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МИНИСТЕРСТВО ОБРАЗОВАНИЯ И НАУКИ

ДОНЕЦКОЙ НАРОДНОЙ РЕСПУБЛИКИ


ГОУ ВПО «Донецкий национальный университет»
Кафедра германской филологии

Ш.Р. БАСЫРОВ

ОСНОВНЫЕ ВОПРОСЫ ФОНЕТИКИ И ФОНОЛОГИИ


НЕМЕЦКОГО ЯЗЫКА

УЧЕБНОЕ ПОСОБИЕ

ДОНЕЦК 2020
2

УДК 811.112.2:81’373
ББК: Ш12=432.4*9*3я73
Б278
Рекомендовано к изданию Ученым советом ГОУ ВПО «Донецкий
национальный университет» (протокол № 2 от 06.03.2020 г.)

Басыров Ш.Р. Основные вопросы фонетики и фонологии немецкого языка. –


Донецк: ДонНУ, 2020. – 91 с.

Рецензенты:
Каверина О.Г., доктор педагогических наук, профессор, ГОУ ВПО
«Донецкий национальный технический университет»;
Юшкова С. А., кандидат филологических наук, доцент, ГОУ ВПО
«Горловский государственный педагогический институт иностранных
языков»;
Бессонова О.Л., доктор филологических наук, профессор, ГОУ ВПО
«Донецкий национальный университет».

Учебное пособие состоит из 6 разделов. Каждый раздел включает


конспект лекции, задания к данной лекции и тесты для закрепления и
контроля усвоения знаний. В Приложении содержатся терминологический
словарь и список рекомендованной литературы.
Учебное пособие предназначено для студентов по направлению
подготовки 45.03.01 «Филология», профиль «Зарубежная филология
(немецкий язык и литература)».
УДК 811.112.2:81’373
ББК: Ш12 = 432.4*9*3я73
Б 278
@ Басыров Ш.Р., 2020
© ГОУ ВПО «Донецкий национальный университет», 2020
3
INHALT

Vorwort……………………………………………………………………… 4
Einleitung……………………………………………………………………
. 5
1. Die phonetische Basis der deutschen Sprache und ihre
Besonderheiten……………………………………………………………… 6
2. Wesen und Aufgaben der Phonetik………………………………………. 14
3. Das deutsche Vokalsystem……………………………………………….. 24
4. Strittige Fragen im deutschen Vokalismus. Kontrastive Charakteristik
der deutschen Vokale……………………………………............................... 34
5. Das deutsche Konsonantensystem………………………………………... 44
6. Kontrastive Charakteristik der deutschen Konsonanten…………….......... 52
Abschluss-Testaufgaben…………………………………………………….. 65
Kleines Lexikon der Termini………………………………………………... 85
Literaturverzeichnis………………………………………………………… 89
Nachwort …………………………………………………………………… 91
4

VORWORT

Das vorliegende Lehrbuch ist vor allem als wissenschaftliches Hilfsmittel


für Studenten der Germanistik gedacht, die Deutsch als Hauptfach studieren.
Kenntnisse und Fertigkeiten in der deutschen Phonetik, die die Studenten in den
ersten Studienjahren erworben haben, werden hier auf einer höheren theoretischen
Stufe systematisiert und vertieft. Das Lehrbuch entspricht den Anforderungen des
Studienplans für theoretische Phonetik der deutschen Gegenwartsprache.
Das phonetisch-phonologische System hat im Gesamtsystem der Sprache
grundlegende Bedeutung; die Entwicklung der Sprachkultur schließt die
Bemühung um orthoepische Korrektheit ein; die Verbesserung orthografischer
Leistungen im Deutschunterricht an den Schulen, Hochschulen und Universitäten
setzt Einsichten in die phonologischen Grundlagen voraus. Für den raschen und
dauernden Erwerb neuer sprachlicher Zeichen in einer Fremdsprache ist des
weiteren die Kenntnis der Wortstruktur, bestimmter phonotaktischer
Anordnungsmöglichkeiten von Phonemen und ihren Kombinationen von Belang.
Im vorliegenden Lehrbuch werden die Hauptprobleme und Grundbegriffe
der deutschen Phonetik und Phonologie in ihrem Zusammenhang erläutert. Dabei
werden die phonetischen Erscheinungen der deutschen Sprache mit den
entsprechenden Erscheinungen der russischen Sprache verglichen sowie auch mit
den aus dem Englischen. Dieser Vergleich lässt manches einsehen, was beim
getrennten Erlernen der Fremdsprache unbeachtet bleibt.
Ein Literaturverzeichnis enthält die wichtigsten Quellen, die dem Studenten
vor allem zu einem tieferen Studium empfohlen werden.
5
EINLEITUNG

Der Zweck des vorliegenden Lehrbuches besteht im Bestreben, die


wichtigsten phonetischen und phonologischen Probleme der deutschen
Gegenwartssprache zu beschreiben. Dieses Lehrbuch versucht, den phonetisch-
orthoepischen Aspekt der Standartsprache des Deutschen mit der phonologischen
Systembeschreibung zu vereinigen. Deshalb werden phonologische
Verallgemeinerungen so dargestellt, dass ihre Ableitung aus den phonetischen
Sachverhalten erkennbar ist.
Der Verfasser war bemüht, die wichtigste Fachliteratur zu Rate zu ziehen
und die Meinungsverschiedenheiten zu den behandelten Problemen der deutschen
Phonetik und Phonologie darzustellen, um beim Lernenden eine kritische Ansicht
zu wecken.
Das Lehrbuch besteht aus 6 Kapiteln. Alle Kapitel sind gleich strukturiert.
Jedes Thema enthält Schwerpunkte zur Diskussion und den theoretischen Stoff.
Der nachfolgende Teil „Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle“ und die
Abschluss-Testaufgaben sollen den Studenten helfen, ihr Verständnis für das zu
besprechende Problem zu prüfen und ihre Fähigkeiten zum selbständigen Erfassen
auszubilden.
Das Buch enthält eine bedeutende Anzahl von Abbildungen und Tabellen,
die das Gesagte veranschaulichen und bestimmte theoretische Grundsätze
bekräftigen sollen.
Kleines Lexikon der Termini beinhaltet die wichtigsten Fachbegriffe der
deutschen Phonetik und Phonologie, ihre Übersetzungen ins Russische sowie auch
die Definitionen. Am Ende des Buches ist „Literaturverzeichnis“ zu finden.
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1. DIE PHONETISCHE BASIS DER DEUTSCHEN SPRACHE


UND IHRE BESONDERHEITEN

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION:

1.0. Der Sprechapparat des Menschen


1.1. Das Funktionsschema
1.2. Bau und Funktion des Ansatzrohrs
1.3. Die Besonderheiten der deutschen phonetischen Basis im
kontrastiven Aspekt

Schlüsselwörter: Sprechapparat, Ansatzrohr, phonetische Basis,


Artikulationsspannung, Lippentätigkeit, Mundöffnungsweite, Zungenlage

1.0. Der Sprechapparat des Menschen


Wie werden die Laute gebildet? Entscheidend ist dabei, dass die menschliche
Stimme durch das Zusammenwirken von mehreren Organen zustande kommt:
(1) den Lungen und Luftröhren; (2) dem Kehlkopf mit den Stimmlippen; (3) dem
Mund und Rachen. Ein Ton entsteht dadurch, dass der Luftstrom durch die
Schwingung der Stimmbänder periodisch unterbrochen oder in seiner Intensität
geschwächt wird. Von der Zahl der Schwingungen in der Sekunde (der Frequenz,
gemessen in Hertz) hängt die Höhe des Tones ab. Die einzelnen Laute entstehen
im Mund-Rachen-Raum mit Hilfe von Lippen, Zunge, Zähnen usw. Mit der
Zungenspitze gebildete Laute nennt man apikal, mit dem Zungenrücken gebildete
Laute – dorsal und mit der Zungenwurzel gebildete radikal. In den meisten
Sprachen beruht die Bildung von Lauten auf einem in der Lunge erzeugten
Luftstrom, der aus der Mund und/oder Nase austritt. Weitere Unterschiede
zwischen den Lauten entstehen durch die Art und Weise, wie die Luft
verschiedene Stationen von der Lunge bis zur Außenwelt durchströmt. Um
verstehen zu können, wie die Laute hervorgebracht werden, bedarf es eines
Einblicks in die Anatomie des menschlichen Sprechapparats.
7
1.1. Das Funktionsschema
Die Lautsprache beruht darauf, dass Luft durch einen Kanal strömt, die zum
Träger eines
a. Klanges und / oder
b. Geräusches gemacht wird.
Die anatomischen Strukturen, die dies leisten, bilden kein eigentliches Stimm-
oder Sprechorgan. Aus dem Zusammenspiel von Lunge, Kehlkopf, Zunge, Zähnen,
Lippen usw. ergibt sich die eigentliche Sprechapparatur. Wir können uns die
Funktion dieses Apparats am besten anhand eines Schemas verdeutlichen (s. Abb.
1). Schematisch gesehen stellt der Lautgang ein luftgefülltes Rohr dar, das an
einem Ende abgeschlossen und am anderen Ende offen ist Das abgeschlossene
Ende mündet in eine Kammer (A – Lunge), an deren Unterseite ein Kolben (B –
Diaphragma) sitzt.

Abb. 1. Funktionsschema

Die anatomischen Entsprechungen für die Teile des Schemas sind:


(A) Lunge (E) Lippen
(B) Zwerchfell (Diaphragma) (F) Gaumensegel (Velum)
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Muskulatur des Brustkorbs (G) Nase


(C) Kehlkopf (Larynx) (H) Nasenlőcher
(D) Zunge (I) Unterkiefer (Mandibula)

Das Rohr besitzt an drei Stellen Ventile, die den Durchgang in verschiedener
Weise verengen oder sperren können (C – Kehlkopf, D – Zunge, E – Lippen). Ein
weiteres Ventil (F – Gaumensegel/Velum) reguliert den Einlass zu einer
Verzweigung (G – Nase), die ihrerseits in einem eigenen Abschluss (H –
Nasenlöcher) endet. Alle Ventile sind beweglich; die Struktur I (Unterkiefer) ist
nach unten schwenkbar.
Die Erzeugung von Schall mittels dieser Apparatur geschieht mit Hilfe von
drei verschiedenen Mechanismen: (a) Die eingeschlossene Luft wird in Bewegung
versetzt; (b) Die dadurch erzeugte Luftströmung wird zur Bildung von Klängen
oder (c) Geräuschen benutzt.
Der Vorgang (a) kann auf verschiedene Art geschehen: Bewegt sich der
Kolben (B – Diaphragma) nach oben, verkleinert sich das Volumen der Kammer
(A – Lunge), die darin befindliche Luft wird durch das Rohr nach außen gedrückt,
d.h. es entsteht ein Luftstrom von innen nach außen. Bewegt sich (B) nach unten,
entsteht analog ein Luftstrom von außen nach innen.
Der Vorgang (b) besteht darin, dass das Ventil (C) diesen Luftstrom durch
rasches periodisches Schließen und Öffnen in Schwingung versetzt. Dies wird als
Stimmgebung oder Phonation bezeichnet.
Sämtliche Ventile können schließlich daran beteiligt sein, den Luftstrom so
zu modifizieren, dass ein Geräusch entsteht bzw. dass der durch die Phonation
produzierte Klang in seiner Charakteristik verändert wird. Diesen Vorgang (c)
nennt man Artikulation.
9
1.2. Bau und Funktion des Ansatzrohrs
Für ein besseres Verständnis des Sprechvorgangs muss man den Bau des
Sprechapparats präzisieren (s. Abb. 2).

Abb. 2 Bau und Funktion des Ansatzrohrs

Das Ansatzrohr ist ein aus drei Kammern bestehender Hohlraum, der am
oberen Ende von den Mundlippen bzw. Nasenlöchern und am unteren Ende vom
Spalt zwischen den Stimmlippen begrenzt wird. Die Länge des Ansatzrohrs
zwischen Lippen und Stimmlippen (der Glottis) beträgt beim erwachsenen Mann
im Durchschnitt ca. 17,5 cm, bei der Frau etwa 15 cm. Die drei Kammern des
Ansatzrohrs sind der Mundraum, der Nasenraum und der Rachenraum.
Der Mundraum enthält die für die Artikulation wichtigsten Sprechorgane:
vorn die Lippen, seitlich die Wangen, oben den Gaumen, unten den Mundboden,
hinten die Schlundbögen.
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Der Gaumen (Palatum) setzt sich zusammen aus dem vorderen, harten
Gaumen (Palatum durum) und dem hinteren, weichen Gaumen (Palatum molle).
Dessen herabhängender Teil wird als Gaumensegel (Velum) bezeichnet, das im
Zäpfchen (Uvula) endet. Das Velum ist beweglich und dient als Klappventil,
indem es im gehobenen Zustand den Zugang zum Nasenraum abschließt.
Die Mundlippen werden vom Ringmuskel durchzogen, der für das Runden
und Schließen der Lippen verantwortlich ist.
Zu den aktiv beweglichen Organen zählt die Zunge, die in vielfältiger Form
ihre Lage innerhalb des Mundes und ihre Gestalt ändern kann. Man unterscheidet
verschiedene Teile der Zunge: den Zungenrücken (Dorsum), die Zungenspitze
(Apex), die Zungenwurzel (Radix), die Zungenränder (Margines laterales). Unter
dem Blickwinkel der Zunge als Artikulationsorgan sind mehrere
Artikulationsgebiete zu differenzieren: Die Gegend der Zungenspitze heißt apikale
(koronale) Zone. Danach spricht man von Koronalen [t, d, n, l, r]. Der
Zungenrücken bildet die dorsale Zone, diese zerfällt in eine vordere (Prädorsale –
s, z), mittlere (Mediodorsale – j, ç) und hintere (Postdorsale – k, g, ŋ, x) Zone.
Die Nasenhöhle öffnet sich nach außen durch die Nasenlöcher und nach
innen durch die Choanen. Diese stellen die Verbindung zum Rachenraum
(Pharynx) her, der an seinem unteren Ende durch den Kehlkopf und den Eingang
zur Speiseröhre abgeschlossen wird.
Der Kehlkopf besteht aus dem Ringknorpel, dem Schildknorpel,
Stimmbändern und Muskeln, die in ihrer Gesamtheit eine Kapsel darstellen, in der
der eigentliche Phonotationsapparat untergebracht ist.
Bei ruhigem Atmen sind die Stimmbänder schlaff und liegen weit
auseinander. Die Stimmritze ist geöffnet, und die Atemluft passiert ungehindert
den Kehlkopf. Wenn die Stimmbänder einander genähert werden und vibrieren, so
entsteht der Stimmton, mit dem alle Vokale und stimmhaften Konsonanten
gebildet werden. Wird die Stimmritze verengt, so schwingen die Stimmbänder
nicht und der Luftstrom erzeugt ein Reibegeräusch. Bilden die Stimmbänder durch
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festes Aneinanderpressen einen Verschluss, so entsteht bei der Sprengung dieses
Verschlusses ein Schlaggeräusch (fester oder neuer Einsatz) (z.B. oder, unbeirrt).

