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МИНИСТЕРСТВО НАУКИ И ВЫСШЕГО ОБРАЗОВАНИЯ

РОССИЙСКОЙ ФЕДЕРАЦИИ
Федеральное государственное бюджетное
образовательное учреждение высшего образования
«ПЕРМСКИЙ ГОСУДАРСТВЕННЫЙ
НАЦИОНАЛЬНЫЙ ИССЛЕДОВАТЕЛЬСКИЙ УНИВЕРСИТЕТ»

ПРАКТИЧЕСКИЙ КУРС ПЕРЕВОДА


(ВТОРОЙ ИНОСТРАННЫЙ ЯЗЫК)
(НЕМЕЦКИЙ):

ИСТОРИЯ, ТЕОРИЯ И ПРАКТИКА ПЕРЕВОДА

ХРЕСТОМАТИЯ

Допущено методическим советом


Пермского государственного национального
исследовательского университета в качестве
учебного пособия для студентов, обучающихся
по направлению подготовки бакалавров
«Международные отношения»

Пермь 2020
УДК 811.112.2(075.8)
ББК 81.2Нем-923
П692
Автор-составитель: доцент Л. Г. Лапина

Практический курс перевода (второй иностранный язык)


П692 (немецкий): история, теория и практика перевода. Хрестоматия
[Электронный ресурс] : учебное пособие / автор-составитель
Л. Г. Лапина ; Пермский государственный национальный
исследовательский университет. – Электронные данные. – Пермь,
2020. – 2,12 Мб ; 104 с. – Режим доступа:
http://www.psu.ru/files/docs/science/books/uchebnie-posobiya/lapina-
prakt-kurs-perevoda-nemecky.pdf. – Заглавие с экрана.
ISBN 978-5-7944-3530-6

Издание содержит учебные материалы по дисциплине «Практический курс


перевода (второй иностранный язык) (немецкий)» для студентов, обучающихся
по направлению бакалавров «Международные отношения».
В пособии представлены актуальные материалы для отработки умений
и навыков практического перевода студентами, изучающими немецкий язык
как второй иностранный. Тексты хрестоматии тематически посвящены
вопросам истории, теории и практики перевода, межкультурной коммуникации
и актуальным проблемам современности.
Все тексты пособия снабжены контрольными вопросами и заданиями,
помогающими организовать самостоятельную работу студентов. Основное
внимание уделяется предпереводческому анализу исходного текста,
систематизации языковых средств выражения когнитивной информации и
лингвистическим аспектам перевода.
УДК 811.112.2(075.8)
ББК 81.2Нем-923
Издается по решению ученого совета
факультета современных иностранных языков и литератур
Пермского государственного национального исследовательского университета

Рецензенты: кафедра иностранных языков Пермского государственного


медицинского университета им. акад. Е. А. Вагнера (зав. кафедрой,
канд. филол. наук, доцент С. Т. Краснобаева);
доцент кафедры иностранных языков, лингвистики и перевода
Пермского национального исследовательского политехнического
университета, канд. пед. наук Л. П. Раскопина

© ПГНИУ, 2020
ISBN 978-5-7944-3530-6 © Лапина Л. Г., составление, 2020

2
Inhaltsverzeichnis

Vorwort…………………………………………………………………….. 5
Abschnitt I. Zur Vorgeschichte
Der Begriff Übersetzung ……………………………………………………. 7
Aufgaben zum Text ………………………………………………………….. 9
Die historische Rolle der Übersetzer ………………………………………… 12
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 12
Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche ………………….. 14
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 17
Verdeutschende Übersetzung ……………………………………………….. 20
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 21

Abschnitt II. Theoretische Aspekte der Übersetzung


Die übersetzungsrelevante Texttypologie …………………………………… 24
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 25
Textsorten …………………………………………………………………… 28
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 29
Ansätze zu einer Methodologie der übersetzungsrelevanten Textanalyse …... 31
Aufgaben zum Text ………………………………………………………….. 33

Abschnitt III. Die Berufspraxis von Translatoren


Die wichtigsten Tätigkeitsfelder von Übersetzern und Dolmetschern ……… 35
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 37
Voraussetzungen für das Erlernen des Sprachmittlerberufs ………………… 39
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 40
Die wichtigsten intellektuellen Eigenschaften …………….………………… 43
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 44
Die wichtigsten psychischen und physischen Eigenschaften……………….. 47
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 48
Die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften …………………………….. 49
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 50

Abschnitt IV. Zur Kultur-, literatur- und sprachgeschichtlichen


Bedeutung von Übersetzungen
Übersetzung als Kultur- und Spracharbeit ………………………………….. 53
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 54

Abschnitt V. Computer als Dolmetscher


Englisch zum Weglaufen. Übersetzungsprogramme sind besser geworden –
aber noch lange nicht gut …………………………………………………… 58
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 58
Computer als Dolmetscher. Grenzen der Maschine? …………………… 59
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 61

3
Übersetzungscomputer – sie wissen nicht, was sie tun ……………………… 64
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 65
Abschnitt VI. Erfolgsfaktor Kommunikation
Tritt in den größtmöglichen Fettnapf ……………………………………….. 67
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 68
Geheime Signale. Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang ………………. 70
Aufgaben zum Text ………………………………………………………….. 71
Mehrsprachigkeit für alle – eine utopische Forderung? ……………….……. 74
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 77

Abschnitt VII. Aktuelle gesellschaftliche Probleme der Gegenwart


Der weite Weg zum “neuen deutschen Wir“ ………………………………. 80
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 81
Bildungsexpansion und Bildungschancen ………………………………….. 85
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 87

Abschnitt VIII. Megatrends der Gegenwart


Nur keine Fachidioten ………………………………………………………. 91
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 92
Mobile Learning. Die schleppende Revolution …………………………….. 95
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 96
Blick in die Zukunft. Megatrend Klimawandel …………………………….. 99
Aufgaben zum Text …………………………………………………………. 100

Quellenverzeichnis ............................................................................ 103

4
VORWORT

Veränderungen in der globalen Welt bedeuten stets neue Herausforderungen für


Theorie und Praxis der Übersetzung. Ein Beispiel dafür ist die Einführung des
Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens (GER), der feste Bewertungskriterien
für die Beurteilung der Sprachkompetenz der Fremdsprachler aufstellt, um so
einheitliche Standards innerhalb Europas zu schaffen und die länderübergreifende
Vergleichbarkeit zu gewährleisten. Die berufsbezogenen Fremdsprachenkenntnisse
haben bei der universitären Ausbildung zukünftiger Fachleute im Bereich
“Internationale Beziehungen” einen besonders hohen Stellenwert und gewinnen in
der Zeit der Globalisierung immer mehr an Bedeutung. Sie brauchen gründliches
Wissen auf vielen Gebieten: Politik, Wirtschaft, Außenhandel, Ökologie, Arbeitswelt,
Bildung, Kulturaustausch, IK-Kommunikation, Wissenstransfer, Touristik, aktuelle
gesellschaftliche Situation in den europäischen Ländern, Megatrends der Gegenwart,
Szenarien der Zukunft usw. Im Fach „Praktischer Übersetzungskurs in der zweiten
Fremdsprache (Deutsch)“ bekommen die Studierenden nicht nur praktische
translatorische Fähigkeiten, sondern auch Hintergrundwissen über die wirtschaftliche,
politische und gesellschaftliche Entwicklung Deutschlands und deutsche
Landeskunde.
Fachkompetenz bedeutet fachliches Wissen zu besitzen und es situationsgerecht
in jeweiligen Kommunikationssituationen umzusetzen. Unter der Kommunikation im
Berufsbereich wird gewöhnlich Rezeption und Produktion von berufsbezogenen
Texten verstanden. Die Studierenden müssen authentische Texte entsprechender
Thematik lesen, verstehen und für verschiedene Zielgruppen bearbeiten bzw.
übersetzen. Das Übersetzen ist dabei als sprachliches und kulturelles Phänomen zu
begreifen.
Auf dem Hintergrund des Lernkonzeptes der beruflichen Handlungskompetenz
werden im Lehrwerk didaktisierte Materialien dargestellt, die sich auf die
Vermittlung der Textkompetenz der Studierenden beziehen. So richten sich
übersetzungspraktische Aufgaben auf übersetzungsrelevante inhaltliche und
sprachliche Analyse des Ausgangstextes. Von besonderer Bedeutung sind
Systematisierung der Redemittel für den Ausdruck der kognitiven Information im
Text, Arbeit an korrelierenden Sprachressourcen in der Ausgangs- und Zielsprache,
Anfertigung vollständiger schriftlicher Übersetzung des Ausgangstextes und seine
Evaluierung.
Textorientiertes Herangehen an die Übersetzung setzt voraus, dass einzelne
Übersetzungsverfahren nicht abgesondert, sondern im Rahmen eines Textes
bearbeitet werden müssen. Das Lehrwerk enthält systematisch aufgeführte Texte und
Aufgaben für ihre Bearbeitung. Die Aufgaben zerfallen in zwei Hauptgruppen:
Aufgaben zur übersetzungsrelevanten Analysephase (rezeptive Phase des
Übersetzungsprozesses) und Aufgaben zur Neuvertextungsphase (produktive Phase),
aber sie können auch kombiniert werden.
Die übersetzungsrelevante Textanalyse muss optimale zielsprachliche
Übersetzung garantieren. Sie setzt voraus, dass die Studierenden aufgrund ihrer

5
ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Kompetenz imstande sind, die
übersetzungsrelevanten Textmerkmale bei jedem Text zieladäquat zu bestimmen.
Aufgaben zur übersetzungsrelevanten Analyse sind wiederum in zwei Arten
vertreten: zuerst werden Aufgaben zum Textverständnis angeboten und dann schon
Aufgaben zur sprachlichen Interpretation des Ausgangstextes. Die sprachliche
Analyse muss komplexen Charakter tragen und die Verzahnung der lexikalischen und
syntaktischen Mittel im Rahmen des Textes berücksichtigen.
Beim Erarbeiten des Lehrwerkes ging man davon aus, dass die Translation als
eine kommunikative Tätigkeit anzusehen ist. Im Vordergrund steht deshalb die Arbeit
an Texten folgender Thematik:
 Zur Vorgeschichte (Der Begriff Übersetzung. Die historische Rolle der Übersetzer.
Die griechisch-römische Antike als Übersetzungsepoche. Verdeutschende
Übersetzung).
 Theoretische Aspekte der Übersetzung (Übersetzungsrelevante Texttypologie.
Textsorten. Ansätze zu einer Methodologie der übersetzungsrelevanten
Textanalyse).
 Berufspraxis von Translatoren (Die wichtigsten Tätigkeitsfelder von Übersetzern
und Dolmetschern. Voraussetzungen für das Erlernen des Sprachmittlerberufs.
Die wichtigsten intellektuellen Eigenschaften. Die wichtigsten psychischen und
physischen Eigenschaften. Die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften der
Übersetzer und Dolmetscher).
 Zur Kultur-, literatur- und sprachgeschichtlichen Bedeutung von Übersetzungen
(Übersetzung als Kultur- und Spracharbeit).
 Computer als Dolmetscher (Englisch zum Weglaufen. Übersetzungsprogramme
sind besser geworden – aber noch lange nicht gut. Erfolgsfaktor Kommunikation.
Computer als Dolmetscher. Grenzen der Maschine? Übersetzungscomputer –
sie wissen nicht, was sie tun).
 Erfolgsfaktor Kommunikation (Tritt in den größtmöglichen Fettnapf. Geheime
Signale. Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang. Mehrsprachigkeit für alle –
eine utopische Forderung?).
 Aktuelle gesellschaftliche Probleme der Gegenwart (Der weite Weg zum “neuen
deutschen Wir“. Bildungsexpansion und Bildungschancen).
 Megatrends der Gegenwart (Nur keine Fachidioten. Mobile Learning. Die
schleppende Revolution. Klimawandel. Blick in die Zukunft. Megatrend
Klimawandel).
Den größten Effekt der Textanalyse sehen Fachexperten in ihrer Anwendung im
Unterricht. Die Studierenden können auf diesem Weg ihre translatorische Kompetenz
besser entwickeln als durch das routinierte Übersetzen noch so großer Textmengen.
Eine große Rolle spielt dabei die Erkenntnis, dass der Translator an alle Texte
(Fachtexte, gemeinsprachliche Texte, literarische und nichtliterarische Texte usw.)
prinzipiell gleich herangeht, obwohl die Kombination von textexternen und
textinternen Faktoren jeweils unterschiedlich sein kann. Alle Texte eignen sich
sowohl für die Arbeit im Unterricht als auch für autonomes Lernen der Studierenden.
Man kann das Lehrwerk als Ergänzung zu jedem anderen Lehrwerk einsetzen.

6
Die Verfasserin
ABSCHNITT I
ZUR VORGESCHICHTE

Frühe Äußerungen zur Übersetzungstheorie dienen der Rechtfertigung


der eigenen Arbeit und erläutern einzelne Übersetzungsprobleme.
Römische Übersetzer wollten ihre Muttersprache bereichern.
Zentral war jahrhundertelang die Dichotomie von wörtlicher und
sinngemäßer Übersetzung, von Treue und Freiheit.
Der Ausgangstext galt als „heiliges Original“.

Der Begriff Übersetzung


Solange Menschen verschiedene Sprachen sprechen, gehört das Dolmetschen
und Übersetzen zu den unentbehrlichen Bemühungen um die Überwindung der
Sprachbarriere – im politischen wie im wirtschaftlichen Verkehr, bei
machtpolitischer Expansion wie beim friedlichen Reisen, aber vor allem bei der
Übermittlung von Philosophie, Wissenschaft, Literatur und Religion.
Doch was ist eigentlich „Übersetzen“? Nach dem Brockhaus in der 16. Auflage
von 1957 ist es „die Übersetzung von Gesprochenem oder Geschriebenem aus einer
Sprache in eine andere“.
In der Encyclopædia Britannica heißt es ähnlich: „translation, the act or process
of rendering what is expressed in one language or set symbols by means of another
language or set of symbols”.
Jene unbestimmte Definition war freilich bald überholt. In der nächsten Auflage
des Brockhaus von 1974 hieß es schon: „Übersetzung, die Übertragung von
Gesprochenem oder Geschriebenem aus einer Sprache (Ausgangssprache) in eine
andere (durch einen Übersetzer oder Dolmetscher). Dabei ist die Gefahr einer
Bedeutungsverschiebung dort am geringsten, wo die Wissenschaft bereits durch eine
einheitliche Terminologie die beste Vorarbeit für eine Übersetzung geleistet hat: die
eindeutige Zuordnung der Wörter zu den gemeinten Sachen oder Vorstellungen. …
Freie Übersetzung oder Nachdichtung ist der Versuch, das Original im anderen
sprachlichen Medium gleichsam neu zu erschaffen“.
In Meyers Enzyklopädischem Lexikon von 1979 wird dann unterschieden: „Die
Übersetzung ist die Wiedergabe eines Textes in einer anderen Sprache. Sie ist Form
der schriftlichen Kommunikation über Sprachgrenzen hinweg im Gegensatz zur
aktuellen, mündlichen Vermittlung des Dolmetschers“.
In der Web-Enzyklopädie Encarta 2005 heißt es: „Übersetzung. Übertragung
von Informationen einer Sprache in eine andere. Unter Übersetzung versteht man im
Allgemeinen sowohl Vorgang als auch Resultat …“
In der jetzt aktuellen Brockhaus Enzyklopädie lesen wir:
„1. Computerlinguistik: das Übersetzen eines größeren gesprochenen oder
geschriebenen Sprachkomplexes aus einer natürlichen Sprache (Quellsprache) in eine
andere (Zielsprache) mit Hilfe eines Computers. Man unterscheidet dabei

7
grundsätzlich zwischen (voll-)automatisierter maschineller Übersetzung und
maschinen- oder computerunterstützter Übersetzung …
2. Philologie: schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch Wiedergabe in
einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter Äquivalenzforderungen.
Zu differenzieren sind einerseits die interlinguale (Übersetzung von einer Sprache in
eine andere), die intersemiotische (Übersetzung von einem Zeichensystem in ein
anderes, z.B. vom Text ins Bild) und die intralinguale Übersetzung (Übersetzung von
einer Sprachstufe in eine andere, z.B. vom Althochdeutschen ins Neuhochdeutsche,
vom Dialekt in die Standard- oder Hochsprache), andererseits umfasst der
Oberbegriff die unterschiedlichsten Typen von Übersetzung, z.B. Glossen,
Interlinearversion, Übertragung (Bearbeitung), Nachdichtung (Adaption) oder auch
Neuvertextung (z. B. Filmsynchronisation) …“
In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich schon
an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen seit
Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist. Die Bezeichnungen für
die schriftlich fixierte Übersetzerarbeit und die spontane mündliche Sprachmittlung,
die wir heute Dolmetschen nennen, variieren in den verschiedenen Sprachen
erheblich, sowohl in der oft exotischen Etymologie als auch in der Verwendung.
Dafür ist gerade das deutsche Wort Dolmetschen ein Paradebeispiel: Seinen
Ursprung hat er wahrscheinlich im 2. Jahrtausend vor Christus in der kleinasiatischen
Mitannisprache (talami), und von dort stammt das nordtürkische Wort tilmaς mit der
Bedeutung „Mittelsmann, der die Verständigung zweier Parteien ermöglicht, die
verschiedene Sprachen reden“; über das Magyarische gelangt dieses dann ins
Mittelhochdeutsche und erscheint im 13. Jh. als tolmetsche. In Martin Luthers
berühmten „Sendbrief vom Dolmetschen“ aus dem Jahre 1530 ist dagegen von
schriftlicher Übertragung die Rede, und Friedrich Schleiermacher unterschied 1813
zwischen der Arbeit des Dolmetschers als dem eher mechanischen Übertragen für
den Bedarf des Geschäftslebens und dem „eigentlichen Übersetzer vornämlich in
dem Gebiete der Wissenschaft und Kunst“.
Heute bezeichnen wir mit „Dolmetschen“ nur noch die mündliche Übertragung
gesprochener Mitteilungen. Als „Konferenzdolmetschen“ bezeichnet man die
Tätigkeit der Sprachmittler auf internationalen Konferenzen, die meist in Form des
„Simultandolmetschens“ in einer Dolmetschkabine geschieht, wobei sich jeweils
zwei Dolmetscher regelmäßig abwechseln. Das „Konsekutivdolmetschen“ ist
demgegenüber die Aufgabe, eine Rede in der Fremdsprache anzuhören, sich deren
Inhalt und Aufbau zu merken, um sie hernach zusammenhängend in der eigenen
Sprache wiederzugeben. Hierzu wird meist eine bestimmte
„Notizentechnik“ verwendet. Beim „Gesprächsdolmetschen“ oder
„Verhandlungsdolmetschen“ geht es darum, in kleinen Gruppen oder bei
Besprechungen Rede oder Gegenrede dialogisch hin und her zu dolmetschen. Immer
mehr Bedeutung gewinnt heute das „Kommunaldolmetschen“ als Sprachmittlung für
Ausländer bei der Justiz und den staatlichen Behörden eines Landes.
Das „Übersetzen“ als schriftliche Übertragung unterscheidet sich vor allem
dadurch vom Dolmetschen, dass die Textvorlage längere Zeit zur Verfügung steht
8
und der Übersetzungstext nach einem ersten Entwurf überarbeitet werden kann. Das
„Urkundenübersetzen“ unterliegt zudem gewissen rechtlichen Vorschriften. Während
es beim Dolmetschen vor allem um zwischenmenschliche Verständigung geht, steht
beim Übersetzen Genauigkeit und Wirkung der übermittelten Botschaft im
Vordergrund. Die nachfolgend vorgestellten Theorien beziehen sich nur auf das
Übersetzen, denn die Dolmetschwissenschaft ist ein eigenständiger
Forschungsbereich.
(Radegundis Stolze. S. 13–15)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt. Bestimmen Sie sein Thema.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes.
 Bestimmen Sie inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie Teilthemen
aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Textes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es möglich
ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Wozu dienten frühe Äußerungen zur Übersetzungstheorie?
– Warum waren die ersten Definitionen vom Übersetzen bald überholt?
– Wie variieren die Bezeichnungen für die schriftlich fixierte Übersetzerarbeit
und die spontane mündliche Sprachmittlung in den verschiedenen Sprachen?
– Welche Dichotomie war jahrhundertelang zentral für die Geschichte der
Übersetzung?
– In welchen Fällen praktizierte man intralinguale Übersetzung?
– In welchen Lebensbereichen spielen das Dolmetschen und Übersetzen eine
besonders große Rolle?
– Welcher Art der Translation widmete Martin Luther seinen berühmten
„Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530)?
– Wodurch unterscheiden sich Definitionen der Übersetzung im Brockhaus des
Jahres 1957 und des Jahres 1974?
– Welche übersetzerische Tätigkeit bezeichnet man heute als
„Konferenzdolmetschen“?
– Wann wurde zum ersten Mal zwischen dem Übersetzen als einer schriftlichen
Kommunikation und dem Dolmetschen als einer aktuellen, mündlichen
Kommunikation durch den Dolmetscher unterschieden?
– In welcher Ausgabe werden zwei abgesonderte Definitionen der Übersetzung
(computerlinguistische und philologische) angeführt?
– Wo hat Wort Dolmetschen seinen Ursprung?
– Wie interpretierte man den Unterschied zwischen dem Übersetzen und dem
Dolmetschen im XIX. Jahrhundert?
– Wann praktiziert man das Übersetzen hin und her?

