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Sprachtraining

T-Kit
Willkommen bei der T-Kit-Reihe

Einige von Ihnen werden sich gefragt haben, was sich hinter dem Begriff
T-Kit verbirgt. Wir können Ihnen mindestens zwei Antworten auf diese
Frage geben. Die erste ist ganz einfach, denn T-Kit ist die Abkürzung für
den englischen Begriff „Training Kit“. Die zweite Antwort hat mehr mit
dem Klang des Wortes zu tun. T-Kit klingt wie „Ticket“ und ein Ticket
brauchen wir in der Regel, wenn wir verreisen. Spiffy, die kleine Figur auf
der ersten Seite, hält ein Zugticket für eine Reise durch die neuen Medien
in der Hand. Wir betrachten dieses T-Kit als Werkzeug, das jeder von uns
bei seiner Arbeit einsetzen kann. Konkret möchten wir Jugendbetreuer
und Trainer ansprechen und ihnen theoretische und praktische Instru-
mente für ihre Arbeit anbieten, die sie beim Training von Jugendlichen
einsetzen können.

Die T-Kit-Reihe ist das Ergebnis eines einjährigen gemeinsamen Projekts,


an dem Menschen aus unterschiedlichen Kulturen, Berufen und Organisa-
tionen beteiligt waren. Trainer in der Jugendarbeit, Jugendleiter in NRO
und Fachautoren haben gemeinsam fundierte Publikationen erarbeitet,
die auf die Bedürfnisse der Zielgruppe zugeschnitten sind und in denen
die unterschiedlichen Ansätze in den europäischen Ländern zu den je-
weiligen Themen berücksichtigt werden.

Dieses T-Kit ist einer von vier Titeln, von denen der erste im Jahr 2000
erschienen ist. Weitere Titel werden in den nächsten Jahren folgen. Das
vorliegende T-Kit ist im Rahmen des Partnerschaftsprogramms zum Trai-
ning von Jugendbetreuern entstanden, das von der Europäischen Kom-
mission und dem Europarat durchgeführt wird. Zu den Aktivitäten dieser
Partnerschaft zwischen den beiden Institutionen gehören neben den
T-Kits auch gemeinsame Projekte in anderen Bereichen, wie zum Beispiel
Trainingskurse, das Magazin „Coyote“ und eine dynamische Internetseite.

Aktuelle Informationen über die Partnerschaft (Neuerscheinungen, An-


kündigung von Trainingskursen usw.) erhalten Sie auf der Webseite der
Partnerschaft www.training-youth.net.

Verlag des Europarats


F-67075 Straßburg Cedex

© Europarat und Europäische Kommission, Juli 2000

Der Nachdruck von Auszügen aus dieser Publikation ist mit Quellenangabe gestattet, sofern diese ausschließlich für nicht
gewerbliche Bildungszwecke eingesetzt werden.

Dieses Dokument gibt nicht notwendig die offizielle Meinung der Europäischen Kommission oder des Europarats, deren Mitgliedstaaten oder
der Organisationen, die mit diesen Institutionen kooperieren, wieder.
Sprachtraining
T-Kit
Koordination der T-Kit-Reihe Titelseite und Figur Spiffy
Silvio Martinelli The Big Family

Redakteure dieses T-Kits Unser besonderer Dank gilt auch


Silvio Martinelli, Mark Taylor Patrick Penninckx, der die Einführung der T-Kit-
Reihe koordinierte, uns unermüdlich unter-
Autorinnen und Autoren dieses T-Kits stützte und für die Verknüpfung des Projekts mit
Phillip Curran anderen Projekten im Rahmen des Partner-
Sandrine Deguent schaftsabkommens sorgte. Anne Cosgrove und
Sian Williams Lund Lena Kalibataite danken wir für ihre Beiträge in
Heather Miletto der Frühphase des Projekts.
Carla Van der Straeten
Wir danken allen Herausgebern und Autorin-
Weitere Beiträge von nen/Autoren, von denen wir die Genehmigung
John O´Regan zum Abdruck urheberrechtlich geschützten
John Watermann Materials erhielten.

Redaktionsausschuss Und schließlich gilt unser Dank all denen, die in


Bernard Abrignani verschiedenen Funktionen, in verschiedenen
Institut National de la Jeunesse Phasen und auf unterschiedliche Art und Weise
et de l’Education Populaire zum Zustandekommen dieses T-Kit beigetragen
Elisabeth Hardt haben!
European Federation
for Intercultural Learning
Esther Hookway
Lingua Franca
Carol-Ann Morris
Europäisches Jugendforum
Heather Roy
World Association of Girl Guides
and Girl Scouts

Sekretariat
Sabine Van Migem (Verwaltung)
Genevieve Woods (Bibliothek)

Europarat
GD IV Direktorat für Jugend und Sport
Europäisches Jugendzentrum Straßburg Europäisches Jugendzentrum Budapest
30 Rue Pierre de Coubertin Zivatar ucta 1-3
F-67000 Straßburg H-1024 Budapest
Frankreich Ungarn
Tel: 00 33-3-8841 2300 Tel: 00 36-1-2124078
Fax: 00 33-3-8841 2777 Fax: 00 36-1-2124076

Europäische Kommission
DG Bildung und Kultur
Abteilung D5: Jugendpolitik und Programme

Rue de la Loi, 200


B-1049 Brüssel, Belgien
Tel : 00 32-2-295 110 – Fax: 00 32-2-299 4158
Sprachtraining
T-Kit

Inhalt

Willkommen bei der T-Kit-Reihe ..........................................................................2

Einleitung ..............................................................................................................7

1 Überlegungen zum Sprachenlernen ...............................................................9


1.1 Sprachen lernen und Sprachen lehren .....................................................................................................................10
1.2 Rollen von Lernenden und Lernmoderatoren .......................................................................................................13
1.3 Verschiedene Lernstile.....................................................................................................................................................15
1.4 Umgang mit Fehlern ........................................................................................................................................................16

2 Aufgabenorientiertes Lernen ........................................................................20


2.1 Einführung und Begriffsdefinition .............................................................................................................................20
2.2 Aufgabenorientiertes Sprachtraining ........................................................................................................................20
2.2.1 Hintergrundinformationen............................................................................................................................................20
2.2.2 Aufgabenorientiertes Sprachtraining........................................................................................................................22
2.2.3 Methodik..................................................................................................................................................................................23
2.2.4 Sprachliche Fähigkeiten und Lernstile .....................................................................................................................27
2.3 Wichtige Faktoren .............................................................................................................................................................27
2.3.1 Profil der Lernenden..........................................................................................................................................................27
2.3.2 Verhandeln über Trainingsinhalte .............................................................................................................................28
2.3.3 Trainingsort und verfügbare Ressourcen................................................................................................................28
2.3.4 Interkulturelle Dimension...............................................................................................................................................28
2.4 Ein praktisches Beispiel...................................................................................................................................................30

3 Beispiele für aufgabenorientiertes Lernen...................................................33


3.1 Arbeiten ohne vorgefertigte Materialien .................................................................................................................33
3.2 Arbeiten mit einem Foto ................................................................................................................................................35
3.3 Arbeiten mit einem Zeitungsartikel...........................................................................................................................44

4 Materialien auswählen und verwenden ......................................................55


4.1 Allgemeine Überlegungen .............................................................................................................................................55
4.2 Materialquellen ..................................................................................................................................................................56
4.2.1 Materialien der Lernenden............................................................................................................................................56
4.2.2 Materialien aus dem Fernsehen ..................................................................................................................................56
4.2.3 Bilder..........................................................................................................................................................................................57
4.2.4 Gegenstände...........................................................................................................................................................................57
4.2.5 Informationszettel und -broschüren ..........................................................................................................................58
4.2.6 Spiele..........................................................................................................................................................................................58
4.2.7 Lieder und Klänge..............................................................................................................................................................58
4.2.8 Trainingsort............................................................................................................................................................................58
4.2.9 Informationstechnologie ..................................................................................................................................................58
Sprachtraining
T-Kit

5 DIY (Do It Yourself).........................................................................................61


5.1 Einleitung .............................................................................................................................................................................61
5.2 Material .................................................................................................................................................................................62
Aufgabe 1................................................................................................................................................................................................63
Aufgabe 2................................................................................................................................................................................................65
Aufgabe 3 ................................................................................................................................................................................................67
5.3 Leeres Planungsformular ...............................................................................................................................................69
5.4 Nutzung von Materialien...............................................................................................................................................71

Anhang 1 : T-Kit „Sprachtraining“ – Evaluierungsformular .............................73

Anhang 2 : Verweise und Literaturhinweise.....................................................75


Theorie des Sprachenlehrens und -lernens ......................................................................................................................75
Praktische Beispiele und Unterstützung für Lernmoderatoren/Lernmoderatorinnen ....................................75
Weitere Publikationen des Direktorats für Jugend und Sport...................................................................................76

Die Autorinnen und Autoren des T-Kits „Sprachtraining“...............................77


Einleitung
Sprachtraining
T-Kit
Fremdsprachenkenntnisse und interkulturelles Das T-Kit ist in sechs Hauptabschnitte unterteilt,
Bewusstsein sind wesentliche Voraussetzungen für wobei erst theoretische, nach und nach aber
die Organisation internationaler Veranstaltungen. immer praktischere Inhalte behandelt werden.
Immer mehr Jugendorganisationen stehen vor der Die Autoren möchten den Benutzern auch die
Aufgabe, ihren Mitgliedern oder europäischen Frei- notwendigen Fähigkeiten für die Anwendung der
willigen die notwendigen Fähigkeiten zu vermit- Methode vermitteln. Am Ende des T-Kits finden Sie
teln, um in einem internationalen Umfeld (interna- daher einen Abschnitt zum Selbstunterricht mit
tionale Veranstaltungen oder Freiwilligendienst in Übungen und einigen Vorschlägen für die Arbeit
einem Gastland) kommunizieren zu können. mit den Lernenden.
Dieses T-Kit präsentiert Methoden für das Sprach-
training und die Entwicklung von kommunika- Kapitel 2 beginnt mit einer allgemeinen Ein-
tiven Fähigkeiten in der Zielsprache. führung in die Thematik des Lernens und Lehrens
von Sprachen. Er beschreibt die Entwicklung des
Dabei handelt es sich nicht um eine rein sprach- Sprachtrainings und verschiedene Unterrichts-
liche, sondern um eine umfassende Methode, die ansätze. Er behandelt auch die Rollen von Lernen-
auf dem „aufgabenorientierten Lernen“ (Task Based den und Lernmoderatorn (Trainer).
Learning) beruht. Die Autoren (Sprachtrainer mit
Erfahrung in der Schulung europäischer Fach- In den Kapiteln 3, 4 und 5 wird die Theorie des auf-
kräfte in der Jugendarbeit) haben diese Methode gabenorientierten Lernens vorgestellt. Diese ent-
gewählt, da sie authentische Kommunikationssitu- halten auch konkrete Beispiele, wie die Methode in
ationen simuliert und den Lernenden das nötige einer nicht formalen Lernumgebung angewendet
Vokabular liefert. So können sie in der Zielsprache werden kann.
eine Tätigkeit erfolgreich ausführen, die eine enge
Verbindung zu ihrer Realität hat. Diese Methode Kapitel 6 ist der Übungsteil des T-Kits. Hier finden
hat sich für die Jugendarbeit und nicht formale Bil- Sie Übungen mit Anleitungen, mit deren Hilfe Sie
dungskontexte als besonders geeignet erwiesen. diese Methode ausprobieren können, sowie Feed-
Sie wurde unter vielen anderen Methoden zum back.
Lernen und Lehren von Sprachen ausgewählt, da
sie an unterschiedliche Zielsprachen, Lernum- Die Versionen in englischer und französischer
gebungen und Bedürfnisse angepasst werden Sprache weichen insbesondere in Kapitel 4 etwas
kann. Es ist eine Methode, die vom Lernenden vom deutschen T-Kit ab, da für jede Sprache Origi-
aktive Mitarbeit, Eigeninitiative und Engagement nalbeiträge gewählt wurden, die nicht auf die
verlangt. anderen Sprachen übertragbar sind. Inhaltlich sind
jedoch alle Versionen gleich.
Das T-Kit wurde entwickelt
• für Sprachtrainer/innen, die nach einem innova- Wir hoffen, dass Sie an diesem T-Kit Interesse fin-
tiven Ansatz beim Sprachtraining in einer nicht for- den und dass Ihnen die Anwendung dieser Me-
malen Lernumgebung suchen, thode im Sprachtraining Spaß macht. Wir würden
• für alle, die anderen beim Erwerb von Fremd- uns über Feedback von Ihnen über Ihre Erfah-
sprachkenntnissen helfen (Lernmoderator). rungen freuen.

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1 Überlegungen zum Sprachenlernen
1
Sprachtraining
T-Kit
Alle Lehrer/innen und alle Lernenden haben eine • weil sie die Sprache für die Arbeit benötigen,
bestimmte Vorstellung davon, was Lehren und Ler- • als Freizeitbeschäftigung,
nen ist. Diese Vorstellungen sind etwas Implizites, • um sich sozial integrieren zu können,
kaum jemals explizit Ausgesprochenes, und wer- • aus akademischen Gründen.
den deshalb als selbstverständlich vorausgesetzt.
Diese Vorstellungen sind durch die Erfahrungen Im Rahmen der europäischen Jugendarbeit spielen
geprägt, die wir seit frühester Kindheit mit dem Bil- wahrscheinlich alle diese Aspekte eine Rolle, wobei
dungswesen und dem Lernen gemacht haben. Wir der akademische der am wenigsten wichtige ist.
alle akzeptieren diejenigen Lernerfahrungen als
Norm, die wir in unserem eigenen soziokulturellen Wir nehmen an, dass viele qualifizierte Sprach-
Umfeld gemacht haben. Nur wenn wir die Gele- lehrer/lehrerinnen am Anfang ihrer Karriere alles
genheit haben, andere Ansätze kennen zu lernen, andere als Experten waren. Sie waren etwa im Aus-
können wir unsere eigenen hinterfragen und be- land und wurden gebeten, jemanden ihre Sprache
urteilen. zu lehren. Sie taten es – und es machte ihnen Spaß.
Auch das ist Sprachtraining: Sie sind im Urlaub, in
Lehrer/innen bringen ihre fest verankerten päda- der Bar, in der Disco, egal wo – und man fragt Sie:
gogischen Ansichten in das Klassenzimmer mit. „Wie heißt das in Ihrer Sprache?“ „Was bedeutet Ihr
Nur äußerst selten werden die Rollen von Lehrern/ Name auf ...?“ „Was ist mit diesem Ausdruck ge-
Lehrerinnen und Lernenden geprüft und hinter- meint?“ etc. Oft sind gerade solche nicht formalen
fragt. Trotz vieler Anstrengungen, Entwicklung Lernsituationen äußerst erfolgreich.
und Unabhängigkeit der Lernenden zu fördern und
sie zu selbstständigem Lernen anzuhalten, ist die Auf einer anderen Ebene des nicht formalen Ler-
Situation in den meisten Klassenzimmern noch nens geht es darum, dass Fachkräfte der Jugend-
immer lehrerbezogen. Dies ist keine Kritik, son- arbeit sich selbst oder andere auf internationale
dern nur eine Beschreibung der Realität, die Arbeit vorbereiten oder dass sie eine Sprache er-
zahlreiche Beobachtungsstudien bestätigen, und lernen müssen, um an lokalen Jugendprojekten
die keineswegs überraschend ist. Traditionelle Vor- mitzuwirken.
gehensweisen vermitteln allen Beteiligten Sicher-
heit. Die anregendste Lernumgebung schaffen je- Es wird auch immer zahlreiche Lernsituationen
doch Trainer/innen, die es verstehen, ihren Ansatz geben, in denen keine ausgebildeten Trainer/innen
an die jeweiligen Einzelpersonen, Gruppen und zur Verfügung stehen und in denen Lehren und
Situationen anzupassen. Lernen auf ganz natürliche Weise stattfindet. Wir
nehmen an, dass wohl die meisten Menschen in
Es ist schwierig, Sprachtraining qualitativ zu be- der Lage sind, einem willigen und motivierten Ler-
urteilen. Eine Sprache ist kein abgeschlossenes nenden ihre Muttersprache beizubringen. Das Ziel
Wissensgebiet, keine Reihe von Fakten, die man dieses T-Kits ist es daher, solchen Nicht-Trainer/
sich merken und bei Tests und Prüfungen wie- innen die notwendigen Mittel und das Selbstver-
dergeben kann. Sie ist eine dem Menschen ange- trauen zu geben, um eine derartige Situation zu
borene Fähigkeit und als solche etwas Orga- meistern.
nisches. Sie gedeiht und entwickelt sich in einer
günstigen Umgebung, verkümmert bei Vernach- Wir möchten hier kurz ein neues trilaterales Pro-
lässigung und wird durch emotionale Faktoren gramm beschreiben, an dem Schweden, Italien und
beeinflusst. Es gibt eine Reihe von Kompetenzen, das Vereinigte Königreich beteiligt sind. Das
die beurteilt werden können, doch unsere sprach- Programm heißt „Work Away“ (im Vereinigten
liche Leistung ist je nach Situation starken Schwan- Königreich) oder „Breaking Barriers“ (in Schweden
kungen unterworfen. Die Fähigkeit zum Sprechen und Italien). Projektmanager im Vereinigten
ist die unmittelbarste, aber auch die anfälligste Königreich ist „Prince’s Trust“, eine von Prinz
und flüchtigste. Wir alle wissen, wie beredt wir Charles im Jahr 1976 gegründete karitative Orga-
sind und wie gut wir uns ausdrücken können, nisation, deren Ziel es ist, jungen Menschen
wenn wir entspannt mit Freunden zusammen- zu helfen, die in ihrem Leben nicht Möglichkeiten
sitzen und gemeinsam „die Welt verbessern“. haben, die anderen offen stehen, oder die auf
Doch vor Publikum, bei einem Vorstellungs- die eine oder andere Weise in Schwierigkeiten
gespräch oder bei Gericht ist das schon etwas geraten sind (Kriminalität, Drogen, gestörte Bezie-
ganz anderes! Es macht auch einen Unterschied, hungen etc.). Das Projekt richtet sich an 18 - bis
ob wir müde oder krank sind, ob wir gerade ver- 24 -Jährige, die „gefährdet sind, von langfristiger
liebt sind oder Liebeskummer haben. Jeder Beschäftigung ausgeschlossen zu werden“. Solche
menschliche Faktor beeinflusst unsere Fähigkeit, Jugendliche werden vor Ort angesprochen und
Sprache kompetent anzuwenden, selbst wenn es bekommen Gelegenheit, vor der Abreise in
unsere Muttersprache ist. Und selbstverständlich ihr Gastland Arbeitserfahrung zu sammeln sowie
wirken alle diese Faktoren auch in einer Fremd- eine Trainingswoche zu absolvieren (üblicherweise
sprache. im Internat). Nach der Ankunft im Gastland
erhalten sie dort wiederum zwei Wochen ein
Welche Schlüsse ziehen wir nun daraus? Vor allem Training und eine Anstellung, sodass sie schließ-
müssen wir uns vor Augen halten, welches Ziel und lich mit verbesserten Beschäftigungschancen
welchen Zweck wir mit einer Trainingssituation heimkehren. Dies ist ein interessantes Projekt im
verfolgen. Warum lernen Menschen eine Sprache? Pilotjahr (1999/2000), das als Modellprojekt
Die meisten lernen eine zweite oder weitere Sprache durchgeführt wird.

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Sprachtraining
T-Kit
Trainingspartner in Großbritannien ist die Edwards Aufgabe stehen, ihre eigene Sprache in einem
Language School, die sowohl für das Training der nicht formalen Kontext zu unterrichten. Im
jungen Leute aus dem Vereinigten Königreich vor Abschnitt 2.2 über die „Rollen von Lernenden und
ihrer Abreise als auch für das Training der aus Lernmoderatorn“ finden Sie weitere Informationen
Schweden und Italien kommenden Jugendlichen und Denkanstöße.
zuständig ist.

Während des Trainings vor der Abreise werden die


Lernenden auf die Lebens- und Arbeitssituation im 1.1 Sprachen lernen und
Ausland vorbereitet. Es finden Workshops zur
Schulung des interkulturellen Bewusstseins und Sprachen lehren
natürlich Sprachtraining statt.

Gerade weil sie keine ausgebildeten Trainer/innen Das Erlernen von modernen Fremd-
sind, wurden als Sprachtrainer muttersprachliche sprachen : Kleiner geschichtlicher
Informanten im Alter von Mitte bis Ende zwanzig Überblick
eingesetzt. Diese Informanten werden durch
einen qualifizierten und erfahrenen Sprachtrainer/ Das Sprachtraining, wie wir ihn heute kennen,
eine Sprachtrainerin in konzentrierter Form in ihre entwickelte sich im 20. Jahrhundert. Im Lauf dieses
Aufgabe eingewiesen. Der Rahmen für vier Jahrhunderts wurden Überland-, Schiffs- und Flug-
Trainingssitzungen, die im Großen und Ganzen die reisen für immer mehr Menschen möglich, anfangs
„Grundstufe I“ (breakthrough level) abdecken, nur für Europäer und Nordamerikaner, dann aber
wird ihnen vorgegeben. Es existiert zwar ein Stun- für Menschen aus allen Kontinenten. Auf
denplan, doch alles ist verhandelbar. Manchmal Auslandsreise begaben sich nicht mehr nur
bevorzugen die Lernenden einen schulähnlichen fromme Pilger und Missionare, kühne Entdecker
Unterricht, obwohl das Training nicht in Klassen- und Eroberer oder reiche Müßiggänger in Be-
zimmern stattfindet. Alle Lernenden erhalten gleitung einer Heerschar von Dienern. Allmählich
einen Ordner mit Unterlagen, die die meisten konnten die meisten Menschen in der industriali-
fleißig wie richtige Studierende benutzen. Sie erfra- sierten Welt ins Ausland reisen. Darüber hinaus
gen und erhalten die sprachlichen Informationen, wurde es den Menschen durch die Entdeckung der
die sie ihrer Meinung nach benötigen. Die Lernen- Elektrizität und die Entwicklung der drahtlosen
den sind äußerst pünktlich und versäumen den Kommunikation möglich, miteinander in Kontakt
Unterricht nur selten. zu treten, egal wo sie lebten oder arbeiteten.

Da der Kurs im Internat stattfindet, verbringen die In früheren Zeiten wurden nur die klassischen
Informanten auch die Freizeit mit den Teilneh- Sprachen Latein und Griechisch als Fremdspra-
mern/Teilnehmerinnen, sodass kontinuierlicher chen studiert, und auch nur von der Minderheit,
Input und ständiges Lernen möglich sind. die Zugang zur formalen Bildung hatte. Später kam
Französisch hinzu, die Sprache der Oberschicht
Das Training vor der Abreise dauert nur fünf oder zum Beispiel in Russland und England. Mutter-
sechs Tage, in denen neben den sprachlichen auch sprachliche Kindermädchen und Lehrer/innen
viele andere Fragen zu behandeln sind. Wir sind wurden angestellt, die die Kinder zu Hause unter-
jedoch der Meinung, dass es sich hier um ein aus- richteten.
gezeichnetes Beispiel dafür handelt, wie Lernen in
einem nicht formalen Kontext aussehen kann. Im 20. Jahrhundert war Europa Schauplatz zweier
Ausschlaggebend sind die Bedürfnisse und Inter- Weltkriege. Darüber hinaus – oder als Folge dieser
essen der Lernenden, die Trainier/innen sind keine Kriege – gab es verschiedene soziologische Ent-
Autoritätspersonen, und Angst, eine Empfindung, wicklungen. Frauen wurden allmählich gleich-
die sich äußerst negativ auf das Sprachenlernen berechtigte Bürgerinnen, die ihr Recht auf Bildung
auswirkt, gibt es überhaupt nicht. und ihr Wahlrecht einforderten; es wurde eine
friedliche Koexistenz angestrebt, anstatt grau-
Wenn nicht ausgebildete Informanten die Unter- same Territorialkämpfe gegeneinander zu führen.
weisung übernehmen, ist ihre Vorbereitung durch Am Ende des Jahrhunderts hatten sich in den meis-
professionelle und erfahrene Trainer/innen ein ten europäischen Ländern demokratische Regie-
ganz wesentlicher Faktor. Diese Trainer/innen rungssysteme entwickelt.
erstellen Arbeitsblätter, geben den Rahmen vor
und machen Vorschläge für Aufgaben, die die Ler- Eine Grundbildung für alle war Realität geworden.
nenden zu erfüllen haben. Sie sind im Hintergrund Es gab bessere Arbeitsbedingungen, für Arme,
verfügbar und überwachen den Lernprozess. Kranke und Unterprivilegierte gab es soziale
Unterstützung. In der zweiten Hälfte des Jahrhun-
Diese Broschüre versteht sich als „Trainer im Hin- derts war Reisen zu beruflichen Zwecken und als
tergrund“ für die zahlreichen muttersprachlichen Freizeitbeschäftigung zur Norm geworden. Durch
Informanten oder „Lernmoderator“, die vor der die steigende Lebenserwartung waren sogar Men-

Grundstufe (/ Mittelstufe/ Oberstufe): Im Rahmen des Modern Language Project (Fremdsprachenprojekt) des Europarates
festgelegte Skala mit Beschreibungen des Niveaus der Kommunikationsfähigkeiten in einer Zielsprache. Die Grundstufe I
(breakthrough level) entspricht elementaren Kenntnissen.