1.3. Die Besonderheiten der deutschen phonetischen Basis im


kontrastiven Aspekt
Da die Sprechorgane bei allen Menschen gleich gebaut sind, werden in allen
Sprachen beim Sprechen im Prinzip die gleichen Bewegungen ausgeführt.
Zugleich besitzt jede Sprache gewisse Besonderheiten und
Gesetzmäßigkeiten für die Einstellungen und Bewegungen der Sprechorgane (die
sog. phonetische Basis), deren Charakter sich von einer Sprache zu anderer
verändert. So ist z.B. im Englischen die Zunge weiter nach hinten verlegt, als es im
Deutschen oder Russischen der Fall ist. Beim Russischen wiederum ist die Zunge
im Allgemeinen weiter nach hinten gezogen als beim Deutschen.
Zur phonetischen Basis einer Sprache gehört die Artikulations- und die
prosodische (rhythmisch-melodische) Basis.
Unter der Artikulationsbasis versteht man eine bestimmte Lagerung und
Bewegungsart der aktiven Teile der Artikulationsorgane, die für die gesamte
Lautbildung einer Sprache charakteristisch ist.
Die Besonderheiten der Artikulationsbasis einer Sprache beziehen sich auf
die Artikulationsspannung, Lippentätigkeit, Mundöffnungsweite, Zungenlage,
Gaumensegelfunktion und Kehlkopfstand.
1.3.1. Die Artikulationsspannung der deutschen Sprache ist etwas schwächer
als die der französischen Sprache, stärker aber als die der russischen und viel
stärker als die der englischen Sprache. Die Artikulationsspannung des Deutschen
ist stark und stabil. Zugleich sind auch die Artikulationsstellungen im Deutschen
stabil.
Für die deutsche Artikulationsbasis sind ein energisches Vorstülpen und
Rundung der Lippen charakteristisch, wobei im Russischen und Englischen diese
Artikulationsbesonderheiten wegbleiben.
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Bei der deutschen Lautaussprache sind die Zungenbewegungen nach vorn


verlagert, im Englischen und Russischen dagegen weiter nach rückwärts.
Das etwas gehobene Gaumensegel und der relativ tiefe (im Unterschied
zum Russischen) Kehlkopfstand führen zur Weitung des Rachenraums, was die
Veränderung der Stimmfarbe bewirkt.
1.3.2. Die Lippen neigen im Deutschen zur hoch-ovalen Einstellung sowohl
bei den Vokalen als auch bei vielen Konsonanten. Das Lippenvorstülpen und das
lockere Abheben der Lippen von den Zähnen, wodurch der sog. Mundvorhof
entsteht, vergrößern den gesamten Resonanzraum und verschieben die Artikulation
nach vorn.
Die russische Sprache neigt zum ungespannten Breitziehen der Lippen, was
sich auf den Klang der Rede auswirkt.
Im Allgemeinen ist die Lippenaktivität im Deutschen stärker als im
Russischen. Im Russischen dagegen ist die Anpassung eines Lautes an den anderen
mehr verbreitet als im Deutschen.
1.3.3. Die Mundöffnungsweite im Deutschen weist im Deutschen viele
graduelle Unterschiede auf. Sie kann einerseits relativ groß sein (z.B. beim [a:] –
baden), andererseits zu klein (z.B. beim [i] – immer).
Die Kieferbewegung bei den deutschen und russischen Lauten ist
unterschiedlich. Die aktive vertikale Kieferbewegung im Deutschen (im Vergleich
zur horizontalen im Russischen) verursacht die Mannigfaltigkeit der deutschen
Vokale (vgl. geschlossene – offene Vokale). Bei der russischen Artikulation
berührt die Zungenspitze die unteren Schneidezähne nicht, der hintere Teil der
Zunge ist leicht gewölbt. Die Rückverlagerung des Zungenkörpers ergibt einen
dunkleren Klang der russischen Vorderzungenvokale, weil sie etwas weiter hinten
gebildet werden.
1.3.4. Die Stellung des Gaumensegels wird im Deutschen (verglichen in dem
Russischen) durch eine mehr oder weniger große Öffnung zum Nasenraum
gekennzeichnet. Bei der Bildung der der deutschen Nasale [m], [n], [ŋ] senkt sich
das Gaumensegel. Bei der Bildung der deutschen Verschlusslaute ([p] [b] [t] [d]
13
[k] [g]) wird der Nasenraum vollständig abgeschlossen. Bei der Artikulation der
reinen (oralen) Vokale ist das Gaumensegel auch gehoben und trennt den
Mundraum vom Nasenraum ab.
1.3.5. Die Stimmlippenlagen bei der Artikulation der deutschen Laute sind
mannigfaltiger als bei der russischen Artikulation. Es gibt die Stimmlippenlagen
für die Stimmlosigkeit, Stimmhaftigkeit und den Neueinsatz. Bei der Artikulation
der deutschen stimmlosen Konsonanten nehmen die Stimmlippen eine erweiterte
Stellung ein, im Russischen dagegen – eine offene Stellung.

Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle


1. Wie entsteht der menschliche Stimmton?
2. Erläutern Sie die Funktion des menschlichen Sprechapparates
3. Nennen Sie die Bauteile des Ansatzrohres und beschreiben Sie ihre
Funktion
4. Was gehört zur phonetischen Basis einer Sprache?
5. Was versteht man unter der Artikulationsbasis einer Sprache?
6. Worin bestehen die Besonderheiten der Artikulationsspannung,
Lippentätigkeit, Mundöffnungsweite, Zungenlage, Gaumensegelfunktion und des
Kehlkopfstandes im Deutschen, Englischen und Russischen?
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2. WESEN UND AUFGABEN DER PHONETIK

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION


2.1. Phonetik und Phonologie
2.2. Begründung der Phonologie
2.3. Die Phonologie der Prager Schule
2.4. Ščerba und die Leningrader Phonologische Schule
2.5. Der Phonembegriff
2.6. Die Segmentierung und Identifizierung
2.7. Die Klassifizierung – Aufstellung von Phonemsystemen

Schlüsselwörter: Phonetik, Phonologie, Phonologische Schulen, Phonem,


Segmentierung, Identifizierung, Klassifizierung – Aufstellung von den
Phonemsystemen

2.1. Phonetik und Phonologie

Ursprünglich befasste sich die Phonetik vor allem mit der physiologischen
Gestaltung der Sprachlaute. Deshalb wurde sie als Physiologie der Sprachlaute
oder die Lehre von den Sprachlauten bezeichnet.
Heutzutage befasst sich die Phonetik nicht nur mit der physiologischen
Gestaltung der Sprachlaute, sondern auch mit allen lautlichen Erscheinungen der
Sprache, die N. S. Trubetzkoy mit dem Terminus „prosodische Mittel“ bezeichnet,
d.h. Akzent (Betonung), Intonation, Tonhöhe. Also, die Phonetik ist die Lehre von
den Sprachlauten und den prosodischen Mitteln der Sprache.
Die Phonologie ist die Lehre vom sprachlichen Wert, von der sprachlichen
Relevanz der Lautmittel. Die Phonologie als Wissenschaft entstand dank der
Festlegung der phonematischen Systeme vieler Sprachen, dank der näheren
Bestimmungen des Begriffs „Phonem“ und den Ansätzen zu einer phonologischen
Wertung der prosodischen Mittel der Sprache. Phonetik und Phonologie sind aufs
15
engste miteinander verbunden. Beide Lehren analysieren ihre Grundeinheiten: die
Phoneme mit ihren Varianten und die Prosodeme (d.h. die sprachlich wertvollen
Einheiten der prosodischen Mittel mit ihren entsprechenden Varianten in der Rede.
Daraus folgt, dass Phonologie ohne Phonetik nicht auskommen kann. Ohne
Sprachmaterie gibt es keine Sprachfunktion, und jegliche Sprachfunktion kann nur
auf Grund der materiellen Eigenschaften der phonematischen und prosodischen
Sprachmittel bestimmt werden.
Zwischen beiden Lehren gibt es auch einen Unterschied. Die Aufgabe der
Phonologie besteht vor allem in der Bestimmung phonematischer und prosodischer
Systeme auf Grund sprachlich relevanter Lautwerte1. Deshalb steht hier an der
ersten Stelle die Analyse nach dem Sprachwert2, der durch differenzierende
Merkmale an sinntragenden Oppositionen bestimmt wird.
Die Phonetik befasst sich hingegen mit konkreten phonematischen und
prosodischen Erscheinungen der Rede. Es geht dabei vor allem um die
Bestimmung der physiologischen und akustischen Eigenschaften der lautlichen
Redeelemente.

2.2. Begründung der Phonologie


Viele Sprachwissenschaftler sehen in N.S. Trubetzkoy den Begründer der
Phonologie (davon schreibt z.B. Bühler in der „Phonetik und Phonologie“).
Wirklich hat Trubetzkoy zusammen mit R. Jakobson und S. Karzjewski 1928 auf
dem I. Internationalen Linguisten-Kongress im Haag aussehende Thesen zur
historischen Phonologie vorgetragen und die phonologischen Arbeiten des Prager
Linguisten-Zirkels beeinflusst. Schließlich hat er mit dem Werk „Grundzüge der
Phonologie“ (1939) eine geschlossene, anerkannte linguistische Disziplin
vorgelegt. Das Schaffen Trubetzkoys bildet deshalb einen Höhepunkt in der
Entwicklung der Phonologie.

1
Sprachlicher Wert (языковая значимость или ценность) – свойства языковых единиц (знаков), создаваемых
системным отношением между означающим (significant) и означаемым (signified) и реализуемые в речи.
2
Sprachliche Relevanz (языковая релевантность) – способность дифференцировать языковые единицы.
16

Aber die Phonologie wurde nicht durch Trubetzkoy begründet, sondern durch
Baudouin de Courtenay der als Universitätsprofessor in Kasan und später in
Petersburg arbeitete und zusammen mit seinen Schülern wie Bogorodickij, Ščerba,
Poliwanow, Winogradow phonologische Studien betrieb.
Über die phonologischen Ansichten von B.d. Courtenays können Sie im
Lehrbuch von O.G. Kosmin, T.S.Bogomasowa und L.I.Hitzko „Theoretische
Phonetik der deutschen Sprache“ (S. 67-73) und im Buch «Б. де Куртенэ.
Избранные труды по общему языкознанию» (т. 1., с. 353-361) lesen. Beachten
Sie dabei folgende Stichpunkte:
1) Wie verstand B. de Courtenay die Phonologie? Was sind die Bestandteile
der Phonologie?
2) Wie definierte er das Phonem?
3) Wie fasste B. de Courtenay die Sprache auf?

2.3. Die Phonologie der Prager Schule


Im Zentrum der Prager Schule stand zunächst die Phonologie, die vor allem
von Trubetzkoy und Jakobson ausgebaut wurde.
In seinen phonologischen Studien stützte sich Trubetzkoy auf Baudouin.
Zugleich fühlte er sich de Saussure verpflichtet, insbesondere der scharfen
Abgrenzung der Sprache als Zeichensystem (langue) von dem Vorgang des
Sprechens (parole). Für diese Dichotomie verwendete Trubetzkoy die Begriffe
Sprachgebilde (langue) und Sprechakt (parole) und leitete daraus in seinem Buch
„Grundzüge der Phonologie“ eine weitere Gegenüberstellung ab, nämlich die von
Phonologie und Phonetik. Doch er meinte, dass diese Disziplinen voneinander
unabhängig sind, was der Realität nicht entspricht. Trubetzkoy führt in die
Lautbetrachtung die Oppositionstheorie ein. Er schreibt: „Schallgegensätze, die in
der betreffenden Sprache die intellektuelle Bedeutung zweier Wörter
differenzieren können, nennen wir phonologische Oppositionen. Danach bestimmt
er, dass eine Lauteigenschaft distinktiv ist, wenn sie einer anderen Lauteigenschaft
gegenübergestellt wird und mit dieser eine phonologische Opposition bildet.
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Lauteigenschaften, die solche Oppositionen nicht bilden, nennt er indistinktiv
(irrelevant). Nunmehr definiert er das Phonem als „Gesamtheit der phonologisch
relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes“. Trubetzkoy formuliert dann die
Regeln für die Bestimmung der Phoneme, speziell für die Unterscheidung von
Phonemen und Varianten, und klassifiziert auch die möglichen Arten von
distinktiven Oppositionen.
R. Jakobson, mit dem Trubetzkoy zusammenarbeitete, ist auch eine führende
Persönlichkeit des Prager linguistischen Zirkels. Im Jahre 1965 publizierte er
zusammen mit M. Halle das Buch „Fundamentals of Language“ (deutsch wurde
das Buch 1960 verfasst unter dem Titel „Grundlagen der Sprache“). In dieser
Arbeit bauen Jakobson und Halle die bei Trubetzkoy vorhandenen Auffassungen
über die disktintiven Merkmale durch eine Systematisierung dieser Merkmale aus.
Sie schreiben: „Jedes dieser distinktiven Merkmale birgt in sich eine Wahl
zwischen den zwei Gliedern einer Opposition, die eine spezielle Eigenschaft zur
Unterscheidung aufweist und sich dadurch von den Eigenschaften aller anderen
Oppositionen abhebt“.
Jakobson und Halle schlagen 12 Merkmalspaare vor, darunter 9 Sonoritäts-
und 3 Tönungsmerkmale. Zu den Sonoritätsmerkmalen zählen die Forscher solche
Merkmalspaare wie: „vokalisch – nicht vokalisch“, «konsonantisch – nicht
konsonantisch», „stimmhaft-stimmlos“, „gespannt – ungespannt“ u.a.
Die Tönungsmerkmale sind:
„dunkel – hell“, „tief – nicht tief“ (низкий – высокий),
«spitz-nicht spitz» – (бемольный – простой).
Diese 12 Merkmalspaare wurden von vielen Autoren für die analytische
Transkription von Phonemen verschiedener Sprachen eingesetzt. Jedoch erwies
sich sehr bald, dass sie in mehrtfacher Hinsicht unzureichend und nicht universell
anwendbar sind. Einzelne Merkmalspaare, wie z.B. „kompakt – diffus“
(компактный – диффузный) wurden von manchen Forschern
(А. А. Rjeformatskij, А. N. Tschistowitsch) der Kritik unterzogen.
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2.4. Ščerba und die Leningrader Phonologische Schule


Zur Entwicklung der Lehre vom Phonem hat viel Ščerba beigetragen. Mit
seinen Mitarbeitern O. N. Matusevič und L.R. Sinder begründete er die
Leningrader Phonologische Schule.
1) Ščerba hat als erster die bedeutungsunterscheidende Funktion des Phonems
herausgebildet. Er begreift das Phomen als Verallgemeinerung aus einer Vielzahl
von bestimmten Lauten, die in der gesprochenen Sprache auftreten, als Lauttyp,
der die Wörter differenzieren kann.
2) Ščerba führte auch den Begriff die Hauptschattierung (Nuancen) ein. Er
betrachtete die Fähigkeiten zur Wortunterscheidung als einziges Kriterium für die
Beantwortung der Frage, ob zwei akustisch oder artikulatorisch verschiedene Laute
zwei Phonemen zuzuschreiben sind oder nur „Nuancen“ eines Phonems sind.
Die Phonemauffassung von Ščerba hat in der Leningrader Schule dazu
geführt, dass die Übereinstimmung der lautphysiologischen und akustischen
Merkmale zweier Laute als Beweis dafür dient, dass beide Laute zu gleichem
Phonem gehören, die Nichtübereinstimmung hingegen dafür, dass die fraglichen
Laute zu verschiedenen Phonemen gehören. So, z.B., werden die Explosive „d“,
„t“ in den Wörtern Rad – Rat zusammen einem Phonem zugeordnet, weil hier
keine akustischen und artikulatorischen Unterschiede vorhanden sind. Dagegen
müssen die Explosive „d“, „t“ in „Rades“ – „Rates“ wegen vorhandenen
Unterschiede als Realisationen von zwei verschiedenen Phonemen betrachtet
werden.
3) Bei der Behandlung des Phonem-Varianten-Problems hat Ščerba
verschiedentlich auf den Einfluss der Lautumgebung Bezug genommen und dabei
starke und schwache Positionen für das Auftreten der Phoneme unterschieden.
Eine starke Position ist nach Ščerba diejenige, in der die Phoneme am
wenigsten von der Umgebung abhängen. Später bezeichnet er diese von der
Lautumgebung maximal unabhängige Variante als Grundvariante (oder typische
Variante). Z. B. die deutschen langen Vokale haben ihre starke Position in einer
betonten Silbe: baden; weben. Im Russischen klingen die Vokalphoneme der
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mittleren und hinteren Reihe am deutlichsten, wenn sie in einer betonten Silbe in
der Umgebung von nicht palatalisierten Konsonanten stehen: тут, столы, он.
Awanjesow geht vom Gedanken aus, dass Phoneme in schwachen Positionen
nicht im gleichen Maße distinktiv fungieren wie Phoneme in starken Positionen.
Daraus folgert Awanjesow, dass zwischen starken Phonemen mit maximaler
distinktiver Funktion in starker Position und schwachen Phonemen mit geringerer
funktioneller Belastbarkeit in schwachen Positionen unterschieden werden muss.
Diese Unterscheidung soll vor allem erklären, weshalb in schwachen Positionen
Varianten auftreten können, die zu mehr als einem Phonem zu zählen sind.
So hat [g] in starker Position (книга) die Variante [g], in schwacher Position
dagegen (книг, книги) die Varianten [k], [gh].

2.5. Der Phonembegriff


Die Phoneme gelten in den meisten Definitionen als kleinste Einheiten des
Sprachgebildes, die keine bedeutungstragende Funktion ausüben, wie die
Morpheme, dagegen eine distinktive (oder differenzierende). Man kann mit der
klassischen Phonologie darin übereinstimmen, dass es sich beim Phonem – zum
Unterschied vom Laut – um eine Einheit handelt, die durch distinktive Merkmale
(bzw. Eigenschaften) definiert ist.
Vgl. einige ähnliche Phomendefinitionen:
Trybetzkoy: „Das Phonem ist die Gesamtheit der phonologisch relevanten
Eigenschaften eines Lautgebildes“
Jakobson: „Phonem sei Bündel distinktiver Merkmale“.
Das Phonem stellt somit eine Menge distinktiver Merkmale dar, aus der
jedoch immer einige, manchmal nur eines im Fall der gegebenen Unterscheidung
zweier Zeichenkörper, tatsächlich eine distinktive Funktion ausüben.
z.B.: Bei spielen – spülen ist das distinktive Merkmal der Labialität wirksam
([i] – nicht labial; [y:] – labial). Die gemeinsamen Merkmale dieser Laute
wie + vokalisch, + vorn, + hoch, + gespannt, + lang bleiben hingegen unbeteiligt.
20

Die Varianten eines Phonems sind positionsbedingte Äußerungen eines


einheitlichen Sprachlautes mit differenzierender Funktion. Jede Variante ist
Vertreter eines Phonems. In starken Positionen haben alle Varianten eines
Phonems eine äquivalente Funktion und einheitliche physiologisch-akustische
Eigenschaften. Es gibt kein Phonem ohne starke Position. In schwachen Positionen
können die Varianten eines Phonems mit Varianten eines anderen Phonems
zusammenfallen, d.h. neutralisiert werden, wie z.B. das [d] im „Rad“ mit [t] im
„Rat“.
Die Selbständigkeit der Phoneme einer Sprache wird durch Oppositionspaare
bestimmt. So zeigt z.B. die Opposition Staat-Stadt, dass „Länge-Kürze“ im
Deutschen differenzierende Merkmale sind und deshalb [i:] – [ı] als selbständige
Sprachlaute mit differenzierenden Funktion, d.h. als Phoneme gelten. Das
Phoneminventar einer Sprache wird auf Grund der Analyse des Lautbestandes in
ihrer starken Position bestimmt.

