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„FALL PEHRINGER“
Kurzzusammenfassung
Während die Gründe für den Selbstmord Pehringers zunächst völlig im Dunkeln lagen,
ergaben sich schon bald Hinweise, dass diese mit dessen langjähriger Tätigkeit beim
SV Bad Aussee zu tun haben könnten. Im Laufe der Jahre hatte er Unsummen an
privaten Mitteln aufgenommen und wahrscheinlich auch bei einem anderen Verein (dem
Armbrustschützenverein Bad Aussee – Unterkainisch) veruntreut, die – wie die KRIPO
später nachwies - eindeutig nicht ins Privatvermögen flossen.
Weil schon sehr bald frühere Trainer, Spieler etc. angaben, sie hätten immer wieder von
Pehringer – augenscheinlich namens des SV Bad Aussee – Geld erhalten, wurden die
Vereinsverantwortlichen von der Familie kontaktiert. Relativ rasch einigte man sich auf
eine Abschlagszahlung von € 60.000,-. Weil der SV Bad Aussee dann aber im Februar
2008 dieses Angebot zurückzog und seither behauptet, er habe mit der gesamten
Angelegenheit überhaupt nichts zu tun, kündigte die Familie an, fortan alle erdenklichen
Mittel für eine volle Aufklärung der Angelegenheit einzusetzen.
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Die Ermittlungen der KRIPO haben aber ergeben, dass Pehringer – anders als vom
Verein ursprünglich behauptet – über Jahre hinweg die zentrale Ansprechperson des
SV Bad Aussee für alle Belange der Kampfmannschaft war. Ebenfalls anders als vom
Verein behauptet, wurde festgestellt, dass Pehringer sehr wohl privat aufgenommene –
und mutmaßlich auch veruntreute - Mittel in den SV Bad Aussee „gesteckt“ hat und
diese nicht – wie vom Verein angedeutet – in sein Privatvermögen oder jenes der
Familie geflossen sind. So wurden vielmehr von ihm - allein innerhalb seiner letzten 14
Lebensmonate - für die Bezahlung von Spielergehältern, Punkteprämien,
Spielerunterkünften, Vermittlungs- bzw. Leihgebühren sowie Trainingslagern und
Stadioneinrichtung in Höhe von ca. € 60.000,- ausgegeben. Die Vermutung liegt damit
nahe, dass es gerade dieses Engagement Pehringers war, das den – wegen des
Ausbleibens von zahlungskräftigen Sponsoren – wohl schon seit längerem chronisch
finanzschwachen SV Bad Aussee in den vergangenen Jahren „am Leben“ gehalten hat.
Wohl auch bedingt durch dessen Ausscheiden als „Privatsponsor“ durchlebte der SV
Bad Aussee in den Monaten nach dem Selbstmord Pehringers turbulente Zeiten
(Entzug der Bundesliga-Lizenz, „Absprung“ von Sponsoren, Prüfung durch die
Krankenkasse, offene Gehaltsforderungen von Spielern, mehrere Gerichtsverfahren)
und erscheint aus diesem Grund auch zum gegenwärtigen Zeitpunkt in seinem
Fortbestand nicht voll gesichert.
Dies lässt wiederum die schon bald - durch einen plötzlichen Positionswechsel von
Bürgermeister Otto Marl - aufgekommene Frage nach allfälligen Querverbindungen
zwischen dem SV Bad Aussee und der Stadtgemeinde Bad Aussee laut werden. Bei
dieser geht es nicht nur um eine von Seiten der Gemeinde möglicherweise
übernommene Haftung für den Fall einer Insolvenz des Vereins. Es geht auch darum,
ob vielleicht in den vergangenen Jahren Zahlungen für den Fußball in Bad Aussee
(Stadion, Flutlichtanlage etc.) nicht durch Beschlüsse der dafür zuständigen
Gemeindeorgane (vor allem des Gemeinderates) gedeckt waren, sondern einfach im
Wege der im Gemeindebesitz stehenden Entwicklungs- und Infrastruktur-KEG
abgewickelt wurden, bei der Pehringer angestellt war, deren Geschäftsführer der
Bürgermeister ist und für deren Verlust die Stadtgemeinde haftet.
Durchaus interessant ist auch die von Präsident Dieter Hundt in den Monaten nach
Pehringers Selbstmord gespielte Rolle. Dieser hatte ja – für jedermann sichtbar – über
Jahre hinweg nicht nur immer wieder maximalen sportlichen Erfolg gefordert, sondern
vor allem seine Rolle als mediales Aushängeschild und Galionsfigur des SV Bad
Aussee durchaus genossen. Von der Familie in seiner Eigenschaft als
Aufsichtsratspräsident mehrmals vergeblich um sein Einschreiten gebeten, ließ Hundt
schließlich in einem Anwaltsschreiben mitteilen, er könne und werde die Vorgänge beim
SV Bad Aussee nicht kommentieren, weil er dort nie eine offizielle Funktion ausgeübt
habe!
Trotz „Querschüssen“ bis zuletzt ist es der Familie Pehringer durch eine gemeinsame
Kraftanstrengung gelungen, das eigene Haus aus dem Nachlass von Hans Pehringer
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(über den im Juni 2008 der Konkurs eröffnet wurde) heraus zu kaufen und so zu
verhindern, dass neben den großen menschlichen Verlust auch noch jener der Bleibe
der Witwe und der Tochter des Verstorbenen tritt.