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Sprachtraining
T-Kit
schen im dritten Lebensabschnitt in der Lage, bekannt. Die Grundsätze der Methode sind fol-
Reisen zu unternehmen, die ihnen in ihrer Jugend gende: Es wird prinzipiell nur die Zielsprache ver-
versagt gewesen waren. wendet, der Lehrer spricht langsam und deutlich, es
werden die vier Fähigkeiten Hören, Sprechen, Lesen
Im Gefolge dieser soziologischen, politischen und und Schreiben geschult. Die Sprache muss zuerst
wirtschaftlichen Veränderungen entwickelte sich gehört und dann gelesen werden, Grammatikregeln
eine Bildungspolitik, die den Unterricht in moder- werden erst nach ihrer praktischen Anwendung
nen Fremdsprachen als wichtigen Bestandteil der gelehrt, Übersetzungen sind zu vermeiden.
Lehrpläne staatlicher Schulen ansah. Der Übergang
vom Studium klassischer, alter Sprachen wie Diese Methode wird noch immer häufig angewen-
Griechisch und Latein (die als Voraussetzung für det, vor allem in den weltweit bekannten Berlitz-
den Zugang zu höherer Bildung und zu den aka- Schulen. Kritiker der Methode wenden ein, sie sei
demischen Berufen betrachtet wurden) zum Unter- zu einschränkend, langweilig für Lehrende und
richt in modernen, neuen Sprachen soll im folgen- Lernende und funktioniere nur bei Schülern gut,
den Überblick beschrieben werden. deren Lernstil genau diesem Ansatz entspreche. Sie
lasse wenig Spielraum für sinnvolle Gespräche und
Grammatik-Übersetzungs-Methode erlaube nicht, vom Thema abzuschweifen, was in
Im Europa des 16. Jahrhunderts entstanden die der natürlichen sprachlichen Interaktion ständig
Grammatikschulen, in denen die Schüler einen geschehe.
streng reglementierten Unterricht in lateinischer
Grammatik erhielten. Sie studierten die Deklinatio- Situationsbezogener Ansatz
nen und Konjugationen, übersetzten und übten Diese Methode enthält Elemente der direkten Me-
durch das Schreiben von Modellsätzen, wobei thode und ist deren Weiterentwicklung. Die Spra-
hauptsächlich zweisprachige Texte und Dialoge che wird anhand von Situationen unterrichtet: im
verwendet wurden. Nach den Grundzügen der Bahnhof, im Restaurant etc. Neue Formulierungen
Sprache standen fortgeschrittene Grammatik und werden mündlich mit Satzmustern eingeübt. Das
Rhetorik auf dem Programm. Diese Disziplin galt in einer Situation benötigte Vokabular wird gelehrt
als geistige Übung, durch die die Schüler die und abgeprüft. Die meisten Lehrbücher für das
notwendigen intellektuellen Fähigkeiten für alle Sprachtraining der Sekundarstufe enthalten noch
Formen der höheren Bildung erlangten. Es ist nicht Elemente dieses Ansatzes. Er beruht auf der
verwunderlich, dass diese Unterrichtsmethode auch erprobten und bewährten PPP-Methode: präsen-
auf die modernen Sprachen übertragen wurde, als tieren, probieren, produzieren. Der Lehrer präsen-
diese ab dem 18. Jahrhundert in die Lehrpläne der tiert neue Formulierungen, die Lernenden pro-
europäischen Schulen aufgenommen wurden. bieren sie in kontrollierten, mechanischen Übungen
aus. Dann folgt die so genannte freie Produktion,
Das auf Grammatikunterricht und Übersetzung das heißt, die Lernenden bilden eigene Sätze unter
beruhende Verfahren blieb bis ins 20. Jahrhundert Verwendung des anfänglich vorgestellten Modells.
die einzige Methode für den Unterricht in moder- Dies ist der bei Lehrern/Lehrerinnen und Lernen-
nen Sprachen. In abgeänderter Form wird sie in den beliebteste Ansatz für den Unterricht in mo-
vielen Situationen auch heute noch auf der ganzen dernen Sprachen.
Welt verwendet. Dieser Ansatz funktioniert sehr
gut, wenn das Ziel des Sprachunterrichts darin Audiolinguale Methode
besteht, den Schülern Zugang zu literarischen Tex- Diese Methode wurde von den USA während des
ten zu verschaffen, die sie nur in der Mutter- zweiten Weltkriegs für militärische Zwecke ent-
sprache diskutieren müssen. Was beim Studium wickelt. Sie besteht darin, Äußerungen auf einem
einer alten Sprache funktioniert, in der keine Tonband zu hören und entsprechend darauf zu
mündliche Interaktion erforderlich ist, stellt jedoch antworten. Das ursprüngliche Ziel war, Spio-
ein erhebliches Handicap dar, wenn es sich um nagepersonal in die Lage zu versetzen, die ge-
eine moderne Sprache handelte. Bis ins 20. Jahr- sprochene Sprache zu „imitieren“, um feindliche
hundert hinein erwarben die Schüler zwar Kennt- Büros zu unterwandern und sich selbst als Mutter-
nisse in Syntax und Rhetorik der Zielsprache, es sprachler ausgeben zu können. Es wurden auch
wurde jedoch kaum von ihnen verlangt, sie in muttersprachliche Informanten herangezogen, um
einem Gespräch anzuwenden. Der Schwerpunkt lag sprachliche Modelle zu liefern, und Sprachtrainer
auf dem Lesen und Schreiben. Auf das Hören und gaben den Lernenden Ratschläge für das Lernen
Sprechen wurde wenig bis gar keinen Wert gelegt. und Imitieren der Sprache. Die Methode funktio-
Kritiker dieser Methode sind der Meinung, dass die nierte bei sprachbegabten und motivierten Perso-
Schüler schließlich zwar über die Sprache Bescheid nen, die Topspione und V-Leute werden wollten.
wissen, die Sprache selbst aber nicht beherrschen – Doch möglicherweise würden wir alle sehr rasch
es geht so einmal mehr um die alte Streitfrage, was fließend russisch, französisch oder sogar marsia-
wichtiger ist: Theorie oder Praxis. nisch sprechen, wenn unser Leben davon abhinge!

Direkte Methode Diese Methode führte zur explosionsartigen Ver-


Diese Methode entstand am Ende des 19. und zu mehrung von Sprachlabors, in denen die Lernen-
Beginn des 20. Jahrhunderts. Sie beruht auf den den mit Kopfhörern auf den Ohren sitzen und das
Ideen der Reformbewegung der französischen und Gehörte beliebig oft nachsprechen – wobei sie
deutschen Linguisten in der Mitte des 19. Jahrhun- häufig nur darauf warten, dass die Glocke das Ende
derts. Der Ansatz ist auch als natürliche Methode der Lektion ankündigt.

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Sprachtraining
T-Kit
Kommunikativer Ansatz Erwachsene erteilen kleinen Kindern Befehle, auf
Diese Methode entstand aus dem Bedürfnis der die sie reagieren. Man kann dagegen einwenden,
Mitgliedstaaten des Europarates, einen Ansatz für dass es sich hier um etwas Ähnliches wie Hunde-
das Lehren und Lernen der wichtigsten europäi- dressur handelt. Der Lehrer/die Lehrerin gibt Kom-
schen Sprachen zu finden, der es möglich macht, mandos wie zum Beispiel: „Steh auf!“, „Geh zur
dass erwachsene Lernende von den zahllosen Tür!“, „Gib Martin das Buch!“ etc., und die Schüler
Gelegenheiten profitieren, die ihnen in der neuen gehorchen.
Europäischen Union und den Ländern des Europa-
rates offen stehen. Wie schon der Name sagt, liegt „Silent Way“-Methode
der Schwerpunkt dieser Methode darauf, Fähig- (Methode des „stillen Weges“)
keiten hauptsächlich für die mündliche Konver- Dies ist eine weitere humanistische Methode, die
sation zu erwerben. in den siebziger Jahren von Gattegno in New York
entwickelt wurde. Wie TRP erhebt sie den
Das so genannte „Communicative Language Anspruch, nicht bedrohend, sondern stressfrei zu
Teaching“ (CLT – Kommunikatives Sprachtraining) sein und Anfängern von Anfang an Selbstver-
baut auf früheren Ansätzen auf; der Schwerpunkt trauen zu vermitteln. Die Lernenden hören Mut-
liegt auf mündlichen Fähigkeiten. Strukturen tersprachler zu und sprechen nur dann, wenn sie
(Grammatikregeln) und Vokabular sind weniger dazu bereit sind und das Bedürfnis dazu haben.
wichtig. Den Befürwortern dieser Methode zufolge Das US Peace Corps, das ab den siebziger Jahren
werden diese von den Lernenden automatisch muttersprachliche Freiwillige für Sprachtraining
„aufgesogen“, ähnlich wie die Muttersprache von vor allem in Osteuropa und Südostasien vermit-
Kindern aufgenommen wird. Noam Chomskys telte, benutzte diese Methode in großem Umfang,
Glaube an eine Gehirnregion, in der eine dem es gibt jedoch sehr wenige Aufzeichnungen über
Menschen eigene, angeborene Fähigkeit zum die Erfahrungen.
Spracherwerb („Language Acquisition Device“,
LAD – Spracherwerbsmuster) angesiedelt ist, und Aufgabenorientiertes Lernen
seine Theorie von der Universalgrammatik ließen Bei diesem Ansatz steht die zu erfüllende Aufgabe
die Überzeugung entstehen, dass jeder, der eine im Mittelpunkt der Unterrichtsstunde. Den Ler-
Fremdsprache erlernen will, dies auch kann. nenden werden Probleme vorgelegt, die sie unter
Verwendung der Zielsprache lösen sollen. Sie
Zu diesem breiten und schwierig zu definierenden müssen allein oder gemeinsam bestimmte Auf-
Ansatz gehört auch der „Notional Syllabus“ (ima- gaben erfüllen. Der Lehrer liefert den sprachlichen
ginärer Lehrplan) von Wilkins, eine Methode, die Input, der die erfolgreiche Realisierung erleichtert.
von den gewünschten kommunikativen Fähigkei- Die Lernenden müssen selbst aktiv nach den
ten und den Inhalten ausgeht. Dieser Ansatz Wörtern suchen und die Fertigkeiten üben, die sie
wurde bei der Entwicklung des gemeinsamen für die Erfüllung der Aufgabe benötigen. Diese
europäischen Referenzrahmens für Sprachen ver- Methode setzt selbstbewusste, abenteuerlustige
wendet, der sechs verschiedene Stufen, aufbauend Schüler voraus, die gewillt sind, sprachliche Risi-
auf der elementaren Grundstufe I , unterscheidet. ken auf sich zu nehmen und für ihren Lernerfolg
CLT war in den siebziger und achtziger Jahren die selbst die Verantwortung zu übernehmen. Sie ist
dominierende Methode beim Fremdsprachen- weit entfernt von herkömmlichen lehrerzentrier-
unterricht in Europa. Sie galt als Zaubermittel, um ten Ansätzen, bei denen der Lehrer/die Lehrerin
„Französisch ohne Tränen“ zu lernen. Das die gesamte Kontrolle über alle Facetten des Lern-
Unterrichtsziel waren kommunikative Fähigkeiten prozesses hat (beziehungsweise haben soll). Die
– akademische Strenge und Prüfungen waren Unabhängigkeit der Lernenden wird gefördert;
nicht vorgesehen. Das Klassenzimmer sollte die einzige Belohnung ist die erfolgreiche Erfüllung
Probebühne für echte mündliche Interaktion sein, der Aufgabe.
und durch CLT entstanden zweifellos sehr kreative
Unterrichtsmaterialien und -praktiken. Themenorientierter Ansatz
Bei diesem Ansatz ist das Thema vorherrschend.
Der Ansatz war jedoch nicht die Lösung aller Pro- Die Lernenden wählen eine Reihe von Themen, die
bleme beim Erlernen von Sprachen. Viele für sie interessant oder relevant sind (bezie-
Lehrer/innen und Schüler/innen fühlten sich nicht hungsweise der Lehrer/die Lehrerin schlägt solche
wohl mit CLT, einer Methode, bei der es keine for- Themen vor). Die für ein Thema benötigten
malen, strukturierten, stufenweise aufbauenden sprachlichen Elemente werden vom Lehrer/von
Elemente gibt, die Stein für Stein aufeinander der Lehrerin geliefert. Dazu gehören Strukturen
gelegt werden können. Wie die direkte Methode ist und Wortschatz, gegebenenfalls auch Anmerkun-
auch CLT nur für Lernende geeignet, deren Lernstil gen zum Stil und zum Sprachregister. Wesentlich
diesem Ansatz entspricht. bei themenorientierten Ansätzen ist, dass sie die
Sprache in einen Kontext einbinden. Auch sind die
„Total Physical Response“ Lernenden motivierter, wenn sie Themen selbst
(TPR – umfassende physische Reaktion) wählen können.
Diese Methode wurde von James Asher aus
Kalifornien entwickelt. Sie benutzt Befehle und Interkulturelles Sprachtraining
macht die Lernenden zu Zuhörern und Befehlsaus- Dieser Ansatz geht davon aus, dass das Erlernen
führern. Ashers Methode beruht auf der Beobach- von Fremdsprachen und interkulturelles Lernen
tung von Kindern beim Erlernen der Sprache: Teile eines Ganzen sind. Diesem Ansatz zufolge ist

12
1
Sprachtraining
T-Kit
es unmöglich, eine Sprache wirklich zu erlernen, Straßburg stattfand. Es wurden vier Typen von
ohne sich der interkulturellen Aspekte bewusst zu „Lernumgebungen“ definiert: die ultra-didaktische,
sein. Umgekehrt ist es unmöglich, ein Gefühl für die didaktische, die lernerorientierte und die ultra-
Interkulturalität zu bekommen, ohne sich der informelle. Die Seiten 47-49 im Bericht [CEJ/TC
sprachlichen Elemente bewusst zu werden, die ICLL (98) 2] über den Workshop bieten eine
dabei eine Rolle spielen. Diese Methode basiert auf Zusammenfassung der diesbezüglichen Arbeiten.
dem Gedanken, dass auf das Verhältnis von In der folgenden Tabelle sind die Hauptmerkmale
Vorstellung und Sprache die berühmte Frage der vier Lernumgebungstypen zusammengefasst.
„Henne oder Ei?“ zutrifft: Erzeugt eine Vorstellung
die Sprache oder bringt die Sprache die Vorstellung
hervor? Ganz unzweifelhaft kommt der Mensch
mit einer angeborenen Sprachfähigkeit zur Welt,
und Begriffe sind keineswegs universell. Daher
dürfen wir nie voraussetzen, dass das, was ich mit
einem von mir verwendeten Wort meine, dasselbe
ist wie das, was Sie mit einem Wort meinen, wenn
Sie es verwenden!

Interkulturelles Sprachtraining behandelt die


Sprache interkulturell. Bei diesem Ansatz ana-
lysieren wir kulturelle Begriffe, Stereotype, Verall-
gemeinerungen und Annahmen. Wir versuchen
die Tiefen zu ergründen, die sich unter der Ober-
fläche der Sprache verbergen. Das bedeutet, dass
wir uns mit dem Gegenüber konfrontieren müs- Lernumgebung 1 : Ultra-didaktisch
sen, wobei das Ziel darin besteht, alles zwischen
formelle Gestaltung des Kursraumes ; autori-
uns „in der Luft Liegende“ auszuräumen, sodass
tärer Lehrender ; strenge Hierarchie ; kein Raum
wir schließlich tolerant, selbstbewusst und kon-
für Eigeninitiative der Lernenden ; die Lernen-
struktiv in einem Europa leben können, in dem
den sind „leere Gefäße“; der Lehrende ist die
gilt: „Vive la différence!“ – „Es lebe der Unter-
Quelle alles Wissens ; passive Lernende unbe-
schied!“
dingt notwendig ; alle Macht liegt beim Leh-
renden
Dieses T-Kit stützt sich vor allem auf die drei zu-
letzt genannten Ansätze (Aufgabenorientiertes Ler-
nen, Themenorientierter Ansatz, Interkulturelles
Sprachtraining) da sie für nicht formale Situationen Lernumgebung 2 : Didaktisch
am besten geeignet sind. Doch wie alle Lehr- und auf den Lehrerenden hin ausgerichtete Kurs-
Lernmethoden sind auch diese eine organische raumgestaltung ; Beteiligung der Lernenden
Weiterentwicklung der vorangegangenen Metho- ist nur Lippenbekenntnis ; relativ starre Hierar-
den, wobei der Schwerpunkt hier aber eher chie ; der Lehrende hat die Kontrolle ; passive
beim Lernenden und beim Lernen, anstatt beim Lernende bevorzugt.
Lehrer/bei der Lehrerin und beim Lehren liegt. Auf
diese Weise können wir uns zu Beginn des
21. Jahrhunderts auf die Errungenschaften und Lernumgebung 3 : Schülerzentriert
Kenntnisse früherer Epochen stützen und dabei
die Methoden wählen, die unserer Zeit und der aufgabenorientiertes Lernen ; flexible Kurs-
jeweilige Situation am besten entsprechen. raumgestaltung – der Lehrende gestaltet den
Kursraum je nach der gestellten Aufgabe ; die
Lernenden werden ermuntert, gemeinsam zu
arbeiten ; sie sollten versuchen, ein Problem
1.2 Rollen von Lernenden zuerst selbst zu lösen und den Lehrenden als
letzte Instanz zu verwenden ; es gibt verschie-
und Lernmoderatoren dene Aktivitäten, um jedem Lernstil gerecht
zu werden ; aktive Lernende bevorzugt ; locke-
re Hierarchie.
In diesem Abschnitt werden wir die Rolle des
Lehrenden und des Lernenden näher betrachten.
Wir untersuchen, inwieweit jeder Beteiligte an der Lernumgebung 4 : Ultra-informell
Partnerschaft zwischen Lehrer/innen und Schüler
seine Rolle und sein Verhalten prüfen und über- planloser Ansatz ; alles ist möglich ; der Leh-
denken muss, um eine möglichst förderliche Ler- rende wird als „Leidensgefährte“ betrachtet ;
numgebung zu schaffen. Dies gilt in verstärktem die Lernenden bestimmen üblicherweise die
Maß im Bereich der nicht formalen Bildung. Vorgehensweise ; der Lehrende braucht die
Lernenden, um seine eigene Arbeitsmoral zu
Dieses Thema wurde auch im Rahmen des Semi- heben ; vorgetäuschte Freundschaften ; keine
nars über interkulturelles Lernen (ICL) im Sprach- Hierarchie ; es herrscht Anarchie.
training behandelt, das im November 1998 in

13
1
Sprachtraining
T-Kit
Eine nicht formale Bildungssituation erfordert eine welcher Lernstil ihnen liegt, und gewillt sein, ihre
Lernumgebung, in der auf kooperative Weise Lernstrategien anzupassen und zu erweitern.
gelehrt und gelernt wird. Der Lehrer beziehungs-
weise die Lehrerin fungieren als „Lernmoderator“ – Es gibt ebenso viele Unterrichtsstile wie Lehrer/
er/sie unterstützt und ermuntert, damit das Lernen innen, und natürlich ebenso viele Lernstile wie
gelingt. Er/sie ist nicht der Ansicht, dass Lernende! Die wichtigste Ressource, die die
Schüler/innen nur dann etwas lernen, wenn be- Lehrer/innen und die Schüler zum Sprachenlernen
stimmte Dinge unterrichtet werden. Auch die Ler- mitbringen, sind sie selbst. Von nun an werden wir
nenden müssen sich dessen bewusst werden, dass die Begriffe Lernmoderator und Lernende benüt-
ihnen die aktivere Rolle zukommt, dass sie es sind, zen, da diese ihre Rollen in unserem Kontext am
die lernen müssen! Sie müssen herausfinden, besten beschreiben.

Die Rollen des Lernmoderators und des


Lernenden kann man so beschreiben :

Der Lernmoderator Der Lernende

• macht den Lernenden bewusst, dass es • macht sich bewusst, dass es verschiedene
verschiedene Lernstile gibt. Lernstile gibt und ist bereit, neue Lern-
strategien auszuprobieren.

• liefert präzise und geeignete Modelle für


die sprachlichen Elemente, die zur Aus- • ist ein abenteuerlustiger Lernender, der
führung einer Aktivität oder Aufgabe bereit ist, Risiken einzugehen und auch
notwendig sind. manchmal nur zu raten, nützt jede Gele-
genheit, um zu lernen, wobei er sich auf
den Lernmoderator und alle anderen ver-
• ermutigt die Lernenden, bei ihren Lern- fügbaren Ressourcen stützt.
strategien abenteuerlustig zu sein.

• arbeitet sowohl allein als auch in der


• hilft dabei, eine gute, angstfreie Lern- Gruppe, um die sprachlichen Ziele zu
umgebung zu schaffen, in der niemand erreichen und die gestellten Aufgaben zu
behindert wird. erfüllen.

• überwacht die Anwendung der Sprache • überwacht seine eigenen sprachlichen


durch den Lernenden und korrigiert im Fortschritte und die der anderen und macht
passenden Moment Fehler. sich bewusst, welche Fehler alle gemeinsam
machen.

• glaubt an den Erfolg der Lernenden ; sieht


jedes Ergebnis als Erfolg. • führt Aufzeichnungen über das, was er
lernt, und überarbeitet diese ständig.

• sieht das Lernen als gemeinsamen Prozess


mit ständigen Verhandlungen zwischen • erkennt, dass er eine aktive Rolle spielen
Lernmoderator und Lernendem, bei denen muss, und ist bereit, mit dem Lernmode-
die Ziele und Arbeitsmethoden festgelegt rator über Ziele und Arbeitsmethoden zu
werden. verhandeln.

Auf der Grundlage dieser Tabelle kann man nun meiden sollten) auf den Lernenden beziehen,
eine Liste von Dingen erstellen, die Lernmoderator haben wir dies durch ein „L“ gekennzeichnet, ein
und Lernende in nicht formalen Kontexten tun „F“ hingegen heißt, dass der Lernmoderator diesen
beziehungsweise vermeiden sollten. Wenn sich Hinweis beachten sollte. Die meisten Ratschläge
„do“ (Was Sie tun sollten) und „don’t“ (Was Sie ver- gelten für beide Partner der Lernsituation.

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1
Sprachtraining
T-Kit

Was Sie tun sollten (Do): Was Sie vermeiden sollten (Don´t)
• Nehmen Sie Ihre Rolle in dem • Frühere negative Lernerfahrungen
Lernabenteuer an. (L & M) in Ihren „Rucksack“ zu packen, wenn
Sie sich auf diese Reise begeben ! (L)
• Betrachten Sie sich als „Expeditions-
leiter" oder als diejenige Person, die • In den Begriffen „Lehrer/innen“ und
den „Sprachplan“ hat ! (M) „Schüler/innen“ zu denken"! (L & M)
• Seien Sie bereit, mit neuen Lernstra- • Dem Lernmoderator die Schuld zu
tegien zu experimentieren ! (L & M) geben, wenn Sie nicht lernen ! (L)
• Arbeiten Sie im Team, nützen Sie die • Sich selbst die Schuld zu geben, wenn
Stärken der einzelnen Mitglieder und Sie etwas falsch verstehen !
helfen Sie ihnen, an ihren Schwächen (L & M)
zu arbeiten ! (L & M)
• Ständig der/die Beste sein zu wollen !
• Ermutigen Sie Ihren„Expeditions- (L & M)
leiter“, sein Bestes zu geben ! (L)
• Sich überlegen oder unterlegen
• Erkennen Sie an, dass jeder anders zu fühlen ! (L & M)
und verschieden schnell lernt ! (L & M)
• In Panik zu geraten und aufzugeben !
• Seien Sie geduldig und lassen Sie das (L & M)
Lernen geschehen ! (L & M)
• Genießen Sie das Abenteuer ! (L & M)

schwierig finden, zu glänzen und ein Star zu sein,


1.3 Verschiedene mit oder gegen unsere Kameraden zu arbeiten –
das sind Prozesse, die im formalen Bildungssystem
Lernstile ablaufen. Dabei wird oft vergessen, dass das Fach-
wort für Erziehung „Edukation“ heißt und aus den
lateinischen Wörtern ex und ducare gebildet ist,
Der Lernstil ist zum Teil angeboren und zum Teil was „herausführen“ bedeutet – und nicht: etwas in
erlernt. Wir alle werden mit bestimmten Eigen- jemanden hineinstopfen!
schaften und Fähigkeiten geboren, und danach
sind wir verschiedensten Erziehungseinflüssen Nach Abschluss dieser Lebensphase, wenn wir
ausgesetzt – zu Hause, in der Gesellschaft, in den offiziell erwachsen sind, können wir selbst die Kon-
Einrichtungen der formalen und nicht formalen trolle darüber übernehmen, was und wie wir ler-
Bildung. Am stärksten beeinflussen uns sicherlich nen. Im Rahmen von nicht formalen Lernkontex-
das Zuhause und die formalen Bildungseinrich- ten erhalten wir Gelegenheit für lebenslanges
tungen. In der Familie werden wir durch die uns Lernen. Vor langer Zeit sprach Freire von „Entschu-
zugewiesene Rolle geformt – wir sind das „älteste“, lung“ (Die Pädagogik der Unterdrückten – 1972).
„jüngste“, „einzige“ Kind, ein „Nachzügler“, wir sind Seine zukunftsweisende Arbeit ist noch immer von
„schwierig“, „willig“, „hübsch“, „hässlich“, „sport- großer Bedeutung. Eine Reihe neuerer Essays zu
lich“, „begabt“, „faul“ etc. In der Schule nehmen wir diesem Thema findet man in „Power, Pedagogy and
die Lernnormen unseres kulturellen Umfelds in Practice“ (Hg. Hodge und Whiting, 1996). Die
uns auf. Wir lernen zu respektieren, zu gehorchen, Botschaft ist optimistisch – wir können uns selbst
zu fürchten, zu hassen, zu fragen oder gegen die Macht als Lernende erteilen. Übernehmen wir
Autoritäten zu rebellieren. Der Autorität begegnen selbst die Verantwortung und hören wir auf,
wir in Form von Lehrern und der Schulhierarchie. andere Menschen, Systeme und Umstände für
Während dieser prägenden Jahre lernen wir, mehr unsere Mängel verantwortlich zu machen!
oder weniger wettbewerbsorientiert zu sein, in
Begriffen wie Erfolg und Misserfolg zu denken, Die folgende Grafik stellt das Spektrum der Lern-
Angst im Klassenzimmer zu fühlen, zu wissen, was stile dar und erläutert sie. Überlegen Sie sich, wo
wir können und nicht können, unsere Grenzen zu Sie selbst entlang dieser Linie einzuordnen sind.
akzeptieren, zu versuchen, unser Potenzial Der ideale Lernende befindet sich ungefähr in der
auszuschöpfen, Tests und Prüfungen zu lieben Mitte, denn er vereinigt die Fähigkeiten beider
oder zu hassen (je nachdem, wie gut oder schlecht Lerntypen – des empirischen und des theoreti-
wir dabei abschneiden!), das System auszutricksen, schen – in sich und ist so flexibel, dass er seinen
Dinge zu vermeiden, die wir nicht mögen oder Stil der jeweiligen Situation anpassen kann.

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1
Sprachtraining
T-Kit

Das Spektrum der Lernstile


Empirisch Theoretisch

Lernende vom empirischen Typ lernen Lernende vom theoretischen Typ ler-
eine Sprache am besten, wenn sie die nen eine Sprache am besten, wenn
Dinge ausprobieren können ; wenn sie ihnen die Sprache in schriftlicher Form
Fragen stellen können und rasche Ant- präsentiert wird ; wenn sie Regeln für
worten bekommen ; wenn sie ihr Kön- alles bekommen ; wenn sie alles auf-
nen nicht bei Tests und Prüfungen schreiben und ihren Lernprozess doku-
unter Beweis stellen müssen ; wenn sie mentieren können ; wenn sie regelmä-
keine Aufzeichnungen führen müssen ; ßig Tests absolvieren können, um ihre
wenn sie Risiken eingehen und selbst Fortschritte bestätigt zu bekommen ;
das Tempo bestimmen können ; wenn wenn sie die Sprache nicht in uner-
sie keine Grammatikregeln lernen und probten Situationen sprechen müssen ;
nicht allzu viel in der Fremdsprache wenn sie die Sprache lesen und schrift-
lesen und schreiben müssen ; wenn sie lich Fragen zum Text beantworten kön-
die Fremdsprache möglichst oft im nen ; wenn sie ständig verbessert wer-
Gespräch anwenden können ; wenn sie den und so korrekt sprechen können,
sich keine Gedanken über ihre Fehler wie sie es sich zum Ziel gesetzt haben.
machen müssen und so flüssig spre-
chen können, wie sie es sich zum Ziel
gesetzt haben.

Dies stellt natürlich die beiden Extreme dar. Den Beim Erlernen von Fremdsprachen werden immer
meisten Erfolg beim Lernen von Sprachen oder Fehler gemacht. Schließlich lernen wir durch Ver-
allen anderen Dingen wird wohl derjenige Ler- such und Irrtum. Wir probieren etwas aus, und
nende haben, der mit den Stilen an beiden Enden wenn wir damit das erreichen, was wir angestrebt
des Spektrums experimentieren kann und einen haben, ist unser Verfahren richtig. Erzielen wir den
Stil irgendwo in der Mitte entwickelt – das ergibt gewünschten Erfolg nicht, haben wir ganz offen-
ein optimales Lernergebnis. sichtlich etwas falsch gemacht. Wenn wir nach
einer Zeitung fragen, obwohl wir eine Fahrkarte
brauchen, werden wir eine Zeitung bekommen.
Wir werden unseren Fehler bemerken und ver-
suchen, ihn gutzumachen. Wenn wir Glück haben,
ist jemand in der Nähe, der uns sagt, dass das
1.4 Umgang mit Fehlern benötigte Wort „Fahrkarte“ lautet. Und während
dieses Vorgangs haben wir auch gelernt, wie man
eine Zeitung kauft!
Richtigkeit und Flüssigkeit bei
gesprochener Sprache Die Methode „Versuch und Irrtum“ ist etwas ganz
Wesentliches beim Sprachenlernen in einem nicht
In den meisten Lernsituationen (das heißt in allen formalen Kontext. Darüber hinaus ist eine gewisse
Situationen mit Lehrenden und Lernenden) gibt es Abenteuerlust nötig, und man darf sich auch nicht
klare Vorstellungen davon, was Fehler sind und davor fürchten, Risiken auf sich zu nehmen und
wie sie auszubessern sind. Im Extremfall werden dumm zu erscheinen. Es ist die Rolle des Lernen-
Fehler als Vergehen betrachtet, und die Fehlerkor- den, sich wie oben beschrieben zu verhalten, aus
rektur ist die „Strafe“. Fehlern zu lernen, gemeinsam mit anderen zu ler-
nen, auf die eigenen Fehler und die der anderen zu
Lehrer/innen sind darin geschult, das Lernen zu achten und Spaß am Abenteuer zu haben.
überwachen und Korrekturverfahren anzuwenden.
Lehrer sind wissend, Schüler nicht, daher machen Die Rolle des Lernmoderators bei der Fehlerkorrek-
diese Fehler und müssen korrigiert werden! Die tur besteht darin, darauf zu achten, welche Fehler
Debatte darüber, wie Fehler beim Erlernen von gemacht werden, und diese im passenden Moment
Fremdsprachen auszubessern sind, hat eine lange und auf die passende Weise zu korrigieren. Das ist
Geschichte, und es wurden plausible, wohlformu- gar nicht so einfach! Wenn das Ziel des Lern-
lierte pädagogische Gründe für die verschiedenen prozesses darin besteht, Kommunikation zu
Methoden vorgebracht. Wir wollen trotzdem hier ermöglichen, so muss die Fehlerkorrektur im Hin-
für unsere Zwecke ein eigenes Konzept für Fehler tergrund bleiben und von beiden Seiten als Hilfs-
und ihre Korrektur entwickeln. (Weitere sinnvolle mittel betrachtet werden, das es ermöglicht, dass
Verfahren finden sich bei Bartram & Walton, 1991). alle das Gleiche meinen.

