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Ш.Р. БАСЫРОВ
УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ
ДОНЕЦК 2020
2
УДК 811.112.2:81’373
ББК: Ш12=432.4*9*3я73
Б278
Рекомендовано к изданию Ученым советом ГОУ ВПО «Донецкий
национальный университет» (протокол № 2 от 06.03.2020 г.)
Рецензенты:
Каверина О.Г., доктор педагогических наук, профессор, ГОУ ВПО
«Донецкий национальный технический университет»;
Юшкова С. А., кандидат филологических наук, доцент, ГОУ ВПО
«Горловский государственный педагогический институт иностранных
языков»;
Бессонова О.Л., доктор филологических наук, профессор, ГОУ ВПО
«Донецкий национальный университет».
Vorwort……………………………………………………………………… 4
Einleitung……………………………………………………………………
. 5
1. Die phonetische Basis der deutschen Sprache und ihre
Besonderheiten……………………………………………………………… 6
2. Wesen und Aufgaben der Phonetik………………………………………. 14
3. Das deutsche Vokalsystem……………………………………………….. 24
4. Strittige Fragen im deutschen Vokalismus. Kontrastive Charakteristik
der deutschen Vokale……………………………………............................... 34
5. Das deutsche Konsonantensystem………………………………………... 44
6. Kontrastive Charakteristik der deutschen Konsonanten…………….......... 52
Abschluss-Testaufgaben…………………………………………………….. 65
Kleines Lexikon der Termini………………………………………………... 85
Literaturverzeichnis………………………………………………………… 89
Nachwort …………………………………………………………………… 91
4
VORWORT
Abb. 1. Funktionsschema
Das Rohr besitzt an drei Stellen Ventile, die den Durchgang in verschiedener
Weise verengen oder sperren können (C – Kehlkopf, D – Zunge, E – Lippen). Ein
weiteres Ventil (F – Gaumensegel/Velum) reguliert den Einlass zu einer
Verzweigung (G – Nase), die ihrerseits in einem eigenen Abschluss (H –
Nasenlöcher) endet. Alle Ventile sind beweglich; die Struktur I (Unterkiefer) ist
nach unten schwenkbar.
Die Erzeugung von Schall mittels dieser Apparatur geschieht mit Hilfe von
drei verschiedenen Mechanismen: (a) Die eingeschlossene Luft wird in Bewegung
versetzt; (b) Die dadurch erzeugte Luftströmung wird zur Bildung von Klängen
oder (c) Geräuschen benutzt.
Der Vorgang (a) kann auf verschiedene Art geschehen: Bewegt sich der
Kolben (B – Diaphragma) nach oben, verkleinert sich das Volumen der Kammer
(A – Lunge), die darin befindliche Luft wird durch das Rohr nach außen gedrückt,
d.h. es entsteht ein Luftstrom von innen nach außen. Bewegt sich (B) nach unten,
entsteht analog ein Luftstrom von außen nach innen.
Der Vorgang (b) besteht darin, dass das Ventil (C) diesen Luftstrom durch
rasches periodisches Schließen und Öffnen in Schwingung versetzt. Dies wird als
Stimmgebung oder Phonation bezeichnet.
Sämtliche Ventile können schließlich daran beteiligt sein, den Luftstrom so
zu modifizieren, dass ein Geräusch entsteht bzw. dass der durch die Phonation
produzierte Klang in seiner Charakteristik verändert wird. Diesen Vorgang (c)
nennt man Artikulation.
9
1.2. Bau und Funktion des Ansatzrohrs
Für ein besseres Verständnis des Sprechvorgangs muss man den Bau des
Sprechapparats präzisieren (s. Abb. 2).
Das Ansatzrohr ist ein aus drei Kammern bestehender Hohlraum, der am
oberen Ende von den Mundlippen bzw. Nasenlöchern und am unteren Ende vom
Spalt zwischen den Stimmlippen begrenzt wird. Die Länge des Ansatzrohrs
zwischen Lippen und Stimmlippen (der Glottis) beträgt beim erwachsenen Mann
im Durchschnitt ca. 17,5 cm, bei der Frau etwa 15 cm. Die drei Kammern des
Ansatzrohrs sind der Mundraum, der Nasenraum und der Rachenraum.
