen? ORF.at hat seine
User befragt – und das Ergebnis ist eindeutig. Elf Tage nach der diesjährigen
Ausgabe landete das zur Institution gewordene Neujahrskonzert der Wiener
Philharmoniker mit 13,2 Prozent der Stimmen auf Platz eins der Liste.

Schnitzel überholt ”Heldenplatz”.


Gut ausgesehen hatte es zu Beginn des Votings auch für den ”Heldenplatz”.
Stundenlang führte das Österreich kritische Thomas-Bernhard-Stück das
Voting der Österreich-Symbole an. Aber das Essen und das Trinken ist uns
doch wichtiger als die Kunst. ”Heldenplatz” wurde im Endspurt überholt –
vom Kaffeehaus und dem Wiener Schnitzel.

Ostarrichi-Dokument punktet
Auch bemerkenswert: Während 10,4 Prozent der User die Ostarrichi-
Urkunde, das Dokument mit der ersten bekannten Namensnennung Öster-
reichs im Jahr 996, gern als nationale Ikone sehen würden, stimmten nur
rund zwei Prozent für den Staatsvertrag. Urösterreichische Errungen-
schaften wie die Schneekanone, die erstmals in Kapfenberg eingesetzt
wurde, und die Sozialpartnerschaft blieben ebenfalls unter zwei Prozent.
Was fehlt. Im Forum hat die Suche nach den Symbolen jedenfalls heiße
Debatten über die österreichische Identität ausgelöst. ”Raunzen gehört da
ganz oben in die Liste”, meinte ein User, ein anderer hielt ”den Blick voller
Zuversicht in die Vergangenheit” für etwas typisch Österreichisches.

(Quelle: Orf.at, 11.1.2006.)

1.22
Österreich

Aufgabe C
Einsendeaufgabe: Bitte senden Sie diese Aufgabe ein.
Ein Vergleich: Sie werden gebeten, auf einer Fortbildungsveranstaltung einen
Vortrag zu halten über die Unterschiede/Gemeinsamkeiten zwischen den
Österreichern/Niederländern (oder Ihrem Land).
Gestalten Sie einen Vortrag. Die Präsentationsform können Sie frei
entscheiden. Der Vortrag sollte ca. drei Minuten dauern.

Erarbeiten Sie folgende Punkte und lassen Sie Ihre eigenen Erfahrungen
einfließen:
• Welche Charaktereigenschaften werden Österreichern, welche Nieder-
ländern zugesprochen?
• Wie sehen Sie das?
• Was bedeutet für Sie Nationalcharakter und Nationalstolz? Gibt es Natio-
nalsymbole Ihrer Meinung nach?
• Was ist Heimat?
• Identität? Was bedeutet das für die Niederlande, für Österreich, für Sie
selber?

Aufgabe 15
Lesen Sie Koppensteiner: Kapitel 6: ”Die Beziehung zu den Deutschen”.

Die Beziehung zu den Deutschen


”Der Österreicher unterscheidet sich vom Deutschen durch die gemeinsame
Sprache”- der bekannte Aphorismus, der zu Unrecht Karl Kraus zugeschrieben
wird, markiert das Verhältnis am genauesten. Man glaubt über dasselbe zu
sprechen, meint aber etwas anderes.

Die Kirche und der Einfluss der Kirche spielten schon immer eine große Rolle,
sowohl bei den Habsburgern bis 1918, dessen Nachwirkungen man manchmal
noch fühlen kann, oder der weltlichen Priesterherrschaft, die in der Zwischen-
kriegszeit einen geistlichen Bundeskanzler und etliche Bürgermeisterpfarrer
hervorgebracht hat, im ausgeprägen Sinn für oben und unten, für Hierarchien
und Titel.

Österreicher sehen die Deutschen als schuftende Leute, die nie Pause machen,
dafür aber viel Wind – während die Österreicher mit Geschick und Gelas-
senheit mindestens ebensoweit kommen. Was die Deutschen ans sich selbst
”geradeaus” finden, ist für die Österreicher ”plump”und ”kraß”.
Österreicher sehen sich oft als verkannt in ihren Talenten. (Schiffsschraube-
Ressel, Nähmaschine -Madersperger, Schreibmaschine-Peter Mitterhofer.)
Wenn man als Künstler Erfolg haben möchte, muss man zuerst Erfolg im
Ausland ernten, bevor man in Österreich anerkannt wird.

Der Österreicher sieht sich als ”lustig” und ”gemütlich”. Der typische Öster-
reicher, vor allem der typische Wiener, ist der liebe Augustin, ein Wiener
Straßensänger und Stegreifdichter des 17. Jahrhunderts, der in Liedern,
Gedichten und Anekdoten weiterlebt. Der liebe Augustin soll im Pestjahr 1679
betrunken in eine Grube mit Pesttoten gefallen sein und sich nicht angesteckt
haben.
Das gemütliche Temperament und das Talent zur historischen List werden in
den Volkserzählungen auch gern zur Erklärung der Geschichte herangezogen.
Über der ganzen, ewig langen Habsburgerzeit, die für Österreich vom 13. bis
888B1.FM

1.23
Österreich

zum 20. Jahrhundert dauerte, steht der berühmte lateinische Hexameter auf
deutsch: Mögen die anderen Kriege führen, du, glückliches Österreich, heirate!
Tatsächlich hat sich das Haus Österreich häufig durch Ehen mit anderen
Fürstenhäusern vergrößert.

Im Klischee erscheint Österreich bei den Österreichern noch heute als weich
und weiblich, sein Widerpart, meistens Deutschland, dagegen als hart und
männlich. Deutschland will mit dem Kopf durch die Wand, Österreich
dagegen kämpft mit den Waffen einer Frau.

Österreicher hielten schon vor vierzig Jahren den typischen Deutschen für
anmaßend und unverschämt (präpotent = auftrumpfend und lautstark). Aber
sie hassen die Deutschen nicht.

Österreicher vermeiden im Prinzip Konflikte, (im Gegensatz zu Deutschen, die


schneller bereit sind, auf Konfrontation zu gehen) sie relativieren viel. Kaum
jemand widerspricht einem anderen direkt. Jede noch so kleine Kritik muss
mit umständlichen Huldigungsformeln eingeleitet und abgefedert werden. Die
in Österreich verbreitete Redensart ”Wir werden keinen Richter brauchen”
sagt nicht nur über die stete Bereitschaft zum Ausgleich und zum Verhandeln
etwas aus, sondern auch über die Scheu, sein Verhältnis mit der allmächtigen
Umwelt vor dem Richter in die Waagschale zu werfen. Alles ist möglich, alles
ist verhandelbar.

Titel
Staat und Gesellschaft fallen im Bewusstsein der Österreicher zusammen. Die
Menschen nehmen einander als staatliche Funktionsträger wahr und drücken
das schon in der Anrede aus. Gymnasiallehrer werden mit Herr oder Frau
Professor angeredet. Auch Eltern tun das. Der Schulleiter ist der Herr Direktor.
Gesellschaftliche Stellung wird durch die Verwendung akademischer Grade
ausgedrückt, und zwar auch in außerberuflichen Zusammenhängen. Der Titel
wird überall verwendet, selbst wenn man sich am Telefon selbst meldet.
(Teilweise zitiert aus Mappes-Niediek: S. 38 – 48.)

Die Piefke
Die deutschen Touristen sind eine wichtige Einnahmequelle für Österreichs
Tourismus, wenn nicht der wichtigste. Wenn abwertend von Deutschen
gesprochen wird, dann werden die Deutschen Piefke genannt. Einen Filmaus-
schnitt finden Sie in Blackboard.

Aufgabe 16

Woher kommt der Name?


Sehen Sie sich vorab ein Fragment der Piefke-Saga, einer österreichischen
Fernsehserie von Felix Mitterer an. Wie Sie aus dem Titel bereits entnehmen
können, geht es hierbei unter anderem um die Beziehung zwischen Österrei-
chern und Deutschen:
Lesen Sie die Informationen auf der folgenden Site. Informieren Sie sich,
woher der Name Piefke kommt und sehen Sie sich den folgenden youtube-
Film an. (Links in Blackboard) Notieren Sie Informationen, die Ihnen wichtig
erscheinen.

1.24
Österreich

Aufgabe 17

Blackboard
Koppensteiner: Kapitel 7: ”Die Österreicher heute”.
Lesen Sie Koppensteiner Kapitel 7 und vergleichen Sie die Angaben mit dem
untenstehenden Text.
Erstellen Sie einen kleinen Test für Ihre Kommilitonen über Kapitel 7. Die
Form können Sie frei wählen (mit Lösungsblatt).

Europas toleranteste Idealisten?


Zum Selbstbild der Österreicher gibt es nun einen internationalen
Vergleich.
Michael Prüller

Aufgeschlossenheit ist ihm wichtig – mehr als jedem anderen in Europa. Auf
einen weiten Horizont legt er Wert. Und auf dauerhafte persönliche Bezie-
hungen. Relativ unwichtig sind für ihn hingegen materieller Besitz, der
soziale Aufstieg, Tradition, Jugendlichkeit und attraktives Aussehen. Die
Rede ist vom typischen Österreicher bzw. der typischen Österreicherin – wie
sie sich selbst sehen. Das Meinungsforschungsinstitut Fessel-Gfk hat heuer
seine traditionelle österreichische Lifestyle-Studie international
vergleichbar gemacht.
So erfährt man, dass die Österreicher insofern im Mainstream fast aller
befragten Länder liegen, als auch sie Sicherheit ”für diejenigen, die man lieb
hat”, als besonders wichtigen Wert ansehen. Aber auch ”dauerhafte persön-
liche Beziehungen”, hier liegen auf der vierteiligen Skala schon die
Deutschen, Tschechen, Italiener und Briten eine Stufe hinter uns, und die
Spanier sogar drei. Spannend sind auch die Antworten auf die Frage, wie viel
Zeit man womit verbringt. Am meisten Wochenstunden mit bezahlter
Arbeit geben Thailand, Südkorea und Taiwan an, gefolgt von China und
Indien. Am wenigsten bezahlte Arbeit verrichten die alten Industrieländer,
wo wir Österreicher mit den Amerikanern gleich liegen. In der Schule und
der Universität sind wir – laut Selbstaussage – öfter als die Amerikaner, aber
seltener als die Deutschen. Und die Österreicher sind eher zurückhaltend,
wenn es ums Lesen, Kochen und Fernsehen geht. Bei Letzterem führen
übrigens die Briten, noch vor den Amerikanern.

Weltspitze (gemeinsam mit Australien) sind wir bei der Gartenarbeit. Dafür
empfangen wir nicht so gerne Gäste zu Hause, gehen – wie fast alle Europäer –
wenig in die Kirche. Und wir mögen – so wie die Deutschen oder die Spanier –
Shoppen und Schaufensterbummel überhaupt nicht.

(Die Presse, 19.12.2006.)

Aufgabe 18: Koppensteiner: Kapitel 9: ”Österreichische Lebensart”.


Einsendeaufgabe In Österreich wird viel gefeiert und viele Traditionen sind noch aufrecht.
Kennen Sie die folgenden Feste? Sie möchten diese Feste mit Ihren Kommili-
tionen auf spielerische Art besprechen. Wie machen Sie das? Denken Sie sich
ein kleines Spiel aus – wie Sie es angehen, ist Ihre Entscheidung. Die folgenden
Feste sollen besprochen werden: Almabtrieb, Life Ball, Opernball, Villacher
Fasching, Nationalfeiertag.

Aufgabe 19
Der liebe Augustin ist in ganz Österreich ein Begriff.
888B1.FM

1.25
Österreich

Lesen Sie in ”Österreich erzählt 1” die Geschichte vom lieben Augustin auf
Seite 21 und die Ballade von Franz Ginzkey auf Seite 140. Machen Sie die
Aufgaben.
Hören Sie sich das Lied vom lieben Augustin an (Links in Blackboard).

Oh du lieber Augustin,
’s Geld ist hin, d’ Freud ist hin.
Oh du lieber Augustin,
alles ist hin.
Sonst war jeder Tag ein Fest,
aber jetzt? - Pest, die Pest!
Nur ein großes Leichenfest,
das ist der Rest.
Oh du lieber Augustin,
leg’ nur ins Grab dich hin.
Oh du mein herzliebes Wien,
alles ist hin.

Schule und Studium in Österreich


Koppensteiner: Kapitel 11, 12.

Wie sieht das Schulsystem in Österreich aus?


Sehen Sie sich zuerst die Übersicht in Blackboard an und lesen Sie danach die
Beiträge der beiden österreichischen Schüler.