16
1
Sprachtraining
T-Kit
Auf die Frage, was die wichtigsten Eigenschaften
eines guten Lehrers/ einer guten Lehrerin seien,
antworten die meisten Lernenden wohl: „Er/sie
Lesen Sie den folgenden Dialog und über-
verbessert meine Fehler.“ Doch wenn wir das kon-
legen Sie, auf welche Weise hier „Fehler-
sequent betrieben, würden wir wohl während des
korrektur“ geschieht : ’
ganzen Lebens nichts anderes tun!
L = Lernender, M = Lernmoderator
Wenn das Unterrichtsziel darin besteht, sich
mündlich verständlich machen zu können, so
behindern ständige Unterbrechungen und Korrek-
turen von kleinen und größeren Fehlern die Kom-
munikation, anstatt sie zu erleichtern. Politiker
und Politikerinnen oder Sprecher verschiedener
internationaler Organisationen geben manchmal
Interviews in Deutsch im Radio und im Fernsehen.
Ich bewundere dabei immer, wie fließend sie ihre
Botschaft vermitteln können. Wenn ich pedantisch
wäre, könnte ich natürlich in fast jeder Äußerung
Fehler in der Aussprache, der Betonung oder der
L. „Ein Papier, bitte.“
Anwendung der Worte finden. Doch wir müssen
M. „Ein Blatt Papier ?“ uns nur mit denjenigen Fehlern beschäftigen, die
(Reicht ein Blatt Notizpapier.) eine Kommunikationsbarriere darstellen – und das
L. „Nein, ein Papier für Wien !“ sind normalerweise sehr wenige. Die Übermittlung
M. „Einen Stadtplan ?“ von Gedanken und Informationen ist auch eine
(Reicht einen Stadtplan von Wien.) zweiseitige Angelegenheit. Wenn man nicht verste-
hen will, versteht man auch nicht. Will man hinge-
L. „Nein, nein... ein Papier, nach Wien gen verstehen, wird das möglich sein! Die Rede-
gehen !“ wendung „auf taube Ohren stoßen“ drückt dieses
M. „Ach so ! Sie brauchen ein Antrags- Phänomen sehr anschaulich aus. (Es gibt sicher in
formular für ein Visum nach Wien !“ vielen anderen Sprachen etwas Entsprechendes.)
L. „Ja, danke !“
Ein Lernmoderator/eine Lernmoderatorin in einem
nicht formalen Kontext sollte bei der Fehlerkorrek-
tur immer sehr sensibel vorgehen und nur dann
Bedeutungen erklären und die korrekte Form
liefern, wenn dies unbedingt nötig ist. Er sollte auf
die Fehler der Gruppe achten und sich Notizen
machen; zu einem späteren Zeitpunkt kann dann
darüber gesprochen werden. Er sollte auch auf die
Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin war dem typischen Fehler jedes einzelnen Lernenden ach-
Lernenden dabei behilflich, das gewünschte Ergeb- ten und die Gruppe auffordern, dem Betreffenden
nis zu erreichen. Der Lernende nahm Risiken auf bei der Anwendung der korrekten Form zu helfen.
sich und blieb hartnäckig, bis er bekommen hatte, Flüssiges Sprechen soll immer im Vordergrund ste-
was er brauchte. Fehler wurden auf beiden Seiten hen, doch auch die Richtigkeit darf nicht vernach-
gemacht und implizit behandelt. In einem Unter- lässigt werden.
richtskontext ist es möglicherweise nützlich, die
Fehler des Lernenden zu einem anderen Zeitpunkt
explizit zu behandeln. Dies kann durch Übungs- Wie richtig muss die geschriebene
dialoge in Form situationsbezogener Rollenspiele Sprache sein ?
erfolgen, sodass der Lernende die für den Aus-
tausch notwendigen Formulierungen vorplanen Die Fehlerkorrektur in der geschriebenen Sprache
und „vorlernen“ kann. Das ist präventive Fehler- ist ein anderes Kapitel! Schreiben ist eine höher
korrektur oder -vermeidung. entwickelte Form der Sprache und eine kom-
plexere, akademisch erlernte Fähigkeit. Alle Men-
Wenn wir an unsere Erfahrungen mit dem Sprach- schen benützen die gesprochene Form der Spra-
training denken, so sehen wir, dass die Fehler- che, doch weltweit ist nur eine Minderheit der
korrektur durch die Lehrer meist im Rahmen von Menschen alphabetisiert, das heißt, sie können
Tests erfolgte, die üblicherweise zeigten, wie viel lesen und schreiben. Die geschriebene Sprache
wir während des Unterrichts nicht gelernt hatten erfordert ein höheres Sprachniveau und einen
und wie dumm wir deshalb waren. höheren Grad an Korrektheit. Beim Schreiben
muss man bedenken, für welchen Zweck und für
In einem nicht formalen Kontext werden die Ler- welches Publikum das Geschriebene bestimmt ist.
nenden dazu ermuntert, sich selbst oder die Kolle-
gen zu überprüfen und zu korrigieren, wann Jemand schreibt, grob gesagt,
immer dies möglich ist. Am erfolgreichsten ist der • für den Beruf,
Lernprozess dann, wenn sich der Lernende be- • für das Studium,
wusst ist, dass er einen Fehler gemacht hat. • zum Vergnügen.

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1
Sprachtraining
T-Kit
Zum Vergnügen schreiben Autoren, Dramatiker einen höheren Grad an Korrektheit verlangt, wenn
und Dichter, obwohl sich das bei ihnen manchmal sie effektiv sein soll. Die gesprochene Sprache ist
mit der Arbeit überschneidet! vergänglich, und Fehler bleiben meist unbemerkt,
sofern das Gesagte nicht auf Tonband aufgenom-
Die meisten von uns schreiben aus beruflichen men und analysiert wird. Geschriebene Sprache
Gründen oder zu Studienzwecken. Beruflich zu hingegen ist etwas Dauerhaftes und liegt Schwarz
schreiben bedeutet: Formulare ausfüllen, Bewer- auf Weiß vor, für alle lesbar. Etwas Geschriebenes
bungsschreiben verfassen, Geschäftsbriefe, Memos, kann man nicht zurücknehmen, man kann nicht
Berichte, Entwürfe schreiben – und das mehr und leugnen, es gesagt zu haben, oder es widerrufen,
mehr in Form von Emails. Zu Studienzwecken wie wir es in der gesprochenen Kommunikation
schreiben heißt: Formulare ausfüllen, sich Notizen gerne tun. Wenn wir mündlich kommunizieren,
machen, Zusammenfassungen, Aufsätze, Disser- besteht immer die Möglichkeit, dass der Hörer
tationen schreiben. etwas falsch versteht oder missversteht; niemand
kann das verhindern. Deshalb müssen wir
Der Hauptunterschied zwischen geschriebener rechtlich relevante Dinge immer „schriftlich“ vor-
und gesprochener Sprache ist, dass die erstgenannte legen!

Die folgende Tabelle fasst die wichtigsten Unterschiede zwischen


gesprochener und geschriebener Sprache zusammen.

Gesprochene Sprache Geschriebene Sprache

• Spontan, ungeprobt (außer im Fall einer vor- • Kann geplant und vor der Verwendung
geplanten Rede oder Vorlesung, wo meist überarbeitet werden
eine geschriebene Form der Sprache vor-
getragen wird) • Ist etwas Dauerhaftes (sofern sie nicht zer-
stört wird !)
• Vergänglich (außer bei Aufnahmen)
• Stil, Register und Rhetorik müssen beachtet
• Viele Fehlstarts, unvollständige Sätze und werden.
Andeutungen ; korrekte Syntax ist nicht er-
forderlich • Rechtschreibung kann Probleme bereiten.

• Keine Probleme mit Rechtschreibung und • Bei handschriftlichen Dokumenten kommt


Handschrift ! die Dimension der Leserlichkeit hinzu.

• Bedeutung wird auch durch Stimmqualität • Kenntnis und korrekte Anwendung der
vermittelt (Tonhöhe, Intonation, Lautstärke Syntax erforderlich
etc.).
• Erfordert mehr Zeit und Anstrengung
• Wenn man jemandem direkt gegenüber-
steht, wird die Kommunikation auch durch • Erfordert Schreibmaterial (Stift und Papier
nichtsprachliche Aspekte wie Körperspra- oder Computer und Drucker)
che, Augenkontakt etc. unterstützt (Aus
diesem Grund sind Telefongespräche nor- • Ist nur in einer alphabetisierten Umgebung
malerweise schwieriger !). wirksam

• Erfordert kein spezielles Material • Kann Emotionen verschleiern

• Verrät Emotionen

• Aussprache und Satzmelodie müssen be-


achtet werden.

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1
Sprachtraining
T-Kit
Auf Grund dieser Tabelle kann man sagen, dass es Dann überprüft der Lernmoderator/ die Lernmo-
bei gesprochener Sprache auf Flüssigkeit ankommt, deratorin den ersten Entwurf, macht Verbesserungs-
während bei geschriebener Sprache Richtigkeit vorschläge und stellt sicher, dass die endgültige
ausschlaggebend ist und Fehler in diesem Fall kor- Form korrekt, knapp und lesbar ist.
rigiert werden müssen. In einem nicht formalen
Kontext hat die herkömmliche Rotstift-Methode Eine gute Methode, um mit der schriftlichen Spra-
jedoch sicherlich keinen Platz. che zurechtzukommen, ist der Aufbau einer
„Datenbank“ mit häufig benötigten Formulierun-
Formelle schriftliche Kommunikation ist im Allge- gen, die als Modell verwendet werden können.
meinen relativ formelhaft. Das heißt, wir können Dies ist Aufgabe des Lernmoderators/der Lernmo-
Modellsätze üben, die wir in bestimmten Fällen deratorin, der/die sich dabei ganz auf seine/ihre
verwenden. Formulare weisen meist eine standardi- muttersprachliche Kompetenz verlassen und ein-
sierte Form auf; beim Briefe schreiben gibt es be- fache, korrekte Schriftstücke produzieren sollte.
stimmte Konventionen – die Form der Anrede, Mit der Zeit werden diese Beispiele eine nützliche
vorgegebene Floskeln, Schlusssätze, Grußformeln Ressource für den betreffenden Lernkontext wer-
etc. –, die eingelernt werden können. Auch für den, die durch nachfolgende Lernende und Lern-
Berichte gibt es ein Schema mit Punkten und moderator ergänzt werden kann.
Abschnitten. Für Sitzungsprotokolle verwendet
man ebenfalls sehr stereotype Formulierungen, die Informelles Schreiben, wie das Schreiben von
man einüben kann. Briefen oder Karten an Freunde, macht normaler-
weise keine Probleme. Hier gelten die Regeln für
Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin sollte formelles Schreiben einfach nicht, und es darf so
Modelle und Beispiele für diese standardisierten geschrieben werden, „wie man spricht“. Die Emp-
schriftlichen Äußerungen bieten und den Lernen- fänger/innen oder Leser/innen werden alle
den dabei helfen, sie ihren persönlichen Bedürfnis- Regelverletzungen verzeihen, sodass diese Art von
sen entsprechend abzuwandeln. schriftlicher Kommunikation für den Schreiber viel
leichter und vergnüglicher ist.
Das wichtigste Stadium beim Schreiben ist die Pla-
nungsphase. Der Lernmoderator/ die Lernmodera- Ich möchte noch eine kurze Anmerkung zur Kom-
torin unterstützt die Lernenden dabei, For- munikation per Email hinzufügen. Diese Form des
mulierungen für ihre Ideen zu finden und ihre schriftlichen Austausches scheint uns insofern von
Gedanken in eine logische Reihenfolge zu bringen; den für das Schreiben geltenden Konventionen zu
er/sie hilft mit Vorschlägen für den Aufbau, zum befreien, als Fehler toleriert werden. In dieser elek-
Beispiel Einleitung, die wichtigsten Gedanken, Zu- tronischen Form dürfen sogar ansonsten eher for-
sammenfassung/Schlussfolgerung/Empfehlungen, male Schriftstücke in informellerem Stil geliefert
er kontrolliert die Rechtschreibung und ermuntert werden, ohne dass es eine Beleidigung darstellt.
zum Gebrauch von Wörterbüchern, falls solche Das können wir nur begrüßen, und es sollte die
verfügbar sind. Menschen dazu ermutigen, ungezwungener zu
schreiben. Es wäre aber natürlich schade, wenn der
Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin sollte Reichtum der traditionellen schriftlichen Formen,
auch während der Entwurfphase zur Stelle sein, die Vorbild und Inspiration für den Leser sind, ver-
um bei Bedarf sofort Hilfestellung bieten zu können. loren ginge.

19
2 Aufgabenorientiertes Lernen

2.1 Einführung und Sprachtraining


T-Kit

Begriffsdefinition

Dieser Abschnitt liefert die theoretische Basis für • Lernerzentriert: Eine Methode, bei der die Be-
die Anwendung des aufgabenorientierten Lernens dürfnisse und Interessen der Lernenden im
im Sprachtraining. Er umreißt die Grundzüge Mittelpunkt des Lehrplans stehen.
dieser Methode, bietet Erklärungen, weist darauf • Lernstile/Lernstrategien: Verschiedene For-
hin, was bei der Einführung des aufgabenorien- men des Studierens und Lernens; das Spektrum
tierten Sprachtrainings zu beachten ist und be- reicht vom empirischen bis zum theoretischen
schreibt schließlich ein konkretes Beispiel. Stil (Abschnitt 2.2 Rollen von Lernenden und
Lernmoderatoren). 2
Wir möchten in diesem Kapitel zeigen, wie gut sich • Materialien: Alles, was als Grundlage einer
eine leicht abgeänderte Version des aufgabenorien- Sprachlernaktivität oder -aufgabe verwendet
tierten Sprachtrainings für einen nicht formalen wird.
Lernkontext eignet, wie er im Rahmen der euro- • Aufgabe: Das Endprodukt eines geplanten
päischen Sprachprogramme vorgesehen ist. Diese Prozesses, fertige Arbeit.
Methode stützt sich in hohem Maß auf die Mitar- • Thema: Jeder Inhalt, der Möglichkeiten zu
beit der Lernenden und ihr Weltwissen. Ganz situationsbezogenem Sprachenlernen bietet.
wichtig sind die Informationen und Erfahrungen,
die die Teilnehmer in den Unterricht mitbringen.
Die Teilnehmer werden ihr Wissen, ihre Erfahrun-
gen und ihre Meinungen austauschen. Dabei wer- 2.2 Aufgabenorientiertes
den sie die Fremdsprachenkenntnisse benützen,
über die sie bereits verfügen, und gleichzeitig wer- Sprachtraining
den sie mit neuen sprachlichen Elementen kon-
frontiert werden und zahlreiche Strategien zur
Verbesserung ihrer sprachlichen Fähigkeiten ent- 2.2.1 Hintergrundinformationen
wickeln.
Spracherwerb und Sprachenlernen:
Beim aufgabenorientierten Sprachtraining kann Was passiert dabei?
der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin authenti- Es gibt kein allgemein anerkanntes Modell dafür,
sches, themenbezogenes Material verwenden, das wie man sich eine Sprache aneignet oder wie
für die Teilnehmer relevant ist und sie dazu Kinder das Sprechen lernen. Forschungsergebnisse
ermutigt, sich die Fähigkeiten anzueignen, die für deuten darauf hin, dass die Menschen die ange-
die erfolgreiche Ausführung von Aufgaben im All- borene Fähigkeit besitzen, die Sprache, der sie aus-
tag notwendig sind. gesetzt sind (ihre Muttersprache), zu strukturieren
und Regeln daraus abzuleiten, sodass sie noch
mehr sprachliche Äußerungen hervorbringen kön-
Begriffsdefinition nen, um sie in verschiedenen Situationen anzu-
wenden (LAD, „Language Acquisition Device“ und
Sprachwissenschaftliche Fachtermini sind berüch- Universalgrammatik, Chomsky 1965). Es gibt aber
tigt wegen ihrer Mehrdeutigkeit. Verschiedene auch Forschungsarbeiten, die zeigen, dass auch
Begriffe bedeuten für unterschiedliche Menschen taube Kinder eine Sprache mit einer formalen
unterschiedliche Dinge. Der Klarheit halber folgt Struktur entwickeln, ohne dass sie durch sprach-
eine Aufzählung der wichtigsten Begriffe, die in lichen Input stimuliert werden (Goldin-Meadow
dieser Broschüre verwendet werden, zusammen 1990). Zu diesem Ergebnis gelangte man auch
mit einer Erklärung. durch das Studium der Pidgin-Sprachen. Dies sind
Sprachen, die von Menschen ohne gemeinsame
• Aktivität: Ein Vorgang, der als Schritt in Rich- Muttersprache gebildet werden, die untereinander
tung auf die Erfüllung der Aufgabe betrachtet kommunizieren müssen und so eine neue Sprache
werden kann, ein Teil des Prozesses, „Aufgabe schaffen. Die ersten kühnen Entdecker und Han-
in Arbeit“. delsreisenden verständigten sich mit Pidgin-
• Kooperatives Lernen: Gemeinsame Arbeit und Sprachen. Wenn Pidgin-Sprachen von der näch-
gegenseitige Unterstützung, um einen maxi- sten Generation als Muttersprache verwendet
malen Lernerfolg zu erreichen und die Aufgabe werden, entwickelt sich daraus eine Kreolen-
möglichst gut zu erfüllen. Das Gegenteil von sprache (Bickerton 1984). Das bedeutet, eine neue
wettbewerbsorientiertem Lernen, bei dem jeder Sprache entsteht durch Menschen, die einer
Lernende versucht, besser als die Kollegen zu Sprache ohne vollständig ausgeformte Strukturen
sein. ausgesetzt sind! Dieses Phänomen wird auch als
• Lernmoderator/Lernmoderatorin: Eine Per- „Anregungsarmut“ (Gleason und Ratner 1998)
son, die muttersprachliche Kompetenz in der bezeichnet. Manche Theorien setzen auch die kog-
zu erlernenden Sprache besitzt und in der nitive Entwicklung von Kindern und ihren
Lage ist, den sprachlichen Input zu liefern, der Spracherwerb miteinander in Beziehung. Hierin
notwendig ist, um die Durchführung der liegt ein weiterer großer Unterschied zwischen
Aktivitäten und die Erfüllung der Aufgabe zu dem Erwerb der Muttersprache und dem Erlernen
erleichtern. einer zweiten Sprache, das normalerweise erst

21
Sprachtraining
T-Kit
nach Abschluss der kognitiven Entwicklung in der Anforderungen der Aktivitäten und der Aufgabe
Kindheit geschieht (Bates 1979, Piaget 1926). erfüllen kann.

Dies war nur ein ganz oberflächliches Hinein- Das aufgabenorientierte Sprachtraining verlangt
schnuppern in dieses Fachgebiet, mit dem gezeigt von den Lernenden, mit ihrem Wissensschatz zu
werden soll, dass bei den Theorien über Sprachen- experimentieren und von ihrer Fähigkeit Ge-
lernen und Spracherwerb das letzte Wort noch brauch zu machen, Schlussfolgerungen zu ziehen
lange nicht gesprochen ist. Es soll auch daran erin- und die Sprache selbstständig zu analysieren, um
nert werden, dass wir hier Ideen zum Erlernen von maximalen Nutzen aus einer Situation zu ziehen
Fremdsprachen entwickeln wollen und nicht zum (Abschnitt 3.4 Ein konkretes Beispiel für eine Auf-
Spracherwerb. Wir müssen daher stets den Unter- gabe – ein Essen zubereiten). In diesem Beispiel
2 schied zwischen dem Erwerb der Muttersprache besteht das Ziel der Lektion darin, gemeinsam ein
und dem Erlernen einer zweiten Sprache in einer Essen zuzubereiten, wozu jeder beitragen kann.
späteren Lebensphase im Auge behalten. Wie wir Dabei wird ein Großteil des Vokabulars zum
in Abschnitt 2.1 „Sprachen lernen und Sprachen Thema Essen aktiviert. Wie wir sehen werden,
lehren“ gesehen haben, gibt es auch zum Thema muss das Menü abgesprochen werden, Lebensmit-
„Fremdsprachen erlernen“ viele Theorien, die sich tel müssen gekauft und die Handgriffe aufgeteilt
in Ansätzen und Methoden zum Sprachtraining werden. Um sie erfolgreich ausführen zu können,
niedergeschlagen haben. werden die Teilnehmer auf die Aufgabe vorberei-
tet, sodass sie sich der benötigten Formulierungen
Lernerzentrierte Ansätze bewusst werden.
Lernerzentrierte Ansätze nutzen das Wissen, über
das die Lernenden bereits verfügen, und gehen Bei diesem Ansatz ist die wichtigste Antriebskraft
von deren Bedürfnissen und Interessen aus, wobei die Notwendigkeit zu kommunizieren. Das Schwer-
Material, Aktivitäten und Aufgaben entsprechend gewicht liegt auf flüssiger Kommunikation. Zö-
gewählt werden. In allen Phasen werden gerndes Sprechen, wie es ein stärker didaktisieren-
Lernmoderator und Lernende zum Verhandeln der Ansatz, der fehlerlose Äußerungen verlangt,
ermuntert. Das Lernen wird als gemeinsames hervorbringt, soll vermieden werden. Die Lernen-
Unternehmen betrachtet. Wir müssen stets den sollen in einem natürlich vorkommenden
berücksichtigen, in welchem Kontext ein be- Kontext mit der Zielsprache konfrontiert werden.
stimmter Ansatz angewendet wird, und überlegen, Das bedeutet, dass eventuell verwendete Materi-
wie der Lernende auf die Methode reagieren könn- alien nicht extra für den Unterricht hergestellt wer-
te. Werden die Lernenden die gewählte Methode den, sondern aus authentischen Quellen aus-
bereitwillig annehmen? Wenn die Lernenden die gewählt und adaptiert werden (Abschnitt 5
vorgeschlagene Methode nicht kennen und ihr mit Materialien auswählen und verwenden).
Misstrauen begegnen, muss der Lernmoderator
mit ihnen verhandeln und dafür sorgen, dass sie Der im Folgenden beschriebene Rahmen für den
motiviert sind und gern auf diese Art lernen. Nur aufgabenorientierten Sprachtraining ist eine Adap-
so werden die Lernenden der Methode unvorein- tation der Methode nach Willis (1996). Bei dieser
genommen gegenüberstehen. Es ist daher ganz leicht abgeänderten Methode liegt das Haupt-
wichtig, dass die Lernmoderator die jeweilige Lern- augenmerk auf der zu erfüllenden Aufgabe. Diese
umgebung mit berücksichtigen und bei der Ein- Aufgabe ist eine Unternehmung, die echte Bedürf-
führung neuer Ansätze mit großer Sensibilität nisse des Lernenden erfüllt. Bezogen auf europäi-
vorgehen (Abschnitt 2.2 Rollen von Lernenden sche Jugendprogramme stehen diese Aufgaben mit
und Lernmoderatoren). den Tätigkeiten der Teilnehmenden im Zusam-
menhang und spiegeln die Aufgaben und Situati-
onen wider, mit denen sie konfrontiert sind. Wir
2.2.2 Aufgabenorientiertes werden diese Methode nun anhand eines Schemas
Sprachtraining kurz präsentieren und anschließend eingehend
erklären.
Beim aufgabenorientierten Sprachtraining wird das
Lernen durch die Ausführung einer Reihe von
Aktivitäten gefördert, die jeweils Schritte in Rich-
tung auf die erfolgreiche Erledigung einer Aufgabe
sind. Der Schwerpunkt liegt hier nicht auf dem Ler-
nen von verschiedenen Kapiteln in einem nicht
kontextbezogenen Vakuum, sondern die Sprache
wird als Mittel zur Erfüllung authentischer Be-
dürfnisse im Alltag behandelt. Bei den Bemühun-
gen, die Aufgabe zu erfüllen, wird die Sprache
unmittelbar im Lebensumfeld des Lernenden ange-
wendet, wodurch das Lernen authentisch wird.
Beim aufgabenorientierten Sprachtraining werden
die Formulierungen nicht vorab ausgewählt und
dem Lernenden präsentiert, der sie dann übt, son-
dern sie werden mithilfe des Lernmoderators aus
dem Lernenden „herausgezogen“, damit dieser die

22
Sprachtraining
T-Kit
2.2.3 Methodik

Modell eines aufgabenorientierten Sprachtrainings

(Nach Willis, Jane: A Framework for Task-Based Learning,


Oxford: Longman 1996)

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE EINFÜHRUNG IN


DIE AUFGABE

Laut Willis sollte der Lehrer/die Lehrerin (Lern-


moderator) „das Thema mit der Gruppe sondieren
und nützliche Wörter und Sätze herausstreichen“.
Wenn der Lernmoderator Materialien verwenden
möchte, so müssen diese bereits in diesem Stadium
einen Bezug zur Aufgabe aufweisen. Bei der Vor-
bereitung der Lernenden auf die zu erfüllende
Aufgabe muss der Lernmoderator/ die Lernmodera- VORBEREITUNG
torin überlegen, wie das gewählte Material ein- DER AUFGABE
gesetzt werden soll. Das Sondieren des Themas
könnte mit Hilfe eines Bildes (Abschnitt 4.2), eines
Videoclips (Abschnitt 5) oder eines Textes (Abschnitt
4.3) erfolgen. Das verwendete Material dient dabei
als „Sprungbrett“ zur Erarbeitung des Inhalts bezie-
hungsweise wichtiger Wörter und Phrasen. Es ist
Sache des Lernmoderatorers/ der Lernmoderatorin,
zu entscheiden, wie viel rein sprachliche Arbeit für
die Lernenden notwendig ist ; er sollte jedoch immer AUSFÜHRUNG
bedenken, dass die Arbeit mit Materialien immer DER AUFGABE
nur eine Einführung vor der eigentlichen Aufgabe
sein soll.

Beispiele :
• Auswertung von Materialien : Arbeit mit einem Bild/
Text etc. zur Einführung in das Thema
• Brainstorming : eine Liste erstellen, Ideen vergleichen, NACHBEREITUNG
Erfahrungen austauschen DER AUFGABE

• Aktivieren der Sprache : Vokabeln erarbeiten und zur


Verfügung stellen

23
Sprachtraining
T-Kit

VORBEREITUNG DER AUFGABE EINFÜHRUNG IN


DIE AUFGABE

Diese Phase wurde zu der von Willis verwendeten


Einführungsphase hinzugefügt, um deutlich zu ma-
chen, wie wichtig eine gründliche Vorbereitung der
Lernenden ist. In dieser Phase kann, wenn notwen-
dig, die Aufgabe nochmals durchgesprochen werden,
um die erforderlichen Formulierungen einzuüben
2 und die Lernenden so vertraut wie möglich mit dem
Kontext zu machen. Wenn in der vorhergehenden VORBEREITUNG
Phase ein Brainstorming zur Erarbeitung der mit DER AUFGABE
dem Thema in Zusammenhang stehenden Wörter
durchgeführt wurde, so können die Lernenden in
diesem Stadium dazu aufgefordert werden, zu disku-
tieren, Argumente für eine Debatte vorzubereiten
oder Ideen für eine Broschüre zu entwickeln, mit der
die Öffentlichkeit auf dieses Thema aufmerksam ge-
macht werden soll.