Der Mundraum enthält die für die Artikulation wichtigsten Sprechorgane:
vorn die Lippen, seitlich die Wangen, oben den Gaumen, unten den Mundboden,
hinten die Schlundbögen.
10
Der Gaumen (Palatum) setzt sich zusammen aus dem vorderen, harten
Gaumen (Palatum durum) und dem hinteren, weichen Gaumen (Palatum molle).
Dessen herabhängender Teil wird als Gaumensegel (Velum) bezeichnet, das im
Zäpfchen (Uvula) endet. Das Velum ist beweglich und dient als Klappventil,
indem es im gehobenen Zustand den Zugang zum Nasenraum abschließt.
Die Mundlippen werden vom Ringmuskel durchzogen, der für das Runden
und Schließen der Lippen verantwortlich ist.
Zu den aktiv beweglichen Organen zählt die Zunge, die in vielfältiger Form
ihre Lage innerhalb des Mundes und ihre Gestalt ändern kann. Man unterscheidet
verschiedene Teile der Zunge: den Zungenrücken (Dorsum), die Zungenspitze
(Apex), die Zungenwurzel (Radix), die Zungenränder (Margines laterales). Unter
dem Blickwinkel der Zunge als Artikulationsorgan sind mehrere
Artikulationsgebiete zu differenzieren: Die Gegend der Zungenspitze heißt apikale
(koronale) Zone. Danach spricht man von Koronalen [t, d, n, l, r]. Der
Zungenrücken bildet die dorsale Zone, diese zerfällt in eine vordere (Prädorsale –
s, z), mittlere (Mediodorsale – j, ç) und hintere (Postdorsale – k, g, ŋ, x) Zone.
Die Nasenhöhle öffnet sich nach außen durch die Nasenlöcher und nach
innen durch die Choanen. Diese stellen die Verbindung zum Rachenraum
(Pharynx) her, der an seinem unteren Ende durch den Kehlkopf und den Eingang
zur Speiseröhre abgeschlossen wird.
Der Kehlkopf besteht aus dem Ringknorpel, dem Schildknorpel,
Stimmbändern und Muskeln, die in ihrer Gesamtheit eine Kapsel darstellen, in der
der eigentliche Phonotationsapparat untergebracht ist.
Bei ruhigem Atmen sind die Stimmbänder schlaff und liegen weit
auseinander. Die Stimmritze ist geöffnet, und die Atemluft passiert ungehindert
den Kehlkopf. Wenn die Stimmbänder einander genähert werden und vibrieren, so
entsteht der Stimmton, mit dem alle Vokale und stimmhaften Konsonanten
gebildet werden. Wird die Stimmritze verengt, so schwingen die Stimmbänder
nicht und der Luftstrom erzeugt ein Reibegeräusch. Bilden die Stimmbänder durch
11
festes Aneinanderpressen einen Verschluss, so entsteht bei der Sprengung dieses
Verschlusses ein Schlaggeräusch (fester oder neuer Einsatz) (z.B. oder, unbeirrt).
Ursprünglich befasste sich die Phonetik vor allem mit der physiologischen
Gestaltung der Sprachlaute. Deshalb wurde sie als Physiologie der Sprachlaute
oder die Lehre von den Sprachlauten bezeichnet.
Heutzutage befasst sich die Phonetik nicht nur mit der physiologischen
Gestaltung der Sprachlaute, sondern auch mit allen lautlichen Erscheinungen der
Sprache, die N. S. Trubetzkoy mit dem Terminus „prosodische Mittel“ bezeichnet,
d.h. Akzent (Betonung), Intonation, Tonhöhe. Also, die Phonetik ist die Lehre von
den Sprachlauten und den prosodischen Mitteln der Sprache.