9
– Welche Art der Übersetzung unterliegt strengen rechtlichen Vorschriften?
– Welche neuen Arten der Translation erschienen im XX. Jahrhundert?
 Erläutern Sie den Unterschied zwischen den Begriffen „das Übersetzen“ und
„das Dolmetschen“. Führen Sie passende Textstellen an.
 Finden Sie Textfragmente, wo folgende Begriffe verwendet werden:
Dichotomie von wörtlicher und sinngemäßer Übersetzung
Überwindung der Sprachbarriere
eindeutige Zuordnung der Wörter zu den gemeinten Sachen oder Vorstellungen
Nachdichtung
Zielsprache
maschinen- oder computerunterstützte Übersetzung
Äquivalenzforderungen
interlinguale Übersetzung
intersemiotische Übersetzung
intralinguale Übersetzung
Neuvertextung
verschiedene Bezeichnungen des Übersetzens
Simultandolmetschen
Konsekutivdolmetschen
Textvorlage
zwischenmenschliche Verständigung

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Charakterisieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Bei der Arbeit an der
neuen Lexik prägen Sie sich nicht nur einzelne Bedeutungen der fremden Wörter
ein. Beachten Sie die ganze semantische Struktur des Wortes, um dadurch auf die
aktualisierte Bedeutung des Wortes im jeweiligen Kontext zu kommen.
 Systematisieren Sie Redemittel für den Ausdruck der kognitiven Informationen
im Text (divergierende Bezeichnungen für verschiedene Arten des Übersetzens,
unklare umrissene Definitionen, etymologische Hintergründe der Fachlexik).
 Erstellen Sie eine chronologische Liste der Fachtermini, die im Text
vorkommen. Beachten Sie dabei nicht nur einzelne Wörter, sondern auch
Wortverbindungen.
 Nach dem Erfassen der Lexik analysieren Sie die syntaktische Seite des Textes
und seine transphrastischen Einheiten (z. B. die Absätze). Zum Schluss kommt
das Erfassen des gesamten Textes. Beachten Sie: Sie haben mit einem Auszug
aus einem akademischen Lehrbuch zu tun (explizite Zusammenhänge →
komplexe Syntax!).

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Aussagen übersetzen?
– Frühe Äußerungen zur Übersetzungstheorie dienen der Rechtfertigung der
eigenen Arbeit und erläutern einzelne Übersetzungsprobleme.

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– Solange Menschen verschiedene Sprachen sprechen, gehört das Dolmetschen
und Übersetzen zu den unentbehrlichen Bemühungen um die Überwindung der
Sprachbarriere – im politischen wie im wirtschaftlichen Verkehr, bei
machtpolitischer Expansion wie beim friedlichen Reisen, aber vor allem bei
der Übermittlung von Philosophie, Wissenschaft, Literatur und Religion.
– In der Web-Enzyklopädie Encarta 2005 heißt es: „Übersetzung. Übertragung
von Informationen einer Sprache in eine andere. Unter Übersetzung versteht
man im Allgemeinen sowohl Vorgang als auch Resultat …“
– Computerlinguistik: das Übersetzen eines größeren gesprochenen oder
geschriebenen Sprachkomplexes aus einer natürlichen Sprache (Quellsprache)
in eine andere (Zielsprache) mit Hilfe eines Computers. Man unterscheidet
dabei grundsätzlich zwischen (voll-)automatisierter maschineller Übersetzung
und maschinen- oder computerunterstützter Übersetzung.
– Philologie: schriftliche Form der Vermittlung eines Textes durch Wiedergabe
in einer anderen Sprache unter Berücksichtigung bestimmter
Äquivalenzforderungen.
– In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich
schon an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen
seit Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist.
– In den verschiedenen Bezeichnungen des Übersetzens als „Übertragung“,
„Wiedergabe“, „Nachdichtung“ oder „Form der Kommunikation“ deutet sich
schon an, dass die Auffassung von dem, was Übersetzer und Übersetzerinnen
seit Jahrhunderten leisten, bis heute durchaus nicht einheitlich ist.
– Heute bezeichnen wir mit „Dolmetschen“ nur noch die mündliche Übertragung
gesprochener Mitteilungen. Als „Konferenzdolmetschen“ bezeichnet man die
Tätigkeit der Sprachmittler auf internationalen Konferenzen, die meist in Form
des „Simultandolmetschens“ in einer Dolmetschkabine geschieht, wobei sich
jeweils zwei Dolmetscher regelmäßig abwechseln.
– Das „Übersetzen“ als schriftliche Übertragung unterscheidet sich vor allem
dadurch vom Dolmetschen, dass die Textvorlage längere Zeit zur Verfügung
steht und der Übersetzungstext nach einem ersten Entwurf überarbeitet werden
kann. Das „Urkundenübersetzen“ unterliegt zudem gewissen rechtlichen
Vorschriften. Während es beim Dolmetschen vor allem um
zwischenmenschliche Verständigung geht, steht beim Übersetzen Genauigkeit
und Wirkung der übermittelten Botschaft im Vordergrund.
 Machen Sie danach vollständige schriftliche Übersetzung des Textes. Beachten
Sie die Genauigkeit der Wiedergabe von Definitionen des Übersetzens in
verschiedenen Epochen.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene, z. B. die
Aufeinanderfolge von Zitaten aus wissenschaftlichen Nachschlagewerken.
 Überarbeiten Sie den Zieltext nach einem ersten Entwurf. Präzisieren Sie Ihre
übersetzerischen Entscheidungen im Bereich der Lexik und Grammatik.
 Überprüfen Sie den Zieltext auf etwaige Flüchtigkeitsfehler und Auslassungen.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

11
Die historische Rolle der Übersetzer
Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.
zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen Gehalts in sumerischer und
akkadischer Sprache). Jahrtausendelang dominierte – neben Texten
wissenschaftlichen und administrativen Charakters – die Übersetzung der religiösen
Literatur.
Die politische Bedeutung des Übersetzens zeigt das „Dolmetscherrelief“ in
einem ägyptischen Edlengrab, nämlich des Statthalters Haremhab in Memphis. Das
Bild zeigt auch etwas über den sozialen Status des Dolmetschers. Er ist in der Mitte
des Bildes in Doppelgestalt als Hörender und als Redender abgebildet. In Altägypten
wurde der Ehrentitel „Mensch“ nur den eigenen Leuten zugebilligt, Fremdvölker
galten schlicht als „elende Barbaren“, ähnlich wie auch bei den Griechen, und sind
deshalb im Bild kleiner dargestellt. So ergibt sich die Kommunikationsrichtung von
oben nach unten, was auch auf den Dolmetscher abfärbt. Er ist als bloßer Handlanger
viel kleiner als der Gaugraf, ja sogar noch kleiner als die Ausländer, obwohl er mit
diesen auf gleicher Stufe redet. Dolmetschen ist eben nur eine Dienstleistung für die
Verständigung, keine Tätigkeit eigenen Rechts, und zudem verdächtig. Erst in dem
Maße, wie Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern abgebaut werden
und die Kommunikation sich auf Gleichberechtigte einpendelt, wird auch die
Stellung des Dolmetschers aufgewertet. Ein Dolmetscher oder Übersetzer durfte
damals nicht eigenmächtig handeln. Am 3. August 1546 wurde deshalb Ếtienne Dolet
an seinem 38. Geburtstag in Paris auf dem Scheiterhaufen hingerichtet und seine
Übersetzungen verbrannt.
Bis heute liegt noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens vor. Die
unermessliche Fülle der Übersetzungen wurde und wird meist in der Stille der
Anonymität angefertigt. Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter Bedeutung
gewesen für die Erfindung der Schriften, die Entwicklung der Nationalsprachen und
das Entstehen nationaler Literaturen, für die Verbreitung von Wissen und die
Ausbreitung politischer Macht, bei der Weitergabe der Religionen und der
Übertragung kultureller Werte, beim Verfassen von Wörterbüchern seit der Antike,
und nicht zuletzt als Dolmetscher in diplomatischer Mission.
Heute gilt der Übersetzer- und Dolmetscherberuf als hochqualifizierte Täigkeit

(Radegundis Stolze. S. 17–19)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt. Bestimmen Sie sein Thema.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes.
 Bestimmen Sie inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie Teilthemen
aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Beachten Sie: Es ist nicht
immer möglich, den Hauptgedanken mit den Worten des Textes zu formulieren.

12
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Wann erschienen die ältesten erhaltenen Übersetzungen?
– Welche Texte dominierten in der Übersetzungsgeschichte?
– Wovon zeugte das „Dolmetscherrelief“ in einem ägyptischen Edlengrab?
– Was war für den sozialen Status des Dolmetschers charakteristisch?
– Wie können Sie folgende Behauptung aus dem Text kommentieren:
Dolmetschen ist eben nur eine Dienstleistung für die Verständigung, keine
Tätigkeit eigenen Rechts, und zudem verdächtig.
– Wann wurde die Stellung des Dolmetschers in der Gesellschaft aufgewertet?
– Warum gibt es bis heute noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens?
– Welche Rolle spielten schriftliche Übersetzungen in der Kulturgeschichte der
Menschheit?
– Wie betrachtet man heute den Übersetzer- und Dolmetscherberuf?
 Bestimmen Sie den sozialen Status des Dolmetschers in der Vergangenheit.
Führen Sie passende Textstellen an.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Beachten Sie die ganze
semantische Struktur des Wortes, um dadurch auf die aktualisierte Bedeutung des
Wortes im jeweiligen Kontext zu kommen.
 Finden Sie im Text Schlüsselbegriffe und Sprachressourcen, die für die
Charakteristik der schriftlichen Übersetzungen in der Geschichte der
Menschheit besonders wichtig sind.
 Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text. Erstellen Sie eine Liste der Fachtermini, die im Text
vorkommen.
 Nennen Sie alle Vokabeln, die sich auf den sozialen Status des Dolmetschers
beziehen
 Finden Sie Textfragmente, wo folgende Begriffe verwendet werden:
Übersetzung der religiösen Literatur
sozialer Status des Dolmetschers
Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern abbauen
Kommunikationsrichtung von oben nach unten
eine Dienstleistung für die Verständigung
die Stellung des Dolmetschers
Gesamtgeschichte des Übersetzen,
die Entwicklung der Nationalsprachen und das Entstehen nationaler Literaturen
Übertragung kultureller Werte
Anonymität
hochqualifizierte Täigkeit
 Nach dem Erfassen der Lexik analysieren Sie syntaktische Besonderheiten des
Textes bei der Wiedergabe der kognitiven Information,

13
►►► Aufgaben zur Neuvertextung
 Welche Übersetzungsvarianten würden Sie für folgende Aussagen vorschlagen?
– Die ältesten erhaltenen Übersetzungen reichen bis ins 3. Jahrtausend v. Chr.
zurück (altbabylonische Inschriftentafeln religiösen Gehalts in sumerischer und
akkadischer Sprache). Jahrtausendelang dominierte – neben Texten
wissenschaftlichen und administrativen Charakters – die Übersetzung der
religiösen Literatur.
– In Altägypten wurde der Ehrentitel „Mensch“ nur den eigenen Leuten
zugebilligt, Fremdvölker galten schlicht als „elende Barbaren“, ähnlich wie
auch bei den Griechen, und sind deshalb im Bild kleiner dargestellt. So ergibt
sich die Kommunikationsrichtung von oben nach unten, was auch auf den
Dolmetscher abfärbt.
– Erst in dem Maße, wie Vorurteile und Misstrauen gegenüber fremden Völkern
abgebaut werden und die Kommunikation sich auf Gleichberechtigte
einpendelt, wird auch die Stellung des Dolmetschers aufgewertet.
– Bis heute liegt noch keine Gesamtgeschichte des Übersetzens vor. Die
unermessliche Fülle der Übersetzungen wurde und wird meist in der Stille der
Anonymität angefertigt. Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter
Bedeutung gewesen für die Erfindung der Schriften, die Entwicklung der
Nationalsprachen und das Entstehen nationaler Literaturen.
– Heute gilt der Übersetzer- und Dolmetscherberuf als hochqualifizierte Täigkeit.
 Welche Funktion übernehmen im Text Aufzählungen im Rahmen eines Satzes?
Dennoch sind Übersetzungen von allergrößter Bedeutung gewesen für die
Erfindung der Schriften, die Entwicklung der Nationalsprachen und das Entstehen
nationaler Literaturen, für die Verbreitung von Wissen und die Ausbreitung
politischer Macht, bei der Weitergabe der Religionen und der Übertragung kultureller
Werte, beim Verfassen von Wörterbüchern seit der Antike, und nicht zuletzt als
Dolmetscher in diplomatischer Mission.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an. Bieten Sie
keine Alternativübersetzungen (z.B. in Klammern) an, sondern nur eine Lösung.
 Überarbeiten Sie den Zieltext nach der ersten Übersetzungsversion.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Ebene des Textes.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie dabei Ihre
Übersetzungsentscheidungen.

Die griechisch-römische Antike ais Übersetzungsepoche


Die griechisch-römische Antike ist für uns die erste historisch greifbare
Übersetzungsepoche. In ihr haben sich bestimmte übersetzerische
Grundkonzeptionen erstmals herausgebildet, die auch für die Folgezeit Gültigkeit
behalten sollten, ja teilweise bis heute ausgeübt werden. Zugleich aber unterscheidet
sich die antike Übersetzungspraxis grundsätzlich von der modernen. Die Rezeption
der Griechen durch die Römer diente auch dem Zweck, das Lateinische als Sprache