AUSFÜHRUNG
Die Lernenden erarbeiten ihren eigenen Input für die DER AUFGABE
Aufgabe, indem sie zum Beispiel
• einen Entwurf für einen Bericht erstellen,
• ein Rollenspiel vorbereiten,
• einen Fragebogen erstellen, der später angewendet
wird,
• sich Argumente für eine Debatte überlegen,
NACHBEREITUNG
• in einem Brainstorming die notwendigen Formu- DER AUFGABE
lierungen erarbeiten,
• die Sprache aktivieren, indem sie sich die notwen-
digen Formulierungen zurechtlegen.

24
Sprachtraining
T-Kit

AUSFÜHRUNG DER AUFGABE EINFÜHRUNG IN


DIE AUFGABE

In den ersten zwei Phasen wurden die Lernenden


sowohl mental als auch sprachlich umfassend auf die
Aufgabe vorbereitet. Dieser Teil der Aufgabe soll eine
Tätigkeit, die Mitwirkende an der europäischen Ju-
gendarbeit tatsächlich ausführen müssen, so lebens-
echt wie möglich widerspiegeln. Gleich, ob die Auf-
gabe ausgeführt, vorgeführt, aufgenommen, als 2
ganze Gruppe oder in kleinen Teilgruppen durchge- VORBEREITUNG
führt wird – der Schwerpunkt liegt immer auf der DER AUFGABE
erfolgreichen Ausführung der Aufgabe.

Die Aufgabe wird von den Lernenden durchgeführt,


indem sie zum Beispiel
• ein Poster herstellen,
• ein Rollenspiel aufführen,
AUSFÜHRUNG
• eine Diskussion führen, DER AUFGABE
• eine Broschüre herstellen,
• Ergebnisse präsentieren.

NACHBEREITUNG
DER AUFGABE

25
Sprachtraining
T-Kit

NACHBEREITUNG DER AUFGABE EINFÜHRUNG IN


DIE AUFGABE

Sprachliche Aufarbeitung
Während der Ausführung der Aufgabe könnte sich der Lernmode-
rator/ die Lernmoderatorin Notizen machen : Gibt es noch zusätzliche
Vokabeln, die man verwenden könnte ? Gibt es Strukturen, die zu
Missverständnissen oder Verwirrung geführt haben ? Hätte man
etwas anders ausdrücken können ? Hätte man manches treffender
2
ausdrücken können, weniger abrupt, überzeugender etc.? Nach der
VORBEREITUNG
Ausführung der Aufgabe könnten die Teilnehmer/Teilnehmerinnen
zum besseren Verständnis nochmals einen Blick auf das Material DER AUFGABE
werfen, wobei sie besonders auf Strukturen, schwierige oder
ungewöhnliche Vokabeln etc. achten.

Feedback und Evaluierung


Vielleicht möchte der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin eine
Feedback-Sitzung abhalten, um darüber zu sprechen, wie erfolgreich
die Aufgabe ausgeführt wurde, und um Verbesserungsvorschläge zu AUSFÜHRUNG
machen. Die Teilnehmenden haben vielleicht den Wunsch, über Fra- DER AUFGABE
gen wie Zusammenarbeit, Leistung der Gruppe, Reaktionen auf das
Thema oder die Menge des sprachlichen Inputs zu sprechen. Sie
möchten zum Ausdruck bringen, was ihnen gefallen hat und was
nicht. Eine Evaluierung der Aufgabe wird dem Lernmoderator/ der
Lernmoderatorin sicherlich Informationen bieten, die für die
Planung weiterer Aufgaben nützlich sind.

NACHBEREITUNG
Gedanken über die Ausführung der Aufgabe
DER AUFGABE
• War es nützlich ?
• Hat es Spaß gemacht ?
Sprachliche Aufarbeitung, möglicher weiterer Input
• Arbeit mit zusätzlichem Material, um weiteren sprachlichen Input
zu liefern
• Fehlerkorrektur
• Nachbetrachtung durch die Lernenden
Anregungen von anderen Teilnehmenden :
„Könntest du erklären, ...?“, „Könntest du wiederholen ...?“

26
Sprachtraining
T-Kit
2.2.4 Sprachliche Fähigkeiten Diese Methode des aufgabenorientierten Sprach-
und Lernstile trainings ist auch für Anfänger geeignet, sofern der
Lernmoderator/ die Lernmoderatorin ihre Bedürf-
Wenn die Lernenden aufgefordert werden, „sich mit nisse berücksichtigt und flexibel genug ist. Der
allen ihnen zur Verfügung stehenden Worten auszu- sprachliche Input während Einführungs- und Vor-
drücken“ (Willis 1996), so kann es sein, dass sich bereitungsphase ist in diesem Fall entsprechend zu
Teilnehmende, die mit einem solchen Lernkontext wählen. Lernende auf dieser Schwierigkeitsstufe
nicht vertraut sind, unwohl fühlen und nicht pro- bitten den Lernmoderator/ die Lernmoderatorin
duktiv sein können. Das bedeutet nicht, dass in möglicherweise häufiger, innezuhalten, etwas zu
einem derartigen Fall auf diese Form des Lernens erklären und zusätzliche Beispiele für die verwen-
verzichtet werden sollte. Der Lernmoderator/ die deten Strukturen zu bringen. Das Ziel jedoch bleibt
Lernmoderatorin muss sich vielmehr bewusst das gleiche: die Erfüllung einer „lebensechten“ 2
machen, dass die Lernenden mehr Zeit brauchen, Aufgabe und die Ausführung der dazu notwendi-
sich darauf einzustellen, Mut zu fassen und Selbst- gen Schritte.
vertrauen aufzubauen. Manche Teilnehmer haben
vielleicht das Gefühl, ins tiefe Wasser geworfen zu
werden, ohne schwimmen zu können, vor allem,
wenn sie mit Menschen zusammenarbeiten, die
selbstbewusster sind als sie selbst. Die Gruppen-
dynamik hat großen Einfluss auf den Erfolg oder 2.3 Wichtige Faktoren
Misserfolg von Arbeitsgruppen. Wenn ein un-
sicherer Teilnehmer in einer Gruppe arbeitet, die
ihn unterstützt, so wird er viel Erfahrung sammeln Beim aufgabenorientierten Sprachtraining sind
können, auch wenn er noch nicht bereit ist, an die verschiedene Faktoren zu berücksichtigen, von
Grenzen seiner Fähigkeiten zu gehen. Wie bereits denen wir einige im Folgenden besprechen wollen.
in der Einleitung gesagt wurde (Abschnitt 1.2),
erfordert eine derartige Methode abenteuerlustige,
risikobereite Lernende; daher muss die Abenteuer- 2.3.1 Profil der Lernenden
lust von den Lernmoderatoren gegebenenfalls
etwas unterstützt werden. Bei der Vorbereitung der Materialien vor der An-
kunft der Gruppe sollte man ein Profil der Gruppe
erstellen. Auch wenn es nicht ganz exakt sein
sollte, ist es doch ein Anhaltspunkt, von dem man
ausgehen kann. Es hilft, wenn man bei der
Auswahl des Materials eine bestimmte Gruppe vor
Augen hat. Feinabstimmungen kann man später
vornehmen, wenn dies notwendig sein sollte. Es
gibt kaum einmal eine homogene Gruppe, auch
wenn die Teilnehmer aus dem gleichen Land kom-
men.

Zwar werden alle Teilnehmer/Teilnehmerinnen


etwas mit europäischer Jugendarbeit zu tun haben
und ähnliche Ziele und Interessen haben, doch ihr
jeweiliger Lernhintergrund ist sicherlich ganz
unterschiedlich. Man muss darauf gefasst sein,
dass es möglicherweise ebenso viele Hintergründe
wie Teilnehmende gibt! Jede Person bringt ihre
eigenen Erfahrungen, Gefühle und Ansichten mit,
die während eines Kurses zum Vorschein kommen
Wenn das Sprachniveau der Lernenden noch nicht können. Manche Teilnehmer/innen sind vielleicht
ausreicht, um die Aufgabe selbstständig vorberei- nicht bereit oder sind es nicht gewohnt, über strit-
ten zu können, muss die Methode abgeändert wer- tige Themen zu diskutieren. Sie kommen mög-
den, und jeweils so viel sprachlicher Input geboten licherweise aus einem sehr reglementierten Ler-
werden, wie es die Situation erfordert. Dabei sollte numfeld, in dem man Informationen nicht selber
man jedoch dem Grundprinzip des Ansatzes treu produziert, sondern nur aufnimmt. Sie sind es
bleiben und darauf achten, dass der sprachliche nicht gewohnt, kontroverse Meinungen zum Aus-
Input immer mit der Aufgabe in Zusammenhang druck zu bringen oder sich in einer bunt zusam-
steht. Durch einen funktionellen Zugang zum mengesetzten Gruppe zu äußern. In diesem Fall
Sprachtraining werden sich die Lernenden muss man besprechen, wie vorgegangen werden
bewusst, dass Sprache immer in einem Kontext soll, wenn für die Aufgabe eine ganz bestimmte
angewendet wird und dass sie für Situationen im Methode notwendig ist. Andere Teilnehmer/innen
Alltag benötigt wird. Wichtig ist, dass die für das wollen möglicherweise nicht mit anderen Teil-
aufgabenorientierte Lernen entwickelten Materi- nehmenden üben, da sie bisher immer nur einem
alien in verschiedenen Varianten zur Verfügung Lehrer/ einer Lehrerin geantwortet haben. Wieder
stehen, um auch den Bedürfnissen von Anfängern andere erwarten vielleicht vom Lernmoderator/
und wenig Fortgeschrittenen gerecht zu werden. von der Lernmoderatorin, dass er/sie alle Antwor-

27
Sprachtraining
T-Kit
ten liefert, und finden es ungewöhnlich, dass sie Was kann man im Vorhinein tun, um passendes
hier während der Lektionen mit anderen Teil- Material zu bekommen? Muss man geplante Auf-
nehmenden interagieren sollen. gaben für den zur Verfügung stehenden Trainings-
ort abändern? Werden die Teilnehmenden Materi-
Ein entscheidendes Element jedes Sprachtrainings alien mitbringen? Wie kann man auch mit sehr
besteht auch darin, den Lernenden zu zeigen, wie wenig Material zurechtkommen? Wie können an-
man lernt. Man kann etwa über verschiedene Lern- dere Ressourcen zusammen mit sprachlichem Ma-
stile diskutieren, sie vorzeigen und erklären. Das terial verwendet werden (Abschnitt 5 Auswahl und
ist wichtig, damit die Lernenden eine eigene Anwendung von Materialien)?
Lernstrategie entwickeln können. Wenn man dies
gleich zu Beginn des Kurses tut, verhilft man damit Es könnte auch sein, dass der Lernmoderator/ die
2 vielleicht sogar neuen Methoden – wie dem auf- Lernmoderatorin und die Teilnehmer/innen die
gabenorientierten Lernen – zum Durchbruch. einzigen Ressourcen sind. Das scheint zwar
anfangs recht beängstigend, kann aber sehr stimu-
Faktoren, die der Lernmoderator/ die Lernmodera- lierend sein und erfinderisch machen! Wir haben
torin berücksichtigen sollte, sind Alter und ein Beispiel für den Fall vorbereitet, dass man sich
eventuelle spezielle Bedürfnisse der Teilneh- einmal in einer solchen Situation befinden sollte.
menden, ihre Rolle in der europäischen Jugend- Lassen Sie sich dadurch inspirieren! Wenn wenig
arbeit, ihre Gründe, warum sie die Sprache lernen herkömmliches Lehrmaterial verfügbar ist, sollte
wollen, verschiedene soziale Gegebenheiten, die man in sich hineinblicken, sich umblicken und die
bisherigen Lerngewohnheiten und -erfahrungen Erfahrungen, Gefühle, Beobachtungen etc. der
der Teilnehmer. Er sollte sich überlegen, wie er die Teilnehmenden nutzen. Wenn die Aufgabe einmal
Teilnehmenden zu selbstbewussten und aben- feststeht, kann das Material aus dem gewonnen
teuerlustigen Lernenden machen kann (Abschnitt werden, was gerade da ist: Menschen, Umgebung,
2.2 Rollen von Lernenden und Lernmoderatoren). Gebäude etc. (Abschnitt 4.1 Arbeiten ohne vorge-
fertigte Materialien)

2.3.2 Verhandeln über


Trainingsinhalte 2.3.4 Interkulturelle
Dimension
Ausschlaggebend für die Auswahl der Aufgaben
werden vermutlich die Wünsche der Teilneh- Bei der Vorbereitung der Aktivitäten und Materi-
menden sein. Es ist wenig sinnvoll, bestimmte alien für den Kurs wird man sicherlich Wert darauf
Aktivitäten zu verlangen, wenn die Lernenden sie legen, dass sie das kulturelle Bewusstsein der Teil-
nur unwillig ausführen. Die Teilnehmer haben nehmer schärfen. Wir wollen uns natürlich nicht in
unterschiedliche Terminpläne, auch das wird in Ausführungen über die Hochkultur ergehen, doch
der Gruppe zu organisieren und zu besprechen wir hoffen, dass die Teilnehmer durch das Erlernen
sein. Wenn die Erwartungen, Anforderungen und der Sprache dazu ermuntert werden, sich über
Wünsche der Teilnehmer berücksichtigt werden, Aspekte des täglichen Lebens Gedanken zu
wird man sicherlich einen Kurs zustandebringen, machen, die im Gastland anders sind, als sie es
der die dringendsten Bedürfnisse der meisten Be- bisher gewohnt waren. In diesem Sinne hoffen wir,
troffenen erfüllt. Es soll nochmals daran erinnert dass die Teilnehmer veranlasst werden, über sich
werden, dass eine unübliche Methode einer Grup- und andere nachzudenken und bestimmte kul-
pe nicht ohne Diskussion aufgedrängt werden kann. turelle Aspekte zu hinterfragen, die sie bisher als
Der Lernmoderator wird seine Vorgehensweise gegeben hingenommen haben. Die Aktivitäten
und Methode den Wünschen der Gruppe anpassen und Aufgaben sollten so beschaffen sein, dass
und sie während des Kurses eventuell auch abän- durch sie vorgefasste Meinungen in Frage gestellt
dern müssen, wenn eine Zwischenbewertung dies werden und die Neugier geweckt wird, was hof-
nahe legt. Sollte es der Lernmoderator/ die Lern- fentlich zu einer besseren gegenseitigen Verständi-
moderatorin für notwendig halten, die Teilnehmer gung führt.
mit einer neuen Methode zu konfrontieren, so
muss er dies mit ihnen besprechen. Die Teilnehmer Auch die kulturelle und sprachliche Zusam-
werden dann oft mit Überraschung feststellen, mensetzung der Gruppe muss beachtet werden.
wie viel Spaß ihnen bisher unbekannte Methoden Wird die interkulturelle Dimension nur zwei Seiten
machen! – Gastland und Herkunftsland – umfassen, wenn
es sich um eine monokulturelle Gruppe im Land
der Zielsprache handelt? Oder wird es eine mikro-
2.3.3 Trainingsort und ver- interkulturelle Dimension innerhalb einer schein-
fügbare Ressourcen bar homogenen Gruppe aus Teilnehmern der
gleichen Nationalität geben? Solche Überlegungen
An welchem Ort das Training stattfindet, hat können eine sehr lohnende Übung für die Teil-
unvermeidlich einen Einfluss darauf, welche Auf- nehmer sein, die ihnen dabei hilft, sich ihrer selbst
gaben ausgewählt werden können und welche bewusst zu werden und Stereotype zu über-
Materialien zur Verfügung stehen. Bei der Planung winden. Auch innerhalb einer Gruppe mit der
müssen folgende Punkte berücksichtigt werden: gleichen Nationalität haben die Menschen unter-
Sind die für die Aktivitäten und Aufgaben be- schiedliche Erfahrungen, Lebensstile, soziale
nötigten Materialien frei verfügbar? Wenn nicht: Umfelder und Glaubensvorstellungen. Die Teil-

28
Sprachtraining
T-Kit
nehmer lernen, sich und die Menschen um sich Gehen mit Hunden kann zu einer Diskussion
herum als Individuen mit eigenen Werten und über Tiere führen: wie die Menschen sie behan-
Vorstellungen wahrzunehmen. Ein interkulturelles deln, welche Haltung sie ihnen gegenüber ein-
Verständnis kann sehr bereichernd sein, denn es nehmen, über Vivisektion, Tierschutzgruppen,
entstehen Bindungen durch Überzeugungen und Arbeitstiere etc. Kürzlich wurde ein Artikel ver-
Einstellungen, anstatt durch bloße Staatszugehö- wendet, in dem zu lesen war, dass eine Strähne von
rigkeit. Wenn es sich um eine multikulturelle Bill Clintons Haar bei einer Versteigerung fast
Gruppe handelt, überwiegen möglicherweise die £ 500 erzielte. Eine Diskussion darüber kann sehr
Angehörigen einer bestimmten Nationalität. Wird lebhaft werden, wie man sich leicht vorstellen
sich das auf die Aktivitäten und die Gruppen- kann! Auch aus vom Fußboden aufgesammelten
dynamik auswirken? Fühlen sich vielleicht man- Einkaufsquittungen können Aufgaben zum Thema
che Teilnehmer ausgeschlossen, wenn sie nicht der Einkaufs-, Ess- oder Konsumgewohnheiten ent- 2
sprachlich dominanten Teilgruppe angehören? wickelt werden. Die Art des Aufbaus von Adressen
(Dieser Aspekt sollte bei der Bildung von Teilgrup- in den verschiedenen Ländern kann zu interessan-
pen berücksichtigt werden.) Werden die Teilneh- ten Vergleichen führen, wie Menschen Fragen des
mer selbst entscheiden, mit wem sie Teilgruppen Wohnens und verschiedene staatsbürgerliche An-
bilden, oder wird der Lernmoderator/ die Lernmo- gelegenheiten sehen.
deratorin interkulturell ausgewogene Gruppen zu-
sammenstellen? Der Lernmoderator/ die Lernmo- Das Ende dieses Abschnitts bildet ein Beispiel
deratorin wird auch auf zwischen den Nationalitäten dafür, wie eine Aufgabe von Anfang bis zum Ende
bestehende oder entstehende Spannungen sowie ausgeführt wird. Die Aufgabe besteht darin, ge-
eventuelle Ressentiments achten müssen. meinsam eine Mahlzeit zuzubereiten und zu
essen. Das einzige Material sind die Teilnehmer,
Auch wenn das Material, das man vorfindet, auf der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin und der
den ersten Blick keinerlei interkulturelle Dimen- Trainingsraum. Es handelt sich also um eine Auf-
sion aufweist, so kann man vielleicht doch inter- gabe ohne Materialien (siehe auch Abschnitt 4.1
kulturelle Aufgaben daraus machen. Oft führt etwas, Arbeiten ohne vorgefertigte Materialien). Wir ge-
was sehr spezifisch für eine Region ist, zu Ver- ben schrittweise Anleitungen, was in jeder Phase
gleichen und Überlegungen hinsichtlich der unter- zu tun ist und wie man es macht. Die erfolgreiche
schiedlichen Erfahrungen. Sogar ein Artikel über Durchführung dieser Aufgabe sollte eine recht
etwas anscheinend ganz Banales wie das Gassi- vergnügliche Erfahrung werden!

29
Sprachtraining
T-Kit

2.4 Ein praktisches Beispiel

Aufgabe : Ein Essen zubereiten

Kontext: Sie beschließen, mit einer multikulturellen Gruppe ein


Essen zuzubereiten und diese Aktivität zum Erlernen
2 der Sprache zu nützen.

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


Was zu tun ist Wie man es macht
Wir diskutieren über : Spezialitäten aus verschiedenen Ländern er-
• Mögliche Menüs/Gerichte klären, Werbematerial aus verschiedenen Läden
• Vorlieben/Abneigungen sammeln, Sonderangebote studieren, prüfen,
wieviel Geld verfügbar ist, prüfen, welche
• Verfügbares Budget Zutaten, Utensilien usw. verfügbar sind, ein
• Verfügbare Zutaten Menü zusammenstellen.
• Verfügbare Utensilien
• …… Wichtiger sprachlicher Input : Vokabular zum
Thema Kochen und Lebensmittel, Zahlen usw.

VORBEREITUNG DER AUFGABE


Was zu tun ist Wie man es macht
• Menü auswählen Vorlieben und Abneigungen ausdrücken,
entscheiden, wer was tun soll, entscheiden,
• Zubereitung in Schritte unterteilen wo eingekauft wird, Einkaufsliste schreiben
• Herausfinden, was die Einzelnen können (mit den Preisen der Lebensmittel), einkaufen
• Aufgaben zuteilen gehen, Quittungen prüfen, …
Wichtiger sprachlicher Input : vergleichen, ver-
• Geld einsammeln handeln, Entscheidungen treffen, kommuni-
zieren (Dinge kaufen, um Informationen
• Einkaufen gehen bitten, nach dem Preis fragen usw.).

30
Sprachtraining
T-Kit

AUSFÜHRUNG DER AUFGABE


Was zu tun ist Wie man es macht
• Essen zubereiten Tischordnung festlegen, mögliche Streitig-
• Tisch decken und schmücken keiten schlichten, über individuelle Vorlieben,
• Eventuelle Streitigkeiten schlichten die Rolle von Männern und Frauen, die
• Essen und plaudern Essgewohnheiten in verschiedenen Ländern
• Geschirr spülen usw. sprechen ; Menükarte schreiben.
Wichtiger sprachlicher Input : Verhandeln, Ge-
sprächseinleitung, Anordnungen erteilen, um 2
Dinge bitten, Präpositionen usw.

NACHBEREITUNG DER AUFGABE


Was zu tun ist Wie man es macht
• Die Mahlzeit und ihre Zubereitung kommen- Sich über Ansichten, Gefühle und über
tieren und diskutieren, über die mensch- Empfindungen austauschen, eine Diskussion
lichen Beziehungen und eventuell aufge- über verschiedene Essgewohnheiten führen
tretene Streitigkeiten sprechen (Vegetarier/Nichtvegetarier), ein internationa-
les Menü zusammenstellen, einen Bericht in
• Rezepte austauschen usw. der Vergangenheit schreiben ; ...
• Einen Brief an einen Freund/ eine Freundin Wichtiger sprachlicher Input : Vergangenheit ;
über den Abend schreiben Nuancen ausdrücken, Zustimmung, usw. aus-
• Ein neues (interkulturelles?) Rezept erfinden drücken ……
• ……

31
3 Beispiele für aufgabenorientiertes Lernen
Sprachtraining
T-Kit
Dieser Abschnitt enthält weitere konkrete Beispiele rausfinden, wie man die Aktivitäten und Aufgaben
für das aufgabenorientierte Sprachtraining. Zuerst abwandeln kann, damit sie für bestimmte Teil-
stellen wir eine Aufgabe ohne Materialien vor, dann nehmer/innen oder Gruppen geeignet sind. Das auf-
zeigen wir, wie sechs verschiedene Aufgaben aus gabenorientierte Sprachtraining ist kein starres
einem einzigen Foto entwickelt werden können. Regelwerk. Die meisten Aufgaben sind für ver-
Abschließend präsentieren wir sechs verschiedene schiedene Stufen, für Gruppen mit gemischtem
Aufgaben auf der Basis eines Zeitungsartikels (siehe Schwierigkeitsgrad, für einsprachige und vielspra-
auch in Abschnitt 6.5 „101 verschiedene Arten, das chige Gruppen geeignet. Das Wesentliche ist, sich
Beste aus dem Vorhandenen zu machen“). Jede Auf- auf die Aufgabe und die zur Realisierung notwendi-
gabe zeigt, wie flexibel das aufgabenorientierte gen Aktivitäten zu konzentrieren und den sprach-
Sprachtraining ist. Zu jedem Zeitpunkt liegt der lichen Input in dem Maß zu liefern, wie es erforder-
Schwerpunkt auf den Aktivitäten, wobei die sprach- lich ist. Gut gewähltes Material unterstützt diesen
lichen Elemente den Teilnehmenden zum passenden Prozess, doch es gibt auch Aufgaben ohne jegliches
Zeitpunkt präsentiert oder aus ihnen „herausge- Material (Abschnitt 5 Materialien auswählen und
lockt“ werden, um sie bei der erfolgreichen Realisie- verwenden).
rung (des Endprodukts) zu unterstützen. Auf diese
Weise ist die Sprache immer etwas Authentisches, Alle in diesem Abschnitt vorgeschlagenen Beispiele
das die Bedürfnisse der Lernenden bei der Realisie- sollten funktionieren, wenn man die Anleitungen
rung erfüllt. wortwörtlich befolgt, doch wir hoffen natürlich, dass
Lernmoderatoren/Lernmoderatorinnen experimen-
Welche Aufgabe gewählt wird, hängt vom Profil der tieren und zusätzliche Aktivitäten erfinden, Teile
Lernenden ab. Als Anhaltspunkt haben wir bei eini- weglassen, die ihnen in einem speziellen Kontext
gen Aufgaben den ungefähren Schwierigkeitsgrad weniger authentisch erscheinen etc. Vor allem aber
und die Gruppengröße angegeben. Als Lernmodera- hoffen wir, dass es ihnen Spaß macht, das aufgabenori-
tor/Lernmoderatorin wird man jedoch schnell he- entierte Lernen von Fremdsprachen zu fördern!
3

3.1 Arbeiten ohne vorgefertigte Materialien

Aufgabe : Herstellen eines Posters mit nützlichen Informationen


für jemanden, der zum ersten Mal in Rumänien ist
Diese Aufgabe zeigt, dass sinnvolle Aktivitäten und Aufgaben auch möglich sind, wenn
nur der Kontext und die Menschen als Ressourcen zur Verfügung stehen.

Kontext: „Ich bin ein Lernmoderator und arbeite mit einer einsprachigen Gruppe in
Rumänien. Es gibt kein Material! Was kann ich tun?“ Vorschlag: Sie sind gerade angekom-
men, Sie wissen nichts über Rumänien und bitten die Gruppe, einen Merkzettel her-
zustellen, der Ihnen Ihren Aufenthalt erleichtert!

Material: keines (außer Schreibmaterial)


Gruppengröße: Beliebig (wenn die Gruppe sehr groß ist, bilden Sie
Untergruppen mit je 4 bis 6 Teilnehmern)
Schwierigkeitsgrad: Anfänger

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Was sagen Ihnen Ihre Sinne ? Was sollen wir • Gehen Sie im Raum umher und schnuppern
tun ? Welche Dinge könnten einem Fremden Sie ! Welche Gerüche können Sie identifi-
seltsam erscheinen ? Wie sollen wir ihm das zieren ? Lassen Sie sich vom Lernmoderator/
vermitteln ? Benutzen Sie Ihr Gefühl und von der Lernmoderatorin sagen, wie das
Ihren „gesunden Menschenverstand“! betreffende Wort lautet.
• In der Gruppe : Schließen Sie die Augen und • Bleiben Sie stehen und schauen Sie sich um.
spitzen Sie die Ohren. Was hören Sie ? Suchen Sie fünf Dinge, die für Sie Zuhause
Öffnen Sie Ihre Augen und vergleichen Sie bedeuten (für den Besucher : fünf Dinge,
Ihre Eindrücke mit denjenigen der anderen. die für Sie Fremde bedeuten).
(Zeichnen Sie, was Sie gehört haben. Der
Lernmoderator/ die Lernmoderatorin wird
Ihnen sagen, wie die Worte dafür heißen.)

33
Sprachtraining
T-Kit
VORBEREITUNG
• Was soll alles auf das Poster ? In dieser Phase soll das Vokabular erarbeitet
werden, das zur Beschreibung der für das
• Auswählen, mitteilen, vergleichen, verhan-
Poster ausgewählten Themen notwendig ist.
deln, entscheiden (dazu kann die Mutter-
Dazu können Verkehrsmittel, Zeit- und Preis-
sprache verwendet werden, wenn dies bes-
angaben, Wörter für Geschäfte und Dienstlei-
ser erscheint)
stungen etc. gehören. Auch Formulierungen
• Was brauchen wir zur Herstellung im Zusammenhang mit der Gestaltung des
des Posters ? Posters – Layout, räumliche Begriffe etc. –
werden eingeführt.

AUSFÜHRUNG
• Sammeln Sie das für die Herstellung des • Stellen Sie das Poster her und
Posters (der Poster) notwendige Material. präsentieren Sie es !
3 (Hier kommen Vokabeln für Schreib- und Mal-
• Kommentieren Sie das Poster.
utensilien ins Spiel.)