Die Phonologie ist die Lehre vom sprachlichen Wert, von der sprachlichen
Relevanz der Lautmittel. Die Phonologie als Wissenschaft entstand dank der
Festlegung der phonematischen Systeme vieler Sprachen, dank der näheren
Bestimmungen des Begriffs „Phonem“ und den Ansätzen zu einer phonologischen
Wertung der prosodischen Mittel der Sprache. Phonetik und Phonologie sind aufs
15
engste miteinander verbunden. Beide Lehren analysieren ihre Grundeinheiten: die
Phoneme mit ihren Varianten und die Prosodeme (d.h. die sprachlich wertvollen
Einheiten der prosodischen Mittel mit ihren entsprechenden Varianten in der Rede.
Daraus folgt, dass Phonologie ohne Phonetik nicht auskommen kann. Ohne
Sprachmaterie gibt es keine Sprachfunktion, und jegliche Sprachfunktion kann nur
auf Grund der materiellen Eigenschaften der phonematischen und prosodischen
Sprachmittel bestimmt werden.
Zwischen beiden Lehren gibt es auch einen Unterschied. Die Aufgabe der
Phonologie besteht vor allem in der Bestimmung phonematischer und prosodischer
Systeme auf Grund sprachlich relevanter Lautwerte1. Deshalb steht hier an der
ersten Stelle die Analyse nach dem Sprachwert2, der durch differenzierende
Merkmale an sinntragenden Oppositionen bestimmt wird.
Die Phonetik befasst sich hingegen mit konkreten phonematischen und
prosodischen Erscheinungen der Rede. Es geht dabei vor allem um die
Bestimmung der physiologischen und akustischen Eigenschaften der lautlichen
Redeelemente.
1
Sprachlicher Wert (языковая значимость или ценность) – свойства языковых единиц (знаков), создаваемых
системным отношением между означающим (significant) и означаемым (signified) и реализуемые в речи.
2
Sprachliche Relevanz (языковая релевантность) – способность дифференцировать языковые единицы.
16
Aber die Phonologie wurde nicht durch Trubetzkoy begründet, sondern durch
Baudouin de Courtenay der als Universitätsprofessor in Kasan und später in
Petersburg arbeitete und zusammen mit seinen Schülern wie Bogorodickij, Ščerba,
Poliwanow, Winogradow phonologische Studien betrieb.
Über die phonologischen Ansichten von B.d. Courtenays können Sie im
Lehrbuch von O.G. Kosmin, T.S.Bogomasowa und L.I.Hitzko „Theoretische
Phonetik der deutschen Sprache“ (S. 67-73) und im Buch «Б. де Куртенэ.
Избранные труды по общему языкознанию» (т. 1., с. 353-361) lesen. Beachten
Sie dabei folgende Stichpunkte:
1) Wie verstand B. de Courtenay die Phonologie? Was sind die Bestandteile
der Phonologie?
2) Wie definierte er das Phonem?
3) Wie fasste B. de Courtenay die Sprache auf?
In der Phonetik stehen die Vokale den Konsonanten gegenüber. Bei der Bildung
der Konsonanten stellen sich dem Luftstrom verschiedene Hindernisse in den Weg.
Die Konsonanten entstehen bei der Überwindung dieser Hindernisse, z.B.: [p], [b],
[f], [v]. Deshalb bezeichnet man die Konsonanten als „Hemmlaute“.
Und wie entstehen die Vokale? Trifft der Luftstrom bei der Vokalbildung ein
Hindernis? Vokale sind reine Stimmlaute. Bei ihrer Hervorbringung streift der
Luftstrom durch verschieden geformte Resonatoren der Rachen und Mundhöhle, ohne
auf ein Hindernis zu stoßen. Der Unterkiefer, die Lippen, die Zunge, das
Gaumensegel mit dem Zäpfchen können die Form und die Größe der Resonanzräume
modifizieren, was für die Vokalbildung wichtig ist.
Die Vokale unterscheiden sich voneinander durch die verschiedenen Stellungen
der Sprechorgane bei ihrer Bildung.