Was die Familie aber seit der Zurückziehung des Ausgleichsangebots durch den SV
Bad Aussee immer empört hat, war das erkennbare Bemühen aller Verantwortlichen
des Vereins (sowie anderer in den Fall möglicherweise involvierter Personen) die
Angelegenheit auf die klar „billigste“ Weise – nämlich einzig und allein auf dem Rücken
der Familie – zu bereinigen. Gesteigert wurde diese Empörung durch die von Seiten
des SV Bad Aussee immer wieder – auch in der Erklärung auf der Vereins-Homepage –
angedeutete Möglichkeit, die von Pehringer privat aufgenommenen bzw. veruntreuten
Mittel seien nicht dem Verein zugute gekommen, sondern in sein Privatvermögen oder
jenes der Familie geflossen. Erst das Ergebnis der kriminalpolizeilichen Ermittlungen
sowie ein gerichtlicher Vergleich boten dieser – ansonsten vom Verein wohl sicher
weiter verfolgten – Argumentationslinie Einhalt.
Der Versuch, die Angelegenheit ausschließlich auf Kosten der Familie zu bereinigen,
erscheint umso empörender, als zumindest seine Frau und seine Tochter Pehringers
Engagement beim SV Bad Aussee – schon allein aus Gründen seiner enormen
zeitlichen Inanspruchnahme – immer skeptisch bis ablehnend gegenüber standen.
Auch der subtile Vorwurf, sie habe vom Treiben Pehringers eigentlich gewusst, ist aus
Sicht der Familie eine Ungeheuerlichkeit: Während die Familie leicht erkennen konnte,
dass er praktisch 100% seiner Freizeit sowie wohl auch einen Gutteil seiner Dienstzeit
im Stadtgemeindeamt für Zwecke des Vereins aufgewendet hat, war für sie – anders als
für die verantwortlichen Funktionäre des SV Bad Aussee – immer uneinsichtig, worin
diese Tätigkeit eigentlich bestand. Dies gilt insbesondere für deren finanziellen Aspekt,
zu dem er „zu Hause“ – wohl wieder anders als gegenüber den zuständigen
Vereinsverantwortlichen – nie auch nur die geringste Andeutung machte.
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Abschließend lassen sich die drei Hauptziele der Familie wie folgt zusammenfassen:
1. Erhalt des Wohnhauses in der Familie (dieses Ziel ist – trotz der
erwähnten„Querschüsse“ bis zuletzt – mit dem Erwerb aus der Konkursmasse
erreicht worden).
2. Volle Aufklärung aller jener Vorgänge in und um den SV Bad Aussee in den
vergangenen Jahren, welche mutmaßlich den Hintergrund für den „Fall
Pehringer“ bilden.
3. Klärung der Frage, welche Lehren der österreichische Fußball insgesamt aus
dem „Fall Pehringer“ für die Zukunft ziehen kann.
So ist etwa der derzeitige Obmann des SV Bad Aussee, Bundesrat Günther Köberl, der
Schwager des langjährigen Obmanns und jetzigen Sprecher des Aufsichtsrates Josef
Grill, von dem er im November 2007 direkt das Amt übernahm und der unbestrittener
maßen lange Zeit – gemeinsam mit dem in unterschiedlichen Funktionen tätigen
Pehringer (s.o.) - das zentrale Führungsduo des Vereins bildete.
Bürgermeister Otto Marl, der seit November 2007 dem Aufsichtsrat des SV Bad Aussee
angehört, war Ende der achtziger/ Anfang der neunziger Jahre – und damit auch zum
Zeitpunkt des Zwangsabstiegs in die letzte Spielklasse – Obmann des Vereins.
Der Sohn des Bürgermeisters, Gerald Marl, ist als Schriftführer und Pressesprecher
nicht nur Mitglied des Vorstandes des SV Bad Aussee, sondern auch bei einer jener
lokalen Banken beschäftigt, die Pehringer noch in der absoluten Endphase seines
Lebens Kredit gewährten.
Die langjährigen Kassiere des SV Bad Aussee sind bei einer anderen lokalen Bank
beschäftigt, die Pehringer – teilweise unter deren Mitwirkung - ebenfalls im Laufe der
Jahre Kredite in beachtlicher Höhe gewährten.
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Darstellung im Einzelnen
An erste Aussagen von Spielern, Trainern etc. anknüpfend, wonach Pehringer über
Jahre hinweg – dem Anschein nach eindeutig für den Verein – bar Gelder ausbezahlt
habe, wurden die Vereinsverantwortlichen des SV Bad Aussee von der Familie
kontaktiert. In einer ersten Gesprächsrunde einigte man sich sodann grundsätzlich auf
die Zahlung einer – zunächst bei € 50.000,- liegenden, dann auf € 60.000,- erhöhten –
Abschlagszahlung. Diese sollte auf Vorschlag der Familie nicht ihr selbst zugute
kommen, sondern zur – teilweisen – Entschädigung des Armbrustschützenvereins
dienen.
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Nach weiteren zwei – im Beisein von Vertretern des Armbrustschützenvereins geführten
- Gesprächsrunden (an deren erster auch Bürgermeister Otto Marl teilnahm), zog der
SV Bad Aussee in der Person von Obmann Bundesrat Günther Köberl im Februar 2008
das ursprünglich gemachte Angebot dann aber plötzlich zurück und nimmt seit damals
die Position ein, weder die derzeitige noch die frühere Vereinsführung trage irgendeine
Verantwortung. Man habe von den Aktivitäten Pehringers nichts gewusst und hätte
davon auch nichts wissen können, dieser habe ausschließlich als Einzelner gehandelt
(Zweifel am statutengemäßen Zustandekommen des von Köberl als Basis erwähnten
Vereinsbeschlusses zur Zurückziehung des Angebots konnten nie ganz ausgeräumt
werden). Von der Familie Pehringer wurde auf den „Rückzug“ des SV Bad Aussee
sofort mit der Ankündigung reagiert, man werde nun nicht eher ruhen bis alle
Hintergründe des Falles restlos aufgeklärt sind. Dazu werde man alle zur Verfügung
stehenden juristischen, medialen und sonstigen Mittel anwenden.