NACHBEREITUNG
Der Lernmoderator/ die Lernmode- Darüber hinaus kann es auch zum
ratorin schaut sich das Poster an und Austausch von Formulierungen kom-
spricht über dessen Nützlichkeit. Die men, etwa „In meiner Sprache sagen
Rolle des Lernmoderators/ der Lern- wir...“, „in Ihrer/Deiner Sprache heißt
moderatorin in diesem Stadium ist die das...“. Bei diesem Austausch werden
eines Besuchers. Er hilft den Teil- Ähnlichkeiten oder Unterschiede zwi-
nehmern sich auszudrücken, wenn sie schen den Sprachen festgestellt, zum
ihre fertige Aufgabe präsentieren. Beispiel Übereinstimmung von Adjek-
Dabei wird die Zielsprache im Rahmen tiven, Satzstellung, Verwendung von
von kleinen Dialogen über die Infor- Artikeln, Großbuchstaben etc.
mationen auf dem Poster geübt.

Anmerkungen
– Eine weiterführende Aufgabe kann darin bestehen, dass der Lernmoderator ein Poster für Besucher seines
Landes herstellt. Dies gibt Gelegenheit zur Wiederholung des Gelernten und zur weiteren interkul-
turellen Sensibilisierung.
– Diese Aufgabe kann auch mit Lernenden auf mittlerem oder höherem Niveau ausgeführt werden. Dabei
können kompliziertere Formulierungen verwendet werden; der Austausch in der Zielsprache geht mehr
in die Tiefe. Auch Gruppen mit Teilnehmern unterschiedlichen Niveaus können davon profitieren.

Die Aufgabe „Ein Essen zubereiten“ in Abschnitt 3.4 ist ein weiteres Beispiel für eine Aufgabe, für die man
kein Material braucht.

34
Sprachtraining
T-Kit

3.2 Arbeiten mit einem Foto

35
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe1 : Herstellen eines Posters für eine Ausstellung
zum Thema „Jugend und Alter“

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstiges Material: Alte Zeitschriften und Zeitungen; Schreibmaterialien
Gruppengröße: Vier +
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Zeigen Sie den Teilnehmerinnen und • Die Gruppe überlegt sich mögliche
Teilnehmern das Foto. Bitten Sie die Gegensätze zu den aufgeschriebenen
Teilnehmer in einem Brainstorming Begriffen. Jemand hält sie in einer
alle Wörter zu sammeln, die ihnen zweiten Liste fest.
spontan einfallen, wenn sie das Foto
• Stellen Sie sicher, dass die Begriffs-
anschauen. Ein Teilnehmender legt
oppositionen in den Kategorien „alt“
eine Liste aller Begriffe an.
und „jung“ herausgestellt werden.

VORBEREITUNG
3
• Teilen Sie die Gruppe in zwei Klein- • Bitten Sie die Teilnehmerinnen und
gruppen ein – jedoch nicht nach Alter Teilnehmer aus dem Material ein Bild
getrennt ! – und nennen Sie sie „alt“ auszuwählen, das ihrer Meinung nach
und „jung“. am besten zu ihrem Thema – „alt“ be-
ziehungsweise „jung“ – passt.
• Geben Sie den Gruppen eine Auswahl
an Zeitschriften und Zeitungen. • Ermuntern Sie dazu, die Gründe für
die Wahl miteinander zu diskutieren.

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilneh- bleibt und erläutert, warum sie die
mer kleben ihre Bilder auf Poster Bilder gewählt hat.
und stellen sie aus.
• Zwischenzeitlich tauschen die Grup-
• Eine Hälfte der Teilnehmerinnen pen die Rollen, damit auch die an-
und Teilnehmer „besichtigt“ die dere Hälfte die Ausstellung „besich-
Ausstellung, während die andere tigen“ kann.
Hälfte bei ihren Postern stehen

NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilneh- • Sie können über mögliche Vorur-
mer können über die Begriffe, die teile gegenüber „alt“ und „jung“
sie zu Anfang aufgeschrieben ha- diskutieren und darüber, ob sie
ben, nachdenken. eigene Erfahrungen mit diesen
Vorurteilen gemacht haben.

Anmerkungen
Die Aufgabe kann in vereinfachter Form auch mit Anfängerinnen und Anfängern durchgeführt werden. Hier
werden sprachliche Elemente eher in Form von einzelnen Vokabeln und einfachen Strukturen dargeboten.

36
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 2 : Präsentation der Fallbeschreibung
einer Person für das Sozialamt

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Acht +
Schwierigkeitsgrad: Jegliches Level, auch gemischte Gruppen

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Entweder als Gesamtgruppe oder in • Halten Sie die Vorschläge als Notizen
Kleingruppen : Beschreiben Sie die für alle sichtbar fest oder bitten Sie
Person auf dem Foto. Geben Sie ihr nach 5 bis 10 Minuten jemanden aus
einen Namen, ordnen Sie ihr einen der Gruppe Notizen von der Beschrei-
gesellschaftlichen Status, einen Beruf, bung zu machen.
typischen Tagesablauf, bevorzugtes
Essen etc. zu.

VORBEREITUNG
• Informieren Sie die Gruppe, dass das könnte, damit sich der alte Mensch
Sozialamt im Falle dieser Person besser einlebt.
eingeschaltet wurde. Sie soll in einem
• Jede Gruppe bereitet eine Präsen-
Altenheim untergebracht werden. Die
tation für das Sozialamt vor, in der sie
Situation, in die sich die Person bege-
die Situation der Person (alltägliches
ben wird, ist völlig verschieden von
Leben, religiöse Überzeugungen, Ess-
der Situation, die sie verlässt.
gewohnheiten etc.) beschreibt.
• In ihrer Präsentation sollen die
• In den Kleingruppen bereiten die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer das
Teilnehmerinnen und Teilnehmer ih-
Sozialamt darauf aufmerksam ma-
ren Vortrag nur in Form von Notizen
chen, was für den alten Menschen in
vor.
der neuen Situation anders sein wird.
Sie sollen Hinweise geben, was helfen

AUSFÜHRUNG
• Die Gruppen präsentieren das • Die Zuhörerinnen und Zuhörer kön-
Vorbereitete vor den anderen Teil- nen so tun, als seien sie Mitglieder
nehmerinnen und Teilnehmern. in einem Ausschuss des Sozialamtes.

Anmerkungen
Die Aufgabe ist mit Anfängerinnen und Anfängern durchführbar, wenn mehr sprachliche Hilfen gegeben
werden, zum Beispiel: er/sie mag oder mag nicht; sie ist Jüdin/Muslimin/Christin etc.

37
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 3 : Rollenspiel : Wohnmöglichkeiten für
einen alten Menschen vorschlagen

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstiges Material: Karten mit den Rollen (siehe Ende dieser Aufgabe)
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Führen Sie ein Brainstorming zu • Ziehen Sie Vergleiche zwischen ver-
möglichst vielen Wohnmöglich- schiedenen Ländern : Welche Mög-
keiten für den alten Menschen lichkeiten/ üblichen Lösungen gibt
durch. Gehen Sie von der Voraus- es für Menschen in dieser Situa-
setzung aus, dass er nicht mehr in tion ?
der Lage ist, selbstständig zu le-
• Hängen Sie eine Liste mit den
ben.
Alternativen aus.

VORBEREITUNG
• Teilen Sie die Gruppe in Klein- • Die Gruppe der „Vorsitzenden“
gruppen ein, eine Gruppe für jede kann sich entscheiden, wie sie die
Rolle (siehe Karten am Ende dieser Besprechung leiten will und wie
Aufgabe). sie zu einer Entscheidung kommen
könnte. Gibt es Kriterien, die ihre
• Verteilen Sie die Karten so, dass
Entscheidung beeinflussen könn-
alle Mitglieder einer Gruppe die-
ten, zum Beispiel die Frage, wie
selbe Rolle haben, zum Beispiel
man eine Lösung finanziert ?
Ärzte, Sozialarbeiter etc.
• Der Lernmoderator/die Lernmode-
• Geben Sie den Teilnehmerinnen
ratorin gibt der Gruppe sprachli-
und Teilnehmern den Auftrag, an
che Hilfen, damit sie überzeugend
einer Besprechung teilzunehmen,
argumentieren kann.
um mit anderen über die beste
Wohnmöglichkeit für die ältere • Nach 10 bis 15 Minuten werden
Person zu entscheiden. die Gruppen unterbrochen und
die Teilnehmenden in neue Grup-
• Die Gruppen, die einen Vorschlag
pen mit anderen Rollen eingeteilt.
machen sollen, sammeln Argu-
mente für ihre Meinung. Sie kön-
nen sich eventuell Notizen machen.

38
Sprachtraining
T-Kit
AUSFÜHRUNG
• Alle Gruppen diskutieren nun mit- • Der Lernmoderator/ die Lernmo-
einander. deratorin beobachtet, mischt sich
aber zu diesem Zeitpunkt nicht
ein.

NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teil- • Der Lernmoderator/die Lernmode-
nehmer kommen in einem Plenum ratorin bespricht anschließend mit
zusammen. Die „Vorsitzenden“ allen, wie effektiv sie Sprache ein-
gehen nach vorn und tragen ihre gesetzt haben.
Entscheidungen vor. Die übrige
Gruppe diskutiert die Hauptargu-
mente.

KARTEN FÜRS ROLLENSPIEL

A A B B C C
Sie sind
Sie gehören zur
Vorsitzende oder
Verwandtschaft des
Vorsitzender in
Sie gehören zur alten Menschen und
einer Besprechung,
Verwandtschaft meinen, dass er in
in der über die
des alten seinem eigenen Haus
beste Wohn-
Menschen und bleiben sollte, das
möglichkeit für
möchten ihn zu Sozialamt aber eine
einen alten
sich nehmen. Vollzeitbetreuung zur
Menschen
Verfügung stellen
entschieden
müsse.
A werden soll. A B B C C

D D E E F F
Sie sind die Sie sind die
Ärztin oder der Arzt Sozialarbeiterin
des alten Menschen oder der Sozial-
und meinen, dass er in arbeiter des alten
einem Altenheim Menschen. Sie sind
untergebracht werden der Meinung, dass Sonstige ?
sollte. Die Unter- er lieber allein
bringung sollte teils wohnen möchte,
von der Familie und dass er aber eine
teils vom Sozialamt Teilzeitbetreuung
D finanziert werden. D E benötigt. E F F

39
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 4 : Präsentation einer Zusammenfassung
von Interviews mit alten Menschen

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstige Ressourcen: Schreibmaterialien; Ältere Menschen, die interviewt
werden möchten
Gruppengröße: Sechs +
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Zeigen Sie den Teilnehmerinnen und Welchen Charakter könnte sie haben ?
Teilnehmern das Foto und bitten Sie Welchen Lebensstil könnte sie pflegen ?
sie, die Person zu beschreiben.

VORBEREITUNG
• Fragen Sie die Teilnehmerinnen und nicht im Land der Zielsprache statt,
Teilnehmer, was sie die Person in ei- können die Interviews in der Landes-
nem Interview fragen möchten. sprache geführt werden. Die Präsen-
tationen werden in der Zielsprache
• Die Teilnehmenden interviewen eini-
vorgetragen.
ge ältere Menschen. Findet der Kurs

AUSFÜHRUNG NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen und • Fragen Sie die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer tragen den an- Teilnehmer, was sie bei dieser Aufgabe
deren Gruppenmitgliedern gelernt haben. Wie waren ihre Reak-
Zusammenfassungen ihrer tionen auf die Antworten der älteren
Interviews vor. Menschen ?

Anmerkungen
– Teilnehmerinnen und Teilnehmer mit geringeren Sprachkenntnissen können mit Unterstützung von
etwas Fortgeschritteneren an den Interviews mitwirken. Die Fragen können vorher gemeinsam erarbeitet
werden.
– Falls keine älteren Menschen für die Interviews zur Verfügung stehen, können Teilnehmerinnen und Teil-
nehmer diese Rollen übernehmen. Erfinden Sie Dinge, die die Personen getan haben könnten, den
Lebensstil, den sie geführt haben könnten etc.
– Wenn die Gruppe sehr kreativ ist, kann es besonderen Spaß machen – egal, ob sie es mit realen oder
erfundenen alten Menschen durchführt –, wenn sie sich Abenteuer, die die Personen erlebt haben, aus-
denkt. In diesem Fall wäre die Aufgabe, die Interviews zu führen. Man könnte dies dann auf Video
aufnehmen.

40
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 5 : Eine Personenbeschreibung
für die Polizei erstellen

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstiges Material: Formular der Polizei zum Ausfüllen
Gruppengröße: Vier +
Schwierigkeitsgrad: Alle

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Ermuntern Sie die Teilnehmerinnen und • Stellen Sie bei Fortgeschrittenen sicher,
Teilnehmer, das äußere Erscheinungsbild dass die Beschreibungen detaillierter
von Gruppenmitgliedern zu beschreiben. ausfallen.

VORBEREITUNG
• Geben Sie den Teilnehmerinnen und • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Teilnehmern das Foto des alten Men- arbeiten zu zweit zusammen und ma-
3
schen. chen sich Notizen zum Foto und dazu,
was sie der Polizei sagen werden.
• Sagen Sie ihnen, dass diese Person ver-
misst wird und sie der Polizei eine de-
taillierte Beschreibung geben sollen.
Sie können Merkmale erfinden, wie
zum Beispiel die Art zu gehen.

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilneh- • Eine Person hat das Foto vor sich, die
mer bilden neue Zweierteams. andere das Formular.
• Ein Polizist oder eine Polizistin be- • Die Teilnehmerinnen und Teilneh-
fragt die Personen, die die Beschrei- mer wechseln die Rollen sowie ihr
bungen abgegeben haben und füllt Gegenüber und wiederholen die Be-
ein Formular aus. fragung.

NACHBEREITUNG
• Die polizeilichen For-
mulare können an die Anmerkungen
Wand gehängt und ver- Die Aufgabe kann zu einer „narrativen“ Beschrei-
glichen werden. Bei Be- bung einer Person, die die Teilnehmerinnen und
darf können sprachliche Teilnehmer kennen, erweitert werden. Die Be-
Ergänzungen vorgenom- schreibung des äußeren Erscheinungsbildes führt
men werden. dann zu einer detaillierten, schriftlichen „Lebens-
geschichte“ dieser Person. Dies kann interessant
sein, wenn Teilnehmerinnen und Teilnehmer et-
was über Menschen, die ihnen nahe stehen, mit-
teilen möchten.

41
Sprachtraining
T-Kit
POLIZEIFORMULAR

Beschreibung der vermissten Person:

Name: ............................................................................................

....................................................................................................
3
....................................................................................................

Äußerliches Erscheinungsbild: ....................................................

....................................................................................................

....................................................................................................

Besondere Kennzeichen: ................................................................

....................................................................................................

....................................................................................................

Bemerkungen: ................................................................................

....................................................................................................

....................................................................................................

Name und Anschrift von Personen, die informiert werden

sollen: ........................................................................................

....................................................................................................

....................................................................................................

42
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 6 : Rollenspiele : Kontakt zwischen alten Menschen
und anderen Menschen in der Gesellschaft

Material: Kopien des Fotos eines alten Menschen


Sonstiges Material: Schreibmaterialien; zahlreiche Zeitschriften/Illustrierte
Gruppengröße: Vier +
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen und Fortgeschrittene

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Schauen Sie sich das Foto an. • Erarbeiten Sie gemeinsam eine Liste
von Menschen, mit denen der alte
• Suchen Sie in den Illustrierten Bilder,
Mensch im Laufe eines typischen
die die „anderen Menschen“ darstellen
Tages vielleicht in Kontakt kommen
könnten.
könnte.

VORBEREITUNG
• Bilden Sie Kleingruppen von vier bis • Geben Sie den Teilnehmerinnen und
fünf Personen. Teilnehmern den Auftrag, einen kur-
zen Sketch vorzutragen : „Ein Tag im 3
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Leben von Herrn oder Frau Sowieso...
bereiten Sketche vor und üben sie ein.
(= der alte Mensch)“.
• Alle Personen in der Gruppe erhalten
eine Rolle. Der Sketch kann auch eine
Geschichte mit einer oder mehreren
Episoden erzählen.

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
tragen ihre Sketche vor der Gruppe
vor.

NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer • Es könnte eine Diskussion entstehen,
besprechen alle Situationen und gehen wie ein alter Mensche in der Gesell-
dabei auf die Gemeinsamkeiten und schaft angesprochen und behandelt
Unterschiede in ihren jeweiligen Hei- wird. Existieren höfliche Anredeformen
matländern ein. Würden sich die alten für alte Menschen in den Mutterspra-
Menschen in den verschiedenen Län- chen der Teilnehmerinnen und Teilneh-
dern gleich oder ganz anders verhal- mer (‚vous’ auf Französisch, ‚Lei’ im
ten ? Italienischen) ?
• Sprachlicher Schwerpunkt : Haben sich
die Personen unterschiedlich geäußert,
je nachdem mit wem sie sprachen ?

43
Sprachtraining
T-Kit

3.3 Arbeiten mit einem


Zeitungsartikel
‘Text: „Ich bereue, dass ich Sex hatte, aber ich liebe meine Georgia“ aus der englischen Zeitung
"The Mirror" vom 22. September 1999. (Nachgedruckt mit Genehmigung von Rosie Dunn und Mirror
Syndication International)
Der Text wurde von den Teilnehmenden an einem Interkulturellen Sprachlerntraining für europäische
Jugendleiterinnen und Jugendleiter an der Edwards Language School im September 1999 ausgewählt. Die
Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren von dem Artikel sehr überrascht und angeregt, die angesproch-
enen Probleme zu diskutieren. Das Foto zeigt die dreizehnjährige Kathleen mit ihrem Baby, das zur Welt
kam, als Kathleen zwölf Jahre alt war. Der Artikel beschreibt Kathleens Situation in Form eines offenen
Briefs, den sie selbst geschrieben hat. Darin rät sie jungen Mädchen, die sich in einer vergleichbaren Situa-
tion befinden. Der Stil des Briefes ist informell und enthält viele Beispiele gesprochener Umgangssprache.
Anmerkung: Um die Aufgabe nachzuvollziehen, sollte ein umgangsprachlicher Text zu einem interessanten
Thema gewählt werden.

KATHLEEN Moss war gerade zwölf zurück zur Schule musste. Nur weil
Jahre alt, als ihre Tochter vor einem
Jahr geboren wurde. Sie feierte den
ersten Geburtstag ihres Kindes im
Ich bereue, diese Mädchen Kinder bekommen,
heißt das nicht, dass sie keine eigene
Ausbildung machen können. Ich
meine, dass ihre Ausbildung eine der
Juni – unmittelbar nach ihrem eige- wichtigsten Sachen überhaupt ist,
nen 13.Geburtstag. Im Folgenden gibt damit sie später eine Arbeitsstelle fin-
sie zwei Mädchen aus Yorkshire, die
dass ich Sex den und für ihr Kind sorgen können.

,
sich jetzt in der gleichen schlimmen Ich weiß, ihr denkt wahrscheinlich,
Situation befinden, in der sie damals ihr werdet mit dem ganzen jetzt nicht
klar kommen. Aber ihr schafft es!
war, einige Ratschläge. Sie gibt
3 Unmittelbar nach der Geburt von

hatte, aber ich


außerdem einen Einblick in die Grün- Georgia dachte ich auch so. Wenn
de für die hohe Anzahl von Kinder- überhaupt, hat sich mein Leben
schwangerschaften in Großbritannien. verbessert. Vor Georgias Geburt lief
ich immer von der Schule weg und
Ich war nicht überrascht, als schwänzte. Wenn ich jetzt nächste

liebe meine
Woche wieder mit der Schule an-
ich mitbekam, dass zwei
fange, will ich meine mittlere Reife
weitere Mädchen Babys er- machen. Ich bin sehr stolz auf mich
warten, die genauso jung und mein Baby.
sind, wie ich damals. Ich habe Glück, dass die Schule, zu
der ich gehe, einen Kinderhort hat.
Es passiert überall, aber das Einzige,
was ich ihnen sagen kann, ist, sie
müssen einfach damit fertig werden.
Das ist jedenfalls, was jeder mir
Georgia Aber auch wenn es eine solche Ein-
richtung nicht geben sollte, sollten
die Mädchen versuchen, die best-
mögliche Ausbildung zu bekommen.
gesagt hat - alle meinten, was passiert
ist, ist passiert. Wenn man mit 12 ein Lachen
Kind bekommt, wird man schneller
Es ist auch wichtig, mit Kumpels zu
erwachsen, weil man die Verantwor-
lachen und noch Zeit zu haben, um
tung für das eigene Kind übernehmen
sich zu amüsieren. Einige der Mäd-
muss.
chen, mit denen ich befreundet bin,
Viele Leuten sagten, es würde mein
haben auch Babys, sodass wir viel
Leben zerstören, ich glaube aber nicht,
gemeinsam haben. Ich bin nicht
dass das so ist. Ich liebe mein Kind und
mehr mit Georgias Vater zusammen.
ich werde für sie sorgen, so gut ich
Aber trotz allem, was die Leute sagen,
kann. Hoffentlich bekommen die bei-
den Mädchen Unterstützung von
ihren Familien. Meine Familie stand
Foto kann ich mich zusammen mit meiner
Familie gut um sie kümmern.
Früher habe ich überhaupt nicht an
mir die ganze Zeit bei und ich hätte es
Verhütung gedacht, weil ich zu jung
ohne ihre Hilfe nicht geschafft. Sie
war, um darüber Bescheid zu wissen.
helfen mir immer noch und ich gehe
Ich bin sicher, diese Mädchen sind
wieder zur Schule und nehme Georgia
genauso wie ich. Jugendliche sollten
jeden Tag mit.
Am Anfang ist es schwer zu glauben,
von Kathleen in der Schule vielleicht früher aufge-
klärt werden. Mir hätte es aber auch
dass es wirklich dein Kind ist – es hat
nichts genutzt, weil ich vor Georgias
ewig gedauert, bis ich kapierte, dass
Geburt sowieso nicht zur Schule
Georgia mein Kind ist. Ich bin sicher,
gegangen bin.
dass es diesen Mädchen zuerst un-
Die Leute sind immer noch sehr
heimlich ist, aber ich versichere ihnen,
es wird einfacher. Meine Familie war und ihrem Baby geschockt, dass ich mit zwölf ein
Kind gekriegt habe – mich schockiert
geschockt und ich habe es bis drei
es nicht. Es passiert halt. Ich hatte
Wochen vor der Geburt vor allen ge-
erst furchtbare Angst davor, dass
heim gehalten. Ich hatte richtig Angst,
meine Mutter dahinter kommen
ein Kind zu bekommenen, aber ich
würde, aber sie hat mich die ganze
hab’s auch nicht richtig verstanden.
Zeit unterstützt. Es ist witzlos zu
wünschen, es wäre nicht passiert –
Sie hatte Angst dazu ist es zu spät. Ein Baby zu
Wenn du ein Kind bist, versuchst du kriegen war nichts, womit diese Mäd-
halt, es irgendwie zu verheimlichen, chen in ihrem Alter gerechnet haben.
weil du glaubst, du wirst Ärger be- chen so früh Kinder bekommen. Ich males Leben, aber für mich ist es nor- Aber nur weil du eine junge Mutter
kommen. Aber das Allerschlimmste weiß, dass ich mir über meine Zu- mal. Es ist das einzige Leben, das ich bist, heißt das nicht, dass du zu jung
war, Angst davor zu haben, was die kunft überhaupt keine Gedanken ge- kenne. Ich bin sicher, dass die Mäd- bist, um dein eigenes Kind zu lieben.
Leute auf der Straße über dich sagen. macht habe. Als ich mit jemandem chen Angst davor haben, was als Ich würde sagen, haltet durch und
Am Anfang hasste ich es, beschimpft geschlafen habe, habe ich es nicht Nächstes passiert. Aber sie werden ihr werdet schon zurechtkommen.
zu werden, aber das dauerte nicht verstanden – es war halt so eine Art sich bald an eine Routine mit ihrem Ihr müsst nicht aufgeben oder auf
lange. Das hat jetzt aufgehört und ich Zeitvertreib. Viele junge Leute lang- Kind gewöhnen, vor allem wenn ihre Popmusik und Klamotten für euch
kann jetzt ganz normal ausgehen. weilen sich; sie werden viel schneller eigenen Mütter ihnen dabei helfen. selbst verzichten. Ihr müsst nur ein
Ich finde, diese Mädchen und ihre erwachsen heutzutage. Georgia ist wunderbar und sie gehört bisschen herumjonglieren, um sicher
Familien sollten einfach zusammen- Aber diese Mädchen werden ihr mir allein. Wenn ich die Uhr zurück- zu sein, dass euer Baby an erster
halten und alles wird o.k. Sie sollten Leben umkrempeln müssen. Ein Kind drehen könnte, würde ich es anders Stelle steht.
es gar nicht beachten, wenn Leute sie zu bekommen bedeutet, viel Verant- machen, aber auf der anderen Seite Und schließlich, wenn ihr eure
beschimpfen – es gibt Schlimmeres, wortung zu übernehmen. Sie werden möchte ich Georgia nicht mehr mis- Babys so sehr liebt wie ich meine
als ein Kind zu bekommen. Ich kann lernen müssen, Windeln zu wechseln sen. Georgia, wird am Ende alles gut wer-


ihnen versichern, dass sich das ganze und Fläschchen fertig zu machen, Ich bereue, dass ich Sex hatte, aber den. Liebe und Fürsorge
Theater mit der Zeit legt; so war es wie ich es musste. Sie werden es am ich bereue nicht, dass ich Georgia sind die besten Geschen-
jedenfalls bei mir. Ich denke über- Anfang lästig finden, aber sie müssen bekomme habe. Ich will schöne ke für eure Kinder und
haupt nicht mehr darüber nach. sich ganz einfach daran gewöhnen. Sachen für sie, wenn ich erwachsen alles andere wird schon
Die Geburt selbst war nicht so Sie müssen sich auch daran gewöh- bin, deshalb gehe ich wieder zur klappen. Viel Glück!
schlimm, wie ich befürchtet hatte, nen, mitten in der Nacht aufzuste- Schule. Die Mädchen werden er-
aber wenn man so weit ist, hat man hen, wenn ihr Baby schreit. kennen, wie wichtig das ist, wenn
sowieso keine Wahl. Ich verstehe Ich weiß, einige Leute sagen, für eine ihre Babys groß werden. Nur wegen Kathleen wurde von
nicht, warum so viele junge Mäd- Dreizehnjährige führe ich kein nor- Georgia habe ich kapiert, dass ich ROSIE DUNN interviewt.

44
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 1 : Herstellen eines Posters für eine Ausstellung
zum Thema „Jugend und Alter“

Material: Kopien des Fotos von Kathleen und ihrem Baby


Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Alle

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Verteilen Sie das Foto an Kleingrup- • Lassen Sie die Teilnehmerinnen und
pen von zwei bis drei Personen. Teilnehmer raten, wie alt die Personen
sind.
• Lassen Sie die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer raten, wer die Personen • Die Gruppen vergleichen ihre Ideen.
sind. Wie sind sie miteinander ver-
wandt ? (Für Anfänger müssen Sie
eventuell einen Stammbaum zeichnen.)

VORBEREITUNG 3
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
stellen sich vor, sie sind Kathleen, und stellen Vermutungen darüber an, wie
sie schreiben einen Brief an eine Kathleen sich fühlt. Eventuell sind
Freundin, in dem sie beschreiben, wie sprachliche Hilfen nötig, um Meinun-
sie sich fühlen. gen zu formulieren.
• Sammeln sie Begriffe oder geben Sie • Alle vorgeschlagenen Begriffe werden
sprachliche Hilfen, um Kathleens Ge- notiert und an die Wand gehängt.
fühle zu beschreiben : glücklich/ängst-
lich/deprimiert etc.

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilneh- • Die Briefe werden an Mitglieder der
mer arbeiten zu zweit oder allein. Gruppe verschickt und wie für den
Kummerkasten einer Illustrierten
• Sie schreiben Kathleens Brief, in
ausgehängt.
dem sie ihre Gefühle während der
Schwangerschaft und zum jetzigen
Zeitpunkt beschreibt.