2.6. Die Segmentierung und Identifizierung


Segmentierung und Identifizierung sind zwei wichtige einander bedingende
Arbeitsgänge, mit deren Hilfe die kleinsten distinktiven Segmente gefunden
werden.
Der Segmentierung liegt die Methode der Kommutation (Austausch) bzw.
Substitution (Ersetzung) zugrunde.
Die Kommutation ist ein semantisches Verfahren. Bei diesem Verfahren
tauscht man auf der Ebene der Zeichenkörper einzelne Lautelemente gegen andere
aus und prüft dabei, ob diese Kommutation auf der Ebene der Zeicheninhalte zu
Veränderungen führt. Die Kommutation muss deshalb so lange fortgesetzt werden,
bis die kleinsten Segmente gefunden werden, deren Austausch noch
Veränderungen des Inhaltes hervorruft z.B.: werbautedassiebentorigetheben [wer
baute / einhaus; wer / pflügte].
Bei der Segmentierung dieser Äußerung spaltet man stufenweise
(konsequent) einen Teil von der Gesamtäußerung ab und ersetzt man den Restteil
21
durch beliebige Wortgruppen, Wörter, Morpheme u.s.w). Die Kommutation
(Austausch) muss also bis zu dem Punkt geführt werden, wo sich zwei
Lautstrukturen nur noch durch ein weiter zerlegbares distinktiv fungierendes
Segment unterscheiden und sich folglich als minimale Oppositionspaare
gegenüberstehen.
Durch die Zerlegung der phonetischen Substanz jeder dieser Segmente fand
Trubetzkoy die distinktiven Merkmale.
Die Identifizierung ermöglicht es, die phonologische Identität bzw.
Nichtidentität der ermittelten Segmente zu bestimmen, und zwar derjenige, die in
verschiedenen Positionen auftreten, (z.B.: prä-, inter- und postvokalisches [i]). Für
diese Identifizierung hat Trubetzkoy mehrere Regeln aufgestellt.
Er äußert sich u.a. über Segmente (Laute), die „genau in derselben lautlichen
Umgebung vorkommen“: Wenn sich zwei solche Segmente bei Kommutation als
wortunterscheidend erweisen, so sind es phonetische Realisationen zweier
verschiedener Phoneme „das trifft z.B.: für [p] und [b] zu wegen der
Wortunterschiedenheit von packen/backen)“
Wirken zwei Segmente dagegen nicht Wortunterscheidend, so sind es
fakultative phonetische Varianten eines einzigen Phonems“ (das trifft z.B.: für das
Zungenspitzen – [r] und das Zäpfchen – [R] zu wegen der Wortgleichheit von
[ro:t] und [Ro:t]).

2.7. Die Klassifizierung – Aufstellung von Phonem-Systemen


Die Klassifizierung zielt vor allem darauf ab, die Oppositionsbeziehungen
zwischen den gefundenen Phonemen zu untersuchen und auf der Grundlage dieser
Bezeichnungen das Phonem-System aufzustellen. Die Oppositionsbeziehung
zwischen zwei Phonemen lässt sich nach Trubetzkoy dadurch erfassen, dass man
die für die beiden Phoneme ermittelten distinktiven Merkmale miteinander
vergleicht und je nach dem Grad an Gemeinsamkeit bzw. Unterschiedlichkeit die
Art der Opposition feststellt. Trubetzkoy unterscheidet mehrere Oppositionsarten,
von denen hier lediglich folgende angeführt werden:
22

1) eindimensionale (bilaterale) Oppositionen


In diesen Oppositionen kommen die distinktiven Merkmale, die beide
betroffenen Phoneme gemeinsam haben nur diesen Phonemen zu.
z. B. Nur [t]-[d] haben die Merkmale „dental“ und „Verschluss“ in den
Worten Tank – Dank
2) mehrdimensionale (multilaterale) Oppositionen.
In diesen Oppositionen kommen die distinktiven Merkmale, die beide
betroffenen Phoneme gemeinsam haben, auch anderen Phonemen zu.
z.B.: [b] – [d]. Ihr gemeinsames Merkmal „Lenis-Verschluss“ trifft auch für
[g] zu: Born – Dorn; Daumen – Gaumen
3) proportionale Opposition
Eine Opposition heißt proportional, wenn das Verhältnis zwischen beiden
betroffenen Phonemen mit dem Verhältnis zwischen zwei anderen Phonemen
(Phonempaaren) identisch ist.
z.B.: [p] – [b]. Alle drei Paare sind durch den [t] – [d] Unterschied zwischen
„fortis“ (stark) [k] – [g] „lenis“ (schwach) gekennzeichnet
4) isolierte Opposition
Eine Opposition heißt isoliert, wenn das Verhältnis zwischen den beiden
betroffenen Phonem in keinem Phonempaar wiederkehrt.
z.B.: [l] – [∫]. Es gibt im Deutschen kein Phonempaar, das sich auf die gleiche
Weise unterscheidet. Eine ähnliche Opposition besteht nach der Meinung von
Reformazkij zwischen [ц] – [ч].
5) privative (ausschließende) Oppositionen
Eine privative Opposition zwischen zwei Phonemen besteht dann, wenn das
eine Phonem durch das Vorhandensein, das andere Phonem durch das
Nichtvorhandensein eines distinktiven Merkmals charakterisiert ist.
z.B.: [n] – [d], wo [n] nasaliert ist, dagegen [d] ist nichtnasaliert; [n] wird
daher merkmaltragend, [d] als merkmallos bezeichnet. Vgl. Name – Dame
6) äquipolente (gleichberechtigte) Opposition. Diese Opposition besteht
zwischen zwei Phonemen dann, wenn beide logisch gleichberechtigt sind, wenn
23
die sie unterscheidenden Merkmale weder als zwei Stufen einer Eigenschaft noch
als das Vorhandensein bzw. Nichtvorhandensein eines Merkmals gewertet werden
können.
z.B.: [p] – [t] Mappe – Matte
Die hier allein unterscheidende Artikulationsstelle („labial“ gegenüber
„dental“) ist als gleichberechtigt anzusehen.

Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle


1. Was ist die Phonetik?
2. Womit beschäftigt sich die Phonologie?
3. Wie verstand B. de Courtenay die Phonologie? Was sind nach seiner
Meinung die Bestandteile der Phonologie?
4. Wie definierte er das Phonem?
5. Wie fasste Trubetzkoy das Phonem auf?
6. Was versteht man unter der phonologischen Opposition?
7. Welches Merkmal wird als distinktiv und indistinktiv betrachtet?
24

3. DAS DEUTSCHE VOKALSYSTEM

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION


3.1. Systematisierung der deutschen Vokalphoneme. Darstellung des
deutschen Vokalsystems
3.2. Quantität und Qualität der Vokalphoneme
3.3. Distinktive Merkmale deutscher Phoneme

Schlüsselwörter: Vokalphonem, Vokalsystem, distinktives Merkmal,


Quantität, Qualität, phonologische Opposition

3.1. Systematisierung der deutschen Vokalphoneme. Darstellung des


deutschen Vokalsystems

In der Phonetik stehen die Vokale den Konsonanten gegenüber. Bei der Bildung
der Konsonanten stellen sich dem Luftstrom verschiedene Hindernisse in den Weg.
Die Konsonanten entstehen bei der Überwindung dieser Hindernisse, z.B.: [p], [b],
[f], [v]. Deshalb bezeichnet man die Konsonanten als „Hemmlaute“.
Und wie entstehen die Vokale? Trifft der Luftstrom bei der Vokalbildung ein
Hindernis? Vokale sind reine Stimmlaute. Bei ihrer Hervorbringung streift der
Luftstrom durch verschieden geformte Resonatoren der Rachen und Mundhöhle, ohne
auf ein Hindernis zu stoßen. Der Unterkiefer, die Lippen, die Zunge, das
Gaumensegel mit dem Zäpfchen können die Form und die Größe der Resonanzräume
modifizieren, was für die Vokalbildung wichtig ist.
Die Vokale unterscheiden sich voneinander durch die verschiedenen Stellungen
der Sprechorgane bei ihrer Bildung.
Also, das deutsche Vokalsystem ist ziemlich kompliziert. Es besteht aus 18
Phonemen, darunter 15 Vokale sind Monophtonge (d.h. Vokale mit stabiler
Artikulation) und 3 Diphtonge (d.h. Vokale mit gleitender Artikulation) (s. Abb. 1).
Nach der Zungenstellung teilt man die Vokale in folgende Gruppen ein:
25

i: у: u:

i γ υ
C e: ø: o: D

εε‫ ׃‬œ
ɔ

a a:

Abb. 1. Dreieck der deutschen Vokalphoneme (nach R.R.Kaspranskij 1976:30)


26

1) Vokale der vorderen Reihe, bei deren Aussprache die Zunge vorgeschoben
wird (dazu gehören: ([i:], [γ], [y:], [i], [e:], [ε:], [ø:], [oe])
2) Vokale der mittleren Reihe, bei deren Aussprache die Zunge flach im
Munde
liegt und nur ein wenig in ihrem mittleren Teil gehoben ist (dazu gehören [a], [a:])
3) Vokale der hinteren Reihe, bei deren Aussprache die Zunge nach hinten
geschoben wird (dazu gehören [u:], [v], [o:], [ɔ]
Nach dem Grad der Zungenhebung unterscheidet man:
1) die Vokale der tiefen (= niedrigen) Zungenhebung ([a:], [а])
2) die Vokale der mittleren Zungenhebung ([e:], [ε], [ε:], [ø], [æ], [o], [ɔ])
3) die Vokale der hohen Zungenhebung ( [і:], [i], [y:], [γ], [u:], [υ])
Nach der Lippenstellung unterscheidet man
1) labialisierte (runde, gerundete) Vokale, deren Artikulation durch
energische Rundung und Vorstülpen der Lippen gekennzeichnet wird. Dazu
gehören die Vokale der hinteren Reihe ([u:], [υ], [o:], [ɔ]) und ein Teil der Vokale
der vorderen Reihe ([y:], [γ], [ø:], [œ])
2) nicht labialisierte Vokale (nicht runde, ungerundete) ([a], [a:],
[ε],[ε:],[e:], [i], [i:]).
Nach der Vokaldauer (oder Quantität) zerfallen bekanntlich die deutschen
Vokale in
1) 8 lange Vokale ([i:], [y:], [e:], [ε:], [ø:], [a:], [o:], [u:])
2) 7 kurze Vokale ([i], [ γ], [œ], [ε], [a], [ɔ], [υ]
Die Vokaldauer (Quantität) ist im Deutschen mit der Qualität verbunden.
Lange Vokale sind geschlossen (ausgenommen) [a:], [e:]), kurze Vokale – offen.
Zwei Vokale [a:], [ε:] sind lang und offen. Die Vokale mit dem größten
Hebungsgrad der Zunge weisen zugleich die kleinste Öffnungsweite auf. Die
Öffnungsweite nimmt bis zu den [a]-Lauten zu, d.h. kurzes [i] -Phonem ist also in
Bezug auf langes [i:] offener; desgleichen [ε:] in Bezug auf [e:] usw. Zugleich wird
der jeweils geschlossenere Vokal mit höherer Spannung der Zunge gebildet, was
besonders deutlich zwischen [e:]-[ε] und [o:]-[ɔ] zu bemerken ist. Deshalb kann
27
der Eigenschaft „geschlossen“ auch die Eigenschaft „gespannt“ und der
Eigenschaft „offen“ die Eigenschaft „ungespannt“ zugeordnet werden.
Also, zu den gespannten (geschlossenen) Langvokalen gehören [i:], [e:], [u:], [o:],
[y:], [ø:], und zu den ungespannten (offenen ) Kurzvokalen – [i], [ɔ], [ν], [ε], [γ],
[œ].
Die Diphthonge passen nicht in das Schema der Monophthonge, weil die
Zungenlage bei ihrer Artikulation nicht konstant ist. So, z. B.: bei der Bildung des
Diphthongs [ae] gleitet die Zunge von einer mittleren [a]-Lage zu einer vorderen
[e]-Lage. Dabei kann keine strenge Grenze zwischen den Bestandteilen des
Diphthongs gezogen werden.
Einige Phonetiker (G. Meinhold, E. Stock, O. Zacher) meinen, dass dieses
Vokaldreieck die realen phonetischen Verhältnisse nicht ganz genau, sondern
leicht vergröbert darstellt. Es stellt die eigentliche Zungenhebung bei der
Hervorbringung der Vokale nur schematisch und bei weitem nicht genau dar.
Darin fehlt auch der Murmelvokal [ə]. Genaue Messungen an Röntgenaufnahmen
zeigen, dass die deutschen Vokale eher eine unregelmäßige Figur bilden, so etwa
ein Viereck (Vokaltrapez) (s.  Abb. 2).

3.2. Quantität und Qualität der Vokalphoneme


Die phonologische Bewertung von Quantität und Qualität der deutschen
Vokale ist strittig. Es gibt Fälle, in denen die Quantität (Vokaldauer) den Vorrang
hat, jedoch besitzt auch die Qualität distinktive Funktion. Bekanntlich
unterscheidet man im deutschen Vokalsystem nach dem Qualitätsmerkmal
gespannte und ungespannte Vokale. Gespannte Vokale werden mit höherem
artikulatorischen Spannungsgrad der Sprechorgane gebildet, als die ungespannten
Vokale. Zu den gespannten Vokalen gehören [i:], [e:], [o:], [u:], [y:], [ø:], zu den
ungespannten Vokalen – [i], [ɔ], [υ], [ε], [γ].
28

ø:
ε
ɔ
ε: œ

Abb. 2 Vokaltrapez der deutschen Monophthonge


29
Dem qualitativen Unterschied zwischen den gespannten und ungespannten
Vokalen entspricht ein quantitativer Unterschied. Die gespannten Vokale sind im
allgemeinen Langvokale; Ausnahme macht der ungespannte Langvokale [ε:].
Deshalb ist bei der Distinktion [ε:] – [e:] die Quantität (Vokaldauer) irrelevant, die
Qualität aber, also der Unterschied zwischen gespannt und ungespannt,
relevant,vgl.: Ehre – Ähre; gebe – gäbe.
Andererseits wird die Distinktion zwischen dem ungespannten Kurzvokal [ε]
und dem ungespannten Langvokal [ε:] bei qualitativer Identität durch die
verschiedenen Quantität gewährleistet, vgl.: stellen – stählen.
Distinktiv wirkt auch die Quantität bei [a] – [a:], vgl.: Stadt – Staat/.
Allerdings ist die Quantität der Langvokale nicht in allen Fällen im Deutschen
stabil. In unbetonten Silben besteht die Tendenz zur Kürzung. Andererseits
kommt es in Ausnahmefällen vor, dass Kurzvokale unter Akzent gedehnt werden.
So, kann überrascht der Mensch das Fragewort „was?“ ausgedehnt aussprechen,
so etwa „w-a-a-a-s?“/. Außerdem gibt es Vokalpositionen, die zur Längung des
Kurzvokals disponieren / z.B.: vor [r] im Silbenauslaut wie in stark, Berg, borgt/.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass im Deutschen die phonologische
Relevanz der Quantität klar ersichtlich ist; der Qualitätsunterschied jedoch zu
mindestens für die Opposition [e: ]- [ε:] seine Bedeutung behält. Demzufolge ist
das Merkmal „gespannt/ungespannt“ zusammen mit „lang/kurz“ im Inventar der
distinktiven Merkmale enthalten.