Also, das deutsche Vokalsystem ist ziemlich kompliziert. Es besteht aus 18
Phonemen, darunter 15 Vokale sind Monophtonge (d.h. Vokale mit stabiler
Artikulation) und 3 Diphtonge (d.h. Vokale mit gleitender Artikulation) (s. Abb. 1).
Nach der Zungenstellung teilt man die Vokale in folgende Gruppen ein:
25
i: у: u:
i γ υ
C e: ø: o: D
εε ׃œ
ɔ
a a:
1) Vokale der vorderen Reihe, bei deren Aussprache die Zunge vorgeschoben
wird (dazu gehören: ([i:], [γ], [y:], [i], [e:], [ε:], [ø:], [oe])
2) Vokale der mittleren Reihe, bei deren Aussprache die Zunge flach im
Munde
liegt und nur ein wenig in ihrem mittleren Teil gehoben ist (dazu gehören [a], [a:])
3) Vokale der hinteren Reihe, bei deren Aussprache die Zunge nach hinten
geschoben wird (dazu gehören [u:], [v], [o:], [ɔ]
Nach dem Grad der Zungenhebung unterscheidet man:
1) die Vokale der tiefen (= niedrigen) Zungenhebung ([a:], [а])
2) die Vokale der mittleren Zungenhebung ([e:], [ε], [ε:], [ø], [æ], [o], [ɔ])
3) die Vokale der hohen Zungenhebung ( [і:], [i], [y:], [γ], [u:], [υ])
Nach der Lippenstellung unterscheidet man
1) labialisierte (runde, gerundete) Vokale, deren Artikulation durch
energische Rundung und Vorstülpen der Lippen gekennzeichnet wird. Dazu
gehören die Vokale der hinteren Reihe ([u:], [υ], [o:], [ɔ]) und ein Teil der Vokale
der vorderen Reihe ([y:], [γ], [ø:], [œ])
2) nicht labialisierte Vokale (nicht runde, ungerundete) ([a], [a:],
[ε],[ε:],[e:], [i], [i:]).
Nach der Vokaldauer (oder Quantität) zerfallen bekanntlich die deutschen
Vokale in
1) 8 lange Vokale ([i:], [y:], [e:], [ε:], [ø:], [a:], [o:], [u:])
2) 7 kurze Vokale ([i], [ γ], [œ], [ε], [a], [ɔ], [υ]
Die Vokaldauer (Quantität) ist im Deutschen mit der Qualität verbunden.
Lange Vokale sind geschlossen (ausgenommen) [a:], [e:]), kurze Vokale – offen.
Zwei Vokale [a:], [ε:] sind lang und offen. Die Vokale mit dem größten
Hebungsgrad der Zunge weisen zugleich die kleinste Öffnungsweite auf. Die
Öffnungsweite nimmt bis zu den [a]-Lauten zu, d.h. kurzes [i] -Phonem ist also in
Bezug auf langes [i:] offener; desgleichen [ε:] in Bezug auf [e:] usw. Zugleich wird
der jeweils geschlossenere Vokal mit höherer Spannung der Zunge gebildet, was
besonders deutlich zwischen [e:]-[ε] und [o:]-[ɔ] zu bemerken ist. Deshalb kann
27
der Eigenschaft „geschlossen“ auch die Eigenschaft „gespannt“ und der
Eigenschaft „offen“ die Eigenschaft „ungespannt“ zugeordnet werden.
Also, zu den gespannten (geschlossenen) Langvokalen gehören [i:], [e:], [u:], [o:],
[y:], [ø:], und zu den ungespannten (offenen ) Kurzvokalen – [i], [ɔ], [ν], [ε], [γ],
[œ].
Die Diphthonge passen nicht in das Schema der Monophthonge, weil die
Zungenlage bei ihrer Artikulation nicht konstant ist. So, z. B.: bei der Bildung des
Diphthongs [ae] gleitet die Zunge von einer mittleren [a]-Lage zu einer vorderen
[e]-Lage. Dabei kann keine strenge Grenze zwischen den Bestandteilen des
Diphthongs gezogen werden.