Adrienne, 15 Jahre
Also, jeder Schüler muss 9 Jahre in die Schule. Davon verbringt er/sie üblicher
Weise die ersten 4 Jahre in der Volksschule und muss sich danach entweder für
die Hauptschule oder für das Gymnasium entscheiden, was aber auch von den
Noten in der 4. Klasse Volksschule abhängt. Nach 4 Jahren Hauptschule bzw.
Gymnasium hat man aber noch nicht alles geschafft. Noch ein Jahr wird absol-
viert, entweder im polytechnischen Jahrgang oder auf einer anderen berufsbil-
denden Schule, wie z. B. der Handelsakademie, der Höheren Technischen
Lehranstalt oder der Höheren Lehranstalt für wirtschaftliche Berufe. Dort
kann man dann entweder nach einem Jahr die Schule ganz beenden, oder
einfach noch 4 Jahre weiter machen bis letztendlich zur Matura.
Auf dem Gymnasium geht das Ganze etwas schneller, da hat man dann nach
weiteren 4 Jahren die Matura. Doch auf den berufsbildenden Schulen speziali-
siert man sich auf ein Gebiet und kann dann nach der Matura sofort arbeiten
oder hat schon einiges fürs Studium in diesem Gebiet vorgearbeitet, was auf
dem Gymnasium nicht der Fall ist.
Außerdem gibt es noch nach der 4. Klasse (8. Schulstufe) berufsbildende
mittlere Schulen, die nur 3-jährig sind, wie z. B. die Handels Schule. Und was
machen die anderen? Es gibt noch unendliche spezielle Schulen, die ich nicht
alle aufzählen kann, weil ich sie nicht kenne. Und natürlich machen auch viele
eine Lehre, die im Mittel 3 - 4 Jahre dauert.
In den Schulen gibt es auch noch einige interne Eigenheiten; man muss im
Gymnasium die Lehrer mit Professor ansprechen, was in anderen Schulen
nicht der Fall ist. Auch finden sich in allen Schulen unterschiedliche Fächer,
Stundenanzahlen und Sprachen, die man lernen kann. Das ist alles gar nicht so
einfach, also beende ich meinen Bericht.
Adrienne, 15 Jahre

1.26
Österreich

Ein Interview mit der 17-jährigen Antonia aus Graz


Schüler: Hallo Antonia, schön dass du gekommen und bereit bist, uns
Fragen zu beantworten.
Antonia: Grüß Gott, ich freue mich sehr, bei euch zu sein.
Schüler: Wo wohnst du genau in Österreich?
Antonia: In Graz, das liegt nahe in der Steiermark. Dort besuche ich ein
Gymnasium. Ich gehe in die siebte Klasse, und wenn alles gut
geht, schließe ich im nächsten Jahr das Gymnasium ab. Wenn ich
die Matura dann abgeschlossen habe, besitze ich die Möglichkeit
eine Universität oder eine Hochschule zu besuchen.
Schüler: Welche Schullaufbahn kann man in Österreich einschlagen?
Antonia: Im Alter von 3-6 besuchen die meisten Kinder den Kindergarten.
Der Kindergarten ist nicht verpflichtend und ist in den meisten
Bundesländern auch nicht kostenlos. Kinder sind in Österreich
ab 6 Jahren schulpflichtig. Mit 6 Jahren geht man also in die
Volksschule. Diese dauert vier Jahre. Nach deren Abschluss kann
man zwischen der Hauptschule und einem Gymnasium wählen.
Die meisten Kinder gehen in die Hauptschule, ein Drittel ca. geht
aufs Gymnasium. Wer nach Abschluss der Hauptschule einen
Beruf erlernen will, besucht meistens die einjährige Polytech-
nische Schule, wo man auf seine spätere Arbeitstelle vorbereitet
wird.
Schüler: Welche anderen Alternativen gibt es denn zur Hauptschule?
Antonia: Als Alternative können die Schüler ein Gymnasium, ein Realgym-
nasium oder ein wirtschaftskundliches Gymnasium besuchen.
Der Unterrichtsstoff unterscheidet sich allerdings erst ab der
dritten Klasse. Dann kommt es zu Differenzierungen in einzelnen
Fächern, beispielsweise zwischen Latein oder Geometrischem
Zeichnen. In der Oberstufe reichen die Möglichkeiten von einer
stärkeren Berücksichtigung von Fremdsprachen bis zur Wahl von
naturwissenschaftlichen Fächern. Die Unterstufe dauert übrigens
vier Jahre und die Oberstufe auch.
Schüler: Kommen wir noch mal auf diejenigen Schüler zu sprechen, die
nach der Hauptschule die Polytechnische Schule besucht haben.
Gehen diese sofort zur Berufsschule oder machen sie vorher noch
eine Lehre oder etwas ähnliches?
Antonia: Nach den Abschluss der Polytechnischen Schule erlernen diese
Jugendlichen einen Beruf. Sie machen eine Lehre in Betrieben
oder Lehrwerkstätten. Sie gehen entweder einen Tag pro Woche
in die Berufsschule oder ein paar Wochen gleichzeitig (das duale
System).
Schüler: Danke Antonia, ich denke die meisten der Fragen der Schüler
zum österreichischem Schulsystem sind jetzt geklärt. Vielen
Dank, dass du dich bereiterklärt hast, uns diese Fragen zu beant-
worten!
Antonia: Danke, mir hat es sehr viel Spaß gemacht.
888B1.FM

1.27
Österreich

Aufgabe 20
Füllen Sie nun die beiden Arbeitsblätter aus.

Arbeitsblatt 1: Wie lange dauert welche Schulform?


1. In Österreich dauert die allgemeine Schulpflicht:

A. sieben Jahre.
B. zehn Jahre.
C. neun Jahre.

2. Der Besuch der Hauptschule dauert:

A. drei Jahre.
B. fünf Jahre.
C. vier Jahre.

3. Berufsbildende mittlere Schulen dauern zwischen …..

A. ein und vier Jahre.


B. ein und drei Jahre.
C. ein und fünf Jahre.

4. Die allgemein bildenden höheren Schulen sind …..

A. achtjährig.
B. Sechsjährig.
C. Siebenjährig.

5. Wenn man die Reifeprüfung an einer AHS ablegt, ist man im Normalfall:

A. 20 Jahre alt.
B. 18 Jahre alt.
C. 17 Jahre alt.

6. Die Reifeprüfung an einer BHS macht man normalerweise mit …..

A. 19 Jahren.
B. 20 Jahren.
C. 21 Jahren.

Arbeitsblatt 2: Das Schulsystem in Österreich


In Österreich beginnt die allgemeine ................................................. im Alter
von sechs Jahren.
Zunächst besuchen alle Kinder vier Jahre lang die Grundschule, die auch
................................................. genannt wird. Danach können sie entweder in
eine vierjährige ................................................. oder eine ...............................
................................................................... Schule gehen, die acht Jahre dauert.
Absolventen der Hauptschule, die sich für den ”dualen Ausbildungsweg”
entscheiden, besuchen zunächst eine einjährige .................................................
Schule und erhalten danach eine Berufsausbildung in einem Betrieb und
besuchen gleichzeitig eine ..................................................
Es ist aber auch möglich, nach dem Abschluss der Hauptschule die ....................
............................. einer AHS oder eine ................................................. mittlere
oder höhere Schule zu besuchen. In berufsbildenden mittleren und höheren

1.28
Österreich

Schulen erhält man neben einer Allgemeinbildung auch spezielles Fachwissen


und ................................................. Qualifikationen, zum Beispiel für kaufmän-
nische, technische oder soziale Berufe.
Sowohl die allgemein bildenden als auch die berufsbildenden höheren Schulen
schließen mit der ................................................. ab, die zum Besuch einer
Universität oder Hochschule berechtigt.

Lösungen: Schulpflicht – Volsschule – Hauptschule – allgemein bildende


höhere – Polytechnische – Berufsschule – Oberstufe – berufsbildende – beruf-
liche – Reifeprüfung Matura

Aufgabe 21: Lesen Sie in Koppensteiner: Kapitel 11 und 12. ”Schule – Ausbildung und
Einsendeaufgabe Studium in Österreich”.

Seit den letzten beiden Pisa-Studien wird in Österreich (genauso wie in


Deutschland) heftig über das österreichische Schulsystem diskutiert. Infor-
mieren Sie sich im Internet über die aktuelle Lage in Österreich.
Schreiben Sie darüber, worüber man im Moment in Österreich diskutiert und
welche alternativen Schulreformen eventuell angestrebt werden.
Erörtern Sie anhand Ihrer Recherche die Karikaturen in Blackboard. (ca.
150 Wörter)

Studium in Österreich
Die 1365 gegründete Universität Wien (lat. Alma Mater Rudolphina Vindobo-
nensis) ist die älteste und mit rund 63.000 Studierenden auch größte Univer-
sität im heutigen deutschen Sprachraum. Sie ist insofern keine Volluniversität
mehr, als die medizinische Fakultät 2004 als Medizinische Universität Wien
ausgegliedert wurde. Dennoch gibt es mehr als 130 Studiengänge.
Die Gründungsurkunde der Universität wurde am 12. März 1365 von Herzog
Rudolf IV. und seinen Brüdern Albrecht III. und Leopold III. unterzeichnet.
Daher rührt auch der Name der Universität Alma Mater Rudolphina. Die
Universität Wien ist somit nach der Karls-Universität Prag die zweitälteste
Universität im damaligen Heiligen Römischen Reich nördlich der Alpen und
die älteste noch bestehende Universität im deutschen Sprachraum.
(Quelle: Wikipedia.)

Die Matura ist geschafft, das Schülerleben vorbei. Viele entscheiden sich
danach für ein Studium. Doch was soll man studieren und wo? An einer Uni
oder einer FH?
Bis vor wenigen Jahren war der Weg nach der Matura meist klar: Man musste
nur mehr entscheiden, wo und was man studieren wollte. Seit 1994 gibt es in
Österreich aber auch noch die Möglichkeit, einen Studiengang an einer
Fachhochschule zu besuchen. Jedes Jahr kommen neue Fachhochschulgänge
hinzu, das Angebot wird immer vielseitiger. Seit dem Studienjahr 2002/03
besucht bereits jeder zehnte Student eine Fachhochschule. Die Universitäten
werden sich der Konkurrenz immer mehr bewusst und versuchen durch neue
Studiengänge und v.a. durch die Einführung des Bakkalaureatstudiums ihre
Popularität zu bewahren.
Mit welchen Studien hat man gute Zukunftschancen?
Folgende Studien werden empfohlen:
• Informatik/Telematik
• Technische Studien mit wirtschaftlicher Ausrichtung (z.B. Wirtschaftsinge-
nieurwesen)
888B1.FM

1.29
Österreich

• Verfahrenstechnik
• Wirtschaft kombiniert mit Sprachen
• Jus (Europarecht) kombiniert mit Sprachen
• Medizin mit Zusatzausbildung (z.B. Marketing)
• EDV
• Mikrobiologie (Genforschung)
• Logistik-Ausbildung
• Fachhochschulen jeder Ausrichtung!
• Pädagogik mit Zusatzausbildung.

Allgemein wird empfohlen, zu jedem Studium Zusatzqualifikationen zu


erwerben (EDV, Marketing, Sprachen).
(Quelle: www.studieren.at)

Jeder Dritte schließt Studium nicht ab


Jeder dritte österreichische Student schließt sein Studium nicht ab. Das geht
aus der neuen OECD-Studie ”Bildung auf einem Blick” (Education at a
Glance) hervor. Demnach liegt die Erfolgsquote (Zahl der Absolventen
dividiert durch die Studienanfänger) bei Hochschulstudien in Österreich
bei 65 Prozent, im OECD-Schnitt sind es 70 Prozent.

Die höchsten Erfolgschancen gibt es in Japan, wo 91 Prozent der Studienan-


fänger tatsächlich ihr Studium beenden, gefolgt von Irland und Korea
(jeweils 83 Prozent). Österreich liegt mit seiner Erfolgsquote von 65 Prozent
gleichauf mit Tschechien im hinteren Drittel der OECD-Länder, geringere
Werte haben Ungarn (64), Schweden (60), Neuseeland (54), die USA (54)
und Mexiko (53).

Laut OECD ist es auffallend, dass in den drei Ländern mit den höchsten
Erfolgsquoten die Hochschul-Studiengänge überwiegend von kürzerer
Dauer (drei bis fünf Jahre) sind. (APA)

Aufgabe 22

Blackboard
Erstellen Sie ein Interview mit einem österreichischen Studenten, der über sein
Studium spricht (FH oder Uni).
Verwenden Sie die Informationen in Koppensteiner und die Site
www.studieren.at.
Stellen Sie Fragen über das Studium, Vor- und Nachteile etc. Ca. 15 Fragen.

1.30
Schweiz

Kapitel 2
Schweiz
Das Schweizer Wappen ist auf das alte Feldzeichen der Schwyzer aus dem
13. Jahrhundert zurückzuführen und wurde in der Verfassung von 1815
festgelegt. Es zeigt ein weißes schwebendes Kreuz in einem roten Feld. Die
Nationalflagge wurde 1818 eingeführt und sieht heute noch genauso aus.
In diesem Kapitel beschäftigen wir uns eingehend mit der Schweiz. Lesen Sie
alle Texte, indem Sie Interessantes und Wichtiges notieren, vor allem im
Hinblick auf die Ihnen bevorstehende Prüfung. Bei der Schweiz haben wir
kein landeskundliches Buch zur Verfügung. Daher achten Sie darauf, dass
Sie alle gesammelten Informationen gut verarbeiten und bewahren. Das
Faktenwissen müssen Sie sich also selber erarbeiten. Das Internet spielt
hierin eine gro ße Rolle. Erwerben Sie sich erst das Basiswissen, bevor Sie mit
dem Buch von Susan Sitzler beginnen. Bei der Zusammenstellung dieses
Materials wurde viel von der Website www.swissworld.org/de/ verwendet.

Gebiet und Bevölkerung


Sehen Sie sich zur Einstimmung die youtube-Videos an. (Die Links finden Sie
in Blackboard.)

Bis 1961 war das Vaterlandslied die Hymne der Schweiz. Das Lied hatte die
gleiche Melodie wie die britische Nationalhymne. Die Schweizer Hymne hatte
– wie auch die aktuelle – 4 offizielle Versionen in den jeweiligen
Landessprachen Deutsch, Französisch, Italienisch und Rätoromanisch.
Seit 1961 ist das Lied faktisch die Nationalhymne und wurde durch den
Bundesrat am 12.09.1961 als für alle diplomatischen Vertretungen im Ausland
und die Armee für offiziell erklärt, aber erst am 01. April 1981 wurde es auch
für alle Schweizer offiziell.

Hören Sie sich auch die Schweizer Hymne an. (Die Links finden Sie in Black-
board.) Den Text finden Sie hier:
Trittst im Morgenrot daher,
Seh’ ich dich im Strahlenmeer,
Dich, du Hocherhabener, Herrlicher!
Wenn der Alpenfirn sich rötet,
Betet, freie Schweizer, betet!
Eure fromme Seele ahnt
Eure fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Kommst im Abendglühn daher,


Find’ ich dich im Sternenheer,
Dich, du Menschenfreundlicher, Liebender!
In des Himmels lichten Räumen
Kann ich froh und selig träumen!
888B2.FM

2.1
Schweiz

Denn die fromme Seele ahnt


Denn die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Abb. 1. Die Schweiz. (Quelle: B en U – Diemen.)