3.3. Distinktive Merkmale deutscher Phoneme


Bekanntlich hat Trubetzkoy in die Lautbetrachtung die Oppositionstheorie
eingeführt. Er schrieb: „Schallgegensätze, die in der betreffenden Sprache die
intellektuelle Bedeutung zweier Wörter differenzieren können, nennen wir
phonologische Oppositionen“. Russisch heißt das so: „Звуковые
противоположения, которые могут дифференцировать значения двух слов
данного языка, мы называем фонологическими оппозициями“) („Grundzüge
der Phonologie“, Moskau, 1960, S. 38). So bilden z.B. [o:] und [i:] eine
30

phonologische Opposition, weil sie im Deutschen bedeutungsunterscheidend


wirken. Vgl. Rose – Riese.
Danach konnte Trubetzkoy bestimmen, dass ein Merkmal distinktiv ist, wenn
es einem anderen Merkmal gegenübergestellt wird und mit diesem eine
phonologische Opposition bildet.
Die Versuche, ein für alle Sprachen der Erde ausreichendes Inventar von
distinktiven Merkmalen aufzustellen, haben bisher nicht zu endgültigem Resultat
geführt.
Strittig ist bis heute, ob man ein grundsätzlich von akustischen Ermittlungen
abgebildetes Merkmalinventar wählte oder ein Inventar, das auf den
artikulatorischen Kennzeichnungen der Lautproduktion beruht oder schließlich
auch eine Mischung aus beiden Möglichkeiten. Viele Phonetiker, darunter
Meinhold, Stock, Sinder, Zacher, Kaspranskij neigen sich zu einem gemischten
Merkmalinventar.
O. Zacher unterscheidet im deutschen Vokalismus 5 phonologisch
wesentliche Merkmale. Das sind:
1) lang/kurz
Dieses quantitative Merkmal dient zur Distinktion von [a] -[a:] (vgl.: Stadt-
Staat) und [ε]- [ε:] (vgl.: stellen-stählen).
Es wurde oben schon unterstrichen, dass dieses Merkmal mit dem Merkmal
„gespannt“ (bzw. geschlossen) und „ungespannt“ (bzw. offen) korrespondiert und
somit das zweite phonologisch wesentliche Merkmal bildet.
2) geschlossen lang/offen kurz
Durch dieses Merkmal sind 6 Oppositionspaare differenziert z.B.: (das) Mus
[mu:s] – muss [mυs]
3) Das nächste phonologisch wesentliche Merkmal „gerundet – ungerundet“
drückt Labialität / Nichtlabialität einiger Vokale aus. Es dient zur Unterscheidung
der Glieder der Oppositionspaare wie z.B.: lesen-lösen
4) Durch das Merkmal „gleitend/nicht gleitend“ können voneinander
Diphthonge und ähnlich klingende Monophthonge unterschieden werden, vgl.:
31
kein – Kahn Beute – Boote
5) kompakt/diffus
Die vokalischen Oppositionspaare entstehen hier durch verschiedene
Resonanzräume (oder Resonatoren). Die Resonanzräume können von 3 Arten sein:
a) der vordere Mundraum; b) der hintere Mundraum zusammen mit dem
Rachenraum; c) die Vereinigung der beiden ersten. Diese Resonanzräume besitzen
verschiedene Eigentöne. Das Merkmal kompakt/diffus ist besonders merkbar bei
den Oppositionspaaren [a:]-[i:] und [a]- [i]. Das Merkmal kompakt entsteht
dadurch, dass die Eigentöne eines Vokals eng (kompakt) beieinander liegen. Z.B.
beim Langvokal [a:] liegen drei Eigentöne nicht weit voneinander, vgl.: a) 600-800
Hz; b) 960-1200 Hz; c) 1792-2012 Hz. Dagegen gibt es einen großen Unterschied
zwischen den Eigentönen des diffusen deutschen [i:], vgl.: a) 220-360; b) 1100-
1320; c) 3040-3400 Hz.
Wenn man für die Vokalphoneme des weiteren voraussetzt, dass die
Kennzeichnung [+] das Vorhandensein des betreffenden Merkmals für dieses
Phonem bedeutet und die Kennzeichnung [-] dagegen das Nichtvorhandensein, so
reicht die weiter angegebene Merkmalsmatrix aus (s. Tabelle 1).
32

Tabelle 1. Merkmalsmatrix der deutschen Vokalphoneme

Phoneme а: a i: i e: ε ε: y: γ ø: œ u: u o:
distinktive ә

Merkmale
hoch – – + + – – – + + – – + + – –
niedrig + + – – – – – – – – – – – – –
vorn – – + + + + + + + + + – – – –
hinten – – – – – – – – – – – + + + +
rund – – – – – – – + + + + + + + +
gespannt 0 0 + – + – – + – + – + – + –
lang + – + – + – + + – + – + – + –

0 – das Merkmal kommt für dieses Phonem nicht in Frage


33

Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle


1. Wie viele Vokale gibt es in der deutschen Sprache?
2. Nach welchen Merkmalen werden die deutschen Vokale klassifiziert?
3. Welche Merkmale erweisen sich im deutschen Vokalsystem als
phonologisch wesentliche?
4. Welche Lauteigenschaften wirken in den nachstehenden Oppositionspaaren
differenzierend?
Tier – Teer Stiel – Stuhl
Biene – Bühne spülen – spulen
quellen – quälen Miete – Mitte
kaum – kam Beet – Bett
5. In welchen Fällen ist die Quantität der Langvokale im Deutschen nicht
stabil? Führen Sie die Beispiele an.
6. Charakterisieren Sie anhand der Tabelle 1 die distinktiven Merkmale

folgender deutscher Vokalphoneme: [i:], [a], [e:], [y:], [ɛ], [ø:].


34

4. STRITTIGE FRAGEN IM DEUTSCHEN VOKALISMUS.


KONTRASTIVE CHARAKTERISTIK DER DEUTSCHEN VOKALE

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION


4.1. Strittige Fragen im System der deutschen Vokalphoneme
4.2. Das deutsche Vokalsystem im Vergleich zum russischen
Vokalsystem
4.3. Das Problem der Interferenz von Vokalphonemen des Deutschen
und Russischen
4.4. Das deutsche Vokalsystem im Vergleich zum englischen
Vokalsystem

Schlüsselwörter: Interferenz, Diphthong, Monophthong, Murmelvokal

4.1. Strittige Fragen im System der deutschen Vokalphoneme


Zu den strittigen Fragen im deutschen Vokalsystem gehört das Problem der
Diphthonge. Das Wort „Diphthong“ stammt aus den griechischen Wörtern di(s)
doppelt (двойной) und phtongos (звук) und bedeutet also doppelter Laut
(двоезвучие).
Die Diphthonge werden gewöhnlich als eine einsilbige Verbindung zweier
Vokale, und zwar zweier kurzer Vokale betrachtet, so Rjeformazkij, Sievers,
Sweet u.a. Im Deutschen betrifft es die Vokalverbindungen ei (Reis), eu (Reuße
„Russe“), au (raus), seltener ui (pfui!).
In der Phonologie geht der Meinungsstreit darum, ob die Diphthonge als ein
Phonem (Monophonem) oder als zwei Phoneme (Biphonem) aufzufassen sind.
Trubetzkoj nannte in der Arbeit „Grundzüge der Phonologie solche
Bedingungen für die monophonematische Wertung einer Lautverbindung“:
1) die betreffenden Allophone (das heißt ei, eu, au) müssen innerhalb einer
Silbe auftreten, z.B.: in den Wörtern schreiben, heute brauchen sind die
Vokalverbindungen als Monophonemе zu betrachten, weil die Silbengrenze nach
35
den Lautverbindungen [ei], [eu], [au] folgt; dagegen die Verbindungen zweier
Vokale, wie sie in den Fremdwörtern Chaos, Aeroport, Matthäus vorliegen, sind
keine Monophoneme, weil die Silbengrenze zwischen den Vokalen liegt.
2) Die betreffenden Allophone werden durch eine einheitliche
Artikulationsbewegung erzeugt.
3) Ihre Dauer übersteigt nicht die Dauer anderer Phoneme, die in der
betreffenden Sprache vorkommen.
Also, die deutschen Diphthonge scheinen diese drei Bedingungen zu erfüllen;
ihre Dauer entspricht etwa der eines Langvokals. O. Zacher vertritt eine gleiche
Meinung, indem er schreibt „Unter Diphthong verstehen wir einen langen Vokal
mit gleitender Artikulation“ („Deutsche Phonetik“, S. 76).
Monophonematisch fassen die Diphthonge auch Sinder, Kosmin,
Bogomasowa, Hizko auf. Der phonematische Wert der deutschen Diphthonge lässt
sich nach der Meinung von Kosmin, Bogomasowa, Hizko auch damit begründen,
dass sie sowohl mit den langen Vokalen, als auch untereinander phonologische
Oppositionen bilden können, vgl.:
(1) meinen – mahnen (2) saugen – sagen
(3) Beute – Boote (4) Feier – Feuer
(5) schauen – scheuen
Einige Phonetiker (Werner) nennen als Argumente für eine
monophonematische Bewertung der Diphthonge auch folgendes:
a) die große Variabilität des zweiten Diphthongvokals, z.B. beim „ei“ variiert
der zweite Vokal zwischen [ε] und [i], bei „eu“ – zwischen [y:] und [i:];
b) Nebeneinander von Monophthongen und Diphthongen im Verbstamm
(laufen – lief, leiden – litt).
Die wissenschaftliche Diskussion aber geht in der letzten Zeit mehr in die
Richtung einer biphonematischen Wertung. So interpretieren die deutschen
Phonologen Meinhold Stock die Diphthonge biphonematisch. Sie fassen die
zweiten Diphthongvokale als Realisationen der Phoneme [i] bei „ei“, also [ai]
(leiden); [υ] bei „au“, also [au] (laufen), [γ] bei „eu“, „au“ (träumen) auf.
36

Ein besonders wichtiges Argument für die biphonematische Auffassung der


Diphthonge sollten nach ihrer Meinung jene Minimalpaare sein, in denen der
zweite Diphthongvokal zu einem Konsonanten, meistens zu Sonoren [l], [r], [n],
[m] in Opposition steht. Vgl. : kaute – kannte.
Umstritten ist auch die phonologische Bewertung des Murmelvokals [ə] in
den Neben– und Endsilben (в аффиксах и окончаниях). Allgemein wird ein
Sonderstatus des [ə] anerkannt.
1) Einzelne Phonetiker (Maulton) halten den Murmelvokal [ə] für
positionsbedingtes [e]-Allophon, z.B.: in den Wörtern es, Tenor können neben den
orthoepisch vollen Formen [´εs], [tε´no:r] die reduzierten Formen [əs] [təno:´r]
auftreten.
2) Andere Sprachforscher (Meinhold, Stock) unterstreichen, dass [ə]
gegenüber volltonigen, sogar langen bzw. halblangen Vokalen ganze Serien von
Minimalpaaren bilden kann, und somit als Vokalphonem auftritt. Vgl.:
[a:] – [ə].
Weida [vaida:] <Ortsname> – Weide [vaidə ] <Baumart>
Roda [ro:da:] <Spanische Stadt> – Rode [ro:də] <sdd. Gerichtskreis>
Polo [po:lo] – Pole [po:lə]
[ i:] – [ə]
Juli – Jule
Relevant für den Auslaut erkennen einige Phonetiker (Philipp) die Opposition
[ə] – Null an. Vgl.: Bote – Boot; Kohle – Kohl
3) O. Zacher meint, dass der Murmelvokal als Schattierung (positionell-
kombinatorische Variante) zweier Phoneme aufzulassen ist, nämlich des kurzen
offenen Phonems [ε] und des langen geschlossenen Phonems [e:]. Dabei erscheint
das reduzierte [ə] in den unbetonten geschlossenen Silben als eine Schattierung des
offenen kurzen Phonems [ε:]; in den unbetonten offenen Silben wird das reduzierte
[ə] als eine halblange Schattierung [ə.] des Phonems [e:] ausgesprochen. Z.B.:
schönes Mädchen (Schattierung des offenen kurzen [ε.]), gute Stube (halblange
Schattierung [ε ] des Phonems [e:])
37
4.2. Das deutsche Vokalsystem im Vergleich zum russischen Vokalsystem

Das deutsche Vokalsystem weist beträchtliche Unterschiede zum russischen


Vokalismus auf. Beide Vokalsysteme unterscheiden sich voneinander durch den
Vokalbestand, die Anzahl der distinktiven Merkmal und ihrer Oppositionspaare.
Im Unterschied zum deutschen Vokalsystem gibt es im Russischen 5
Vokalphoneme (gegen 15 im Deutschen). Das sind [u], [э], [y], [o], [a]. Diese 5
Vokalphoneme bilden 10 Оppositionspaare (gegen 17 bzw. 39 Oppositionspaare
im Deutschen:
а–о а–э о–э у–э э–и
а–у а–u о–u у–и
Für die Distinktion von 5 Vokalphonemen bedient sich russische Sprache
dreier distinktiver Merkmale:
1) der Grad der Zungenhebung;
2) die Zungenstellung;
3) die Lippenstellung.
Nach den Auffassungen von R.I. Awanjesow hängen die Zungenstellungen
der russischen Vokale von der Qualität der nachbarlichen Konsonanten ab, und
können somit selbständig nicht distinktiv wirken.
Nach dem Hebungsgrad der Zunge unterscheidet man zwischen den Vokalen
der hohen Zungenhebung (u, y), den Vokalen der mittleren Zungenhebung (э,o),
und dem Vokal tiefer Zungenhebung (a).
Für die Vokale der hohen und mittleren Zungenhebung ist die
Lippenartikulation relevant (distinktiv).
[у], [o] – sind labialisierte Vokale; [u], [э], [а] hingegen – nicht labialisierte
Vokale.
Nach der Zungenstellung unterscheidet man die Vokale der vorderen Reihe
(и, э) und die Vokale der hinteren Reihe (о, у, а).
Im Russischen gibt es keine phonologischen Wortoppositionen, die auf
unterschiedlicher Vokaldauer bauen (also, kein Quantitätsmerkmal).
38

4.3. Das Problem der Interferenz von Vokalphonemen des Deutschen und
Russischen

Werden die Wörter aus einer Sprache ins Deutsche übernommen, so bleiben
sie meistens nicht in der originalen, phonetischen Gestalt erhalten, sondern werden
mehr oder weniger stark an die deutsche Lautung angeglichen. Fremde Phonem-
Realisationen können durch ähnliche deutsche ersetzt werden.
Man muss dabei folgende Besonderheiten der russischen Vokalphonem-
Realisationen berücksichtigen:
1) Russisches [а] wird weiter vorn, also heller realisiert als deutsches [a];
2) russisches [и] wird weniger hoch realisiert als deutsches [i:];
3) ebenso russisches [и] wird weniger hoch realisiert als deutsches [u:];
4) [э], [o] werden im Russischen geringfügig höher realisiert als im
Deutschen.
Außerdem fehlen im Russischen die Vokale [e:], [ø: ] [у:]
Die Unterscheidung zwischen Länge und Kürze fehlt im Russischen oder sie
ist irrelevant. Akzentuierte Vokale werden im Russischen sehr oft als Langvokale
realisiert, Z.B.: Lenin, Kalinin. Russisches [ы] hat im Deutschen keine
Entsprechung. Nichtakzentuiertes russisches [ы] substituiert durch deutsches
kurzes [γ] (Krylow), und akzentuiertes [ы] – durch langes [у:] (Krymow).
4.4. Das deutsche Vokalsystem im Vergleich zum englischen Vokalsystem
Das englische Vokalsystem besteht nach der Meinung von Leontjewa S.F. aus
21 Vokalphonemen, darunter aus 10 Monophtongen (ı e æ a: o: ɔ υ ʌ ǝ: ǝ),
9 Diphtongen (ei, ai, ɔi, iǝ, ɛǝ, ɔǝ, υǝ, aυ, ɔυ) und 2 Diphtongoiden (i:, u:).
Die Klassifikation der englischen Vokale erfolgt unter der Berücksichtigung
folgender Merkmale (M.A.Sokolowa, K.P.Gintowt, I.S.Tichonowa 1991:65-73)
(s. Abb.1):
39

A
i: i υ u:

e
C D
æ ʌ a:

ɔ ɔ:
ɒ

ǝ ɜ:

Abb. 1. Dreieck der englischen Vokalphoneme


40

1. Die Zungenstellung. Dabei unterscheidet 5 Gruppen der Vokalphoneme:


a) vordere Vokale (engl. front) (i: e ei æ ɛ (ǝ)),
b) vordere zurückgeschobene Vokale (engl. front-rectracted) (ı, ı (ǝ)),
c) mittlere Vokale (engl. central) (ʌ ɜ: ǝ ɜ(υ) ɛ (υ)),

d) hintere Vokale (engl. back) (ɒ ɔ: u: a:),


e) hintere vorgerückte Vokale (υ υ(ǝ)).

2. Die Zungenhebung
Die Britische Phonologische Schule unterscheidet hier drei Gruppen von
Vokalen (high, mid, low), während unsere Phonetiker diese drei Gruppen in je zwei
Untergruppen weiter zerfallen lassen:
a) hohe Vokale (engl. high, close), darunter hohe geschlossene (i: u:) und hohe

offene (ı υ ı(ǝ), υ(ǝ));

b) mittlere Vokale (engl. mid), darunter mittlere geschlossene (e ɜ: a e (i), ɜ(υ))


und mittlere offene Vokale (ǝ a);
c) tiefe (engl. low, open), darunter tiefe geschlossene (ɛ(ǝ) ɔ: ɔ(i)) und tiefe

offene (æ a(i, υ) ɒ a: ).

3. Die Lippenstellung. Dieses Merkmal wird von M.A.Sokolova, K.P.Gintowt,


I.S.Tichonowa, R.M.Tichonowa als phonologisch irrelevante Eigenschaft angesehen,
da im Englischen dadurch nur zwei Wörter unterschieden werden, die entsprechend
ungerundetes [ɔ] und gerundetes [ɔ:] enthalten, vgl.: don – dawn, pot – port.
4. Die Vokaldauer. Nach diesem Merkmal unterscheidet man zwischen den
langen und kurzen Vokalen. Im Englischen gibt es 13 Langvokale, darunter 5 echte

Langvokale (i: a: ɔ: u: ɜ:) und den Rest bilden gleitende Langvokale (ei, ai, ɜυ aυ ɒυ

ɛǝ υǝ). Zu den Kurzvokalen gehören 7 Laute (ı, e, æ, υ, ʌ, ɔ, ǝ).

