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Практический курс перевода второй иностранный язык немецкий
Практический курс перевода второй иностранный язык немецкий
РОССИЙСКОЙ ФЕДЕРАЦИИ
Федеральное государственное бюджетное
образовательное учреждение высшего образования
«ПЕРМСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ
НАЦИОНАЛЬНЫЙ ИССЛЕДОВАТЕЛЬСКИЙ УНИВЕРСИТЕТ»
ХРЕСТОМАТИЯ
Пермь 2020
УДК 811.112.2(075.8)
ББК 81.2Нем-923
П692
Автор-составитель: доцент Л. Г. Лапина
© ПГНИУ, 2020
ISBN 978-5-7944-3530-6 © Лапина Л. Г., составление, 2020
2
Inhaltsverzeichnis
Vorwort…………………………………………………………………….. 5
Abschnitt I. Zur Vorgeschichte
Der Begriff Übersetzung ……………………………………………………. 7
Aufgaben zum Text ………………………………………………………….. 9
Die historische Rolle der Übersetzer ………………………………………… 12
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 12
Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche ………………….. 14
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 17
Verdeutschende Übersetzung ……………………………………………….. 20
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 21
3
Übersetzungscomputer – sie wissen nicht, was sie tun ……………………… 64
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 65
Abschnitt VI. Erfolgsfaktor Kommunikation
Tritt in den größtmöglichen Fettnapf ……………………………………….. 67
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 68
Geheime Signale. Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang ………………. 70
Aufgaben zum Text ………………………………………………………….. 71
Mehrsprachigkeit für alle – eine utopische Forderung? ……………….……. 74
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 77
4
VORWORT
5
ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Kompetenz imstande sind, die
übersetzungsrelevanten Textmerkmale bei jedem Text zieladäquat zu bestimmen.
Aufgaben zur übersetzungsrelevanten Analyse sind wiederum in zwei Arten
vertreten: zuerst werden Aufgaben zum Textverständnis angeboten und dann schon
Aufgaben zur sprachlichen Interpretation des Ausgangstextes. Die sprachliche
Analyse muss komplexen Charakter tragen und die Verzahnung der lexikalischen und
syntaktischen Mittel im Rahmen des Textes berücksichtigen.
Beim Erarbeiten des Lehrwerkes ging man davon aus, dass die Translation als
eine kommunikative Tätigkeit anzusehen ist. Im Vordergrund steht deshalb die Arbeit
an Texten folgender Thematik:
Zur Vorgeschichte (Der Begriff Übersetzung. Die historische Rolle der Übersetzer.
Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche. Verdeutschende
Übersetzung).
Theoretische Aspekte der Übersetzung (Übersetzungsrelevante Texttypologie.
Textsorten. Ansätze zu einer Methodologie der übersetzungsrelevanten
Textanalyse).
Berufspraxis von Translatoren (Die wichtigsten Tätigkeitsfelder von Übersetzern
und Dolmetschern. Voraussetzungen für das Erlernen des Sprachmittlerberufs.
Die wichtigsten intellektuellen Eigenschaften. Die wichtigsten psychischen und
physischen Eigenschaften. Die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften der
Übersetzer und Dolmetscher).
Zur Kultur-, literatur- und sprachgeschichtlichen Bedeutung von Übersetzungen
(Übersetzung als Kultur- und Spracharbeit).
Computer als Dolmetscher (Englisch zum Weglaufen. Übersetzungsprogramme
sind besser geworden – aber noch lange nicht gut. Erfolgsfaktor Kommunikation.
Computer als Dolmetscher. Grenzen der Maschine? Übersetzungscomputer –
sie wissen nicht, was sie tun).
Erfolgsfaktor Kommunikation (Tritt in den größtmöglichen Fettnapf. Geheime
Signale. Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang. Mehrsprachigkeit für alle –
eine utopische Forderung?).
Aktuelle gesellschaftliche Probleme der Gegenwart (Der weite Weg zum “neuen
deutschen Wir“. Bildungsexpansion und Bildungschancen).
Megatrends der Gegenwart (Nur keine Fachidioten. Mobile Learning. Die
schleppende Revolution. Klimawandel. Blick in die Zukunft. Megatrend
Klimawandel).
Den größten Effekt der Textanalyse sehen Fachexperten in ihrer Anwendung im
Unterricht. Die Studierenden können auf diesem Weg ihre translatorische Kompetenz
besser entwickeln als durch das routinierte Übersetzen noch so großer Textmengen.
Eine große Rolle spielt dabei die Erkenntnis, dass der Translator an alle Texte
(Fachtexte, gemeinsprachliche Texte, literarische und nichtliterarische Texte usw.)
prinzipiell gleich herangeht, obwohl die Kombination von textexternen und
textinternen Faktoren jeweils unterschiedlich sein kann. Alle Texte eignen sich
sowohl für die Arbeit im Unterricht als auch für autonomes Lernen der Studierenden.
Man kann das Lehrwerk als Ergänzung zu jedem anderen Lehrwerk einsetzen.
6
Die Verfasserin
ABSCHNITT I
ZUR VORGESCHICHTE
7
grundsätzlich zwischen (voll-)automatisierter maschineller Übersetzung und
maschinen- oder computerunterstützter Übersetzung …
2. Philologie: schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch Wiedergabe in
einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter Äquivalenzforderungen.
Zu differenzieren sind einerseits die interlinguale (Übersetzung von einer Sprache in
eine andere), die intersemiotische (Übersetzung von einem Zeichensystem in ein
anderes, z.B. vom Text ins Bild) und die intralinguale Übersetzung (Übersetzung von
einer Sprachstufe in eine andere, z.B. vom Althochdeutschen ins Neuhochdeutsche,
vom Dialekt in die Standard- oder Hochsprache), andererseits umfasst der
Oberbegriff die unterschiedlichsten Typen von Übersetzung, z.B. Glossen,
Interlinearversion, Übertragung (Bearbeitung), Nachdichtung (Adaption) oder auch
Neuvertextung (z. B. Filmsynchronisation) …“
In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich schon
an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen seit
Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist. Die Bezeichnungen für
die schriftlich fixierte Übersetzerarbeit und die spontane mündliche Sprachmittlung,
die wir heute Dolmetschen nennen, variieren in den verschiedenen Sprachen
erheblich, sowohl in der oft exotischen Etymologie als auch in der Verwendung.
Dafür ist gerade das deutsche Wort Dolmetschen ein Paradebeispiel: Seinen
Ursprung hat er wahrscheinlich im 2. Jahrtausend vor Christus in der kleinasiatischen
Mitannisprache (talami), und von dort stammt das nordtürkische Wort tilmaς mit der
Bedeutung „Mittelsmann, der die Verständigung zweier Parteien ermöglicht, die
verschiedene Sprachen reden“; über das Magyarische gelangt dieses dann ins
Mittelhochdeutsche und erscheint im 13. Jh. als tolmetsche. In Martin Luthers
berühmten „Sendbrief vom Dolmetschen“ aus dem Jahre 1530 ist dagegen von
schriftlicher Übertragung die Rede, und Friedrich Schleiermacher unterschied 1813
zwischen der Arbeit des Dolmetschers als dem eher mechanischen Übertragen für
den Bedarf des Geschäftslebens und dem „eigentlichen Übersetzer vornämlich in
dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst“.
Heute bezeichnen wir mit „Dolmetschen“ nur noch die mündliche Übertragung
gesprochener Mitteilungen. Als „Konferenzdolmetschen“ bezeichnet man die
Tätigkeit der Sprachmittler auf internationalen Konferenzen, die meist in Form des
„Simultandolmetschens“ in einer Dolmetschkabine geschieht, wobei sich jeweils
zwei Dolmetscher regelmäßig abwechseln. Das „Konsekutivdolmetschen“ ist
demgegenüber die Aufgabe, eine Rede in der Fremdsprache anzuhören, sich deren
Inhalt und Aufbau zu merken, um sie hernach zusammenhängend in der eigenen
Sprache wiederzugeben. Hierzu wird meist eine bestimmte
„Notizentechnik“ verwendet. Beim „Gesprächsdolmetschen“ oder
„Verhandlungsdolmetschen“ geht es darum, in kleinen Gruppen oder bei
Besprechungen Rede oder Gegenrede dialogisch hin und her zu dolmetschen. Immer
mehr Bedeutung gewinnt heute das „Kommunaldolmetschen“ als Sprachmittlung für
Ausländer bei der Justiz und den staatlichen Behörden eines Landes.
Das „Übersetzen“ als schriftliche Übertragung unterscheidet sich vor allem
dadurch vom Dolmetschen, dass die Textvorlage längere Zeit zur Verfügung steht
8
und der Übersetzungstext nach einem ersten Entwurf überarbeitet werden kann. Das
„Urkundenübersetzen“ unterliegt zudem gewissen rechtlichen Vorschriften. Während
es beim Dolmetschen vor allem um zwischenmenschliche Verständigung geht, steht
beim Übersetzen Genauigkeit und Wirkung der übermittelten Botschaft im
Vordergrund. Die nachfolgend vorgestellten Theorien beziehen sich nur auf das
Übersetzen, denn die Dolmetschwissenschaft ist ein eigenständiger
Forschungsbereich.
(Radegundis Stolze. S. 13–15)
9
– Welche Art der Übersetzung unterliegt strengen rechtlichen Vorschriften?
– Welche neuen Arten der Translation erschienen im XX. Jahrhundert?
Erläutern Sie den Unterschied zwischen den Begriffen „das Übersetzen“ und
„das Dolmetschen“. Führen Sie passende Textstellen an.
Finden Sie Textfragmente, wo folgende Begriffe verwendet werden:
Dichotomie von wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung
Überwindung der Sprachbarriere
eindeutige Zuordnung der Wörter zu den gemeinten Sachen oder Vorstellungen
Nachdichtung
Zielsprache
maschinen- oder computerunterstützte Übersetzung
Äquivalenzforderungen
interlinguale Übersetzung
intersemiotische Übersetzung
intralinguale Übersetzung
Neuvertextung
verschiedene Bezeichnungen des Übersetzens
Simultandolmetschen
Konsekutivdolmetschen
Textvorlage
zwischenmenschliche Verständigung
10
– Solange Menschen verschiedene Sprachen sprechen, gehört das Dolmetschen
und Übersetzen zu den unentbehrlichen Bemühungen um die Überwindung der
Sprachbarriere – im politischen wie im wirtschaftlichen Verkehr, bei
machtpolitischer Expansion wie beim friedlichen Reisen, aber vor allem bei
der Übermittlung von Philosophie, Wissenschaft, Literatur und Religion.
– In der Web-Enzyklopädie Encarta 2005 heißt es: „Übersetzung. Übertragung
von Informationen einer Sprache in eine andere. Unter Übersetzung versteht
man im Allgemeinen sowohl Vorgang als auch Resultat …“
– Computerlinguistik: das Übersetzen eines größeren gesprochenen oder
geschriebenen Sprachkomplexes aus einer natürlichen Sprache (Quellsprache)
in eine andere (Zielsprache) mit Hilfe eines Computers. Man unterscheidet
dabei grundsätzlich zwischen (voll-)automatisierter maschineller Übersetzung
und maschinen- oder computerunterstützter Übersetzung.
– Philologie: schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch Wiedergabe
in einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter
Äquivalenzforderungen.
– In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich
schon an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen
seit Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist.
– In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich
schon an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen
seit Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist.
– Heute bezeichnen wir mit „Dolmetschen“ nur noch die mündliche Übertragung
gesprochener Mitteilungen. Als „Konferenzdolmetschen“ bezeichnet man die
Tätigkeit der Sprachmittler auf internationalen Konferenzen, die meist in Form
des „Simultandolmetschens“ in einer Dolmetschkabine geschieht, wobei sich
jeweils zwei Dolmetscher regelmäßig abwechseln.
– Das „Übersetzen“ als schriftliche Übertragung unterscheidet sich vor allem
dadurch vom Dolmetschen, dass die Textvorlage längere Zeit zur Verfügung
steht und der Übersetzungstext nach einem ersten Entwurf überarbeitet werden
kann. Das „Urkundenübersetzen“ unterliegt zudem gewissen rechtlichen
Vorschriften. Während es beim Dolmetschen vor allem um
zwischenmenschliche Verständigung geht, steht beim Übersetzen Genauigkeit
und Wirkung der übermittelten Botschaft im Vordergrund.
Machen Sie danach vollständige schriftliche Übersetzung des Textes. Beachten
Sie die Genauigkeit der Wiedergabe von Definitionen des Übersetzens in
verschiedenen Epochen.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene, z. B. die
Aufeinanderfolge von Zitaten aus wissenschaftlichen Nachschlagewerken.
Überarbeiten Sie den Zieltext nach einem ersten Entwurf. Präzisieren Sie Ihre
übersetzerischen Entscheidungen im Bereich der Lexik und Grammatik.
Überprüfen Sie den Zieltext auf etwaige Flüchtigkeitsfehler und Auslassungen.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
11
Die historische Rolle der Übersetzer
Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.
zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen Gehalts in sumerischer und
akkadischer Sprache). Jahrtausendelang dominierte – neben Texten
wissenschaftlichen und administrativen Charakters – die Übersetzung der religiösen
Literatur.
Die politische Bedeutung des Übersetzens zeigt das „Dolmetscherrelief“ in
einem ägyptischen Edlengrab, nämlich des Statthalters Haremhab in Memphis. Das
Bild zeigt auch etwas über den sozialen Status des Dolmetschers. Er ist in der Mitte
des Bildes in Doppelgestalt als Hörender und als Redender abgebildet. In Altägypten
wurde der Ehrentitel „Mensch“ nur den eigenen Leuten zugebilligt, Fremdvölker
galten schlicht als „elende Barbaren“, ähnlich wie auch bei den Griechen, und sind
deshalb im Bild kleiner dargestellt. So ergibt sich die Kommunikationsrichtung von
oben nach unten, was auch auf den Dolmetscher abfärbt. Er ist als bloßer Handlanger
viel kleiner als der Gaugraf, ja sogar noch kleiner als die Ausländer, obwohl er mit
diesen auf gleicher Stufe redet. Dolmetschen ist eben nur eine Dienstleistung für die
Verständigung, keine Tätigkeit eigenen Rechts, und zudem verdächtig. Erst in dem
Maße, wie Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern abgebaut werden
und die Kommunikation sich auf Gleichberechtigte einpendelt, wird auch die
Stellung des Dolmetschers aufgewertet. Ein Dolmetscher oder Übersetzer durfte
damals nicht eigenmächtig handeln. Am 3. August 1546 wurde deshalb Ếtienne Dolet
an seinem 38. Geburtstag in Paris auf dem Scheiterhaufen hingerichtet und seine
Übersetzungen verbrannt.
Bis heute liegt noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens vor. Die
unermessliche Fülle der Übersetzungen wurde und wird meist in der Stille der
Anonymität angefertigt. Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter Bedeutung
gewesen für die Erfindung der Schriften, die Entwicklung der Nationalsprachen und
das Entstehen nationaler Literaturen, für die Verbreitung von Wissen und die
Ausbreitung politischer Macht, bei der Weitergabe der Religionen und der
Übertragung kultureller Werte, beim Verfassen von Wörterbüchern seit der Antike,
und nicht zuletzt als Dolmetscher in diplomatischer Mission.
Heute gilt der Übersetzer- und Dolmetscherberuf als hochqualifizierte Täigkeit
…
(Radegundis Stolze. S. 17–19)
12
Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Wann erschienen die ältesten erhaltenen Übersetzungen?
– Welche Texte dominierten in der Übersetzungsgeschichte?
– Wovon zeugte das „Dolmetscherrelief“ in einem ägyptischen Edlengrab?
– Was war für den sozialen Status des Dolmetschers charakteristisch?
– Wie können Sie folgende Behauptung aus dem Text kommentieren:
Dolmetschen ist eben nur eine Dienstleistung für die Verständigung, keine
Tätigkeit eigenen Rechts, und zudem verdächtig.
– Wann wurde die Stellung des Dolmetschers in der Gesellschaft aufgewertet?
– Warum gibt es bis heute noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens?
– Welche Rolle spielten schriftliche Übersetzungen in der Kulturgeschichte der
Menschheit?
– Wie betrachtet man heute den Übersetzer- und Dolmetscherberuf?
Bestimmen Sie den sozialen Status des Dolmetschers in der Vergangenheit.
Führen Sie passende Textstellen an.
13
►►► Aufgaben zur Neuvertextung
Welche Übersetzungsvarianten würden Sie für folgende Aussagen vorschlagen?
– Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.
zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen Gehalts in sumerischer und
akkadischer Sprache). Jahrtausendelang dominierte – neben Texten
wissenschaftlichen und administrativen Charakters – die Übersetzung der
religiösen Literatur.
– In Altägypten wurde der Ehrentitel „Mensch“ nur den eigenen Leuten
zugebilligt, Fremdvölker galten schlicht als „elende Barbaren“, ähnlich wie
auch bei den Griechen, und sind deshalb im Bild kleiner dargestellt. So ergibt
sich die Kommunikationsrichtung von oben nach unten, was auch auf den
Dolmetscher abfärbt.
– Erst in dem Maße, wie Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern
abgebaut werden und die Kommunikation sich auf Gleichberechtigte
einpendelt, wird auch die Stellung des Dolmetschers aufgewertet.