Ziehst im Nebelflor daher,


Such’ ich dich im Wolkenmeer,
Dich, du Unergründlicher, Ewiger!
Aus dem grauen Luftgebilde
Tritt die Sonne klar und milde,
Und die fromme Seele ahnt
Und die fromme Seele ahnt
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.

Fährst im wilden Sturm daher,


Bist du selbst uns Hort und Wehr,
Du, allmächtig Waltender, Rettender!

2.2
Schweiz

In Gewitternacht und Grauen


Lasst uns kindlich ihm vertrauen!
Ja, die fromme Seele ahnt,
Ja, die fromme Seele ahnt,
Gott im hehren Vaterland,
Gott, den Herrn, im hehren Vaterland.
Vaterland

Aufgabe 23
Vorkenntnisse aktivieren: Was fällt Ihnen zur Schweiz ein? Notieren Sie alles,
aus allen möglichen Bereichen, was Sie mit der Schweiz in Verbindung
bringen. Erstellen Sie ein Assoziogramm.

Aufgabe 24: Das Internet spielt wie vorhin bereits erwähnt, eine gro ße Rolle in diesem
Einsendeaufgabe Kapitel. Gehen Sie auf die Suche nach Informationen über die Schweiz.
Legen Sie eine Linkliste mit zehn verschiedenen Sites mit Informationen über
die Schweiz an. Ziel dieser Aufgabe ist wieder das Sammeln von Internetsites
und deren kritischer Umgang damit.

Verwenden Sie bei der Ausarbeitung folgendes Schema:

Internetsite Beschreibung der Site positive Aspekte der Site negative Aspekte

Aufgabe 25
Lesen Sie die folgenden Informationen über die Schweiz und machen Sie sich
Notizen. Verwenden Sie Ihre Informationen für die Prüfungsvorbereitung.

Die folgenden Informationen kommen aus dem KLT1-Reader:

Landschaft und Lebensraum


Die Schweiz ist ein kleiner Bundesstaat inmitten Europas mit einer Fläche von
41.000 km 2 und 7 Millionen Einwohnern und Einwohnerinnen. Geprägt von
Gebirgs- und Hügelketten, Flüssen und Seen bietet das Land auf kleinem
Raum – 220 km von Norden nach Süden und 348 km von Westen nach Osten
– eine große landschaftliche Vielfalt.
Der Jura, das Mittelland, die Voralpen und Alpen sowie die Alpensüdseite
bilden die geografischen Haupträume des Landes.
In der Schweiz leben 7,4 Millionen Menschen. Mit einer Bevölkerungsdichte
von rund 240 Einwohnern pro Quadratkilometer produktive Fläche ist die
Schweiz dicht besiedelt. Die Bevölkerungsverteilung über das ganze Land ist
jedoch sehr unterschiedlich: In den Alpen, die flächenmäßig einen großen Teil
des Landes bedecken, leben nur gerade 10% der Gesamtbevölkerung.

Die Schweiz liegt mitten in Europa, sagt man. Rein geografisch stimmt das
nicht ganz. Aber durch die Alpen führt die zentrale europäische Verbindung
von Norden nach Süden. Und drei große europäische Kulturen treffen in der
Schweiz aufeinander: die deutsche, die französische und die italienische.
888B2.FM

2.3
Schweiz

Abb. 2.

Staatsform
Auf der Welt gibt es etwa 30 Staaten mit föderativem Aufbau. Die Schweiz ist
der kleinste föderative Staat. Mit 26 Teilstaaten (Kantonen) und
4 Landessprachen ist er aber einer der komplexesten.

Kurze Distanzen
Die größte Nord-Süd-Distanz beträgt in der Schweiz 220 Kilometer. Um diese
Distanz zu überwinden braucht man vier Stunden mit dem Zug und drei
Stunden mit dem Auto. Von Westen nach Osten sind es 350 km.
Auf einer Fahrt von drei bis vier Stunden kann die Landessprache zwei-, drei-
oder sogar viermal wechseln.

Viel auf kleinem Raum


Es gibt in der Schweiz nichts, was man nicht auch in andern Ländern sehen
kann. Finnland hat mehr Seen, die Gletscher in Island sind größer, die Berge in
Nepal höher, in Italien sieht man mehr Aprikosenbäume. Aber in der Schweiz
liegt das alles nah zusammen. Auf einer Bahnfahrt von 2 bis 3 Stunden sieht
man ganz unterschiedliche Landschaften.

Warm und kalt, hoch und tief


Der tiefste Punkt ist Ascona, 196 Meter über Meer. Hier wachsen Palmen und
es herrscht mediterranes Klima. Der höchste Punkt ist die Dufour-Spitze,
4634 Meter, mit arktischem Klima. Ascona und Dufour-Spitze liegen 70 km
(Luftlinie) auseinander.

Berg und Tal


Das Wallis ist ein Bergkanton, berühmt durch das Matterhorn und den 24 km
langen Aletschgletscher. In den Tälern wachsen Aprikosen, Pfirsiche, Tomaten
und Trauben.

2.4
Schweiz

Feucht und trocken


In Stalden gibt es so wenig Regen wie in der Steppe, 52 Zentimeter im Jahr. Nur
40 km entfernt sind es dagegen 400 Zentimeter.

Klein und komplex


Zum Beispiel: Der Kanton Graubünden ist 7100 km2 groß und hat 150 Täler.
Seine Flüsse fließen in drei verschiedene Meere, in die Nordsee, ins Mittelmeer,
ins Schwarze Meer. Nur 170.000 Personen leben dort und man spricht drei
Sprachen.

Die Quellen Europas liegen in der Schweiz


Weil verschiedene europäische Ströme ihren Ursprung in der Schweiz haben
und wegen der vielen Flüsse und Seen wird die Schweiz auch das ”Wasser-
schloss Europas” genannt. Sechs Prozent der Süsswasservorräte Europas lagern
in den Schweizer Alpen.
Das Gotthardmassiv im Zentrum der Schweizer Alpen ist eine kontinentale
Wasserscheide: Von hier fließt der Rhein in die Nordsee, die Rhone ins
westliche Mittelmeer, der Ticino (Po) ins Adriatische Meer und der Inn
(Donau) ins Schwarze Meer.

Das Wasser ist der einzige Rohstoff des Landes. Im Jahr 2000 betrug der Anteil
der Wasserkraft an der gesamten schweizerischen Elektrizitätsproduktion
58 Prozent. Die mächtige Grande Dixence ist mit 285 Metern die höchste
Staumauer der Welt.
Der Rheinfall, einige Kilometer unterhalb der Kantonshauptstadt
Schaffhausen, ist mit einer Breite von 150 Metern und 25 Metern Höhe der
größe Wasserfall Europas.

Seen
Neben zahlreichen Flüssen hat die Schweiz über 1500 Seen. Die beiden größten
Schweizer Seen teilt sich das Land mit seinen Nachbarn: den Genfersee (Lac
Léman) im Südwesten mit Frankreich, den Bodensee im Nordosten mit
Deutschland. Beide Seen sind wichtige Trinkwasserlieferanten; der von der
Rhone gespeiste Genfersee ist sogar der größte Frischwasserspeicher in Europa.
Der flächenmässig größte See ganz auf Schweizer Gebiet ist der
Neuenburgersee am Südrand des Jura (218,4 km 2), gefolgt vom bekannten,
113,7 km 2 großen Vierwaldstättersee in der Innerschweiz.

Aufgabe 26
Lesen Sie Sitzler: Jeder für sich und alle gegen Zürich – Leben und Wohnen in
der Schweiz S. 36 – 53. Sehen Sie sich, bevor Sie mit der Ausarbeitung
beginnen, die Videos über Zürich und Bern an. (Die Links finden Sie in Black-
board.)

Lesen Sie die Fragen und beantworten Sie sie:


1. Was ist der Röschtigraben?
2. Was schreibt Sitzler über Bern und was über Zürich?
3. Wie werden die Kantone Wallis, Uri, Graubünden beschrieben?
4. Welchen Stand, welchen Ruf haben die Züricher unter der Schweizer Bevöl-
kerung?
5. Wie wohnen die Schweizer? Erklären Sie auch den Begriff Agglomeration.
888B2.FM

2.5
Schweiz

Geschichte
Die Schweizer Geschichte kann man nur verstehen, wenn man auch die
Geographie des Landes, welche die Entwicklung der Gesellschaft entscheidend
beeinflusst hat, berücksichtigt. Der Staat Schweiz, den wir heute kennen,
erhielt seine jetzige Gestalt erst 1848. Vor dieser Zeit kann man nicht von einer
eigentlichen Schweizer Geschichte sprechen. Es ist die Geschichte verschie-
dener Territorien, die bis 1848 allmählich zur heutigen Schweiz zusammenge-
wachsen sind.

Das Jahr 1291 wird traditionsgemäß als Gründungsjahr der Schweizerischen


Eidgenossenschaft betrachtet. In dieser Zeit schlossen sich drei ländliche
Talschaften zusammen, um ihre Freiheit gegen allfällige Übergriffe von außen
besser verteidigen zu können.

Im 14. und 15. Jhd. entwickelte sich diese Gruppe zu einer lockeren Föderation
mit ländlichen und städtischen Mitgliedern. Ende des 15. Jhds. war die
Föderation stark genug, um die Machtverhältnisse in Europa zu beeinflussen.
In verschiedenen Kriegen bewiesen die Eidgenossen Mut und Einfalls-
reichtum, was ihnen in Europa den Ruf eines gefürchteten Kriegsgegners
eintrug.

Die Erweiterung der Eidgenossenschaft ging auf unterschiedlichen Wegen vor


sich. Einige Gebiete traten der Eidgenossenschaft freiwillig und als gleichbe-
rechtigte Mitglieder bei, andere wurden mehr oder weniger gewaltsam erobert.
Die Rechte der Einwohner/-innen waren von der Region, in der sie wohnten
und von ihrer gesellschaftlichen Position abhängig.

Die Mitglieder der Eidgenossenschaft verwalteten im Allgemeinen vorwiegend


die Angelegenheiten ihrer Region. Regelmäßig trafen sich jedoch auch
Abgeordnete der einzelnen Gebiete, um Fragen von allgemeinem Interesse zu
diskutieren. Zu dieser Zeit wechselten sich Zürich, Bern und Luzern als
Versammlungsorte für gesamt-eidgenössische Besprechungen ab. Jedes
Mitglied der Eidgenossenschaft entsandte – je nach politischer Bedeutung –
einen oder zwei Abgeordnete zu diesen Versammlungen.

Die Geburt der Schweizerischen Eidgenossenschaft


Rütliwiese Am südlichen Teil des Vierwaldstättersee (Kanton Uri) liegt die Rütliwiese. Die
Rütliwiese ist nur mit dem Schiff oder zu Fuss ab Seelisberg erreichbar.

Rütli-Schwur Als Ursprung der Schweizerischen Eidgenossenschaft gilt üblicherweise der


Rütli-Schwur am 1. August von 1291, an dem sich die drei so genannten
Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden (heute in Ob- und Nidwalden aufge-
teilt) gegenseitige Unterstützung schworen.
Auslöser für diesen Schwur war der Tod des deutschen Kaisers Rudolf von
Habsburg, der den Schweizern relativ viel Freiheit überlassen hatte. Aus Angst,
der neue Herrscher könnte ihnen diese Rechte und Freiheiten wegnehmen
wollen, schlossen sich die drei Orte zu einem Bund zusammen.
Wahrscheinlich waren schon früher ähnliche Allianzen geschlossen worden,
der Rütlischwur ist jedoch der erste, der schriftlich dokumentiert ist. Die
Rütliwiese am Vierwaldstättersee, auf der dieser Bund geschlossen wurde
(deshalb ”Rütlischwur”) gilt als schweizerisches Freiheitssymbol.

2.6
Schweiz

Wilhelm Tell Im Zusammenhang mit dem Rütlischwur wird oft der Name von Wilhelm Tell
genannt. Tell soll den bösen Vogt Gessler, der für die Habsburger die Schweiz
verwaltete und die lokale Bevölkerung vieler Freiheiten beraubte, getötet
haben. Ob die Geschichte um Wilhelm Tell wirklich stimmt, ist heute sehr
umstritten. Sie zeigt jedoch auf, welche Sorgen die Menschen zu jener Zeit
bedrückten.

Entwicklung zur modernen Schweiz


Ausgelöst durch den Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) zeichnete sich im
17. Jahrhundert die Entwicklung zur modernen Schweiz ab.

Während weite Teile Europas an diesem Krieg beteiligt waren, blieb die Eidge-
nossenschaft neutral. Damit wurde den einzelnen Mitgliedern klar, dass es für
sie von Vorteil war, trotz der inneren Differenzen zusammen zu halten, um
nicht in große europäische Konflikte hineingezogen zu werden. Sie bekannten
sich außerdem gemeinsam zur bewaffneten Neutralität, damit Grenzverlet-
zungen durch Kriegsparteien verhindert werden konnten.

Eine wichtige Folge des Dreißigjährigen Kriegs war auch die Unabhängigkeit
vom Heiligen Römischen Reich, die im Westfälischen Friedensvertrag (1648)
festgehalten wurde.

Die Schweiz war jedoch trotz dieser Einigungen kein Hort des Friedens. In der
zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts gipfelten soziale und religiöse Konflikte
öfter in bewaffneten Auseinandersetzungen.