14
zu bereichern, es literaturfähig zu machen, die im Griechischen schon vorhandenen
literarischen Gattungen auf dem Wege der Übersetzung zu gewinnen. ...
Anfangs, in der archaischen Zeit, werden die griechischen Vorbilder
experimentierend und bezogen auf den Textinhalt oft frei angeeignet. „Die
römischen Komödiendichter waren sich durchaus ihrer Entfernung von den
griechischen Vorlagen bewusst und formulierten auch explizit das Postulat der
Wirkungsäquivalenz. Zeugnis hierfür sind insbesondere die Prologe des Terenz“ …
Die antiken Übersetzer wetteiferten sich mit ihren Originalen, amplifizierten oder
reduzierten sie, modifizierten die Semantik ihres Ausgangstextes, wenn dies im
eigenen oder im Interesse ihrer Leser lag. Dies konnte bis zur Parodie gehen. Das ein
und derselbe Text in mehreren Übersetzungen durch verschiedene Übersetzer je
andersartig ausfällt, ist dabei eine Erfahrungstatsache.
Dies zeigt die schöne Legende von der Entstehung der „Septuaginta“, der ca.
247 v. Chr. unter Ptolemaios II. Philadelphos von Ägypten angeblich von 72
Übersetzern auf der Insel Pharos angefertigten Übersetzung des Alten Testaments in
das vom alexandrinischen Judentum gesprochene Griechisch. Es gilt als ein die
Autorität des Textes bezeugendes Wunder, dass alle siebzig Übersetzer einen
identischen Text geliefert haben sollen. – Nach dem Aristeasbrief (Aristeae Epistula
…) lässt der König jüdische Übersetzer kommen, um den Pentateuch, die Fünf
Bücher Moses für die Alexandrinische Bibliothek zu übersetzen. Der Hohepriester
von Jerusalem schickt 72 Männer, je 6 aus jedem der zwölf Stämme. Auf der Insel
Pharos erstellen sie in 72 Tagen eine Übersetzung, die von der jüdischen Gemeinde
anerkannt wird. „Sie soll als unantastbar gelten: verflucht wird, wer etwas hinzusetzt,
ändert oder weglässt“. Die Erzählung des Aristeas wird von anderen aufgenommen
und weiter ausgesponnen. …
Eine stärkere Selbstreflexion römischer Übersetzer tritt erst in der klassischen
Zeit auf, als die römischen Autoren sich in ihren Originalwerken mehr von den
Vorbildern lösten, und umgekehrt sich in den Übersetzungen stärker um genaue
Nachbildung bemühen konnten. Der wichtigste Übersetzer der klassischen Zeit war
Cicero (106-43 v. Chr.). Er übersetzte seine Vorlagen in der Regel mit starkem
literarischem Gestaltungs- und oft Überbietungswillen, was durch das literarische
Konzept der aemulatio, der konkurrirenden Nachbildung, bedingt ist. Seine
theoretischen Reflexionen über das Übersetzen sind von starkem patriotischem
Selbstbewusstsein getragen. So warnt Cicero stets vor allzu sklavischer Nachahmung
des originalen Wortlauts. In aller Schärfe fasst er die Antithese „non ut interpres sed
ut orator“, man orientiere sich als Übersetzer nicht wie ein Ausleger am Wortlaut der
Vorlage, sondern wie ein Redner an seinen Hörern.
Er fordert also nicht wörtliche Abbildung, sondern sinngemäße Wiedergabe.
Gleichzeitig aber bemüht er sich insbesondere auf der Ebene des Wortschatzes um
möglichst präzise Umsetzung der philosophischen Terminologie der Griechen und
legt darüber in zahlreichen Äußerungen übersetzerischer Selbstreflexion
Rechenschaft ab. Die nachklassische Zeit hat dem nicht viel hinzuzufügen.
Weittragende Übersetzungsverfahren sind entwickelt worden. Man kann feststellen,
dass der antike Übersetzer sich vor eine ganz ähnliche Typologie von
Übersetzungsschwierigkeiten gestellt sah wie der moderne: vor lexikalische Lücken,
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semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme, unübersetzbare
Idiomatismen, Bildern und Metaphern, metrische Zwänge, glossierungsbedürftige
Stellen usw.
Auch wenn der antike Übersetzer sich bei der Übersetzung ganzer Texte oft
unbefangen über solche Schwierigkeiten hinwegsetzte, so hat er doch zumindest
punktuell schon ein weites Spektrum von Lösungsmöglichkeiten erarbeitet …
Nachstehend werden einige Übersetzungsverfahren der Antike genannt … . Im
Umgang beispielsweise mit der lexikalischen Lücke, dem Fehlen eines passenden
Ausdrucks in der Zielsprache, haben die Übersetzer verschiedene Strategien
entwickelt:
1. Das Übersetzungslehnwort (exprimi verbum e verbo), das in der Regel einen
zielsprachlichen Neologismus darstellt. So wurde der lateinische Wortschatz
erweitert, indem Wortbildungsgesetze imitiert und nach Analogie der griechischen
Komposita lateinische Zusammensetzungen geformt wurden… . Auch in der
deutschen Übersetzung der Odyssee finden wir solche Ausdrücke: die schönäugige
Jungfrau Nausikaa, die rosenfingrige Morgenröte. Produktiv sind auch die
Zusammensetzungen mit Präfix: αυεφελος – innubilus – wolkenlos.
2. Bei Bedeutungslehnwörtern wurden bereits existente lateinische Wörter mit
neuen Bedeutungen gefüllt, so wenn z.B. griechische Götternamen (Ερμειας) durch
lateinische ersetzt wurden (Mercurius).
3. Manchmal wurden lexikalische Lücken auch geschlossen, indem das
griechische Wort einfach als Fremdwort, als Exotismus in den lateinischen Text
aufgenommen wurde,
4. oder mit mehreren lateinischen Wörtern umschrieben wurde (Paraphrase).
Grundsätzlich neue Gedanken fügt der übersetzungstheoretischen Tradition erst
die christliche Ära der Spätantike hinzu. Hier wird nach der Autorität von Texten
unterschieden. Bei „heiligen Texten“ wie der Bibel darf nichts verändert oder
verschoben werden. So entstand die „Interlinearversion“, das ist eine zwischen die
Zeilen geschriebene Wort-für-Wort-Übersetzung, besonders auch in frühen
mittelalterlichen Handschriften. Wichtig war insbesondere die berühmte Epistel des
Hieronymus (348-420) an Pammachius, wo der lateinische Bibelübersetzer einräumt:
Ich gebe es nicht nur zu, sondern bekenne es frei heraus, dass ich bei der Übersetzung
griechischer Texte – abgesehen von den Heiligen Schriften, wo auch die Wortfolge
ein Mysterium ist – nicht ein Wort durch das andere, sondern einen Sinn durch den
anderen ausdrücke …
Diese spezielle Problematik der Übersetzung der Bibel, in der schon die
Wortstellung ein (unantastbares) Mysterium sei, sollte freilich auch die Übersetzer
weltlicher Literatur beeinflussen. Nachdem nämlich die Übersetzer biblischer
Schriften durch ihr gewissenhaftes Bemühen um adäquate Nachbildung der Originale
das sprachliche Instrumentarium geschaffen hatten, konnten auch die Übersetzer
weltlicher Schriften sich um ausgangssprachlich genaues Übersetzen bemühen. Die
Kirchenväter hatten im 4.Jh. n. Chr. die Lehre vom mehrfachen Schriftsinn
entwickelt, und die mittelalterliche Tradition hat daran angeknüpft. Bis zur Neuzeit
erfolgt dann ein allmählicher Übergang von der mittelalterlichen Allegorese hin zur

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modernen Hermeneutik, indem der Buchdruck neue Kommunikationsformen
ermöglichte.
(Radegundis Stolze. S. 17–19)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Erläutern Sie den Unterschied zwischen der Übersetzung von weltlichen
Schriften und der Übersetzung von „heiligen Texten“. Führen Sie passende
Textstellen an.
 Beantworten Sie Fragen zum Text.
– Welchen Zwecken diente die Rezeption der Griechen durch die Römer?
– Auf welche Weise wurden die griechischen Vorbilder in der archaischen Zeit
angeeignet?
– Wie verstand man früher die Legende von der Entstehung der „Septuaginta“?
– Worin bestand spezielle Problematik der Übersetzung der Bibel?
– Wann lösten sich die römischen Autoren in ihren Originalwerken von den
griechischen Vorbildern?
– Von wem wurde das literarische Konzept der aemulatio, der konkurrirenden
Nachbildung, praktiziert?
– Wie erfolgte die Bereicherung der lateinischen Sprache auf dem Gebiet der
Fachlexik?
– Wodurch unterscheiden sich Übersetzungsverfahren der klassischen und der
nachklassischen Zeit?
– Wie sieht die antike Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten aus?
– Welche antiken Übersetzungsverfahren sind Ihnen bekannt?
– Wie können Sie die antiken Übersetzungsverfahren charakterisieren?
– Welche Rolle spielte in der Übersetzungspraxis der Spätantike die Autorität
von Texten?
– Wie gebrauchten die Übersetzer weltlicher Schriften die Erfahrungen der
Übersetzer von „heiligen Texten“?
– Wann entstand die Lehre vom mehrfachen Schriftsinn?
 Finden Sie Textfragmente, wo folgende Begriffe verwendet werden:
Die griechisch-römische Antike
erste historisch greifbare Übersetzungsepoche
antike Übersetzungspraxis
griechische Vorbilder

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Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten
das Postulat der Wirkungsäquivalenz explizit formulierten
als unantastbar gelten
übersetzerische Grundkonzeptionen herausbilden
die Semantik des Ausgangstextes modifizieren
das Alte Testament
einen identischen Text liefern
Autorität des Textes
sinngemäße Wiedergabe
übersetzerische Selbstreflexion
Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten
Übersetzungslehnwort
Bedeutungslehnwort
Fremdwort
Paraphrase
„Interlinearversion“
Wort-für-Wort-Übersetzung
ausgangssprachlich genaues Übersetzen
Buchdruck
Übergang von der mittelalterlichen Allegorese hin zur modernen Hermeneutik

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Bei der Arbeit an der
neuen Lexik machen Sie sich nicht nur mit einzelnen Bedeutungen der
fremden Wörter bekannt. Beachten Sie die ganze semantische Struktur des
Wortes, um die aktualisierte Bedeutung des Wortes im jeweiligen Kontext zu
präzisieren.
 Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text. Erstellen Sie eine Liste der Fachtermini, die im Text
vorkommen (Fachbereiche Linguistik und Übersetzungskunde). Beachten Sie
dabei nicht nur Wörter, sondern auch Wortverbindungen und sinnverwandte
Wortgruppen.
 Stellen Sie eine Liste mit Eigennamen zusammen, die im Text vorkommen.
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie syntaktische
Besonderheiten des Textes.
 Finden Sie im Text alle Sätze mit erweiterten Attributen, analysieren Sie ihre
Struktur und Übersetzungsmöglichkeiten.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Aussagen aus dem Text übersetzen?
– Die griechisch-römische Antike ist für uns die erste historisch greifbare
Übersetzungsepoche. In ihr haben sich bestimmte übersetzerische

18
Grundkonzeptionen erstmals herausgebildet, die auch für die Folgezeit
Gültigkeit behalten sollten, ja teilweise bis heute ausgeübt werden.
– Anfangs, in der archaischen Zeit, werden die griechischen Vorbilder
experimentierend und bezogen auf den Textinhalt oft frei angeeignet.
– Die Rezeption der Griechen durch die Römer diente auch dem Zweck, das
Lateinische als Sprache zu bereichern, es literaturfähig zu machen, die im
Griechischen schon vorhandenen literarischen Gattungen auf dem Wege der
Übersetzung zu gewinnen.
– Die antiken Übersetzer wetteiferten mit ihren Originalen, amplifizierten oder
reduzierten sie, modifizierten die Semantik ihres Ausgangstextes, wenn dies im
eigenen oder im Interesse ihrer Leser lag.
– Man kann feststellen, dass der antike Übersetzer sich vor eine ganz ähnliche
Typologie von Übersetzungsschwierigkeiten gestellt sah wie der moderne: vor
lexikalische Lücken, semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme,
unübersetzbare Idiomatismen, Bildern und Metaphern, metrische Zwänge,
glossierungsbedürftige Stellen usw.
– Manchmal wurden lexikalische Lücken auch geschlossen, indem das
griechische Wort einfach als Fremdwort, als Exotismus in den lateinischen
Text aufgenommen wurde
– Grundsätzlich neue Gedanken fügt der übersetzungstheoretischen Tradition
erst die christliche Ära der Spätantike hinzu. Hier wird nach der Autorität von
Texten unterschieden. Bei „heiligen Texten“ wie der Bibel darf nichts
verändert oder verschoben werden. So entstand die „Interlinearversion“, das ist
eine zwischen die Zeilen geschriebene Wort-für-Wort-Übersetzung, besonders
auch in frühen mittelalterlichen Handschriften.
– Diese spezielle Problematik der Übersetzung der Bibel, in der schon die
Wortstellung ein (unantastbares) Mysterium sei, sollte freilich auch die
Übersetzer weltlicher Literatur beeinflussen.
– Nachdem nämlich die Übersetzer biblischer Schriften durch ihr gewissenhaftes
Bemühen um adäquate Nachbildung der Originale das sprachliche
Instrumentarium geschaffen hatten, konnten auch die Übersetzer weltlicher
Schriften sich um ausgangssprachlich genaues Übersetzen bemühen.
– Die Kirchenväter hatten im 4.Jh. n. Chr. die Lehre vom mehrfachen Schriftsinn
entwickelt, und die mittelalterliche Tradition hat daran angeknüpft. Bis zur
Neuzeit erfolgt dann ein allmählicher Übergang von der mittelalterlichen
Allegorese hin zur modernen Hermeneutik, indem der Buchdruck neue
Kommunikationsformen ermöglichte.
 Erstellen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes. Beachten Sie
die Wiedergabe der kognitiven Information.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
 Überarbeiten Sie den Zieltext nach einem ersten Entwurf.
 Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Vergleichen Sie
verschiedene Übersetzungsversionen.

19
Verdeutschende Übersetzung
Der deutsche Bibelübersetzer Martin Luther (1483-1546) entschied sich dann
sogar bei der Heiligen Schrift für die freiere Formulierung: „rem tene, verba
sequentur“ (erfasse die Sache, dann folgen die Worte von selbst). Für ihn war es
wichtig, dass der Übersetzer eine innere Nähe zum Gegenstand der Aussage hat und
ein sensibles Sprachgefühl für den Rhythmus und die Melodie des Textganzen, damit
die Übersetzung auch die rechte Wirkung erzielen kann. Bei seiner zehnjährigen
Arbeit an der Psalmenübersetzung wünschte er sich z.B. eine hebräische Stilkunde,
die über die von ihm verwendete reine Grammatik und das Lexikon Reuchlins
hinausgehen würde. In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) verteidigt er
sein Vorgehen mit vielen Beispielen gegen Kritiker, die ihm eine zu freie
Übersetzung vorwarfen. …
Von Luther stammt auch die Bezeichnung „Verdeutschen“. Er umreißt hier sein
Übersetzungsprinzip folgendermaßen:
Man mus die mutter ihm hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen mann
auff dem marckt drumb fragen / und den selbigen auff das maul sehen / wie sie reden
/ und darnach dolmetschen / so verstehen sie es den / und mercken / das man Deutsch
mit jn redet.
Eine solche Übersetzung ist sinngemäß, „frei“. Natürlich kann eine solche
Einstellung immer auch zu Fehlleistungen führen, wie das gängige Diktum
„traductions – les belles infidèles“ andeutet. Dagegen wirkt eine Übersetzung, die
sich wort“getreu“ an der Form der Vorlage orientiert, meist „verfremdend“, weil sie
für den zielsprachlichen Leser befremdlich, fremdartig wirkt. Es ist nicht „seine
Sprechweise“. Aus diesem Spannungsverhältnis ist das Bedürfnis nach der
Festlegung gültiger Maximen des Übersetzens entstanden.
Wie ein roter Faden zieht sich seither die Auseinandersetzung über die Methode
der übersetzerischen Tätigkeit durch die Geschichte der Übersetzungstheorie. Im
deutschen Sprachraum hat sie sich in den beiden einander diametral
gegenüberstehenden Grundforderungen nach „wörtlicher, getreuer, verfremdender
Übersetzung“ einerseits und nach „freier, eindeutschender“ andererseits verdichtet.

In diesen frühen Äußerungen zum Übersetzen folgte praktisch die Theorie aus
der Praxis als deren Begründung. Solche einzelfallbezogenen Hinweise
dokumentierten die Übersetzungsschwierigkeiten des jeweiligen Übersetzers und
zeigten den von ihm gewählten Lösungsweg auf. Das ist aber noch keine
Übersetzungstheorie.
Auf der Suche nach einer Regel des Übersetzers gab es immer wieder allgemein
gefasste Grundprinzipien als übersetzerische Zielvorstellungen, die freilich in ihrer
Allgemeinheit wenig über das tatsächliche Vorgehen im Einzellfall aussagen. Im 18.
Jh. ist Alexander Tytler (1791) zu nennen. Als Grundvoraussetzungen für eine gute
Übersetzung forderte er, was unwiderleglich ist: Kenntnis beider Sprachen, Einblick
in die angesprochene Sache, Stilsicherheit und ein Verständnis der Mitteilungsabsicht
des Autors. Das Verständnis von Textvorlage und Übersetzung fasste er bündig
zusammen:

20
I. That the Translation should give a complete transcript of the ideas of the
original work. II. That the style and manner of writing should be of the same
character with that of the original. III. That the Translation should have all the ease of
the original composition.

Kommentar
Seit jeher haben Übersetzungen zwischen den Völkern vermittelt. Frühe
Übersetzer begründen zwar ihre Methode, doch es gelingt noch nicht, das Übersetzen
als eine spezifische Sprachverwendung theoretisch zu fassen und wissenschaftlich zu
beschreiben. Die zahlreichen Anmerkungen zum Übersetzen kreisen im Grunde
immer um den grundsätzlichen Streit zwischen der abbildendwörtlichen und der
sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der „freien“ Übersetzung, was
vielleicht mit einzelnen Beispielen belegt, aber nicht stringent theoretisch begründet
wird.
Als Faustregel lehrte man lange Zeit, und im schulischen
Fremdsprachenunterricht teilweise bis heute, man solle „so wörtlich wie möglich und
so frei wie nötig übersetzen“, wobei dies eigentlich ein Zirkelschluss ist. …
Einsichten werden beschreibend zusammengefasst, jedoch handelt es sich hierbei
noch nicht um eine Übersetzungstheorie.
(Radegundis Stolze. S. 19–21)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Wie heißt das theoretische Hauptwerk von Martin Luther?
– Wie arbeitete Martin Luther an der Psalmenübersetzung?
– Was dokumentierten frühe Äußerungen zum Übersetzen?
– Wie kann man das Verdeutschen als ein Übersetzungsprinzip charakterisieren?
– Worin liegt der Unterschied zwischen der „freien“ und
wort“getreuen“ Übersetzung?
– Auf welcher Grundlage entstanden die ersten theoretischen Vorstellungen vom
Übersetzen?
– Charakterisieren Sie Prinzipien einer guten Übersetzung nach Alexander Tytler.

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– Wie verstehen Sie den historischen Streit zwischen der abbildendwörtlichen
und der sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der
freien“ Übersetzung?
– Welche Faustregel wurde lange Zeit im schulischen Fremdsprachenunterricht
praktiziert?
 Erläutern Sie anhand des Textes den Unterschied zwischen wörtlicher und
freier Übersetzung.
 Erklären Sie folgende Begriffe. Belegen Sie Ihre Erklärung mit passenden
Textstellen:
– Verdeutschen
– Übersetzungsprinzip
– Fehlleistungen
– ein sensibles Sprachgefühl haben
– gültige Maximen des Übersetzens
– „freie“ und wort “getreue“ Übersetzung
– Auseinandersetzung über die Methode der übersetzerischen Tätigkeit
– Geschichte der Übersetzungstheorie
– befremdlich, fremdartig wirken
– der deutsche Sprachraum
– das Übersetzen als eine spezifische Sprachverwendung
– einzelfallbezogene Hinweise
– Übersetzungsschwierigkeiten dokumentieren
– Mitteilungsabsicht des Autors
 Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Beachten Sie die
ganze semantische Wortstruktur, um die aktualisierte Bedeutung des Wortes
im jeweiligen Kontext zu präzisieren.
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie syntaktische
Besonderheiten des Textes.
 Analysieren Sie Argumentationsstrategien, die im Text verwendet werden.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Textauszüge übersetzerisch interpretieren?
– Der deutsche Bibelübersetzer Martin Luther (1483-1546) entschied sich dann
sogar bei der Heiligen Schrift für die freiere Formulierung: „rem tene, verba
sequentur“ (erfasse die Sache, dann folgen die Worte von selbst). Für ihn war
es wichtig, dass der Übersetzer eine innere Nähe zum Gegenstand der Aussage
hat und ein sensibles Sprachgefühl für den Rhythmus und die Melodie des
Textganzen, damit die Übersetzung auch die rechte Wirkung erzielen kann.