Als phonologisch wesentliche Merkmale erweisen sich im englischen


Vokalsystem folgende Eigenschaften (s. Tabelle 1):
41

Tabelle 1. Merkmalsmatrix der englischen Vokalphoneme

Phoneme

dis-
а: i: i e ǝ u: ɔ æ
ɜ: ɒ ɔ:
tinkti- υ
ve ^
Merk-
male

hoch – – + + – – – – + + – – –
mittelhoch – + – – + + – + – – – – –
tief + – – – – – + – – – + – +
vorn – – + + + – – – – – – – +
zentral – + – – – + – + – – – – –
hinten + - – – – – + – + + + + –
rund – – – – – – – – – – + – –
lang + – + – – + – – + – + – –
+ Vorhandensein des Merkmals – Nichtvorhandensein des Merkmals
42

1. Die Zungenstellung, wodurch im Englischen folgende Vokalphoneme


einander gegenüberstehen:
a) zwei vordere Vokale [æ], [e] – gemischter Vokal [ǝ:], vgl.:
cab „Droschke“ – curb „Kinnkette“
bed „Bett“ – bird “Vogel”
b) drei hintere Vokale [υ], [a:], [ɔ:] – gemischter Vokal [ǝ:], vgl.:

pull “Zug” – purl “Golddraht”


cart “Wagen” – curt “kurz”
call “rufen” – curl “sich kräuseln”
2. Durch die Zungenhebung und den Charakter des Vokalauslautes (Qualität)
lassen sich folgende Vokalphoneme differenzieren:
a) hohe geschlossene [ı] [υ] [i:] – mittleres offenes [ǝ:], vgl.:

bid „Angebot“ – bird „Vogel“


put „setzen“ – port „Hafen“
week „Woche“ – work „Arbeit“
b) tiefe offene [æ] [a:] [ɔ:] – mittleres offenes [ǝ:], vgl.:
lack “Mangel, ermangeln” – lurk “lauern”
bard “Sänger” – bird “Vogel”
call “rufen” – curl “sich kräuseln”
3. Distinktiv wirkt im englischen Vokalismus die Vokaldauer (Quantität):
[i:] – [ı] beet „Rübe“ – bit „Stückchen“

[a:] – [a] art „Kunst“ – bud „Knospe“


4. Durch die Artikulationstabilität werden einander Monoptonge und
Diphtonge gegenübergestellt:
a) Monophtonge [i], [e], [ǝ] – Diphtonge [ei], [ıǝ], [ɛǝ], [ɔυ], vgl.:

bit “Stückchen” – bait “Köder”


bid “Angebot” – beard „Bart“
dead “tot” – dared “dürfen”
43
cot “Hängematte” – coat “Rock, Mantel”
b) Diphtonge [aı], [ei], [ıǝ], [ɔυ], [ɛǝ] – Diphtongoide [i:], [u:], vgl.:

bait “Köder” – beet “Rübe”


raid “feindlicher Überfall” – rude „roh“

Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle


1. Welche gemeinsamen bzw. unterschiedlichen Klassifizierungsmerkmale
liegen den Vokalsystemen des Deutschen und Russischen zugrunde?
2. Welche Lauteigenschaften gelten im Deutschen und Russischen als
phonologisch wesentliche Merkmale? Welche davon fallen in beiden Sprachen
zusammen?
3. Wie viel Monophthonge und Diphthonge gibt es im Deutschen und
Russischen ? Nennen Sie sie!
4. Beschreiben Sie russische Vokale [и], [a], [у], [э], [о].
5. Welche Merkmale der deutschen Vokalphoneme erweisen sich indistinktiv
für die russische Sprache ?
6. Warum ist die Zahl der russischen Vokalphoneme und ihrer
phonologischen Oppositionen geringer als die der deutschen?
7. Charakterisieren Sie die distinktiven Merkmale englischer Vokalphoneme
[i:], [a], [e:], [æ].
44

5. DAS DEUTSCHE KONSONANTENSYSTEM

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION:


5.1. Systematisierung der deutschen Konsonanten. Darstellung des
deutschen Konsonantensystems
5.2. Distinktive Merkmale des deutschen Konsonantensystems
5.3. Strittige Fragen im System der deutschen Konsonantenphoneme

Schlüsselwörter: Lokalisierungseigenschaft, Überwindungseigenschaft,


Resonanzeigenschaft, Lokalisierungsreihe, Verschlussbildung.

5.1. Systematisierung der deutschen Konsonanten. Darstellung des


deutschen Konsonantensystems

Trybetzkoy hat bei der Aufstellung von Konsonantensystemen in der Arbeit


„Grundzüge der Phonologie“ drei Arten der distinktiven Eigenschaften (oder
Merkmale) genutzt, und zwar:
1) Lokalisierungseigenschaften (локальные признаки);
2) Überwindungseigenschaften (признаки способа преодоления преграды);
3) Resonanzeigenschaften (резонансные признаки).
Die Lokalisierungseigenschaften sind in jeder Sprache phonologisch relevant.
Phoneme mit der gleichen distinktiven Lokalisierungseigenschaft bezeichnet
Trubetzkoy als Lokalisierungsreihe. Zu den wichtigsten Lokalisierungsreihen, die
in fast allen Sprachen der Welt vorkommen, zählt Trubetzkoy die der Labialen, der
Apikalen, der Sibilanten und der Gutturalen. Diese Reihen werden in einzelnen
Sprachen weiter gespaltet.
Hinsichtlich der Überwindungseigenschaft unterscheidet Trubetzkoy
zwischen drei Hindernisstufen:
1) der Verschlussbildung (bei den Explosiven oder Sprenglauten p, b, t, d,
k, g);
45
2) den Sonorlauten (l, uvulares R; Vorderzungenlaut r).
Zwischen diesen Hindernisstufen können eindimensionale Oppositionen
existieren (z.B. zwischen Explosiven und Frikativen, zwischen Explosiven und
Sonoren).
Korrelationen sind nicht nur zwischen den Hindernisstufen, sondern auch
innerhalb jeder einzelnen Stufe möglich.
Im Hinblick auf das Deutsche sind zwei Korrelationsarten von Wichtigkeiten,
und zwar:
1) die Stimmbeteiligungskorrelation (= корреляция звонкости) (d.h. der
Gegensatz zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten);
2) die Spannungskorrelation (= корреляция напряжённости) (d.h. der
Gegensatz zwischen Fortes und Lenes = zwischen den Geräuschlauten, die mit
größerer bzw. geringerer Muskelkraft und Intensivität gebildet werden: z.B. p – b,
t – d, k – g).
Die Resonanzeigenschaften schließlich werden von Trubetzkoy durch den
Gegensatz zwischen nasalen und oralen Konsonanten geprägt.
Nach den angegebenen Klassifizierungsmöglichkeiten ist das erste System
der Konsonantenphoneme des Deutschen im Jahre 1939 von Trubetzkoy
aufgestellt worden. Es hatte folgendes Bild:
v z
ç-x f s ʃ

p t k pf ts
b d g
m n ŋ

In diesem System symbolisiert die Anordnung der parallelen Reihen die


Oppositionsbeziehungen zwischen den einzelnen Phonemen. Die Affrikaten [pf],
[ts] als Verschmelzung von Explosiven und Frikativen nehmen in diesem Schema
eine Sonderstellung ein. Außerdem erscheinen hier die Phoneme [l], [r], [h] nicht,
und das Phonem [∫] hat eine isolierte Stellung.
46

Das System Trubetzkoys ist dann mehrfach verändert worden. Im Einzelnen


hängt die Form des Systems natürlich von den Lösungen ab, die der jeweilige
Autor als Ergebnis seiner phonologischen Analyse vorschlägt. Somit unterscheiden
sich z.B. die Systeme der Konsonanten bei O. Zacher und G. Meinhold und Stock
(25 Konsonanten gegen 21).
Die deutschen Konsonanten lassen sich in erster Linie nach folgenden
physiologischen Merkmalen gliedern:
1) nach der Art der Bildung;
2) nach dem aktiven (artikulierenden) Organ (siehe Tabelle 1).
G. Meinhold und E. Stock schließen die Affrikaten [pf], [ts], [t∫] von dem
System der Konsonantenphoneme aus.
Die deutschen Konsonanten unterscheidet man noch nach der Beteiligung der
Stimmbänder. Nach diesem Merkmal werden die Konsonanten in stimmhafte und
stimmlose eingeteilt. Stimmhafte Konsonanten entstehen, wenn die Stimmbänder
einen Stimmton erzeugen, der sich mit einem Geräusch verbindet. Darunter
unterscheidet man noch sonore Konsonanten (Sonanten) (m, n, ŋ, r, R).
Tabelle 1
Die deutschen Konsonantenphoneme
Zahnlippenlau-te

Nach dem
lauteHinterzungen-
lauteMittelzungen-
Vordezungen-laute

Pharyngale Laute
aktiven Organ
Uvulare Laute
Lippenlaute (labial)

Nach der Art


GeräuschlauteSonanten

der Bildung
(dental)

Verschlusslaute p, b t, d k, s
Engelaute f, v s, z ç, ј х h
Affrikaten pf ts, t∫
Nasale m n ŋ
Seitenlaute l
Zitterlaute r R
47
Bei den Sonanten dominiert der Stimmton über das Geräusch. Die übrigen
Konsonanten sind stimmlos, also reine Geräuschlaute (p, t, k ,f, s, ∫, ç, x, h, pf, ts,
t∫).
Nach der Beteiligung der Nasenhöhle teilt man die Konsonanten in reine und
nasale ein. Reine Konsonanten entstehen, wenn das Gaumensegel gehoben ist und
den Nasenraum vom Mundraum abschließt. Der Luftstrom kann nur durch die
Mundhöhle entweichen. Bei der Artikulation der Nasenlaute ist das Gaumensegel
gesenkt und der Luftstrom passiert die Nasenhöhle (m, n, ŋ).

5.2. Distinktive Merkmale des deutschen Konsonantensystems


Die Form des deutschen Konsonantensystems sowie auch seine distinktiven
Merkmale hängen natürlich von den Ergebnissen der phonologischen Analyse
jedes Autors ab. G. Meinhold und E. Stock unterscheiden im deutschen
Konsonantensystem folgende distinktive Merkmale.
1) Artikulationsstelle. Danach werden die Phoneme mit dem Merkmal
[+ vorn] (das sind Lippenlaute: p, b, m; Zahnlippenlaute: f, v; Vorderzungenlaute:
t, d, s, z, n, k und [l]) den Phonemen mit dem Merkmal [+ hinten] (dazu gehören
Hinterzungenlaute k, g, ŋ, x, r) gegenübergestellt. Zwischen beiden gibt es eine
dritte Gruppe mit den Merkmalen [- vorn], [- hinten] (dazu gehören
Mittelzungenlaute: ç, j). In diesen Gruppen ist das [h] nicht enthalten, das als
pharyngaler Laut, d.h. als im hinteren/mittleren Abschnitt des Rachens gebildeter
Laut, vor allem das Merkmal [+ frikativ] trägt.
2) „frikativ“. Diesem Merkmal liegt das Vorhandensein eines durch
artikulatorische Engebildung erzeugten Reibegeräusches zugrunde. Mit dem
Merkmal [+ frikativ] können die Frikative (= Engelaute: f, v, s, z, ƒ, ç-x, j, r, h)
von den Explosiven (= Verschlusslaute: p, b, t, d, k, g) abgegrenzt werden.
3) „obstruent“. Dieses Merkmal symbolisiert die Geräuschhaftigkeit der
Frikativen und Explosive.
48

Mit den Merkmalen [+ frikativ] und [obstruent] werden die Frikative


(= Engelaute) und Explosive (= Verschlusslaute) von den Nasalen (m, n, ŋ) und
vom [l] abgegrenzt.
4) Bei einigen Phonemen mit dem Merkmal [+ vorn] gibt es eine weitere
Untergliederung. Sie wird mit dem Merkmal „koronal“ erreicht. Dieses Merkmal
bezieht sich auf die Bildungsweise mit dem vorderen Zungenrand entweder an der
vorderen oder mittleren Zunge. Also, dieses Merkmal kommt nur den Phonemen
zu, bei deren Realisierung der Zungenrand aktiv beteiligt ist (t, d, n, l, s, z, ∫).
5) „nasal“. Das Merkmal der Nasalität bezieht sich nur auf die nasalen
Konsonantenphoneme [m, n, ŋ]. Die Nasale [m, n, ŋ] stehen in Opposition zu den
Nichtnasalen [b, d, g].
6) „fortis“. Das Merkmal [+fortis] drückt die starke Geräuschbildung der
Konsonantenphoneme aus; das Merkmal [-fortis] (=lenis) dagegen – die schwache
Geräuschbildung. Das Merkmal [+fortis] schließt die Eigenschaft [stimmlos] ein;
und [-fortis] – die Eigenschaft [stimmhaft]. Also, zu den Phonemen mit den
Merkmalen [+ fortis, stimmlos] gehören im Deutschen p, t, k, f, s, ç-x; die
Konsonantenphoneme b, d, g, v, z, j besitzen die Eigenschaften [-fortis,
stimmhaft].
Gemäß den genannten Korrelationen führen Meinhold und Stock zunächst die
eindimensionalen proportionalen und privativen Oppositionen an. Danach bringen
sie Beispiele für mehrdimensionale und isolierte Oppositionen. Insgesamt gibt es
in den Minimalpaarlisten von Meinhold und Stock 31 Oppositionen.

5.3. Strittige Fragen im System der deutschen Konsonantenphoneme


Bei der Behandlung des deutschen Konsonantensystems tritt eine Reihe von
Problemen auf. Diese Probleme betreffen die Affrikaten und die Konsonanten [ç],
[ŋ], [x], [h].
5.3.1 Die Affrikaten
49
Einige Phonetiker (Wängler; Viёtor) meinen, dass die Affrikate eine beliebige
Verbindung von Verschluß- und Engelaut darstellt und zählen zu den Affrikaten
nicht nur [pf], [ts], [t∫], sondern [kv], [ks], [ps] .
Andere Phonetiker (Forchhammer) verneinen überhaupt die Existens von den
Affrikaten im Deutschen.
Es gibt auch eine dritte Meinung, die die Affrikaten als enge Verbindungen
von Verschlusslauten mit homorganen Engelauten betrachtet, d.h. mit Engelauten,
die an derselben Stelle und mit denselben Sprechorganen gebildet werden. So
urteilen O. Zacher, L.R. Sinder, F. Nork. In diesem Fall spricht man von 3
Affrikaten im Deutschen: [pf], [ts], [t∫]. Bei O. Zacher sind die Engelaute [f], [s],
[∫] die Hauptelemente der Affrikaten, weil sich die Verschlusselemente [p], [t]
ihnen anpassen.
Strittig ist bei den Affrikaten auch ihre phonematische Wertung.
1) Einige Phonetiker sind der Meinung, dass die Affrikaten einphonemig
sind (Trubetzkoy, Essen; Zacher; Kaspranskij). Die Affrikaten seien einheitliche
Laute sowohl vom Standpunkt ihrer akustischen Eigenschaften als auch ihrer
Artikulation und ihres Verhaltens zur phonetischen Silbentrennung. In der
phonetischen Silbentrennung verhalten sich die Affrikaten wie einfache
Konsonanten (z.B.: hei-zen; Kar-pfen). Infolge der genannten materiellen
Eigenschaften der Affrikaten sind diese Laute auch einheitliche Phoneme, die den
anderen Konsonanten gegenüberstehen /wachen – watschen; heißen – heizen;
Posten – Pfosten;
2) Andere Sprachforscher (Meinhold, Stock) meinen, dass es sich hier um
die Zweiphonemigkeit handelt Sie bestreiten Trubetzkoys monophonematische
Wertung der Lautverbindungen [pf], [ts], [t∫] durch die
Kommunikationsmöglichkeiten ihrer Bestandteile, z.B.:
Topf – Torf Putz – Putsch
Pfahle – prahle Schutz – Schups
Die angeführten Paare zeigen, dass sowohl das erste als auch das zweite
Element von [pf] und [ts] austauschbar ist und distinktiv wirkt.
50