Vom Staatenbund zum Bundesstaat


Bundesverfassung von 1848
Die neue Verfassung wurde zu Beginn des Jahres 1848 entworfen. Sie gab der
Eidgenossenschaft eine zentralistischere Struktur, die viele Rechte und
Pflichten, die bisher in der Kompetenz der Kantone lagen, an den Staat
übertrug. Die Abschaffung der Schranken, die früher den Personen-, Waren-
und Geldverkehr erschwert hatten, ermöglichten nun ein wirtschaftliches
Wachstum.

Die wichtigste Neuerung waren die Schaffung des Zweikammersystems


(National- und Ständerat, deren Sitze in demokratischen Wahlen, an denen bis
1971 allerdings nur Männer teilnehmen durften, besetzt wurden) und des
Bundesrats (bestehend aus sieben gleichberechtigten Mitgliedern; das Amt des
Bundespräsidenten wird turnusgemäss jedes Jahr von einem anderen
Bundesrat ausgeübt).

Die neue Verfassung gab den Bürgern auch verschiedene Rechte und
Freiheiten, so z. B. die Presse- und Religionsfreiheit sowie die freie Wahl des
Wohnorts.

Die neue Bundesversammlung trat am 6. November 1848 erstmals zusammen,


wobei die überwältigende Mehrheit der Abgeordneten Liberale waren. Zuerst
wählte das Parlament die Regierung (sieben liberale Männer) und wurde Bern
zur offiziellen Bundeshauptstadt bestimmt.
888B2.FM

2.7
Schweiz

Trotz dieser Fortschritte war das 19. Jhd. eine schwierige Zeit für viele
Menschen in der Schweiz. Armut, Hunger und schlechte Arbeitsaussichten
führten zu einer Auswanderungswelle, u.a. nach Nord- und Südamerika.

Der Staat Schweiz entwickelt sich über die Jahrhunderte hinweg aus einem
losen Zusammenschluss der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden
(Rütlischwur 1291) zum heutigen aus 26 Kantonen bestehenden Bundesstaat.

Der 1. August – der Tag des Rütlischwurs – ist in der Schweiz der National-
feiertag.

Die Schweiz im 20. Jahrhundert


Innenpolitisch fand ein Wandel in Richtung Mehrparteiensystem statt.
Während zu Beginn des Jahrhunderts eine Partei alle Posten in der Regierung
(Bundesrat) besetzt hielt, waren Ende des Jahrhunderts vier Parteien im
Bundesrat vertreten.

Auch wirtschaftlich gab es riesige Veränderungen. Das Agrarland Schweiz


entwickelte sich zu einem Industriestaat, was zur Folge hatte, dass mehr
Menschen ein- als auswanderten.

Der Lebensstandard der meisten Schweizer/-innen erhöhte sich beträchtlich.


Die Arbeitsbedingungen und die soziale Sicherheit wurden immer besser und
das Warenangebot immer reichhaltiger.

Mit der Entwicklung der Exportwirtschaft änderte sich auch das Verhältnis zu
Europa und dem Rest der Welt.

Politisch blieb die Schweiz zwar neutral – sie beteiligte sich nicht aktiv an den
beiden Weltkriegen – die Neutralität war jedoch immer wieder Gegenstand
heftiger Diskussionen. Vor allem die Fragen nach der Europäischen
Integration der Schweiz und der allgemeinen Globalisierung stellten das
Abseitsstehen der Schweiz immer wieder in Frage.

EU-Beitritt
Das Thema EU-Beitritt ist ein oft diskutiertes Thema in der Schweiz. Die
Meinungen darüber sind gespalten. Bis jetzt ist die Schweiz kein Mitglied, aber
es gibt bilaterale Verträge und die Schweiz hat die Abkommen von Schengen
und Dublin unterzeichnet.

Am Anfang der Schweiz steht ein Freiheitsmythos: Mit einem Schutzbündnis


suchten sich die Bürger gegen mögliche Angriffe auf ihre Freiheiten durch
Feudalherren zu wappnen. Im 19. Jahrhundert bildete sich der demokratische
Bundesstaat im Widerspruch zur Gesellschaftsordnung der in Europa vorherr-
schenden Monarchien. Angesichts der im übrigen Europa gescheiterten
Revolutionen war die Schweiz gleichsam eine freiheitliche Insel mit Presse-,
Petitions- und Vereinsfreiheit. Politisch ist sie heute als Nicht-Mitglied der
Europäischen Union wieder eine Insel; als Land im Herzen Europas pflegt die
Schweiz ein freundschaftlich enges Verhältnis mit der Union und den
Mitgliedstaaten.
(Quelle: http://www.story.presence.ch/de/Home/Addition/)

2.8
Schweiz

Aufgabe 27 Blackboard
Lesen Sie Sitzler: ”Kleiner Exkurs über die erschütterte Seelenlage der
Schweizer”: S. 101 – 120. Erstellen Sie dann ca. 15 offene Fragen für Ihre
Kommilitonen.

Im Folgenden noch eine geschichtliche Übersicht mit Jahreszahlen:

Weitereführende Informationen
Von der Entstehung der Eidgenossenschaft bis zum Höhepunkt der äußeren
Macht
1291: Uri, Schwyz und Unterwalden schließen den Bund der Eidgenossen zur
Sicherung gemeinsamer Interessen. Der deutsche König Adolf anerkennt die
Reichsfreiheit.

Glaubensspaltung und absolute Herrschaft


1527-1531: Die Reformation greift auf die Eidgenossenschaft über. Besonders
Ulrich Zwingli in Zürich und Jean Calvin in Genf verbreiten das neue Gedan-
kengut. Die Schweiz spaltet sich in zwei konfessionelle Lager, die sich erbittert
bekämpfen.

1653: Die schlechte wirtschaftliche Lage nach dem 30jährigen Krieg führt zu
Bauernaufständen, die von der Obrigkeit mit aller Härte niedergeschlagen
werden.

Von Genf über Neuenburg, Basel und Zürich kommen die Ideen der
Aufklärung in die Schweiz.

Die Staatskrise 1798-1848


1798-1803: Nach dem Einmarsch französischer Truppen wird die Schweiz
radikal umgestaltet: Die Helvetische Republik wird ein republikanischer
Einheitsstaat, der stark unter der Kontrolle Frankreichs steht. In der Folge ist
auch die Schweiz Kriegsschauplatz, auf dem sich die europäischen
Gro ßmächte Frankreich, Russland und Österreich bekämpfen.

1803: Nach inneren Unruhen mit mehreren Staatsstreichen gibt Napoleon der
Schweiz eine Mediationsverfassung, die den Kantonen wieder eine gewisse
Eigenständigkeit zurückgibt. Anstelle der alten Untertanengebiete entstehen
neue Kantone: Waadt, Tessin, Thurgau, St. Gallen und Aargau. Hinzu kommt
Graubünden.

1815: Am Wiener Kongress anerkennen die europäischen Grossmächte die


”immerwährende Neutralität” der inzwischen aus 22 Kantonen bestehenden
Schweiz.

1815-1830: Während politisch die alten Herrschaftsformen wieder hergestellt


werden, entwickelt sich die Schweiz wirtschaftlich rasant. Dabei wird die
Expansion des freien Unternehmertums durch die kantonale Aufsplitterung
(Zölle, Masse, Gewichte, Währungen) stark behindert.

1830-1847: Unter dem Druck der wirtschaftlichen Entwicklung schaffen etwa


die Hälfte der Kantone liberale Verfassungen, die den Bürgern wirtschaftliche
und politische Freiheiten garantieren.
888B2.FM

2.9
Schweiz

1848: Die Schweiz wird zu einem liberalen Bundesstaat umgestaltet. Damit


entsteht ein einheitlicher Wirtschaftsraum mit freiem Personen- und Waren-
verkehr. Männer erhalten das Stimm- und Wahlrecht.

Die Entwicklung des neuen Bundesstaats


1848-1874: Die Liberalen (die Freisinnigen) dominieren den neuen
Bundesstaat, die Konservativen sind in der Opposition.
Nach 26 Jahren wird die Verfassung total revidiert: Das Referendumsrecht
wird eingeführt.

1874-1914: Die fortschreitende Industrialisierung führt zu einem schnellen


Aufbau des Eisenbahnnetzes, das mit dem Gotthard- und dem Simplontunnel
2 technische Meisterleistungen aufweist. Der Fremdenverkehr entwickelt sich
rasch.

1898: Die Eisenbahnen werden verstaatlicht. Es entstehen die Schweizerischen


Bundesbahnen (SBB).
Im 19. Jahrhundert schreitet die Industrialisierung voran, vor allem in den
reformierten Gebieten. Anfang des 20. Jahrhunderts ist die Schweiz eines der
am weitesten industrialisierten Länder in Europa.

Der industrialisierte Kleinstaat im 20. Jahrhundert


1914-1918: Während des Ersten Weltkriegs verhält sich die Schweiz neutral.
Doch ist sie einer inneren Zerreissprobe ausgesetzt, denn die Deutschschweizer
sympathisieren mit Deutschland, die französischsprachigen Westschweizer
mit Frankreich.

1920: Das Volk stimmt dem Beitritt der Schweiz zum Völkerbund knapp zu.

1929: Auch die Schweiz leidet unter der Weltwirtschaftskrise.

1939-1945: Im Zweiten Weltkrieg kann sich die Schweiz mit einer Politik des
Widerstands und der Anpassung aus dem Kriegsgeschehen halten.

1945-1970: Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebt die Schweiz einen


Wirtschaftsaufschwung. Er hält lange an, auch dank dem Friedensabkommen
zwischen den Arbeitgeber- und den Arbeitnehmerorganisationen.

1959: Die Wahl des Bundesrats erfolgt erstmals nach der ”Zauberformel”: Je
2 Vertreter der Freisinnig-Demokratischen Partei (FDP), der Christlich-
demokratischen Volkspartei (CVP) und der Sozialdemokratischen Partei (SP)
sowie 1 Vertreter der Schweizerischen Volkspartei (SVP).

1963: Die Schweiz tritt dem Europarat bei.

1971: Das Frauenstimmrecht wird auf Bundesebene eingeführt.

1978: Aus einem Teil des Kantons Bern entsteht der 23. Kanton der Schweiz,
der Kanton Jura.

1986: Das Volk lehnt den Beitritt der Schweiz zu den Vereinten Nationen
(UNO) ab.

2.10
Schweiz

1992: Volk und Stände verwerfen den Beitritt zum Europäischen


Wirtschaftsraum (EWR).

1998: Die bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der Europäischen
Union (EU) werden abgeschlossen.

2000: Das Volk nimmt die bilateralen Verträge zwischen der Schweiz und der
EU an.

2002: Das Volk stimmt dem Beitritt zur UNO zu. Die Schweiz wird am
10. September als 190. Mitglied aufgenommen.

2005: Im Rahmen der bilateralen Abkommen mit der EU stimmt das Volk den
Abkommen von Schengen und Dublin zu.

Aufgabe 28: Blackboard


Wilhelm Tell, Ulrich Zwingli, Jean Calvin – Wer waren diese drei Herren?
Erstellen Sie ein Quiz (Mehrwahlfragen) mit ca. 15 Fragen (pro Person ca.
fünf).

Staat und Politik

Föderalismus
CH: Confoederatio Helvetica
Die Schweiz -La Suisse - La Svizzera - La Svizzra

Der Staat Schweiz ist 1848 entstanden. Damals wurde aus dem losen
Staatenbund autonomer Kantone ein Bundesstaat mit einer modernen
Verfassung: Die Schweiz wurde zu einem der ersten republikanischen Staaten
Europas. Am 1. August feiern die Schweizer mit viel Feuer und Feuerwerk, die
allerersten Anfänge ihres Staates. Im Jahre 1291 schlossen sich die ersten drei
zukünftigen Kantone Uri, Schwyz und Unterwalden zusammen.

Politisch ist die Schweiz in 26 Kantone geteilt. Es gibt deutschsprachige,


französischsprachige und einen italienischsprachigen Kanton, und es gibt
Kantone, in denen deutsch und französisch und einen Kanton (der Kanton
Graubünden), in dem deutsch, italienisch und rätoromanisch gesprochen
wird.
Es gibt Kantone, die praktisch nur aus einer Stadt bestehen, zum Beispiel der
Kanton Genf, und es gibt Kantone, die fast nur aus Bergen und Tälern
bestehen, wie der Kanton Uri. Im kleinen Halbkanton Basel-Stadt mit seinen
37 km 2 leben mehr Menschen (188.500) als im Kanton Graubünden
(7105 km 2), in dem sich die 186.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf
150 Täler verteilen. Der Kanton Zürich hat über eine Million Einwohnerinnen
und Einwohner, andere Kantone füllen mit ihrer Bevölkerung nur ein kleines
Fußballstadion, wie zum Beispiel der Kanton Appenzell Innerrhoden mit
14.900 Einwohnenden. Es gibt ältere und jüngere Kantone, der jüngste ist der
Kanton Jura, der sich 1979 vom Kanton Bern trennen konnte, nachdem diese
Trennung 1978 von einer Mehrheit der Schweizer Stimmenden gutgeheiâen
worden war. Drei Kantone bestehen aus je zwei Halbkantonen.
888B2.FM

2.11
Schweiz

Die Kantone: 26 kleine Republiken


Jeder Kanton hat seine eigene Verfassung, seine Regierung, sein Parlament,
seine Gerichte, seine Gesetze, die natürlich mit denen des Bundes kompatibel
sein müssen. Die Verwaltungsautonomie und die Entscheidungsfreiheit sind
aber sehr groß. Zum Beispiel hat jeder Kanton seine eigene Polizei und jeder
Kanton bestimmt selbst die Höhe der Steuern.

Die Kantone
Aargau
Appenzell Ausserrhoden
Appenzell Innerrhoden
Basel-Landschaft
Basel-Stadt
Bern
Freiburg
Genf
Glarus
Graubünden
Jura
Luzern
Neuenburg
Nidwalden
Obwalden
Schaffhausen
Schwyz
Solothurn
St. Gallen
Tessin
Thurgau
Uri
Waadt
Wallis
Zug
Zürich

Die kleinste politische Einheit ist die Gemeinde


Die Kantone unterteilen sich in Gemeinden. Eine Schweizerin ist zuerst
Bürgerin einer Gemeinde und dadurch automatisch Bürgerin eines Kantons
und Schweizerbürgerin. Natürlich gilt das auch für die Männer.