22
– In seinem „Sendbrief vom Dolmetschen“ (1530) verteidigt er sein Vorgehen
mit vielen Beispielen gegen Kritiker, die ihm eine zu freie Übersetzung
vorwarfen.
– Von Luther stammt auch die Bezeichnung „Verdeutschen“.
– Wie ein roter Faden zieht sich seither die Auseinandersetzung über die
Methode der übersetzerischen Tätigkeit durch die Geschichte der
Übersetzungstheorie. Im deutschen Sprachraum hat sie sich in den beiden
einander diametral gegenüberstehenden Grundforderungen nach „wörtlicher,
getreuer, verfremdender Übersetzung“ einerseits und nach „freier,
eindeutschender“ andererseits verdichtet.
– In diesen frühen Äußerungen zum Übersetzen folgte praktisch die Theorie aus
der Praxis als deren Begründung. Solche einzelfallbezogenen Hinweise
dokumentierten die Übersetzungsschwierigkeiten des jeweiligen Übersetzers
und zeigten den von ihm gewählten Lösungsweg auf. Das ist aber noch keine
Übersetzungstheorie.
– Auf der Suche nach einer Regel des Übersetzers gab es immer wieder
allgemein gefasste Grundprinzipien als übersetzerische Zielvorstellungen, die
freilich in ihrer Allgemeinheit wenig über das tatsächliche Vorgehen im
Einzellfall aussagen. Im 18. Jh. ist Alexander Tytler (1791) zu nennen. Als
Grundvoraussetzungen für eine gute Übersetzung forderte er, was
unwiderleglich ist: Kenntnis beider Sprachen, Einblick in die angesprochene
Sache, Stilsicherheit und ein Verständnis der Mitteilungsabsicht des Autors.
– Seit jeher haben Übersetzungen zwischen den Völkern vermittelt. Frühe
Übersetzer begründen zwar ihre Methode, doch es gelingt noch nicht, das
Übersetzen als eine spezifische Sprachverwendung theoretisch zu fassen und
wissenschaftlich zu beschreiben.
– Die zahlreichen Anmerkungen zum Übersetzen kreisen im Grunde immer um
den grundsätzlichen Streit zwischen der abbildendwörtlichen und der
sinngemäß-übertragenden, also der „treuen“ und der „freien“ Übersetzung, was
vielleicht mit einzelnen Beispielen belegt, aber nicht stringent theoretisch
begründet wird.
– Als Faustregel lehrte man lange Zeit, und im schulischen
Fremdsprachenunterricht teilweise bis heute, man solle „so wörtlich wie
möglich und so frei wie nötig übersetzen“, wobei dies eigentlich ein
Zirkelschluss ist.
 Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
 Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
 Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.

23
ABSCHNITT II
THEORETISCHE PROBLEME DER ÜBERSETZUNG

Die übersetzungsrelevante Texttypologie


Wenn der Übersetzer den Ausgangstext verstehend zur Kenntnis nimmt, ordnet
er ihn … in seine bereits vorhandene Wissensbasis ein. Die Erwartungen, die er an
den Text hat, werden u. a. von bestimmten Konventionen ausgelöst, die er an bzw. in
dem Text wiedererkennt. Dabei kommen sowohl sein Weltwissen, als auch seine
Textkompetenz zum Tragen. Liest er z.B. schon in der Überschrift des Textes das
Wort “Vertrag“, werden sofort entsprechende Assoziationen ausgelöst. Die
Textkonventionen haben also direkt etwas zu tun mit dem Verstehensprozess im
engeren und mit der Textanalyse im weiteren Sinn. Deswegen wollen wir der
übersetzungsrelevanten Texttypologie hier einen gesonderten Abschnitt widmen.
Von Textlinguisten sind die verschiedensten Textklassifikationen vorgelegt
worden. Sie gehen von soziologischen, pragmatischen, kommunikationstheoretischen
oder rein linguistischen Kriterien aus, berücksichtigen aber in der Regel nur
ungenügend die Erfordernisse der Übersetzungs- (bzw. Dolmetsch-)Didaktik. Daher
wurden in der Translatologie eigene Klassifikationen erarbeitet.
Eine in der Translatologie besonders verbreitete Klassifikation unterscheidet
einmal zwischen literarischen und nichtliterarischen Texten und zum anderen – bei
den nichtliterarischen Texten – zwischen allgemeinsprachlichen und fachsprachlichen
Texten. Diese Texttypologie führt erstens dazu, dass das Übersetzen literarischer
Texte meist als „nicht lehrbar“ aus dem Gesichtsfeld der Übersetzungsdidaktiker und
damit aus den Ausbildungseinrichtungen verbannt wird. Zweitens wird der Eindruck
erweckt, es sei etwas qualitativ völlig anderes, einen allgemeinsprachlichen Text oder
aber einen fachsprachlichen Text zu übersetzen. Trotz aller real existierenden …
Unterschiede sind beide Konsequenzen dieser Typologisierung für den Praktiker und
den Didaktiker schwer nachvollziehbar …

Texttypen
In der von K. Reiß entwickelten übersetzungsrelevanten Texttypologie werden
diese Nachteile anderer Klassifikationen vermieden. Mit dem Begriff Texttyp
klassifiziert die Autorin die universalen Grundformen der Textgestaltung in der
Kommunikation: Texttypen sind Klassen von Textsorten, deren wesentliche
Merkmale übereinstimmen. Reiß geht aus von der Funktion des Textes in der
jeweiligen Kommunikationssituation und fasst alle Texttypen als grundsätzlich der
gleichen übersetzerischen Strategie unterliegend auf.
Das ist unter didaktischen Gesichtspunkten ein großer Vorteil: er gleicht den
Nachteil einer allzu schematischen Kategorisierung aus. Kenntnis der wesentlichsten
Züge dieser Texttypologie hilft aber auch dem Übersetzer während der Textanalyse
… Daher seien sie hier in kurzen Zügen dargestellt.
Reiß geht davon aus, dass bei der Erzeugung von Texten alle drei Komponenten
des Kommunikationsvorgangs (Redegegenstand, Verfasser und Adressat) sowie alle
drei Grundfunktionen eines Textes (Informationsvermittlung, Expressivität,
Adressatenbeeinflussung) im Spiele sind. Bei der Erzeugung von Texten kann jedoch
24
durchaus eine der Funktionen oder Komponenten eine Vorrangstellung gegenüber
den beiden anderen erhalten. Diese Dominanz charakterisiert dann den Texttyp und
seine kommunikative Funktion.
Es ergeben sich für die übersetzungsrelevante Texttypologie drei idealtypische
Grundtypen. Bei Reiß sind es übrigens vier; der von ihr etablierte Typ „audio-
mediale Texte“ lässt sich nach unserem Verständnis in den anderen drei Typen mit
berücksichtigen.
 Texte vom Typ I werden als informative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von Nachrichten, Wissen, Tatsachen, kurz: informativen
Inhalten. In ihnen dominiert die „reine“ Darstellung. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär vom Redegegenstand bestimmt.
 Texte vom Typ II werden als expressive Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von künstlerisch gestalteten Inhalten. In ihnen dominiert der
individuelle Mitteilungs- und Gestaltungswille des Autors. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär vom individuellen Umgang des Autors mit den
Ausdrucksmöglichkeiten der Sprache bestimmt.
 Texte vom Typ III werden als operative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von persuasiv gestalteten Inhalten zur Auslösung von
Verhaltensimpulsen. In ihnen dominiert der Appell. Ihre sprachliche
Gestaltung wird primär von der „Ansprechbarkeit“ des Adressaten bestimmt.
Die vorstehende Texttypologie und die festgestellte Primärfunktion eines
Ausgangstextes wird dem Übersetzer bei der Gestaltung des Zieltextes als
Orientierung dienen. Sofern sein Übersetzungsauftrag Funktionskonstanz vorsieht,
wird er bei der Aufstellung seiner Invarianten-Hierarchie also
 bei Texten vom Typ I die vorrangige Übermittlung des Inhalts in den
Vordergrund stellen und daher u. U. die Form des Ausgangstextes in gewisser
Weise vernachlässigen (Beispiel: Geschäftsbrief);
 bei Texten vom Typ II vor allem dem ästhetischen Gestaltungswillen des
Autors Gerechtigkeit widerfahren lassen und darüber u. U. sogar die inhaltliche
Treue bewusst vernachlässigen (Beispiel: Lyrikübersetzung);
 bei Texten vom Typ III vor allem die Auslösung des gewünschten Verhaltens
sichern, was oft eine Modifizierung des Inhalts und/oder der Form erfordert
(Beispiel: Werbeanzeige).
(Nach: Ulrich Kautz. S.75–77)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Machen Sie übersetzungsrelevante Analyse des Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.

25
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Welche Rolle spielen beim Übersetzen Weltwissen und Textkompetenz des
Übersetzers.
– Warum werden in der Translatologie eigene Textklassifikationen erarbeitet?
– Welche Nachteile haben Texttypologien, die einmal zwischen literarischen und
nichtliterarischen Texten und zum anderen – bei den nichtliterarischen Texten
– zwischen allgemeinsprachlichen und fachsprachlichen Texten unterscheiden?
– Welche Komponenten des Kommunikationsvorgangs und Grundfunktionen
eines Textes werden bei der Erzeugung von Texten berücksichtigt?
– Auf welcher Grundlage wird die übersetzungsrelevante Texttypologie von K.
Reiß aufgebaut?
– Wovon wird die sprachliche Gestaltung der Texte von allen drei Typen
bestimmt?
– Was dient dem Übersetzer bei der Gestaltung des Zieltextes als Orientierung?
 Finden Sie Textstellen, wo folgende Begriffe gebraucht werden.
Vorhandene Wissensbasis
Weltwissen
Textkompetenz
Textkonventionen
übersetzungsrelevante Texttypologie
Übersetzungs- (bzw. Dolmetsch-)Didaktik
literarische und nichtliterarische Texte
allgemeinsprachliche und fachsprachliche Texte
Texttyp
Textsorten
übersetzerische Strategie
Komponenten des Kommunikationsvorgangs
kommunikative Funktion
informative Texte
sprachliche Gestaltung
expressive Texte
operative Texte
Primärfunktion des Ausgangstextes
Modifizierung des Inhalts und/oder der Form
 Erläutern Sie den Unterschied zwischen drei Texttypen in der von K. Reiß
entwickelten übersetzungsrelevanten Texttypologie. Führen Sie Textbeispiele
an.
 Definieren Sie den Begriff „Texttyp“.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Ausgangstextes.

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 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Beachten Sie dabei
die ganze semantische Wortstruktur, um die aktualisierte Bedeutung des
Wortes im jeweiligen Kontext zu bestimmen.
 Systematisieren Sie Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
 Schreiben Sie aus dem Text alle Vokabeln aus, die sich auf
übersetzungsrelevante Texttypen beziehen.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Überlegen Sie Übersetzungslösungen für folgende Textauszüge:
– Wenn der Übersetzer den Ausgangstext verstehend zur Kenntnis nimmt, ordnet
er ihn … in seine bereits vorhandene Wissensbasis ein. Die Erwartungen, die
er an den Text hat, werden u. a. von bestimmten Konventionen ausgelöst, die
er an bzw. in dem Text wiedererkennt. Dabei kommen sowohl sein Weltwissen,
als auch seine Textkompetenz zum Tragen.
– Die Textkonventionen haben also direkt etwas zu tun mit dem
Verstehensprozess im engeren und mit der Textanalyse im weiteren Sinn.
– Von Textlinguisten sind die verschiedensten Textklassifikationen vorgelegt
worden. Sie gehen von soziologischen, pragmatischen,
kommunikationstheoretischen oder rein linguistischen Kriterien aus,
berücksichtigen aber in der Regel nur ungenügend die Erfordernisse der
Übersetzungs- (bzw. Dolmetsch-)Didaktik.
– Mit dem Begriff Texttyp klassifiziert die Autorin die universalen Grundformen
der Textgestaltung in der Kommunikation: Texttypen sind Klassen von
Textsorten, deren wesentliche Merkmale übereinstimmen.
– Reiß geht davon aus, dass bei der Erzeugung von Texten alle drei
Komponenten des Kommunikationsvorgangs (Redegegenstand, Verfasser und
Adressat) sowie alle drei Grundfunktionen eines Textes
(Informationsvermittlung, Expressivität, Adressatenbeeinflussung) im Spiele
sind.
– Texte vom Typ I werden als informative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von Nachrichten, Wissen, Tatsachen, kurz: informativen
Inhalten.
– Texte vom Typ II werden als expressive Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von künstlerisch gestalteten Inhalten.
– Texte vom Typ III werden als operative Texte bezeichnet. Sie dienen primär
der Vermittlung von persuasiv gestalteten Inhalten zur Auslösung von
Verhaltensimpulsen.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an. Bieten Sie
keine Alternativübersetzungen an, sondern nur eine Lösung.
 Nennen Sie Übersetzungsverfahren, die Sie besonders oft verwenden.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
 Vergleichen Sie in der Gruppe verschiedene Übersetzungsversionen.

27
Textsorten
In der Translatologie ist nun nicht nur von Texttypen, sondern vor allem auch
von Textsorten die Rede. Unter Textsorten verstehen wir dabei von
muttersprachlichen Sprachbenutzern allgemein akzeptierte (konventionalisierte) und
von ihnen empirisch beherrschte, soziokulturell determinierte Textbildungsmuster zur
mündlichen oder schriftlichen Präsentation komplexere Sachverhalte in exakt
bestimmten Kommunikationssituationen. … Ein Brief beispielsweise kann informativ,
expressiv oder auch operativ sein, je nach seiner kommunikativen Primärfunktion.
Textsorten sind durch spezifische Sprachverwendungsmuster gekennzeichnet,
die Textsortenkonventionen (= ungeschriebene, in der Linguistik aber beschriebene,
Regeln). Sie sind den muttersprachigen Sprachbenutzern so vertraut, dass sie sich –
als Textverfasser – meist gar nicht bewusst sind, sie zu verwenden, bzw. – als
Textleser oder – Hörer – reflexhaft daraus auf die Funktion des betreffenden Textes
schließen.
Gerade für den Übersetzer sind Textsortenkonventionen überaus interessant, und
zwar aus mehreren Gründen:
 Sie dienen ihm als Erkennungszeichen für die Zugehörigkeit eines Textes zu
einer Textsorte. …
 Sie steuern damit seine Erwartungen an den Text.
 Auf diese Weise erleichtern sie ihm gleichzeitig das Verstehen des Textes.
Ihren sprachlichen Ausdruck finden die Textsortenkonventionen in Aufbau und
Gliederung, Lexik, Syntax, Interpunktion und nonverbalen Elementen der Texte
sowie in sog. Textbausteinen. Das sind wiederkehrende, schematisierte,
sortentypische Formulierungen mit feststehender Gliederung. Dazu gehören z.B.
– Formeln und Klischees (Mit freundlichen Grüßen, Mindestens haltbar bis Ende …),
– Adressen (Reihenfolge der Bestandteile wichtig, oft von Sprache zu Sprache
unterschiedlich!),
– Anreden (Meine Damen und Herren) usw.
Die Kenntnis solcher Textbausteine in Ausgangs- und Zielsprache erleichtert
natürlich das Übersetzen, da in diesen Fällen eine einfache Substitution möglich ist.
Zwar haben Textsortenkonventionen in allen Sprachen dieselben Funktionen,
doch sind sie u. U. sehr verschieden ausgeprägt. Für den Übersetzer ist es deshalb
wichtig, die Konventionen häufig vorkommender Textsorten sowohl seiner Mutter-
als auch der von ihm beherrschten Fremdsprache(n) zu kennen. …
Zu beachten sind dabei jedoch, dass Textsortenkonventionen nicht
ausschließlich die Textgestaltung bestimmen: Konventionen stellen nur die üblichen
Muster dar, die in einer Textsorte „erwartet“ werden. Wenn der Sprachbenutzer es
will, können sie bewusst durchbrochen werden. Auch können sich die Konventionen
einer Kommunikations- und Kulturgemeinschaft verändern. …
Im folgenden wollen wir … die Zuordnung von Textsorten zu den drei
Texttypen „idealtypisch“ vornehmen …

1. Der Typ I – informativer Text – umfasst die beiden Textsorten


wissenschaftlicher Text und nichtwissenschaftlicher Text.

28
Die Textsorte wissenschaftlicher Text kann ihrerseits in drei Untersorten
unterteilt werden:
 akademisch-wissenschaftlicher Text (= Kommunikation von
Wissenschaftlern mit anderen Wissenschaftlern).
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen wissenschaftliche Monografie,
wissenschaftlicher Artikel, Forschungsbericht, Lexikoneintrag, Autoreferat (abstract).
(In der mündlichen Kommunikation außerdem solche Gattungen wie
Diskussionsbeitrag auf einer Konferenz, mündlicher Bericht usw.)
 fachpraktischer Text (=Kommunikation von Fachpraktikern mit anderen
Fachpraktikern).
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen Börsenbericht, Protokoll einer
Fachberatung, Reparaturhandbuch, Packliste, Prüfzertifikat. …
 populärwissenschaftlicher Text (=Kommunikation von Wissenschaftlern
und Fachpraktikern mit Laien). …
Die Textsorte nichtwissenschaftlicher Text kann in zwei Untersorten unterteilt
werden:
 Zeitungstext …
 Amtlicher Text.
Hierzu gehören z.B. die Textgattungen Ausschreibung, Vertrag,
Versicherungspolice, Studienordnung, Eheurkunde, Zeugnis, Garantieerklärung,
Gerichtsurteil, Zollbestimmungen.

2. Der Typ II – expressiver Text – umfasst solche Textsorten wie Lyrik (mit
Textgattungen … wie Sonett, Prosagedicht usw.), dichterische Prosa (mit
Textgattungen wie Roman, Comic usw.), literarische Prosa (mit Textgattungen wie
Essay, Feuilleton, Anekdote usw.) und Dramatik (mit Textgattungen wie Tragödie,
Film, Fernsehspiel usw.).

3. Der Typ III – operativer Text – umfasst solche Textsorten wie Werbetext,
Propagandaschrift, Predigt, Wahlkampfrede, Satire usw.
Abschließend wollen wir noch einmal festhalten, dass es für den Übersetzer
wichtig ist, den Texttyp und die Textsorte zu erkennen und zu unterscheiden. … Die
Ergebnisse der texttypologischen Analyse des Ausgangstextes schlagen sich in der
Gestaltung des Zieltextes nieder.
(Ulrich Kautz. S.77–80)

Aufgaben zum Text

►► ► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Führen Sie übersetzungsvorbereitende Analyse des Ausgangstextes durch.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.