2. Die Rolle von Hans Pehringer als – nach innen und außen (gegenüber
Spielern, Trainern, Spielervermittlern, anderen Vereinen etc.) erkennbare –
zentrale Ansprechperson des SV Bad Aussee für die Belange der
Kampfmannschaft wurde außer Zweifel gestellt.
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3. Es wurde zweifelsfrei nachgewiesen, dass die von Pehringer bei Banken
aufgenommenen Mittel sowie die durch ihn mutmaßlich beim
Armbrustschützenverein veruntreuten Gelder nicht in sein Privatvermögen
oder das der Familie geflossen sind.
5. Vom früheren Obmann Josef Grill wurde zugegeben, dass er sich über
mehrere Jahre hinweg mit der Erklärung Pehringers zufrieden gegeben habe,
die Gehälter, Punkteprämien, Unterkünfte etc. mehrerer Spieler würden von
einem - nie namentlich genannten - „Privatsponsor“ getragen. Er selbst habe
sich nie veranlasst gesehen, nach der Identität dieses „Privatsponsors“ – und
damit nach der Herkunft der Mittel – zu fragen. Die Familie nimmt an, dass es
sich beim ominösen „Privatsponsor“ um niemand anderen als Pehringer selbst
gehandelt hat. Diese Annahme wird unter anderem dadurch gestützt, dass
nach Angaben von Obmann BR Köberl dem SV Bad Aussee im April 2008 –
ganz im Gegensatz zu der von ihm noch zu Jahresanfang getroffenen
Feststellung, die RedZacLiga-Saison (bis Mitte Mai 2008) sei ausfinanziert –
mit Stand Mitte März (also rund zwei Monate nach Pehringers Tod) plötzlich €
35.000,- fehlten, um ans Saisonende zu kommen. Die Vermutung liegt damit
nahe, dass es gerade die Aktivitäten Pehringers waren, die den wohl bereits
seit längerem chronisch finanzschwachen Verein in den letzten Jahren „über
Wasser“ hielten.
6. Auffällig ist, dass bei einzelnen Banken, die Pehringer – teilweise auf der
Basis augenscheinlich mangelhafter Sicherheiten – Kredit gewährten,
Funktionäre des SV Bad Aussee beschäftigt sind.
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Sonstige Entwicklungen rund um den SV Bad Aussee seit dem
Selbstmord Pehringers
Bereits bevor der Abstieg aus der RedZac - Ersten Liga aus sportlichen Gründen
feststand (Tabellenletzter mit nur 20 Punkten) wurde dem SV Bad Aussee von der
Österreichischen Bundesliga die Lizenz entzogen. Dies hätte bedeutet, dass der Verein
auch wenn er sportlich den Klassenerhalt geschafft hätte, in der Saison 2008/09
keinesfalls mehr in der zweithöchsten österreichischen Liga spielen hätte dürfen.
Der einzige noch verbliebene größere Sponsor, die Firma Trenkwalder, dürfte sich mit
dem Gedanken tragen, sein – bis Ende der (Regionalliga-)Saison 2008/09 befristetes -
Engagement beim SV Bad Aussee vorzeitig zu beenden. Eine Verlängerung über das
Saisonende dürfte derzeit mehr als fraglich sein. Zusammen mit der Tatsache, dass
ähnliches auch für einige der noch verbliebenen kleineren und mittleren Sponsoren
gelten dürfte, könnte dies zu einer weiteren dramatischen Verschärfung der Finanzlage
des Vereins führen.
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Offene Gehaltsforderungen von Spielern
Wie bereits erwähnt, wurde der SV Bad Aussee im Anschluss an die Ermittlungen der
Kriminalpolizei von dieser wegen des Verdachts der Hinterziehung von Steuern und
Sozialabgaben bei der Steiermärkische Gebietskrankenkasse (GKK) angezeigt. Diese
leitete daraufhin noch im Sommer 2008 eine Sonderprüfung ein. In deren Zuge
behauptete der SV Bad Aussee – wie viele Fußballvereine – dass die bei ihm in den
vergangenen Jahren beschäftigten Spieler reine Amateure gewesen seien, nur
Aufwandsentschädigungen bezogen hätten und daher – ebenso wie der Verein selbst –
nicht der Abgabenpflicht unterliegen würden. Dagegen spricht nicht nur die Erfahrung
der Krankenkassen mit Fußballvereinen (die zeigt, dass bereits in Ober- bzw.
Landesligen teilweise Profibetrieb herrscht). Es sprechen konkret auch die Ergebnisse
der kriminalpolizeilichen Ermittlungen dagegen, die zeigen, dass etliche Spieler – für
Profis nicht überraschend – Einkommen um die € 2.000,- (oder mehr) im Monat
bezogen. Da der Verein – im Unterschied zu der wegen der für diese Spielklasse
geltenden Meldepflicht gut dokumentierten RedZac-Liga-Saison 2007/08 – für die
(Landesliga- und Regionalliga-)Jahre 2004 bis 2007 angeblich keinerlei Belege
vorweisen kann, wird es für diesen Zeitraum zu einer Einschätzung des SV Bad Aussee
durch die GKK kommen müssen. Der Steirischen Fußballverband, welcher über die für
eine solche Schätzung notwendigen An- und Abmeldedaten von Spielern verfügt, ist –
nicht zuletzt durch die Österreichischen Bundesliga – über den Fall informiert und hat
seine Bereitschaft zur vollen Kooperation mit der GKK signalisiert.