Es gibt über 3000 Gemeinden. Die Größe der Gemeinden variiert zwischen
0,3 km2 und 282 km2. In einigen Gemeinden leben mehr Menschen als in den
kleinsten Kantonen, in anderen lediglich 100 bis 200. Mehr als die Hälfte aller
Gemeinden haben weniger als 1000 Einwohnerinnen und Einwohner. Nur vier
Prozent aller Gemeinden sind Städte mit mindestens 10.000 Einwohnenden. In
diesen Städten leben etwa die Hälfte aller Einwohnerinnen und Einwohner der
Schweiz. Die durchschnittliche Gemeindegröße in der Schweiz gehört
europaweit zu den kleinsten: nur in Frankreich, Griechenland und Island sind
die durchschnittlichen Einwohnerzahlen pro Gemeinde noch niedriger.

Wie die Kantone haben auch die Gemeinden ihre eigenen Behörden. In eigener
Verantwortung oder im Auftrag von Bund oder Kanton sind die Gemeinden
unter anderem für die Einwohnerkontrolle, Sicherheit, Schule und Bildung,

2.12
Schweiz

Gesundheits- und Verkehrswesen sowie den Einzug der eidgenössischen,


kantonalen und kommunalen Steuern zuständig.

In der Schweiz gibt es eine tief verwurzelte Tradition, öffentliche Aufgaben


nebenberuflich auszuüben. Das bekannteste Beispiel dieses so genannten
Milizsystems ist die Armee, die zum größten Teil aus nebenberuflichen
Soldaten und Offizieren besteht. Auch die politischen Ämter werden
größtenteils nebenamtlich ausgeübt – sogar die Mitglieder der eidgenössischen
Räte (Parlament auf Bundesebene) sind keine Berufspolitikerinnen und –
politiker. Wegen der großen zeitlichen Belastung und der zum Teil geringen
Entschädigungen haben kleine Gemeinden immer mehr Mühe, Leute für ihre
politischen Ämter zu finden.

Confoederatio Helvetica
Der offizielle Ausdruck ”Confoederatio Helvetica” wurde nach der Schaffung
des Bundesstaates 1848 eingeführt. Seit 1879 findet er sich auf Münzen. Die
Abkürzung ”CH” hat sich seit dem internationalen Übereinkommen über die
Zulassung von Kraftfahrzeugen 1909 als Kurzbezeichnung für die Schweiz und
alles Schweizerische etabliert.

Confoederatio heißt ”Bündnis” auf Lateinisch, der Ausdruck Helvetica bezieht


sich auf den keltischen Stamm der Helvetier, der zur Zeit der römischen
Eroberung im Gebiet der heutigen Schweiz sesshaft war.

Direkte und indirekte Demokratie


Schweizerinnen und Schweizer wählen nicht nur Abgeordnete in die verschie-
denen Parlamente auf kommunaler, kantonaler und nationaler Ebene, sie
haben auch die Möglichkeit, darüber abzustimmen, ob sie mit den Gesetzen
einverstanden sind, die ”ihre” Abgeordneten einführen wollen.
Auâerdem können sie selber aktiv werden und Änderungen vorschlagen,
indem sie sogenannte Volksinitiativen lancieren. Es gibt allerdings zwei Bedin-
gungen für diese Vorschläge: sie dürfen weder der schweizerischen Verfassung
noch dem internationalen Recht widersprechen.

Exekutive: der Bundesrat


Der Bundesrat hat 7 Mitglieder. Bundespräsidentin oder Bundespräsident ist
jedes Jahr ein anderes Mitglied. Das Amt des Bundespräsidenten/der Bundes-
präsidentin beinhaltet in erster Linie Repräsentationspflichten. Daneben führt
er oder sie sein oder ihr Departement weiter.
Stabsstelle des Bundesrates ist die Bundeskanzlei. Die Kanzlerin oder der
Kanzler, manchmal bezeichnet als ”achter Bundesrat”, nimmt an den
wöchentlichen Bundesratssitzungen teil, hat dabei beratende Stimme und
kann Anträge stellen.
Die Mitglieder des Bundesrats werden nicht vor der Öffentlichkeit
abgeschirmt. Es ist ganz normal, Mitglieder des Bundesrats alleine, also ohne
Bodyguards, im Tram oder Bus zu sehen. Man kann sie dort auch ungehindert
ansprechen, wenn man will.
888B2.FM

2.13
Schweiz

Bundesratsparteien (”Neue Zauberformel” ab 2003)

Parteizugehörigkeit der Schweizer Regierung:


Schweizerische Volkspartei (SVP) 2
Sozialdemokratische Partei (SP) 2
Freisinnig-Demokratische Partei (FDP) 2
Christlichdemokratische Volkspartei (CVP) 1

Neutralität und Isolationismus


Werbung für die Ablehnung des Referendums zur zukünftigen Rolle der
Schweizer Armee im Ausland (2001). Der Ausdruck ”fremde Händel” (fremde
Konflikte) stammt von Niklaus von Flüe, der im 15. Jahrhundert lebte.

Während mehr als 500 Jahren dominierte das Motto: ”Mischt Euch nicht in
fremde Händel” des bekannten Heiligen Niklaus von der Flüe (1417-1487) die
Schweizer Politik. Die Schweiz ist seit 1515 neutral, was nach den Napoleoni-
schen Kriegen 1815 von den europäischen Großmächten auch anerkannt
wurde. Kein anderes Land in Europa kann auf eine so lange Tradition der
Neutralität zurückblicken: Schweden ist seit 1815, Irland seit 1921, Finnland
seit 1948 und Österreich seit 1955 neutral.

Neutralität bedeutet, sich nicht in Kriege anderer einzumischen. Die Rechte


und Pflichten neutraler Staaten zu Kriegszeiten wurden von der internatio-
nalen Gemeinschaft 1907 festgelegt. In Friedenszeiten können neutrale Staaten
ihre eigenen Regeln bestimmen, es gilt jedoch allgemein als selbstverständlich,
dass sie keinen militärischen Bündnissen wie der NATO beitreten.

Der Status der Neutralität hat die Schweiz nicht nur vor Kriegen bewahrt,
sondern auch verhindern helfen, dass einzelne Sprachregionen in Versuchung
geraten wären, sich außerhalb des Landes zu verbünden und allenfalls ein
Auseinanderfallen der Schweiz herbeizuführen.

Seit dem Ende des Kalten Krieges hat die Schweiz ihr Neutralitätsverständnis
etwas gelockert. Da sich die Rolle der NATO gewandelt hat – sie leistet
vermehrt friedenserhaltende Einsätze – ist die Schweiz 1996 der NATO-
Partnerschaft für den Frieden beigetreten mit der Option, jederzeit wieder
austreten zu können.

Als unbewaffnete Schweizer Soldaten 1999 zur Unterstützung der UNO-


Friedenstruppen in den Kosovo gesandt wurden, führte das in der Schweiz zu
vielfältigen Diskussionen über die Neutralität.

Eine Umfrage von 2001 zeigte, dass 83% der Schweizer Bevölkerung zwar für
die Beibehaltung der Neutralität sind, gleichzeitig jedoch auch die Akzeptanz
für friedenserhaltende Auslandeinsätze der Armee zunimmt.

Am 10. Juni 2001 entschied sich denn auch eine (knappe) Mehrheit der
Stimmenden für eine Öffnung der Schweiz: künftig sind sowohl (zum Selbst-
schutz) bewaffnete, friedenserhaltende Auslandeinsätze als auch eine
vermehrte Übungs-Zusammenarbeit mit anderen Armeen erlaubt.
2002 traten die ersten bewaffneten Schweizer Soldaten ihren Dienst in Kosovo
an.

2.14
Schweiz

Vermittlerrolle
Dank ihrer Neutralität tritt die Schweiz öfter als Vermittlerin auf. Außerdem
vertreten Schweizer Diplomaten in einigen Fällen die Interessen von Ländern,
die untereinander keinen offiziellen Kontakt haben. So vertritt die Schweiz
zum Beispiel die Interessen der USA in Kuba und im Iran sowie die Interessen
Kubas in den USA.

Die Schweiz bietet ihr neutrales Territorium auch für heikle Treffen und
Konferenzen an. So fand unter anderem 1985 das erste Treffen zwischen den
Präsidenten der Sowjetunion und der USA (Michail Gorbatschow und Ronald
Reagan) in Genf statt. US Präsident Bill Clinton und der syrische Präsident
Assad trafen sich im Jahr 2000 in äußerst schwieriger Mission ebenfalls in Genf.
In der Schweiz fanden schon Gespräche zwischen Regierungen und Oppositio-
nellen statt (z. B. aus Kolumbien, Spanien, Indonesien und Sri Lanka), und
auch über eine Beilegung des Konflikts auf der geteilten Insel Zypern wurde
schon in der Schweiz verhandelt.

Genf ist die ”internationale Hauptstadt” der Schweiz und beherbergt rund
200 internationale Organisationen wie das Internationale Komitee vom Roten
Kreuz oder den europäischen Sitz der UNO.

Bundesrat und Nationalrat


Die Regierung der Schweiz besteht, wie bereits erwähnt, aus den sieben
Mitgliedern des Bundesrats, die von der Vereinigten Bundesversammlung für
eine vierjährige Amtsdauer gewählt sind.

Der Bundespräsident ist nur für ein Jahr gewählt und gilt in dieser Zeit als
Primus inter pares, das heiât Erster unter Gleichgestellten. Er leitet die
Bundesratssitzungen und übernimmt besondere Repräsentationspflichten.

Nationalrat
Der Nationalrat zählt 200 Mitglieder. Er vertritt das Schweizer Volk. Beim
heutigen Bevölkerungsstand kommt auf je 35.000 Einwohnerinnen und
Einwohner 1 Sitz. Jeder Kanton und jeder Halbkanton bildet einen Wahlkreis,
der mindestens eine Vertreterin oder einen Vertreter wählt, selbst dann, wenn
seine Bevölkerung unter 35.000 Einwohnerinnen und Einwohnern liegt.

In den Nationalrat kann jede stimmberechtigte Schweizer Bürgerin oder jeder


stimmberechtigte Schweizer Bürger weltlichen Standes gewählt werden. Das
Stimm- und Wahlfähigkeitsalter erreicht man mit 18 Jahren.

Die Wahlbeteiligung betrug 1971: 57 Prozent, 1975: 52 Prozent, 1979:


48 Prozent, 1983: 49 Prozent, 1987: 47 Prozent, 1991: 46 Prozent, 1995:
42 Prozent, 1999: 43.4%. Im Jahr 1995 konnten sich erstmals Auslandschwei-
zerinnen und Auslandschweizer an den Wahlen beteiligen. Der Nationalrat
wird alle vier Jahre, und zwar am vorletzten Sonntag im Oktober gewählt.

Ständerat
Der Ständerat setzt sich aus 46 Vertreterinnen oder Vertretern der Schweizer
Kantone zusammen. Jeder Kanton wählt zwei, jeder Halbkanton (AI/AR, BL/
BS, NW/OW) eine Vertreterin oder Vertreter. Zürich mit über 1 Million
Einwohnerinnen und Einwohnern wählt ebenso zwei Vertreterinnen oder
888B2.FM

2.15
Schweiz

Vertreter wie der Kanton Uri, der rund 36.000 Einwohnerinnen und
Einwohner zählt.

Politik
Sehen Sie sich zuerst das youtube-Fragment an (Link in Blackboard).

SVP
Die SVP wäre für einen EU-Beitritt. Sehen Sie sich politischen Slogan an (Link
in Blackboard).

Aufgabe 29
Lesen Sie Sitzler: Die vereinigten Kantone von Helvetien. S. 171 – 186 und
machen Sie sich Notizen zu folgenden Stichwörtern: Frauenwahlrecht,
Aufgaben der Kantone, Bundesregierung/Bundesrat/Bundespräsident,
Konkordanzdemokratie, Zauberformel.

Aufgabe 30: Blackboard


Sehen Sie sich das Video an (Link in Blackboard). Formulieren Sie 10 Fragen.

Mehrsprachigkeit
Sprachen
63,7% Deutsch
19,2% Französisch
7,6% Italienisch
0,6% Rätoromanisch (im Kanton Graubünden 17,1%)
8,9% andere Sprachen

Sprachen in der Schweiz

Deutsch
In der deutschsprachigen Schweiz lebt die Mehrheit der Bevölkerung. In
18 von 26 Kantonen spricht man vorwiegend schweizerdeutsche Dialekte.

Französisch
Im Westen des Landes, in der Suisse romande, spricht man Französisch.
4 Kantone sind französischsprachig: Genf/Waadt/Neuenburg/Jura. 3 Kantone
sind zweisprachig: in Bern, Freiburg und im Wallis spricht man Deutsch und
Französisch.

Italienisch
Im Tessin und in 4 südlichen Tälern Graubündens wird Italienisch
gesprochen.

Rätoromanisch
Das Rätoromanische, das von einer verschwindend kleinen Minderheit
gesprochen wird, kennt fünf verschiedene Sprachen, die auch je über eine
Schriftsprache verfügen. Als Kompromiss zwischen diesen Sprachen wurde
1982 mit dem ”Rumantsch Grischun” eine künstliche Standardsprache
geschaffen, die vor allem für amtliche Zwecke verwendet wird. In den Medien
oder in literarischen Werken leben die einzelnen Sprachen jedoch weiter.
Der Kanton Graubünden ist mehrsprachig. Man spricht dort Deutsch, Italie-
nisch und Rätoromanisch. Die Rätoromanen sind mit 0,5% der Bevölkerung

2.16
Schweiz

die kleinste Schweizer Sprachgruppe. Innerhalb dieser Gruppe gibt es also fünf
beziehungsweise sechs verschiedene Sprachen: Sursilvan, Sutsilvan, Surmiran,
Puter und Vallader. Seit 1982 gibt es zusätzlich das Rumantsch Grischun, das
ein sprachlicher Kompromiss zwischen den fünf rätoromanischen Sprachen
ist.
Zur Sprachenvielfalt tragen außerdem die vielen in der Schweiz wohnenden
Ausländer/-innen bei. Es gibt in der Schweiz immer mehr Menschen, deren
Muttersprache keine der vier ”Schweizersprachen” ist.