NACHBEREITUNG
• Wenn das sprachliche Niveau es • Wenn das sprachliche Niveau es er-
erlaubt, kann Kathleens Brief den laubt, können die Teilnehmerinnen
Teilnehmerinnen und Teilnehmern ge- und Teilnehmer miteinander über ihre
zeigt werden. Sie können ihre ei- eigenen Briefe diskutieren und sich
genen Vorstellungen davon, was ein Feedback geben.
Kathleen denkt, mit dem vergleichen,
was sie tatsächlich geschrieben hat.

45
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 2 : Herstellen einer Broschüre mit Richtlinien für
„Sexualkunde in der Schule“

Material: Kopien des Artikels; separate Kopien des Fotos von Kathleen und
ihrem Baby, separate Kopien der Schlagzeile
Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Teilen Sie das Foto an Kleingruppen • Bitten Sie die Teilnehmerinnen und
von zwei bis drei Personen aus. Lassen Teilnehmer vorherzusagen, was in
Sie die Teilnehmerinnen und Teil- dem Artikel steht. Vermuten sie, dass
nehmer raten, in welcher Beziehung Kathleen erschrocken/bestürzt/besorgt
das Mädchen und das Baby zuein- sein wird ?
ander stehen.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
• Bitten Sie die Gruppen, ihre Vor- lesen den Artikel, um festzustellen, ob
schläge miteinander zu vergleichen. ihre Vermutungen zutreffend waren.
• Teilen Sie nun die Kopien mit der • Sie vergleichen ihre Reaktionen mit-
3 Schlagzeile aus und bitten Sie die einander.
Teilnehmerinnen und Teilnehmer um
Reaktionen. Sind sie von der Aussage
überrascht ? Können sie Kathleens
Reaktionen verstehen oder sympathi-
sieren sie damit ?

VORBEREITUNG
• Bitten Sie die Teilnehmerinnen und • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
Teilnehmer sich zu überlegen, wie suchen nach Aussagen im Text, die
man Kathleen hätte beraten können, ihnen dabei helfen zu verstehen, wo
um eine solche Situation zu vermeiden. Kathleen zum Beispiel die Ursachen
für ihre Schulprobleme sieht.
• Geben Sie den Teilnehmerinnen und
Teilnehmern den Auftrag, eine Bro- • Anschließend vergleichen sie ihre
schüre mit Richtlinien zum Thema eigenen Erfahrungen mit Sexual-
„Sexualkunde in der Schule“ herzu- kunde in der Schule, notieren Unter-
stellen. Ziel dieses Papiers ist es schiede und bewerten, wie effektiv
weniger, ausschließlich biologische die Information war.
Kenntnisse zu vermitteln, sondern
• In Kleingruppen von zwei bis drei
vielmehr die Wertschätzung von per-
Personen überlegen die Teilnehme-
sönlichen Beziehungen und Entwick-
rinnen und Teilnehmer, welche As-
lungen zu betonen.
pekte sie in ihrer Broschüre an-
sprechen wollen und wie sie diese
präsentieren wollen.

46
Sprachtraining
T-Kit
AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer • Die Broschüren werden ausgehängt,
stellen in Kleingruppen von zwei bis damit sie von allen gelesen und kom-
drei Personen ihre Broschüren zu- mentiert werden können.
sammen.

NACHBEREITUNG
• Anhand des Textes können zu- • Welche Bedeutung können die
sätzliche sprachliche Übungen ge- Kommentare in Bezug auf die
macht werden. Der Text enthält Jugendarbeit der Teilnehmerinnen
viele Redewendungen und um- und Teilnehmer haben ? Arbeiten
gangssprachliche Formulierungen. sie zum Beispiel in diesem oder
Auch eine Analyse von Wort- einem ähnlichen Bereich ?
feldern, zum Beispiel um Bedau-
ern auszudrücken, ist nützlich.
• Die gegenseitigen Kommentare
in den Broschüren werden bespro-
chen. Wie einleuchtend sind die
Vorschläge ?

Anmerkungen
– Es handelt sich hier um ein sensibles Thema, das vorsichtig behandelt werden sollte. Der Erfahrungsaus-
tausch muss behutsam angegangen werden. Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten sich nur dann
äußern, wenn sie es wirklich möchten, weil es sich um ein Thema handelt, über das selten offen disku-
tiert wird.
– Das Thema bietet eine gute Möglichkeit, Erfahrungen auszutauschen, die sich häufig sowohl als kultur-
spezifisch wie auch als individuell sehr verschieden entpuppen. Diskussion über pädagogische Themen
liefern häufig Einblicke in Werte und Verhaltensweisen unterschiedlicher Länder, da die Beteiligten
eigene Bildungserfahrungen mit ihren jetzigen Wertmaßstäben und Einstellungen vergleichen können.

47
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 3 : Rollenspiel : Beratung für Kathleen

Material: Kopien des Artikels; Karten mit den Rollen; Kopien der
Tabelle unter „Einführung in die Aufgabe“
Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Fragen Sie die Teilnehmerinnen und Teilneh- • Geben Sie den Teilnehmerinnen und Teil-
mer, ob sie sich an Ratschläge erinnern kön- nehmern den Auftrag, den Artikel über
nen, die sie in ihrer Jugend bekommen haben Kathleen zu lesen und sich Gedanken darü-
und wie sie darauf reagiert haben. Würden ber zu machen, wie sie das Mädchen bera-
sie ihre Erziehung als streng oder eher als ten würden.
liberal bezeichnen ?
• Nach der Lektüre des Textes füllen die Teil-
• Holen Sie das Feedback der Gruppe ein. nehmerinnen und Teilnehmer in Zweier-
gruppen die folgende Tabelle aus.

Person A Person A
3
– Warum wurde Kathleen – Wie denkt sie über ihre jetzige
schwanger ? Situation ?
– Was bereut sie ?
– Welche Ratschläge gibt sie
anderen in der gleichen
Situation ?

VORBEREITUNG
• In Kleingruppen von drei bis vier Personen • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer arbei-
überlegen die Teilnehmerinnen und Teil- ten wieder in Zweierteams. Teilen Sie die
nehmer, was sie zu Kathleen sagen würden. Karten mit den Rollenbeschreibungen aus
und geben Sie einige Minuten Zeit zum
• Nach einigen Minuten sollten die Gruppen-
Lesen.
mitglieder untereinander wechseln.
• Im Plenum erarbeiten die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer Fachbegriffe zum Thema
„Ratschläge erteilen“ und „jemanden über-
zeugen“.
• Die Ergebnisse werden ausgehängt. Mög-
liche Varianten, um Meinungen mit unter-
schiedlicher Stärke und Nachdruck auszu-
drücken, werden diskutiert.

48
Sprachtraining
T-Kit
AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter-
halten sich etwa fünf Minuten lang in ihren
Rollen.
• Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin
geht zu den Teams und beobachtet den
Sprachgebrauch. Er/sie macht sich Notizen
für die Nachbereitungsphase.

NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kom-
men wieder im Plenum zusammen und
besprechen ihre Beratung. Sind sie der
Meinung, dass ihre Ratschläge sinnvoll 3
waren ?
• Dann kann ein Feedback zum Sprachge-
brauch gegeben werden.

Anmerkungen
Die Karten mit den Rollen können getauscht werden, damit die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ver-
schiedene Rolle ausprobieren können.

Person A Person B

• Sie sind Kathleens Tante/Onkel. Entscheiden • Sie sind Kathleen Moss. Ihre Tante/ ihr Onkel
Sie, ob Sie Kathleen überzeugen wollen, das ist zu Besuch gekommen, um mit Ihnen zu
Baby zu bekommen, oder einen Schwanger- überlegen, ob Sie das Baby bekommen oder
schaftsabbruch vornehmen zu lassen. Über- einen Schwangerschaftsabbruch vornehmen
legen Sie sich Ihre Argumente und wie Sie lassen. Überlegen Sie, wie Sie auf die Vor-
sich ausdrücken können. Beginnen Sie dann schläge reagieren können. Beginnen Sie dann
die Unterhaltung. die Unterhaltung.
• Sie sind eine gute Freundin von Kathleen und • Sie sind Kathleen Moss. Ihre beste Freundin
möchten sie etwas aufmuntern. Machen Sie besucht Sie, um Sie bei Ihren Zukunftsplänen
positive Vorschläge für die Zukunft. zu unterstützen.
• Sie sind Kathleen Moss. Sie möchten bei einer • Sie sind Leiter einer lokalen Jugendgruppe.
lokalen Jugendgruppe mitmachen und haben Kathleen Moss hat Sie angesprochen und
sich mit dem Leiter der Gruppe verabredet. gesagt, dass sie Mitglied werde möchte.
Überlegen Sie, welche Fragen Sie stellen kön- Überlegen Sie, welche Ratschläge Sie ihr ge-
nen und welche Argumente Sie für Ihre Mit- ben können, und beantworten Sie ihre Fragen.
gliedschaft vorbringen können.

49
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 4 : Präsentation von Forschungsergebnissen
zu Jugendfragen

Material: Kopien des Artikels


Sonstiges Material: Auswahl an Jugendmagazinen
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Bitte Sie die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, den Artikel zu überfliegen, um
festzustellen, was den Teenager Kathleen bewegt.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden Gruppen und vergleichen ihre
Vorschläge.
• Wenn die Gruppe nicht groß genug ist, um Kleingruppen zu bilden, kann die
Gruppe zusammenbleiben. Eine Person übernimmt dann die Rolle der Vorsit-
zenden/des Vorsitzenden.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer vergleichen Informationen über die
Teenager in ihren jeweiligen Ländern.

VORBEREITUNG
• Legen Sie die Jugendmagazine für alle magazine zu analysieren – (Es können
sichtbar aus. auch die gleichen in jeder Gruppe
sein) –, um ein Poster über die wich-
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
tigsten Interessen und Sorgen von
sehen sich nur die Titelseiten an und
Jugendlichen vorzubereiten.
diskutieren, welche Interessen Jugend-
liche ihrer Meinung nach haupt- • Die Gruppen schauen die Magazine
sächlich haben. durch und überfliegen die wichtigsten
Artikel.
• Die Magazine werden auf Kleingrup-
pen von drei bis vier Personen verteilt. • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
entwerfen jeweils ein Poster, dass die
• Geben Sie den Teilnehmerinnen und
wichtigsten Interessen und Sorgen von
Teilnehmern den Auftrag, die Jugend-
Jugendlichen darstellt.

AUSFÜHRUNG NACHBEREITUNG
• Die Teilnehmerinnen • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kön-
und Teilnehmer stel- nen ihre Diskussion über das Leben von
len ihre Poster vor. Teenagern in unterschiedlichen Ländern
fortsetzen.
• Waren sie von irgendwelchen Ergebnissen
überrascht ?
• Was halten sie von den Jugendmagazinen ?
Anmerkungen
Die Bearbeitung dieses Themas kann unkom-
pliziert erweitert werden. Die Recherche kann im
Internet fortgesetzt werden. Die Teilnehmerinnen
und Teilnehmer können einen Fragebogen vor-
bereiten und (eventuell anwesende) Jugendliche
interviewen. Anschließend berichten sie der
Gruppe davon.

50
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 5 : Eine Präsentation entwickeln,
um Sponsoren zu gewinnen

Material: Kopien des Artikels


Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE VORBEREITUNG


• Die Teilnehmerinnen und • Geben Sie den Teilnehmerinnen und
Teilnehmer lesen den Artikel, Teilnehmern den Auftrag, das Konzept
um herauszufinden, warum für einen Workshop zu präsentieren. Es
nach Kathleens Meinung alles soll ein Sponsor gefunden werden, der
so gekommen ist, und wie es einen Workshop zum Thema „Probleme
ihr Leben verändert hat. Jugendlicher“ finanziert.
• Die Teilnehmerinnen und Teil- • Machen Sie ein Brainstorming, was In-
nehmer tauschen ihre Ein- halt der Präsentation sein soll, zum Bei-
drücke aus. spiel Ziele, Planung, benötigte Mittel,
vorhandene Mittel etc.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
diskutieren ihre Ideen in Kleingruppen. 3
• Sie bereiten das Konzept für den Work-
shop vor.

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmerinnen und
Teilnehmer präsentieren
ihr Workshop-Konzept vor
der Gruppe.

NACHBEREITUNG
• Es kann darüber diskutiert werden, • Der Lernmoderator/ die Lernmodera-
welche Präsentation am meisten über- torin gibt ein Feedback über die
zeugte. sprachlichen Fähigkeiten während der
Präsentation.
• Die Sprache im Ausgangstext kann
vertieft analysiert werden.

Anmerkungen
Die Aufgabe bietet fortgeschrittenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern eine gute Gelegenheit, ihre
Präsentationsfähigkeiten zu entwickeln. Die Präsentation kann auf Video aufgezeichnet und für weitere
Diskussionen genutzt werden. Das Ergebnis könnte zu einer schriftlichen Bewerbung bei einem Sponsor
führen.

51
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 6 : Einen „Brief an den Herausgeber“ der
Zeitung „The Mirror“ schreiben

Material: Kopien des Artikels


Sonstiges Material: Zeitungen
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Anfänger mit Vorkenntnissen +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer • In Kleingruppen wählen die Teil-
sammeln Leserbriefe aus verschie- nehmerinnen und Teilnehmer ein
denen Zeitungen. oder zwei Beispiele aus. Die Klein-
gruppen informieren sich gegenseitig
• Der Lernmoderator/ die Lernmodera-
über die Inhalte und erörtern, ob sie
torin kann zusätzliche Zeitungen zur
mit den in den Briefen oder Emails ge-
Verfügung stellen, damit die Teil-
äußerten Ansichten übereinstimmen.
nehmerinnen und Teilnehmer weitere
Leserbriefe sammeln können. • Lassen Sie die Gruppen im Plenum
zusammenkommen. Fragen Sie nach
• Stehen keine Leserbriefe zur Verfü-
Beispielen aus den Briefen und sprach-
gung, können auch Emails aus einem
lichen Möglichkeiten, eine Meinung
Chatroom genutzt werden.
darzustellen. Hängen Sie die Beispiele
4
• Das Material sollte Beispiele ent- aus.
halten, wie Meinungen geäußert und
wie auf Meinungen reagiert wird.

VORBEREITUNG
• Geben Sie allen Teilnehmerinnen und Teil- • Im Plenum oder in Kleingruppen bespre-
nehmern eine Kopie des Artikels. chen die Teilnehmerinnen und Teilnehmer
ihre Reaktionen auf den Artikel.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen
den Artikel und überlegen sich drei Ver- • Bitten Sie die Teilnehmerinnen und Teilneh-
ständnisfragen. mer Formulierungen im Text zu suchen, die
benutzt werden, um eine Meinung zu
• Paarweise versuchen die Teilnehmerinnen
äußern.
und Teilnehmer die Fragen zu beantworten.
• Bieten Sie sprachliche Hilfen und Beispiele
• Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin
für Formulierungen beim Briefschreiben an.
kann Fragen und Antworten prüfen und
Hilfen bei den Formulierungen geben.
• Geben Sie den Teilnehmerinnen und Teil-
nehmern den Auftrag, einen Brief an den
Herausgeber des „Mirror“ zu schreiben.

52
Sprachtraining
T-Kit

REALISIERUNG
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer schrei-
ben ihre Briefe allein oder zu zweit.
• Fertige Briefe können untereinander aus-
getauscht werden.
• Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer kön-
nen anschließend eine Entgegnung auf einen
Brief ihrer Wahl schreiben.

NACHBEREITUNG 4
Die Briefe können entsprechend den geäußer-
ten Meinungen sortiert werden.

Anmerkungen
– Leserbriefe können als Reaktion auf jeden Artikel geschrieben werden, der kontroverse Reaktionen her-
vorruft.
– In einer britischen Zeitung gibt es eine regelmäßige Kolumne zu kontroversen Themen. Dieses Format
kann als aufgabenorientierter Ansatz dienen: Zwei Personen werden gebeten, sich als Reaktion auf eine
kontroverse Aussage zu einem aktuellen Thema gegenseitig Briefe zu schreiben. Sie sind vollkommen
gegenteiliger Auffassung und die Korrespondenz erstreckt sich über vier oder fünf Briefe, die nacheinan-
der in einer Zeitung veröffentlicht werden. Ähnliches kann mit einer Teilnehmergruppe veranstaltet wer-
den. Nachdem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Leserbriefe geschrieben haben, können sie ein
Streitgespräch führen, wenn sich ihre sprachlichen Fähigkeiten zu diesem Thema inzwischen gut
entwickelt haben.
– Eine kontroverse Aussage wird vorgetragen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer bilden zwei Gruppen,
die gegenteilige Meinungen vertreten. Eine Debatte mit einer abschließenden Abstimmung kann durch-
geführt werden.

53
4 Materialien auswählen und verwenden
Sprachtraining
T-Kit
In diesem Abschnitt findet man einige Vorschläge, welche Materialien als Hilfsmittel zum Erlernen einer Fremd-
sprache verwendet werden können. Alle vorgeschlagenen Materialien eignen sich für zahlreiche Aktivitäten und
Aufgaben.

auch von einem anderen Blickwinkel aus betrach-


4.1 Allgemeine tet werden. Der Lernmoderator/ die Lernmodera-
torin und die Teilnehmer/innen können das Mate-
Überlegungen rial als Einführung in die Materie verwenden. Eine
persönliche Geschichte oder Bemerkung eines Teil-
nehmers kann zu einer allgemeineren Diskussion
Die Auswahl von Materialien als Hilfsmittel zum zum Beispiel über Geschlechterfragen oder die
Sprachenlernen geschieht meist auf folgende Stellung von Mann und Frau in der Gesellschaft
Weise: führen. So wurde zum Beispiel ein Videoclip über
die Einstellung der Schweden zur Gesundheit als
• Man findet etwas Interessantes, Seltsames oder Einstieg in verschiedene Fragen zu Gesundheit
Ortstypisches und möchte es in eine Unter- und Lebensstil verwendet, die für die verschiede-
richtsstunde einbauen. Das Material ist rele- nen Gruppen von Lernenden von Belang waren.
vant und anregend für die Lernenden und wird
eine gute Diskussionsgrundlage bilden. Durch einen solchen Ansatz, der von der Mikro-
perspektive anstatt von der Makroperspektive oder
• Man findet Material, das ein gutes Modell für sogar von einer globalen Perspektive ausgeht, sind
etwas darstellt, was die Teilnehmenden selbst die Lernenden eher in der Lage, eine Beziehung zu
herstellen möchten. einem Thema oder einem bestimmten Material
aufzubauen. Anstatt zu sagen „Diskutieren wir
• Man hat eine Idee, was man mit einer Gruppe über die Einstellung zum Sex“, kann der Lernmo-
tun möchte, und hält Ausschau nach Material, derator/ die Lernmoderatorin durch ein Rollenspiel
mit dem man diese Idee umsetzen könnte. oder eine Simulation in das Thema einführen.
Dabei können die Teilnehmer/innen ihre Ansich-
ten besser zum Ausdruck bringen als durch eine
Was tut man als Erstes, wenn man interessantes abstrakte Diskussion über das Thema (Abschnitt
Material entdeckt? Wie bei jeder kreativen Tätig- 4.3 Arbeiten mit einem Zeitungsartikel).
keit wird man zuerst nachdenken und verschie-
dene Ideen entwickeln. Man wird nicht sofort den Welche Methode auch immer man wählt – man
perfekten Plan für eine Trainingsstunde fertig sollte sich immer im Klaren darüber sein, wozu das
haben. Man muss auch kein kreatives Genie sein! Material dienen soll. Was sollen die Lernenden
Wenn man eigenes Material verwendet, kann man während des Trainings damit tun? Soll es als Mo-
von verschiedenen Ansätzen her damit arbeiten dell oder Beispiel für etwas dienen? Soll das Mate-
und es für seine Zwecke einsetzen. Man muss sich rial zur Erweiterung des Vokabulars verwendet
jedoch immer klar darüber sein, warum man etwas werden, oder zum Herausarbeiten von bestimmten 4
ausgewählt hat und von wem es verwendet wer- Merkmalen der Sprache? Soll mit einem Bild eine
den soll. Welches Vokabular steht zum Beispiel mit Reaktion bewirkt werden? Soll es ein Impuls für ein
diesem Material in Zusammenhang oder kann Rollenspiel sein? Oder soll es einfach das Interesse
daraus abgeleitet werden? Was würde man im All- wecken? Materialien können zu all diesen Zwecken
tag zu der betreffenden Person sagen? Welche eingesetzt werden. Manchmal werden dabei auch
Wörter müsste man dazu kennen? Wozu wird das ganz unerwartete Ergebnisse erzielt werden, die
Material in der Jugendarbeit sonst noch verwendet, jedoch in der Feedback- und Evaluierungsphase
außer zum Erlernen der Sprache? Was sagt es über analysiert werden sollten.
kulturelle Normen oder Einstellungen? So interes-
sant es auch sein mag – Man muss überlegen, was
die Lernenden damit anfangen sollen. Welche Auf-
gabe(n) lassen sich damit durchführen?

Die Aufgaben müssen mit authentischen Bedürf-


nissen der Lernenden in Zusammenhang stehen.
Sie müssen etwas imitieren, was sie entweder in
ihrem täglichen Leben oder in ihrem Beruf tun. Es
gibt keinen Grund für sie, eine Aufgabe nur um
des Lernens willen auszuführen; sie muss immer
Mittel zum Zweck sein. Das Material ist die Vor-
stufe der Aufgabe. Wie wird es die Realisierung
erleichtern? In diesem Stadium hat der Lernmode-
rator/ die Lernmoderatorin vielleicht bereits eine
bestimmte Idee. Er/sie denkt an eine Problematik,
die man diskutieren kann, oder an ein Thema, das
man bearbeiten könnte. Diese Idee muss noch
nicht konkret ausgearbeitet sein, die Frage kann

55
Sprachtraining
T-Kit
sorgen Interessensgruppen durch Druck auf die
Produzenten von Seifenopern für realistischen
Input, wenn sich eine Geschichte mit einem orts-
4.2 Materialquellen typischen und möglicherweise heiklen oder um-
strittenen Thema befasst. Auch das unterhalt-
same, action-geladene Element der Seifenopern
4.2.1 Materialien kann genutzt werden: Was wird als Nächstes ge-
der Lernenden schehen? Was hätten Sie in dieser Situation getan?
Was denken Sie von ihm/ihr? Was wäre passiert,
Optimal auf die Lernenden abgestimmt sind wenn ...?
sicherlich solche Materialien, die diese selbst aus-
gewählt haben. Etwas, das ein Teilnehmer mit- Werbung – mit oder ohne Dialog – kann auf den
bringt, ist automatisch für ihn relevant, bringt verschiedensten Stufen verwendet werden. Sie ist
neue Energien und zeigt, dass der Lernmoderator/ meist recht unterhaltsam und sagt viel über die
die Lernmoderatorin nicht unbedingt die alleinige kulturellen Normen eines Landes aus, wenngleich
Kontrolle über die Situation haben muss (Ab- sie oft sehr stereotyp ist. Die „Herstellung eines
schnitt 2.2 Rollen von Lernenden und Lernmode- Werbefilms“ ist eine ausgezeichnete Aufgabe, an
ratoren). Man sollte die Lernenden auffordern, der jeder mitwirken kann. Auch ein Anfänger ist in
Zeitungen zu lesen und Artikel auszuwählen, die der Lage, die Ekstase nachzuahmen, die durch ein
sie interessant finden! Das kann zu Diskussionen bestimmtes Shampoo, ein Deodorant oder eine
über Fragen, die im Artikel behandelt werden, Automarke hervorgerufen wird! Fortgeschrittenere
führen. Man kann die Teilnehmer/innen auch bit- können mit den Übertreibungen spielen, die in der
ten, kurze Beiträge zu suchen, die sie seltsam oder Sprache der Werbung so beliebt sind.
ungewöhnlich finden. Sollten die Lernenden noch
nicht in der Lage sein, Zeitungen zu lesen, können Nachrichten liefern hervorragende formale sprach-
sie auch Artikel in ihrer eigenen Sprache oder liche Vorbilder. Die Beiträge sind meist in sich
Bilder mitbringen. Vielleicht finden sie Flugblätter abgeschlossen und themenbezogen. Es können
oder Broschüren, die sie interessant oder über- Kurzberichte von lokalem Interesse oder Beiträge
raschend finden. Sie können auch einen Gegen- über etwas Ortstypisches verwendet werden.
stand mitbringen, über den sie sprechen möchten: Nachrichtensendungen können ohne Ton verfolgt
unbekannte Lebensmittel oder Pflanzen, ihre werden, wobei die Teilnehmenden erraten sollen,
Lieblingsgegenstände. Fotos der Teilnehmer/innen worum es geht und was der Sprecher gesagt haben
sind eine sehr gute Möglichkeit zum Austausch könnte. Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin
von Erfahrungen mit den anderen Gruppenmit- oder einige Lernende können kurze Zusammenfas-
gliedern. Die meisten Teilnehmenden werden ver- sungen über einzelne Themen schreiben, die den
mutlich etwas mit europäischer Jugendarbeit zu anderen Teilnehmenden beim Verfolgen eines
tun haben und gern über ihre Organisation oder Beitrags zu diesem Thema gegeben werden. Die
ihre Rolle erzählen. Mitgebrachte Materialien kön- wichtigsten Vokabeln herauszuarbeiten, die zur
nen in Form einer Ausstellung oder eines Informa- Erfassung des Inhalts notwendig sind, ist eine gute
4 tionsmarktes gezeigt werden. Methode, das allgemeine Sprachverständnis der
Die Anzahl der Aufgaben, die aus den eigenen Lernenden zu fördern. Durch die Nachrichten wird
Materialien der Lernenden entwickelt werden kön- auch eine globale Dimension eingebracht, was
nen, ist schier unbegrenzt! besonderes interessant ist, wenn gerade über ein
internationales Ereignis berichtet wird. Ist eine
Videokamera verfügbar, kann eine Aufgabe darin
4.2.2 Materialien aus bestehen, eine eigene Nachrichtensendung samt
dem Fernsehen Wettervorhersage, Politik, Sport etc. zu pro-
duzieren!
Es gibt viele Fernsehsendungen, die sich als stimu-
lierendes Material für das aufgabenorientierte Auch Filmausschnitte sind eine interessante Grund-
Sprachtraining eignen. Vor allem Anfänger erhal- lage für Diskussionen über die Ansichten anderer
ten dadurch zusätzlich eine Fülle von visuellem Menschen: Man kann etwa über die Reaktionen
Material, welches das Verstehen erleichtert. der Teilnehmenden auf Ereignisse im Film, ihre
Meinungen zum Verhalten und zu den Ansichten
Sendungen, die Einsichten in den Alltag liefern – der Figuren sprechen; man kann fragen, ob die
der auf andere Weise nur schwer zu erfassen ist –, Teilnehmer/innen ähnliche Erfahrungen gemacht
sind bei den Lernenden besonders beliebt. Ein haben etc. Auch Krimis sind eine spannende Alter-
Sendeformat, das es im Allgemeinen überall gibt, native, die Gelegenheit zu einem gemeinsamen
ist die Seifenoper. Charaktere und Situationen Rätselraten geben, wer der Mörder sein könnte!
sind zwar oft übertrieben und basieren auf Stereo- Bei der Auswahl des Ausschnitts muss jedoch
typen, doch sie zeigen das Alltagsleben und bieten sorgfältig darauf geachtet werden, dass die Lernen-
viele Anstöße für interkulturelle Diskussionen. den nicht überfordert werden, sich nicht zu lange
Nach dem Ansehen einer solchen Sendung können konzentrieren müssen und der Handlung auch
die Teilnehmer/innen eine kurze Szene aus einer folgen können. Man kann Filmausschnitte auch
Seifenoper ihres Landes nachspielen, in denen es ohne Ton vorführen und die Lernenden auf-
um Themen geht, von denen sie glauben, dass sie fordern, eigene Dialoge für die Szenen zu
von allgemeinem Interesse sind. In Großbritannien schreiben. Die Teilnehmer können versuchen, die