5.3.2 Der Konsonant [ŋ]


In der Reihe der Nasalkonsonanten unterscheidet sich das [ŋ] deutlich vom
[m] und [n] durch seine eingeschränkte Distribution. Es tritt nur nach kurzen
Vokalen und nur vor [k], [s], sowie in Fremdwörtern vor [g] auf (z.B.: Zank,
bangst, Tango).
a) Einige Phonetiker (Wurzel; Isačenko) halten das [ŋ] für eine
Phonemverbindung von /n +g/ und verweisen dabei auf die Parallelität der
Verbindungen /mb/, und /nd/, die ebenfalls im Anlaut nicht vorkommen.
Außerdem wird neben [laŋ] (lang) häufig auch [laŋk] gesprochen.
b) Gegen diese biphonematische Wertung vom [ŋ] sind Meinhold, Stock,
Morčiniec aufgetreten. Sie betrachten das [ŋ] als ein Phonem. Für sie ist [ŋ] durch
Kommutation weiter nicht segmentiert, und erweist sich in der Kommutation als
distinktiv, z.B.: bannen – bangen.
5.3.3 Die Konsonanten [ç], [x], [h]
Die Phonologische Wertung von [ç] und [x] ist umstritten und hängt von den
Festlegungen der Theorie ab.
Wenn man die phonologische Analyse innerhalb der Grenzen des Morphems
durchfährt, so sind [ç] und [x]einem Phonem zuzuschreiben.
Zieht man dagegen die Wörter heran, so finden sich Oppositionspaare wie
(das) Tauchen ‘росинка’ (← der Tau ‘роса’) – tauchen ‘окунать’ woraufhin [ç] –
und [x] – Laute als Realisierungen zweier Phoneme zu betrachten sind.
Bei vielen Phonetikern baut die Beschreibung dieser Phoneme auf dem
Morphen auf (Meinhold, Stock, Zacher, Merlinger, Gritschenko u.a.).
Ursprünglich bildeten [h], [ç] und [x] ein Phonem. [ç], [x] sind aus dem [h]
hervorgegangen, dabei ist [x] historisch älter als [ç], und [ç] wurde vom [x]
abgeleitet. Auch heute stehen sich diese drei Laute physiologisch-akustisch und
phonologisch sehr nahe (alle drei Laute sind Frikative/ = Engelaute).
Meinhold und Stock sprechen dabei von einem [ç-x] – Phonem. Im Morphem
ist [ç] beweglicher als das nur nach hinteren Vokalen mögliche [x]. [ç] kann außer
nach vorderen Vokalen auch nach (r, l, n) und im Suffix-chen auftreten,
51
z.B. : durch, Milch, manch, Tauchen. Dieser größeren Distribution wegen ist das
[ç] als Hauptallophon des Phonems [ç – x] anzusehen. Den [h]-Laut halten
Meinhold und Stock für ein selbständiges Phonem.
O. Zacher fasst [h], [ç], [x] als Varianten eines Phonems auf. Jeder Laut hat
seine besonderen Positionsbedingungen. Als Hauptvariante dieses Phonems gilt
der [h]- Laut, weil er seine starke Position hat. Der [x] – Laut und [ç] – Laut sind
positionsbedingt und kommen vorwiegend in schwachen Positionen.
Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle
1. Wie viele Konsonanten gibt es im Deutschen?
2. Welche relevanten Merkmale liegen den deutschen Konsonantenphonemen
zugrunde?
3. Wie betrachten verschiedene Phonologen das Konsonantenphonem [ŋ]?
Was ist für seine Distribution typisch?
4. Welche Meinungen äußern die Phonologen in Bezug auf [ç], [x], [h]?
5. Wie viele und welche Affrikaten unterscheiden verschiedene Phonologen
im Deutschen?
52

6. KONTRASTIVE CHARAKTERISTIK DER DEUTSCHEN


KONSONANTEN

SCHWERPUNKTE FÜR DIE DISKUSSION:


6.1. Die vergleichende Charakteristik der deutschen und russischen
Konsonantenphoneme
6.2. Das Problem der Interferenz von Konsonantenphonemen des
Deutschen und Russischen
6.2.1. Physiologische Merkmale des deutschen Konsonantensystems
im Vergleich zum Russischen
6.2.2. Die vergleichende Charakteristik der deutschen und englischen
Konsonantenphoneme

Schlüsselwörter: kontrastiver Vergleich, gemeinsame Lauteigenschaften,


unterscheidende Merkmale, Merkmalsmatrix

6. 1. Die vergleichende Charakteristik der deutschen und russischen


Konsonantenphoneme
Zahlenmäßig übertrifft das russische Konsonantensystem (34) das der deutschen
betrifft aber nicht die russischen Konsonanten [K][Г][Х][Й]. Im Russischen gibt es
kein uvulares [R] und keinen pharyngalen Konsonanten [h]. Die deutschen und die
russischen Konsonanten lassen sich nach folgenden vier physiologischen Merkmalen
klassifizieren (vgl. die Tabellen 1 und 2): 1) nach der Beteiligung der Stimmbänder;
2) nach der Artikulationsart; 3) nach der Artikulationsstelle; 4) nach der Beteiligung
der Nasenhöhle.
1. Nach der Beteiligung der Stimmbänder werden die deutschen und russischen
Konsonanten in stimmhafte und stimmlose eingeteilt. Stimmhafte Konsonanten
entstehen, wenn die Stimmbänder einen Stimmton erzeugen, der sich mit einem
Geräusch verbindet. Im Deutschen sind es [b], [d], [g], [v], [z], [ʒ], [ŋ], [j], [m], [n],
[l], [r], [R], im Russischen [Б][Д][Г][З][Ж][М][Н][Л][Р][В]. Die Restlaute sind in
beiden Sprachen stimmlos (reine Geräuschlaute). Unter den stimmhaften
53
Konsonanten sind in den vergleichenden Sprachen noch sonore
Konsonanten zu unterscheiden (dt. [ŋ] [m] [n] [l] [r]; rus. [М][Н][Л][Р]), bei denen
der Stimmton über das Geräusch dominiert.
Man muss darauf hinweisen, dass die deutschen stimmhaften Konsonanten im
Vergleich zu den russischen mit geringerer Muskelspannung der Sprechorgane, d.h.
halbstimmhaft, ausgesprochen werden. Die deutschen sonoren Konsonanten [ŋ] [m]
[n] [l] werden im Unterschied zu den russischen länger und gespannter artikuliert,
insbesondere nach Kurzvokalen (z.B. komm, toll, eng, danken, Wind).
2. Nach der Artikulationsart teilt man die Konsonanten im Deutschen und
Russischen in sechs Gruppen ein:
a) Verschlusssprenglaute (oder Explosive). Bei ihrer Artikulation entsteht
zwischen dem artikulierenden Organ und der Artikulationsstelle ein Verschluss, der
durch den Luftstrom gesprengt wird. Bei der Aussprache der deutschen stimmlosen
Verschlusssprenglaute ([p] [t] [k]) ist die Artikulationsmuskulatur bedeutend stärker
gespannt und der Ausatmungsdruck viel intensiver als bei der Erzeugung der
russischen stimmlosen Konsonanten ([П][Т][К]);
b) Engereibelaute (Frikative) (dt. [f], [v], [s], [z], [ʒ], [ʃ], [ç], [j], [h] [x], rus. [Ф]
[В][С][З][Ш][Ж][Й][Х]). Dem Luftstrom wird eine Enge zwischen dem
artikulierenden Organ und der Artikulationsstelle als Hindernis entgegengesetzt;
c) Affrikaten (dt. [ʧ] [pf] [ts], rus. [Ц][Ч]) als Verbindungen von zwei
Konsonanten (einem Verschluss- und einem Engelaut) werden an der gleichen
Sprache, wo je nach den phonologischen Ansichten des Autors in Bezug auf
die strittigen Konsonantenlaute [ŋ], [ç], [ə], [h] zwischen 25 bei O. Zacher bzw. 21
Konsonantenphoneme bei G. Meinhold und E. Stock unterschieden werden. Der
beachtliche zahlenmäßige Unterschied erklärt sich in erster Linie dadurch, dass das
Russische die Palatalisierung ausnutzt, d.h. bei der Bildung der Labialen (oder
Lippenlaute: [П][Б][М][Ф][В]) und Dental- Alveolaren (oder Vorderzungenlaute:
[Т][Д][С][З][Ш][Ж][Ц][Ч][Н][Л][Р]), zusätzlich die Mittelzunge gehoben und der
gesamte Zungenkörper zum vorderen Hartgaumen vorverlagert werden kann,
wodurch die betreffenden Konsonanten „erweicht“ werden.
54

Tabelle 2. Russische Konsonantenphoneme


Artikulationsstelle Lippenlaute Zungenlaute
Hintergau- Kehlkopf-
Zweilip- Zahnlip- Vorderzun- Mittelzungen Hinterzungen- menlaute
laute
penlaute penlaute genlaute - laute
Artikulationsart laute
Verschlusssprenglaute П П' Т Т' К
Б Б' Д Д' Г
Engereibelaute Ф Ф' С С'
В В' З З' Й Х
Ш Ш'
Ж Ж'
Verschlussengelaute
(Affrikaten) Ц Ч'
Verschluss-
öffnungs- nasale М М' Н Н'
laute laterale Л Л'

Zitterlaute (Vibranten) Р Р'


55
Solche Gegenübersetzung zwischen „weichen Konsonanten“ (z.B. П' Б' Л')
und „harten Konsonanten “ (П, Б, Л) kennt die deutsche Sprache nicht. Das
Artikulationsstelle erzeugt, wobei der Verschluss momentan in die Enge übergeht.
Im Russischen gibt es keine Entsprechung für [pf];
d) Nasale (dt. [m] [n] [ŋ], rus. [М][Н]). Dabei gibt es für deutsches [ŋ] keine
Entsprechung im Russischen;
e) Laterale (Seitenlaute) (dt. [l], rus. [л]).
3. Nach der Artikulationsstelle klassifiziert man die deutschen und russischen
Konsonanten in:
3.1. Lippenlaute (oder Labiale), die weiter in Zweilippenlaute (Bilabiale) (dt.
[p] [b] [m], rus.[П][Б][М]) und Zahnlippenlaute (dt. [f], [v], [pf], rus. [Ф][В])
zerfallen;
3.2. Zungenlaute (Linguale), wobei folgende Untergruppen zu unterscheiden
sind:
a) Vorderzungenlaute (dt. [t] [d] [s] [z] [ʃ] [ʒ] [ʧ] [l] [n] [r] [ts], rus. [Т][Д][С]
[З][Ш][Ж][Ц][Ч][Н][Л][Р]);
b) Mittelzungenlaute (dt. [ç] [j], rus. [Й]);
c) Hinterzungenlaute (dt. [k] [g] [ŋ], rus. [К][Г][Х].
3.3. Hintergaumenlaute (Uvulare) (dt. [R] [ʁ], die im Russischen nicht
vorhanden sind.
3.4. Kehlkopflaut (laryngaler Konsonant): dt. [h]. Im Russischen gibt es keine
Entsprechung dafür.
4. Nach der Beteiligung der Nasenhöhle teilt man die Konsonanten in reine
und nasale ein. Reine Konsonanten entstehen, wenn das Gaumensegel gehoben ist
und den Nasenraum vom Mundraum abschließt. Der Luftstrom kann nur durch die
Mundhöhle entweichen. Bei der Erzeugung der Nasenlaute (dt. [m] [n] [ŋ], rus.
[М][Н]) ist das Gaumensegel gesenkt und der Luftstrom passiert die Nasenhöhle.
Man muss hinzufügen, dass sich die russischen Konsonanten im Unterschied
zu den deutschen noch in palatalisierte (weiche) und velarisierte (harte)
56

klassifizieren lassen. Die palatalisierten Konsonanten[П'][Т'][Б'][Д'] [Ф'] [В'][С']


[З'] [Ш'][Ч'][Н'][Л'][Р']) entstehen durch Anheben der Mittelzunge zum Palatum 
(Hartgaumen) und die harten [П][Т][Б][Д][Ф][В] [С][З][Ш][Ч] [Н][Л][Р]) durch –
das Anheben der Hinterzunge zum Velum (Weichgaumen) (vgl.: мель – мел, сок
– сëк).
Theoretisch gesehen sind nach R.R. Kaspranskij im Deutschen 231
phonologisch relevante Oppositionen, dagegen im Russischen – 571. Eine Reihe
von Konsonanten können keine phonologischen Oppositionen bilden, was auf die
beschränkte Distribution mancher Konsonantenphoneme zurückzuführen ist. So
besteht im Deutschen keine Gegenüberstellung zwischen [h] – [ŋ], [h] – [x]; die
Phoneme [x], [ŋ] können im Silbenanfang nicht auftreten und das [h] auch nicht im
Auslaut.
Als distinktiv wirkend lassen sich im Deutschen nach G. Meinhold und
E. Stock folgende Merkmale zu werten:
1) die Artikulationsstelle. Dadurch werden die Phoneme mit der Eigenschaft
[+ vorn](labial: p, b, m; dental: f, v, pf; dental-alveolar: t, d, s, z, n, l, r, ʃ, ʒ, ʧ, ts)
und solche mit dem Merkmal [+ hinten](postpalatal-velar: k, g, x, ŋ; velar: R)
unterschieden. Zwischen beiden gibt es eine dritte Gruppe mit dem Merkmal [–
vorn, – hinten] (präpalatal: ç, j);
2) die Artikulationsart (Bildungsart). Mit dem Merkmal [+ frikativ] werden
die Frikative (Enge-/Reibelaute: f, v, s, z, ʃ, ç-x, j, r, h) von den Explosiven
(Verschlusslauten: p, b, t, d, k, g) und mit der Eigenschaft [+ obstruent], die die
Geräuschhaftigkeit symbolisiert, diese beiden Gruppen von den Nasalen (m, n, ŋ)
und [l] abgegrenzt;
3) die Nasalität.
Die Nasalkonsonanten (m, n, ŋ) sind durch [+ nasal] zu kennzeichnen, die
Phoneme b, d, g – durch das Nichtvorhandensein des Merkmals [– nasal].
4) starke/schwache Geräuschbildung.
Dieses Merkmal drückt vorhandene bzw. nicht vorhandene starke
Geräuschhaftigkeit der Konsonanten aus und ergibt folgende Korrelation:
57
[+ fortis] p, f, t, s, ç/x, k
[- fortis] b, v, d, z, j, g
Zusammenfassend stellen die deutschen Phonologen die angesprochenen
Merkmale in der Matrize (s. oben die Tabelle 8) dar.
R.R. Kaspranskij hält für phonologisch relevante Merkmale im russischen
Konsonantensystem folgende distinktive Merkmale:
1. In der Gruppe der Explosiven sind es die Artikulationsstelle (+ labial,
- labial; + alveolar, – alveolar); die Stimmhaftigkeit/ Nichtstimmhaftigkeit; die
Palatalisierung / Nichtpalatalisierung Die angeführten Lauteigenschaften lassen
sich unter den Explosiven auf eine bestimmte Weise verteilen (s. die Tabelle 3):
Tabelle 3. Merkmalsmatrix der russischen Explosiven
Merkmale П Б П' Б' Т Д Т' Д' К Г
labial + + + + - - - - - -
alveolar о о о о + + + + - -
stimmhaft - + - + - + - + - +
palatalisier - - + + - - + + - -
t

2) In der Gruppe der Frikativen sind folgende Merkmale phonologisch


relevant: die Artikulationsstelle (+ labial, – labial; + alveolar, – alveolar); die
Artikulationsart (+ eng, – eng); die Stimmhaftigkeit/ Nichtstimmhaftigkeit. Die
Verteilung dieser Lauteigenschaften im Bereich der Engelaute (Frikativen) zeigt
die Tabelle 4:
Tabelle 4. Merkmalsmatrix der russischen Frikativen
Merkmale Ф В С З Ш Й Х
labial + + - - - - -
alveolar о о + + + - -
eng о о + + - + +
stimmhaft - + - + о + -

3. In der Gruppe der Verschlussöffnungslaute, die die Nasale und Laterale


umfasst, erweisen sich als phonologisch relevant die Merkmale die
58

Artikulationsstelle (+ labial, – labial; +alveolar, – alveolar); die Artikulationsart


(+ nasal, – nasal) und die Palatalisierung / Nichtpalatalisierung (s. die Tabelle 5).
Tabelle 5. Merkmalsmatrix der russischen Verschlussöffnungslaute
Merkmale М М' Н Н' Л Л' Р Р'
nasal + + + + - - - -
labial + + о о - - - -

alveolar - - + + + + - -
palatalisier - + - + - + - +
t

6.2. Das Problem der Interferenz von Konsonantenphonemen des


Deutschen und Russischen

Das deutsche Konsonantensystem weist sowohl quantitative als auch


qualitative Unterschiede vom Russischen auf. Den rund 20 Konsonantenphonemen
des Deutschen entsprechen 34 Phoneme des Russischen. Der beachtliche
zahlenmäßige Unterschied erklärt sich in erster Linie dadurch, dass das Russische
die Palatalisierung ausnutzt /z.B. только-теперь/. Das Deutsche kennt solche
palatalisierten Konsonanten nicht.
Für die Unterscheidung von p-b, f-w, s-z usw. wird im Russischen als
phonologisch relevant die Stimmhaftigkeit gewertet. Die Stimmlosigkeit ist zwar
mit Starkdruck /fortes/ und die Stimmhaftigkeit mit Schwachdruck /lenis/
gekoppelt; die Geräuschhaftigkeit ist insgesamt aber geringer als im Deutschen.
Die stimmlosen Explosive werden im Russischen im Allgemeinen nicht aspiriert
(z.B.: [п], [т], [к]) und die stimmlosen Frikativ haben ein schwächeres
Reibegeräusch (z.B.: [ф], [с], [ш]).
Der Grad der aktiven Stimmhaftigkeit bei den stimmhaften Konsonanten ist
dagegen höher als im Deutschen. Die Stimmhaftigkeit ist im Russischen so stabil,
dass stimmlose Konsonanten an folgende stimmhafte angeglichen werden. Diese
regressive Assimilation steht im Gegensatz zum Deutschen.
59
6.3. Physiologische Merkmale des deutschen Konsonantensystems im
Vergleich zum Russischen