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Seit Herbst 2008 ist auch das als Aufsichtsbehörde der GKK fungierende
Bundesministerium für Gesundheit, Familie und Jugend, in den Fall involviert. Die
Prüfung ist derzeit dem Vernehmen nach noch nicht abgeschlossen. Dies ist insofern
von Bedeutung, als eine (unter Umständen empfindliche) Nachzahlung an die GKK -
zusammen mit alten Verbindlichkeiten, offenen Spielerforderungen und dem Ausstieg
von Sponsoren - das Risiko einer Insolvenz des SV Bad Aussee weiter erhöhen könnte.
In einer im Anschluss an einen Presse-Artikel auf der Homepage des SV Bad Aussee
veröffentlichten Erklärung der Vereinsführung behauptete diese unter anderem, Hans
Pehringer sei nie in einer verantwortlichen Vereinsfunktion tätig gewesen und habe
auch nie Mittel für Zwecke des Vereins aufgewendet. Vor allem auf der Basis der
kriminalpolizeilichen Ermittlungen wurde der SV Bad Aussee in einem von der Familie
Pehringer angestrengten medienrechtlichen Verfahren vor dem LG Leoben mittels
Vergleich zur Veröffentlichung einer Gegendarstellung verpflichtet, in der festgehalten
wird, dass beides sehr wohl der Fall war. Zur Frage, ob diese rechtskonform
veröffentlicht wurde, ist derzeit noch ein weiteres Verfahren der Familie gegen den
Verein (Streitwert: 20.000,- €) anhängig.
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Noch kurz vor der entscheidenden Bieterversammlung vor dem LG Leoben meldete
sich der Leger eines Konkurrenzangebotes, ein im Ausseerland tätiger – immer wieder
in der „Altherren-Mannschaft“ des SV Bad Aussee spielender – Immobilienmakler bei
der Familie mit der unverhohlenen Drohung, er werde so lange mit bieten bis der
Familie „die Luft ausgehe“, wenn diese nicht damit aufhöre, die Hintergründe des „Falls
Pehringer“ ans Tageslicht zu bringen. Ein am nächsten Tag erschienener weiterer
Presse-Beitrag („Konkurs: Familie kämpft um ihr Heim“) dürfte ihm schließlich aber die
Sache „zu heiß“ haben werden lassen… Neben dem Erhalt des Hauses ist für die
Familie das wichtigste Ergebnis des Konkursverfahrens, dass der
Armbrustschützenverein Unterkainisch – dessen Vereinsführung sowie der Großteil der
Mitglieder in bewundernswerter Loyalität zur Familie gestanden sind – nach
Anerkennung der Forderung durch die Familie als größter Gläubiger aus diesem
hervorgeht. Dies führt dazu, dass der Verein nun in etwa in Höhe der seinerzeit vom SV
Bad Aussee angebotenen Zahlung entschädigt wird.
Die nicht zuletzt auch auf die beständige Forderung Hundts nach maximalem
sportlichen Erfolg zurückgehenden gestiegenen Ansprüche, die – in den immer
spielstärkeren Ligen – zur Anstellung immer teurerer (Profi-)Spieler führten, dürften –
wegen des Ausbleibens entsprechend potenter Sponsoren – eine sich immer mehr
verschärfende finanzielle Schieflage des SV Bad Aussee mit sich gebracht haben.
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Bereits früher war im Ort verschiedentlich zu hören, dass der Verein bei Banken keine
Kredite erhalte, sich daher ausschließlich aus – offenbar nicht ausreichenden -
Sponsorengeldern finanzieren müsse und bereits mehrmals vor dem „Aus“ gestanden
sei.
Vor diesem Hintergrund wird nachvollziehbar, warum sich Hans Pehringer, der seit
frühester Jugend emotional eng mit dem SV Bad Aussee verbunden war, veranlasst
gesehen haben mag, sein „liebstes Kind“ durch legale (wenn auch verantwortungslose)
bzw. illegale Aktivitäten wenigstens noch für einige Zeit „am Leben“ zu erhalten. Auch
wenn ihm dies am Ende sein eigenes kosten sollte…
Dieser Umstand konnte nach der festen Ansicht der Familie – vgl. dessen
Ausführungen zum „Privatsponsor“ in den Ermittlungen – zumindest dem langjährigen
Obmann Josef Grill nicht verborgen geblieben sein. Dieser war nicht nur Pehringers
Nachbar, sondern bildete – wie viele in Aussee wussten – mit diesem gemeinsam das
weitgehend intransparent und chaotisch agierende zentrale Führungsduo des SV Bad
Aussee.
Es gibt gewisse Indizien dafür, dass von Seiten der Vereinsführung – anstelle etwa
Präsident Hundt mit der Forderung nach Vermittlung weiterer Sponsoren stärker in die
Pflicht zu nehmen – versucht wurde, der Krise des SV Bad Aussee - sowie mutmaßlich
auch jener von Pehringer selbst - auf andere Weise abzuhelfen: Bereits unmittelbar
nach dem Aufstieg in die RedZac Erste Liga kam es zu - auch von der Presse
kommentierten - Verhandlungen über den Verkauf der soeben erworbenen Bundesliga-
Lizenz an den – im Gefolge eines Lizenzentzugs in die Regionalliga zwangsrelegierten
– GAK. In diesen soll es - nach Andeutungen von Pehringer selbst - zunächst um einen
Betrag von € 500.000,-, später von € 300.000,- gegangen sein. Auffallend ist, dass
Pehringer Ende Juli 2007 unmittelbar nach dem Scheitern dieser Verhandlungen (das
er gegenüber der Familie andeutungsweise mit den Worten „Grill ist wieder
umgefallen…“ kommentierte) einen ersten Selbstmordversuch unternahm.