56
Sprachtraining
T-Kit
Geschehnisse zu erraten und eine eigene Version über Werbung, ihre Wirkung auf den Leser/ die
zu entwickeln. Leserin, die Verwendung von Wortspielen und
Wendungen aus der Umgangssprache ist noch
dazu lehrreich. Sie wird zu Fragen über die
4.2.3 Bilder Botschaft und die Wirksamkeit ihrer Vermittlung
führen. Eine bei den Teilnehmenden sehr beliebte
Es gibt so viele verschiedenartige Bilder, die als Aufgabe ist die Gestaltung einer eigenen Werbung.
Material verwendet werden können, dass es Für Teilnehmer/innen mit geringeren Fremd-
schwierig ist, Vorschläge zu machen, ohne die sprachenkenntnissen lässt sich ein interessantes
Bilder zu kategorisieren. Bilder von Menschen kön- „Benennungs“-Spiel daraus gestalten: Was ist das?
nen zu Diskussionen über verschiedene Lebens- Was fühlen die abgebildeten Personen? Was sagen
stile, über ihre Gedanken/Gefühle, ihre Kleider sie? Denken Sie sich einen Dialog zwischen den
und deren Eindruck auf den Betrachter benutzt Personen auf dem Bild aus! Werbung ist oft ein
werden. Die Teilnehmer/innen können Vermutun- Anstoß für interkulturelle Überlegungen. Wie rele-
gen darüber anstellen, was sie wohl sagen könnten vant ist die Werbung für verschiedene Menschen?
und wie ihre Lebensgeschichte aussehen könnte. Was sagt sie über die Zielgruppe? Was sagt sie über
Besonderen Spaß macht es, anhand mehrerer das Konsumverhalten? Wie reagieren verschiedene
Bilder ein Netz von Beziehungen und Ereignissen Menschen auf Werbung? Wird die gleiche Wer-
zu knüpfen (Abschnitt 4.2 Arbeiten mit einem bung in mehreren Ländern veröffentlicht? Wer-
Foto)! bung für Supermärkte und andere Läden kann mit
großem Erfolg bei Lernenden auf niedrigerem
Bilder von Orten geben Gelegenheit zu Beschrei- Niveau eingesetzt werden. Sie liefert gute Beispiele
bungen, Kommentaren und Vorschlägen für mög- für alltägliche Dinge und ist eine ausgezeichnete
liche Aktivitäten an diesem Ort: Man kann etwa in Gelegenheit zum Üben von Zahlen.
die Rolle eines Mitarbeiters oder einer Mitarbei-
terin der Fremdenverkehrswerbung schlüpfen, Die Ideen zeigen, dass Bilder ein sehr wichtiges
der/die die Aufgabe hat, den Ort anzupreisen! Die Hilfsmittel für Lernmoderator/innen und Lernende
Teilnehmer/innen können ein Landschaftsfoto sind. Der Aufbau einer „Bilderbibliothek“ sollte das
beschreiben; eine Aufgabe kann darin bestehen, Ziel aller Beteiligten sein. Sie wird in Zukunft
eine Ansichtskarte von diesem Ort zu schreiben. sicherlich gute Dienste beim aufgabenorientierten
Auf dem Bild kann ein Problem dargestellt sein, es Sprachtraining leisten!
kann die Nutzung oder den Missbrauch von Land,
eine bestimmte Gefahr, ein geplantes Projekt etc.
zeigen. Das Bild kann die Grundlage für ein Rol- 4.2.4 Gegenstände
lenspiel bilden, wobei das Bild ein „Beweisstück“
ist. Ist der Schwierigkeitsgrad dazu noch zu Mit verschiedenen Gegenständen, in einen Korb
niedrig, kann man verschiedene Bilder zeigen; ein oder auf den Tisch gelegt, lassen sich ebenfalls
Teilnehmender/ eine Teilnehmende beschreibt viele lehrreiche Aktivitäten durchführen. Die Teil-
eines davon, die anderen müssen es identifizieren. nehmer/innen wählen einen Gegenstand und
sagen, woher er kommt, woraus er gemacht ist, wie 4
Weitere Möglichkeiten: Ein Teilnehmer/ eine Teil- wertvoll er ist, wofür er verwendet wird, warum er
nehmerin beschreibt ein Bild. Jemand anderes fer- für eine bestimmte Person kostbar ist, wie diese
tigt nach dem Gehörten eine Zeichnung an und sich fühlen würde, wenn sie ihn verlöre etc.
vergleicht sie dann mit dem Original. Die Lernen- Begründen Sie, warum dieser Gegenstand „die
den zeigen auf ihr Lieblingsbild, sagen, warum es beste Erfindung des 20. Jahrhunderts“ ist! Erklären
ihnen gefällt oder welche Gefühle es in ihnen aus- Sie, wie er hergestellt wird. Ist er für Sie ungewöhn-
löst und ob sie ähnliche Landschaften kennen. lich? Gibt es so etwas in Ihrem Land? Ist der Name
seltsam? Könnten Sie ohne diesen Gegenstand
Anhand von Bildern aus Katalogen kann man Lis- leben? Benützen Sie ihn gerne? Ist er Ihrer Mei-
ten von Artikeln erstellen und diese einteilen: nung nach nützlich? Nutzlos? Welche Gegen-
Lebenswichtiges, Luxusgegenstände etc. In der stände haben Sie bei sich? Gibt es etwas, das Sie
Gruppe können Ratespiele über Artikel und ihre immer bei sich haben?
Preise gespielt werden. Die Teilnehmer/innen kön-
nen passende Geschenke für imaginäre Personen,
Verwandte, Kollegen, Freunde, den Freund/ die
Freundin etc. auswählen und ihre Wahl begrün-
den. Man kann einen Teil des Bildes abdecken, und
die Teilnehmer/innen dann raten lassen, was das
Bild darstellt. Anhand von Bildern kann auch die
Lebensumgebung einer imaginären Person ge-
schaffen werden (Abschnitt 4.2 Arbeiten mit einem
Foto).

Werbung in Zeitschriften zieht den Blick auf sich,


ist attraktiv gestaltet und oft amüsant. Sie eignet
sich hervorragend für ein gemeinsames, unterhalt-
sames Betrachten von Bildern. Eine Diskussion

57
Sprachtraining
T-Kit
4.2.5 Informationszettel Die von den Teilnehmenden vorgeschlagenen
und Broschüren Lieder in verschiedenen Sprachen können als
Grundlage für Gruppenaufgaben verwendet wer-
Mit Materialien in Form von Broschüren und den. Wenn es sich um ein Lied in der Zielsprache
Zetteln lässt sich eine Unmenge Aufgaben gestal- handelt, kann der Text als Teil einer Aufgabe ver-
ten. Diese Materialien müssen jedoch sorgfältig wendet werden, bei der es darum geht, die Macht
ausgewählt werden, um einen „Overkill“ zu ver- der Worte in der Gesellschaft, in der Werbung, in
meiden. Es gibt eine Fülle an Broschüren mit der Propaganda etc. zu untersuchen. Die Teil-
Anleitungen, wie bestimmte Dinge auszuführen nehmer können die durch die Melodie her-
sind. Die Lernenden können den Nutzen dieser vorgerufenen Emotionen analysieren und Ver-
Informationsquellen untersuchen: Sie können ver- gleiche zwischen verschiedenen sozialen Gruppen
suchen, die beschriebene Aufgabe auszuführen. oder Nationalitäten anstellen. Popsongs können in
Sie können ihre eigene Informationsbroschüre eine Aufgabe einführen, die darin besteht, das
gestalten, mögliche Themen reichen von „Wie (relative) Einkommen verschiedener Menschen in
man in einem neuen Land überlebt“ (Abschnitt 4.1 einer Gesellschaft zu vergleichen. Popstars verdie-
Arbeiten ohne vorgefertigte Materialien) bis nen im Allgemeinen nicht schlecht – sind sie es
„Wie man eine Tasse Tee zubereitet“. Authentische, auch wert? etc. Sind die Teilnehmer/innen einver-
vor Ort gefundene Zettel liefern Beispiele für das standen, kann während der verschiedenen Akti-
Gestalten eines eigenen Informationsblattes. Auch vitäten auch Hintergrundmusik jeder Art gespielt
die Gestaltung einer Broschüre kann analysiert werden.
werden: Wie wirkungsvoll ist sie? Wie wirkt sie auf
Sie? Was möchten Sie ändern? Auf einem Der Lernmoderator/ die Lernmoderatorin kann
niedrigeren Niveau können die Teilnehmer Zettel verschiedene Laute und Geräusche auf Tonband
sammeln und sie in verschiedene Kategorien ein- aufnehmen. Die Lernenden müssen diese dann
teilen: Essen/Kleidung/Information etc. Eine Auf- identifizieren und ihre Herkunft erraten. Sie kön-
gabe kann im Aufbau eines Informationszentrums nen auch Klangeffekte zur Begleitung einer
bestehen. Die Teilnehmer/innen wandern von Geschichte oder eines Sketches erzeugen oder
Stand zu Stand und fragen nach den von ihnen selbst eine Aufnahme mit ungewöhnlichen oder
produzierten Informationen in Zettelform. Frem- angenehmen/unangenehmen Geräuschen her-
denverkehrsbroschüren enthalten Informationen stellen, die den anderen Gruppenteilnehmern
über Sehenswürdigkeiten mit Angaben zum vorgespielt wird. Das führt zu Überlegungen über
Anfahrtsweg, zu den Öffnungszeiten, zum Ein- die persönlichen Gefühle und zu Vergleichen der
trittspreis etc. Die Teilnehmer/innen können eine eigenen Lebensumgebung mit derjenigen in
Besichtigung planen und telefonisch Informatio- anderen Ländern im Rahmen einer Aufgabe, bei
nen etwa über Gruppen- oder Studentenermäßi- der interkulturelle Bewusstsein geschärft werden
gungen einholen. Dies kann eine simulierte, aber soll. Ein einfacher Vergleich von Tierlauten in einer
auch eine tatsächliche Aufgabe sein! multikulturellen Gruppe ist eine kurzweilige Ein-
führung in interkulturelle Aktivitäten.

4 4.2.6 Spiele
4.2.8 Trainingsort
Spiele sind hervorragendes Material für das auf-
gabenorientierte Lernen. Eine Aufgabe kann darin Auch der Trainingsort selbst bildet eine uner-
bestehen, ein Spiel mit Regeln zu erfinden, es den schöpfliche Quelle, die für Aufgaben genutzt wer-
anderen zu erklären und zu spielen. Dabei kann es den kann. Wenn die Umgebung den Lernenden
sich um ein Kartenspiel, ein Brettspiel oder ein fremd ist, können interkulturelle Beobachtungen
Spiel im Freien handeln. Das Spiel kann auch angestellt werden, indem der Trainingsort mit der
gemeinsam erfunden werden, wobei eine Gruppe Heimat des Lernenden verglichen wird (Abschnitt
den Anfang macht und die Weiterführung dann 4.1 Arbeiten ohne vorgefertigte Materialien).
einer anderen Gruppe überlässt, bis durch Konsens
ein Endprodukt erzielt wird (dabei könnte es zu Einheimische können für authentische Sprach-
einigen hitzigen Diskussionen kommen!). Eine inputs herangezogen werden, indem man sie inter-
andere Aufgabe kann darin bestehen, ein lokales viewt oder einfach beobachtet. Viele Ortsansässige
Sportereignis zu besuchen und einen Bericht sind sicher gern bereit zu kommen, mit der Gruppe
darüber zu schreiben. Auch eine Umfrage zur Ein- zu sprechen und über die Gegend zu erzählen. Die
stellung gegenüber Sport und Spiel und deren Teilnehmer/innen können natürlich auch aus-
Rolle in den verschiedenen Gesellschaften ist gehen und ihre Partnerinstitutionen im Gastland
möglich. Spiele sind eine unerschöpfliche Quelle besuchen. Sie können lokale Einrichtungen ihrer
für Spaß und Unterhaltung! Wahl besuchen, wie etwa die Polizei, das Rathaus,
Gebetsstätten etc.

4.2.7 Lieder und Klänge


4.2.9 Informationstechnologie
Lieder wurden schon immer als Hilfsmittel zum
Erlernen einer Sprache verwendet. Hier möchten Sowohl im Internet als auch auf im Handel
wir einige Anregungen für den Einsatz von Liedern erhältlichen CD-Roms gibt es eine unerschöpfliche
im aufgabenorientierten Sprachunterricht liefern. Fülle von aktuellen und authentischen Informatio-

58
Sprachtraining
T-Kit
nen für Lernende. Insbesondere das Internet ist Die Lernenden können auch Aufgaben mithilfe
ideal für nicht im Land der Zielsprache stattfin- von Informationen aus dem Internet zu Ende
dende Kurse, da es unmittelbaren Zugang zu au- führen. Sie können mithilfe des Internets ihre ei-
thentischem Material ermöglicht. Darüber hinaus genen Informationen zusammenstellen, die sie den
ist es ein Hilfsmittel, das die Teilnehmer/innen auch anderen Teilnehmenden zur Verfügung stellen. Sie
nach dem Kurs zum Weiterlernen verwenden können. können sich an Online-Diskussionen in Chat-
rooms beteiligen oder eine Email-Korrespondenz
Da das Internet für ein weltweites Publikum be- führen, um ihre Kommunikationsfähigkeiten zu
stimmt ist, ergeben sich dadurch auch interessante schulen. Sollte es möglich sein, eine eigene Web-
Diskussionen über die Globalisierung und die Ab- site einzurichten, werden die Teilnehmer/innen
schwächung der kulturellen Identität. Das Internet sicher gern weiter miteinander in Kontakt bleiben,
ermöglicht Aufgaben, bei denen es um verschie- ihre Ideen austauschen und an weiterführenden
dene Interessensgruppen in der ganzen Welt geht. Projekten arbeiten wollen.

59
5 DIY (Do It Yourself)
Sprachtraining
T-Kit

5.1 Einleitung

Der „Do it yourself“- oder Heimwerkerboom hat zwei man ein leeres Planungsformular, das dabei helfen
Ursachen: Erstens haben die Leute seit den fünfziger soll. Man sollte an seine Lernenden denken und etwas
Jahren des 20. Jahrhunderts immer mehr Freizeit, die Passendes vorbereiten!
sie zur Verschönerung von Haus und Garten nutzen.
Dieser Trend, alle Reparaturarbeiten im Haus selbst Der erste Materialbeitrag, den wir für diesen DIY-
vorzunehmen, ist eine überzeugende Bestätigung des Abschnitt ausgewählt haben, stammt aus einem For-
bekannten englischen Sprichworts „My home is my mular für einen Förderantrag an die Europäische
castle“ (Mein Heim ist meine Burg). Jugendstiftung. Das Material ist authentisch und
ergibt sicherlich einige sehr lebensnahe Aufgaben.
Der zweite Grund für den DIY-Boom ist die Tatsache,
dass es immer schwieriger und teurer wurde, ausge- Die Aufgabe ist, das Formular durchzuarbeiten und
bildete oder auch nicht ausgebildete Arbeitskräfte zu sich Aktivitäten für die Erfüllung der verschiedenen
finden, die zur Instandhaltung und Verbesserung Aufgaben auszudenken. Danach folgt der Abschnitt
eines Hauses notwendige Mal-, Dekorations- und 5.2 „Feedback“. Hier sieht man, wie wir an das Mate-
Reparaturarbeiten durchführen. rial herangegangen sind, welche Aufgaben wir aus-
gearbeitet haben und welche Aktivitäten wir für
Der Heimwerker-Boom verbreitete sich auf diese deren Erfüllung vorgesehen haben.
Weise immer mehr, jeder Hauseigentümer wurde
zum Experten, und an jeder Straßenecke entstanden Der zweite Materialbeitrag ist ein allgemeiner
Heimwerkermärkte, die das notwendige Werkzeug Zeitungsartikel mit Foto, der unserer Meinung nach
und Material für alle größeren und kleineren Arbeiten lustig ist und sich auf vielfältige Weise nutzen lässt.
verkaufen. Diese Märkte bieten darüber hinaus auch Im Feedback-Abschnitt zeigen wir Ihnen „101 Mög-
Know-how durch kundige Verkäufer und Broschüren lichkeiten, das Beste aus dem Vorhandenen zu
mit praktischen Tipps und anschaulichen Diagram- machen“. Wir hoffen, dass unsere Vorschläge nützlich
men, in denen erklärt wird, wie die Handgriffe sind. Sie können auf verschiedene andere Materialien
durchzuführen sind. Möbel werden in Form von (Texte, Fotos, Gegenstände etc.), die man verwenden
Bausätzen angeboten; man muss sie nur zusammen- möchte, übertragen werden.
bauen und lackieren.
Vielleicht stellen Lernmoderatoren und Lernmodera-
Diese Beobachtungen brachten uns auf die Idee, ein torinnen fest, dass sie in beiden Fällen etwas ganz
DIY-Kapitel in diese Veröffentlichung aufzunehmen. Ähnliches oder aber etwas ganz Anderes als wir
Wir stellen das Werkzeug und das Material zur Verfü- daraus gemacht haben. Beides ist in Ordnung! Was
gung und liefern einige Beispiele mit schrittweisen auch immer sie erarbeitet haben – wenn sie denken,
Anleitungen, sodass die Leser und Leserinnen nun dass es für die Gruppe passt, ist es O.K. Es gibt nichts
selbst als kreativer Experte beziehungsweise kreative Richtiges oder Falsches, sie sind jetzt die Experten!
Expertin ans Werk gehen können! Unsere Ansätze sollen nur ein kleiner Anhaltspunkt
sein. Wenn die Leserinnen und Leser ein persön-
Wir zeigen, wie man im DIY-Verfahren zum Sprach- licheres Feedback möchten, können sie uns auf
trainer/trainerin wird. Wir liefern authentisches Mate- unserer Website kontaktieren. Wir freuen uns auf ein
rial und machen Vorschläge für Aufgaben, die mithil- Gespräch!
fe dieser Materialien entwickelt werden können.
Dabei sollte das in dieser Veröffentlichung verwen- Und nun viel Spaß bei der Arbeit als Lernmodera-
dete Standardformat benutzt werden. Umseitig findet tor/Lernmoderatorin!

61
TABLE OF CONTE NTS

page

Sprachtraining I. THE EUROPEAN YOUTH FOUN


DATION:
ITS AIMS AND HOW IT WORK
T-Kit S .................................................................
....................3
II. OPERATIONS WHIC H COULD
BE FINANCED BY THE EYF .............
.................3
A. International youth meetings.........
.................................................................
..................4
5.2 Material B.
C.
Youth activities other than meetin
Administration of international
gs .................................................................
non-governmental
............4

youth organisations and networ


ks.............................................................
.....................4
D. Pilot projects.....................................
.................................................................
.......................5
III. SUBMITTING AN APPLIC
ATION ....................................................
................................6
A. Grant application for an interna
tional meeting of young
people or youth leaders (catego
ry A) ....................................................
.........................6
B. Grant application for an
activity other than a meeting
(category B) ..............10
C. Grant applications in respect
of the general administrative
costs of
international non-governmental
youth organisations and networ
(category C) ....................................... ks
.................................................................
....................10
D. Grant applications for pilot
projects (category D)......................
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62
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 1 : Vereinfachung des Formulars für ein
niedrigeres Sprachniveau

Material: Kopien eines Antrags von JUGEND, Aktion 1, und Benutzer-


leitfaden oder Kopien des Förderantrags der Europäischen
Jugendstiftung und Leitfaden „Wie man eine Förderung bei der
Europäischen Jugendstiftung beantragt“
Sonstiges Material: Schreibmaterialien, Wörterbücher, Definitionen,
Wörterbücher der Synonyme
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Fortgeschritten

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Bitten Sie die Teilnehmenden, Unter- • Sie kommen wieder zu einer gro-
gruppen zu bilden und sich ge- ßen Gruppe zusammen, in der ein
genseitig über ihre Aktivitäten in Sprecher jeder Untergruppe eine Zu-
der Jugendarbeit zu erzählen. sammenfassung der Hauptpunkte
der Diskussion vorträgt.
• Die Teilnehmenden lesen den Ab-
schnitt in den Leitfäden, in denen die • Danach fragen Sie die Teilnehmer,
Ziele der Förderungen beschrieben welche Merkmale dieser Aktivitäten
sind (z.B. im Leitfaden der Europäi- für sie eine „Europäische Dimension“
schen Jugendstiftung „Wie man eine hat.
Förderung bei der Europäischen Ju-
Als Lernmoderator/Lernmoderatorin
gendstiftung beantragt“) und ver-
ist es Ihre Rolle, den Lernenden zu
gleichen die Ziele der Maßnahmen,
helfen, sich auszudrücken und die
um die es dort geht, mit denje-
„Schlüsselwörter“ („Key-Words“) der
nigen, die sie in ihrem vorhergehen-
Texte zu verstehen.
den Brainstorming zusammengetra-
gen haben.

VORBEREITUNG
• Bitten Sie die Teilnehmer allein zu • Die Rolle des Lernmoderators/ der
arbeiten. Jede/jeder soll den Teil Lernmoderatorin ist es, das Ver-
des Leitfadens zur Antragstellung ständnis der Lernenden zu fördern
lesen, der für das Schreiben einer (nicht an der Diskussion für die Auf-
Zusammenfassung genutzt werden listung der Leitideen teilzunehmen).
kann (z.B. beim Leitfaden für
• In den Untergruppen sollen die Ler-
die Europäische Jugendstiftung das
nenden ihre Notizen vergleichen und
Kapitel I). Die Teilnehmer sollen sich 5
die Leitideen herausstellen. Sofern
dabei Notizen machen (z.B. zu
Unstimmigkeiten auftreten, sollen
„Schlüsselwörtern“, zu den Leitideen
diese unter Rückgriff auf den Text
etc.).
gelöst werden.
• Die Untergruppen vergleichen ihre
jeweiligen Listen und vereinheit-
lichen sie, wo es notwendig ist.

63
Sprachtraining
T-Kit

AUSFÜHRUNG
• Die Untergruppen nutzen die fertigen • In einem Rollenspiel soll die ent-
Listen mit den Leitideen, um die ent- sprechenden Absätze der Zielgruppe
sprechenden Absätze des Leitfadens (mit niedrigem Sprachniveau) präsen-
neu zu formulieren. Dabei ist das Ziel, tiert werden und Fragen beantwortet
dass der Text von Lernenden auf werden.
einem niedrigen Sprachniveau ver-
• Die Untergruppen können miteinan-
standen werden soll. Das Vokabular
der verhandeln, wenn etwas unklar
und die Syntax müssen einfach, kon-
ist.
kret und leicht verständlich sein.
• Ergänzend können sie den neuen Text
hinschreiben.

NACHBEREITUNG
• Jede Untergruppe der Teilnehmer auf • Alternativ kann jedes Mitglied der
fortgeschrittenem Niveau erklärt den Fortgeschrittenengruppe einem Mit-
Absatz aus dem Leidfaden einer Un- glied der Gruppe auf niedrigem
tergruppe von Teilnehmern mit nied- Sprachniveau helfen, den Förder-
rigem Sprachniveau. Dabei muss jedes antrag für ein europäisches Projekt
Gruppenmitglied sprechen und vor- auszufüllen. Dies setzt aber voraus,
bereitet sein, Fragen zur Klärung be- dass die Gruppe auf niedrigem Sprach-
antworten zu können. niveau während einer vorausgehen-
den Sitzung ein Projekt entworfen hat.
• Wenn die Zeit knapp ist, kann der
geschriebene Text den Lernenden auf
niedrigem Sprachniveau ausgehän-
digt werden mit der Anmerkung, dass
Mitglieder der fortgeschrittenen Grup-
pe zwecks Klärungen angesprochen
werden können.

Anmerkungen
– Wichtige sprachliche Aspekte: Die Unterschiede zwischen den Sprachniveaus (Vokabular, Komplexität
der Syntax).
– Kommunikationsaktivitäten: Diskussion, Befragung, Zustimmung/Ablehnung, Auflistung etc.

64
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 2 : Anfertigen eines schriftlichen Antrags auf Förderung
einer internationalen Jugendbegegnung

Material: Kopien eines Antrags von JUGEND, Aktion 1 und Benutzerleitfaden


oder Kopien von „Wie man eine Förderung bei der Europäischen
Jugendstiftung beantragt“ und Förderantrag der Europäischen
Jugendstiftung
Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Mittleres Niveau +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Teilen Sie die Teilnehmerinnen und Teil- Aktionsprogramms JUGEND zusammen und
nehmer in Untergruppen zu vier oder fünf schreibt die Schlüsselwörter („Keywords“) und
Personen ein. Geben Sie jeder Gruppe einen Formulierungen in Stichworten auf das Papier.
großen Bogen Papier und dicke Farbstifte. • Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer lesen die
• Regen Sie ein Brainstorming an zu der Frage, Anleitungen zu den Antragsformularen („Leit-
wie man einen Antrag auf Förderung stellt. fäden“), um zu sehen, ob ihre Ziele zu den in
Lassen Sie die Teilnehmenden Erfahrungen den Anleitungen zur Antragstellung genann-
und Tipps austauschen. ten passen.
• Der Lernmoderator/die Lernmoderatorin kann • Stellen Sie das Vokabular heraus, das für eine
die nützlichen Informationen auf Poster auf- Antragsstellung notwendig ist, und ergänzen
schreiben. Sie es.
• Jede Gruppe trägt die Ziele und Intentionen • Jede Gruppe präsentiert dann ihre Poster den
der Europäischen Jugendstiftung oder des anderen Teilnehmern.

VORBEREITUNG
• Weisen Sie die Teilnehmenden ein, einen • Lassen Sie für dieses Stadium viel Zeit, da hier
Antrag auf Förderung vorzubereiten, wobei sie eine Menge Informationen benötigt werden.
die gesammelten Leitideen der Programme • Wenn die Teilnehmer das Gefühl haben, dass sie
beachten und das Antragsformular nutzen sollen. ausreichend Informationen haben, bitten Sie
• Die Teilnehmer können in Untergruppen einge- sie, in den Antragsformularen die Bestimmun-
teilt werden, entweder nach der Vergleich- gen über die „förderfähigen Maßnahmen“ nach-
barkeit ihrer Organisationen oder willkürlich. zulesen.
Wenn es keine Ähnlichkeiten zwischen ihren
• Zu diesem Zeitpunkt hat der Lernmoderator/ die
realen Organisationen gibt, sollten die Teil-
Lernmoderatorin die wichtige Rolle, den Teil-
nehmer Organisationen und Begegnungsmaß-
nehmenden zu helfen, den Anforderungen der
nahmen erfinden. Dies kann auf der Basis ihrer
Programme zu entsprechen und sicher zu stel-
tatsächlichen Arbeit geschehen, sollte aber fik-
len, dass sie mit der Sprache und den Rede-
tiv sein.
wendungen, die für das Antragsformular nütz-
• Bevor Sie das Antragsformular verteilen, bitten lich sind, geläufig werden.
Sie die Teilnehmer sich in Untergruppen zu
teilen. Sie sollen für ihre Anträge folgende • Wenn irgendeine der Planungen der Gruppen
Informationen einplanen : Entscheidung über nicht den Kriterien entsprechen, z.B. wenn sie
Profil der Organisation ; Bestimmung der Part- keine internationalen Partner bestimmt haben,
ner ; Was sind die Ziele ? Mit welchem Gebiet in mit denen sie arbeiten können, sollten sie auf-
gefordert werden, ihre Pläne zu modifizieren.
5
der Jugendarbeit hat der Antrag zu tun ? Wie
sollen die Gesamtkosten gedeckt werden ? Ent- • Sie sollen prüfen, ob Ihre Pläne den Antrags-
scheidung über das Profil der Teilnehmer ; Wel- kriterien entsprechen, indem sie die entspre-
ches sind die Arbeitssprachen ? Termin der Begeg- chenden Absätze im Antrag oder im Leitfaden
nung ; Programmelemente ; Ort der Begegnung nachlesen.

65
Sprachtraining
T-Kit

REALISIERUNG
• Die Teilnehmer können in ihren Grup- • Die Teilnehmer machen einen Ent-
pen bleiben und eine erweiterte Ver- wurf zum Ausfüllen des Antrags-
sion des Antragsformulars ausfüllen formulars.
oder sie können individuell arbeiten,
indem sie die Notizen aus der Vor-
bereitungsphase nutzen (beachten Sie
dazu die Anmerkungen unten).