Einige Phonetiker (G. Meinhold, E. Stock, O. Zacher) meinen, dass dieses
Vokaldreieck die realen phonetischen Verhältnisse nicht ganz genau, sondern
leicht vergröbert darstellt. Es stellt die eigentliche Zungenhebung bei der
Hervorbringung der Vokale nur schematisch und bei weitem nicht genau dar.
Darin fehlt auch der Murmelvokal [ə]. Genaue Messungen an Röntgenaufnahmen
zeigen, dass die deutschen Vokale eher eine unregelmäßige Figur bilden, so etwa
ein Viereck (Vokaltrapez) (s. Abb. 2).
ø:
ε
ɔ
ε: œ
Phoneme а: a i: i e: ε ε: y: γ ø: œ u: u o:
distinktive ә
Merkmale
hoch – – + + – – – + + – – + + – –
niedrig + + – – – – – – – – – – – – –
vorn – – + + + + + + + + + – – – –
hinten – – – – – – – – – – – + + + +
rund – – – – – – – + + + + + + + +
gespannt 0 0 + – + – – + – + – + – + –
lang + – + – + – + + – + – + – + –
4.3. Das Problem der Interferenz von Vokalphonemen des Deutschen und
Russischen
Werden die Wörter aus einer Sprache ins Deutsche übernommen, so bleiben
sie meistens nicht in der originalen, phonetischen Gestalt erhalten, sondern werden
mehr oder weniger stark an die deutsche Lautung angeglichen. Fremde Phonem-
Realisationen können durch ähnliche deutsche ersetzt werden.
Man muss dabei folgende Besonderheiten der russischen Vokalphonem-
Realisationen berücksichtigen:
1) Russisches [а] wird weiter vorn, also heller realisiert als deutsches [a];
2) russisches [и] wird weniger hoch realisiert als deutsches [i:];
3) ebenso russisches [и] wird weniger hoch realisiert als deutsches [u:];
4) [э], [o] werden im Russischen geringfügig höher realisiert als im
Deutschen.
Außerdem fehlen im Russischen die Vokale [e:], [ø: ] [у:]
Die Unterscheidung zwischen Länge und Kürze fehlt im Russischen oder sie
ist irrelevant. Akzentuierte Vokale werden im Russischen sehr oft als Langvokale
realisiert, Z.B.: Lenin, Kalinin. Russisches [ы] hat im Deutschen keine
Entsprechung. Nichtakzentuiertes russisches [ы] substituiert durch deutsches
kurzes [γ] (Krylow), und akzentuiertes [ы] – durch langes [у:] (Krymow).
4.4. Das deutsche Vokalsystem im Vergleich zum englischen Vokalsystem
Das englische Vokalsystem besteht nach der Meinung von Leontjewa S.F. aus
21 Vokalphonemen, darunter aus 10 Monophtongen (ı e æ a: o: ɔ υ ʌ ǝ: ǝ),
9 Diphtongen (ei, ai, ɔi, iǝ, ɛǝ, ɔǝ, υǝ, aυ, ɔυ) und 2 Diphtongoiden (i:, u:).
Die Klassifikation der englischen Vokale erfolgt unter der Berücksichtigung
folgender Merkmale (M.A.Sokolowa, K.P.Gintowt, I.S.Tichonowa 1991:65-73)
(s. Abb.1):
39
A
i: i υ u:
e
C D
æ ʌ a:
ɔ ɔ:
ɒ
ǝ ɜ:
2. Die Zungenhebung
Die Britische Phonologische Schule unterscheidet hier drei Gruppen von
Vokalen (high, mid, low), während unsere Phonetiker diese drei Gruppen in je zwei
Untergruppen weiter zerfallen lassen:
a) hohe Vokale (engl. high, close), darunter hohe geschlossene (i: u:) und hohe
offene (æ a(i, υ) ɒ a: ).