29
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Was verstehen Sie unter Textsorten?
– Wodurch sind die Textsorten gekennzeichnet?
– Aus welchen Gründen sind Textsortenkonventionen für den Übersetzer
wichtig?
– Wie nennt man wiederkehrende, schematisierte, sortentypische
Formulierungen mit feststehender Gliederung?
– Welche Textsorten umfasst der Texttyp I?
– Zur welchen Textsorte gehören die Textgattungen Vertrag,
Versicherungspolice, Garantieerklärung, Gerichtsurteil, Zollbestimmungen?
 Erläutern Sie den Unterschied zwischen den Begriffen „fachpraktischer
Text“ und „populärwissenschaftlicher Text“. Führen Sie passende
Textstellen an.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach. Bei der Arbeit an der
neuen Lexik lernen Sie nur einzelne Bedeutungen der fremden Wörter kennen.
Beachten Sie die ganze semantische Wortstruktur, um die aktualisierte
Bedeutung des Wortes im jeweiligen Kontext zu erfassen.
 Analysieren Sie die Struktur und die Bedeutung folgender
Zusammensetzungen:
Textsorte
Texttyp
Sprachbenutzer
Textbildungsmuster
Kommunikationssituationen
Primärfunktion
Sprachverwendungsmuster
Textsortenkonventionen
Textverfasser
Textleser
Erkennungszeichen
Textbausteine
Textgestaltung
Kommunikations- und Kulturgemeinschaft
Textgattungen
Fachpraktiker
Ausgangstex,

30
Zieltext
 Gliedern Sie syntaktische Besonderheiten des Textes aus.
 Berücksichtigen Sie die Verzahnung der lexikalischen und syntaktischen
Mittel im Ausgangstext.
 Beachten Sie zahlreiche Aufzählungen, Definitionen, Erklärungen und
Kommentare, die im Text vorkommen.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie verstehen Sie folgende Textauszüge:
– In der Translatologie ist nun nicht nur von Texttypen, sondern vor allem auch
von Textsorten die Rede.
– Textsorten sind durch spezifische Sprachverwendungsmuster gekennzeichnet,
die Textsortenkonventionen.
– Ihren sprachlichen Ausdruck finden die Textsortenkonventionen in Aufbau und
Gliederung, Lexik, Syntax, Interpunktion und nonverbalen Elementen der
Texte sowie in sog. Textbausteinen. Das sind wiederkehrende, schematisierte,
sortentypische Formulierungen mit feststehender Gliederung.
– Zwar haben Textsortenkonventionen in allen Sprachen dieselben Funktionen,
doch sind sie u. U. sehr verschieden ausgeprägt.
– Zu beachten sind dabei jedoch, dass Textsortenkonventionen nicht
ausschließlich die Textgestaltung bestimmen: Konventionen stellen nur die
üblichen Muster dar, die in einer Textsorte „erwartet“ werden.
– Der Typ I – informativer Text – umfasst die beiden Textsorten
wissenschaftlicher Text und nichtwissenschaftlicher Text.
– Der Typ II – expressiver Text – umfasst solche Textsorten wie Lyrik,
dichterische Prosa, literarische Prosa und Dramatik.
– Der Typ III – operativer Text – umfasst solche Textsorten wie Werbetext,
Propagandaschrift, Predigt, Wahlkampfrede, Satire usw.
– Die Ergebnisse der texttypologischen Analyse des Ausgangstextes schlagen
sich in der Gestaltung des Zieltextes nieder.
 Machen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes.
 Überprüfen Sie den Zieltext auf mögliche Fehler und Auslassungen.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.
 Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsvarianten.

Ansätze zu einer Methodologie der übersetzungsrelevanten


Textanalyse

Es ist vorab unmöglich, eine fertige Analysemethode zu liefern, die … die
optimale zielsprachliche Übersetzung garantieren könnte …
Immerhin lassen sich eine Reihe methodischer Grundsätze klar herausstellen.

31
1. Eine Textanalyse, die wirklich übersetzungsrelevant ist, kann nur im
Hinblick auf eine Zielsprache sinnvoll und ökonomisch durchgeführt werden.
Sie muss also sprachenpaarspezifisch sein. … Dort, wo im Hinblick auf die
Erstellung eines zielsprachlichen Textes keine Schwierigkeiten auftreten, ist
Textanalyse überflüssig.
2. Die Textanalyse muss immer auf den Text in seiner Gesamtheit abzielen,
denn die kommunikative Funktion des ganzen ausgangssprachlichen Textes
muss auch der zielsprachliche Text erfüllen.
3. Die Textanalyse muss sowohl die semantische Information eines Textes
erfassen als auch seine pragmatische Information, d. h. dasjenige, was
innerhalb der speziellen Kommunikationssituation und der Intention des
Textsenders gegenüber dem Textempfänger wichtig ist.
4. Die spezifische kommunikative Funktion einzelner Textmerkmale muss aus
dem Gesamtverständnis des Textes bestimmt werden. …
5. Bei der Textanalyse darf der lexikalische Aspekt eines Textes nicht von
seinem syntaktischen Aspekt getrennt werden. Die Analyse funktionaler
Strukturen muss vielmehr die Verzahnung der lexikalischen und
syntaktischen Mittel bewusst machen. Die Verfahren der Textanalyse
können zu diesem Zweck, den Gegebenheiten des Textes entsprechend,
sowohl von dessen lexikalischen als auch von dessen syntaktischen Mitteln
ausgehen.
6. Die Textanalyse muss die nötige Sachkenntnis dafür voraussetzen, dass der
Textinhalt verstanden werden kann. … Die Feststellung, welches der
unmittelbare Gedankengang des Textes ist, welche Einstellung der
Textsender zum Dargestellten äußert und aufgrund welcher zusätzlicher
Kenntnisse die Einordnung des Textes in größere Zusammenhänge möglich
ist, kann sowohl den Zugang zur Textfunktion als auch zur Inhaltsstruktur
erleichtern.

Die aufgezeigten Grundsätze können mit der Zeit gewiss zu einer jeweils
sprachenpaargebundenen Methode der Textanalyse führen, die dann in einer Didaktik
des Übersetzungsunterrichts ihren Platz neben anderen sprachenpaarorientierten
Teildisziplinen wie der kontrastiven Grammatik oder der Analyse der
Übersetzungsprozesse haben wird.
Für die Ausarbeitung einer solchen Methode scheint aber noch eine weitere
Komponente wesentliche Bedeutung zu haben: die Textsortenspezifik. Bestimmte
Textsorten, z. B. Bericht, Pressekommentar, wissenschaftliche Publikation,
Werbetext, weisen in den einzelnen Sprachen sogenannte funktionale Stilmittel auf,
die bestimmten Normen unterworfen sind und die für entsprechende kommunikative
Situationen festliegen. Diese Normen muss der Übersetzer beachten.

Die übersetzungsrelevante Textanalyse ist keine erschöpfende Textanalyse im
linguistischen Sinne. Sie lässt sich eher als eine linguistisch fundierte
Textinterpretation definieren, die voraussetzt, dass der Interpret aufgrund seiner

32
ausgangssprachlichen und zielsprachlichen Kompetenz imstande ist, die
übersetzungsrelevanten Textmerkmale bei jedem Text zieladäquat zu bestimmen.

(Gisela Thiel, S. 182–184)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Machen Sie übersetzungsrelevante Analyse des Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Wie verstehen Sie die These, dass eine übersetzungsrelevante Textanalyse
sprachenpaarspezifisch (sprachenpaargebunden) sein muss?
 Systematisieren Sie Fachbegriffe der Übersetzungswissenschaft, die im Text
vorkommen. Führen Sie entsprechende Textstellen an.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Schreiben Sie aus dem Text alle Vokabeln aus, die sich auf
übersetzungsrelevante Analyse des Ausgangstextes beziehen.
 Erklären Sie folgende Begriffe. Belegen Sie Ihre Erklärung mit passenden
Textstellen:
Übersetzungsrelevante Textanalyse
Methodologie der übersetzungsrelevanten Textanalyse
sprachenpaarspezifisch sein
optimale zielsprachliche Übersetzung garantieren
Intention des Textsenders
Textempfänger
kontrastive Grammatik
Gesamtverständnis des Textes
Verzahnung der lexikalischen und syntaktischen Mittel
ausgangssprachliche und zielsprachliche Kompetenz
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie syntaktische
Besonderheiten des Ausgangstextes, die sich auf seinen verordnenden
Charakter beziehen. Davon zeugen z. B. folgende Beobachtungen:
– Aufzählung einer ganzen Reihe methodischer Grundsätze zu einer
Methodologie der übersetzungsrelevanten Textanalyse, die die optimale
zielsprachliche Übersetzung garantieren könnten.

33
– Wesentliche Rolle der Modalverben im Aufbau von Sätzen und Absätzen.
– Die Dominanz der direkten („objektiven“) Wortfolge.
Führen Sie Beispiele an.
 Welche Möglichkeiten bestehen in der Zielsprache für die Wiedergabe
folgender Komposita?
- Übersetzungsrelevant (übersetzungsrelevante Textmerkmale,
übersetzungsrelevante Textanalyse),
- zielsprachlich (zielsprachlicher Text, zielsprachliche Kompetenz),
- ausgangssprachlich (ausgangssprachlicher Text, ausgangssprachliche Kompetenz),
- sprachenpaarspezifisch (sprachenpaarspezifische Textanalyse),
- sprachenpaargebunden (sprachenpaargebundene Methode der Textanalyse),
- sprachenpaarorientiert (sprachenpaarorientierte Teildisziplinen),
- zieladäquat (etwas zieladäquat bestimmen).

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Erklären Sie die Übersetzung der grammatischen Konstruktion „scheinen +
zu + Infinitiv“:
Für die Ausarbeitung einer solchen Methode scheint aber noch eine weitere
Komponente wesentliche Bedeutung zu haben: die Textsortenspezifik.
 Erklären Sie die Übersetzung der modalen grammatischen Konstruktion
„sich lassen + zu + Infinitiv“:
– Immerhin lassen sich eine Reihe methodischer Grundsätze klar herausstellen.
– Sie (Textanalyse) lässt sich eher als eine linguistisch fundierte
Textinterpretation definieren.
 Berücksichtigen Sie die Anhäufung von Sätzen mit Modalverben im
Ausgangstext und ihre Übersetzungsmöglichkeiten, z. B.:
– Eine Textanalyse, die wirklich übersetzungsrelevant ist, kann nur im Hinblick
auf eine Zielsprache sinnvoll und ökonomisch durchgeführt werden.
– Sie (Textanalyse) muss also sprachenpaarspezifisch sein.
– Die Textanalyse muss immer auf den Text in seiner Gesamtheit abzielen.
– Bei der Textanalyse darf der lexikalische Aspekt eines Textes nicht von
seinem syntaktischen Aspekt getrennt werden.
 Nennen Sie lexikalische und grammatische Übersetzungsverfahren, die Sie
besonders oft verwenden.
 Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich).
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
 Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
 Präsentieren Sie in der Gruppe Ihre Übersetzung. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
 Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.

34
ABSCHNITT III
DIE BERUFSPRAXIS VON TRANSLATOREN

Die wichtigsten Tätigkeitsfelder von Translatoren

Übersetzer und Dolmetscher sind Textfachleute, die auf der Grundlage von
schriftlichen oder mündlichen Informationsvorlagen Texte produzieren, „mit denen
andere kommunizieren“. So hat die Übersetzungswissenschaftlerin J.Holz-Mänttäri
(1988) treffend das Wesen der Tätigkeiten des Translators umschrieben. Übersetzer
und Dolmetscher reden oder schreiben also nicht in eigener Sache, und zwar weder in
der eigenen, noch in einer fremden Sprache. Ein Englisch oder Spanisch sprechender
oder schreibender deutscher Ingenieur, Politiker, Wissenschaftler, Journalist usw. tut
das dagegen sehr wohl, wenn er z.B. mit Fachkollegen, die eine andere Sprache
sprechen, kommuniziert. Mit dieser Begriffsbestimmung ist der gemeinsame Nenner
für alle professionellen Texter und ihre Tätigkeiten umrissen, der sie von allen
anderen Fremdsprachenkönnern und Native Speakers abgrenzt. Er grenzt sie aber
auch von allen schriftstellerischen Berufen ab, deren Aufgabe in der Erschließung
und Aufbereitung von Wissen besteht, für dessen Auswahl und Darbietung sie selbst
verantwortlich sind.
Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Translator vieles mit dem Redakteur, dem
Autor, dem Medienfachmann – der Dolmetscher sogar mit dem Schauspieler –
gemein hat. Die Aufgaben des Übersetzers umfassen z.B. alle Arten des
Neuformulierens: die neuhochdeutsche Fassung althochdeutscher oder
mittelhochdeutscher Texte, die englische Zusammenfassung eines französischen
wissenschaftlichen Artikels, das Erstellen mehrsprachiger Versionen internationaler
Resolutionen und das Verfassen eines Protokolls einer mehrsprachigen Konferenz. In
vielen Fällen geht dabei Übersetzen in selbständige Textproduktion über, oder
zumindest ist beides so eng miteinander verflochten, dass man nicht mehr sagen kann,
wo die eine Tätigkeit aufhört und die andere beginnt.
Die Bedeutung des Sprachmittlerberufs (exakter wäre: des Sprach- und
Kulturmittlerberufs) hat sich in den letzten Jahrzehnten – im Gefolge der sich ständig
weiterentwickelnden internationalen Wirtschaftsbeziehungen einschließlich des
Transfers von technischem Knowhow – weiter erhöht. Im „Berufsbild für
Dolmetscher und Übersetzer“ heißt es dazu: „Übersetzen und Dolmetschen haben in
jüngerer Vergangenheit eine neue Bedeutung in der internationalen Kommunikation
erlangt. Die explosionsartige Entwicklung des Übersetzungs- und Dolmetschwesens
ist vor allem dem Umstand zuzuschreiben, dass neben die traditionellen Bereiche des
Übersetzens – z.B. Bibelübersetzung und literarisches Übersetzen – das
fachsprachliche Übersetzen und das für Dolmetschen von Fachveranstaltungen
getreten ist: Sie haben heute die Dimension eines internationalen
Massenkommunikationsmittels erreicht und sind eine wesentliche Vorbedingung für
das reibungslose Funktionieren des Informationsaustausches auf wissenschaftlichem,
technischem, wirtschaftlichem, politischem, soziokulturellem und militärischem
Gebiet geworden“ (Bundesverband der Dolmetscher und Übersetzer [BDÜ] 1988).

35
Die textproduzierenden bzw. –reproduzierenden und textverarbeitenden
Tätigkeiten des Translators sind heute so vielfältig, dass in der
Übersetzungswissenschaft eine Art Glaubenskrieg entbrannt ist, was denn eigentlich
noch „Übersetzen“ ist, was schon nicht mehr.
Im „Berufsbild“ des BDÜ wird als typisches Tätigkeitsfeld von Übersetzern und
Dolmetschern die Arbeit eines Sprachmittlers skizziert, der als Angestellter einer
Firma, Behörde o. ä. oder aber als Freiberufler (entweder auf eigene Rechnung oder
im Auftrag einer Agentur) schriftliche bzw. mündliche Texte aus einer Sprache in
eine andere überträgt und oft auch die Korrespondenz mit fremdsprachigen Partnern
übernimmt.
Es ist aber eine unbestreitbare Tatsache, dass heute von einem Sprachmittler
darüber hinaus zahlreiche „berufsfremde“ Tätigkeiten erwartet werden, so z. B.
 Selbständiges Verfassen von Texten (nicht nur Korrespondenz oder Protokolle,
sondern auch technische oder journalistische Texte [z. B. als „technical writer“,
PR-Mitarbeiter, Reiseführer usw.]),
 Auswertung, Zusammenfassung oder Kommentierung von Texten
(Information und Dokumentation),
 Herstellung von „örtlichen“ Versionen von Computer-Software
(„localization“),
 Redaktion von Texten (Originaltexte wie auch Übersetzungen),
 Bearbeitung von Texten für die nachfolgende Maschinenübersetzung („pre-
editing“),
 Überarbeitung von maschinell angefertigten Übersetzungen („post-editing“),
 Beratung nicht nur in sprachlichen, sondern allgemein fremdkulturellen und
„interkulturellen“ Fragen,
 Layout von Texten u. a. m.

Dementsprechend listet das „Berufsbild“ auch die folgenden


„tätigkeitsverwandten Berufe“ auf: Terminologie, Rundfunk-, Funk-,
Fernsehprogramm- und Presseauswerter; Lexikograph; Außenhandelsfachmann;
fremdsprachiger Verlagslektor; Lehrender an Ausbildungsinstituten;
Computerlinguist; mehrsprachiger technischer Autor.
Solche und andere Tätigkeiten werden von manchen eher orthodoxen
Wissenschaftlern aus der Betrachtung ausgeklammert. Wir wollen das nicht tun,
sondern ganz bewusst den Begriff des Übersetzens bzw. Dolmetschens sehr weit
fassen.

Der Beruf des Translators ist bis heute nicht geschützt (im Gegensatz etwa zum
Arzt- oder Anwaltsberuf und vielen anderen akademischen Berufen), so dass mehr
oder weniger begabte Autodidakten mit professionell ausgebildeten Translatoren in
Wettbewerb treten. Der Bedarf an Sprachmittlungsleistungen aller Art ist übrigens so
groß, dass er allein von professionellen, voll ausgebildeten Translatoren gar nicht zu
bewältigen wäre.
(nach Ulrich Kautz: S.16–18)

36
Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Was ist der gemeinsame Nenner für alle professionellen Texter und ihre
Tätigkeiten?
– In welchen Fällen geht das Übersetzen in selbständige Textproduktion über?
– Warum nennt man den Sprachmittlerberuf mit vollem Recht auch den Sprach-
und Kulturmittlerberuf?
– Welche Bedeutung hat der Transfer von technischem Knowhow in der Zeit der
Globalisierung?
– Wie verstehen Sie die Vielfalt der textproduzierenden bzw. –reproduzierenden
und textverarbeitenden Tätigkeiten des Translators?
– Welche „berufsfremden“ Tätigkeiten eines Sprachmittlers sind Ihnen bekannt?
– Wie deuten orthodoxe Wissenschaftler den Begriff des Übersetzens bzw.
Dolmetschens?
– Wie verstehen Sie den Unterschied zwischen Autodidakten und professionell
ausgebildeten Translatoren?
– Finden Sie russische Entsprechungen für den deutschen Begriff „Berufsbild“.
 Erläutern Sie den Unterschied zwischen den textproduzierenden,
reproduzierenden und textverarbeitenden Tätigkeiten des Translators.
 In welchen Kontexten tauchen folgende Begriffe auf? Führen Sie passende
Textstellen an:
Textfachleute
Fremdsprachenkönner
selbständige Textproduktion
Sprach- und Kulturmittlerberuf
textproduzierende bzw. –reproduzierende und textverarbeitende Tätigkeiten
Glaubenskrieg
Freiberufler
„berufsfremde“ Tätigkeiten
Selbständiges Verfassen von Texten
Auswertung von Texten
Herstellung von Computer-Software

37
Beratung in sprachlichen (fremdkulturellen und „interkulturellen“) Fragen
fremdsprachiger Verlagslektor
Lehrender an Ausbildungsinstituten
den Begriff sehr weit fassen
Bedarf an Sprachmittlungsleistungen
 Systematisieren Sie alle Redemittel für den Ausdruck der kognitiven
Informationen im Text.
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text Fachwörter englischer Herkunft. Versuchen Sie, diese
Anglizismen durch deutsche Wörter zu ersetzen.
 Schreiben Sie aus dem Text alle Vokabeln aus, die sich auf traditionelle
und moderne Aufgaben des Translators beziehen.
 Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsschwierigkeiten (lexikalische
Lücken, Realienwörter, semantische Ambivalenzen, divergierende
Sprachsysteme, unübersetzbare Idiomatismen, Bilder und Metaphern usw.).
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten des Textes.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Überlegen Sie konkurrierende Übersetzungsentscheidungen für folgende
Textauszüge:
– Übersetzer und Dolmetscher reden oder schreiben also nicht in eigener Sache,
und zwar weder in der eigenen, noch in einer fremden Sprache.
– Mit dieser Begriffsbestimmung ist der gemeinsame Nenner für alle
professionellen Texter und ihre Tätigkeiten umrissen, der sie von allen anderen
Fremdsprachenkönnern und Native Speakers abgrenzt.
– Es ist nicht zu bezweifeln, dass der Translator vieles mit dem Redakteur, dem
Autor, dem Medienfachmann – der Dolmetscher sogar mit dem Schauspieler –
gemein hat.
– Die Bedeutung Die Bedeutung des Sprachmittlerberufs (exakter wäre: des
Sprach- und Kulturmittlerberufs) hat sich in den letzten Jahrzehnten weiter
erhöht.
– Die textproduzierenden bzw. –reproduzierenden und textverarbeitenden
Tätigkeiten des Translators sind heute so vielfältig, dass in der
Übersetzungswissenschaft eine Art Glaubenskrieg entbrannt ist, was denn
eigentlich noch „Übersetzen“ ist, was schon nicht mehr.
– Es ist aber eine unbestreitbare Tatsache, dass heute von einem Sprachmittler
darüber hinaus zahlreiche „berufsfremde“ Tätigkeiten erwartet werden…
– Der Beruf des Translators ist bis heute nicht geschützt (im Gegensatz etwa zum
Arzt- oder Anwaltsberuf und vielen anderen akademischen Berufen), so dass

38
mehr oder weniger begabte Autodidakten mit professionell ausgebildeten
Translatoren in Wettbewerb treten.
 Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
 Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
 Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren
(logische Entwicklung, Generalisierung, Konkretisierung,
Übersetzungslehnwörter, wortweise Übersetzung, periphrastische Übersetzung,
grammatische Transformationen usw.).
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
 Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.