Wer sind die Schweizer?


Sehen Sie sich zuerst das Video über den ”typischen Schweizer” an (Link in
Blackboard).

Man muss es sagen: Die ”Schweizer” – wenn das Wort einen Sinn hat, und
ich möchte damit nur die Gesamtheit der Individuen bezeichnen, die
politisch zur Schweiz gehören – sind zweifellos ordentlich, sorgfältig,
pflichtbewusst, aber sie sind auch engstirnig. Sie sind aktiv, aber innerhalb
ihres Territoriums; sie kapseln sich ab, weil sie auf Ruhe bedacht sind. Und
kann man nicht sogar sagen, dass sie dieser Ruhe, dank der sie so fleissig an
der Perfektionierung ihres eigenen Haushalts arbeiten können, alles
geopfert haben.
(Charles-Ferdinand Ramuz (1878-1947), bedeutendster Autor der französischsprachigen Schweiz.)

Es gibt viel, was die Deutschen von den Schweizern nicht wissen. Schweizer
sind nicht gutmütig. Schweizer rempeln einander ständig an. Schweizer
fragen im Wirtshaus die Kellnerin um Erlaubnis, ob sie noch ein Bier
trinken dürfen. Schweizer sind gleichzeitig brave Bünzli (Spießer) und
smarte Geschäftsleute. Sie können sich dem Ausland in einem Moment
gleichzeitig überlegen und unterlegen fühlen. Schweizer haben einen viel
tieferen Widerwillen gegen die Deutschen, als diese ahnen. Aber sie
bewundern sie auch viel mehr. Die Schweizer haben in letzter Zeit viele
Sympathien verloren, weil sie sich standhaft gegen einen EU-Beitritt
wehren. Was geht in den Schweizern vor?
(Susann Sitzler: Grüezi und Willkommen. S. 10.)

Die Bevölkerung in der Schweiz


Die Vielsprachigkeit, das steigende Durchschnittsalter und der hohe Anteil der
Ausländerinnen und Ausländer an der Gesamtbevölkerung zeichnen die
Bevölkerungsentwicklung der Schweiz aus. Von den rund 7,4 Millionen
Einwohnerinnen und Einwohnern haben über 20% keinen Schweizer Pass.
Dieser Anteil schwankt zwischen 8% in ländlichen Kantonen wie Uri und 39%
im Kanton Genf.

Der Altersdurchschnitt steigt, weil die Menschen länger leben und weniger
Kinder haben. In der Schweiz werden vier offizielle Landessprachen und
zahlreiche Dialekte gesprochen.

Seit 1972 werden weniger Kinder geboren, als für den Fortbestand nötig wäre.
1998 war die Sterberate unter Schweizer Bürgerinnen und Bürgern höher als
die Geburtenrate – dies erstmals seit der Einführung der Statistik über Todes-
fälle und Geburten im Jahre 1871. Dank vermehrter Einbürgerungen hat die
Anzahl Schweizerinnen und Schweizer trotzdem leicht zugenommen. Im
888B2.FM

2.17
Schweiz

Vergleich zu anderen Ländern ist die Einbürgerungsrate in der Schweiz jedoch


relativ gering und der Anteil an Ausländerinnen und Ausländern mit nahezu
20 Prozent recht hoch.

Frühere Auswanderer
Die Schweiz war nicht immer ein reiches Land. Vor dem Zweiten Weltkrieg
gab es mehr Schweizer/-innen, die ihre Heimat verließen als Ausländer/-innen,
die einwanderten. Die meisten Emigranten flohen vor der Armut. Zwischen
1400 und 1848 verdienten viele Schweizer ihren Lebensunterhalt als Söldner in
fremden Armeen. Im 19. Jahrhundert wanderten viele Käser nach Russland
aus. Der Tilsiter-Käse erhielt seinen Namen von der russischen Stadt, in der er
kreiert worden war.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts flüchteten auch einige Schweizerinnen und


Schweizer aus religiösen Gründen. So sind zum Beispiel die Amischen in den
USA Nachfahren von aus der Schweiz ausgewanderten Angehörigen dieser
religiösen Bewegung.

Zwischen 1850 und 1914 verließen rund 400.000 Schweizer Bürger/-innen ihre
Heimat. An einigen Orten in Nord- und Südamerika wurden sogar Schweizer
Kolonien gegründet, die oft die Namen der Heimatorte von Ausgewanderten
erhielten. In den USA gibt es 16 Städte und Dörfer, die den Namen ”Lucerne”
tragen.

Was ist an der Schweiz bemerkenswert?


In der Schweiz gibt es zwar vier offizielle Landessprachen, doch außer dem
Rätoromanischen ist keine dieser Sprachen eigentlich ”schweizerisch”. In der
Westschweiz spricht man Französisch und hat deshalb häufig einen engeren
Kontakt zur Kultur und Literatur aus Frankreich als derjenigen der anderen
Schweizer Landesteile. Auch das Verhalten unterscheidet sich je nach Region.
Menschen aus der Romandie und dem Tessin wirken tendenziell etwas
spontaner und lebenslustiger, als Deutschschweizerinnen und Deutschsch-
weizer.

In den verschiedenen Sprachregionen gibt es auch unterschiedliche Tradi-


tionen und Ernährungsgewohnheiten. Die gemeinsame Geschichte der
Sprachregionen ist erst rund 200 Jahre alt. Vor der Besetzung durch Napoleon
1798 gab es in der Schweiz herrschende und Untertanen-Gebiete. So waren die
Bewohnerinnen und Bewohner des heutigen Kantons Waadt beispielsweise
Bern untertan und hatten nicht die gleichen Rechte wie die Berner.

Manchmal haben die Schweizerinnen und Schweizer selber Mühe zu


beschreiben, was sie – außer dem Pass – mit ihren Landsleuten aus den anderen
Sprachregionen verbindet. In diesem Zusammenhang wird oft von der so
genannten Willensnation gesprochen: man bildet freiwillig eine Einheit, ohne
einheitlich zu sein.

Übersetzungskultur
In den Läden sind die meisten Produkte Deutsch, Französisch und Italienisch
angeschrieben, zumindest aber Deutsch und Französisch. Jedes Kind, das lesen
kann, weiß bereits sehr früh, dass z. B. Milch auf Französisch ”lait” und auf
Italienisch ”latte” heißt, da dies auf allen Milchpackungen steht.

2.18
Schweiz

Firmen und Behörden geben viel Geld aus für Übersetzungen. Der Bund
beschäftigt viele vollamtliche Übersetzerinnen und Übersetzer, damit die
wichtigsten Dokumente in den drei offiziellen Landessprachen zugänglich
sind.

Das Englische als ”internationale” Sprache gewinnt immer mehr an Gewicht.


Am Auffälligsten ist die Präsenz der (mehr oder weniger korrekten) englischen
Sprache in der Werbung, die ein eher jugendliches Publikum erreichen will.
Vor allem in den Naturwissenschaften ist das Englische zur wichtigsten
Sprache geworden - viele Publikationen aus diesem Bereich werden nur noch
auf Englisch veröffentlicht.

Auf den Schweizer Briefmarken wird das Problem der vielen Sprachen damit
gelöst, dass das Land ”Helvetia” genannt wird.

Lesen Sie auch folgenden Zeitungsartikel: Werbestrategien in der Schweiz.

(Quelle: Geo Special Schweiz. Nr. 2 April /Mai 2002, S 138 / 139.)
888B2.FM

2.19
Schweiz

Abb. 3.

2.20
Schweiz

Abb. 4.
888B2.FM

2.21
Schweiz

Familienleben
Familien werden in der Schweiz relativ spät gegründet. Die Frauen sind bei der
Eheschließung im Durchschnitt 29 und die Männer über 30 Jahre alt. Häufig
wird, wenn überhaupt, erst geheiratet, wenn das erste Kind unterwegs ist.

Die Zeit der Großfamilien ist vorbei: heute ist die Kleinfamilie mit einem bis
zwei Kindern die Norm. Mehr Kinder können sich viele junge Paare finanziell
kaum leisten, denn große Wohnungen sind teuer und günstige Betreuungs-
möglichkeiten selten.

Kulturelle Unterschiede
Die Schweiz liegt im Schnittpunkt dreier großer europäischer Sprachkulturen
und die einzelnen Sprachgebiete orientieren sich kulturell an ihrer eigenen
sprachlichen Region und an den gleichsprachigen Nachbarländern. Wer im
Tessin wohnt und etwas anderes schauen will, als das italienischsprachige
Schweizer Fernsehprogramm, wird nicht auf einen anderssprachigen
Schweizer Sender ausweichen, sondern auf einen italienischen Sender zappen.

Genau gleich handeln die Menschen in der deutsch- und französischspra-


chigen Schweiz. Trotz der Nähe zu anderen Sprachregionen ist die Sprache
auch in der Schweiz eine Barriere, die nur überwunden wird, wenn dies z. B. in
der Schule, im geschäftlichen Umgang oder mit guten Freunden notwendig ist.
Es gibt natürlich auch Menschen, die einfach aus sprachlichen und kulturellen
Interessen Bücher in fremden Sprachen lesen – diese bilden jedoch auch in der
Schweiz eine Minderheit.

Bei kulturellen Einflüssen aus den Bereichen Gastronomie, Kunst oder Musik
sind die Barrieren viel kleiner. Schweizerinnen und Schweizer essen gerne
Gerichte aus anderen Kulturen, hören oft Musik, deren Texte sie nicht oder
kaum verstehen oder interessieren sich für Kunst, deren Botschaften sehr oft
ohne Worte auskommen.

Bei internationalen Anlässen wie sportlichen Wettkämpfen siegt jedoch


praktisch immer der Patriotismus: da ist man für die Schweiz, auch wenn die
Siegerin oder der Sieger nicht die eigene Muttersprache spricht.

Aufgabe 31: Einsen- Lesen Sie die beiden Kapitel von Sitzler: ”Hoi Stöff, wo isch’s Käthi” und
deaufgabe ”E Stange Panache nach Feierabend”. S. 71 – 100 und ”Vom richtigen Dessert
und den falschen Flaschen”. S. 138 – 153.
Sie spielen eine Talkshow im deutschen Fernsehen. Ein deutscher Moderator/
eine deutsche Moderatorin hat Schweizer und Deutsche zur Gesprächsrunde
eingeladen. Sie sprechen über das Thema: ”Gewohnheiten und Charakter der
Schweizer”. Welche Eigenschaften haben Schweizerinnen und Schweizer? Gibt
es die Schweizerin, den Schweizer überhaupt? Was heißt überhaupt Volk und
Nation? Wie würden Sie denn Ihr Land charakterisieren? Verarbeiten Sie die
beiden Kapitel in Ihrer Talkshow. Arbeiten Sie die Dialoge schriftlich aus.

Die Talkshow
Wie macht man eine Talkshow?

Thema und Teilnehmende


Wählen Sie aus den Materialien, die Sie bearbeitet haben, ein Thema oder
mehrere Themen aus.

2.22
Schweiz

Rollen
Die Teilnehmenden versetzen sich in die Rolle der Schweizer. Was Sie in dieser
Rolle sagen, muss nicht Ihre Meinung sein; es gilt, in Ihrem Sprechen und
Verhalten zu zeigen, dass Sie sich auskennen.
Die Rolle der Moderatorin oder des Moderators ist sehr wichtig.
Sie oder er:
• erklärt den Zuhörerinnen und Zuhörern das Diskussionsthema
• stellt die Personen vor
• gibt den Diskutierenden das Wort
• führt neue Themen oder Argumente ein, wenn das Gespräch stoppt
• fragt Gesprächsteilnehmende nach ihrer Meinung
• fasst zusammen und stellt neue Fragen
• schließt das Gespräch, bedankt sich bei den Teilnehmenden und beim
Publikum.

Auch das Publikum hat eine wichtige Rolle. Es zeigt Einverständnis oder auch
Missbilligung und kann somit das Gespräch beeinflussen.
Gesprochene Sprache ist nicht geschriebene Sprache!

Die Beziehung zu den Deutschen


Sehen Sie sich zur Einführung das youtube-Video an (Link in Blackboard), ein
Gespräch zwischen einem Deutschen und einem Schweizer.

Aufgabe 32
Lesen Sie Sitzler: ”Grüezi und Willkommen in der Schweiz, du Sauschwoob!”
S. 14 – 23.

”Sie mögen uns. Aber wir mögen sie nicht. Sie sehen gleich aus, aber sie
verhalten sich anders. Das ist etwa der Grundkonflikt des Alltags zwischen
den Schweizern und den Deutschen.”

Beantworten Sie folgende Frage schriftlich:


Welche Charaktereigenschaften kennzeichnen die Deutschen, welche die
Schweizer? Ergänzen Sie die Tabelle:

Deutsche Schweizer
Sie meckern sofort, wenn sie etwas nicht bekom- Sie verhalten sich sehr zuvorkommend, wechseln
men. sofort in die Hochsprache über, wenn sie mit
einem Deutschen sprechen.

Peter Bichsel: Wie deutsch sind die Deutschen?