Langvokale (i: a: ɔ: u: ɜ:) und den Rest bilden gleitende Langvokale (ei, ai, ɜυ aυ ɒυ
Phoneme
dis-
а: i: i e ǝ u: ɔ æ
ɜ: ɒ ɔ:
tinkti- υ
ve ^
Merk-
male
hoch – – + + – – – – + + – – –
mittelhoch – + – – + + – + – – – – –
tief + – – – – – + – – – + – +
vorn – – + + + – – – – – – – +
zentral – + – – – + – + – – – – –
hinten + - – – – – + – + + + + –
rund – – – – – – – – – – + – –
lang + – + – – + – – + – + – –
+ Vorhandensein des Merkmals – Nichtvorhandensein des Merkmals
42
p t k pf ts
b d g
m n ŋ
Nach dem
lauteHinterzungen-
lauteMittelzungen-
Vordezungen-laute
Pharyngale Laute
aktiven Organ
Uvulare Laute
Lippenlaute (labial)
der Bildung
(dental)
Verschlusslaute p, b t, d k, s
Engelaute f, v s, z ç, ј х h
Affrikaten pf ts, t∫
Nasale m n ŋ
Seitenlaute l
Zitterlaute r R
47
Bei den Sonanten dominiert der Stimmton über das Geräusch. Die übrigen
Konsonanten sind stimmlos, also reine Geräuschlaute (p, t, k ,f, s, ∫, ç, x, h, pf, ts,
t∫).
Nach der Beteiligung der Nasenhöhle teilt man die Konsonanten in reine und
nasale ein. Reine Konsonanten entstehen, wenn das Gaumensegel gehoben ist und
den Nasenraum vom Mundraum abschließt. Der Luftstrom kann nur durch die
Mundhöhle entweichen. Bei der Artikulation der Nasenlaute ist das Gaumensegel
gesenkt und der Luftstrom passiert die Nasenhöhle (m, n, ŋ).
alveolar - - + + + + - -
palatalisier - + - + - + - +
t
Artikulationsart
Verschlusssprenglaute p b t d k g
Engereibelaute f v s z ʃ
ʒӨð h
Verschlussengelaute
(Affrikaten) ʤ ʧ
Verschluss-
öffnungs- nasale m n ŋ
laute laterale l/ł
mittel w r j
62
Diese Phoneme werden in Namen und Wörtern, die aus dem Englischen ins
Deutsche übernommen werden, oft mit Allophonen realisiert, die denen des
Englischen nahekommen.
Das englische [r] wird meist je nach seiner Position mit entsprechenden
Allophonen des Deutschen substituiert, obwohl es schwer zu klassifizieren ist.
Die Eindeutschung von Wörtern und Namen aus dem Englischen wird
phonetisch u.a. dadurch erleichtert, dass sowohl in der Standardaussprache des
Deutschen als auch in der Received Pronunciation bei den Explosiven und
Frikativen eine Fortiskorrelation besteht.
Das phonologisch distinktive Merkmal für die Unterscheidung der Paare p-b,
t-d, k-g usw. ist also ebenfalls das Vorhandensein-Nichtvorhandensein von starker
Geräuschintensität und nicht wie im Russischen die Stimmhaftigkeit oder
Stimmlosigkeit, vgl.: engl. plead – bleed, tip – dip, come – gum; rus. пой –
бой, тол – дол, кит – гид.
Die Stimmhaftigkeit der englischen Lenes ist wie im Deutschen
positionsbedingt: Inlautend zwischen stimmhaften Lauten sind sie stets stimmhaft,
nach Sprechpause teilweise stimmlos. Das Englische kennt allerdings keine
Auslautverhärtung, d.h. alle Lenes können auch im Auslaut auftreten. Sie verlieren
allerdings vor einer Sprechpause teilweise oder ganz ihre Stimmhaftigkeit.