– Bis heute liegt noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens vor. Die
unermessliche Fülle der Übersetzungen wurde und wird meist in der Stille der
Anonymität angefertigt. Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter
Bedeutung gewesen für die Erfindung der Schriften, die Entwicklung der
Nationalsprachen und das Entstehen nationaler Literaturen.
– Heute gilt der Übersetzer- und Dolmetscherberuf als hochqualifizierte Täigkeit.
Welche Funktion übernehmen im Text Aufzählungen im Rahmen eines Satzes?
Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter Bedeutung gewesen für die
Erfindung der Schriften, die Entwicklung der Nationalsprachen und das Entstehen
nationaler Literaturen, für die Verbreitung von Wissen und die Ausbreitung
politischer Macht, bei der Weitergabe der Religionen und der Übertragung kultureller
Werte, beim Verfassen von Wörterbüchern seit der Antike, und nicht zuletzt als
Dolmetscher in diplomatischer Mission.
Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an. Bieten Sie
keine Alternativübersetzungen (z.B. in Klammern) an, sondern nur eine Lösung.
Überarbeiten Sie den Zieltext nach der ersten Übersetzungsversion.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Ebene des Textes.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie dabei Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
14
zu bereichern, es literaturfähig zu machen, die im Griechischen schon vorhandenen
literarischen Gattungen auf dem Wege der Übersetzung zu gewinnen. ...
Anfangs, in der archaischen Zeit, werden die griechischen Vorbilder
experimentierend und bezogen auf den Textinhalt oft frei angeeignet. „Die
römischen Komödiendichter waren sich durchaus ihrer Entfernung von den
griechischen Vorlagen bewusst und formulierten auch explizit das Postulat der
Wirkungsäquivalenz. Zeugnis hierfür sind insbesondere die Prologe des Terenz“ …
Die antiken Übersetzer wetteiferten sich mit ihren Originalen, amplifizierten oder
reduzierten sie, modifizierten die Semantik ihres Ausgangstextes, wenn dies im
eigenen oder im Interesse ihrer Leser lag. Dies konnte bis zur Parodie gehen. Das ein
und derselbe Text in mehreren Übersetzungen durch verschiedene Übersetzer je
andersartig ausfällt, ist dabei eine Erfahrungstatsache.
Dies zeigt die schöne Legende von der Entstehung der „Septuaginta“, der ca.
247 v. Chr. unter Ptolemaios II. Philadelphos von Ägypten angeblich von 72
Übersetzern auf der Insel Pharos angefertigten Übersetzung des Alten Testaments in
das vom alexandrinischen Judentum gesprochene Griechisch. Es gilt als ein die
Autorität des Textes bezeugendes Wunder, dass alle siebzig Übersetzer einen
identischen Text geliefert haben sollen. – Nach dem Aristeasbrief (Aristeae Epistula
…) lässt der König jüdische Übersetzer kommen, um den Pentateuch, die Fünf
Bücher Moses für die Alexandrinische Bibliothek zu übersetzen. Der Hohepriester
von Jerusalem schickt 72 Männer, je 6 aus jedem der zwölf Stämme. Auf der Insel
Pharos erstellen sie in 72 Tagen eine Übersetzung, die von der jüdischen Gemeinde
anerkannt wird. „Sie soll als unantastbar gelten: verflucht wird, wer etwas hinzusetzt,
ändert oder weglässt“. Die Erzählung des Aristeas wird von anderen aufgenommen
und weiter ausgesponnen. …
Eine stärkere Selbstreflexion römischer Übersetzer tritt erst in der klassischen
Zeit auf, als die römischen Autoren sich in ihren Originalwerken mehr von den
Vorbildern lösten, und umgekehrt sich in den Übersetzungen stärker um genaue
Nachbildung bemühen konnten. Der wichtigste Übersetzer der klassischen Zeit war
Cicero (106-43 v. Chr.). Er übersetzte seine Vorlagen in der Regel mit starkem
literarischem Gestaltungs- und oft Überbietungswillen, was durch das literarische
Konzept der aemulatio, der konkurrirenden Nachbildung, bedingt ist. Seine
theoretischen Reflexionen über das Übersetzen sind von starkem patriotischem
Selbstbewusstsein getragen. So warnt Cicero stets vor allzu sklavischer Nachahmung
des originalen Wortlauts. In aller Schärfe fasst er die Antithese „non ut interpres sed
ut orator“, man orientiere sich als Übersetzer nicht wie ein Ausleger am Wortlaut der
Vorlage, sondern wie ein Redner an seinen Hörern.
Er fordert also nicht wörtliche Abbildung, sondern sinngemäße Wiedergabe.
Gleichzeitig aber bemüht er sich insbesondere auf der Ebene des Wortschatzes um
möglichst präzise Umsetzung der philosophischen Terminologie der Griechen und
legt darüber in zahlreichen Äußerungen übersetzerischer Selbstreflexion
Rechenschaft ab. Die nachklassische Zeit hat dem nicht viel hinzuzufügen.
Weittragende Übersetzungsverfahren sind entwickelt worden. Man kann feststellen,
dass der antike Übersetzer sich vor eine ganz ähnliche Typologie von
Übersetzungsschwierigkeiten gestellt sah wie der moderne: vor lexikalische Lücken,
15
semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme, unübersetzbare
Idiomatismen, Bildern und Metaphern, metrische Zwänge, glossierungsbedürftige
Stellen usw.
Auch wenn der antike Übersetzer sich bei der Übersetzung ganzer Texte oft
unbefangen über solche Schwierigkeiten hinwegsetzte, so hat er doch zumindest
punktuell schon ein weites Spektrum von Lösungsmöglichkeiten erarbeitet …
Nachstehend werden einige Übersetzungsverfahren der Antike genannt … . Im
Umgang beispielsweise mit der lexikalischen Lücke, dem Fehlen eines passenden
Ausdrucks in der Zielsprache, haben die Übersetzer verschiedene Strategien
entwickelt:
1. Das Übersetzungslehnwort (exprimi verbum e verbo), das in der Regel einen
zielsprachlichen Neologismus darstellt. So wurde der lateinische Wortschatz
erweitert, indem Wortbildungsgesetze imitiert und nach Analogie der griechischen
Komposita lateinische Zusammensetzungen geformt wurden… . Auch in der
deutschen Übersetzung der Odyssee finden wir solche Ausdrücke: die schönäugige
Jungfrau Nausikaa, die rosenfingrige Morgenröte. Produktiv sind auch die
Zusammensetzungen mit Präfix: αυεφελος – innubilus – wolkenlos.
2. Bei Bedeutungslehnwörtern wurden bereits existente lateinische Wörter mit
neuen Bedeutungen gefüllt, so wenn z.B. griechische Götternamen (Ερμειας) durch
lateinische ersetzt wurden (Mercurius).
3. Manchmal wurden lexikalische Lücken auch geschlossen, indem das
griechische Wort einfach als Fremdwort, als Exotismus in den lateinischen Text
aufgenommen wurde,
4. oder mit mehreren lateinischen Wörtern umschrieben wurde (Paraphrase).
Grundsätzlich neue Gedanken fügt der übersetzungstheoretischen Tradition erst
die christliche Ära der Spätantike hinzu. Hier wird nach der Autorität von Texten
unterschieden. Bei „heiligen Texten“ wie der Bibel darf nichts verändert oder
verschoben werden. So entstand die „Interlinearversion“, das ist eine zwischen die
Zeilen geschriebene Wort-für-Wort-Übersetzung, besonders auch in frühen
mittelalterlichen Handschriften. Wichtig war insbesondere die berühmte Epistel des
Hieronymus (348-420) an Pammachius, wo der lateinische Bibelübersetzer einräumt:
Ich gebe es nicht nur zu, sondern bekenne es frei heraus, dass ich bei der Übersetzung
griechischer Texte – abgesehen von den Heiligen Schriften, wo auch die Wortfolge
ein Mysterium ist – nicht ein Wort durch das andere, sondern einen Sinn durch den
anderen ausdrücke …
Diese spezielle Problematik der Übersetzung der Bibel, in der schon die
Wortstellung ein (unantastbares) Mysterium sei, sollte freilich auch die Übersetzer
weltlicher Literatur beeinflussen. Nachdem nämlich die Übersetzer biblischer
Schriften durch ihr gewissenhaftes Bemühen um adäquate Nachbildung der Originale
das sprachliche Instrumentarium geschaffen hatten, konnten auch die Übersetzer
weltlicher Schriften sich um ausgangssprachlich genaues Übersetzen bemühen. Die
Kirchenväter hatten im 4.Jh. n. Chr. die Lehre vom mehrfachen Schriftsinn
entwickelt, und die mittelalterliche Tradition hat daran angeknüpft. Bis zur Neuzeit
erfolgt dann ein allmählicher Übergang von der mittelalterlichen Allegorese hin zur
16
modernen Hermeneutik, indem der Buchdruck neue Kommunikationsformen
ermöglichte.
(Radegundis Stolze. S. 17–19)
17
Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten
das Postulat der Wirkungsäquivalenz explizit formulierten
als unantastbar gelten
übersetzerische Grundkonzeptionen herausbilden
die Semantik des Ausgangstextes modifizieren
das Alte Testament
einen identischen Text liefern
Autorität des Textes
sinngemäße Wiedergabe
übersetzerische Selbstreflexion
Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten
Übersetzungslehnwort
Bedeutungslehnwort
Fremdwort
Paraphrase
„Interlinearversion“
Wort-für-Wort-Übersetzung
ausgangssprachlich genaues Übersetzen
Buchdruck
Übergang von der mittelalterlichen Allegorese hin zur modernen Hermeneutik
18
Grundkonzeptionen erstmals herausgebildet, die auch für die Folgezeit
Gültigkeit behalten sollten, ja teilweise bis heute ausgeübt werden.
– Anfangs, in der archaischen Zeit, werden die griechischen Vorbilder
experimentierend und bezogen auf den Textinhalt oft frei angeeignet.
– Die Rezeption der Griechen durch die Römer diente auch dem Zweck, das
Lateinische als Sprache zu bereichern, es literaturfähig zu machen, die im
Griechischen schon vorhandenen literarischen Gattungen auf dem Wege der
Übersetzung zu gewinnen.
– Die antiken Übersetzer wetteiferten mit ihren Originalen, amplifizierten oder
reduzierten sie, modifizierten die Semantik ihres Ausgangstextes, wenn dies im
eigenen oder im Interesse ihrer Leser lag.
– Man kann feststellen, dass der antike Übersetzer sich vor eine ganz ähnliche
Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten gestellt sah wie der moderne: vor
lexikalische Lücken, semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme,
unübersetzbare Idiomatismen, Bildern und Metaphern, metrische Zwänge,
glossierungsbedürftige Stellen usw.
– Manchmal wurden lexikalische Lücken auch geschlossen, indem das
griechische Wort einfach als Fremdwort, als Exotismus in den lateinischen
Text aufgenommen wurde
– Grundsätzlich neue Gedanken fügt der übersetzungstheoretischen Tradition
erst die christliche Ära der Spätantike hinzu. Hier wird nach der Autorität von
Texten unterschieden. Bei „heiligen Texten“ wie der Bibel darf nichts
verändert oder verschoben werden. So entstand die „Interlinearversion“, das ist
eine zwischen die Zeilen geschriebene Wort-für-Wort-Übersetzung, besonders
auch in frühen mittelalterlichen Handschriften.
– Diese spezielle Problematik der Übersetzung der Bibel, in der schon die
Wortstellung ein (unantastbares) Mysterium sei, sollte freilich auch die
Übersetzer weltlicher Literatur beeinflussen.
– Nachdem nämlich die Übersetzer biblischer Schriften durch ihr gewissenhaftes
Bemühen um adäquate Nachbildung der Originale das sprachliche
Instrumentarium geschaffen hatten, konnten auch die Übersetzer weltlicher
Schriften sich um ausgangssprachlich genaues Übersetzen bemühen.
– Die Kirchenväter hatten im 4.Jh. n. Chr. die Lehre vom mehrfachen Schriftsinn
entwickelt, und die mittelalterliche Tradition hat daran angeknüpft. Bis zur
Neuzeit erfolgt dann ein allmählicher Übergang von der mittelalterlichen
Allegorese hin zur modernen Hermeneutik, indem der Buchdruck neue
Kommunikationsformen ermöglichte.
Erstellen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes. Beachten Sie
die Wiedergabe der kognitiven Information.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
Überarbeiten Sie den Zieltext nach einem ersten Entwurf.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Vergleichen Sie
verschiedene Übersetzungsversionen.
19
Verdeutschende Übersetzung
Der deutsche Bibelübersetzer Martin Luther (1483-1546) entschied sich dann
sogar bei der Heiligen Schrift für die freiere Formulierung: „rem tene, verba
sequentur“ (erfasse die Sache, dann folgen die Worte von selbst). Für ihn war es
wichtig, dass der Übersetzer eine innere Nähe zum Gegenstand der Aussage hat und
ein sensibles Sprachgefühl für den Rhythmus und die Melodie des Textganzen, damit
die Übersetzung auch die rechte Wirkung erzielen kann. Bei seiner zehnjährigen
Arbeit an der Psalmenübersetzung wünschte er sich z.B. eine hebräische Stilkunde,
die über die von ihm verwendete reine Grammatik und das Lexikon Reuchlins
hinausgehen würde. In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) verteidigt er
sein Vorgehen mit vielen Beispielen gegen Kritiker, die ihm eine zu freie
Übersetzung vorwarfen. …
Von Luther stammt auch die Bezeichnung „Verdeutschen“. Er umreißt hier sein
Übersetzungsprinzip folgendermaßen:
Man mus die mutter ihm hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen mann
auff dem marckt drumb fragen / und den selbigen auff das maul sehen / wie sie reden
/ und darnach dolmetschen / so verstehen sie es den / und mercken / das man Deutsch
mit jn redet.
Eine solche Übersetzung ist sinngemäß, „frei“. Natürlich kann eine solche
Einstellung immer auch zu Fehlleistungen führen, wie das gängige Diktum
„traductions – les belles infidèles“ andeutet. Dagegen wirkt eine Übersetzung, die
sich wort“getreu“ an der Form der Vorlage orientiert, meist „verfremdend“, weil sie
für den zielsprachlichen Leser befremdlich, fremdartig wirkt. Es ist nicht „seine
Sprechweise“. Aus diesem Spannungsverhältnis ist das Bedürfnis nach der
Festlegung gültiger Maximen des Übersetzens entstanden.
Wie ein roter Faden zieht sich seither die Auseinandersetzung über die Methode
der übersetzerischen Tätigkeit durch die Geschichte der Übersetzungstheorie. Im
deutschen Sprachraum hat sie sich in den beiden einander diametral
gegenüberstehenden Grundforderungen nach „wörtlicher, getreuer, verfremdender
Übersetzung“ einerseits und nach „freier, eindeutschender“ andererseits verdichtet.
…
In diesen frühen Äußerungen zum Übersetzen folgte praktisch die Theorie aus
der Praxis als deren Begründung. Solche einzelfallbezogenen Hinweise
dokumentierten die Übersetzungsschwierigkeiten des jeweiligen Übersetzers und
zeigten den von ihm gewählten Lösungsweg auf. Das ist aber noch keine
Übersetzungstheorie.
Auf der Suche nach einer Regel des Übersetzers gab es immer wieder allgemein
gefasste Grundprinzipien als übersetzerische Zielvorstellungen, die freilich in ihrer
Allgemeinheit wenig über das tatsächliche Vorgehen im Einzellfall aussagen. Im 18.
Jh. ist Alexander Tytler (1791) zu nennen. Als Grundvoraussetzungen für eine gute
Übersetzung forderte er, was unwiderleglich ist: Kenntnis beider Sprachen, Einblick
in die angesprochene Sache, Stilsicherheit und ein Verständnis der Mitteilungsabsicht
des Autors. Das Verständnis von Textvorlage und Übersetzung fasste er bündig
zusammen:
20
I. That the Translation should give a complete transcript of the ideas of the
original work. II. That the style and manner of writing should be of the same
character with that of the original. III. That the Translation should have all the ease of
the original composition.
Kommentar
Seit jeher haben Übersetzungen zwischen den Völkern vermittelt. Frühe
Übersetzer begründen zwar ihre Methode, doch es gelingt noch nicht, das Übersetzen
als eine spezifische Sprachverwendung theoretisch zu fassen und wissenschaftlich zu
beschreiben. Die zahlreichen Anmerkungen zum Übersetzen kreisen im Grunde
immer um den grundsätzlichen Streit zwischen der abbildendwörtlichen und der
sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der „freien“ Übersetzung, was
vielleicht mit einzelnen Beispielen belegt, aber nicht stringent theoretisch begründet
wird.
Als Faustregel lehrte man lange Zeit, und im schulischen
Fremdsprachenunterricht teilweise bis heute, man solle „so wörtlich wie möglich und
so frei wie nötig übersetzen“, wobei dies eigentlich ein Zirkelschluss ist. …
Einsichten werden beschreibend zusammengefasst, jedoch handelt es sich hierbei
noch nicht um eine Übersetzungstheorie.
(Radegundis Stolze. S. 19–21)
21
– Wie verstehen Sie den historischen Streit zwischen der abbildendwörtlichen
und der sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der
freien“ Übersetzung?
– Welche Faustregel wurde lange Zeit im schulischen Fremdsprachenunterricht
praktiziert?