Voraussetzungen für das Erlernen des Sprachmittlerberufs


Hier werden die speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten sowie die
Persönlichkeitsmerkmale genannt, die von Translatoren erwartet werden. Wie immer
man zu den oben dargestellten Tatsachen stehen mag – die Übersetzer und
Dolmetscher müssen mit ihnen leben und sich darüber klar sein, dass für sie nur die
„anspruchsvollen“ Aufgaben einen sicheren Broterwerb garantieren. Nur dann haben
Translatoren eine Chance auf dem Markt, wenn sie tatsächlich als qualifizierte
Experten für die Beziehungen zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen ihren
Wert nachweisen können. Kurz: Das Qualifikationsniveau des Übersetzers und
Dolmetschers muss sehr hoch sein.
Nur so kann man auch das Image der Translatoren in der Öffentlichkeit und die
finanzielle Würdigung ihrer Leistungen verbessern; beides steht bekanntlich in
keinem Verhältnis zu der Komplexität des anspruchsvollen Berufes. Dazu ist es
notwendig, dass die nachstehend genannten speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten
in der Ausbildung von Übersetzern und Dolmetschern optimal entwickelt werden.
Ausgehend vom Wesen der Tätigkeiten, die Übersetzer und Dolmetscher
ausüben, lassen sich die dafür erforderlichen speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten
auflisten:
 breitgefächertes Allgemeinwissen („Weltwissen“), einschließlich eines
Grundwissens in für die Berufspraxis wichtigen Fachbereichen („Sachwissen“)
– vor allem allgemeine Grundlagen der Technik (da ca. 70 % des Bedarfs an
Sprachmittlungsleistungen in diesem Bereich anfallen) – , daneben Volks- und
Betriebswirtschaft, Recht, Literatur und Kunst;
 sich ständig veränderndes und erweiterndes muttersprachliches Sprach- und
Kulturwissen („grundsprachliche Kompetenz“);
 sich ständig veränderndes und erweiterndes fremdsprachliches Sprach- und
Kulturwissen („fremdsprachliche Kompetenz“);
 übersetzungswissenschaftliches Theorie- und Methodenwissen;

39
 Fertigkeiten in Bezug auf Auftrags- und Ausgangstextanalyse,
Übersetzungsstrategien, Zieltextproduktion, Zieltextgestaltung (bis hin zum
Layout) und Recherche einschließlich selbständige Terminologiearbeit
(„translatorische Kompetenz“);
 Kenntnisse über die Berufspraxis des Translators.
Schon diese Liste macht deutlich, dass nicht jeder Fremdsprachenkundige in der
Lage ist, die hochkomplexe Tätigkeit Übersetzen bzw. Dolmetschen auszuüben.
Vielmehr sind dazu nicht nur Sprachbegabung und die notwendige
Aufgeschlossenheit und Wissbegierde erforderlich, sondern besondere Kompetenzen,
deren Erwerb auf einer eigenen Theorie beruht. Dementsprechend ist der Beruf des
Translators ein eigenständiger Beruf, auf den man sich durch eine spezielle
Ausbildung vorbereiten muss.
Zwar muss selbstverständlich auch das allgemeine Weltwissen und das bereits
zu Beginn des Studiums hoch entwickelte mutter- und fremdsprachliche Sprach- und
Kulturwissen in der Ausbildung weiterentwickelt werden. Den Kern der
Ausbildungsprogramme aber sollten die anderen – speziellen – Fähigkeiten und
Fertigkeiten bilden, über die ein Translator verfügen muss und die im Rahmen der
Ausbildung weitgehend von Grund auf vermittelt werden müssen.
Die Lehrprogramme für die Sprachmittler an den Universitäten sind allerdings
oft zu wenig praxisgerecht. Aus verschiedenen Gründen wird z.B. noch nicht überall
auf einer bereits entwickelten Sprach-Grundkompetenz aufgebaut; statt dessen wird
sie im Studium erst vermittelt. Manchmal erinnern die Lehrprogramme für
Übersetzer- und/ oder Dolmetscher-Studiengänge mit ihren vielen
Lehrveranstaltungen zur Vermittlung der Fremdsprache und der Reduzierung des
Kulturwissens auf Literatur, Soziologie, Philosophie etc. eher an Philologie- als an
Translatoren-Curricula.
Ein anderer Schwachpunkt vieler Studienprogramme: Die Vermittlung des
Sachwissens, über das ein Sprachmittler verfügen muss, geschieht oft nur recht
unsystematisch. Noch nicht überall werden spezielle Lehrveranstaltungen zur
Vermittlung fundamentalen Sachwissens, z. B. in der allgemeinen Technik, als
„Ergänzungsfach“ angeboten. Und dort, wo das noch der Fall ist, lässt oft die
Koordinierung mit den Fächern Übersetzen und Dolmetschen zu wünschen übrig.

Zu den speziellen Fähigkeiten und Fertigkeiten, die bei einem Translator
entwickelt werden müssen, kommen allgemeine persönliche Voraussetzungen für die
Ausübung dieser Tätigkeiten. Die wichtigsten werden im Folgenden genannt.
(nach Ulrich Kautz: S.19–21)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.

40
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Inhalt des Textes:
– Was garantiert für Übersetzer und Dolmetscher einen sicheren Broterwerb?
– Wie muss das Qualifikationsniveau des Übersetzers und Dolmetschers sein?
– Welche Nachteile haben oft die Lehrprogramme für Übersetzer- und/ oder
Dolmetscher-Studiengänge?
– Wie heißen spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten der Übersetzer und
Dolmetscher? Führen Sie Textfragmente an, wo diese Fähigkeiten und
Fertigkeiten erwähnt werden.
– Wodurch unterscheiden sich „Weltwissen“ und „Sachwissen“?
– Welche Fertigkeiten machen die „translatorische Kompetenz“ aus?
– Ist der Beruf des Translators ein eigenständiger Beruf?
– Was soll den Kern der translatorischen Ausbildungsprogramme bilden?
– Warum sind die Lehrprogramme für die Sprachmittler an den Universitäten oft
zu wenig praxisgerecht?
– Warum geschieht die Vermittlung des Sachwissens, über das ein Sprachmittler
verfügen muss, oft nur recht unsystematisch?
 In welchen Kontexten tauchen folgende Begriffe auf? Führen Sie Beispiele
an.
– Spezielle Fähigkeiten und Fertigkeiten
– Experten für die Beziehungen zwischen verschiedenen Sprachen und Kulturen
– das Image der Translatoren in der Öffentlichkeit
– breitgefächertes Allgemeinwissen („Weltwissen“)
– „grundsprachliche Kompetenz“
– „fremdsprachliche Kompetenz“
– übersetzungswissenschaftliches Theorie- und Methodenwissen
– eigenständiger Beruf
– Lehrveranstaltungen zur Vermittlung der Fremdsprache
– Vermittlung fundamentalen Sachwissens
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text Fachwörter internationaler Herkunft. Versuchen Sie,
diese Wörter durch deutsche Wörter zu ersetzen.
 Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsschwierigkeiten (lexikalische
Lücken, Realienwörter, semantische Ambivalenzen, divergierende

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Sprachsysteme, unübersetzbare idiomatische Wendungen, Bilder und
Metaphern usw.).
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten des Textes.
 Finden Sie im Text alle Sätze mit erweiterten Attributen. Analysieren Sie
ihre Struktur und Übersetzungsmöglichkeiten.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie sehen Ihre Übersetzungslösungen für folgende Textauszüge aus?
– Nur dann haben Translatoren eine Chance auf dem Markt, wenn sie tatsächlich
als qualifizierte Experten für die Beziehungen zwischen verschiedenen
Sprachen und Kulturen ihren Wert nachweisen können.
– Ausgehend vom Wesen der Tätigkeiten, die Übersetzer und Dolmetscher
ausüben, lassen sich die dafür erforderlichen speziellen Fähigkeiten und
Fertigkeiten auflisten.
– Schon diese Liste macht deutlich, dass nicht jeder Fremdsprachenkundige in
der Lage ist, die hochkomplexe Tätigkeit Übersetzen bzw. Dolmetschen
auszuüben. Vielmehr sind dazu nicht nur Sprachbegabung und die notwendige
Aufgeschlossenheit und Wissbegierde erforderlich, sondern besondere
Kompetenzen, deren Erwerb auf einer eigenen Theorie beruht.
– Den Kern der Ausbildungsprogramme aber sollten die anderen – speziellen –
Fähigkeiten und Fertigkeiten bilden, über die ein Translator verfügen muss und
die im Rahmen der Ausbildung weitgehend von Grund auf vermittelt werden
müssen.
– Aus verschiedenen Gründen wird z.B. noch nicht überall auf einer bereits
entwickelten Sprach-Grundkompetenz aufgebaut; statt dessen wird sie im
Studium erst vermittelt.
 Finden Sie im Ausgangstext korrelierende Aussagen:
– Переводчики имеют шансы на рынке труда только в том случае, если они,
являясь квалифицированными экспертами в области отношений между
различными языками и культурами, действительно могут доказать свою
состоятельность. Уровень квалификации письменных и устных
переводчиков должен быть очень высоким.
– Исходя из сущности тех видов деятельности, которой занимаются
письменные и устные переводчики, можно перечислить необходимые для
этой деятельности специальные умения и навыки.
– Уже один только этот перечень свидетельствует о том, что не всякий
человек, владеющий иностранным языком, в состоянии заниматься таким
сложнейшим видом деятельности, как письменный или устный перевод.
– Впрочем, учебные программы университетов по подготовке языковых
посредников часто слишком мало ориентированы на практические
потребности.
– Еще одно слабое место многих вузовских программ: Сообщение знаний о
предметном мире, которыми необходимо располагать переводчику, часто

42
осуществляется довольно бессистемно.
 Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Beachten Sie die Wiedergabe
der kognitiven Information.
 Beachten Sie inhaltliche und logische Einheit auf der Textebene.
 Überarbeiten Sie den Zieltext. Präzisieren Sie Ihre lexikalischen und
grammatischen Übersetzungsvarianten.
 Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren
(logische Entwicklung, Generalisierung, Übersetzungslehnwörter, wortweise
Übersetzung, periphrastische Übersetzung, grammatische Transformationen
usw.).
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.
 Vergleichen Sie verschiedene Übersetzungsversionen.

Die wichtigsten intellektuellen Eigenschaften


 Den Translator zeichnet logisches und vorausschauendes
Denken sowie Urteils- und Analysefähigkeit aus.
Diese Fähigkeiten des Translators sind natürlich bei der Ausgangstext-Analyse
gefragt, aber z. B. auch bei der Recherche, also in der Vorbereitungsphase des
Übersetzungsprozesses. Ebenso stellen die Notizen des Konsekutivdolmetschers bzw.
überhaupt das Erfassen des Sinns einer Äußerung das Ergebnis einer Analyse des
Ausgangstextes dar. Die Analysefähigkeit des Translators befähigt ihn ferner,
Übersetzungs- bzw. Dolmetschstrategien bewusst zur Erhöhung seiner Kompetenz zu
nutzen, indem er sie in vergleichbaren Situationen wiederholt einsetzt.
 Eine entwickelte Analysefähigkeit dürfte auch die entscheidende
Voraussetzung für eine hohe Kreativität sein.
Kreativität ist bei der Neuvertextung in der Zielsprache sowohl beim Übersetzen
… als auch beim Dolmetschen unverzichtbar.
Wahrscheinlich eine angeborene Fähigkeit jedes Individuums, ist sie in
Abhängigkeit von der Motivation, den Interessen, Haltungen und auch Emotionen der
betreffenden Person sowie der äußeren Umstände, unterschiedlich entwickelt.
Es ist nicht einfach, ein Urteil über die Kreativität einer Person abzugeben.
Meist wird aus anderen Persönlichkeitsparametern auf den Entwicklungsstand der
Kreativität geschlossen. Wissbegierde und breitgefächerte Interessen, Ausdauer (auch
unter widrigen, frustrierenden, Bedingungen), Risikobereitschaft, Unkonventionalität
– all dies sind Merkmale, die kreative Menschen aufweisen. …
 Die Intuition, das unmittelbare, ganzheitliche, nicht auf Erklärungen und
Beweisen beruhende Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten, spielt … beim
Verstehen eine große Rolle.
Sie ist Bestandteil von Methoden assoziativ-unbewusster, kreativer
Problemlösung, wie z. B. dem sog. Brainstorming. Da sie aber logisch nicht
analysierbar ist, kann man sie auch schwer „fassen“, geschweige denn testen. …
 Gepaart sein muss dieses Vertrauen zur eigenen Intuition, zu unbewussten

43
Denk- und Verstehensprozessen, jedoch mit einer bewusst kritischen Haltung – mit
Selbstkritikfähigkeit.
Auch wird der Übersetzer z. B. die … angewandten Übersetzungsverfahren
in der Phase der Redaktion kritisch überprüfen (evaluieren), spätestens bei Vorliegen
des gesamten Zieltextes … . Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste
Selbstevaluation nicht weniger wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene
unmittelbare Rückkoppelung (z.B. beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert.
 Die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten,
hängt eng mit der Motiviertheit des Translators und seiner allgemeinen
Interessiertheit an der ihn umgebenden Welt … zusammen.
Dieses breitgefächerte Interesse sowie die Bereitschaft, sich immer wieder auf
Neues einzulassen, stets dazuzulernen, ist unverzichtbar für den Beruf des
Sprachmittlers. …
 Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit (mündlich
und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
Besonders einen Dolmetscher, der nicht kontaktfreudig und kommunikativ ist,
kann man sich nicht vorstellen. …
(Nach Ulrich Kautz: S. 21–23)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung
mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie heißen die wichtigsten intellektuellen Eigenschaften, die den
Berufstranslator auszeichnen?
– Wann ist die Urteils- und Analysefähigkeit des Translators besonders gefragt?
– Welche Fähigkeit ist bei der Neuvertextung in der Zielsprache unverzichtbar?
– Welche Merkmale weisen kreative Menschen auf?
– Wo kann man Intuition und Selbstkritikfähigkeit besonders erfolgreich
einsetzen?
– Welche Eigenschaften gehören zur Kommunikationsbereitschaft und –
fähigkeit?

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– Kann man sich einen Dolmetscher vorstellen, der nicht kontaktfreudig und
kommunikativ ist?
 In welchen Kontexten tauchen folgende Fachbegriffe auf?
– Ausgangstext-Analyse
– Recherche
– Vorbereitungsphase des Übersetzungsprozesses
– das Erfassen des Sinns einer Äußerung
– Übersetzungs- bzw. Dolmetschstrategien
– Neuvertextung in der Zielsprache
– eine angeborene Fähigkeit jedes Individuums
– breitgefächerte Interessen
– Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten
– etwas kritisch überprüfen (evaluieren)
– sich rasch in neue Sachgebiete einarbeiten
– Beruf des Sprachmittlers
 Beschreiben Sie mit Ihren eigenen Worten folgende intellektuelle
Eigenschaften des Berufstranslators:
– Logisches und vorausschauendes Denken
– Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit
– Urteils- und Analysefähigkeit
– hohe Kreativität
– Intuition
– Kommunikationsbereitschaft und Kommunikationsfähigkeit
– Selbstkritikfähigkeit
– Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft. Versuchen Sie,
diese Wörter durch deutsche Wörter zu ersetzen.
 Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsbesonderheiten, die mit zahlreichen
Komposita verbunden sind. Vergleichen Sie Ihre Übersetzungslösungen von
kursiv gedruckten Wörtern mit den Angaben der Wörterbücher:
– Diese Fähigkeiten des Translators sind natürlich bei der Ausgangstext-Analyse
gefragt, aber z. B. auch bei der Recherche, also in der Vorbereitungsphase des
Übersetzungsprozesses.
– Meist wird aus anderen Persönlichkeitsparametern auf den Entwicklungsstand
der Kreativität geschlossen. Wissbegierde und breitgefächerte Interessen,
Ausdauer (auch unter widrigen, frustrierenden, Bedingungen),
Risikobereitschaft, Unkonventionalität – all dies sind Merkmale, die kreative
Menschen aufweisen.