Ich achtete auf deutsche Sätze im Speisewagen, im Restaurant und auf der
Straße. Ich schrieb die Sätze auf und legte sie meinen Studenten (aus
Deutschland) vor. Ich fand die Sätze eigenartig oder komisch., sie aber
fanden nichts besonderes daran, sie sagten: ”Ja, so spricht man.”
Zwei Beispiele:
”Dürfen wir hier Platz nehmen, es kommt nachher dann sogar noch einer
dazu, darf der dann auch Platz nehmen?”
”Herr Ober, wir haben uns eben da rüber gesetzt, weil wir jeden Sonnen-
strahl ausnützen wollen.”
Als Schweizer halte ich das für Papiersprache. So spricht man nicht. So
schreibt man höchstens, wenn man schlecht schreibt. Wir würden das auf
Schweizerdeutsch kürzer machen oder sein lassen.
(Zitiert aus ”Literatur und Landeskunde”.)
888B2.FM

2.23
Schweiz

Das Fragment von Peter Bichsel zeigt die Verschiedenheit der Perspektive,
unter der dieselbe Realität wahrgenommen wird – sei es die gleiche Sprache,
die doch unterschiedlich verwendet wird. Auf den unterschiedlichen Sprach-
gebrauch und die Sprachvarietäten werden wir in KLT5 näher eingehen.

Franz Hohler: Daheim


Daheim bin ich, wenn ich in die richtige Höhe greife, um auf den Licht-
schalter zu drücken.
Daheim bin ich, wenn meine Füße die Anzahl der Treppenstufen von selbst
kennen.
Daheim bin ich, wenn ich mich über den Hund der Nachbarn ärgere, der
bellt, wenn ich meinen eigenen Garten betrete.
Würde er nicht bellen, würde mir etwas fehlen.
Würden meine Füße die Treppenstufen nicht kennen, würde ich stürzen.
Würde meine Hand den Schalter nicht finden, wäre es dunkel.

(Zitiert aus ”Literatur und Landeskunde”)

Aufgabe 33: Die Bedeutung von Wörtern, Situationen und Sprechhandlungen können in
Einsendeaufgabe jeder Kultur anders sein. Das klingt zwar sehr logisch, dennoch hat man immer
wieder die Neigung zu sehr von seinem eigenen Referenzrahmen und in Folge
davon von identischen Bedeutungen auszugehen.
Lesen Sie den obenstehenden Text von Franz Hohler ”Daheim”. Beantworten
Sie danach die Fragen:
• Was bedeutet Heimat für Sie? Was verstehen Sie darunter?
• Heimat, das ist, wenn…

Verfassen Sie einen Text wie Franz Hohler zu diesem Thema.

Aufgabe 34: Einwandererpolitik: Nicht jeder kann ein Schweizer sein…


Einsendeaufgabe Wie verhält sich die Schweiz gegenüber Ausländern? Was für eine Politik
betreiben die Schweizer in dieser Hinsicht?
Lesen Sie vorab in Sitzler das Kapitel: Nicht jeder kann ein Schweizer sein,
S. 187 – 200.

Fassen Sie das Kapitel schriftlich zusammen. Gehen Sie auch auf obenstehende
Fragen ein. Verfassen Sie einen kurzen Zeitungsartikel zu diesem Thema
(ca. 150 Wörter).

Schule und Studium in der Schweiz

Schweizerisches Bildungswesen
In der Schweiz ist die Organisation des Bildungswesens auf allen Stufen eine
Staatsaufgabe. Die Zuständigkeit für die Bildung ist zwischen dem Bund, den
Kantonen und den Gemeinden aufgeteilt, wobei die Hauptzuständigkeit bei
den Kantonen liegt.

Das schweizerische Bildungswesen ist dezentral organisiert. Auf nationaler


Ebene gibt es kein Ministerium für Bildung und Erziehung. Mit der dezen-
tralen Organisation wird den unterschiedlichen Kulturen und Sprachen in der
Schweiz Rechnung getragen.

2.24
Schweiz

Gesamtschweizerisch einheitlich geregelt sind der Schuleintritt (Alter), der


Beginn und die Dauer des Schuljahres sowie die Dauer der obligatorischen
Schulzeit. Ansonsten hat jeder Kanton seine eigenen Schulgesetze und auch die
Gemeinden verfügen über eine relativ grosse Autonomie, was lokal angepasste
Lösungen ermöglicht.

Harmonisierung
Im Mai 2006 wurde ein wichtiger Schritt in Richtung Zentralisierung des
Schulsystems gemacht: in einer Volksabstimmung sprach sich eine überwälti-
gende Mehrheit der Stimmenden dafür aus, dass sich die Kantone in wichtigen
Fragen einigen müssen. Sollten sich die Kantone nicht einigen können, hat der
Bund neu die Kompetenz, eine gesamtschweizerische Lösung anzuordnen.

Weiter sind Projekte zur verbindlichen Harmonisierung der Volksschule im


Bereich der Unterrichtssprache, der Fremdsprachen, der Mathematik und der
Naturwissenschaften im Gange. Damit soll die Qualitätssicherung auf gesamt-
schweizerischer Ebene erreicht werden.
Eine verstärkte Angleichung der kantonalen Bildungssysteme erleichtert die
Mobilität der Lernenden innerhalb der Schweiz.

Strukturanpassungen
Das Schulsystem muss sich verändernden Familien- und Erwerbsstrukturen
anpassen.
Im Gegensatz zu früher sind heute eine Mehrheit der Mütter schulpflichtiger
Kinder arbeitstätig. Die Unterrichtszeiten tragen dem jedoch wenig Rechnung:
in den meisten öffentlichen Schulen gibt es eine längere Mittagspause, in der
die Kinder nach Hause gehen. Zudem können die Stundenpläne je nach Klasse
variieren, was konkret bedeutet, dass Kinder aus der gleichen Familie zu unter-
schiedlichen Zeiten in die Schule gehen und/oder von der Schule nach Hause
kommen.

Vor allem in städtischen Gebieten und Agglomerationen gibt es heute so


genannte Tagesschulen, in denen die Kinder während der Mittagspause und
nach dem Unterricht – gegen Bezahlung – betreut werden. In verschiedenen
Kantonen und Gemeinden wird die Diskussion um die Einführung von Block-
zeiten geführt.

Primarstufe
Die obligatorische Schulzeit dauert in der Schweiz neun Jahre. Vorher
besuchen die Kinder für ein oder zwei Jahre den Kindergarten. Der Schulein-
tritt erfolgt in der Regel im Alter von sechs bis sieben Jahren. Die Primarstufe
dauert – je nach Kanton – vier bis sechs Jahre. Danach besuchen die Schüle-
rinnen und Schüler die Sekundarstufe I.

Sekundarstufe I
Je nach Kanton existieren verschiedene Strukturmodelle auf Sekundarstufe I:
Die Mehrheit der Kantone führt Modelle, in denen die Schülerinnen und
Schüler je nach Leistungsfähigkeit entweder in Züge mit Grundansprüchen
oder in solche mit erweiterten Ansprüchen eingeteilt werden. Eine Minderheit
der Kantone verzichtet auf diese Trennung. Hier werden alle SchülerInnen im
gleichen Strukturmodell (integrierte Form) unterrichtet.
888B2.FM

2.25
Schweiz

Die öffentlichen Schulen geniessen einen guten Ruf. Dies zeigen die Resultate
der internationalen Schulleistungsvergleichsstudie PISA (2000, 2003), bei der
die öffentlichen Schulen gegenüber den Privatschulen bessere Ergebnisse
erzielten. 95% der Schülerinnen und Schüler absolvieren die obligatorische
Schulzeit denn auch in der öffentlichen Schule ihres Wohnortes, lediglich 5%
besuchen Privatschulen.

Die öffentlichen Schulen vermitteln nicht nur Fachwissen, sondern erfüllen


eine wichtige Integrationsfunktion: Kinder mit unterschiedlichem sozialem,
sprachlichem und kulturellem Hintergrund besuchen die gleiche Schule. Für
die Schweiz mit ihren vier Landessprachen hat die Mehrsprachigkeit eine
grosse Bedeutung: Bereits während der obligatorischen Schulzeit lernen die
Kinder – neben der Erstsprache – eine zweite Landessprache und Englisch.

Sekundarstufe II
90% der jungen Schweizerinnen und Schweizer bilden sich nach der obligato-
rischen Schule weiter. Mit dieser Quote liegt die Schweiz an der Spitze aller
OECD-Länder.

Tertiäre Ausbildungen
Die Schweiz bietet auf Tertiärstufe verschiedene attraktive Ausbildungs-
möglichkeiten. Je nach beruflichem oder allgemein bildendem Erstabschluss
können die angehenden Studierenden eine Ausbildung an einer Hochschule
(Universität, Eidgenössische Technische Hochschule, Fachhochschule,
Pädagogische Hochschule) oder eine weitere Ausbildung auf Tertiärstufe
(höhere Fachschule) beginnen.

Universitäre und Technische Hochschulen


In der Schweiz gibt es zehn kantonale Universitäten, in denen entweder auf
Deutsch (Basel, Bern, Zürich, Luzern, St. Gallen), Französisch (Genf,
Lausanne, Neuchâtel), Italienisch (Lugano) oder zweisprachig (Deutsch und
Französisch in Freiburg) unterrichtet wird.

Eidgenössische Technische Hochschulen (ETH) gibt es in Lausanne (Franzö-


sisch) und in Zürich (Deutsch).

Fachhochschulen
Die Fachhochschulen sind praxisorientierte Ausbildungsinstitutionen auf
universitärem Niveau und bieten attraktive Qualifikationsmöglichkeiten für
Berufsleute. Die Ausbildungen sind eng mit konkreten Tätigkeitsbereichen
verbunden. Die 15 Pädagogischen Hochschulen, die Lehrerinnen und Lehrer
ausbilden, gehören ebenfalls zu den Fachhochschulen.

Internationaler Vergleich
Internationale Vergleiche von Bildungssystemen gewinnen in zunehmendem
Mass an Bedeutung. Leistungsvergleichsstudien wie das Programme for Inter-
national Student Assessment (PISA) der OECD erlauben eine Positionierung
des schweizerischen Bildungssystems im internationalen Vergleich.

Kompetenzen von 15-jährigen Schülerinnen und Schülern


Die jüngste PISA-Studie (2003) stellt der Schweiz im Schwerpunkt Mathe-
matik sowie in den Naturwissenschaften und im Bereich Problemlösen sehr
gute Noten aus. Damit wird das bereits im Jahr 2000 erzielte sehr gute Mathe-

2.26
Schweiz

matikergebnis bestätigt. Bei den Naturwissenschaften liegt die Schweiz neu


über dem Durchschnitt der OECD-Länder, im Lesen befindet sich die Schweiz
allerdings nach wie vor im Mittelfeld.

Anteil Jugendlicher mit Berufsbildungsabschluss


Etwa 70% der Jugendlichen, welche nach der obligatorischen Schulzeit eine
weiterführende Ausbildung absolvieren, entscheiden sich für eine Berufslehre.
Das duale Berufsbildungssystem bewährt sich auch in anderen Ländern
zunehmend.
An den jährlich stattfindenden Internationalen Berufsweltmeisterschaften
schneiden Schweizer Berufsschülerinnen und -schüler oft ausgezeichnet ab.

Maturandenquote
Der Maturitätsabschluss wird in der Schweiz immer beliebter: Der Anteil der
Jugendlichen mit Maturität stieg zwischen 1990 und 2003 von 14,9% auf 19%.
Im Vergleich zu den Nachbarländern ist dieser Anteil jedoch relativ gering.
Dass in der Schweiz vergleichsweise wenig Jugendliche eine Maturitätsschule
und ein relativ hoher Anteil eine Berufslehre absolvieren, ist strukturell
bedingt: In der Schweiz werden viele berufliche Qualifikationen auf Sekundar-
stufe II erworben, während in anderen Staaten der Erwerb der selben Qualifi-
kationen auf Tertiärstufe erfolgt.

In allen untersuchten OECD-Ländern ist der Anteil an weiblichen Studie-


renden in den letzten Jahren gewachsen. In den meisten Ländern beginnen
gleich viele Frauen wie Männer ein Studium. Unter 50% lag der Anteil an
Studienanfängerinnen lediglich in der Schweiz (47%) und Japan (41%).

Nach der Verfassung von 1874 ist der Besuch einer Schule Pflicht. Doch die
Bildung ist nicht Sache des Bundes, sonder von den Kantonen. Aus diesem
Grund gibt es auch 26, teilweise verschiedene, Schulsysteme. Bestimmte Richt-
linien ermöglichen aber trotzdem eine weitgehend gleiche und gute
Ausbildung. Die Schulpflicht umfasst 9 Jahre. Sie umfasst eine Primärschule
von fünf oder sechs Jahren und eine Sekundarstufe von vier oder drei Jahren.
Die Sekundarstufe wird in Haupt-, Realschule und Gymnasium unterteilt.
Dann gibt es grundlegende, mittlere und höhere berufsschulbildende Schulen
und Fachhochschulen für technische, industrielle und kaufmännische Berufe,
die mit einem Beufsabschluss oder einem Fachabitur abschließen. Die Schüler,
die diese Angebote nicht wahrnehmen, können an einer Hochschule ihr Abitur
machen und dann an Universitäten studieren. Das Abitur dauert in der
Schweiz zwei oder drei Jahre.

Auch die Universitäten sind Sache der Kantone. So besitzt die Schweiz
kantonale Universitäten (also Universitäten, die von dem entsprechendem
Kanton errichtet und finanziert werden) in Basel (seit 1460), Bern (seit 1834),
Fribourg (seit 1889), Genf (seit 1873), Lausanne (seit 1890), Neuchâtel (seit
1909) und natürlich in der größten Stadt des Landes, in Zürich (seit 1833). Da
allerdings in den letzten Jahren immer mehr Menschen studiert haben, sind die
Kantone auf Hilfe des Staates und auf die Hilfe der Kantone, die keine Univer-
sitäten haben, angewiesen.