Erläutern Sie anhand des Textes den Unterschied zwischen wörtlicher und
freier Übersetzung.
Erklären Sie folgende Begriffe. Belegen Sie Ihre Erklärung mit passenden
Textstellen:
– Verdeutschen
– Übersetzungsprinzip
– Fehlleistungen
– ein sensibles Sprachgefühl haben
– gültige Maximen des Übersetzens
– „freie“ und wort “getreue“ Übersetzung
– Auseinandersetzung über die Methode der übersetzerischen Tätigkeit
– Geschichte der Übersetzungstheorie
– befremdlich, fremdartig wirken
– der deutsche Sprachraum
– das Übersetzen als eine spezifische Sprachverwendung
– einzelfallbezogene Hinweise
– Übersetzungsschwierigkeiten dokumentieren
– Mitteilungsabsicht des Autors
Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
22
– In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) verteidigt er sein Vorgehen
mit vielen Beispielen gegen Kritiker, die ihm eine zu freie Übersetzung
vorwarfen.
– Von Luther stammt auch die Bezeichnung „Verdeutschen“.
– Wie ein roter Faden zieht sich seither die Auseinandersetzung über die
Methode der übersetzerischen Tätigkeit durch die Geschichte der
Übersetzungstheorie. Im deutschen Sprachraum hat sie sich in den beiden
einander diametral gegenüberstehenden Grundforderungen nach „wörtlicher,
getreuer, verfremdender Übersetzung“ einerseits und nach „freier,
eindeutschender“ andererseits verdichtet.
– In diesen frühen Äußerungen zum Übersetzen folgte praktisch die Theorie aus
der Praxis als deren Begründung. Solche einzelfallbezogenen Hinweise
dokumentierten die Übersetzungsschwierigkeiten des jeweiligen Übersetzers
und zeigten den von ihm gewählten Lösungsweg auf. Das ist aber noch keine
Übersetzungstheorie.
– Auf der Suche nach einer Regel des Übersetzers gab es immer wieder
allgemein gefasste Grundprinzipien als übersetzerische Zielvorstellungen, die
freilich in ihrer Allgemeinheit wenig über das tatsächliche Vorgehen im
Einzellfall aussagen. Im 18. Jh. ist Alexander Tytler (1791) zu nennen. Als
Grundvoraussetzungen für eine gute Übersetzung forderte er, was
unwiderleglich ist: Kenntnis beider Sprachen, Einblick in die angesprochene
Sache, Stilsicherheit und ein Verständnis der Mitteilungsabsicht des Autors.
– Seit jeher haben Übersetzungen zwischen den Völkern vermittelt. Frühe
Übersetzer begründen zwar ihre Methode, doch es gelingt noch nicht, das
Übersetzen als eine spezifische Sprachverwendung theoretisch zu fassen und
wissenschaftlich zu beschreiben.
– Die zahlreichen Anmerkungen zum Übersetzen kreisen im Grunde immer um
den grundsätzlichen Streit zwischen der abbildendwörtlichen und der
sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der „freien“ Übersetzung, was
vielleicht mit einzelnen Beispielen belegt, aber nicht stringent theoretisch
begründet wird.
– Als Faustregel lehrte man lange Zeit, und im schulischen
Fremdsprachenunterricht teilweise bis heute, man solle „so wörtlich wie
möglich und so frei wie nötig übersetzen“, wobei dies eigentlich ein
Zirkelschluss ist.
Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.
23
ABSCHNITT II
THEORETISCHE PROBLEME DER ÜBERSETZUNG
Texttypen
In der von K. Reiß entwickelten übersetzungsrelevanten Texttypologie werden
diese Nachteile anderer Klassifikationen vermieden. Mit dem Begriff Texttyp
klassifiziert die Autorin die universalen Grundformen der Textgestaltung in der
Kommunikation: Texttypen sind Klassen von Textsorten, deren wesentliche
Merkmale übereinstimmen. Reiß geht aus von der Funktion des Textes in der
jeweiligen Kommunikationssituation und fasst alle Texttypen als grundsätzlich der
gleichen übersetzerischen Strategie unterliegend auf.
Das ist unter didaktischen Gesichtspunkten ein großer Vorteil: er gleicht den
Nachteil einer allzu schematischen Kategorisierung aus. Kenntnis der wesentlichsten
Züge dieser Texttypologie hilft aber auch dem Übersetzer während der Textanalyse
… Daher seien sie hier in kurzen Zügen dargestellt.
Reiß geht davon aus, dass bei der Erzeugung von Texten alle drei Komponenten
des Kommunikationsvorgangs (Redegegenstand, Verfasser und Adressat) sowie alle
drei Grundfunktionen eines Textes (Informationsvermittlung, Expressivität,
Adressatenbeeinflussung) im Spiele sind. Bei der Erzeugung von Texten kann jedoch
24
durchaus eine der Funktionen oder Komponenten eine Vorrangstellung gegenüber
den beiden anderen erhalten. Diese Dominanz charakterisiert dann den Texttyp und
seine kommunikative Funktion.
Es ergeben sich für die übersetzungsrelevante Texttypologie drei idealtypische
Grundtypen. Bei Reiß sind es übrigens vier; der von ihr etablierte Typ „audio-
mediale Texte“ lässt sich nach unserem Verständnis in den anderen drei Typen mit
berücksichtigen.
Texte vom Typ I werden als informative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von Nachrichten, Wissen, Tatsachen, kurz: informativen
Inhalten. In ihnen dominiert die „reine“ Darstellung. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär vom Redegegenstand bestimmt.
Texte vom Typ II werden als expressive Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von künstlerisch gestalteten Inhalten. In ihnen dominiert der
individuelle Mitteilungs- und Gestaltungswille des Autors. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär vom individuellen Umgang des Autors mit den
Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache bestimmt.
Texte vom Typ III werden als operative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von persuasiv gestalteten Inhalten zur Auslösung von
Verhaltensimpulsen. In ihnen dominiert der Appell. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär von der „Ansprechbarkeit“ des Adressaten bestimmt.
Die vorstehende Texttypologie und die festgestellte Primärfunktion eines
Ausgangstextes wird dem Übersetzer bei der Gestaltung des Zieltextes als
Orientierung dienen. Sofern sein Übersetzungsauftrag Funktionskonstanz vorsieht,
wird er bei der Aufstellung seiner Invarianten-Hierarchie also
bei Texten vom Typ I die vorrangige Übermittlung des Inhalts in den
Vordergrund stellen und daher u. U. die Form des Ausgangstextes in gewisser
Weise vernachlässigen (Beispiel: Geschäftsbrief);
bei Texten vom Typ II vor allem dem ästhetischen Gestaltungswillen des
Autors Gerechtigkeit widerfahren lassen und darüber u. U. sogar die inhaltliche
Treue bewusst vernachlässigen (Beispiel: Lyrikübersetzung);
bei Texten vom Typ III vor allem die Auslösung des gewünschten Verhaltens
sichern, was oft eine Modifizierung des Inhalts und/oder der Form erfordert
(Beispiel: Werbeanzeige).
(Nach: Ulrich Kautz. S.75–77)
25
Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Welche Rolle spielen beim Übersetzen Weltwissen und Textkompetenz des
Übersetzers.
– Warum werden in der Translatologie eigene Textklassifikationen erarbeitet?
– Welche Nachteile haben Texttypologien, die einmal zwischen literarischen und
nichtliterarischen Texten und zum anderen – bei den nichtliterarischen Texten
– zwischen allgemeinsprachlichen und fachsprachlichen Texten unterscheiden?
– Welche Komponenten des Kommunikationsvorgangs und Grundfunktionen
eines Textes werden bei der Erzeugung von Texten berücksichtigt?
– Auf welcher Grundlage wird die übersetzungsrelevante Texttypologie von K.
Reiß aufgebaut?
– Wovon wird die sprachliche Gestaltung der Texte von allen drei Typen
bestimmt?
– Was dient dem Übersetzer bei der Gestaltung des Zieltextes als Orientierung?
Finden Sie Textstellen, wo folgende Begriffe gebraucht werden.
Vorhandene Wissensbasis
Weltwissen
Textkompetenz
Textkonventionen
übersetzungsrelevante Texttypologie
Übersetzungs- (bzw. Dolmetsch-)Didaktik
literarische und nichtliterarische Texte
allgemeinsprachliche und fachsprachliche Texte
Texttyp
Textsorten
übersetzerische Strategie
Komponenten des Kommunikationsvorgangs
kommunikative Funktion
informative Texte
sprachliche Gestaltung
expressive Texte
operative Texte
Primärfunktion des Ausgangstextes
Modifizierung des Inhalts und/oder der Form
Erläutern Sie den Unterschied zwischen drei Texttypen in der von K. Reiß
entwickelten übersetzungsrelevanten Texttypologie. Führen Sie Textbeispiele
an.
Definieren Sie den Begriff „Texttyp“.
26
Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Beachten Sie dabei
die ganze semantische Wortstruktur, um die aktualisierte Bedeutung des
Wortes im jeweiligen Kontext zu bestimmen.
Systematisieren Sie Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
Schreiben Sie aus dem Text alle Vokabeln aus, die sich auf
übersetzungsrelevante Texttypen beziehen.
27
Textsorten
In der Translatologie ist nun nicht nur von Texttypen, sondern vor allem auch
von Textsorten die Rede. Unter Textsorten verstehen wir dabei von
muttersprachlichen Sprachbenutzern allgemein akzeptierte (konventionalisierte) und
von ihnen empirisch beherrschte, soziokulturell determinierte Textbildungsmuster zur
mündlichen oder schriftlichen Präsentation komplexere Sachverhalte in exakt
bestimmten Kommunikationssituationen. … Ein Brief beispielsweise kann informativ,
expressiv oder auch operativ sein, je nach seiner kommunikativen Primärfunktion.
Textsorten sind durch spezifische Sprachverwendungsmuster gekennzeichnet,
die Textsortenkonventionen (= ungeschriebene, in der Linguistik aber beschriebene,
Regeln). Sie sind den muttersprachigen Sprachbenutzern so vertraut, dass sie sich –
als Textverfasser – meist gar nicht bewusst sind, sie zu verwenden, bzw. – als
Textleser oder – Hörer – reflexhaft daraus auf die Funktion des betreffenden Textes
schließen.
Gerade für den Übersetzer sind Textsortenkonventionen überaus interessant, und
zwar aus mehreren Gründen:
Sie dienen ihm als Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit eines Textes zu
einer Textsorte. …
Sie steuern damit seine Erwartungen an den Text.
Auf diese Weise erleichtern sie ihm gleichzeitig das Verstehen des Textes.
Ihren sprachlichen Ausdruck finden die Textsortenkonventionen in Aufbau und
Gliederung, Lexik, Syntax, Interpunktion und nonverbalen Elementen der Texte
sowie in sog. Textbausteinen. Das sind wiederkehrende, schematisierte,
sortentypische Formulierungen mit feststehender Gliederung. Dazu gehören z.B.
– Formeln und Klischees (Mit freundlichen Grüßen, Mindestens haltbar bis Ende …),
– Adressen (Reihenfolge der Bestandteile wichtig, oft von Sprache zu Sprache
unterschiedlich!),
– Anreden (Meine Damen und Herren) usw.
Die Kenntnis solcher Textbausteine in Ausgangs- und Zielsprache erleichtert
natürlich das Übersetzen, da in diesen Fällen eine einfache Substitution möglich ist.
Zwar haben Textsortenkonventionen in allen Sprachen dieselben Funktionen,
doch sind sie u. U. sehr verschieden ausgeprägt. Für den Übersetzer ist es deshalb
wichtig, die Konventionen häufig vorkommender Textsorten sowohl seiner Mutter-
als auch der von ihm beherrschten Fremdsprache(n) zu kennen. …
Zu beachten sind dabei jedoch, dass Textsortenkonventionen nicht
ausschließlich die Textgestaltung bestimmen: Konventionen stellen nur die üblichen
Muster dar, die in einer Textsorte „erwartet“ werden. Wenn der Sprachbenutzer es
will, können sie bewusst durchbrochen werden. Auch können sich die Konventionen
einer Kommunikations- und Kulturgemeinschaft verändern. …
Im folgenden wollen wir … die Zuordnung von Textsorten zu den drei
Texttypen „idealtypisch“ vornehmen …
28
Die Textsorte wissenschaftlicher Text kann ihrerseits in drei Untersorten
unterteilt werden:
akademisch-wissenschaftlicher Text (= Kommunikation von
Wissenschaftlern mit anderen Wissenschaftlern).
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen wissenschaftliche Monografie,
wissenschaftlicher Artikel, Forschungsbericht, Lexikoneintrag, Autoreferat (abstract).
(In der mündlichen Kommunikation außerdem solche Gattungen wie
Diskussionsbeitrag auf einer Konferenz, mündlicher Bericht usw.)
fachpraktischer Text (=Kommunikation von Fachpraktikern mit anderen
Fachpraktikern).
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen Börsenbericht, Protokoll einer
Fachberatung, Reparaturhandbuch, Packliste, Prüfzertifikat. …
populärwissenschaftlicher Text (=Kommunikation von Wissenschaftlern
und Fachpraktikern mit Laien). …
Die Textsorte nichtwissenschaftlicher Text kann in zwei Untersorten unterteilt
werden:
Zeitungstext …
Amtlicher Text.
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen Ausschreibung, Vertrag,
Versicherungspolice, Studienordnung, Eheurkunde, Zeugnis, Garantieerklärung,
Gerichtsurteil, Zollbestimmungen.
2. Der Typ II – expressiver Text – umfasst solche Textsorten wie Lyrik (mit
Textgattungen … wie Sonett, Prosagedicht usw.), dichterische Prosa (mit
Textgattungen wie Roman, Comic usw.), literarische Prosa (mit Textgattungen wie
Essay, Feuilleton, Anekdote usw.) und Dramatik (mit Textgattungen wie Tragödie,
Film, Fernsehspiel usw.).
3. Der Typ III – operativer Text – umfasst solche Textsorten wie Werbetext,
Propagandaschrift, Predigt, Wahlkampfrede, Satire usw.
Abschließend wollen wir noch einmal festhalten, dass es für den Übersetzer
wichtig ist, den Texttyp und die Textsorte zu erkennen und zu unterscheiden. … Die
Ergebnisse der texttypologischen Analyse des Ausgangstextes schlagen sich in der
Gestaltung des Zieltextes nieder.
(Ulrich Kautz. S.77–80)
29
Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Was verstehen Sie unter Textsorten?
– Wodurch sind die Textsorten gekennzeichnet?
– Aus welchen Gründen sind Textsortenkonventionen für den Übersetzer
wichtig?
– Wie nennt man wiederkehrende, schematisierte, sortentypische
Formulierungen mit feststehender Gliederung?
– Welche Textsorten umfasst der Texttyp I?
– Zur welchen Textsorte gehören die Textgattungen Vertrag,
Versicherungspolice, Garantieerklärung, Gerichtsurteil, Zollbestimmungen?
Erläutern Sie den Unterschied zwischen den Begriffen „fachpraktischer
Text“ und „populärwissenschaftlicher Text“. Führen Sie passende
Textstellen an.
30
Zieltext
Gliedern Sie syntaktische Besonderheiten des Textes aus.
Berücksichtigen Sie die Verzahnung der lexikalischen und syntaktischen
Mittel im Ausgangstext.
Beachten Sie zahlreiche Aufzählungen, Definitionen, Erklärungen und
Kommentare, die im Text vorkommen.
31
1. Eine Textanalyse, die wirklich übersetzungsrelevant ist, kann nur im
Hinblick auf eine Zielsprache sinnvoll und ökonomisch durchgeführt werden.
Sie muss also sprachenpaarspezifisch sein. … Dort, wo im Hinblick auf die
Erstellung eines zielsprachlichen Textes keine Schwierigkeiten auftreten, ist
Textanalyse überflüssig.
2. Die Textanalyse muss immer auf den Text in seiner Gesamtheit abzielen,
denn die kommunikative Funktion des ganzen ausgangssprachlichen Textes
muss auch der zielsprachliche Text erfüllen.
3. Die Textanalyse muss sowohl die semantische Information eines Textes
erfassen als auch seine pragmatische Information, d. h. dasjenige, was
innerhalb der speziellen Kommunikationssituation und der Intention des
Textsenders gegenüber dem Textempfänger wichtig ist.
4. Die spezifische kommunikative Funktion einzelner Textmerkmale muss aus
dem Gesamtverständnis des Textes bestimmt werden. …
5. Bei der Textanalyse darf der lexikalische Aspekt eines Textes nicht von
seinem syntaktischen Aspekt getrennt werden. Die Analyse funktionaler
Strukturen muss vielmehr die Verzahnung der lexikalischen und
syntaktischen Mittel bewusst machen. Die Verfahren der Textanalyse
können zu diesem Zweck, den Gegebenheiten des Textes entsprechend,
sowohl von dessen lexikalischen als auch von dessen syntaktischen Mitteln
ausgehen.
6. Die Textanalyse muss die nötige Sachkenntnis dafür voraussetzen, dass der
Textinhalt verstanden werden kann. … Die Feststellung, welches der
unmittelbare Gedankengang des Textes ist, welche Einstellung der
Textsender zum Dargestellten äußert und aufgrund welcher zusätzlicher
Kenntnisse die Einordnung des Textes in größere Zusammenhänge möglich
ist, kann sowohl den Zugang zur Textfunktion als auch zur Inhaltsstruktur
erleichtern.