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– Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit
(mündlich und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
– Auch wird der Übersetzer z. B. die angewandten Übersetzungsverfahren in der
Phase der Redaktion kritisch überprüfen (evaluieren), spätestens bei Vorliegen
des gesamten Zieltextes.
– Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste Selbstevaluation nicht weniger
wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene unmittelbare Rückkoppelung (z.B.
beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert
 Nach der Bearbeitung der Lexik wenden Sie sich an besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten des Textes.
 Analysieren Sie Übersetzungsmöglichkeiten der Sätze mit erweiterten
Attributen. Beachten Sie dabei die Struktur der Attribute :
– Die Intuition, das unmittelbare, ganzheitliche, nicht auf Erklärungen und
Beweisen beruhende Erkennen oder Erfahren von Sachverhalten, spielt beim
Verstehen eine große Rolle.
– Beim Dolmetschen ist die ständige bewusste Selbstevaluation nicht weniger
wichtig; sie wird durch die oftmals gegebene unmittelbare Rückkoppelung (z.B.
beim Verhandlungsdolmetschen) erleichtert.
– Die Fähigkeit, sich rasch in neue Sachgebiete einzuarbeiten, hängt eng mit der
Motiviertheit des Translators und seiner allgemeinen Interessiertheit an der ihn
umgebenden Welt zusammen.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Textauszüge übersetzen?
– Den Translator zeichnet logisches und vorausschauendes Denken sowie
Urteils- und Analysefähigkeit Urteils- und Analysefähigkeit aus. Diese
Fähigkeiten des Translators sind natürlich bei der Ausgangstext-Analyse
gefragt, aber z. B. auch bei der Recherche, also in der Vorbereitungsphase des
Übersetzungsprozesses.
– Ebenso stellen die Notizen des Konsekutivdolmetschers bzw. überhaupt das
Erfassen des Sinns einer Äußerung das Ergebnis einer Analyse des
Ausgangstextes dar.
– Die Analysefähigkeit des Translators befähigt ihn ferner, Übersetzungs- bzw.
Dolmetschstrategien bewusst zur Erhöhung seiner Kompetenz zu nutzen,
indem er sie in vergleichbaren Situationen wiederholt einsetzt.
– Eine entwickelte Analysefähigkeit dürfte auch die entscheidende
Voraussetzung für eine hohe Kreativität sein.
– Kreativität ist bei der Neuvertextung in der Zielsprache sowohl beim
Übersetzen als auch beim Dolmetschen unverzichtbar.
– Wissbegierde und breitgefächerte Interessen, Ausdauer (auch unter widrigen,
frustrierenden, Bedingungen), Risikobereitschaft, Unkonventionalität – all dies
sind Merkmale, die kreative Menschen aufweisen.

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– Zur Kommunikationsbereitschaft und -fähigkeit, die von einem Translator
erwartet wird, gehören u. a. solche Eigenschaften wie Ausdrucksfähigkeit
(mündlich und schriftlich), Aufgeschlossenheit und Einfühlungsvermögen und
Argumentationsgeschick.
 Finden Sie im Ausgangstext korrelierende Aussagen:
– Переводчика отличает логическое мышление и способность предвидения,
также умение выносить собственный вердикт и аналитические способности.
– Кроме того, аналитические способности переводчика дают ему
возможность осознанно применять стратегии письменного и устного
перевода для повышения своей компетенции путем их многократного
применения в схожих ситуациях.
– Креативность при создании текста на переводящем языке является
неотъемлемым качеством как письменного, так и устного переводчика.
– Являясь, по всей видимости, врожденной способностью каждого
индивида, она (креативность) достигает различного уровня в зависимости от
мотивации, интересов, установок и эмоций того или иного лица, а также от
внешних обстоятельств.
– Судить о творческих способностях человека сложно.
– Не менее важен постоянный осознанный самоконтроль при устном
переводе; он зачастую облегчается благодаря имеющейся возможности
непосредственной обратной связи, например, при переводе переговоров.
– Способность быстро входить в новые предметные области тесно связана с
мотивированностью переводчика и его общим интересом к окружающему
миру.
– Невозможно представить себе устного переводчика, который бы легко не
устанавливал контакты и не был общительным.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich). Beachten Sie dabei inhaltliche und
logische Einheit auf der Textebene.
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. In der Phase der Redaktion des Zieltextes
evaluieren Sie kritisch die angewandten lexikalischen und grammatischen
Übersetzungsverfahren und machen Sie die notwendigen Korrekturen.
 Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen.

Die wichtigsten psychischen und physischen Eigenschaften


 Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Gelassenheit, Frustrationstoleranz und
emotionale Stabilität, kurz: psychische und physische Belastbarkeit wird praktisch
von jedem Translator erwartet. Zum Beispiel von dem Übersetzer, der innerhalb
weniger Stunden zig Seiten Manuskript in akzeptabler Qualität übersetzen soll,
ebenso wie von dem Dolmetscher, der vielleicht nach einer stundenlangen,
pausenlosen Verhandlung auch noch das Protokoll anfertigen soll (um nur zwei
häufige Fälle zu nennen). …

47
Nicht zuletzt verlangt der Beruf des Translators, vor allem der Dolmetscherberuf
(viele Reisen, unregelmäßige Arbeitszeit, oft nicht optimale Arbeitsbedingungen
usw.), gute körperliche Gesundheit. Besondere Anforderungen an die
Frustrationstoleranz des Translators stellt der Umgang mit Kritik an seiner Arbeit….
 Flexibilität ist eine weitere Eigenschaft, ohne die der Translator kaum
auskommen dürfte, denn er muss sich oft, gelegentlich ohne Vorwarnung, auf völlig
neue Themenbereiche einstellen.
Diese Umstellungsfähigkeit – die ja auch Risikobereitschaft bedeutet – ist
geradezu ein Spezifikum des Berufs, zumal beim Verhandlungsdolmetscher, der es
ständig mit neuen Partnern zu tun hat, auf die er offen und unvoreingenommen
zugehen muss, um seiner Aufgabe gerecht zu werden.
 Empathie für das Fremde ist eine weitere conditio sine qua non für jeden
Translator.
Das bedarf keiner Begründung. Denn ohne Verständnisbereitschaft und
Sensibilität für Angehörige anderer Sprach- und Kulturgemeinschaften ist keine
Übersetzung, keine Verdolmetschung denkbar.
(nach Ulrich Kautz: S. 23)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Text bekannt.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Warum wird vom Übersetzer und Dolmetscher psychische und physische
Belastbarkeit erwartet?
– Welche Arbeitsbedingungen erschweren den Beruf des Translators?
– Warum betrachtet man Umstellungsfähigkeit und Risikobereitschaft als ein
Spezifikum des Berufs?
– Welche Rolle spielen Verständnisbereitschaft und Sensibilität für andere
Sprachen und Kulturen eine so große Bedeutung für erfolgreiche
Übersetzung?
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft. Präzisieren Sie
ihre Bedeutung.

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 Versuchen Sie, Internationalismen durch deutsche Wörter zu ersetzen, z. B.
Empathie für das Fremde = Offenheit für das Fremde.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Schlagen Sie Ihre Übersetzungslösungen vor:
– Konzentrationsfähigkeit, Ausdauer, Gelassenheit, Frustrationstoleranz und
emotionale Stabilität, kurz: psychische und physische Belastbarkeit wird
praktisch von jedem Translator erwartet.
– Besondere Anforderungen an die Frustrationstoleranz des Translators stellt der
Umgang mit Kritik an seiner Arbeit.
– Flexibilität ist eine weitere Eigenschaft, ohne die der Translator kaum
auskommen dürfte, denn er muss sich oft, gelegentlich ohne Vorwarnung, auf
völlig neue Themenbereiche einstellen.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. In der Phase der Redaktion des Zieltextes
evaluieren Sie kritisch die angewandten Übersetzungsverfahren und tragen Sie
die notwendigen Korrekturen ein.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

Die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften


 Dass ein Translator ein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein
aufweisen muss, ist im Grunde eine Binsenweisheit; dennoch zeigt sich spätestens bei
schludrigen Übersetzungen, dass dieser Punkt nicht für jeden Translator gar so
selbstverständlich ist.
Verantwortungsbewusstsein bedeutet auch Disziplin und Zuverlässigkeit (z. B.
Einhalten des Abgabetermins einer Übersetzung) und Pünktlichkeit …
 Von jedem Translator wird mit Recht ein hohes Maß an Loyalität erwartet. Der
Übersetzer muss dem Auftraggeber und dem Leser seiner Übersetzung loyal sein.
Das ist oft nicht leicht zu erreichen, und doch muss es versucht werden, ebenso wie
der Dolmetscher allen Teilnehmern an der von ihm vermittelten Kommunikation
gegenüber loyal zu sein hat. Mit anderen Worten, der Translator muss grundsätzlich
unparteiisch sein. …
 Für manche Translatoren ist die geforderte Anpassungsbereitschaft (vor allem
an den Ausgangstext mit seinen Gedanken und seiner Form), das „kundengerechte
Verhalten“ also, ein echtes Problem.
Sie glauben mitunter, manches besser zu wissen oder besser ausdrücken zu
können als der Verfasser des Ausgangstextes …
Es gehört unleugbar zur Berufsethik des Sprachmittlers, dass er seine Rolle und
die von ihr implizierte Fremdbestimmtheit akzeptiert, seine Tätigkeit nicht starr an
den eigenen Wertvorstellungen ausrichtet und jede persönliche Empfindung dem
Bestreben unterordnet, diese Dienstleistung so gut zu erbringen, wie es ihm möglich
ist. …
 Zur Direktion des Translators gehört die Beachtung des Prinzips, dass

49
grundsätzlich alle der Öffentlichkeit (noch) unbekannten Informationen, die ihm in
Ausübung seiner Berufstätigkeit bekannt werden, dem Verschwiegenheitsgebot
unterliegen.
Das trifft für Übersetzer ebenso zu wie für Dolmetscher. Auch im weiteren Sinn
wird – zumal vom Dolmetscher – erwartet, dass er diskret ist und sich beispielsweise
hütet, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen der vom ihm
„bedolmetschten“ Personen zu kommentieren oder Dritten gegenüber
bekanntzugeben.
 Die Balance von Bescheidenheit und Selbstbewusstsein, die zumal von
Dolmetschern (in anderer Weise jedoch auch von Übersetzern) erwartet werden muss,
ist nur dann zu erreichen, wenn der Translator sich seiner eigenen Leistungsfähigkeit
sicher sein kann.
Dazu gehört z. B., dass ein Übersetzer in der Lage und auch bereit ist, seine
Arbeit als Fachmann gegen (oft laienhafte, unbegründete) Kritik zu verteidigen. Für
den Dolmetscher bedeutet es u. a., dass er sich in einer Verhandlung z. B. nicht in die
Rolle eines selbständigen Kommunikationspartners drängt bzw. drängen lässt; dass er
bei Tisch weder die Unterhaltung an sich reißt noch bei jeder kleinsten persönlichen
Ansprache verstummt oder einen hilflosen Blick auf seinen „Chef“ wirft; usw. Ein
gesundes Ego ist für jeden Translator von Vorteil!
 Damit eng verbunden sind die Anforderungen, die an das professionelle
Auftreten von Dolmetschern (nicht von Übersetzern) gestellt werden.
Es versteht sich, dass sich ein Dolmetscher taktvoll und korrekt zu benehmen
hat, weder kumpelhaft noch servil sein sollte. Aber es wird oft unterschätzt, dass man
angehenden Dolmetschern ggf. auch beibringen muss, wie man bei welcher
Gelegenheit richtig gekleidet ist (z. B. weder zu leger noch zu elegant für den
betreffenden Anlass und auch im Vergleich zu den „bedolmetschten“ Personen), wie
man sich bei Tisch benimmt (in der fremden wie auch ggf. in der eigenen
Kulturgemeinschaft), welche Grundregeln des Protokolls man beherrschen muss (z. B.
Platz im Auto und bei Tisch, Benehmen bei Empfängen) usw. …
An Dolmetscher werden … weitere Anforderungen gestellt, vor allem in Bezug
auf Teamfähigkeit (man denke an die Arbeit in der Dolmetschkabine bei
Kongressen), Taktgefühl, Auftreten, stimmliche Eignung, Gedächtnis,
Reaktionsvermögen und Fähigkeit zum sachgerechten Umgang mit moderner
Kommunikationstechnik.
(Nach Ulrich Kautz: S. 24–26)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.

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 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie heißen die wichtigsten berufsethischen Eigenschaften, die angehende
Dolmetscher und Übersetzer haben sollen?
– Wann zeigt sich, dass ein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein nicht
für jeden Translator gar so selbstverständlich ist?
– Warum muss der Translator in seiner Tätigkeit grundsätzlich unparteiisch sein?
– Was bedeutet das „kundengerechte Verhalten“ in der Übersetzungspraxis?
– Warum hat der Dolmetscher kein Recht, bestimmte Persönlichkeitsmerkmale
oder Verhaltensweisen der vom ihm „bedolmetschten“ Personen zu
kommentieren oder Dritten gegenüber bekanntzugeben?
– Welche Rolle spielt das Verschwiegenheitsgebot in der Arbeit des Translators?
– Wann ist die Balance von Bescheidenheit und Selbstbewusstsein zu erreichen?
– Welche Anforderungen werden an das professionelle Auftreten von
Dolmetschern gestellt?
– Welche Grundregeln des Protokolls muss der Dolmetscher beherrschen?
– Wie kann man Teamfähigkeit in Bezug auf den Dolmetscherberuf
interpretieren?
– Welche Rolle spielt kommunikationtechnische Schulung für einen
Konferenzdolmetscher?

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Bestimmen Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Erklären Sie den Gebrauch internationaler Wörter: Translator, Loyalität,
Direktion des Translators, Team (Teamfähigkeit). Führen Sie Beispiele an.
 Wie verstehen Sie folgende Zusammensetzungen:
– Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein
– Abgabetermin
– Anpassungsbereitschaft
– implizierte Fremdbestimmtheit
– Berufsethik
– Sprachmittler
– Dienstleistung erbringen
– von j-m ein hohes Maß an Loyalität erwarten
– j-m loyal sein
– dem Verschwiegenheitsgebot unterliegen
– Persönlichkeitsmerkmale oder Verhaltensweisen der „bedolmetschten“ Personen
– Bescheidenheit und Selbstbewusstsein
– Wertvorstellungen

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– Ausübung der Berufstätigkeit
– selbständiger Kommunikationspartner
– Grundregeln des Protokolls
– moderne Kommunikationstechnik
 Bestimmen Sie besonders auffallende syntaktische Besonderheiten des
Textes.
 Finden Sie im Text grammatische Konstruktionen „Modalverb + Infinitiv
Passiv“, erklären Sie ihren Gebrauch.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Behauptungen aus dem Text übersetzen?
– Dass ein Translator ein hohes Pflicht- und Verantwortungsbewusstsein
aufweisen muss, ist im Grunde eine Binsenweisheit.
– Von jedem Translator wird mit Recht ein hohes Maß an Loyalität erwartet. Der
Übersetzer muss dem Auftraggeber und dem Leser seiner Übersetzung loyal
sein.
– Es gehört unleugbar zur Berufsethik des Sprachmittlers, dass er seine Rolle
und die von ihr implizierte Fremdbestimmtheit akzeptiert, seine Tätigkeit nicht
starr an den eigenen Wertvorstellungen ausrichtet und jede persönliche
Empfindung dem Bestreben unterordnet, diese Dienstleistung so gut zu
erbringen, wie es ihm möglich ist.
– Der Translator muss grundsätzlich unparteiisch sein.
– Zur Direktion des Translators gehört die Beachtung des Prinzips, dass
grundsätzlich alle der Öffentlichkeit (noch) unbekannten Informationen, die
ihm in Ausübung seiner Berufstätigkeit bekannt werden, dem
Verschwiegenheitsgebot unterliegen.
– Die Balance von Bescheidenheit und Selbstbewusstsein, die zumal von
Dolmetschern (in anderer Weise jedoch auch von Übersetzern) erwartet
werden muss, ist nur dann zu erreichen, wenn der Translator sich seiner
eigenen Leistungsfähigkeit sicher sein kann.
– Ein gesundes Ego ist für jeden Translator von Vorteil!
– Damit eng verbunden sind die Anforderungen, die an das professionelle
Auftreten von Dolmetschern (nicht von Übersetzern) gestellt werden.
– Es versteht sich, dass sich ein Dolmetscher taktvoll und korrekt zu benehmen
hat, weder kumpelhaft noch servil sein sollte.
– An Dolmetscher werden … weitere Anforderungen gestellt, vor allem in
Bezug auf Teamfähigkeit (man denke an die Arbeit in der Dolmetschkabine
bei Kongressen)…
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung.
 Evaluieren Sie kritisch die angewandten Übersetzungsverfahren und tragen
Sie die notwendigen Korrekturen ein.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

52
ABSCHNITT IV
ZUR KULTUR-, LITERATUR- UND SPRACHGESCHICHTLICHEN
BEDEUTUNG VON ÜBERSETZUNGEN

Übersetzung als Kultur- und Spracharbeit


Die Geschichte der Übersetzung (als Geschichte der übersetzerischen Tätigkeit
und der Übersetzungen) zeigt, dass Übersetzen und Dolmetschen menschliche
Tätigkeiten sind, denen man in allen Menschheitsepochen begegnet. Auf den
biblisch-mythologischen Ausgangspunkt für die Notwendigkeit des Übersetzens und
Dolmetschens weist der Titel von G. Steiners gelehrtem Buch „After Babel. Aspects
of Language and Translation“ (1975). In der Erzählung vom Turmbau zu Babel
erscheinen die Vielsprachigkeit der Menschheit und die damit verbundenen
Verständigungsprobleme „mythologisch verdichtet“ (W. Wilss 1977). Überall dort,
wo Menschen verschiedener Sprachen miteinander zu tun hatten und haben, brauchte
und braucht es – zunächst im mündlichen, dann auch im schriftlichen Verkehr –
Dolmetscher und Übersetzer, die mitteln und vermitteln, d.h. Verständigung
ermöglichen. Die Geschichte der Übersetzung, der übersetzerischen und
dolmetschenden Tätigkeit in den verschiedenen Menschheitsepochen und in den
verschiedenen Kultur- und Sprachräumen, vom ägyptischen Alten Reich bis in unsere
Zeit, ist bei weitem noch nicht ausreichend erforscht und dokumentiert.
Studien zu einzelnen Übersetzungstexten wie auch breiter angelegte
Untersuchungen zur Übersetzungsliteratur zeigen immer wieder, dass die kultur-,
literatur- und sprachgeschichtliche Bedeutung von Übersetzungen nicht überschätzt
werden kann. Die Übersetzung antiker Autoren trug schon während der Renaissance
wesentlich zur Herausbildung der modernen europäischen Literaturen bei. Und
R.Jürgensen (1990) macht geltend, dass die Entstehung einer deutschen
Nationalliteratur in der Wende zum XVII. Jahrhundert nur aus dem Zusammenhang
der europäischen Literaturtraditionen begriffen werden könne. Mit Nachahmung und
Übersetzung wurden die fremden literarischen Formen angeeignet. Unter
Nachahmung wird dabei die „freie Nachbildung unbekannter literarischer Muster im
Kontext der eigenen Kulturtraditionen“ verstanden; unter Übersetzung der „Versuch,
das Nicht-Vertraute in einer fremden Sprache nachzuvollziehen und möglichst
unverfälscht in der eigenen kulturellen Sphäre heimisch zu machen“.
Übersetzung ist – in einem weiteren Sinne – immer Kulturarbeit, in einem
engeren Sinne Spracharbeit: Arbeit mit der anderen und an der eigenen Kultur,
Arbeit mit und an der eigenen Sprache (wo vom Übersetzen als einer sprachlichen
Kulturtechnik die Rede ist). Die Übersetzungsaufgabe ist eine kommunikative
Herausforderung, die unter zwei Aspekten gesehen werden muss: dem Aspekt des
Kulturkontakts und dem Aspekt des Sprachkontakts. …

Übersetzung unter den Aspekten des Kultur- und des Sprachkontakts;


Übersetzungsmethoden
Zum Kulturkontakt: Jeder Text ist in einem bestimmten kommunikativen
Zusammenhang, einer Kultur, verankert. Textproduktions- und
Rezeptionsbedingungen sind von Kommunikationsgemeinschaft zu
53
Kommunikationsgemeinschaft verschieden; sie unterscheiden und verändern sich
auch innerhalb einer Kommunikationsgemeinschaft. Je stärker die kommunikativen
Zusammenhänge voneinander abweichen, um so größer ist die kommunikative
Herausforderung für den Übersetzer, der diese kommunikative Differenz überbrücken
muss. Idealtypisch lassen sich zwei Übersetzungsmethoden (man würde vielleicht
besser von Übersetzerhaltungen sprechen) unterscheiden …:
a) Die adaptierende Übersetzung ersetzt AS-Textelemente, die spezifisch in der
AS-Kultur verankert sind, durch Elemente der ZS-Kultur; die Übersetzung
assimiliert den AS-Text im ZS-Kontext.
b) Die transferierende Übersetzung versucht, kulturspezifische AS-Elemente als
solche im ZS-Text zu vermitteln. Schwierigkeiten treten dann auf, wenn die
kulturelle Differenz so groß ist, dass beim ZS-Leser die
Verstehensvoraussetzungen erst geschaffen werden müssen, um eine adäquate
Rezeption zu ermöglichen. Mit der transferierenden Übersetzung wird der
kommunikative Zusammenhang der ZS erweitert, und das kann (muss aber
nicht) bedeuten, dass die fremdkulturellen Elemente durch den Einsatz neuer
sprachlich-stilistischer Ausdrucksformen in der ZS vermittelt werden: die
Übersetzung verändert oder erneuert ZS-Sprach- und Stilnormen.