Im Gegensatz zu den Vokalen, die als orale Öffnungslaute oder reine


Stimmtonlaute bestimmt werden, sind die Konsonanten als „Hemmlaute“ zu
bezeichnen. Bei der Bildung der Konsonanten stellen sich dem Luftstrom
verschiedene Hindernisse in den Weg, in der Form eines Verschlusses oder einer
Enge. Die Konsonanten entstehen bei der Überwindung dieser Hindernisse.
Zu den wichtigsten psychologischen Merkmalen des deutschen
Konsonantensystems gehören folgende:
1) die starke Muskelspannung und Expiration (= der starke Atemdruck).
Deshalb werden die stimmlosen Verschlusslaute (p, t, k) behaucht und die
stimmlosen Engellaute (f, s, sch, ç, x, h) mit einem starken Reibegeräusch
gesprochen. Als stimmhafte Geräuschlaute (зв. шумные) (b, d, g, w, s) bekommen
durch die starke Muskelspannung und den starken Atemdruck ein stärkeres Geräusch
als die entsprechenden russischen Konsonanten.
2) Eine verhältnismäßig geringe Aktivität der Stimmbänder bei der Bildung der
stimmhaften Konsonanten.
3) Im Deutschen fehlt die Gegenüberstellung von nicht palatalisierten und
palatalisierten Konsonanten.
Die deutschen Konsonanten werden nicht palatalisiert. Es gibt jedoch einen
bedeutendsten Unterschied zwischen den russischen nicht palatalisierten Konsonanten
und den entsprechenden deutschen Konsonanten. Die deutschen Konsonanten
klingen nicht so tief wie die russischen nicht palatalisierten Konsonanten. Sie stehen
nach ihrem Eigenton zwischen den entsprechenden nicht palatalisierten und
palatalisierten russischen Konsonanten. So steht z.B. das deutsche [t] (Tag) nach
seinem Eigenton zwischen dem russischen [т] (только) und dem russischen [Т′]
(теперь).
4) Alveolare Bildung der deutschen Vorderzungenkonsonanten.
Bei der Aussprache der deutschen Vorderzungenkonsonanten (d, t, n, l, r, usw).
bildet die Zunge einen Verschluss oder eine Enge an den vorderen Alveolen der
60

Oberzähne). Die russischen Vorderzungenkonsonanten (т, д, л, р) werden mit der


Vorderzunge an den Oberzähnen gebildet.
5) Postalveolare (альвеолярный) Bildung und Labialisierung der deutschen
Konsonanten [∫], [t∫]. Der deutschen stimmlose (щелевой звук) [∫] und die Affrikate
[t∫] werden mit der Zungenspitze hinter den Alveolen der Oberzähne gebildet. Bei der
Artikulation dieser Konsonanten sind die Lippen energisch vorgestülpt.
6) Artikulationsspannung und längere Dauer der deutschen Sonanten [m], [n],
[η], [l], insbesondere nach kurzen Vokalen (komm, still, Wind, eng).
7) Vokalisierung des deutschen Vibranten in unbetonten Silben und nach langen
Vokalen. In unbetonten Silben und nach langen Vokalen wird der deutsche Zitterlaut
aufgelöst (vokalisiert)) (z.B. für, Meter, Person). Der russische Zitterlaut wird in allen
Positionen deutlich ausgesprochen.
8) Vorhandensein der Konsonanten [η], [h], [η], [ς], [R] und [pf].
6.4. Die vergleichende Charakteristik der deutschen und englischen
Konsonantenphoneme
Das System der Konsonantenphoneme des Englischen ist dem des Deutschen
sehr ähnlich, vgl. Tabelle 1, wo die deutschen Konsonanten angegeben sind, mit 24
Konsonantenphonemen im Englischen ([p] [b] [t] [d] [k] [g] [f] [v] [Ө] [ð] [s] [z]
[ʃ] [ʒ] [h] [ʧ] [ʤ] [m] [n] [ŋ] [w] [r] [j] [l]), die S.F. Ljeont'jewa in ihrem Lehrwerk
„Theoretische Phonetik der englischen SpracheТеоретическая фонетика “ (1980, S.
57) und die Autoren des Lehrbuches „English Phonetics“ (1980, S. 14) anführen (s.
ihre Tabelle 6).
Dem Deutschen folgende Phoneme des Englischen fremd sind:
[Ө] – apikal-dentaler Lenis-Frikativ;
[ð] – apikal-dentaler Fortis- Frikativ;
[ʧ] – koronalprädorsal-palatoalveolare Fortis-Affrikate;
[ʤ] – koronalprädorsal-palatoalveolare Lenis-Affrikate;
[w] – bilabial-velarer Halbvokal.
61

Tabelle 6. Englische Konsonantenphoneme (nach W.A.Wasil'jew, A.R.Katanskaja u.a.)

Artikulationsstelle Lippenlaute Zungenlaute Kehlkopflaute


Zweilip- Zahnlip- Vorderzun- Mittelzungen- Hinterzungen-
penlaute penlaute genlaute laute laute

Artikulationsart
Verschlusssprenglaute p b t d k g
Engereibelaute f v s z ʃ
ʒӨð h
Verschlussengelaute
(Affrikaten) ʤ ʧ
Verschluss-
öffnungs- nasale m n ŋ
laute laterale l/ł

mittel w r j
62

Diese Phoneme werden in Namen und Wörtern, die aus dem Englischen ins
Deutsche übernommen werden, oft mit Allophonen realisiert, die denen des
Englischen nahekommen.
Das englische [r] wird meist je nach seiner Position mit entsprechenden
Allophonen des Deutschen substituiert, obwohl es schwer zu klassifizieren ist.
Die Eindeutschung von Wörtern und Namen aus dem Englischen wird
phonetisch u.a. dadurch erleichtert, dass sowohl in der Standardaussprache des
Deutschen als auch in der Received Pronunciation bei den Explosiven und
Frikativen eine Fortiskorrelation besteht.
Das phonologisch distinktive Merkmal für die Unterscheidung der Paare p-b,
t-d, k-g usw. ist also ebenfalls das Vorhandensein-Nichtvorhandensein von starker
Geräuschintensität und nicht wie im Russischen die Stimmhaftigkeit oder
Stimmlosigkeit, vgl.: engl. plead – bleed, tip – dip, come – gum; rus. пой –
бой,  тол  –  дол,   кит  –  гид.
Die Stimmhaftigkeit der englischen Lenes ist wie im Deutschen
positionsbedingt: Inlautend zwischen stimmhaften Lauten sind sie stets stimmhaft,
nach Sprechpause teilweise stimmlos. Das Englische kennt allerdings keine
Auslautverhärtung, d.h. alle Lenes können auch im Auslaut auftreten. Sie verlieren
allerdings vor einer Sprechpause teilweise oder ganz ihre Stimmhaftigkeit.
Im Konsonantensystem des Englischen gibt es phonologische Oppositionen,
denen das Merkmal die Artikulationsstelle (aktives artikulierendes Organ)
zugrundeliegt, vgl.:
pan – tan (bilabial – Vorderzungenlaut)
pick – kick (bilabial – Hinterzungenlaut)
day – gay (Vorderzungenlaut – Hinterzungenlaut)
Als distinktiv wirkt im Englischen die Artikulationsart. Dadurch stehen
einander folgende Konsonantenphoneme gegenüber:
1) die Explosiven – den Frikativen, vgl.:
pine – fine dare – share
bat – that came – lame
63
care – there mine – thine
2) die Frikativen – den Affrikaten, vgl.:
fare – chair
fail – jail
work – jerk
3) die Explosiven – den Nasenlauten, vgl.:
pine – mine
boat – moat
tale – nail
Phonogisch relevant für das englische Konsonantensystem erweist sich auch
die Distinktion oral – nasal, vgl.:
pit – pin thieves – theme
seek – seen sick – sing

Fragen und Aufgaben zur Selbstkontrolle


1. Welche gemeinsamen bzw. unterschiedlichen Klassifizierungsmerkmale
liegen den Konsonantensystemen des Deutschen und Russischen zugrunde?
2. Welche Lauteigenschaften gelten im Deutschen und Russischen als
phonologisch wesentliche Merkmale? Welche davon fallen in beiden Sprachen
zusammen?
3. Welche Merkmale der deutschen Konsonantenphoneme erweisen sich
indistinktiv für die russische Sprache ?
4. Bestimmen Sie die distinktiven Merkmale in folgenden Wortpaaren:
dt. Tank – Dank rus. пить – бить engl. pine – fine
Miene –Biene ран – рань work – jerk
Pilz – Filz бал – дал pine – mine
Wange – Wache наш – ваш sick – sing
5. Bestimmen Sie, in welchen Wörtern werden die unterstrichenen
Konsonanten hart (nicht palatalisiert) bzw. weich (palatalisiert) gesprochen:
rus. сын – синь
64

суды – сюды
лук – люк
там – тем
6. Was kann man über ihren Status sagen: Sind das selbständige Phoneme
oder Varianten eines Phonems? Warum?
65
ABSCHLUSS-TESTAUFGABEN

Variante 1
1. Die Phonetik ist ….
a) die Lehre vom sprachlichen Wert und von der sprachlichen Relevanz der
Lautmittel;
b) die Lehre von den Sprachlauten und den prosodischen Mitteln der
Sprache;
c) die Lehre von wortbildenden Sprachmitteln und ihren Funktionen

2. Nach der Beteiligung der Nasenhöhle teilt man die deutschen


Konsonanten in
a) stimmhafte und stimmlose
b) reine und nasale
c) Explosive und Frikative ein

3. Die Konsonanten [m] – [v] stehen einander gegenüber nach dem


Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt

4. Die Quantität ist im Deutschen mit der …... verbunden


a) Vokaldauer
b) Qualität
c) Labialität

5. Einige Phonetiker halten das [ŋ] für eine Phonemverbindung von n


und g
a) Wurzel
b) Meinhold, Stock
66

c) Ščerba, Matusevič

6. Den Begriff „die Oppositionstheorie“ hat in die Phonologie


eingeführt
a) Ščerba
b) Trubetzkoy
c) Reformatzkij

7. Jakobson definierte das Phonem als


a) Bündel distinktiver Merkmale;
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung
des Lautes;
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes

8. Die Vertreter der ….. Phonologischen Schule sprechen im Falle dt.


Rad – Rat über die Aufhebungsposition
a) Prager
b) Moskauer
c) Leningrader

9. Wer schließt die deutschen Affrikaten vom System der


Konsonantenphoneme aus?
a) Zacher
b) Meinhold, Stock
c) Trubetzkoy

10. Die Stimmbeteiligungskorrelation heißt


a) Gegensatz zwischen nasalen und oralen Konsonanten
b) Gegensatz zwischen Fortes und Lenes
c) Gegensatz zwischen stimmhaften und stimmlosen Konsonanten
67
Variante 2
1. Das deutsche Vokalsystem zählt
a) 4 Diphthonge
b) 2 Diphthonge
c) 3 Diphthonge

2. Die Qualität der deutschen Vokale ist verbunden mit der


a) Quanität
b) Lippenstellung
c) Zungenstellung

3. Die Vertreter der Leningrader Linguistischen Schule sind …


a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov;
b) Ščerba, Matusevič, Sinder;
c) Matesius, Trnka, Gawranek

4. Die Konsonanten [p] – [pf] stehen einander gegenüber nach dem


Merkmal
a) nasal – oral
b) abrupt – gleitend dauernd
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt

5. Wer fasst die deutschen Diphthonge monophonematisch auf?


a) Kaspranskij
b) Meinhold, Stock
c) Kosmin, Bogomasova, Hizko

6. Bei den Sonanten


a) dominiert das Geräusch über den Stimmton
b) ist das Geräusch dem Stimmton gleich
68

c) dominiert der Stimmton über das Geräusch

7. Das Phoneminventar einer Sprache wird auf Grund der Analyse des
Lautbestandes in ihrer …..Position bestimmt
a) schwachen
b) neutralisierten
c) starken

8…hat in die Phonologie den Begriff Hauptschattierungen/Nuancen


eingeführt
a) Reformatzkij
b) Jakobson
c) Ščerba

9. Als distinktives Merkmal gilt in der Opposition des deutschen


Wortpaares Kissen – küssen das Merkmal
a) Zungenhebung
b) Quantität
c) Labialität

10. Bei der Artikulation der Nasenlaute ist das Gaumensegel ….


a) gesenkt
b) gehoben
c) unbeteiligt
69
Variante 3
1. Die Vertreter der Leningrader Linguistischen Schule sind
a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov
b) Ščerba, Matusevič, Sinder
c) Matesius, Trnka, Gawranek

2. J.Baudouin de Curtenay definierte das Phonem als …...


a) Bündel  distinktiver  Merkmale
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung
des Lautes
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes

3. Stimmlose Konsonanten weisen im Deutschen eine ….. Intensität als


die stimmhaften Konsonantenlaute auf
a) kleinere
b) gleiche
c) größere

4. In der ….Position können die Varianten eines Phonems mit den


Varianten eines anderen Phonems zusammenfallen
a) starken
b) schwachen
c) betonten

5. Die Konsonanten [t] – [d] stehen einander gegenüber nach dem


Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt

6. Die Vertreter der Moskauer Linguistischen Schule sind


70

a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov


b) Ščerba, Matusevič, Sinder
c) Matesius, Trnka, Gawranek

7. Wem gehört die nachfolgende Phonemdefinition: „Phonem ist ein


Bündel distinktiver Merkmale“?
a) Trubetzkoy
b) Jakobson
c) Reformatskij

8. Die Existenz von den Affrikaten im Deutschen verneint


a) Zacher
b) Meinhold
c) Forchhammer

9. Diphthonge sind Lautverbindungen, die


a) stabile Artikulation
b) keine Artikulation
c) gleitende Artikulation haben

10. Meinhold und Stock halten die Konsonanten [h][ç] für


a) Varianten eines Phonems
b) ein Phonem
c) Variationen eines Phonems
71
Variante 4
1. Wer schließt die deutschen Affrikaten vom System der
Konsonantenphoneme aus?
a) Zacher
b) Meinhold, Stock
c) Trubetzkoy

2. Wer fasste die deutschen Diphthonge monophonematisch auf?


a) Kaspranskij
b) Meinhold, Stock
c) Kosmin, Bogomasova, Hizko

3. In der ....Position können die Varianten eines Phonems mit den


Varianten eines anderen Phonems zusammenfallen
a) starken
b) schwachen
c) betonten

4. Die Quantität der deutschen Vokalphoneme ist eng verbunden mit


a) Zungenstellung
b) Lippenstellung
c) Qualität

5. Jakobson definierte das Phonem als ......


a) Bündel distinktiver Merkmale;
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung
des Lautes;
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes
72

6. Bei den Sonanten


a) dominiert das Geräusch über den Stimmton
b) ist das Geräusch dem Stimmton gleich
c) dominiert der Stimmton über das Geräusch

7. Trubetzkoy definierte das Phonem als ......


a) Bündel distinktiver Merkmale;
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung
des Lautes;
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Lauteigenschaften

8. Für die Opposition dt. kennen – können ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität

9. Die Konsonanten [n] – [d] stehen einander gegenüber nach dem


Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt

10. Die Vertreter der ..... Phonologischen Schule sprechen im Falle dt.
Bad – bat über die Aufhebungsposition
a) Prager
b) Moskauer
c) Leningrader
73
Variante 5
1. Die Phonologen der Prager Linguistischen Schule sind
a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov;
b) Ščerba, Matusevič, Sinder;
c) Matesius, Trnka, Gawranek

2. … hat in die Phonologie den Begriff Hauptschattierungen/Nuancen


eingeführt
a) Reformatzkij
b) Jakobson
c) Ščerba

3. Zu den Vertretern der Leningrader Linguistischen Schule gehören


a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov;
b) Ščerba, Matusevič, Sinder;
c) Matesius, Trnka, Gawranek

4. In der .... Position erleidet das Phonem den Einfluss der


Lautumgebung
a) starken
b) schwachen
c) neutralen

5. Die deutschen Vokalphoneme [i:]- [e:] unterscheiden sich


voneinander durch
a) die Quantität
b) die Lippenbeteiligung
c) den Öffnungsgrad des Mundes
74

6. Wer behauptet, dass die Affrikaten einphonemig sind?


a) Meinhold, Stock
b) Trubezkoy, Essen, Zacher
c) Forchhammer

7. Die Quantität der deutschen Vokale ist verbunden mit der


a) Qualität
b) Lippenstellung
c) Zungenstellung

8. Vokale sind...
a) reine Stimmlaute
b) Hemmlaute
c) gleitende Laute

9. Wem gehört die Meinung, dass die Affrikaten eine enge Verbindung
von Verschlusslauten mit homorganen Engelauten darstellen?
a) Forchhammer
b) Meinhold, Stock
c) Zacher, Sinder