…
Die aufgezeigten Grundsätze können mit der Zeit gewiss zu einer jeweils
sprachenpaargebundenen Methode der Textanalyse führen, die dann in einer Didaktik
des Übersetzungsunterrichts ihren Platz neben anderen sprachenpaarorientierten
Teildisziplinen wie der kontrastiven Grammatik oder der Analyse der
Übersetzungsprozesse haben wird.
Für die Ausarbeitung einer solchen Methode scheint aber noch eine weitere
Komponente wesentliche Bedeutung zu haben: die Textsortenspezifik. Bestimmte
Textsorten, z. B. Bericht, Pressekommentar, wissenschaftliche Publikation,
Werbetext, weisen in den einzelnen Sprachen sogenannte funktionale Stilmittel auf,
die bestimmten Normen unterworfen sind und die für entsprechende kommunikative
Situationen festliegen. Diese Normen muss der Übersetzer beachten.
…
Die übersetzungsrelevante Textanalyse ist keine erschöpfende Textanalyse im
linguistischen Sinne. Sie lässt sich eher als eine linguistisch fundierte
Textinterpretation definieren, die voraussetzt, dass der Interpret aufgrund seiner
32
ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Kompetenz imstande ist, die
übersetzungsrelevanten Textmerkmale bei jedem Text zieladäquat zu bestimmen.
…
(Gisela Thiel, S. 182–184)
33
– Wesentliche Rolle der Modalverben im Aufbau von Sätzen und Absätzen.
– Die Dominanz der direkten („objektiven“) Wortfolge.
Führen Sie Beispiele an.
Welche Möglichkeiten bestehen in der Zielsprache für die Wiedergabe
folgender Komposita?
- Übersetzungsrelevant (übersetzungsrelevante Textmerkmale,
übersetzungsrelevante Textanalyse),
- zielsprachlich (zielsprachlicher Text, zielsprachliche Kompetenz),
- ausgangssprachlich (ausgangssprachlicher Text, ausgangssprachliche Kompetenz),
- sprachenpaarspezifisch (sprachenpaarspezifische Textanalyse),
- sprachenpaargebunden (sprachenpaargebundene Methode der Textanalyse),
- sprachenpaarorientiert (sprachenpaarorientierte Teildisziplinen),
- zieladäquat (etwas zieladäquat bestimmen).
34
ABSCHNITT III
DIE BERUFSPRAXIS VON TRANSLATOREN
Übersetzer und Dolmetscher sind Textfachleute, die auf der Grundlage von
schriftlichen oder mündlichen Informationsvorlagen Texte produzieren, „mit denen
andere kommunizieren“. So hat die Übersetzungswissenschaftlerin J.Holz-Mänttäri
(1988) treffend das Wesen der Tätigkeiten des Translators umschrieben. Übersetzer
und Dolmetscher reden oder schreiben also nicht in eigener Sache, und zwar weder in
der eigenen, noch in einer fremden Sprache. Ein Englisch oder Spanisch sprechender
oder schreibender deutscher Ingenieur, Politiker, Wissenschaftler, Journalist usw. tut
das dagegen sehr wohl, wenn er z.B. mit Fachkollegen, die eine andere Sprache
sprechen, kommuniziert. Mit dieser Begriffsbestimmung ist der gemeinsame Nenner
für alle professionellen Texter und ihre Tätigkeiten umrissen, der sie von allen
anderen Fremdsprachenkönnern und Native Speakers abgrenzt. Er grenzt sie aber
auch von allen schriftstellerischen Berufen ab, deren Aufgabe in der Erschließung
und Aufbereitung von Wissen besteht, für dessen Auswahl und Darbietung sie selbst
verantwortlich sind.
Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Translator vieles mit dem Redakteur, dem
Autor, dem Medienfachmann – der Dolmetscher sogar mit dem Schauspieler –
gemein hat. Die Aufgaben des Übersetzers umfassen z.B. alle Arten des
Neuformulierens: die neuhochdeutsche Fassung althochdeutscher oder
mittelhochdeutscher Texte, die englische Zusammenfassung eines französischen
wissenschaftlichen Artikels, das Erstellen mehrsprachiger Versionen internationaler
Resolutionen und das Verfassen eines Protokolls einer mehrsprachigen Konferenz. In
vielen Fällen geht dabei Übersetzen in selbständige Textproduktion über, oder
zumindest ist beides so eng miteinander verflochten, dass man nicht mehr sagen kann,
wo die eine Tätigkeit aufhört und die andere beginnt.
Die Bedeutung des Sprachmittlerberufs (exakter wäre: des Sprach- und
Kulturmittlerberufs) hat sich in den letzten Jahrzehnten – im Gefolge der sich ständig
weiterentwickelnden internationalen Wirtschaftsbeziehungen einschließlich des
Transfers von technischem Knowhow – weiter erhöht. Im „Berufsbild für
Dolmetscher und Übersetzer“ heißt es dazu: „Übersetzen und Dolmetschen haben in
jüngerer Vergangenheit eine neue Bedeutung in der internationalen Kommunikation
erlangt. Die explosionsartige Entwicklung des Übersetzungs- und Dolmetschwesens
ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass neben die traditionellen Bereiche des
Übersetzens – z.B. Bibelübersetzung und literarisches Übersetzen – das
fachsprachliche Übersetzen und das für Dolmetschen von Fachveranstaltungen
getreten ist: Sie haben heute die Dimension eines internationalen
Massenkommunikationsmittels erreicht und sind eine wesentliche Vorbedingung für
das reibungslose Funktionieren des Informationsaustausches auf wissenschaftlichem,
technischem, wirtschaftlichem, politischem, soziokulturellem und militärischem
Gebiet geworden“ (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer [BDÜ] 1988).
35
Die textproduzierenden bzw. –reproduzierenden und textverarbeitenden
Tätigkeiten des Translators sind heute so vielfältig, dass in der
Übersetzungswissenschaft eine Art Glaubenskrieg entbrannt ist, was denn eigentlich
noch „Übersetzen“ ist, was schon nicht mehr.
Im „Berufsbild“ des BDÜ wird als typisches Tätigkeitsfeld von Übersetzern und
Dolmetschern die Arbeit eines Sprachmittlers skizziert, der als Angestellter einer
Firma, Behörde o. ä. oder aber als Freiberufler (entweder auf eigene Rechnung oder
im Auftrag einer Agentur) schriftliche bzw. mündliche Texte aus einer Sprache in
eine andere überträgt und oft auch die Korrespondenz mit fremdsprachigen Partnern
übernimmt.
Es ist aber eine unbestreitbare Tatsache, dass heute von einem Sprachmittler
darüber hinaus zahlreiche „berufsfremde“ Tätigkeiten erwartet werden, so z. B.
Selbständiges Verfassen von Texten (nicht nur Korrespondenz oder Protokolle,
sondern auch technische oder journalistische Texte [z. B. als „technical writer“,
PR-Mitarbeiter, Reiseführer usw.]),
Auswertung, Zusammenfassung oder Kommentierung von Texten
(Information und Dokumentation),
Herstellung von „örtlichen“ Versionen von Computer-Software
(„localization“),
Redaktion von Texten (Originaltexte wie auch Übersetzungen),
Bearbeitung von Texten für die nachfolgende Maschinenübersetzung („pre-
editing“),
Überarbeitung von maschinell angefertigten Übersetzungen („post-editing“),
Beratung nicht nur in sprachlichen, sondern allgemein fremdkulturellen und
„interkulturellen“ Fragen,
Layout von Texten u. a. m.
Der Beruf des Translators ist bis heute nicht geschützt (im Gegensatz etwa zum
Arzt- oder Anwaltsberuf und vielen anderen akademischen Berufen), so dass mehr
oder weniger begabte Autodidakten mit professionell ausgebildeten Translatoren in
Wettbewerb treten. Der Bedarf an Sprachmittlungsleistungen aller Art ist übrigens so
groß, dass er allein von professionellen, voll ausgebildeten Translatoren gar nicht zu
bewältigen wäre.
(nach Ulrich Kautz: S.16–18)
36
Aufgaben zum Text
37
Beratung in sprachlichen (fremdkulturellen und „interkulturellen“) Fragen
fremdsprachiger Verlagslektor
Lehrender an Ausbildungsinstituten
den Begriff sehr weit fassen
Bedarf an Sprachmittlungsleistungen
Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
38
mehr oder weniger begabte Autodidakten mit professionell ausgebildeten
Translatoren in Wettbewerb treten.
Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren
(logische Entwicklung, Generalisierung, Konkretisierung,
Übersetzungslehnwörter, wortweise Übersetzung, periphrastische Übersetzung,
grammatische Transformationen usw.).
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.
39
Fertigkeiten in Bezug auf Auftrags- und Ausgangstextanalyse,
Übersetzungsstrategien, Zieltextproduktion, Zieltextgestaltung (bis hin zum
Layout) und Recherche einschließlich selbständige Terminologiearbeit
(„translatorische Kompetenz“);
Kenntnisse über die Berufspraxis des Translators.
Schon diese Liste macht deutlich, dass nicht jeder Fremdsprachenkundige in der
Lage ist, die hochkomplexe Tätigkeit Übersetzen bzw. Dolmetschen auszuüben.
Vielmehr sind dazu nicht nur Sprachbegabung und die notwendige
Aufgeschlossenheit und Wissbegierde erforderlich, sondern besondere Kompetenzen,
deren Erwerb auf einer eigenen Theorie beruht. Dementsprechend ist der Beruf des
Translators ein eigenständiger Beruf, auf den man sich durch eine spezielle
Ausbildung vorbereiten muss.
Zwar muss selbstverständlich auch das allgemeine Weltwissen und das bereits
zu Beginn des Studiums hoch entwickelte mutter- und fremdsprachliche Sprach- und
Kulturwissen in der Ausbildung weiterentwickelt werden. Den Kern der
Ausbildungsprogramme aber sollten die anderen – speziellen – Fähigkeiten und
Fertigkeiten bilden, über die ein Translator verfügen muss und die im Rahmen der
Ausbildung weitgehend von Grund auf vermittelt werden müssen.
Die Lehrprogramme für die Sprachmittler an den Universitäten sind allerdings
oft zu wenig praxisgerecht. Aus verschiedenen Gründen wird z.B. noch nicht überall
auf einer bereits entwickelten Sprach-Grundkompetenz aufgebaut; statt dessen wird
sie im Studium erst vermittelt. Manchmal erinnern die Lehrprogramme für
Übersetzer- und/ oder Dolmetscher-Studiengänge mit ihren vielen
Lehrveranstaltungen zur Vermittlung der Fremdsprache und der Reduzierung des
Kulturwissens auf Literatur, Soziologie, Philosophie etc. eher an Philologie- als an
Translatoren-Curricula.
Ein anderer Schwachpunkt vieler Studienprogramme: Die Vermittlung des
Sachwissens, über das ein Sprachmittler verfügen muss, geschieht oft nur recht
unsystematisch. Noch nicht überall werden spezielle Lehrveranstaltungen zur
Vermittlung fundamentalen Sachwissens, z. B. in der allgemeinen Technik, als
„Ergänzungsfach“ angeboten. Und dort, wo das noch der Fall ist, lässt oft die
Koordinierung mit den Fächern Übersetzen und Dolmetschen zu wünschen übrig.
…
Zu den speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei einem Translator
entwickelt werden müssen, kommen allgemeine persönliche Voraussetzungen für die
Ausübung dieser Tätigkeiten. Die wichtigsten werden im Folgenden genannt.
(nach Ulrich Kautz: S.19–21)
40
Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Was garantiert für Übersetzer und Dolmetscher einen sicheren Broterwerb?
– Wie muss das Qualifikationsniveau des Übersetzers und Dolmetschers sein?
– Welche Nachteile haben oft die Lehrprogramme für Übersetzer- und/ oder
Dolmetscher-Studiengänge?
– Wie heißen spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten der Übersetzer und
Dolmetscher? Führen Sie Textfragmente an, wo diese Fähigkeiten und
Fertigkeiten erwähnt werden.
– Wodurch unterscheiden sich „Weltwissen“ und „Sachwissen“?
– Welche Fertigkeiten machen die „translatorische Kompetenz“ aus?
– Ist der Beruf des Translators ein eigenständiger Beruf?
– Was soll den Kern der translatorischen Ausbildungsprogramme bilden?
– Warum sind die Lehrprogramme für die Sprachmittler an den Universitäten oft
zu wenig praxisgerecht?
– Warum geschieht die Vermittlung des Sachwissens, über das ein Sprachmittler
verfügen muss, oft nur recht unsystematisch?
In welchen Kontexten tauchen folgende Begriffe auf? Führen Sie Beispiele
an.
– Spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten
– Experten für die Beziehungen zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen
– das Image der Translatoren in der Öffentlichkeit
– breitgefächertes Allgemeinwissen („Weltwissen“)
– „grundsprachliche Kompetenz“
– „fremdsprachliche Kompetenz“
– übersetzungswissenschaftliches Theorie- und Methodenwissen
– eigenständiger Beruf
– Lehrveranstaltungen zur Vermittlung der Fremdsprache
– Vermittlung fundamentalen Sachwissens
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
41
Sprachsysteme, unübersetzbare idiomatische Wendungen, Bilder und
Metaphern usw.).
Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten des Textes.
Finden Sie im Text alle Sätze mit erweiterten Attributen. Analysieren Sie
ihre Struktur und Übersetzungsmöglichkeiten.
42
осуществляется довольно бессистемно.
Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren
(logische Entwicklung, Generalisierung, Übersetzungslehnwörter, wortweise
Übersetzung, periphrastische Übersetzung, grammatische Transformationen
usw.).
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.
43
Denk- und Verstehensprozessen, jedoch mit einer bewusst kritischen Haltung – mit
Selbstkritikfähigkeit.
Auch wird der Übersetzer z. B. die … angewandten Übersetzungsverfahren
in der Phase der Redaktion kritisch überprüfen (evaluieren), spätestens bei Vorliegen
des gesamten Zieltextes … . Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste
Selbstevaluation nicht weniger wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene
unmittelbare Rückkoppelung (z.B. beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert.
Die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten,
hängt eng mit der Motiviertheit des Translators und seiner allgemeinen
Interessiertheit an der ihn umgebenden Welt … zusammen.
Dieses breitgefächerte Interesse sowie die Bereitschaft, sich immer wieder auf
Neues einzulassen, stets dazuzulernen, ist unverzichtbar für den Beruf des
Sprachmittlers. …
Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit (mündlich
und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
Besonders einen Dolmetscher, der nicht kontaktfreudig und kommunikativ ist,
kann man sich nicht vorstellen. …
(Nach Ulrich Kautz: S. 21–23)
44
– Kann man sich einen Dolmetscher vorstellen, der nicht kontaktfreudig und
kommunikativ ist?
In welchen Kontexten tauchen folgende Fachbegriffe auf?
– Ausgangstext-Analyse
– Recherche
– Vorbereitungsphase des Übersetzungsprozesses
– das Erfassen des Sinns einer Äußerung
– Übersetzungs- bzw. Dolmetschstrategien
– Neuvertextung in der Zielsprache
– eine angeborene Fähigkeit jedes Individuums
– breitgefächerte Interessen
– Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten
– etwas kritisch überprüfen (evaluieren)
– sich rasch in neue Sachgebiete einarbeiten
– Beruf des Sprachmittlers
Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten folgende intellektuelle
Eigenschaften des Berufstranslators:
– Logisches und vorausschauendes Denken
– Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit
– Urteils- und Analysefähigkeit
– hohe Kreativität
– Intuition
– Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit
– Selbstkritikfähigkeit
– Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
45
– Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit
(mündlich und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
– Auch wird der Übersetzer z. B. die angewandten Übersetzungsverfahren in der
Phase der Redaktion kritisch überprüfen (evaluieren), spätestens bei Vorliegen
des gesamten Zieltextes.
– Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste Selbstevaluation nicht weniger
wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene unmittelbare Rückkoppelung (z.B.
beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert
Nach der Bearbeitung der Lexik wenden Sie sich an besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten des Textes.
Analysieren Sie Übersetzungsmöglichkeiten der Sätze mit erweiterten
Attributen. Beachten Sie dabei die Struktur der Attribute :
– Die Intuition, das unmittelbare, ganzheitliche, nicht auf Erklärungen und
Beweisen beruhende Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten, spielt beim
Verstehen eine große Rolle.
– Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste Selbstevaluation nicht weniger
wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene unmittelbare Rückkoppelung (z.B.
beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert.
– Die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten, hängt eng mit der
Motiviertheit des Translators und seiner allgemeinen Interessiertheit an der ihn
umgebenden Welt zusammen.
46
– Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit
(mündlich und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
Finden Sie im Ausgangstext korrelierende Aussagen:
– Переводчика отличает логическое мышление и способность предвидения,
также умение выносить собственный вердикт и аналитические способности.
– Кроме того, аналитические способности переводчика дают ему
возможность осознанно применять стратегии письменного и устного
перевода для повышения своей компетенции путем их многократного
применения в схожих ситуациях.
– Креативность при создании текста на переводящем языке является
неотъемлемым качеством как письменного, так и устного переводчика.
– Являясь, по всей видимости, врожденной способностью каждого
индивида, она (креативность) достигает различного уровня в зависимости от
мотивации, интересов, установок и эмоций того или иного лица, а также от
внешних обстоятельств.