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Insgesamt ergibt sich für die Familie das Bild, dass seitens der Vereinsführung des SV
Bad Aussee – vor allem des früheren Obmanns und der Kassiere – zumindest
potenzielles Wissen über die eigene starke finanzielle Involvierung Pehringers in die
Vereinsaktivitäten bestand. Dies umso mehr als z.B. einzelne frühere Spieler bzw.
Trainer angaben, sie hätten bei den – bei einer lokalen Bank angestellten – Kassieren
des SV Bad Aussee zeitweise nur dann Geld erhalten, nachdem sie sich vorher auf
dem Gemeindeamt die Unterschrift Pehringers geholt hatten; somit also die Vermutung
nahe liegt, es könnte sich um eine – auch den Kassieren bekannte – Abhebung vom
Privatkonto Pehringers und nicht vom Vereinskonto gehandelt haben.
Da der Vereinsführung wohl nicht so viel Naivität unterstellt werden kann, anzunehmen,
in der dritt- bzw. zweithöchsten österreichischen Liga würden Amateurgehälter bezahlt
und diese außerdem nach dem Vereinsrecht zu jedem Zeitpunkt wissen muss, aus
welchen Quellen die zur Finanzierung der Vereinsaktivitäten herangezogenen Mittel
stammen, wird die Familie nicht ruhen, diese Verantwortung einzufordern. Sie wird
insbesondere versuchen, jene von der Kriminalpolizei nachgewiesenen knapp €
60.000,- die Pehringer in seinen letzten 14 Lebensmonaten für Vereinszwecke
aufgewendet hat, auf zivilrechtlichem Wege vom SV Bad Aussee zurück zu erhalten.
Hatte es anfangs – auch in einer Erklärung auf der Homepage (s.o.) – von Seiten des
SV Bad Aussee geheißen, Pehringer sei nie in verantwortlicher Vereinsposition tätig
gewesen (absurderweise wurde sogar behauptet, er sei „Spielervermittler“ gewesen!),
wurde – unter dem Druck des Ergebnisses der kriminalpolizeilichen Ermittlungen und
des vor dem LG Leoben geschlossenen Vergleichs (s.o.) - die Linie dahingehend
geändert, dass man ab dann sagte, es könne schon so gewesen sein, aber man habe
davon jedenfalls nichts gewusst.
Eine vor allem am Anfang subtil eingesetzte Argumentationslinie war es, die Vorgänge
so dar zu stellen, als sei Pehringer von einigen - vor allem ihm emotional nahe
stehenden – Spielern und deren Beratern ausgenützt worden.
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Dies wurde von der Familie immer als oberflächliche Schutzbehauptung zurück
gewiesen: Dank seiner – auch nach außen dokumentierten - Rolle war Pehringer für
diesen Personenkreis (aber z.B. auch Vertreter anderer Fußballvereine) klar als
zentraler Ansprechpartner des SV Bad Aussee für alle Belange der Kampfmannschaft
erkennbar. Zu keinem Zeitpunkt gab es also für diese einen Grund, daran zu zweifeln,
dass die durch Pehringer zur Auszahlung gelangenden Gelder solche des Vereins
waren. Auch dass diese oftmals bar (sozusagen „schwarz“) ausgezahlt wurden, musste
keine Zweifel nähren, da dies eine im österreichischen Fußball leider gängige Praxis ist.
Es liegt wohl einzig in der Verantwortung der Vereinsführung, immer über die Höhe der
durch Vereinsverantwortliche eingegangenen Verpflichtungen gegenüber tatsächlich
beim Verein tätigen Spielern sowie deren Erfüllung Bescheid zu wissen.
Offensichtlich auf Geheiß des neu bestellten anwaltlichen Vertreters des SV Bad
Aussee, der – noch vor seiner Bestellung – gegenüber einem Familienmitglied düstere
Andeutungen über die angeblich weit über die Person Pehringers hinausgehende
Dimension des Falles gemacht hatte, hat die Vereinsführung erneut die
Argumentationslinie modifiziert: Sie gibt nun zwar zu, dass Pehringer für die Belange
der Kampfmannschaft zuständig gewesen sei. Er habe aber – neben den von der
Vereinsführung „abgesegneten“ Spielerverträgen teure Nebenvereinbarungen
geschlossen, von denen niemand im SV Bad Aussee wusste. Er habe quasi ein auf
einen Amateurbetrieb ausgerichtetes „Limit“ gesetzt erhalten, das er immer wieder
ohne Befassung der Vereinsführung überschritten habe. Die Familie Pehringer ist
entschlossen, auch diese Argumentation der Vereinsführung zu widerlegen. Diese
Behauptung widerspricht nicht nur jeder Lebenserfahrung (s.o.), sondern auch der im
Vereinsrecht vorgesehenen Verantwortung. Sie dürfte lediglich den Zweck verfolgen,
vom eigenen Kontrollversagen, Wegschauen und „einfach Geschehen-lassen“ durch
die Vereinsleitung abzulenken.