10. Die Konsonanten [k] – [g] stehen einander gegenüber nach dem
Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt
75

Variante 6
1. Das deutsche Vokalsystem zählt
a) 4 Diphthonge
b) 2 Diphthonge
c) 3 Diphthonge

2. Die Überwindungseigenschaften der Konsonantenlaute verbindet


Trubetzkoy mit
a) Lokalisierungsreihen
b) Hindernisstufen
c) Resonanzeigenschaften

3. J. Baudouin de Curtenay definierte das Phonem als ......


a) Bündel  distinktiver  Merkmale
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung des
Lautes
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes

4. Wer behauptete, dass die Affrikaten einphonemig sind?


a) Meinhold, Stock
b) Essen, Zacher, Trubetzkoy
c) Forchhammer

5. Die Quantität ist im Deutschen mit der ...... verbunden


a) Vokaldauer
b) Qualität
c) Labialität
76

6. Die Konsonanten [m] – [b] stehen einander gegenüber nach dem


Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt

7. Wer schließt die deutschen Affrikaten vom System der


Konsonantenphoneme aus?
a) Zacher
b) Meinhold, Stock
c) Trubetzkoy

8. Für die Opposition dt. lasen – lassen ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität

9. Den Begriff „die Oppositionstheorie“ hat in die Phonologie


eingeführt
a) Ščerba
b) Trubetzkoy
c) Reformatzkij

10. Das Phoneminventar einer Sprache wird auf Grund der Analyse
des Lautbestandes in ihrer .....Position bestimmt
a) schwachen
b) neutralisierten
c) starken
77
Variante 7
1. Wer fasste die deutschen Diphthonge monophonematisch auf?
a) Kaspranskij
b) Meinhold, Stock
c) Kosmin, Bogomasova, Hizko

2. Lange Vokale sind im Deutschen


a) geschlossen und ungespannt
b) offen und gespannt
c) geschlossen und gespannt

3. Die Existenz von den Affrikaten im Deutschen verneint


a) Zacher
b) Meinhold
c) Forchhammer

4. Die Phonologie ist …


a) die Lehre vom sprachlichen Wert und von der sprachlichen Relevanz der
Lautmittel
b) die Lehre von den Sprachlauten und den prosodischen Mitteln der
Sprache
c) die Lehre von wortbildenden Sprachmitteln und ihren Funktionen

5. Einige Phonetiker halten das [ŋ] für eine Phonemverbindung von n


und g
a) Wurzel
b) Meinhold, Stock
c) Ščerba, Matusevič

6. Für die Distinktion des Deutschen [e:]- [έ:] phonologisch relevant ist
78

a) Vokaldauer
b) Qualität
c) Labialität

7. Jakobson definierte das Phonem als ......


a) Bündel distinktiver Merkmale
b) eine in der Seele eines Individuums existierende psychische Vorstellung
des Lautes
c) Gesamtheit der phonologisch relevanten Eigenschaften eines Lautgebildes

8. Für die Opposition dt. luden – laden ist das Merkmal ...... relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität

9. Zu den Vertretern der Moskauer Linguistischen Schule gehören


a) Reformatzkij, Avanesov, Sidorov
b) Ščerba, Matusevič, Sinder
c) Matesius, Trnka, Gawranek

10. Die Konsonanten [p] – [b] stehen einander gegenüber nach dem
Merkmal
a) nasal – oral
b) kompakt – diffus
c) stimmlos gespannt – stimmhaft ungespannt
79
Variante 8
1. Zu den hohen geschlossenen Vokalphonemen gehören im Deutschen:
a) ı: y: u:
b) e: a: ә:
c) о: ε: ø:

2. Für das englische Wortpaar dead – dared gilt als distinktiv


a) Zungenhebung
b) Artikulationsstabilität
c) Vokaldauer

3. Zu den Bilabialen zählt man im Russischen


a) [П][Б][М]
b) [Т][Д][С]
c) [К][Г][Х]

4. Die Quantität der deutschen Vokalphoneme ist eng verbunden mit


a) Zungenstellung
b) Lippenstellung
c) Qualität

5. Meinhold und Stock halten den Murmelvokal [ə] für


a) ein selbständiges Phonem
b) eine Schattierung zweier Phoneme
c) positionsbedingtes e-Allophon

6. Für die englische Opposition day – gay ist die Lauteigenschaft


„Artikulationsstelle“ ….
a) indistinktiv
b) distinktiv
80

c) kommt nicht in Frage

7. Als differenzierendes Merkmal für das Wortpaar rus. cуд – сад


gilt …
a) Zungenstellung
b) Zungenhebung
c) Lippenbeteiligung

8. Bei den deutschen Sonanten ….


a) dominiert das Geräusch über den Stimmton
b) ist das Geräusch dem Stimmton gleich
c) dominiert der Stimmton über das Geräusch

9. Als differenzierendes Merkmal für das Wortpaar Staat – Stadt gilt ...
a. Zungenhebung
b. Zungenstellung
c. Quantität

10. Der Gegenüberstellung lesen lösen liegt im Deutschen das


Merkmal …
a) Labialität
b) Quantität
c) Zungenstellung
81
Variante 9
1. Das Merkmal Palatalisierung / Nichtpalatalisierung erweist sich
im russischen Konsonantensystem als
a) indistinktiv
b) distinktiv
c) kommt nicht in Frage

2. Die Konsonantenphoneme [п] – [с] gelten im Russischen als …


a) stimmhafte
b) stimmlose
c) sonore

3. Für die Opposition dt. Rose – Riese ist das Merkmal … relevant
a) Qualität
b) Labialität
c) Quantität

4. Die russische Sprache bedient sich für die Distinktion der


Vokalphoneme folgender distinktiver Merkmale:
a) Zungenhebungsgrad, Zungenstellung
b) Qualität, Lippenstellung
c) Zungenhebungsgrad, Zungenstellung, Lippenstellung

5. Monophonematisch betrachten die deutschen Diphthonge …


a) Kosmin, Bogomasowa, Hizko
b) Meinhold, Stoc
c) Sivers, Sweet

6. Wer behauptete, dass die Affrikaten einphonemig sind?


a) Meinhold, Stock
82

b) Essen, Zacher, Trubetzkoy


c) Forchhammer

7. Im Unterschied zum Deutschen fehlen im Russischen die


Vokalphoneme …
a) u о ә
b) а I ε
c) e: y: ø:

8. Die Opposition pine – mine beruht im Englischen auf der


Gegenüberstellung von …
a) Explosiven – Nasenlauten;
b) Frikativen – Affrikaten;
c) Explosiven – Frikativen

9. Wie heißt das differenzierende Merkmal für die Opposiion rus. пил –
пол?
a) Zungenstellung
b) Zungenhebung
c) Lippenbeteiligung

10. Für das englische Wortpaar art – bud gilt als distinktiv
a) Zungenhebung
b) Artikulationsstabilität
c) Vokaldauer
83
Variante 10

1. Für das Wortpaar Pein – Bein im Deutschen erweist sich als


distinktiv das Merkmal …
a) abrupt / dauernd
b) stimmlos gespannt / stimmhaft ungespannt
c) nasal / oral

2. Für die englische Opposition bat – that ist die Lauteigenschaft


Artikulationsart …
a) indistinktiv
b) distinktiv
c) kommt nicht in Frage

3.Die deutschen Vokalphoneme [i:] – [e:] unterscheiden sich


voneinander durch
d) die Quantität
e) die Lippenbeteiligung
f) den Öffnungsgrad des Mundes

4.Zu den Vokalen der hohen Zungenhebung gehören im Russischen


g) э, о
h) и, y
i) я, а

5.Wer behauptet, dass die Affrikaten einphonemig sind?


j) Meinhold, Stock
k) Trubezkoy, Essen, Zacher
l) Forchhammer
84

6. Als differenzierendes Merkmal für das Wortpaar rus. пел – пол gilt
a) Zungenstellung
b) Zungenhebung
c) Lippenbeteiligung

7. Den russischen Vokalphonemen liegen folgende distinktive


Merkmale zugrunde:
a) Zungenstellung, Vokaldauer
b) Zungenhebung, Lippenbeteiligung
c) Zungenstellung, Zungenhebung, Lippenbeteiligung

8. Lange Vokale sind im Deutschen


a) geschlossen und ungespannt
b) offen und gespannt
c) geschlossen und gespannt

9. Zu den Lippenlauten im Deutschen gehören …


a)  t d
b) f v
c)  p b

10. Das Merkmal nasal / oral wirkt im Deutschen differenzierend bei


der Gegenüberstellung von:
a) Flug – Pflug
b) nein – dein
c) Kanne – Tanne
85
KLEINES LEXIKON DER TERMINI
Allophon n (аллофона) – Schattierung, Variante, Modifikation eines
Phonems beim Sprechen
alveolar (альвеолярный, надзубный) (von lat. alveolus ‘kleine Mulde’) –
Kennzeichnung der Artikulationsstelle des oberen hinteren Zahndammes
(Alveolen)
apikal (апикальный) (von lat. apex ‘Spitze’) – Kennzeichnung von Lauten,
die mit artikulatorischer Beteiligung der Zungenspitze gebildet werden
bilabial (билабиальный, двухгубный) (vom lat. labium ‘Lippe’) – mit
beiden Lippen gebildet
dental (зубной) (von lat. dens ‘Zahn’) – Kennzeichnung von Lauten, die
unter Zuhilfenahme der Zähne bzw. Mit ihrer Beteiligung gebildet werden
differenzierende Oppositionsglieder (дифференциальные/
дистинктивные/ различительные члены оппозиции) – Glieder einer Opposition
(Gegenüberstellung), die sich durch ein differenzierendes Merkmal unterscheiden
diffus (диффузный) – mit weit auseinanderliegenden Eigentönen
(Formanten)
distinktiv (дистинктивный, дифференциальный) – differenzierend,
unterscheidend
dorsal (дорсальный; артикулируемый передней частью спинки языка,
которая поднимается горбом к небу) (von lat. dorsum ‘Zungenrücken’),
unterteilt in prädorsal (den vorderen Abschnitt des Zungenrückens betreffend),
mediodorsal (den mittleren Abschnitt des Zungenrückens betreffend) und
postdorsal (den hinteren Abschnitt des Zungenrückens betreffend)
Eigenton m (собственное звучание) – der charakteristische Ton eines
Resonators (Resonanzraumes), der charakteristische Ton eines Lautes
explosiv (эксплозивный, взрывной) (dementsprechend Explosivlaute,
Explosive, Verschlusslaute) – Kennzeichnung der durch Explosion gebildeten
Konsonanten, bei denen die hinter einer Verschlussstelle angestaute Luft sich
plötzlich befreit wie bei [p t k b d g]
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Frequenz f (частота) – Schwingungszahl in der Sekunde


fortis (напряженный) (von lat. fortis ‘stark’) – Kennzeichnung der mit
gröβerer Muskelkraft und somit auch gröβerer Intensität gebildeten
Geräuschkonsonanten, Gegensatz von lenis ‘schwach’
frikativ (фрикативный, щелевой) (von lat. fricere ‘reiben’,
dementsprechend Frikative, Reibelaute, Engelaute) bezeichnet den durch Reibung
der Luft zwischen dem artikulierenden Organ und der Artikulationsstelle
entstehenden Schall
geschlossen (закрытый) (Gegensatz offen) – Kennzeichnung für den
verringerten Abstand zwischen Zungenrücken und Gaumen bzw. Kleinerem
Kieferöffnungswinkel und zunehmender Lippenrundung bei den labialen Vokalen
gespannt (напряженный) (Gegensatz ungespannt) – Kennzeichnung für den
Grad der Muskelspannung der Zunge bei der Artikulation der Vokale
hinten (задний) – Dieses Merkmal betrifft die konsonantischen Phoneme
mit den Lauteigenschaften pospalatal, velar, uvular und die hintere
Hebungsrichtung der Zunge bei den Vokalen
hoch (верхний) – Dieses Merkmal bezieht sich nur auf Vokale und betrifft
den Hebungsgrad der Zunge bei der Artikulation
homorgan (гоморганный) – mit demselben Organ gebildet
kompakt (компактный) – mit eng beieinanderliegenden Eigentönen
konsonantisch (консонантный) – Kennzeichnung für Laute, die
artikulatorisch nicht orale Öffnungslaute sind
koronal (корональный) (von lat. corona ‘Kranz’) – Kennzeichnung des
vorderen Abschnitts des Zungenrandes
labiodental (лабио-дентальный, губно-зубной) – mit Unterlippe und
oberen Schneidezähnen gebildet
laryngal (ларингальный, гортанный) (von lat. larynx ‘Kehlkopf’) –
Kennzeichnung der im Kehlkopf, durch Aktionen der Stimmlippen gebildeten
Laute
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laryngal-pharyngal (гортанно-фарингальный) – Das Merkmal betrifft
Kehlkopf und Rachenraum als Artikulationsstellen
lateral (латеральный, боковой) (von lat. latus ‘Seite’, dementsprechend
Seitenlaut) kennzeichnet die seitliche Engebildung zwischen Zungenrand und
Zähnen, wie sie bei [l] erfolgt
nasal (назальный, носовой) (dementsprechend Nasenlaute,
Nasalkonsonanten) – unter Beteiligung des Nasenraumes gebildete Laute
niedrig (низкий) – Dieses Merkmal bezieht sich nur auf Vokale und betrifft
den Hebungsgrad der Zunge bei der Artikulation
obstruent (группа сомкнутых, фрикативных и аффрикат) (von lat.
obstruere ‘versperren’) – Kennzeichnung der durch artikulatorische
Hindernisbildung erzeugten Geräuschhaftigkeit, die Explosive und Frikative
gemeinsam haben.
Opposition f (оппозиция) – binäre Gegenüberstellung von
sprachsystemlichen Einheiten mit differenzierenden Merkmalen
oral (ртовый) – den Mundraum betreffend
palatal (палатальный) (von lat. palatum ‘Gaumen’) bezieht sich auf den
vorderen, weichen teil des Gaumens, auch Hartgaumen oder harter Gaumen
genannt
Phonem n (фонема) – lautliches Grundmodell des Sprachsystems
phonologisch (фонологический, фонематический, фонемический) – den
sprachsystemlichen Wert der Lautmittel betreffend
Qualität f (des Lautes) (качество гласного) – das Klangbild betreffend
Quantität f (количество) – die Zeitdauer betreffend, mit der Segmente der
Rede gesprochen werden
relevant (релевантный, способный дифференцировать) – von
sprachsystemlichem Wert rund (округлений) – Dieses Merkmal drückt die
Labialität aus
Schattierung f (оттенок) – Modifikation
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schwache Position (слабая позиция) – Position, in der das Grundmodell


bedeutender Einwirkung der Umgebung ausgesetzt wird
starke Position (сильная позиция) – Position mit maximaler
Unterscheidung der Grundmodelle
stimmhaft (звонкий) – schwache Geräuschbildung
stimmlos (глухой) – starke Geräuschbildung
uvular (увулярный, язычковый) (von lat. uvula ‘Zäpfchen’) – zur
Bezeichnung des sog. Zäpfchen-R im Deutschen benutzt
velar (велярный, задненебный) (von lat. velum ‘Segel’) – Kennzeichnung
für den hinteren, weichen teil des Gaumens, der beweglich ist
Vibrant m (вибрант, дрожащий) (von lat. vibrare ‘schwingen’)
Kennzeichnung der Vibranten, Schwing- oder Zitterlaute, bei denen das
artikulierende Organ in schwingende Bewegung versetzt wird
vokalisch (гласный) – das Merkmal bezieht sich auf alle oralen
Öffnungslaute (Vokale)
vorn (передний) – Dieses Merkmal fasst die konsonantischen Phoneme mit
den Lauteigenschaften labiodental, bilabial, dental, alveolar zusammen sowie die
vordere Hebungsrichtung der Vokale
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Literaturverzeichnis

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Hochsprache der Gegenwart. In: Vorschläge für eine strukturale Grammatik des
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немецкого и французского языков: Учеб. пособие для студ. лингв. фак. высш.
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языке
30. http://www.deutshland.de – справочный портал о Германии
31. http://www.lib-dpr.ru – Донецкая республиканская универсальная
научная библиотека им. Н.К. Крупской
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NACHWORT

In diesem Lehrbuch wurden die wichtigsten phonetischen und


phonologischen Probleme der deutschen Sprache behandelt, und zwar:
- die phonetische Basis der deutschen Sprache und ihre Besonderheiten;
- Wesen und Aufgaben der Phonetik;
- das deutsche Vokalsystem;
- strittige Fragen im deutschen Vokalismus.
- das deutsche Konsonantensystem.
Eine große Aufmerksamkeit ist dabei dem kontrastiven Vergleich der
deutschen Vokal- und Konsonantensysteme mit denen des Russischen und
Englischen gewidmet worden. Dieser Vergleich ließ hoffentlich manches einsehen,
was beim getrennten Erlernen der Fremdsprache unbeachtet geblieben war.
Das Lehrbuch kann den Studenten, den Promovenden und Diplomanden als
Quelle für selbständiges Studium dienen, es kann auch in der Ausbildung und
Weiterbildung der DaF-Lernenden verwendet werden.

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