– Судить о творческих способностях человека сложно.
– Не менее важен постоянный осознанный самоконтроль при устном
переводе; он зачастую облегчается благодаря имеющейся возможности
непосредственной обратной связи, например, при переводе переговоров.
– Способность быстро входить в новые предметные области тесно связана с
мотивированностью переводчика и его общим интересом к окружающему
миру.
– Невозможно представить себе устного переводчика, который бы легко не
устанавливал контакты и не был общительным.
Übersetzen Sie den Text (schriftlich). Beachten Sie dabei inhaltliche und
logische Einheit auf der Textebene.
Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. In der Phase der Redaktion des Zieltextes
evaluieren Sie kritisch die angewandten lexikalischen und grammatischen
Übersetzungsverfahren und machen Sie die notwendigen Korrekturen.
Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
47
Nicht zuletzt verlangt der Beruf des Translators, vor allem der Dolmetscherberuf
(viele Reisen, unregelmäßige Arbeitszeit, oft nicht optimale Arbeitsbedingungen
usw.), gute körperliche Gesundheit. Besondere Anforderungen an die
Frustrationstoleranz des Translators stellt der Umgang mit Kritik an seiner Arbeit….
Flexibilität ist eine weitere Eigenschaft, ohne die der Translator kaum
auskommen dürfte, denn er muss sich oft, gelegentlich ohne Vorwarnung, auf völlig
neue Themenbereiche einstellen.
Diese Umstellungsfähigkeit – die ja auch Risikobereitschaft bedeutet – ist
geradezu ein Spezifikum des Berufs, zumal beim Verhandlungsdolmetscher, der es
ständig mit neuen Partnern zu tun hat, auf die er offen und unvoreingenommen
zugehen muss, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.
Empathie für das Fremde ist eine weitere conditio sine qua non für jeden
Translator.
Das bedarf keiner Begründung. Denn ohne Verständnisbereitschaft und
Sensibilität für Angehörige anderer Sprach- und Kulturgemeinschaften ist keine
Übersetzung, keine Verdolmetschung denkbar.
(nach Ulrich Kautz: S. 23)
48
Versuchen Sie, Internationalismen durch deutsche Wörter zu ersetzen, z. B.
Empathie für das Fremde = Offenheit für das Fremde.
49
grundsätzlich alle der Öffentlichkeit (noch) unbekannten Informationen, die ihm in
Ausübung seiner Berufstätigkeit bekannt werden, dem Verschwiegenheitsgebot
unterliegen.
Das trifft für Übersetzer ebenso zu wie für Dolmetscher. Auch im weiteren Sinn
wird – zumal vom Dolmetscher – erwartet, dass er diskret ist und sich beispielsweise
hütet, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen der vom ihm
„bedolmetschten“ Personen zu kommentieren oder Dritten gegenüber
bekanntzugeben.
Die Balance von Bescheidenheit und Selbstbewusstsein, die zumal von
Dolmetschern (in anderer Weise jedoch auch von Übersetzern) erwartet werden muss,
ist nur dann zu erreichen, wenn der Translator sich seiner eigenen Leistungsfähigkeit
sicher sein kann.
Dazu gehört z. B., dass ein Übersetzer in der Lage und auch bereit ist, seine
Arbeit als Fachmann gegen (oft laienhafte, unbegründete) Kritik zu verteidigen. Für
den Dolmetscher bedeutet es u. a., dass er sich in einer Verhandlung z. B. nicht in die
Rolle eines selbständigen Kommunikationspartners drängt bzw. drängen lässt; dass er
bei Tisch weder die Unterhaltung an sich reißt noch bei jeder kleinsten persönlichen
Ansprache verstummt oder einen hilflosen Blick auf seinen „Chef“ wirft; usw. Ein
gesundes Ego ist für jeden Translator von Vorteil!
Damit eng verbunden sind die Anforderungen, die an das professionelle
Auftreten von Dolmetschern (nicht von Übersetzern) gestellt werden.
Es versteht sich, dass sich ein Dolmetscher taktvoll und korrekt zu benehmen
hat, weder kumpelhaft noch servil sein sollte. Aber es wird oft unterschätzt, dass man
angehenden Dolmetschern ggf. auch beibringen muss, wie man bei welcher
Gelegenheit richtig gekleidet ist (z. B. weder zu leger noch zu elegant für den
betreffenden Anlass und auch im Vergleich zu den „bedolmetschten“ Personen), wie
man sich bei Tisch benimmt (in der fremden wie auch ggf. in der eigenen
Kulturgemeinschaft), welche Grundregeln des Protokolls man beherrschen muss (z. B.
Platz im Auto und bei Tisch, Benehmen bei Empfängen) usw. …
An Dolmetscher werden … weitere Anforderungen gestellt, vor allem in Bezug
auf Teamfähigkeit (man denke an die Arbeit in der Dolmetschkabine bei
Kongressen), Taktgefühl, Auftreten, stimmliche Eignung, Gedächtnis,
Reaktionsvermögen und Fähigkeit zum sachgerechten Umgang mit moderner
Kommunikationstechnik.
(Nach Ulrich Kautz: S. 24–26)
50
Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie heißen die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften, die angehende
Dolmetscher und Übersetzer haben sollen?
– Wann zeigt sich, dass ein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein nicht
für jeden Translator gar so selbstverständlich ist?
– Warum muss der Translator in seiner Tätigkeit grundsätzlich unparteiisch sein?
– Was bedeutet das „kundengerechte Verhalten“ in der Übersetzungspraxis?
– Warum hat der Dolmetscher kein Recht, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
oder Verhaltensweisen der vom ihm „bedolmetschten“ Personen zu
kommentieren oder Dritten gegenüber bekanntzugeben?
– Welche Rolle spielt das Verschwiegenheitsgebot in der Arbeit des Translators?
– Wann ist die Balance von Bescheidenheit und Selbstbewusstsein zu erreichen?
– Welche Anforderungen werden an das professionelle Auftreten von
Dolmetschern gestellt?
– Welche Grundregeln des Protokolls muss der Dolmetscher beherrschen?
– Wie kann man Teamfähigkeit in Bezug auf den Dolmetscherberuf
interpretieren?
– Welche Rolle spielt kommunikationtechnische Schulung für einen
Konferenzdolmetscher?
51
– Ausübung der Berufstätigkeit
– selbständiger Kommunikationspartner
– Grundregeln des Protokolls
– moderne Kommunikationstechnik
Bestimmen Sie besonders auffallende syntaktische Besonderheiten des
Textes.
Finden Sie im Text grammatische Konstruktionen „Modalverb + Infinitiv
Passiv“, erklären Sie ihren Gebrauch.
52
ABSCHNITT IV
ZUR KULTUR-, LITERATUR- UND SPRACHGESCHICHTLICHEN
BEDEUTUNG VON ÜBERSETZUNGEN
55
Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsschwierigkeiten (innovative Termini,
lexikalische Lücken, semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme
usw.).
Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie syntaktische
Besonderheiten des Textes, die von seinem akademischen Charakter zeugen.
Finden Sie im Text alle Sätze mit erweiterten Attributen. Analysieren Sie
ihre Struktur und Übersetzungsmöglichkeiten.
56
– В сказании о Вавилонском столпотворении многоязычие человечества и
связанные с ним проблемы взаимопонимания предстают в мифологически
сгущенном виде.
– История перевода, письменной и устной переводческой деятельности в
различные эпохи развития человечества и в различных культурных и
языковых ареалах … исследована и подтверждена письменными
памятниками еще отнюдь недостаточно.
– Перевод античных авторов уже в эпоху Ренессанса существенным
образом способствовал появлению современных европейских литератур.
– Перевод в более широком смысле слова всегда является работой в
области культуры, а в более узком смысле слова – работой в области языка.
– Задача перевода – это коммуникативный вызов, который необходимо
рассматривать в двух аспектах: в аспекте столкновения культур и в аспекте
столкновения языков.
– Чем сильнее расходятся коммуникативные взаимосвязи, тем больше
коммуникативный вызов для переводчика, которому нужно преодолеть эти
коммуникативные различия.
– Адаптирующий перевод заменяет элементы текста исходного языка,
специфичным образом закрепленные в его культуре, элементами культуры
языка перевода.
– Трудности возникают в том случае, если разница в культурах настолько
велика, что для обеспечения адекватного восприятия перевода его читателю
необходимо сначала создать предпосылки для его понимания.
– В идеале с позиций коммуникативного вызова можно опять-таки
выделить два метода перевода.
– Отчуждающий перевод пытается как можно полнее воспроизвести в
тексте перевода языковые и стилистические структуры исходного текста или,
по крайней мере, оставить их контуры узнаваемыми.
Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
Berücksichtigen Sie besondere Informationsdichte des Textes und die
Wiedergabe der logisch-semantischen Verbindungen auf der Ebene des
Absatzes und des Textes.
Schätzen Sie auch andere Faktoren ein, die das Übersetzen wesentlich
beeinflussen können.
Überprüfen Sie Ihre Übersetzung.
In der Phase der Endredaktion beachten Sie folgende Hinweise.
– Überprüfen Sie die Kohäsion des Zieltextes (d.h. die Verbindung zwischen den
Sätzen, die durch sprachliche Mittel hergestellt wird).
– Beachten Sie, dass die Thema-Rhema-Gliederung des Textes stimmt.
Nennen Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
57
ABSCHNITT V
COMPUTER ALS DOLMETSCHER
58
Analysieren Sie deutsche Wortbildungsmodelle von folgenden Komposita.
Versuchen Sie, daraus bestimmte translatorische Regeln für das Übersetzen
aus dem Deutschen ins Russische abzuleiten: Rechen- und Speicheraufgaben,
Schachweltmeister, Spracherkennung, Volltextübersetzung,
Übersetzungsprogramme, Rechnerkapazitäten, Mikroprozessoren,
Übersetzungshelfer, Computer- Haushalte, Hauptproblem, Zusammenhänge,
Wort-für-Wort-Übersetzung, Satzstellung, Nebensatzkonstruktionen, Internet-
User, Englisch-Angebot, Oxford-Dictionary.
Nennen Sie besonders auffallende syntaktische Besonderheiten des Textes.
Im Text gibt es einen Satz mit dem erweiterten Attribut. Finden Sie und
übersetzen Sie ihn.
Wie würden Sie den Satz mit der grammatischen Konstruktion“ sein + zu +
Infinitiv“ interpretieren und übersetzen?
Waren sie vor zehn Jahren gerade mal zu simplen Rechen- und
Speicheraufgaben zu gebrauchen, treten sie heute schon gegen Schachweltmeister an.
59
der Maschine zugänglich zu machen, zeigte … eine internationale Konferenz:
Der Computer besorgte die simultane Übersetzung eines einfaches Gespräches
zwischen Forschern der Firma Siemens in München, der Carnegie Mellon
University in Pittsburgh und der Advanced Telefony Research Company in
Tokio. So eindrucksvoll wie die Leistung wurden bei dieser Konferenz auch die
Grenzen der Technik präsentiert.
Schon für die Umwandlung des deutschen „Hallo“ in das japanische
„moshi-moshi“ benötigt die Maschine einige Bedenkzeit. Etwa zwanzig
Sekunden braucht sie für einen ganzen Satz. Sie muss das gesprochene Wort
erkennen und auf einen gewissermaßen internationalen Maschinencode abbilden.
Bei der umgekehrten Abbildung entsteht aus der Ziffernsprache das japanische
Wort. Spracherkennung und Übersetzung bereiten der Maschine die größten
Schwierigkeiten. Die Artikulation fällt ihr vergleichsweise leicht.
Gesprochene Sprache zu erkennen bedeutet, einer Folge von akustischen
Signalen eindeutig ein Schriftbild zuzuordnen. Dazu wird das
Schwingungsmuster der stimmlichen Verlautbarung eines Wortes
stichprobenartig mit den Referenzmustern eines Lexikons verglichen. Wenn es
darum geht, einzelne Wörter zu erkennen, genügt ein Lexikon mit den
Schwingungsmustern ganzer Wörter. Geht es um fließend gesprochene Sprache,
dann benötigt man die Schwingungsmuster einzelner Phoneme, kleinster
lautlicher Einheiten weit unterhalb der Wortebene.
Für jedes Phonem gibt es aber noch eine Anzahl unterschiedlicher
Allophone, klanglicher Varianten, die von der Umgebung des Phonems
abhängen. Zum Beispiel klingt das „ch“ in „Dach“ anders als in „Ich“. Der
Computer begegnet diesem Problem mit einem statistischen Modell, das auf
Arbeiten des russischen Mathematikers Andrej Markow vom Anfang dieses
Jahrhunderts beruht. Markow befasste sich mit Prozessen, bei denen die
Wahrscheinlichkeit für den Ǖbergang eines Systems aus einem Zustand in einen
anderen nur von diesem, nicht aber von der vorangegangenen Entwicklung des
Systems abhängt. Er meinte, dass für solche Prozesse dieselben mathematischen
Gesetze gelten müssen wie für unabhängige Zufallsfolgen. Zum Beweis dieser
These untersuchte er die Aufeinanderfolge von Vokalen und Konsonanten in
Alexander Puschkins „Eugen Onegin“.
Wenn der Computer herausfinden soll, welches Wort einem bestimmten
Klang entspricht, so beginnt er mit einer Hypothese für das erste Phonem. Für
alle Möglichkeiten, die das Lexikon für das folgende Phonem kennt, werden
auch die Ǖbergangswahrscheinlichkeiten berücksichtigt. … Das Ergebnis ist
eine Liste nach Wahrscheinlichkeit geordneter Hypothesen für ganze Lautketten.
Auch die vermutlichen Wort- und Satzenden stehen auf dieser Liste.
Die Untersuchung kann eine beachtliche Geschwindigkeit erreichen, wenn
der Computer während des Sprechens mehrere Vermutungen parallel verfolgt.
Dabei ist noch unberücksichtigt, ob die hypothetischen Wortreihen auch
vollständige Sätze sind. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss der
Computer den grammatischen Zusammenhang der Wörter herausfinden und den
ermittelten Satzbau mit abgespeicherten Standardformen vergleichen. Doch gibt
60
es viele syntaktisch richtige Sätze, die unsinnig sind. Im letzten Schritt der
Spracherkennung werden die Satzhypothesen einer semantischen Analyse
unterzogen. …
Das Ergebnis ist ein netzartiges Abbild der syntaktischen und semantischen
Wortbeziehungen, das möglichst vollständig und widerspruchsfrei sein sollte.
Der Satz wird ausgewählt, der diesen Forderungen am nächsten kommt und eine
dem phonetischen Vergleich entsprechend hohe Wahrscheinlichkeit hat. Dann
kann der Satz als maschinelle Chiffre abgespeichert und in einer anderen
Sprache aufgebaut werden. Dazu gibt es ebenfalls Modelle für Bedeutung,
Satzbau und Lautgestalt.
Das skizzierte Schema hat enge technische Grenzen. Der Computer ist mit
der phonetischen Untersuchung überfordert, wenn der Wortschatz über 700 000
Wörter hinausgeht. Der für ein größeres Vokabular erforderliche technische
Aufwand würde explosionsartig zunehmen. Fließend gesprochene Sprache kann
der Computer nur erkennen, wenn der Sprecher zwischen zwei Wörtern eine
deutliche Pause einlegt. Dafür ist das von Siemens vorgestellte System vom
Sprecher unabhängig: Es kommt mit verschiedenen mundartlichen Färbungen
zurecht, nicht jedoch mit umgangssprachlichen Abweichungen von der
Grammatik. Die Übersetzung schließlich muss sich im Rahmen der wichtigsten
grammatischen Regeln halten.
Jenseits der technischen Grenzen liegen noch viele grundsätzliche
Schwierigkeiten: Bei der menschlichen Sprachanalyse geht der Sinn eines
Satzes oder eines weiteren Kontextes oft dem einzelnen Wort voraus. Diese
Fähigkeit des Verstehens, bei der das Erschließen von Einzelheiten die
Erschlossenheit eines Ganzen voraussetzt, lässt sich schwerlich berechnen. Die
maschinelle Spracherkennung ist auf vorgegebene semantische Bereiche
angewiesen. …
Was die Maschine leisten kann, ist im besten Fall eine logisch eindeutige
Abbildung. Die Zwischentöne und Zweideutigkeiten der menschlichen Sprach e
sind die Fallgruben dieses Verfahrens. Die maschinelle Übersetzung scheitert
an persönlichen oder sprachgemeinschaftlichen Eigenheiten. … Offenbar lässt
sich das Feingefühl von Dolmetschern nicht automatisieren.
Wenn das unverständige sprachanalytische und synthetische Vermögen der
Maschine einmal über das Niveau von Platitüden hinausgehen sollte, bleibt also
die Frage, ob die Qualität dieses Vermögens den Namen Sprache verdient. …
(Nach den Materialien der deutschen Presse)
62
– Zweifellos gehört die Sprache zu den anspruchsvollsten Leistungen
biologischer Intelligenz.
– Schon für die Umwandlung des deutschen „Hallo“ in das japanische
„moshi-moshi“ benötigt die Maschine einige Bedenkzeit.
– Gesprochene Sprache zu erkennen bedeutet, einer Folge von akustischen
Signalen eindeutig ein Schriftbild zuzuordnen.