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In einem von ihm erbetenen persönlichen Gespräch mit einem Familienmitglied Ende
Jänner 2008 zeigte sich Marl über die Aktivitäten Pehringers gleichermaßen überrascht
wie bestürzt. Dieser habe offenbar ein – zumindest ihm bis zu seinem Tode -
unbekanntes „zweites Gesicht“ gehabt. Quasi zur Untermauerung wartete Marl mit
einigen Rechnungen auf: Diesen zufolge habe Pehringer in seiner Eigenschaft als bei
der städtischen Entwicklungs- und Infrastruktur-KEG (deren Geschäftsführer der
Bürgermeister ist) angestellter Stadionverwalter eigenmächtig bei mehreren Firmen
Leistungen in Auftrag gegeben. Der Gesamtrechnungsbetrag, welcher etwa Leistungen
wie die Lieferung eines Kunstrasenbelags und einer Sprenkelanlage für einen
Trainingsplatz umfasste, belief sich überschlagsweise auf über € 100.000,-. Die
Rechnungen seien erst im Zuge der Aufarbeitung des Büros (s.o.) aufgetaucht,
Pehringer habe – auch hier wieder – an allen Zuständigen (der Stadtgemeinde bzw. der
KEG) vorbei agiert. Auffällig ist, dass die erwähnten Rechnungen – trotz ihrer
beträchtlichen Höhe – in allen nach dem Tode Pehringers geführten Verfahren (s.o.) nie
mehr aufgetaucht sind… Das Treffen schloss mit der bemerkenswerten Feststellung
des Bürgermeisters, es könne nicht so sein, dass nun die gesamte Verantwortung für
die Situation dem Nachlass - und damit der Familie - überantwortet werde, während
einzelne Verantwortliche des SV Bad Aussee völlig unbehelligt bleiben sollten.
Bemerkenswert ist diese Feststellung insbesondere im Lichte der bei der zweiten
Verhandlungsrunde von Familie und Armbrustschützenverein mit dem SV Bad Aussee–
an der er teilnahm – plötzlich radikal geänderten Linie des Bürgermeisters. Bei dieser
Gelegenheit stellte er sich plötzlich völlig auf die Seite des SV Bad Aussee und
behauptete fortan, es bestehe keinerlei Grund daran zu zweifeln, dass Pehringer als –
offensichtlich „übergeschnappter“ – Einzeltäter gehandelt habe. Weitergehende Fragen
seien damit nicht mehr zu stellen. Tatsächlich hat der Bürgermeister – abgesehen von
halbherzigen Bemühungen, zu einer Versöhnung zwischen Familie und Verein
beizutragen – auch in den folgenden Monaten keine nennenswerten Anzeichen mehr
gezeigt, diese Linie zu überdenken.
Hartnäckig halten sich – bald wohl auch die Medien beschäftigende – Gerüchte, es
habe zu einzelnen den SV Bad Aussee sowie den Fußball in Aussee insgesamt (vor
allem das Panoramastadion) betreffenden Zahlungen keine ausreichend rechtlich
gedeckten Beschlüsse (des Stadtrates bzw. des Gemeinderates) gegeben.
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Diese seien vielmehr möglicherweise im Rahmen der in Gemeindebesitz stehenden,
aber privatwirtschaftlich organisierten Entwicklungs- und Infrastruktur-KEG abgewickelt
worden. In diesem Zusammenhang steht der Bürgermeister etwa vor der
Herausforderung darzulegen, auf welche Weise die Bezahlung der – nach verlässlichen
Angaben ca. € 300.000,- kostenden und durch die Zuzahlung des Landes Steiermark in
Höhe von angeblich € 80.000,- damit nur teilweise abgedeckten – Flutlichtanlage
gedeckt ist. Deren Installation war unter anderem eine Voraussetzung für die
Kommissionierung des Panoramastadion durch die Österreichischen Bundesliga im
Herbst 2007. Der ca. € 4.000,- kostende Einbau eines für die Lizenzierung ebenfalls
notwendigen „Spielertunnels“ zählt jedenfalls erwiesenermaßen zu jenen
Vereinsverpflichtungen, welche Hans Pehringer im Sommer 2007 „privat“ übernommen
hat…
Nicht verstummen wollen auch jene Stimmen, die es für möglich halten, auch eine von
verschiedener Seite immer wieder angedeutete „Gemeinde-Haftung“ für den Fall einer
Insolvenz des SV Bad Aussee könnte nicht in Form eines formalen Beschlusses der
nach der Steiermärkischen Gemeindeordnung dafür zuständigen Organe (vor allem des
Gemeinderates), sondern in Form einer – noch nicht näher substantiierbaren – Zusage
der Entwicklungs- und Infrastruktur-KEG übernommen worden sein. Während sich
diese Frage wohl nur - bzw. erst - im Falle einer Zahlungsunfähigkeit des Vereins klären
wird lassen können, erscheint es jedenfalls als eine gegenüber der Öffentlichkeit
schnellstmöglich zu erledigende Aufgabe, endlich Licht in die Aktivitäten einer im
Eigentum der Gemeinde stehende Konstruktion zu bringen, für deren Verluste – vgl.
den so genannten „Fall Trieben“ – letztendlich die Allgemeinheit haftet. Ein versteckter
Hinweis dafür, dass es tatsächlich eine „Gemeinde-Haftung“ geben könnte und
Pehringer – nach dem Scheitern der Lizenz-Verhandlungen mit MAGNA - den
Bürgermeister auf deren Einlösung angesprochen haben und von diesem zurück
gewiesen worden sein könnte, mag in der Andeutung des Verstorbenen in seinem
Abschiedstelefonat mit seiner Mutter liegen, er habe sich nie vorstellen können, „dass
ihn Marl so hängen lasse…“
Immer wieder führten in den Ermittlungen zutage getretene Umstände auf die
Diskussionen rund um die Errichtung des Panoramastadion im Jahr 2003 zurück.