NACHBEREITUNG
• Die Untergruppen tauschen die Ent- • Zu diesem Zeitpunkt sollten vom
würfe aus. Lernmoderator/ von der Lernmode-
ratorin allgemeine sprachliche Pro-
• Die Teilnehmer lesen die Anträge der
bleme und gute Beispiele heraus-
anderen Gruppen durch und kom-
gestellt werden. Diese können notiert
mentieren sie.
werden. Die Teilnehmer können auf-
• Die Gruppen kommen wieder zusam- gefordert werden Änderungen vor-
men und tauschen gute Ideen aus. zuschlagen, wo dies notwendig ist.

Anmerkungen
– Eine Zusatzaufgabe zum Ausfüllen der Antragsformulare könnte sein, die Präsentation eines Antrags auf
Förderung vorzubereiten. Nachdem die Teilnehmer ihre Antragsformulare ausgefüllt haben und die der
anderen gelesen bzw. vorgestellt haben, kann jede Gruppe eine Präsentation ihrer Planungen vorstellen
– möglicherweise mit Hilfe eines OHP. Die anderen Gruppen können zuhören und die Gesamtgruppe
kann über die beste Bewerbung abstimmen.
– Die Präsentationen können auch mit Video aufgezeichnet werden.

66
Sprachtraining
T-Kit
Aufgabe 3 : Erstellen eines Anmeldeformulars für die Teilnahme
an einer Jugendbegegnung

Material: Kopien eines Antrags von JUGEND, Aktion 1 und Benutzerleit-


faden oder Kopien von „Wie man eine Förderung bei der
Europäischen Jugendstiftung beantragt“ und Förderantrag der
Europäischen Jugendstiftung
Sonstiges Material: Schreibmaterialien
Gruppengröße: Beliebig
Schwierigkeitsgrad: Mittleres Niveau +

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


• Verteilen Sie Kopien der Antrags- • Brainstorming : Welche anderen Typen
formulare der Europäischen Jugend- von Formularen gibt es im Allge-
stiftung oder von JUGEND und bitten meinen und speziell im Kontext der
Sie die Teilnehmer zu erläutern, wo- Jugendarbeit ? Logischerweise wird
rum es darin geht und welche Infor- jemand die Anmeldeformulare für Teil-
mationen benötigt werden, um die nehmer in einem Projekt erwähnen.
Antragsformulare auszufüllen. Stellen Sie diese heraus und erläutern
Sie, dass es solche Bewerbungsfor-
mulare sind, was die Teilnehmer er-
stellen sollen.

VORBEREITUNG
• Die Teilnehmer werden in Gruppen gramm (in groben Zügen) ? Welche
von vier oder fünf Personen eingeteilt. Finanzbeiträge gibt es ? etc.
Jede Gruppe bildet eine fiktive Or-
• Die Gruppe entscheidet über die Aus-
ganisation : Name ? Mitglieder ? Ziele ?
wahlkriterien der Teilnehmer dieses
Aktivitäten ? Grundlegende Durch-
Projekts (in Übereinstimmung mit den
führungsmethoden ? etc. Die Gruppe
Zielen der Organisation).
sollte auch entscheiden über die
Verantwortlichkeiten jedes Gruppen- • Auf der Basis dieser Kriterien denken
mitglieds : Vorstand ? Sekretariat ? Kas- sich die Teilnehmer Fragen aus, mit
senwart ? denen sie die notwendigen Informa-
tionen zur Auswahl der Teilnehmer
• Nachdem die Organisation klar iden-
bekommen wollen. 5
tifiziert wurde, sollten sich die Teil-
nehmer ein konkretes Projekt (Begeg- • Sie entscheiden über die Gestaltung
nung, Trainingskurs, Besuch etc.) aus- des Formulars und wie es verbreitet
denken, das von dieser Organisation werden soll. (Kopien, Internet).
durchgeführt wird : Was ? Wann ? Wo ?
Für wen ? Warum ? Wie ist das Pro-

67
Sprachtraining
T-Kit

AUSFÜHRUNG
• Die Teilnehmer entwerfen, produzieren,
illustrieren das Formular. Da dies eine schrift-
liche Aufgabe ist, sollte der Lernmoderator/
die Lernmoderatorin den Teilnehmenden
Beratung anbieten und Korrekturen vor-
schlagen, so dass die Gruppe ein Dokument
produzieren kann, das einem echten Pro-
dukt so nah wie möglich kommt.

NACHBEREITUNG
• Jeder Teilnehmer schaut sich die verschie- vielleicht indem sie es per Flyer oder Bro-
denen Formulare an, die produziert wurden, schüre, Poster, Radiowerbung, Internetseiten
und kommentiert sie. etc. anpreist). Andere Teilnehmer wählen das
Projekt aus, das ihnen am meisten zusagt,
• Plenum : Jede Gruppe präsentiert mündlich
bitten um das Formular (sie können auch mehr
ihr Projekt (sie versucht es zu „verkaufen“,
über die Auswahlkriterien von den Organisa-
toren erfragen) und füllen es aus. Die Teil-
nehmer, die die Projektorganisatoren sind,
entscheiden gemeinsam, wer ausgewählt wird.
Dieser Schritt der Aufgabe kann evtl. mit Teil-
nehmenden auf einem niedrigeren Sprach-
niveau ausgeführt werden, die als „Kandi-
daten“ fungieren.

Anmerkungen
Wichtige sprachliche Aspekte: Wenn die Fortgeschrittenengruppe die Aufgabe vorbereitet, kann der Lern-
moderator/ die Lernmoderatorin darauf bestehen, dass der Text grammatikalisch korrekt ist. Fragen sollten
präzise formuliert sein. Die Verantwortlichkeit einer jeden Person sollte beschrieben werden.
Kommunikative Aktivitäten: Überzeugung, Marketing, Werbung etc.

68
Sprachtraining
T-Kit

5.3 Leeres Planungsformular

Aufgabe

Material:
Sonstiges Material:
Gruppengröße:
Schwierigkeitsgrad:

EINFÜHRUNG IN DIE AUFGABE


. .

. .

. .

. .

. .

VORBEREITUNG
. .

. .

. . 5

. .

. .

69
Sprachtraining
T-Kit

AUSFÜHRUNG
. .

. .

. .

. .

. .

NACHBEREITUNG
. .

. .

. .

. .

. .

Anmerkungen

70
Sprachtraining
T-Kit

5.4 Nutzung von Materialien

101 Möglichkeiten, das Beste aus


dem Vorhandenen zu machen
Materialien können und sollten auf unterschied- denen wir gehört haben oder die wir uns
lichste Arten genutzt werden. Im Folgenden finden vorgestellt haben. Diese Liste ist weder endgültig
sich einige Beispiele, wie wir an die Sache noch vollständig!
herangegangen sind, die wir gesehen haben, von

a) Allgemeines
weise oder in Gruppen, wenn notwendig mit
• Umreißen des Inhalts anhand der Bilder und der Unterstützung durch den Lernmoderator – an-
Überschriften/Durchführung begleitender Akti- schließend erklären die zu „Experten“ geworde-
vitäten nen Lernenden der restlichen Gruppe ihren
• Behandlung von ausgewähltem Vokabular, das Abschnitt (einschließlich Aussprache und kultu-
zum Verständnis unerlässlich ist reller Aspekte)
• Zerteilen des Textes in „Puzzleteile“: genaueres • Unterstreichen der Wörter, die den Laut /?/ ent-
Studium von einzelnen kleinen Abschnitten, paar- halten (nur einen wählen!)

71
Sprachtraining
T-Kit
• Anzeichnen, wo die Betonung des Satzes liegt (als Situation – es gibt zahllose Möglichkeiten, die
Vorbereitung zum lauten Vorlesen) Spaß machen!
• Bewusstmachen des Stils (welche Wörter oder • Verfassen von Dialogen oder kleinen Sketchen
Ausdrücke sind formell oder umgangssprachlich?) auf der Basis des Textes, die dann aufgeführt wer-
• Diskussionen, Reaktionen zum Thema den können
• Zusammenfassen des Textes in ein/zwei Sätzen
• Verändern des Stils – vom formellen in den
b) Sensibilisierung für sprachliche umgangssprachlichen Stil, vom Stil eines Boule-
Formen vardblatts in den Stil einer Qualitätszeitung, von
einem Zeitungsbericht in einen Radiobeitrag etc.
• Frageform: die Lernenden stellen Fragen zu Teilen • Fortgeschrittene schreiben den Text für Anfänger
des Textes oder zum ganzen Text; dadurch kann um (sehr anspruchsvolle Übung!)
überprüft werden, wie weit die Lernenden den • Erstellen von Wortlisten, wobei der Text als Anre-
Text verstanden haben gung verwendet wird (ist auch eine Wortschatz-
• Verwendung der Zeiten. Welche Form haben sie, übung)
wozu dienen sie? • Diktat (wobei der Lernmoderator/ die Lernmode-
• Alle unregelmäßigen Wörter unterstreichen. ratorin oder ein Lernender diktiert!)
• Passive Formen suchen; können sie in die aktive • Schreiben eines Berichts über den im Artikel
Form verwandelt werden? Was ist besser, und behandelten Vorfall an die zuständige Behörde
warum?
• Abschnitte mit direkter Rede suchen und in die
indirekte Rede umwandeln; auf Wörter hin- e) Verstehen/Sprechen
weisen, die häufig zur Einleitung der indirekten
Rede verwendet werden, eine Zusammenfassung • Rollenspiele oder aus der Situation entwickelte
in indirekter Rede verfassen etc. Sketche
• Passagen mit indirekter Rede suchen und in die • Telefonanrufe
direkte Rede umwandeln (könnte die Grundlage • Diskussion, Reaktionen, Behandlung von aufge-
eines Rollenspiels bilden!) worfenen Fragen
• Überlegungen zur Verwendung der Artikel • Interkulturelle Vergleiche
• Überlegungen zur Verwendung von Präpositionen/ • Aussprache: einzelne Laute, Betonung im Wort,
Wörtern, die bestimmte Präpositionen verlangen im Satz etc.
• Suchen von Phrasen und idiomatischen Wen- • Weiterführen der Situation in der Fantasie – was
dungen passiert dann?

c) Wortschatzarbeit f) Kulturelle und interkulturelle


Sensibilisierung
• Suchen von themenspezifischen Wörtern und
Ausdrücken • Suchen von kulturspezifischen Bezügen bei The-
• Bilden von Wortfeldern nach bestimmten Krite- men wie Essgewohnheiten, frische/abgepackte
rien (je nach Fähigkeiten/ Typ der Lernenden). Lebensmittel, inländische/importierte Produkte;
Sofern es sich nicht um die Grundstufe handelt, wer kauft ein, wer plant die Mahlzeiten, bereitet
können die Lernenden eigene Wortfelder bilden, sie zu?
zum Beispiel Wörter zum Thema Gefühle/Essen/ • Tiere etc.
Beziehungen etc. • Unterschiede beschreiben: Gibt es Furcht/ Schock/
• Reimwörter suchen (siehe auch unter „Ausspra- Widerwillen oder typische Phobien gegenüber
che“) Speisen, Kreaturen?
• x unbekannte Wörter suchen (ein Limit pro Ler- • Andere kulturelle Aspekte und Konnotationen
nendem festsetzen!) und die Bedeutung ermitteln erarbeiten, zum Beispiel anhand von Märchen,
• Listen erstellen (siehe „Schreiben“) Sagen, Redensarten etc.

d) Entwicklung der einzelnen Sonstige Aktivitäten


5 Fähigkeiten
• Zum Beispiel zum Thema „Essen“: Supermarkt-
Lesen regale untersuchen, feststellen, woher die Lebens-
• Überfliegen des Textes und Erfassen des Wesent- mittel kommen, und eine „Lebensmittel-Weltkarte“
lichen ( „Sag mir in 10 Sekunden, wovon der Text erstellen; ideal wäre es, wenn die Lernenden Eti-
handelt“, „Wie oft kommt das Wort ,…‘ im Text ketten, Verpackungen etc. für die Erstellung der
vor – 30 Sekunden!“) Karte sammeln könnten!
• Suche das Wort „...“ • Wandbilder aller Art erstellen
• Lautes Lesen eines kleinen Ausschnitts nach • Überlegungen zur Frage, ob der internationale
Vorbereitung (unvorbereitetes Lesen ist immer Handel/ die Globalisierung moralisch/wünschens-
schwierig!) wert etc. ist
• Und so weiter und so weiter
Schreiben
• Briefe, Memos, Ansichtskarten, Berichte je nach

72
Anhang 1
Sprachtraining
T-Kit „Sprachtraining“ T-Kit

– Evaluierungsformular

Wir hoffen, Sie finden die erste Version des T-Kits „Sprachtraining“ hilfreich und nützlich. Es ist die erste
Veröffentlichung dieser Art, die im Rahmen der Partnerschaft entstanden ist; deshalb freuen wir uns über Ihr
Feedback und Ihre Vorschläge für zukünftige Ausgaben. Anhand Ihrer Antworten werden wir auch
analysieren, welchen Nutzen diese Veröffentlichung hat. Wir danken Ihnen für die Beantwortung dieses
Fragebogens und werden Ihre Anmerkungen sehr aufmerksam lesen.

Sie sind …
(mehrere Antworten sind möglich)

■ Ein Trainer/ eine Trainerin

● der mit multikulturellen Gruppen arbeitet ● der mit monokulturellen Gruppen


arbeitet

● im Rahmen von internationalen Jugendprogrammen ● in einer Sprachschule

■ Ein Lernmoderator/ eine Lernmoderatorin

● für multikulturelle Gruppen ● für monokulturelle Gruppen

● für Einzelpersonen

■ nichts davon – sondern .......................................................................................................................................................................................

1 - Wie sehr hat Ihnen dieses T-Kit dabei geholfen, sich über die theoretischen Grundlagen und
praktischen Anwendungen von Sprachlernmethoden zu informieren?

Von 0% ........................................................................................................................................................................................................... bis 100%

2 - Haben Sie das T-Kit für einen Ihrer Sprachkurse verwendet? Ja ■ Nein ■

Wenn ja…

In welchem Zusammenhang oder in welcher Situation? .....................................................................................................................

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Mit welcher Altersgruppe / mit welchen Altersgruppen? ...........................................................................................................................

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Welche Ideen haben Sie unverändert oder in abgeänderter Form übernommen? ............................................................

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Welche Ideen fanden Sie am wenigsten nützlich? ...................................................................................................................................

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Was haben Sie vermisst? ............................................................................................................................................................................................

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73
Sprachtraining
T-Kit
3 - Was waren die größten Probleme beim Anpassen der Methode an Ihren Kontext und an Ihre Sprache?

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In welchem Zusammenhang oder in welcher Situation? ....................................................................................................................


......................................................................................................................................................................................................................................................

Mit welcher Altersgruppe / mit welchen Altersgruppen? ...........................................................................................................................

......................................................................................................................................................................................................................................................

4 - Wie beurteilen Sie dieses T-Kit?

Wie finden Sie die Grundstruktur? ......................................................................................................................................................................

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Wie beurteilen Sie die Gestaltung? ......................................................................................................................................................................

Wo haben Sie Ihr T-Kit „Sprachtraining“ erhalten? .....................................................................................................................................

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Welche Empfehlungen oder Vorschläge haben Sie für zukünftige Ausgaben? ....................................................................

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Name: ......................................................................................................................................................................................................................................

Titel: ..........................................................................................................................................................................................................................................

Organisation/Einrichtung (sofern zutreffend) ...............................................................................................................................................

Ihre Adresse: .......................................................................................................................................................................................................................

.......................................................................................................................................................................................................................................................

Telefonnummer: ...............................................................................................................................................................................................................

E-Mail: .....................................................................................................................................................................................................................................

Bitte senden Sie diesen Fragebogen per Post oder E-Mail an:

T-Kit „Sprachtraining“
Europaratsdirektion für Jugend und Sport
F-67075 Strasbourg Cedex
E-Mail: info@training-youth.net
*

74
Anhang 2
Sprachtraining
T-Kit

Verweise und Literaturhinweise

Theorie des Sprachenlehrens Wenden, A. & Rubin, J. (1987)


und -lernens Learner Strategies in Language Learning.
Cambridge: Prentice-Hall International
Asher, James J. (1977) English Language Teaching.
Learning Another Language Through
Actions : The Complete Teachers’ Guidebook. Willis, J. (1996)
Los Gatos, California: Sky Oaks Productions. A Framework for Task-Based Learning. Harlow:
Addison Wesley Longman.
Bates, E. (1979)
The Emergence of Symbolism : Cognition Wilkins D.A. (1976)
and Communication in infancy. New York: Notional Syllabuses : A Taxonomy and Its
Academic Press. Relevance to Foreign Language Curriculum
Development. Oxford: Oxford University
Bickerton, D. (1984) Press
The Language Bioprogram. Behavioural and
Brain Sciences, 7, 173 – 221. Wright, Tony (1987)
Roles of Teachers & Learners. Oxford: Oxford
Chomsky, Noam (1965) University Press
Aspects of the Theory of Syntax, Cambridge,
MA: MIT Press.
Praktische Beispiele und Unter-
Gattegno, C. (1972) stützung für Lernmoderatoren/
Teaching Foreign Languages in Schools : The Lernmoderatorinnen
Silent Way. 2nd ed. New York: Education-
al Solutions. Das Fachgebiet „Englisch als Fremdsprache“ist
gut etabliert. Es gibt eine Fülle von publi-
Gattegno, C. (1976) ziertem Material in Form von Kursen,
The Common Sense of Teaching Foreign Ergänzungsmaterialien und Grammatiken –
Languages. New York: Educational Solutions. alle für verschiedene sprachliche Niveaus. Das
beste Material aber ist immer noch solches,
Gleason, J.B. and Ratner, N.B. (eds.) (1998) das eigens produziert und zugeschnitten ist
Psycholinguistics, New York: Harcourt Brace. auf die Bedürfnisse und Interessen der spezi-
fischen Zielgruppe. Wir hoffen, dass die
Goldin – Meadow, S. and Mylander (1990) Nutzer dieses T-Kits genau dazu in der Lage
Beyond the Input Given : The Child’s Role in sein werden. Aber wir alle brauchen Inspira-
the Acquisition of Language, The Journal of tion um so etwas anzufangen ! Die unten
Language, 66:323 – 355. genannten Bücher können dazu dienen, da
sie eine Menge praktischer Ideen liefern, die
Harmer, J. (1996) den Ansätzen dieses T-Kits entsprechen. Die
’Is PPP Dead ?’ Modern English Teacher. meisten Lernmoderatoren werden wahr-
Vol.5 No.2 7 – 14. scheinlich das Bedürfnis nach einer guten
Grammatik haben, einfach zu ihrer eigenen
Hedge, T. & Whitney, N. (eds.) (1996) Sicherheit, ebenso nach einem guten Wörter-
Power, Pedagogy & Practice. Oxford: Oxford buch für Lernende, das eine Fülle von Infor-
mationen enthält. Alle bedeutenden Verlage
University Press
produzieren Grammatiken und Wörterbücher.
Es bleibt dem Einzelnen überlassen, diejeni-
Freire, Paulo (1972)
gen auszuwählen, die den eigenen Zwecken
Pedagogy of the Oppressed. Harmonsdworth,
und Denkstilen entsprechen.
England: Penguin Books
Bartram, M. & Walton, R. (1991)
Piaget, J. (1926) Correction – A Positive Approach to Language
The Language and Thought of the Child. Mistakes, Hove: Language Teaching Publi-
New York: Harcourt Brace. cations.
*

75
Sprachtraining
T-Kit
Davis, P. & Rinvolucri, M. (1990) Muriel Moliné (1996)
The Confidence Book – Building Trust in the Atelier d’écriture, (Stages de langue boîte à
Language classroom, Harlow: Longman outils, no. 7). Strasbourg: Conseil de l’Europe,
Group UK Limited. Direction de la jeunesse. CEJ/Langue(96)9

Deller, S. (1990) Paola Stratta (1998)


Lessons from the Learner – Student-gene- Glossary (youth work) French, Italian, German,
rated Activities for the Language Classroom, English, Spanish, Portuguese, (Language
Harlow: Longman Group UK Limited. course tool box, no. 9). Strasbourg: Council
of Europe, Youth Directorate. DJ/Langue(98)2
Lewis, M. and Hill, J. (1992)
Practical Techniques For Language Teaching, John Waterman and John O’Regan (1999)
Hove: Language Teaching Publications. Information and communication technolo-
gy in language learning, (Language course
Lindstromberg, S. (ed.) (1990)
tool box, no. 10). Strasbourg: Council of
The Recipe Book – Practical Ideas for the
Europe, Youth Directorate. DJ/Langue(99)1
Language Classroom, Harlow: Longman
Group UK Limited.
John Waterman and John O’Regan (1999)
Marsland, B. (1998) Task based learning in language learning,
Lessons from Nothing, Cambridge: Cambridge (Language course tool box, no. 11). Stras-
University Press. bourg: Council of Europe, Youth Directorate.
DJ/Langue(99)2

Esther Hookway (1999)


Weitere Publikationen des Language course preparation and pro-
Direktorats für Jugend und Sport gramme design, (Language course tool box,
no. 12). Strasbourg: Council of Europe,
Heather Miletto and Philip Curran (1996) Youth Directorate. DJ/Langue(99)3
Learning to learn, (Language course tool
box, no. 1). Strasbourg: Council of Europe, Sandrine Deguent (1999)
Youth Directorate. CEJ/Langue(96)3 L’apprentissage des langues en petits
groupes, (Stages de langue boîte à outils ,
John O’Regan and Rose Clark (1996) no. 13). Strasbourg: Conseil de l’Europe,
Texts as a cultural resource in language Direction de la jeunesse. DJ/Langue(99)4
learning, (Language course tool box, no. 2).
Philip Curran, Rainer Eberhardt, Yvonne Le
Strasbourg: Council of Europe, Youth
Goïc, Esther Hookway, Heather Miletto, John
Directorate. CEJ/Langue(96)4
O’Regan, Odile Raffner, Paolo Stratta, Carla
Nick Andon and Rose Clark (1996) Van der Straeten, (1997)
Using the community as a resource in lan- Learning a language differently: 30 years
guage learning, (Language course tool box, of EYC experience. Strasbourg: Council of
no. 3). Strasbourg: Council of Europe, Youth Europe, Youth Directorate.
Directorate. CEJ/Langue(96)5
Philip Curran, Rainer Eberhardt,Yvonne Le
Geneviève Koechlin, Paolo Stratta, Marie Tikova Goïc, Esther Hookway, Heather Miletto, John
(1996) O’Regan, Odile Raffner, Paolo Stratta, Carla
The use of Drama in language courses, Van der Straeten, (1997)
(Language course tool box, no. 4). Stras- Apprendre une langue différemment : 30
bourg: Council of Europe, Youth Direc- années d’expérience du CEJ. Strasbourg :
torate. CEJ/Langue(96)6Eng Conseil de l’Europe, Direction de la jeunesse.

Michael Berman (1996) CEJ/ TC ICLL (1998)


Guided visualisations for English language Report of the training on intercultural language
teaching, (Language course tool box, no. 5). learning 1998. Strasbourg: Council of Europe
Strasbourg: Council of Europe, Youth
Directorate. CEJ/Langue(96)7

Günter Waldeck, Philip Curran, Dara Hogan


(1996)
Using songs in language learning, (Lan-
guage course tool box, no. 6). Strasbourg:
Council of Europe, Youth Directorate.
CEJ/Langue(96)8
*

76
Sprachtraining
Die Autorinnen und Autoren des T-Kits T-Kit

„Sprachtraining“

Philip Curran (Herausgeber, Lektor, Autor) … auch sie leisteten einen Beitrag zu diesem
ist Direktor und Mitbegründer der Edwards T-Kit:
Language School, London. Er ist ein erfahrener
Lehrer und freischaffender Komponist. John O’Regan ist Senior Lecturer am International
philipcurran@btinternet.com Centre for English Language Studies der Oxford
Brookes University (Vereinigtes Königreich). Seine
Sandrine Deguent (Autorin) unterrichtet Franzö- Spezialgebiete sind Englisch für akademische
sisch als Fremdsprache; sie ist freiberufliche Trai- Zwecke und kritische Diskursanalyse. Er arbeitete
nerin in nicht formalen Bildungskontexten sowie viele Jahre als Trainer und Berater für interkul-
Spezialistin für Suggestopädie und interkulturelles turelles Lernen und internationale Bildung.
Lernen im Sprachtraining.
sandrine.deguent@worldonline.be John Waterman arbeitet derzeit bei einem Verlag
als leitender Redakteur für Englischunterrichts-
Sian Williams Lund (Autorin) besitzt ein Master- materialien. Seine Interessen sind Nutzung von
Diplom in angewandter Sprachwissenschaft und Technologien zur Förderung des Lernens und
ist Vizedirektorin der Edwards Language School in Lehrens, interkulturelles Lernen, Lesen. Er war
London. Sie hat mehrere Jahre Lehrerfahrung im lange Zeit Lehrer, Lehrerausbildner und Berater
Vereinigten Königreich, in Dänemark und in für Sprachtraining und interkulturelles Lernen
China. Ihre beruflichen Interessen sind u.a.: durch Sprache.
interkulturelles Lernen, Spracherwerb und Psycho-
linguistik, Autonomie des Lernenden und Material- Esther Hookway ist Kommunikationsspezialistin
gestaltung. und besitzt ein eigenes Unternehmen mit dem
Namen ReadyWriters, das Schriftstücke heraus-
Heather Miletto (Autorin) ist eine erfahrene gibt, verfasst, gestaltet und layoutet. Sie ist Koordi-
Lehrerin und Trainerin sowie freiberufliche Lek- natorin von Lingua Franca, einem Sprach- und Füh-
torin und Autorin. Sie ist Mitbegründerin der rungstrainingsprojekt in Mittel- und Osteuropa,
Edwards Language School und des Centre for das 1991 vom europäischen Zweig des Weltver-
Intercultural Learning in London. bands christlicher Studenten und vom ökumeni-
heather.miletto@btinternet.com schen Jugendrat in Europa ins Leben gerufen
wurde. Derzeit arbeitet sie als Administratorin am
Carla Van der Straeten (Autorin) ist eine neu gegründeten „Institute for Orthodox Christian
erfahrene Französisch- und Flämischlehrerin an Studies“ in Cambridge.
der „Chambre des Représentants du Parlement
Fédéral“ in Belgien. Sie ist auch für die didakti-
sche und sprachliche Ausbildung am „Centre
d’Animation en Langues“ in Brüssel zuständig.
carla.van.der.straeten@skynet.be

Zögern Sie nicht, die Autoren des T-Kits zu kontaktieren, wenn Sie weitere
Informationen benötigen oder Anmerkungen machen möchten!

77
Sprachtraining
T-Kit

T-Kit-Reihe

T-Kit 1:
Management von Jugendorganisationen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch)

T-Kit 2:
Sprachtraining
(Deutsch, Englisch, Französisch)

T-Kit 3:
Project Management
(Englisch, Französisch, Russisch, Polnisch)

T-Kit 4:
Interkulturelles Lernen
(Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Türkisch)

T-Kit 5:
International Voluntary Service
(Englisch)

T-Kit 6:
Training Essentials
(Englisch)

T-Kit 7:
Under Construction… Citizenship, Youth and Europe
(Englisch)

T-Kit 8:
Social Inclusion
(Englisch)

T-Kit 9:
Funding & Financial Management
(in Vorbereitung)

Unter www.webforum-jugend.de kann eine Internet-Version heruntergeladen werden.

79
1998 beschlossen der Europarat und die Europä-
ische Kommission, auf gemeinsame Aktionen beim
Training der Europäischen Jugendarbeiter zu setzen
und unterzeichneten ein Partnerschaftsabkom-
men. Ziel des Abkommens ist die „Förderung akti-
ver europäischer Bürger und der Gesellschaft
durch Training von Jugendleitern und Jugendar-
beitern auf europäischer Ebene“.
Die Zusammenarbeit zwischen beiden Instituti-
onen umfasst ein weites Spektrum von Aktivitäten
und Publikationen und die Entwicklung von wei-
teren Netzwerken.
Die Partnerschaft hat drei Hauptkomponenten:
Training (langfristiges Training für Trainer und
Training des Europäischen Bürgers), Publikationen
(Trainingsmaterial und Unterlagen in gedruckter
und elektronischer Form) und Netzwerktools
(Trainerpool und Austauschmöglichkeiten). Ab-
schließendes Ziel ist es, den Standard von Jugend-
arbeitertraining auf europäischem Niveau zu
heben und Qualitätskriterien für das Training
festzusetzen.

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