– Für jedes Phonem gibt es aber noch eine Anzahl unterschiedlicher
Allophone, klanglicher Varianten, die von der Umgebung des Phonems
abhängen.
– Der Computer begegnet diesem Problem mit einem statistischen Modell,
das auf Arbeiten des russischen Mathematikers Andrej Markow vom
Anfang dieses Jahrhunderts beruht.
– Das Ergebnis ist ein netzartiges Abbild der syntaktischen und
semantischen Wortbeziehungen, das möglichst vollständig und
widerspruchsfrei sein sollte.
– Das skizzierte Schema hat enge technische Grenzen. Der Computer ist mit
der phonetischen Untersuchung überfordert, wenn der Wortschatz über
700 000 Wörter hinausgeht.
– Fließend gesprochene Sprache kann der Computer nur erkennen, wenn der
Sprecher zwischen zwei Wörtern eine deutliche Pause einlegt.
– Jenseits der technischen Grenzen liegen noch viele grundsätzliche
Schwierigkeiten: Bei der menschlichen Sprachanalyse geht der Sinn eines
Satzes oder eines weiteren Kontextes oft dem einzelnen Wort voraus.
Diese Fähigkeit des Verstehens, bei der das Erschließen von Einzelheiten
die Erschlossenheit eines Ganzen voraussetzt, lässt sich schwerlich
berechnen. Die maschinelle Spracherkennung ist auf vorgegebene
semantische Bereiche angewiesen.
– Was die Maschine leisten kann, ist im besten Fall eine logisch eindeutige
Abbildung. Die Zwischentöne und Zweideutigkeiten der menschlichen
Sprache sind die Fallgruben dieses Verfahrens. Die maschinelle
Übersetzung scheitert an persönlichen oder sprachgemeinschaftlichen
Eigenheiten.
– Wenn das unverständige sprachanalytische und synthetische Vermögen
der Maschine einmal über das Niveau von Platitüden hinausgehen sollte,
bleibt also die Frage, ob die Qualität dieses Vermögens den Namen
Sprache verdient.
– Offenbar lässt sich das Feingefühl von Dolmetschern nicht automatisieren.
Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an. Beachten
Sie besondere Informationsdichte des Ausgangstextes.
Gewährleisten Sie in der Neuvertextungsphase stilistische Einheitlichkeit des
Textes.
Nennen en Sie Übersetzungsverfahren, die Sie besonders häufig verwenden.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
Beseitigen Sie mögliche Flüchtigkeitsfehler und Auslassungen.
63
Vermeiden Sie Fehler in der Orthographie und Interpunktion (evtl. mittels
des Textverarbeitungsprogramms).
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung im Plenum.
64
Kultur und Zivilisation gleichzusetzen und dieses Szenario nicht weiter zu
diskutieren.
(Jürgen Stähle. S. 388–390)
65
Erklären Sie den Gebrauch des Infinitivs mit zu im folgenden Satz:
– Nach sorgfältigem Abwägen habe ich mich im Übrigen entschieden, das
angeblich drohende Ende der Verschiedenartigkeit der Sprachen, die weltweite
Einführung, ja den Triumph der einen lingua franca mit dem Ende von Kultur
und Zivilisation gleichzusetzen und dieses Szenario nicht weiter zu diskutieren.
Beachten Sie den Gebrauch der grammatischen Konstruktion“ scheinen +
zu + Infinitiv“ im folgenden Satz:
Nach wie vor scheinen für die maschinelle Übersetzung die Grenzen dort zu
verlaufen, wo … die Kreativität, die Willkür, die Unberechenbarkeit der Sprache erst
beginnen.
Finden Sie erweiterte Attribute in den folgenden Sätzen. Erklären Sie ihren
Gebrauch:
– Das, was Übersetzer mehr übersetzen als alles andere, und was Roger
Willemsen als „das in der Lebens- und Leidensgeschichte von Wörtern
Liegende“, an anderer Stelle als „das in der unfreiwilligen Sättigung der
Vokabeln mit Erfahrungsinhalten Begründete“ bezeichnet, das kann der
Computer auch heute noch nicht übersetzen.
– In dem Sinne, in dem ich Übersetzen und Dolmetschen als kreativen, nicht
reproduzierbaren, sich ständig neu schaffenden und aus einem buchstäblich
endlosen Ozean der Sprache und der Sprachen schöpfenden Akt der Erzeugung
von immer wieder neuen Texten und Reden auffasse, wird auch im Jahre 2525
der kreative Sprachmittler unverzichtbar sein.
Stellen Sie anhand der Texte des Abschnittes V ein deutsch-russisches
terminologisches Glossar zum Thema „Maschinelle
Übersetzung“ zusammen.
Präsentieren Sie das Glossar zum Thema „Maschinelle Übersetzung“ in der
Gruppe.
66
ABSCHNITT VI
ERFOLGSFAKTOR KOMMUNIKATION
67
Aufgaben zum Text
69
Geheime Signale
Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang
Taub auf dem einen Ohr – zu hellhörig auf dem anderen?
Heute weiß man: Jeder Satz hat vier Inhaltsebenen.
Erwischt man die falsche, droht Missstimmung.
71
zu differenzieren. Grundsätzlich kann jede Äußerung neben dem Sachinhalt
(Sachaussage) auch eine Selbstkundgabe, einen Appell und einen Beziehungsaspekt
(Beziehungsbotschaft) umfassen. Je nach Äußerung kann die Gewichtung dieser vier
Komponenten unterschiedlich ausfallen. Kommunikationspsychologische Modelle
dieser Art eignen sich dazu, interkulturelle Kommunikationsprobleme besser zu
verstehen. Eine Sensibilisierung für die vier Komponenten der Kommunikation hilft
den Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten erfassen.
Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Welche Probleme auf der Ebene der verbalen Kommunikation werden im Text
genannt?
– Wieviel Inhaltsebenen hat jeder Satz?
– Ist es in der Kommunikation wichtig, die richtige Inhaltsebene zu erwischen?
– Worin besteht das Wesen des „Vier-Ohren-Modells“?
– Kann missglückte Kommunikation das Geschäftsklima im Büro wesentlich
verschlechtern?
– Wie funktionieren die „vier Ohren“ im Geschäftsverkehr?
– Kann die Sensibilität von „Ohren“ trainiert werden?
– Wie kann man Streit und Missverständnisse unter Kollegen vermeiden?
– Welches Ohr ist bei den meisten Menschen unterentwickelt?
– Welche Probleme der nonverbalen Kommunikation werden im Text
angesprochen?
– Welche Funktion übernehmen im Text Repliken aus der dialogischen Rede?
– Welche umgangssprachlichen Elemente enthält der Text?
– Was ist empfehlenswert, um im Zweifelsfall kommunikative Fehler zu
vermeiden und die Atmosphäre im Büro aufzulockern?
In welchen Textfragmenten kommen folgende Begriffe der
Kommunikationstheorie vor?
- Inhaltsebenen: Sachebene, Appellebene, Selbstoffenbarungsebene,
Beziehungsebene;
- Dechiffriertechnik;
- „Vier-Ohren-Modell“;
- missglückte Kommunikation;
- auf vier verschiedenen Ebenen interpretieren;
- auf Empfang schalten;
- versteckte Botschaften;
- Missverständnisse;
- Körpersprache;
- Entschlüsseln der Zwischentöne;
- Sensoren.
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
72
Bestimmen Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes, die für das Übersetzen
relevant sind.
Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter und Wendungen
nach.
Überprüfen Sie bestehende russische Äquivalente für deutsche Fachwörter
zum Thema Kommunikationspsychologische Modelle. Präzisieren Sie und
vergleichen während der Recherche ihre Haupt- und Nebenbedeutungen in der
Ausgangssprache und in der Zielsprache.
Stellen Sie anhand des Textes ein kleines deutsch-russisches Glossar zum
Thema „Kommunikationspsychologische Modelle“ zusammen.
Beachten Sie idiomatische Wendungen, Bilder und Metaphern!
Erklären Sie den Gebrach metaphorischer Ausdrücke im folgenden
Textfragment:
„Ohr“ Nummer eins: das bewertungsfreie „Sachohr“. Es „hört“ die einfache
Feststellung, dass das falsche Programm aktiviert wurde. Komplizierter arbeitet das
mitfühlende „Selbstoffenbarungsohr“: Es vernimmt, was Kollege Peter über sich
selbst aussagt, nämlich z.B.: „Ständig diese PC-Probleme, mich nervt das!“ Mit dem
für Aufforderungen sensiblen „Appellohr“ dagegen versucht Britta
herauszubekommen, was Peter von ihr erwartet, z.B. „Bitte beeil dich, heute wird es
hektisch“. Doch das Problem bei dieser Szene entsteht durch das überempfindliche
„Beziehungsohr“ von Britta. Denn es interpretiert den Satz als Kritik von Peter: „Der
hält mich nicht einmal für fähig, eine CD-ROM einzulegen!“
Analysieren Sie syntaktische Besonderheiten, die zur Auflockerung des
Textes dienen. Beachten Sie: Der Text ist praxisbezogen und trägt keinen
akademischen Charakter.
73
Zunächst muss man sich klarmachen, auf welchem Ohr man hellhörig und auf
welchem eher unsensibel ist.
– Am besten ist es, alle vier Ohren gleichmäßig zu trainieren – immer wieder
Sätze bewusst auf allen vier Ebenen abzuklopfen, um sich dann für die zu
entscheiden, die am wahrscheinlichsten ist. Dabei soweit wie möglich den
eigenen seelischen Zustand beim Entschlüsseln der Zwischentöne heraushalten.
– Ganz wichtig: sich nicht auf das Inhaltliche allein verlassen – denn das
Zusammenspiel aus Körpersprache, Tonfall, Mimik und Inhalt muss
interpretiert werden. Mit spöttischer Stimme, verschränkten Armen und
hochgezogenen Augenbrauen wirkt die Äußerung „Wahrscheinlich ist der
Bildschirm nicht eingeschaltet“ viel abwertender als in der Kombination mit
interessiertem Herüberbeugen, offenem Blickkontakt und freundlichem Tonfall.
– Übung macht hier den Meister: immer wieder die Sensoren ausfahren, darauf
achten, inwieweit die Körpersprache mit dem Gesagten übereinstimmt.
– Um wirklich herauszubekommen, ob die Interpretation korrekt ist, hilft
allerdings nur eins: nachfragen! Am besten, indem Sie kurz ansprechen, wie
Ihr Gegenüber auf Sie wirkt: „Du klingst irgendwie sauer, stimmt das?“ So hat
der Kollege die Chance, Ihren subjektiven Eindruck zu korrigieren. Und das
mögliche Sprengstoffpotential des Satzes ist somit schon vor der Explosion
entschärft worden.
Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
Gewährleisten Sie bei der Volltextübersetzung die stilistische Einheitlichkeit
des Textes.
Kommentieren Sie Ihre eigenen Übersetzungsprobleme. Wo entstehen sie?
Auf der Ebene der Lexik, der Grammatik oder auf der Textebene?
Begründen Sie Ihre übersetzerischen Lösungen.
74
In der Gegenwart hat es von offizieller Seite an Befürwortungen der Förderung
von Zwei- und Mehrsprachigkeit der Bürgerinnen und Bürger Europas nicht gefehlt.
Der Europarat stellte 1996 in einer Absichtserklärung fest, dass »das reiche Erbe der
Vielfalt der Sprachen und Kulturen in Europa ein gemeinsamer Schatz ist, den es zu
schützen und zu entwickeln gilt, und dass es einer großen Anstrengung der Bildung
und Erziehung bedarf“ (Allgemeiner europäischer Referenzrahmen, 1996, S. 1.) …
Expertengruppen wie der Fachverband Moderne Fremdsprachen (FMF) in
Deutschland vertreten das Prinzip der Mehrsprachigkeit in Europa seit langem.
Ähnlich sieht es die Konferenz der Kultusminister Deutschlands, die 1994 in
ihren Überlegungen zu einem Grundkonzept für den Fremdsprachenunterricht das
Prinzip der Mehrsprachigkeit bejahte und für Abschlüsse in weiterführenden Schulen
drei Fremdsprachen verlangte. Erreicht werden solle dies durch eine Vorverlegung
des Fremdsprachenunterrichts von Jahrgangsstufe 5 auf die Jahrgangsstufe 3 –
Früherwerb einer Fremdsprache lautet das Schlagwort dafür seither. …
77
In welchen Kontexten werden im Ausgangstext folgende Begriffe verwendet?
Führen Sie Beispiele an.
- Befürworter einer Mehrsprachigkeit;
- Verlust der Identität;
- Einsprachigkeit, Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit;
- Vielfalt der Sprachen und Kulturen in Europa;
- Früherwerb einer Fremdsprache;
- frühes spielerisches Erlernen einer Nachbarschaftssprache;
- Globalisierung;
- Anglophonisierung der Welt;
- Ideal des Oxford-English;
- Kulturimperialismus;
- Kulturverfall;
- Linguizid;
- Pflege und Förderung der eigenen Sprache;
- zweisprachige Studiengänge;
- der Deutsche Akademische Austauschdienst;
- ein schlüssiges Urteil über die Sprachen;
- Wertekatalog der Sprachen;
- Gebrauchswert, ökonomischer Wert, Bildungswert, kultureller Wert, sozial-
gesellschaftlicher Wert einer Sprache;
- rezeptive Mehrsprachigkeit;
- Minderheitensprachen.
Kommentieren Sie kurz folgende Thesen. Formulieren Sie Ihre Gedanken
möglichst präzise.
– Mehrsprachigkeit ist der Normalfall der europäischen Schule von morgen.
– Alle Schülerinnen und Schüler sollen in Zukunft neben der Erstsprache zwei
weitere moderne Sprachen lernen.
– Die bilinguale Schule wird die Regelschule im zukünftigen Europa.
– Die Wahl der Sprachen in den Schulen kann nicht generell festgelegt werden.
Nachbarschafts- und Begegnungssprachen spielen bei der Entscheidung eine
wichtige Rolle.
– Der frühe Erwerb der Zweitsprache ist sinnvoll und notwendig, am besten zeit-
gleich mit dem Erwerb der Erstsprache.
Welche Argumentationsstrategien verwendet der Autor, um den polemischen
Charakter seiner Gedanken zu unterstreichen?
78
Stellen Sie anhand des Textes ein deutsch-russisches Glossar zum Thema
„Mehrsprachigkeit“ zusammen.
Charakterisieren Sie syntaktische Besonderheiten, die für den Ausgangstext
typisch sind.
Welche Rolle spielen im Text Konjunktivformen? Finden Sie alle
Textfragmente mit dem Konjunktiv, erklären Sie seinen Gebrauch.
79
ABSCHNITT VII
AKTUELLE GESELLSCHAFTLICHE PROBLEME DER GEGENWART
Im Jahr 2013 kamen rund 437 000 Zuwanderer nach Deutschland – der
höchste Wert seit 20 Jahren. Schon heute leben hier 16 Millionen Menschen mit
einem sogenannten Migrationshintergrund, das sind 20 Prozent der Bevölkerung.
Die Zahlen sprechen für sich: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das
war es auch früher schon, obwohl die Politik dies bis zum Beginn der 2000er-Jahre
verneinte – ungeachtet der Tatsache, dass allein bis zum Anwerbestopp 1973 rund
14 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen waren, um hier zu arbeiten.
In einer Regierungserklärung der damaligen Koalition zwischen SPD und Bündnis
90/Die Grünen von 1999 war schließlich zum ersten Mal die Rede vom
Einwanderungsland.
Auf dem Weg dahin hat Deutschland ganz unterschiedliche Phasen
durchlaufen. Anwerbung, Neuzuwanderung und wirtschaftliche Eingliederung der
Menschen prägten die Zeit der ersten Gastarbeiter. Sie begann 1955 mit dem
Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien – es folgten Verträge mit
Spanien, Griechenland, der Türkei, Portugal, Tunesien, Marokko und dem
ehemaligen Jugoslawien – und hielt etwa bis zum Ende der 1960er-Jahre an. In den
folgenden Jahren, geprägt durch die Ölkrisen 1973 und 1979/80 und den
Anwerbestopp, begann die „Ausländerpolitik“ – motiviert durch die Erkenntnis,
dass viele der „Gastarbeiter“ ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland verlegt
hatten und nicht in ihre Heimat zurückkehren würden. Die 1980er-Jahre waren
gekennzeichnet durch Anfänge einer Integrationspolitik. Basis war das „Kühn-
Memorandum“, das der erste Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Heinz
Kühn, im Jahr 1979 vorgelegt hatte und in dem er Konzepte zur
Bildungsbeteiligung und politischen Partizipation von Migranten skizzierte.
Typisch für die 1980er-Jahre war auch die Vorstellung von Multikulturalität als
friedliches Nebeneinander verschiedener kultureller und ethnischer Gruppen, wobei
die Betonung auf „Nebeneinander“ lag.
Nach dem Fall der Mauer erlitt die … Entwicklung hin zur Integration herbe
Rückschläge. Rassistisch motivierte Anschläge etwa in Hoyerswerda, Solingen und
Rostock sowie die massive Einschränkung der Zuwanderung ab 1993 offenbarten
das Bild eines Landes, das stark mit seiner eigenen Wiedervereinigung beschäftigt
war und sich – zum Teil auf Kosten eines konstruierten „Anderen“ – als Kollektiv
zusammenfand. Diese Zeit ist Migranten als eine stark ausländerfeindliche in
Erinnerung geblieben. Mit dem Erwachsenwerden der zweiten Generation der
Einwanderer und dem zunehmend engen Schulterschluss mit politischen und
zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern ohne Migrationshintergrund
wuchsen die Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung von Einwanderungspolitik.