Im Konsonantensystem des Englischen gibt es phonologische Oppositionen,
denen das Merkmal die Artikulationsstelle (aktives artikulierendes Organ)
zugrundeliegt, vgl.:
pan – tan (bilabial – Vorderzungenlaut)
pick – kick (bilabial – Hinterzungenlaut)
day – gay (Vorderzungenlaut – Hinterzungenlaut)
Als distinktiv wirkt im Englischen die Artikulationsart. Dadurch stehen
einander folgende Konsonantenphoneme gegenüber:
1) die Explosiven – den Frikativen, vgl.:
pine – fine dare – share
bat – that came – lame
63
care – there mine – thine
2) die Frikativen – den Affrikaten, vgl.:
fare – chair
fail – jail
work – jerk
3) die Explosiven – den Nasenlauten, vgl.:
pine – mine
boat – moat
tale – nail
Phonogisch relevant für das englische Konsonantensystem erweist sich auch
die Distinktion oral – nasal, vgl.:
pit – pin thieves – theme
seek – seen sick – sing
суды – сюды
лук – люк
там – тем
6. Was kann man über ihren Status sagen: Sind das selbständige Phoneme
oder Varianten eines Phonems? Warum?
65
ABSCHLUSS-TESTAUFGABEN
Variante 1
1. Die Phonetik ist ….
a) die Lehre vom sprachlichen Wert und von der sprachlichen Relevanz der
Lautmittel;
b) die Lehre von den Sprachlauten und den prosodischen Mitteln der
Sprache;
c) die Lehre von wortbildenden Sprachmitteln und ihren Funktionen
c) Ščerba, Matusevič
7. Das Phoneminventar einer Sprache wird auf Grund der Analyse des
Lautbestandes in ihrer …..Position bestimmt
a) schwachen
b) neutralisierten
c) starken
8. Für die Opposition dt. kennen – können ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität
10. Die Vertreter der ..... Phonologischen Schule sprechen im Falle dt.
Bad – bat über die Aufhebungsposition
a) Prager
b) Moskauer
c) Leningrader
73
Variante 5
1. Die Phonologen der Prager Linguistischen Schule sind
a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov;
b) Ščerba, Matusevič, Sinder;
c) Matesius, Trnka, Gawranek
8. Vokale sind...
a) reine Stimmlaute
b) Hemmlaute
c) gleitende Laute
9. Wem gehört die Meinung, dass die Affrikaten eine enge Verbindung
von Verschlusslauten mit homorganen Engelauten darstellen?
a) Forchhammer
b) Meinhold, Stock
c) Zacher, Sinder
10. Die Konsonanten [k] – [g] stehen einander gegenüber nach dem
Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt
75
Variante 6
1. Das deutsche Vokalsystem zählt
a) 4 Diphthonge
b) 2 Diphthonge
c) 3 Diphthonge
8. Für die Opposition dt. lasen – lassen ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität
10. Das Phoneminventar einer Sprache wird auf Grund der Analyse
des Lautbestandes in ihrer .....Position bestimmt
a) schwachen
b) neutralisierten
c) starken
77
Variante 7
1. Wer fasste die deutschen Diphthonge monophonematisch auf?
a) Kaspranskij
b) Meinhold, Stock
c) Kosmin, Bogomasova, Hizko
6. Für die Distinktion des Deutschen [e:]- [έ:] phonologisch relevant ist
78
a) Vokaldauer
b) Qualität
c) Labialität
8. Für die Opposition dt. luden – laden ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität
10. Die Konsonanten [p] – [b] stehen einander gegenüber nach dem
Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt
79
Variante 8
1. Zu den hohen geschlossenen Vokalphonemen gehören im Deutschen:
a) ı: y: u:
b) e: a: ә:
c) о: ε: ø:
9. Als differenzierendes Merkmal für das Wortpaar Staat – Stadt gilt ...
a. Zungenhebung
b. Zungenstellung
c. Quantität
3. Für die Opposition dt. Rose – Riese ist das Merkmal … relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität
9. Wie heißt das differenzierende Merkmal für die Opposiion rus. пил –
пол?
a) Zungenstellung
b) Zungenhebung
c) Lippenbeteiligung
10. Für das englische Wortpaar art – bud gilt als distinktiv
a) Zungenhebung
b) Artikulationsstabilität
c) Vokaldauer
83
Variante 10
6. Als differenzierendes Merkmal für das Wortpaar rus. пел – пол gilt
a) Zungenstellung
b) Zungenhebung
c) Lippenbeteiligung