Neben den staatlichen Schulen gibt es auch eine Vielzahl von privaten Schulen,
Universitäten und Internaten, die sich allerdings nur wohlhabendere Eltern für
ihre Kinder leisten konnten, da diese sehr teuer sind.
888B2.FM

2.27
Schweiz

Aufgabe 35
Machen Sie sich Notizen über das Schulsystem in der Schweiz.
Wie sieht die Schulkarriere eines Schweizer Kindes aus?
Wer bestimmt die Schulgesetze in der Schweiz? Staat, Kanton, Gemeinde?
Gibt es Unterschiede zwischen den Kantonen etc.?

Aufgabe 36

Friedrich Dürrenmatt: ”Der Besuch der alten Dame”


Lesen Sie das Drama und machen Sie sich während des Lesens bereits Notizen:
Wer sind die Hauptpersonen? Wie ist die Beziehung zueinander?
Charakterisieren Sie die Hauptpersonen/Analysieren Sie die Namen (Güllen,
Zachanassian etc.)
Beschreiben Sie die Atmosphäre.
Schreiben Sie eine Interpretation und eine Analyse.

Am Ende seiner ”tragischen Komödie” lässt Dürrenmatt die Güllener als


Sprech-Chor auftreten und mit dem Satz ”Ungeheuer ist viel” beginnen.
Dürrenmatt zitiert den griechischen Dichter Sophokles (um 420 v. Chr.), bei
dem es heißt:

”Ungeheuer ist viel, doch nichts ist ungeheurer als der Mensch.”

Dürrenmatt hat Sophokles’ Satz geändert (s.u.) Welche Gründe könnte er


dafür gehabt haben?

”Ungeheuer ist viel [...] Doch nichts ist ungeheurer als die Armut;”

2.28
Didaktische Aufgaben

Kapitel 3
Didaktische Aufgaben
Bei den folgenden Aufgaben handelt es sich um die Umsetzung und
Einsetzung der erworbenen Kenntnisse in den Unterricht. Für alle Ausarbei-
tungen gilt, dass ein lesplanformulier und das entwickelte Schüler- und
Lehrermaterial eingereicht werden sollen. Gestalten Sie die Aufgaben so,
dass Sie, aber auch ein anderer Kommilitone Ihr erstelltes Material im
Unterricht einsetzen könnte. Die vorbereiteten Materialien sollen während
des Praktikums in den Unterricht eingebaut werden und evaluiert werden.

Bilder in der Landeskunde


Im Folgenden besprechen wir kurz den Einsatz von Bildern im Landeskun-
deunterricht. Die Arbeit mit Bildern hängt vom Lernziel und von der didakti-
schen Funktion der Bilder ab – werden die Bilder z. B. als Sprechanlass genutzt
oder dienen sie der Illustration. Bilder werden im Unterricht eingesetzt, um bei
den Lernenden eine bestimmte Reaktion auszulösen – etwa um über ein Bild
zu sprechen, Fragen zu stellen, etwas Neues zu erfahren etc. Mit Bildern
können Sie bereits an Bekanntes anknüpfen, Vorwissen aktivieren, Anknüp-
fungspunkte schaffen und Emotionen auslösen. Ein weiterer Faktor ist um bei
Schülern die Fantasie anzuregen. Bücher mit Illustrationen werden meistens
lieber gelesen als ohne. Wenn die Bilder jedoch nur dekorativ sind und keine
didaktische Funktion haben, dann lenken sie eher ab, als dass sie Informa-
tionsträger sind. In den meisten Lehrbüchern findet man ein gemeinsames
Auftreten von textlicher und bildlicher Information vor. Wenn es möglich ist,
sollte man die beiden Infromationsquellen getrennt behandeln., d.h. nachein-
ander. Untersuchungen belegen, dass die Behaltensleistung besser ist, wenn das
Bild zuerst, also vor dem Text, behandelt wird. (Bilder in der Landeskunde,
S. 120.)
Die Arbeit mit Bildern ist im Fremdsprachenunterricht weit verbreitet. Bilder
gelten als leicht verständliche Mittel der Kommunikation. In Schulbüchern
dienen Bilder auch dazu, die Aufmerksamkeit der Schüler festzuhalten. Bilder
haben eine eigene ”Sprache”. Das ”Lesen” von Bildern ist von der Kultur, in
der man lebt, abhängig. Bilder werden zur Veranschaulichung gebraucht,
wirken sich aber auch positiv auf das Lernen und Behalten aus. Das anschau-
liche Denken wird hierbei gefördert. Darüber hinaus sprechen Bilder die
Betrachter spontan an und lösen Reaktionen aus. Es geht schneller ein Bild zu
zeigen, als es zu beschreiben.
Bei der Interpretation von Bildern spielen der kulturelle und der soziale
Hintergrund eine Rolle. Nicht nur hinter Wörtern verbergen sich bestimmte
Vorstellungen, sondern auch hinter Bildern. Die Reaktionen können unter-
schiedlich ausfallen und hängen bei der Landeskunde von unseren bisherigen
Erfahrungen mit der Zielkultur zusammen. ”Wir haben viel gelesen, gesehen,
gehört und wir haben alles in unserem Gedächtnis gespeichert. Diese Erfah-
rungen sind immer gegenwärtig, wenn auch oft unbewusst, und das ist
besonders landeskundlich interessant.” (Zitiert aus: Bilder in der Landes-
kunde. S. 21.)
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3.1
Didaktische Aufgaben

Landeskundliche Bilder erfordern oft ein Vorwissen, das bei Schülern häufig
nicht vorhanden ist. Durch die zusätzlichen Informationen wird das Wissen
der Schüler erweitert, Vorurteile, Klischees werden besprochen und das Bild
über die eigene Kultur relativiert.
Bei der Auswahl der Bilder ist zu beachten, dass die Bilder Emotionen wecken
sollen, dass sich Schüler angesprochen fühlen. Das Bild sollte ”Informationen”
vermitteln und auch zur Stellungnahme und Kritik anregen. Aber sie sollen
auch möglichst viel Raum für Vermutungen und Fragen offenlassen – zum
Denken und Sprechen anregen. Bei der Auswahl sollte man darauf achten, dass
die Diskrepanz zwischen dem Ausdruckswunsch der Lernenden und ihren
Ausdrucksfähigkeiten nicht zu groß ist.” (Zitiert aus: Bilder in der Landes-
kunde. S. 66.) Es geht auch um das Vorwissen der Schüler, um die Authenti-
zität und die Aktualität.
Zusammenfassend lässt sich also feststellen, dass ”bei Bildern durch eine
detaillierte Bildbetrachtung die Neugier auf das Unbekannte geweckt werden,
dass Stereotype in Frage gestellt werden, eigene Erfahrungen erweitert und
neue Erkenntnisse gewonnen werden können.” (Zitiert aus: ”Bilder in der
Landeskunde” S. 107.)

Methodische Möglichkeiten zur Arbeit mit Bildern und Videos


Vorschläge vor der Bildpräsentation
1. Vorentlastung durch ein Assoziogramm.
Was fällt Ihnen zu dem Wort ein...?
2. Vorentlastung durch eine Wortschatzliste.
Notieren Sie Wörter, die Sie .... wissen.
3. Vorentlastung durch einen Impuls.
Das kann eine Fragestellung sein, eine These, eine Provokation.

Vorschläge während der Bildpräsentation/Videovorführung


1. Bilder beschreiben – Hypothesen bilden.
Sehen Sie sich das Bild in Ruhe an. Was sieht man, was kann man nicht
sehen?
Sehen Sie sich das Bild an, notieren Sie alles, was Ihnen auffällt.
2. Fragebogen entwickeln (je nach Schwierigkeitsgrad offene / geschlossene
Fragen).

Vorschläge nach der Bild- (Video)präsentation


1. Eine Geschichte nach Bildende fortsetzen.
Was könnte passieren, wenn ...
2. Zeitliche Erweiterung der Geschichte.
Wie wird es weitergehen...
3. Perspektivisches Erzählen.
Sie versetzen sich in eine Person aus dem Bild und erzählen das, was passiert
aus der Sicht der Person, die Sie ausgewählt haben. Eine Variante davon ist
”der innere Monolog”. (Sie erzählen, was eine Person im Augenblick
denkt.)
4. Personen bewerten.
Warum reagieren die Personen so? Wie empfinden Sie das Verhalten der
Personen?
5. Rollenspiel.
6. Diskussion.
Wie finden Sie....

3.2
Didaktische Aufgaben

Schriftliche Weiterarbeit:
1. Einen Brief schreiben.
2. Ein Drehbuch schreiben.
3. Eine Collage erstellen lassen.
Diese Vorschläge sind dem bereits mehrfach erwähnten Buch Bilder in der
Landeskunde entnommen.

Von den untenstehenden fünf Aufgaben wählen Sie drei Aufgaben aus.
Aufgabe 37: Lesen Sie die beiden Fragmente aus Österreich erzählt 2:
Einsendeaufgabe Renate Welsh: ”Die Ohrfeigen”.
Winfried Bruckner: ”Die Puppe”.
Beide Fragmente stammen aus Jugendbüchern. Sie möchten beide Fragmente
im Unterricht behandeln und landeskundliche Elemente einflieâen lassen.
Bereiten Sie je eine Unterrichtseinheit vor.
Suchen Sie Bilder im Internet und bauen Sie die Bilder in Ihre Didaktisierung
ein. Die Bilder können als Aufhänger, zur Sensibilisierung, als Hilfestellung, als
Sprechanlass etc. dienen. Die Bilder sollen eine Funktion haben und nicht nur
als Dekoration dienen.
Füllen Sie das ”lesplanformulier” aus und reichen Sie alles inklusive dem
Schüler- und Lehrermaterial ein.

Aufgabe 38: Sehen Sie sich auf der Kindernetz-Seite (Link in Blackboard) die Videos über
Einsendeaufgabe Österreich an. Wählen Sie ein Video aus und entwerfen Sie ein kleines Projekt
von zwei Unterrichtsstunden. Sie haben sich Gruppenarbeit/Partnerarbeit
zum Ziel gesetzt. Versuchen Sie das Projekt so abwechslungsreich wie möglich
zu gestalten.

Aufgabe 39: Zu der Vermittlung von Tatsachen gehören nicht nur Informationen über
Einsendeaufgabe Geographie, Politik, etc. sondern auch Sitten und Bräuche. Entwickeln Sie eine
Aufgabe, in der österreichische oder schweizerische Traditionen behandelt
werden. Als Quelle können Sie einen Filmausschnitt, einen Lesetext, Lied,
Hörtext etc. verwenden. Versuchen Sie die Unterschiede mit den Niederlanden
herauszuarbeiten. Entwickeln Sie eine Unterrichtseinheit (ca. 50 Minuten) zu
diesem Thema.
Weiteres Lernziel bei dieser Aufgabe: Schüler sollen im Internet durch gelenkte
Aufgaben recherchieren lernen. Sie sind frei im Zielort, Lernjahr und Niveau
der Schüler, Dauer der Unterrichtseinheit, ca. 50 Minuten.

Aufgabe 40: Sie haben ein Video über die rätoromanische Sprache im Internet gefunden
Einsendeaufgabe (Link in Blackboard). Sie möchten Schülern das Video zeigen. Welche
Aufgaben entwickeln Sie hierzu? Sie möchten ca. eine Stunde damit füllen.

Aufgabe 41: Ein Schulaustausch mit einer Schweizer Schule steht auf dem Programm. Die
Einsendeaufgabe Schüler haben bereits über E-Mail die ersten Kontakte geknüpft. In einigen
Wochen soll der erste Austausch in der Schweiz stattfinden. Wie bereiten Sie
die Schüler darauf vor?
Bereiten Sie ein Spiel für Ihre Schüler vor. Das Spiel soll Ihren Schülern Grund-
wissen vermitteln oder soll eine Wiederholung/Vertiefung des behandelten
Lehrstoffes sein (denken Sie an Traditionen, Geographie). Überlegen Sie sich
ein Spiel, das Sie mit Ihren Schülern ausprobieren möchten. Arbeiten Sie die
Spielunterlagen aus. Die Aktivität soll im Unterricht eingesetzt werden. Die
Ausarbeitung und der Einsatz von Medien etc. bleibt Ihnen überlassen. Die
Spieldauer sollte ca. eine halbe Unterrichtsstunde sein.
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3.3
Didaktische Aufgaben

Ein Kollege an Ihrer Praktikumsschule drückt Ihnen folgendes Arbeitsblatt in


die Hand. Er bittet Sie, das Arbeitsblatt im Unterricht einzusetzen. Wie würden
Sie vorgehen, welche Unterrichtsaktivität würden Sie wählen? Verarbeiten Sie
dieses Aufgabenblatt in Ihrer Didaktisierung.

Schweiz
Die Hauptstadt der Schweiz ist Bern.
Die größte Stadt der Schweiz ist Zürich.
Der Glacier-Express, ein berühmter Zug, fährt von St. Moritz nach Zermatt.
Die ersten Kantone der Schweiz waren Uri, Schwyz und Unterwalden.
In der Schweiz spricht man vier Sprachen: Deutsch, Italienisch, Französisch
und Rätoromanisch.
Die großen Flüsse Rhein und Rhone entspringen in der Schweiz.
In der Schweiz zahlt man mit Franken. Ein Franken sind 100 Rappen.
Erst seit 1971 dürfen in der Schweiz auch Frauen wählen.

Österreich
In Wien wohnen ca. 1,8 Millionen Menschen.
Der Komponist Wolfgang Amadeus Mozart ist in Salzburg geboren.
Salzburg ist die Musikhauptstadt Österreichs.
Bis 1918 war Österreich eine Monarchie.
Ein Fünftel der Österreicher lebt in der Hauptstadt Wien.
1520 und 1683 belagerten die Türken Wien.
Der höchste Berg Österreichs ist der Großglockner mit 3798 Metern Höhe.

3.4
Didaktische Aufgaben

Bijlagen
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Didaktische Aufgaben

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