Zugleich wurde die Frage verhandelt, was denn nun eigentlich „deutsch“ sei, wie
80
etwa in der Debatte um eine „Leitkultur“. Auch in dieser Phase nahm sich
Deutschland emotional noch nicht als Einwanderungsland wahr – selbst wenn
dieser Status politisch inzwischen formuliert worden war.
Das Jahr 2006 brachte eine Wende. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft in
Deutschland entstand ein neuer Eindruck: Deutschland als ein Ort des
Willkommens mit einer Bevölkerung, die sich darum bemühte, anders
wahrgenommen zu werden als bisher. Politisch flankiert wurde diese
Neuausrichtung durch die erste Deutsche Islam-Konferenz (DIK) und den ersten
Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt. Umso erstaunlicher war der Erfolg, den
das 2010 erschienene, pauschal abwertende Buch „Deutschland schafft sich ab“ des
früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin hatte. Es wirkte wie aus der Zeit
gefallen, legte es doch den Ausschluss des Islams als größter religiöser Minderheit
im Land aus dem deutschen „Wir“ nahe. Im Rückblick fügt sich diese Diskussion
ein in eine Reihe von Debatten über nationale Identität und Zugehörigkeit, wie sie
auch in anderen europäischen Einwanderungsländern geführt wurden. Frankreich,
England, die Niederlande – sie alle erleben gegen Ende der 2000er-Jahre
Auseinandersetzungen über ihre „identité nationale“ oder „national identity“.
Im Mai 2014, knapp 60 Jahren nach dem ersten Anwerbeabkommen, setzte
Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Rede zum 65-jährigen Bestehen des
Grundgesetzes ein deutliches Zeichen: „Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel
weniger als bisher am Namen oder am Äußeren zu erkennen sein“, - so Gauck, der
damit dem Land in seiner Suche nach nationaler Identität endlich ein Leitmotiv
gab. Die homogene Kerngesellschaft als Maßstab war abgelöst worden. Das jetzige
nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der Bundespräsident als
„Einheit der Verschiedenen“ und bezog sich damit – bewusst oder unbewusst – auf
Theodor W. Adornos Wunsch, „ohne Angst verschieden sein zu können“. Zudem
rückte Gauck Deutschland mit seiner Rede in die Nähe Kanadas, das weltweit
Maßstäbe gesetzt hat, seit es für sich die Losung „Unity within Diversity“ ausgab.
Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden – laut eines OECD-Berichtes von 2014 sogar zum
zweitbeliebtesten nach den USA –, sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft. Migration, sei es Aus- oder Zuwanderung, gehört längst
zum Alltag des globalisierten Deutschlands. Vor allem die Großstädte zeigen sich
immer heterogener. In Frankfurt am Main zum Beispiel haben bereits mehr als drei
Viertel der Kinder unter sechs Jahren einen Migrationshintergrund. Nennen wir
diese Kinder doch einfach „neue Deutsche“.
(Naika Foroutan)
81
Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung auch
mit den Worten des Autors.
Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben heute in Deutschland?
– Wer bekommt in Deutschland den Status einer Person mit
Migrationshintergrund?
– Wann akzeptierte Deutschland den Status eines Einwanderungslandes?
– Welche landeskundlichen Informationen enthält der Text?
– Wie sehen chronologisch historische Hintergründe der deutschen
Migrationsbewegung aus?
– Welche Phasen erlebte das Land auf dem Weg zu diesem Status?
– Wann wurde das erste Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien
unterzeichnet?
– Wodurch waren die 1980er-Jahre in der Migrationspolitik gekennzeichnet?
– In welchem Dokument wurden Konzepte zur Bildungsbeteiligung und
politischen Partizipation von Migranten skizziert?
– Warum blieben die 1990-er Jahre in Erinnerung als eine stark
ausländerfeindliche Zeit?
– Wann begann die Neuausrichtung der Migrationspolitik Deutschlands?
– Von welchen Auseinandersetzungen mit der nationalen Identität zeugt das
Buch von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“?
– Wie können Sie die Worte des Bundespräsidenten „Wer Deutscher ist, wird
künftig noch viel weniger als bisher am Namen oder am Äußeren zu
erkennen sein“ interpretieren?
– Welches Land gilt als positives Beispiel im Aufbau einer heterogenen
Gesellschaft?
– Welche soziale Erscheinung gehört heute zum Alltag des globalisierten
Deutschlands?
Wie verstehen Sie folgende soziologische und politische Fachbegriffe? In
welchen Kontexten tauchen sie im Text auf?
- Einwanderungsland
- das „neue deutsche Wir“
- Menschen mit Migrationshintergrund
- Anwerbestop
- wirtschaftliche Eingliederung
- Multikulturalität,
- Bildungsbeteiligung und politische Partizipation von Migranten
- friedliches Nebeneinander
- Auswanderung, Zuwanderung
82
- Einschränkung der Zuwanderung
- „Einheit der Verschiedenen“
- Wiedervereinigung
- „Leitkultur“
- Migrationsgesellschaft
- Neuausrichtung der Politik
- Integrationsgipfel
- Debatten über nationale Identität und Zugehörigkeit
- homogene Kerngesellschaft
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
83
– „Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel weniger als bisher am Namen
oder am Äußeren zu erkennen sein“, - so Gauck, der damit dem Land in
seiner Suche nach nationaler Identität endlich ein Leitmotiv gab.
– Das jetzige nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der
Bundespräsident als „Einheit der Verschiedenen“.
– Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden … , sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft.
Analysieren Sie syntaktische Besonderheiten des Textes. Beachten Sie: Der
Text ist informativ-propagandistisch aufgebaut und hat keinen
wissenschaftlichen Charakter.
84
– Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel weniger als bisher am Namen oder
am Äußeren zu erkennen sein.
– Die homogene Kerngesellschaft als Maßstab war abgelöst worden. Das
jetzige nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der
Bundespräsident als „Einheit der Verschiedenen“ …
– Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden – laut eines OECD-Berichtes von 2014 sogar
zum zweitbeliebtesten nach den USA –, sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft. Migration, sei es Aus- oder Zuwanderung, gehört
längst zum Alltag des globalisierten Deutschlands. Vor allem die Großstädte
zeigen sich immer heterogener.
Erstellen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes.
Beachten Sie bei der Volltextübersetzung den publizistischen Charakter des
Ausgangstextes und seine Informationsdichte.
Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
Überprüfen Sie Ihre Übersetzung.
Korrigieren Sie bei der Neuvertextung mögliche Fehler.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
85
Realschulen und integrierten Schulen und die damit verbundene Krise der
Hauptschule. …
Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht stellt sich die Bildungsexpansion als eine
kontinuierliche Höherqualifizierung der Bevölkerung dar. … Untere
Bildungsschichten schrumpfen, mittlere und höhere Bildungsschichten dehnen sich
aus.
…
Die Bildungsexpansion setzte in der Bundesrepublik bereits in den 1950er-
Jahren ein, verlief dann allerdings nicht gleichmäßig, sondern im Wechsel von Schub
und Stagnation. … Die Bildungsökonomen hoben den Nutzen der Bildung für das
Wirtschaftswachstum hervor ("Bildung als Humankapital"), und viele
Bildungsforscher und -politiker wiesen auf die gesellschaftspolitische Bedeutung der
Bildungschancen hin ("Bildung ist Bürgerrecht"). …
Den strukturellen Motor der Bildungsexpansion bilden zwei miteinander
verknüpfte Stränge der gesellschaftlichen Entwicklung, die beide zu einem stetig
wachsenden Bedarf an besseren Qualifikationen führen.
Den einen Strang hat der Soziologe Helmut Schelsky bereits 1961 als die
Entfaltung der "wissenschaftlich-technischen Zivilisation" bezeichnet.
Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt durchdringen immer stärker das
tägliche Leben in der Arbeitswelt und in der Freizeit, in der Öffentlichkeit und im
Privatleben. Der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale Revolution"
machen erneut deutlich, dass technische Neuerungen die Anforderungen an die
Fähigkeiten der Menschen erhöhen. …
Der zweite Entwicklungsstrang lässt sich mit Stichworten wie "zunehmende
Komplexität", "zunehmende Verflechtungen" oder "zunehmende Arbeitsteilung"
kennzeichnen. … Ein Aspekt der zunehmenden Verflechtungen wird heute unter dem
Schlagwort "Globalisierung" diskutiert, das heißt der Zunahme globaler
Zusammenhänge und weltweiter Konkurrenz. Die zentrale Bedeutung von Wissen
und Bildung in einer modernen Gesellschaft … ist offensichtlich: Sie sind eine
wesentliche Voraussetzung und Triebkraft für die ökonomische und soziale
Entwicklung.
Die Höherqualifizierung der Bevölkerung hat das soziale Leben in vielen
Bereichen beeinflusst:
Seit einem halben Jahrhundert weist der wirtschaftswissenschaftliche Begriff
des "Humankapitals" darauf hin, dass das Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand
eng mit der "Ressource Mensch" zusammenhängt, also mit dem Bildungsstand der
Bevölkerung, ihrem Wissen, ihren Kenntnissen und Fähigkeiten. In der neueren
empirischen Wachstumsforschung besteht Einigkeit darüber, dass dem
Bildungssektor eine Schlüsselfunktion für den Wohlstand einer Gesellschaft
zukommt.
Besser qualifizierte Menschen verlangen nach mehr Mitbestimmung. Daher
geht von der Bildungsexpansion ein Demokratisierungsdruck auf die Macht- und
Herrschaftsstrukturen aus.
Die zunehmende Akzeptanz von Migrantinnen und Migranten lässt sich zum
Teil auf den Anstieg des Bildungsniveaus zurückführen.
86
Mädchen und Frauen konnten die neuen Chancen auf eine bessere Bildung
in besonderem Maße nutzen und frühere Bildungsbenachteiligungen nach und nach
beseitigen. Die Bildungsexpansion leistet dadurch einen Beitrag zur Verringerung
der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.
Der Ausbau der Fach- und Hochschulen beeinflusst die altersspezifische
Differenzierung der Sozialstruktur. Immer mehr junge Menschen zwischen 18 und 30
Jahren verweilen im Bildungssystem und treten erst relativ spät ins Berufsleben ein.
Da diese Personen nicht mehr zu den Jugendlichen, aber von ihren
Lebensbedingungen her auch noch nicht eindeutig zu den Erwachsenen gehören,
werden sie "Postadoleszente" ("Nachjugendliche") oder auch "junge Erwachsene"
genannt; sie befinden sich in einer Übergangsphase vom Jugendlichen zum
Erwachsenen.
Ein höheres Bildungsniveau ist mit einem Mehr an Reflexion, Selbstfindung
und Selbststeuerung verbunden und fördert die Tendenz zur Individualisierung. …
Ein Mehr an Bildung fördert daher die Individualisierungs- und
Pluralisierungstendenzen im Wertebereich sowie bei den Lebensformen und
Lebensstilen.
Während die bisher aufgelisteten Folgen der Bildungsexpansion durchaus als
„sozial erwünscht“ angesehen werden können, gibt es auch unbeabsichtigte
Auswirkungen auf das Privatleben. Indem die Bildungsexpansion zur
Differenzierung der Formen des privaten Zusammenlebens beiträgt, führt sie zum
"Monopolverlust" der bürgerlichen Familie mit entsprechenden "demografischen
Nebenfolgen". Folgende Entwicklungen hängen nachweislich mit einem höheren
Bildungsniveau zusammen: spätere Heirat bei Frauen und Männern und späterer
Zeitpunkt für die Geburt von Kindern, steigende Kinderlosigkeit, verstärkte
Inanspruchnahme von Krippen oder Tagesmüttern für Kleinkinder, Rückgang der
Eheschließungen und Zunahme der unehelichen Geburten, Zunahme von neuen
Formen des Privatlebens wie nicht ehelichen Lebensgemeinschaften,
Wohngemeinschaften oder Single-Haushalten in der jüngeren Generation.
Bildung ist in der modernen Gesellschaft eine zentrale Ressource für
Lebenschancen. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre
gesellschaftlichen Chancen wahrnehmen und soziale Risiken minimieren können.
(Rainer Geissler. S. 54–57)
87
Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung mit
entsprechenden Textstellen.
Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Warum zählt man die Bildungsexpansion zu den auffälligsten Erscheinungen
des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren?
– Wie sind die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Schichten der
deutschen Gesellschaft?
– Was zeugt von der "Bildungsexpansion" in Deutschland?
– Welchen Wandel erlebten die deutsche Hauptschule und das deutsche
Gymnasium?
– Nennen Sie Vorteile der Bildungsexpansion aus gesamtgesellschaftlicher
Sicht! Belegen Sie Ihre Antwort mit passenden Textstellen.
– Wann setzte in Deutschland die Bildungsexpansion ein?
– Welche Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung bilden den strukturellen
Motor der Bildungsexpansion?
– Was zeigten der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale
Revolution"?
– In welchem Kontext taucht im Text das Schlagwort "Globalisierung" auf?
– Hängt der Wohlstand einer Gesellschaft eng von dem Bildungssektor ab?
– Welche Chancen haben Mädchen und Frauen in der Epoche der
Bildungsexpansion?
– Charakterisieren Sie "Postadoleszente" als eine neue Erscheinung in der
Sozialstruktur der deutschen Gesellschaft.
– Wie sehen unbeabsichtigte Auswirkungen der Bildungsexpansion auf das
Privatleben aus?
– Womit sind die Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen im
Wertebereich verbunden?
Finden Sie Textfragmente, in denen folgende Vokabeln gebraucht werden:
– „Wissensgesellschaften“
– weiterführende Bildungseinrichtungen
– un- und angelernte Arbeitskräfte
– allgemeine Hochschulreife
– Schlagwort "Globalisierung"
– "wissenschaftlich-technische Zivilisation"
– Zunahme globaler Zusammenhänge und weltweiter Konkurrenz
– "zunehmende Komplexität"
– Bildungsstand der Bevölkerung
– "Ressource Mensch"
– nach mehr Mitbestimmung verlangen
– Verringerung der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
– altersspezifische Differenzierung der Sozialstruktur
– Bildungsbenachteiligungen beseitigen, mildern
– Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen im Wertebereich fördern
– Single-Haushalte
– gesellschaftliche Chancen wahrnehmen
88
– "Monopolverlust" der bürgerlichen Familie
– "demografische Nebenfolgen"
– Differenzierung der Formen des privaten Zusammenlebens
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
89
– Die sogenannte Bildungsexpansion gehört zu den auffälligsten Erscheinungen
des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren. Die Bildungschancen von
Kindern aus verschiedenen Schichten sind weiterhin sehr ungleich verteilt, und
die Bildungsbenachteiligung lässt sich wegen ihrer hochkomplexen Ursachen
nur schwer mildern.
– Mit "Bildungsexpansion" wird die enorme Ausdehnung des Bildungswesens in
den vergangenen Jahrzehnten bezeichnet, insbesondere der Ausbau der
Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien sowie der Fachschulen,
Fachhochschulen und Universitäten.
– Die damalige Volksschule war in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine echte
"Hauptschule". 1960 waren die Abiturientinnen und Abiturienten noch eine
kleine exklusive Gruppe.
– Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht stellt sich die Bildungsexpansion als eine
kontinuierliche Höherqualifizierung der Bevölkerung dar. Untere
Bildungsschichten schrumpfen, mittlere und höhere Bildungsschichten dehnen
sich aus.
– Seit Beginn der 1990er-Jahre ist das Gymnasium zur meistbesuchten
Schulform avanciert. 2011 schlossen 35 Prozent des entsprechenden
Schülerjahrganges mit dem Abitur ab. Diese Zahlen verdeutlichen den Boom
der Gymnasien, Realschulen und integrierten Schulen und die damit
verbundene Krise der Hauptschule.
– Die Bildungsexpansion setzte in der Bundesrepublik bereits in den 1950er-
Jahren ein, verlief dann allerdings nicht gleichmäßig, sondern im Wechsel von
Schub und Stagnation.
– Die Bildungsökonomen hoben den Nutzen der Bildung für das
Wirtschaftswachstum hervor ("Bildung als Humankapital"), und viele
Bildungsforscher und -politiker wiesen auf die gesellschaftspolitische
Bedeutung der Bildungschancen hin ("Bildung ist Bürgerrecht").
– Der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale Revolution" machen
erneut deutlich, dass technische Neuerungen die Anforderungen an die
Fähigkeiten der Menschen erhöhen.
– Besser qualifizierte Menschen verlangen nach mehr Mitbestimmung. Daher
geht von der Bildungsexpansion ein Demokratisierungsdruck auf die Macht-
und Herrschaftsstrukturen aus.
– Bildung ist in der modernen Gesellschaft eine zentrale Ressource für
Lebenschancen. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre
gesellschaftlichen Chancen wahrnehmen und soziale Risiken minimieren
können.
Übersetzen Sie den Text (schriftlich). Berücksichtigen Sie bei der
Volltextübersetzung seinen fachsprachlichen und literarischen Charakter.