Gegen den ursprünglich eher zögerlichen Bürgermeister war dieses damals auf Druck
maßgeblicher Funktionäre des SV Bad Aussee – vor allem von Präsident Dieter Hundt,
der drohte sich andernfalls aus allen Funktionen zurück zu ziehen – errichtet worden.
Grund für die Bedenken des Bürgermeisters dürfte damals die Einschätzung gewesen
sein, dass die (erneute) Zurverfügungstellung so beträchtlicher Mittel für den örtlichen
Fußballverein wegen anderer, für die Gemeinde wohl dringenderer Projekte, in der
Öffentlichkeit wohl wenig populär sein werde.
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Außerdem aber wohl auch die Annahme, dass es am ins Auge gefassten Standort nicht
möglich sein werde, ein der Steiermärkischen Bauordnung entsprechendes
rechtskonformes Bewilligungsverfahren erfolgreich abzuschließen. Tatsächlich wurde
dann ja auch – wegen Nicht-Abhaltung eines solchen Verfahrens – gegen den
Bürgermeister eine Anzeige nach §302 StGB (Amtsmissbrauch) eingebracht.
Nachdem nach Fertigstellung des Stadions ein Bewilligungsverfahren „nachgeholt“
worden war, wurde dann aber – trotz kriminalpolizeilicher Ermittlungen – von der
Staatsanwaltschaft ohne Angabe weiterer Gründe kein Strafverfahren eingeleitet. Als
einzige sichtbare Konsequenz kam es zur Beendigung des Dienstverhältnisses des
damaligen Stadtbaudirektors, der darauf hin Bad Aussee verließ…
Während Hundt selbst nie in Aussicht gestellt hat, eigene Mittel in den SV Bad Aussee
zu investieren, war aber jederzeit klar, dass sein Beitrag als in den Spitzenkreisen der
Wirtschaft dennoch bestens vernetzter Präsident darin liegen sollte, dem Verein
finanzkräftige Sponsoren zu vermitteln. Dies dürfte zu Beginn seiner Tätigkeit durchaus
funktioniert haben, was unter anderem in der Gewinnung des Hauptsponsors max0676
seinen Ausdruck fand (immerhin ein Unternehmen, in dessen Mutterunternehmen
Deutsche Telekom Hundt über viele Jahre zu den Aufsichtsräten zählte).
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Auch ein eigener – durchaus finanzkräftige Mitglieder umfassender – „VIP-Fanclub“
wurde ins Leben gerufen, dessen Zielsetzung es sein sollte, vor allem die Jugendarbeit
des Vereins tatkräftig zu unterstützen.
Im Laufe der folgenden Jahre – gerade als die Vereinsarbeit infolge des sportlichen
Erfolges immer teurer zu werden begann – scheint es Hundt (wie Pehringer und Grill
öfters andeuteten) dann aber immer weniger gelungen zu sein, potente Sponsoren „an
Land zu ziehen“. Es begann damit das Missverhältnis zwischen der einerseits enger
werdenden Finanzlage des Vereins und der beständigen Forderung des Präsidenten
nach weiterem sportlichem Erfolg („Wir müssen rauf!“) andererseits immer krasser zu
werden. Verstärkt wurde dieser Eindruck durch das vom Präsidenten zunehmend an
den Tag gelegte allürenhafte Auftreten (Anschaffung eines eigenen erhöhten
„Präsidenten-Sessels“, Einrichtung eines eigenen „Präsidenten-Stüberls“ im VIP-Club
des Stadions usw.). Auch vom „VIP-Fanclub“ – geschweige denn einer finanzkräftigen
Unterstützung durch diesen – war nichts mehr zu bemerken…
Keinem Bewohner der Region sowie eigentlich Niemandem, der die Berichterstattung
der lokalen und regionalen Medien einigermaßen aufmerksam verfolgte, konnte
verborgen bleiben, in welchem Maße Präsident Hundt – zumeist zünftig in der
Lederhose gewandet – in den vergangenen Jahren seine Rolle als unumstrittenes
Aushängeschild und mediale Galionsfigur des SV Bad Aussee zur Eigenpräsentation zu
nutzen wusste. Man denke dabei nur an Besuche bedeutender Persönlichkeiten im
Panoramastadion, wie etwa jenen des damaligen Bundeskanzlers Wolfgang Schüssel
im Sommer 2004. Umso mehr steht diese öffentlich wahrgenommene Rolle in einem
Missverhältnis zu dem von Hundt seit dem Ableben Pehringers an den Tag gelegten
Verhalten:
Während die Familie Pehringer – was man auch könnte – Dieter Hundt nie vorgeworfen
hat, dass er sich in den langen Jahren seiner Präsidentschaft offensichtlich nie genauer
nach der wirklichen Finanzlage des SV Bad Aussee erkundigt hat, hat sie sich
unmittelbar nach dem Auftauchen erster Verdachtsmomente mit der Bitte um Aufklärung
an ihn in seiner neuen Eigenschaft als Präsident des Aufsichtsrates (und damit oberstes
Aufsichtsorgan) gewandt. Von der Familie über Monate hinweg telefonisch, per E-Mail
sowie Einschreiben dringend um sein Einschreiten gebeten, reagierte der Präsident
nicht und ließ schließlich erst im Juni 2008 – offensichtlich als Reaktion auf den Anruf
einer recherchierenden Pressejournalistin – per Anwaltsbrief wissen, er werde und
könne die Vorgänge beim SV Bad Aussee nicht kommentieren, da er „niemals eine
Funktion im Vereinsvorstand ausgeübt“ habe.
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Das von Hundt an den Tag gelegte Verhalten zeichnet sich wohl durch eine grobe
Missachtung aller Vorschriften über Sinn und Aufgabe eines Aufsichtsrates aus, was
gerade bei einem Spitzenrepräsentanten der Wirtschaft durchaus verwundert.
Außerdem dürfte es auch punkto Moral nicht gerade als bestechend empfunden
werden. Dieses bittere Urteil wird auch dadurch nur teilweise gemildert, dass es
offensichtlich von Seiten anderer Vereinsfunktionäre des SV Bad Aussee – aus
Nachlässigkeit oder Furcht – unterlassen wurde, den Präsidenten in einer diesem
hohen Amt angemessenen Weise in die Pflicht zu nehmen.
Die Bundesliga hat aber – insbesondere in der Person ihres Vorstands - auch nach dem
Abschluss des Lizenzverfahrens die weitere Entwicklung des Falls mit Interesse
verfolgt. Grund dafür ist, dass man nicht nur den Versuch, die Affäre einzig und allein
auf Kosten der Familie des verstorbenen Fußballfunktionärs zu „bereinigen“, als
hochgradig unfair betrachtet. Vielmehr sieht man die Vorgänge beim SV Bad Aussee in
den vergangenen Jahren als leider typisches Beispiel für die bei vielen österreichischen
Fußballvereinen in wirtschaftlicher Hinsicht noch immer vorherrschenden Verhältnisse.
Wegen des besonders tragischen Ausgangs des Falles betrachtet man diesen auch als
abschreckendes Bespiel für viele andere „Hobby-Fußball-Funktionäre“, die – ähnlich
wie Pehringer – Gefahr laufen, sich in ihrem ehrenamtlich ausgeübten Engagement in
immer undurchschaubarere finanzielle Wagnisse zu begeben, mit deren Bewältigung
sie dann von den eigentlich zuständigen Vereinsverantwortlichen letztlich allein
gelassen werden. Aus all diesen Gründen sieht die Österreichischen Bundesliga im
„Fall Pehringer“ vor allem auch einen Anknüpfungspunkt für die von ihr – schon lange
betriebene – Einführung einer Art von Lizenzierungssystem auch für Landes- und
Regionalligen. Selbst der neue Sportminister hat sich jüngst in diese Richtung
geäußert, als er in einem Presse-Interview sinngemäß meinte, er habe im so
genannten „Amateurbereich“ den Eindruck, dass sich viele dort tätige Funktionäre der
von ihnen letztlich zu verantwortenden Summen gar nicht bewusst seien…
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Behandlung des Falles in den Medien
Da es sich bei Hans Pehringer um einen langjährigen Funktionär eines damals
immerhin noch in der zweithöchsten österreichischen Liga spielenden Vereins handelte,
verwundert es nicht, dass über seinen überraschenden Freitod auch in den wichtigsten
lokalen und regionalen Medien (vor allem „Kleine Zeitung“ und „Kronen Zeitung“)
berichtet wurde.
Im Laufe der folgenden Monate begann sich der Schwerpunkt der medialen
Berichterstattung über den Fall auf die mutmaßlichen Hintergründe der dem Selbstmord
wohl zugrunde liegenden Affäre zu verschieben. Besonders gilt dies für die von einem –
über reichlich Erfahrung in der Berichterstattung über österreichische Fußball-Skandale
verfügenden – „KURIER“-Journalisten verfassten Beiträge. Im Juni 2008 machte
schließlich sogar das renommierte Nachrichtenmagazin „Profil“ den „Fall Pehringer“
zum Gegenstand eines Zwei-Seiters. Neben der Darstellung der Rolle von Präsident
Hundt (s.o.) wurde in diesem vor allem auch die Aussage des früheren Obmanns Grill
wieder gegeben, er denke, es sei einfach Pehringers „Privatvergnügen“ gewesen,
Fußballspieler zu bezahlen…
In allerletzter Zeit scheint sich der Interessenschwerpunkt der regionalen Medien nun
mehr und mehr auf die Frage von möglichen Verflechtungen zwischen Stadtgemeinde
und Fußballverein, das Prüfverfahrens durch die GKK sowie die Möglichkeit einer sich
anbahnenden Insolvenz des SV Bad Aussee und die in diesem Falle dann wohl
schlagend werdenden haftungsrechtlichen Fragen zu verschieben.
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Kommentar zur ARF-Berichterstattung
Die Reaktionen oder Nichtreaktionen der Funktionäre des SV Bad Aussee bzw. von
Bürgermeister Otto Marl auf das vorliegende Papier zeigen, dass man offensichtlich
Nichtwillens oder in der Lage ist, sich inhaltlich mit den erhobenen Vorwürfen
auseinanderzusetzen. Statt mit Argumenten den nicht grundlos gemachten
Anschuldigungen entgegenzutreten, wird plump immer wieder nur in sehr allgemeiner
Form von Verleumdungen gesprochen. Angesichts der sich zuspitzenden Lage des
Vereins sowie der zu erwartenden medialen Berichterstattung wird der SV Bad Aussee
mit dieser „Taktik“ wohl kaum auf Dauer durchkommen…..
Bemerkenswert ist aber, dass es der Vereins- bzw. der Gemeindeführung offensichtlich
möglich ist, auf der Homepage des Ausseer Regionalfernsehens ARF (bei dessen
Geschäftsführer) ohne jegliche Recherchen abgegebene Stellungnahmen in Auftrag zu
geben.
Auch eine solche „Hofberichterstattung“ wird aber nicht verhindern können, dass
schlussendlich die augenscheinlich für einige Herrschaften unangenehme Wahrheit ans
Tageslicht kommt!
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