Beachten Sie dabei seine besondere Informationsdichte und syntaktische
Komplexität.Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
90
ABSCHNITT VIII
MEGATRENDS DER GEGENWART
Was tun? Viele Lehrer seien zu oft als Einzelkämpfer unterwegs … . Künftig müssen
sie sich aber viel stärker gemeinsam mit Kollegen und Eltern um eine positive
Lernumgebung bemühen, in der Kinder individuell gefördert werden können – was
angesichts der großen Klassen aber zunehmend schwieriger wird. Kommunikative
Fähigkeiten werden deshalb immer wichtiger. Zudem wird aus dem Fachlehrer von
heute der Lebensberater von morgen. Er muss den Schülern vermehrt beibringen, wie
sie mit den neuen Medien umgehen, wie sie ihren Alltag organisieren und wie sie ihre
sozialen Fähigkeiten trainieren.
Manager
Was ändert sich? Führungskräfte müssen in Zukunft hoch qualifizierte Talente aus
unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren, motivieren und so an das
Unternehmen binden. … Zugleich werden die Manager temporäre Projekte und
Teams koordinieren müssen, die nicht an einem Ort versammelt sind.
Was tun? Pero Micic vom Beratungsunternehmen Future Management Group rät
ambitionierten Akademikern zu einem „Bindestrich-Studium“: ein klassisches
Studium wie Jura, Ingenieurwesen oder Medizin, kombiniert mit Informatik oder
einer exotischen Fremdsprache. IT-Kenntnisse werden notwendig, um sich mit
digitalen Geschäftsmodellen auszukennen. Aber auch ein Psychologie-Studium kann
Managern das nötige Handwerk für die Führung internationaler Belegschaften
vermitteln.
(Daniel Rettig)
92
Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Wie verstehen Sie den Titel des Textes?
– Welchen Wandel erlebt die moderne Arbeitswelt?
– Welche Trends sind für den gewaltigen Wandel in der Arbeitswelt
verantwortlich?
– Wie verstehen Sie den Begriff grenzüberschreitende Kooperationen?
– Warum sind Lehrer und Manager vom Wandel in der Arbeitswelt am stärksten
betroffen?
– Wie ändern sich die inhaltlichen Anforderungen an den Unterricht?
– Auf welche Weise können die Lehrer eine positive Lernumgebung für die
Schüler schaffen?
– Worin werden die Funktionen des Lehrers als eines Lebensberaters von
morgen bestehen?
– Was erschwert die Berufsaufgaben der Führungskräfte in Zukunft?
Finden Sie Textfragmente, in denen folgende Vokabeln vorkommen:
– Berufsbilder
– vernetzte Arbeitsweisen
– internationale Teams
– Umweltbewusstsein
– Wissen zum Auswendiglernen vermitteln
– Kompetenzen für das Leben beibringen
– Ganztagsschule
– Einzelkämpfer
– sich um eine positive Lernumgebung bemühen
– qualifizierte Talente aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren
– soziale Fähigkeiten trainieren
– temporäre Projekte und Teams koordinieren
– „Bindestrich-Studium“
– sich mit digitalen Geschäftsmodellen auszukennen
– Führung internationaler Belegschaften
– in wechselnden Teams, wechselnden Projekten und für wechselnde Arbeitgeber
arbeiten
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
93
Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft. Auf welche
Fachbereiche beziehen sie sich?
Systematisieren Sie Fachbegriffe der modernen Arbeitswelt, die im Text
gebraucht werden. Betreffen Sie Verwaltungsebene (Management) oder
Produktionsebene?
Systematisieren Sie den „Bildungswortschatz“ des Textes zum Thema
„Aktuelle Trends in der modernen Arbeitswelt“.
Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten auf der Ebene des Satzes, des Absatzes und des
Textes.
Welche pragmatischen Funktionen übernehmen im Text subjektlose kurze
Sätze: Falsch gedacht. Was tun?
94
– Führungskräfte müssen in Zukunft hoch qualifizierte Talente aus
unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren, motivieren und so an das
Unternehmen binden.
– Die Experten raten ambitionierten Akademikern zu einem „Bindestrich-
Studium“: ein klassisches Studium wie Jura, Ingenieurwesen oder Medizin,
kombiniert mit Informatik oder einer exotischen Fremdsprache.
Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Bei der Volltextübersetzung
bieten Sie keine Alternativübersetzungen an, sondern nur eine Lösung.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. In der Phase der Redaktion des Zieltextes
tragen Sie notwendige Korrekturen ein.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
Mobile Learning
Die schleppende Revolution
Sie klingt ein wenig nach Science-Fiction, die schöne neue Lernwelt, in der
linearer Frontalunterricht so fremdartig anmutet wie mittelalterliche Medizin. Wofür
es früher Klassenzimmer und Seminarräume, Bücher und Computer gab, das alles
leisten nun portable Allzweckgeräte, nur freier, individueller und irgendwie netter. Im
Bus, im Wartezimmer, auf dem Weg zum Kunden: Immer und überall liefern sie
Informationen, die gerade notwendig, nützlich oder einfach nur spannend sind.
So könnte, nein, so wird Lernen aussehen. Mobiltechnologien revolutionieren
die Weiterbildung. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht irgendwo, sondern überall,
auch hier in Deutschland. In spätestens einem Jahr sollen sich Handys, Smartphones
und PDAs als Plattformen für ein zeitgemäßes Lernen etabliert werden.
So modern ist das Thema Mobile Learning allerdings nicht. Bereits 2003, als die
Idee aus den USA herüberschwappte, wurde die tragbare Revolution in der
Weiterbildung verkündet. Das Thema wurde von der deutschen E-Learning-Branche
damals sehr gehypt. Es gab etwas Neues, und jeder Anbieter musste dabei sein. Bei
genauem Hinsehen war aber nicht viel dahinter, – so einige Experten. Von der
vermeintlichen Umwälzung blieb nur Enttäuschung.
Der ewige Trend und das Scheitern der Technik. Der Hauptgrund: mangelnde
Technik, Bildschirme, Tasten, Datenübertragung, Leistung – die wenigsten Mobile
Devices boten die nötige Voraussetzung für ein effektives Lernen unterwegs. Auch
die Lernangebote waren unausgereift. Mittlerweile, sechs Jahre später, ist die Technik
weiter und eröffnet M-Learning ganz neue Perspektiven. Zuversicht nährt vor allem
die Leistungsexplosion von iPhone, G1 & Co. Die Smartphones punkten mit
Multimedia, großen Displays und intuitiver Bedienbarkeit und bieten damit erstmals
eine praktikable Plattform fürs Lernen unterwegs. Schaut man sich um im Bus, in der
95
Bahn oder in den Wartesälen der Flughäfen, hantieren überall immer mehr Menschen
mit ihren schlauen Westentaschen-Gadgets.
Fremdsprachen-Programme kaufen wie Popsongs. Die neue Lust am Lernen
unterwegs ist auch den Weiterbildern nicht entgangen, die zunehmend ihr Angebot
entsprechend ausweiten. Besonders weit sind die großen Anbieter von
Fremdsprachen-Programmen wie Cornelsen und Pons. Sprach-Applikationen, mit
denen sich via mobilem Endgerät Business-Spanisch ebenso wie Urlaubs-Italienisch
trainieren lässt, werden heruntergeladen wie Popsongs. Dass gerade Anbieter von
Fremdsprachentrainings in puncto M-Learning so etwas wie eine Vorreiterrolle unter
den Weiterbildnern einnehmen, kommt nicht von ungefähr. Denn ihre Lerninhalte
eignen sich wie keine anderen für die mobile Nutzung.
Was ist also mobiles Lernen? Im weitesten Sinn fällt jedes tragbare Lernmittel
unter den Begriff M-Learning, ein Buch etwa oder ein Laptop mit einem
Lernprogramm. Die aktuelle Diskussion um mobiles Lernen bezieht sich aber auf die
Techniken, Inhalte und Anwendungen, die sich speziell auf Mobiltelefone,
Smartphones und Personal Digital Assistants (PDAs) stützen.
M-Learning ist mehr als der räumlich und zeitlich unabhängige Einsatz von E-
Learning. Im Gegensatz zu klassischen computer- oder internetbasierten Trainings ist
M-Learning für den mobilen Einsatz optimiert. Größte Herausforderung bei der
Umsetzung von M-Learning sind die noch unausgereiften didaktischen Konzepte.
Daneben gib es auch noch technische Probleme: Die begrenzte Leistungsfähigkeit der
Handys und ihre unüberschaubare Modellvielfalt erschweren das Content-Design
sowie das Single-Source-Publishing, d.h., eine Datenquelle für alle Geräte zu nutzen.
(Nach den Materialien der deutschen Presse)
96
– Worin bestanden die Anfangsschwierigkeiten der mobilen Revolution?
– Wie kann man mobiles Lernen im weitesten Sinn definieren?
– Welche Rolle spielten die Smartphones bei der Erweiterung von M-Learning?
– Welche Lerninhalte eignen sich besonders gut für die mobile Nutzung?
– Welche Vorteile und Nachteile hat mobiles Lernen?
– Wie sieht der Arbeitsplatz bei Mobiler Learning aus?
– Nennen Sie die größte Herausforderung bei der Umsetzung von M-Learning?
– Warum heißt der Text Mobile Learning. Die schleppende Revolution?
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
97
►►► Aufgaben zur Neuvertextung
Welche Übersetzungsvarianten würden Sie für folgende Textfragmente
empfehlen?
– Mobile Learning ist der wichtigste Trend in Sachen Wissenstechnologie.
– Wofür es früher Klassenzimmer und Seminarräume, Bücher und Computer gab,
das alles leisten nun portable Allzweckgeräte, nur freier, individueller und
irgendwie netter. Im Bus, im Wartezimmer, auf dem Weg zum Kunden: Immer
und überall liefern sie Informationen, die gerade notwendig, nützlich oder
einfach nur spannend sind.
– So könnte, nein, so wird Lernen aussehen. Mobiltechnologien revolutionieren
die Weiterbildung. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht irgendwo, sondern
überall, auch hier in Deutschland.
– So modern ist das Thema Mobile Learning allerdings nicht. Bereits 2003, als
die Idee aus den USA herüberschwappte, wurde die tragbare Revolution in der
Weiterbildung verkündet.
– Die Smartphones punkten mit Multimedia, großen Displays und intuitiver
Bedienbarkeit und bieten damit erstmals eine praktikable Plattform fürs Lernen
unterwegs. Schaut man sich um im Bus, in der Bahn oder in den Wartesälen
der Flughäfen, hantieren überall immer mehr Menschen mit ihren schlauen
Westentaschen-Gadgets.
– M-Learning ist mehr als der räumlich und zeitlich unabhängige Einsatz von E-
Learning. Im Gegensatz zu klassischen computer- oder internetbasierten
Trainings ist M-Learning für den mobilen Einsatz optimiert.
– Größte Herausforderung bei der Umsetzung von M-Learning sind die noch
unausgereiften didaktischen Konzepte. Daneben gib es auch noch technische
Probleme: Die begrenzte Leistungsfähigkeit der Handys und ihre
unüberschaubare Modellvielfalt erschweren das Content-Design sowie das
Single-Source-Publishing, d.h., eine Datenquelle für alle Geräte zu nutzen.
Berücksichtigen Sie bei der Neuvertextung das „Benehmen“ von folgenden
Vergleichen:
– Sie klingt ein wenig nach Science-Fiction, die schöne neue Lernwelt, in der
linearer Frontalunterricht so fremdartig anmutet wie mittelalterliche Medizin.
– Sprach-Applikationen, mit denen sich via mobilem Endgerät Business-
Spanisch ebenso wie Urlaubs-Italienisch trainieren lässt, werden
heruntergeladen wie Popsongs.
– Dass gerade Anbieter von Fremdsprachentrainings in puncto M-Learning so
etwas wie eine Vorreiterrolle unter den Weiterbildnern einnehmen, kommt
nicht von ungefähr.
Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an.
Berücksichtigen Sie bei der Neuvertextung den publizistischen und
polemischen Charakter des Ausgangstextes.
Überprüfen Sie die Kohäsion des Zieltextes, d. h. die Verbindung zwischen
den Sätzen und Absätzen, die durch sprachliche Mittel hergestellt wird (z. B.
98
kursiv gedruckte Absatzphasen und rhetorische Fragen, Thema-Rhema-
Gliederung des Satzes, Konjunktionen usw.).
Bieten Sie keine Alternativübersetzungen, sondern nur eine Lösung.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. Machen Sie notwendige Korrekturen.
Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
Heiße Phase
Grönland eisfrei. Küstenstädte wie Hamburg, London und Sydney unter Wasser.
In Dublin Dürre, Berlin versinkt im Sand: Der Klimabericht der Vereinten Nationen
schockte die Welt mit düsteren Zukunftsszenarien. Hitzewellen am Mittelmeer und
tropische Stürme über dem Atlantik sollen sich laut Studie häufen, der Meeresspiegel
langfristig um bis zu sieben Meter steigen.
Die Wirtschaft ist sich einig: Der Klimawandel geht in die heiße Phase. Die
Prognosen über den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert reichen von 1,8 bis 4,0
– im Extremfall gar bis 6,4 – Grad Celsius. Welche Auswirkungen das im Einzelnen
hat, können die Forscher nur erahnen. Unstrittig ist aber, dass vor allem die Nutzung
fossiler Brennstoffe zum Treibhauseffekt führt und die Politik reagieren muss. Die
EU-Kommission plant bis 2020 eine Reduktion der Treibhausgase um 20 Prozent.
Die UN will eine neue Umweltorganisation gründen.
Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur mit technologischen Innovationen
gewonnen werden: Solarzellen, Biogas-, Wind- und Wasserkraftanlagen –
Umwelttechnik mausert sich zu einer Wachstumsindustrie des XXI. Jahrhunderts. In
Deutschland könnte die Ökobranche in 15 Jahren die Automobilwirtschaft als
Leitindustrie ablösen. Dank Erneuerbarer Energien werden weltweit bereits 7
Milliarden Tonnen Kohlendioxid eingespart. Ohne die Nutzung von Sonne, Biomasse,
Wind und Wasser lägen die CO2-Emissionen fast ein Viertel höher. Viel
versprechend vor allem: eine neue Generation von Solarzellen, die ohne teures
Silizium auskommen und den Strom billiger liefern.
Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden. Die Zauberformel: saubere
Kraftwerke, die entstehendes Kohlendioxid abtrennen und lagern, damit es nicht in
die Atmosphäre entweicht. Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine
Renaissance bescheren. Finnland errichtet derzeit den größten Reaktor der Welt.
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Weiter ist die Forschung bei anderen Energieträgern. Shell baut zusammen mit
Choren an der Ostsee eine Anlage zur Herstellung von synthetischem Diesel aus
Biomasse. An zwei deutschen Tankstellen gibt es ein noch ungewöhnlicheres
Antriebsmittel: Wasserstoff. Was derzeit nur für Pilotfahrzeuge funktioniert, könnte
langfristig ein Schritt hin zum emissionsfreien Autofahren sein. Bei der Verbrennung
von Wasserstoff entsteht kein CO2 – sondern Wasser. Was die Forscher noch
schaffen müssen, ist eine wirtschaftliche Herstellung des Wasserstoffs und eine
Lösung des Lagerungsproblems: der Wasserstoff wird heute entweder gasförmig
unter hohem Druck gelagert oder bei Temperaturen von minus 250 Grad Celsius
flüssig gemacht.
Der andere Weg zum emissionsfreien Individualverkehr führt über den
Hybridantrieb – die Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor – zum Auto
mit einer Brennstoffzelle unter der Motorhaube. …
Klar ist: Beim Klimaschutz muss Europa Vorreiter sein. China und Indien
werden nicht auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft umsteigen, wenn die EU nicht
vorher zeigt, dass diese Betriebsweise möglich ist.
(Nach der Materialien der deutschen Presse)
100
– Welche Länder müssen beim Klimaschutz den Ton angeben?
Welche Argumentationsstrategien werden im Text verwendet?
In welchen Kontexten tauchen folgende Redemittel auf? Führen Sie
Beispiele an.
– Technische, geopolitische und gesellschaftliche Umbrüche
– düstere Zukunftsszenarien
– fossile Brennstoffe
– Treibhauseffekt
– Klimawandel
– technologische Innovationen
– Wachstumsindustrie
– erneuerbare Energien
– Energieträger
– emissionsfreies Autofahren
– Verbrennung von Wasserstoff
– Klimaschutz
Systematisieren Sie alle ökologischen Fachbegriffe, die im Text vorkommen.
Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.
101
– Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden.
– Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine Renaissance bescheren.
– Was derzeit nur für Pilotfahrzeuge funktioniert, könnte langfristig ein Schritt
hin zum emissionsfreien Autofahren sein.
102
Quellenverzeichnis
Переводческие компетенции. Этика и практика переводческой
деятельности: программа по дисциплине специализации для студ.
специальности «Перевод и переводоведение» (второе высшее
образование) / сост.: Е.В Ермакова; Перм. гос. ут-т. – Пермь, 2010. 132 с.
Foroutan, Naika. Der weite Weg zum “neuen deutschen Wir” // DE Magazin
Deutschland 2 / 2014. S.18–19.
Kautz, Ulrich. Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens / Ulrich Kautz.
Goethe Institut. – 2. Aufl. – München: Iudicium, 2002. 643 S.
103
Учебное издание
Учебное пособие
Издательский центр
Пермского государственного
национального исследовательского университета
614990, г. Пермь, ул. Букирева, 15
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