Zum Sprachkontakt: Die Sprachkontaktsituation des Übersetzens ergibt sich


daraus, dass ein Text, der sich der Ausdrucksmittel einer bestimmten AS bedient, in
einen Text überführt wird, der sich anders strukturierter sprachlich-stilistischer Mittel
bedienen muss. Wiederum idealtypisch lassen sich zwei Übersetzungsmethoden im
Blick auf die kommunikative Herausforderung unterscheiden, die sich aus der
Divergenz zwischen den sprachlich-stilistischen Gegebenheiten des
ausgangssprachlichen Textes und den zielsprachlichen Möglichkeiten ergibt:
a) Die sich einpassende Übersetzung (aufs Deutsche bezogen: verdeutschende
Übersetzung) bewegt sich im Rahmen der sprachlich-stilistischen Normen, die
in der ZS zum Zeitpunkt der Übersetzungsarbeit gelten.
b) Die verfremdende Übersetzung versucht, die sprachlich-stilistischen Strukturen
der AS-Textes so weit wie möglich im ZS-Text nachzuvollziehen oder
wenigstens „durchscheinen“ zu lassen, wodurch – im Extremfall – eine
eigentliche Übersetzungssprache entstehen kann, die sich von der Sprache
originaler Texte abhebt. Während sich einpassende Übersetzungen in die
Menge originaler Texte einordnen und zur Bestätigung geltender sprachlich-
stilistischen Normen beitragen, können verfremdende Übersetzungen
bestehende sprachliche Normen verändern, erweitern oder erneuern ...
(Nach Werner Koller: S. 58–60)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
54
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung
mit den Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie interpretiert die Bibel den Ausgangspunkt der Vielsprachigkeit der
Menschheit und der damit verbundenen Verständigungsprobleme?
– Wie kann man die Geschichte der Übersetzung darstellen?
– Welche Rolle spielten Übersetzungen bei der Herausbildung der modernen
europäischen Literaturen?
– Worauf ist die Entstehung einer deutschen Nationalliteratur in der Wende zum
XVII. Jahrhundert zurückzuführen?
– Wie kann man Übersetzung in einem weiteren und in einem engeren Sinne
deuten?
– Welche zwei Übersetzungsmethoden ergeben sich aus dem Kulturkontakt?
Worauf sind sie gerichtet?
– Welche zwei Übersetzungsmethoden lassen sich idealtypisch aus dem
Sprachkontakt unterscheiden?
– Wie äußert der Textsender seine Einstellung zum Dargestellten (neutral,
polemisch)?
 In welchen Kontexten tauchen folgende Fachbegriffe auf?
– Vielsprachigkeit der Menschheit
– Verständigungsprobleme
– mündlicher Verkehr, schriftlicher Verkehr
– kultur-, literatur- und sprachgeschichtliche Bedeutung von Übersetzungen
– Übersetzen als eine sprachliche Kulturtechnik
– Kulturkontakt, Sprachkontakt
– kommunikative Differenz überbrücken
– adaptierende Übersetzung, transferierende Übersetzung
– die sich einpassende Übersetzung, verfremdende Übersetzung
– bestehende sprachliche Normen verändern
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die sich aus
seinem akademischen Charakter ergeben.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft.
 Erklären Sie den Gebrauch der Abkürzungen aus dem Fachbereich
„Übersetzungswissenschaft“.

55
 Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsschwierigkeiten (innovative Termini,
lexikalische Lücken, semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme
usw.).
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie syntaktische
Besonderheiten des Textes, die von seinem akademischen Charakter zeugen.
 Finden Sie im Text alle Sätze mit erweiterten Attributen. Analysieren Sie
ihre Struktur und Übersetzungsmöglichkeiten.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Textauszüge im Zieltext wiedergeben?
– Die Geschichte der Übersetzung (als Geschichte der übersetzerischen Tätigkeit
und der Übersetzungen) zeigt, dass Übersetzen und Dolmetschen menschliche
Tätigkeiten sind, denen man in allen Menschheitsepochen begegnet.
– Auf den biblisch-mythologischen Ausgangspunkt für die Notwendigkeit des
Übersetzens und Dolmetschens weist der Titel von G. Steiners gelehrtem Buch
„After Babel. Aspects of Language and Translation“ (1975).
– Überall dort, wo Menschen verschiedener Sprachen miteinander zu tun hatten
und haben, brauchte und braucht es … Dolmetscher und Übersetzer, die
mitteln und vermitteln, d.h. Verständigung ermöglichen.
– Die Geschichte der Übersetzung, der übersetzerischen und dolmetschenden
Tätigkeit in den verschiedenen Menschheitsepochen und in den verschiedenen
Kultur- und Sprachräumen, vom ägyptischen Alten Reich bis in unsere Zeit, ist
bei weitem noch nicht ausreichend erforscht und dokumentiert.
– Studien zu einzelnen Übersetzungstexten wie auch breiter angelegte
Untersuchungen zur Übersetzungsliteratur zeigen immer wieder, dass die
kultur-, literatur- und sprachgeschichtliche Bedeutung von Übersetzungen
nicht überschätzt werden kann.
– Mit Nachahmung und Übersetzung wurden die fremden literarischen Formen
angeeignet.
– Jeder Text ist in einem bestimmten kommunikativen Zusammenhang, einer
Kultur, verankert. Textproduktions- und Rezeptionsbedingungen sind von
Kommunikationsgemeinschaft zu Kommunikationsgemeinschaft verschieden.
– Die Sprachkontaktsituation des Übersetzens ergibt sich daraus, dass ein Text,
der sich der Ausdrucksmittel einer bestimmten AS bedient, in einen Text
überführt wird, der sich anders strukturierter sprachlich-stilistischer Mittel
bedienen muss.
– Während sich einpassende Übersetzungen in die Menge originaler Texte
einordnen und zur Bestätigung geltender sprachlich-stilistischen Normen
beitragen, können verfremdende Übersetzungen bestehende sprachliche
Normen verändern, erweitern oder erneuern.
 Finden Sie im Ausgangstext korrelierende Aussagen:
– История перевода (как история переводческой деятельности и самих
переводов) показывает, что письменный и устный перевод являются видами
человеческой деятельности, которые встречаются во все человеческие эпохи.

56
– В сказании о Вавилонском столпотворении многоязычие человечества и
связанные с ним проблемы взаимопонимания предстают в мифологически
сгущенном виде.
– История перевода, письменной и устной переводческой деятельности в
различные эпохи развития человечества и в различных культурных и
языковых ареалах … исследована и подтверждена письменными
памятниками еще отнюдь недостаточно.
– Перевод античных авторов уже в эпоху Ренессанса существенным
образом способствовал появлению современных европейских литератур.
– Перевод в более широком смысле слова всегда является работой в
области культуры, а в более узком смысле слова – работой в области языка.
– Задача перевода – это коммуникативный вызов, который необходимо
рассматривать в двух аспектах: в аспекте столкновения культур и в аспекте
столкновения языков.
– Чем сильнее расходятся коммуникативные взаимосвязи, тем больше
коммуникативный вызов для переводчика, которому нужно преодолеть эти
коммуникативные различия.
– Адаптирующий перевод заменяет элементы текста исходного языка,
специфичным образом закрепленные в его культуре, элементами культуры
языка перевода.
– Трудности возникают в том случае, если разница в культурах настолько
велика, что для обеспечения адекватного восприятия перевода его читателю
необходимо сначала создать предпосылки для его понимания.
– В идеале с позиций коммуникативного вызова можно опять-таки
выделить два метода перевода.
– Отчуждающий перевод пытается как можно полнее воспроизвести в
тексте перевода языковые и стилистические структуры исходного текста или,
по крайней мере, оставить их контуры узнаваемыми.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
 Berücksichtigen Sie besondere Informationsdichte des Textes und die
Wiedergabe der logisch-semantischen Verbindungen auf der Ebene des
Absatzes und des Textes.
 Schätzen Sie auch andere Faktoren ein, die das Übersetzen wesentlich
beeinflussen können.
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung.
 In der Phase der Endredaktion beachten Sie folgende Hinweise.
– Überprüfen Sie die Kohäsion des Zieltextes (d.h. die Verbindung zwischen den
Sätzen, die durch sprachliche Mittel hergestellt wird).
– Beachten Sie, dass die Thema-Rhema-Gliederung des Textes stimmt.
 Nennen Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

57
ABSCHNITT V
COMPUTER ALS DOLMETSCHER

Englisch zum Weglaufen. Übersetzungsprogramme sind besser


geworden – aber noch lange nicht gut
Computer zeigen sich immer komplizierteren Aufgaben gewachsen. Waren sie
vor zehn Jahren gerade mal zu simplen Rechen- und Speicheraufgaben zu gebrauchen,
treten sie heute schon gegen Schachweltmeister an. Doch zu den wenigen, immer
noch schwer umzusetzenden Aufgaben gehört neben der Künstlichen Intelligenz und
der Spracherkennung die Volltextübersetzung.
Schon seit etwa 40 Jahren arbeitet man daran, die maschinelle Übersetzung von
Texten in die Praxis umzusetzen. Zu Beginn der 80er Jahre benötigten
Übersetzungsprogramme noch riesige Rechnerkapazitäten. Doch mit der rasanten
Entwicklung der Mikroprozessoren wurden Übersetzungshelfer auch für Computer-
Haushalte erschwinglich.
Das Hauptproblem für Übersetzungsprogramme ist nach wie vor die hohe
Komplexität der menschlichen Sprache. Je nach Kontext kann ein Wort die
unterschiedlichsten Bedeutungen haben. Ältere, nicht-kontextsensitive Übersetzer
waren nicht in der Lage, Zusammenhänge zu erkennen, da sie sich auf eine Wort-für-
Wort-Übersetzung beschränkten. Ebenso wurde kein Wert auf Satzstellung oder
Nebensatzkonstruktionen gelegt. Doch seit einiger Zeit kommt wieder etwas
Bewegung in die Branche. Das liegt vor allem daran, dass der deutsche Internet-User
aufgrund des vorherrschenden Englisch-Angebots im Web Texte und Mails gerne
vom PC übersetzt hätte, anstatt sich stundenlang mit dem Oxford-Dictionary
herumzuplagen.

(Kay Schleusner)
Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Thema.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die sich aus
seinem publizistischen Charakter ergeben.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie alle Wörter internationaler Herkunft. Erklären Sie ihre
Funktionen im Text.

58
 Analysieren Sie deutsche Wortbildungsmodelle von folgenden Komposita.
Versuchen Sie, daraus bestimmte translatorische Regeln für das Übersetzen
aus dem Deutschen ins Russische abzuleiten: Rechen- und Speicheraufgaben,
Schachweltmeister, Spracherkennung, Volltextübersetzung,
Übersetzungsprogramme, Rechnerkapazitäten, Mikroprozessoren,
Übersetzungshelfer, Computer- Haushalte, Hauptproblem, Zusammenhänge,
Wort-für-Wort-Übersetzung, Satzstellung, Nebensatzkonstruktionen, Internet-
User, Englisch-Angebot, Oxford-Dictionary.
 Nennen Sie besonders auffallende syntaktische Besonderheiten des Textes.
 Im Text gibt es einen Satz mit dem erweiterten Attribut. Finden Sie und
übersetzen Sie ihn.
 Wie würden Sie den Satz mit der grammatischen Konstruktion“ sein + zu +
Infinitiv“ interpretieren und übersetzen?
Waren sie vor zehn Jahren gerade mal zu simplen Rechen- und
Speicheraufgaben zu gebrauchen, treten sie heute schon gegen Schachweltmeister an.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Übersetzen Sie folgende Textfragmente.
– Computer zeigen sich immer komplizierteren Aufgaben gewachsen. Waren sie
vor zehn Jahren gerade mal zu simplen Rechen- und Speicheraufgaben zu
gebrauchen, treten sie heute schon gegen Schachweltmeister an.
– Doch zu den wenigen, immer noch schwer umzusetzenden Aufgaben gehört
neben der Künstlichen Intelligenz und der Spracherkennung die
Volltextübersetzung.
– Zu Beginn der 80er Jahre benötigten Übersetzungsprogramme noch riesige
Rechnerkapazitäten.
– Ältere, nicht-kontextsensitive Übersetzer waren nicht in der Lage,
Zusammenhänge zu erkennen, da sie sich auf eine Wort-für-Wort-Übersetzung
beschränkten.
– Doch seit einiger Zeit kommt wieder etwas Bewegung in die Branche.
– Das Hauptproblem für Übersetzungsprogramme ist nach wie vor die hohe
Komplexität der menschlichen Sprache.
– Schon seit etwa 40 Jahren arbeitet man daran, die maschinelle Übersetzung
von Texten in die Praxis umzusetzen.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich).

Computer als Dolmetscher


Grenzen der Maschine?
Zweifellos gehört die Sprache zu den anspruchsvollsten Leistungen
biologischer Intelligenz. So eng sind Sprechen und Verstehen miteinander
verbunden, dass die „künstliche Intelligenz“ der Computer nur äußerst
schwerfällig mit ihr zurechtkommt. Denn Computer können nicht verstehen,
nur rechnen. Das Ergebnis langjähriger Versuche, die Sprache zu berechnen und

59
der Maschine zugänglich zu machen, zeigte … eine internationale Konferenz:
Der Computer besorgte die simultane Übersetzung eines einfaches Gespräches
zwischen Forschern der Firma Siemens in München, der Carnegie Mellon
University in Pittsburgh und der Advanced Telefony Research Company in
Tokio. So eindrucksvoll wie die Leistung wurden bei dieser Konferenz auch die
Grenzen der Technik präsentiert.
Schon für die Umwandlung des deutschen „Hallo“ in das japanische
„moshi-moshi“ benötigt die Maschine einige Bedenkzeit. Etwa zwanzig
Sekunden braucht sie für einen ganzen Satz. Sie muss das gesprochene Wort
erkennen und auf einen gewissermaßen internationalen Maschinencode abbilden.
Bei der umgekehrten Abbildung entsteht aus der Ziffernsprache das japanische
Wort. Spracherkennung und Übersetzung bereiten der Maschine die größten
Schwierigkeiten. Die Artikulation fällt ihr vergleichsweise leicht.
Gesprochene Sprache zu erkennen bedeutet, einer Folge von akustischen
Signalen eindeutig ein Schriftbild zuzuordnen. Dazu wird das
Schwingungsmuster der stimmlichen Verlautbarung eines Wortes
stichprobenartig mit den Referenzmustern eines Lexikons verglichen. Wenn es
darum geht, einzelne Wörter zu erkennen, genügt ein Lexikon mit den
Schwingungsmustern ganzer Wörter. Geht es um fließend gesprochene Sprache,
dann benötigt man die Schwingungsmuster einzelner Phoneme, kleinster
lautlicher Einheiten weit unterhalb der Wortebene.
Für jedes Phonem gibt es aber noch eine Anzahl unterschiedlicher
Allophone, klanglicher Varianten, die von der Umgebung des Phonems
abhängen. Zum Beispiel klingt das „ch“ in „Dach“ anders als in „Ich“. Der
Computer begegnet diesem Problem mit einem statistischen Modell, das auf
Arbeiten des russischen Mathematikers Andrej Markow vom Anfang dieses
Jahrhunderts beruht. Markow befasste sich mit Prozessen, bei denen die
Wahrscheinlichkeit für den Ǖbergang eines Systems aus einem Zustand in einen
anderen nur von diesem, nicht aber von der vorangegangenen Entwicklung des
Systems abhängt. Er meinte, dass für solche Prozesse dieselben mathematischen
Gesetze gelten müssen wie für unabhängige Zufallsfolgen. Zum Beweis dieser
These untersuchte er die Aufeinanderfolge von Vokalen und Konsonanten in
Alexander Puschkins „Eugen Onegin“.
Wenn der Computer herausfinden soll, welches Wort einem bestimmten
Klang entspricht, so beginnt er mit einer Hypothese für das erste Phonem. Für
alle Möglichkeiten, die das Lexikon für das folgende Phonem kennt, werden
auch die Ǖbergangswahrscheinlichkeiten berücksichtigt. … Das Ergebnis ist
eine Liste nach Wahrscheinlichkeit geordneter Hypothesen für ganze Lautketten.
Auch die vermutlichen Wort- und Satzenden stehen auf dieser Liste.
Die Untersuchung kann eine beachtliche Geschwindigkeit erreichen, wenn
der Computer während des Sprechens mehrere Vermutungen parallel verfolgt.
Dabei ist noch unberücksichtigt, ob die hypothetischen Wortreihen auch
vollständige Sätze sind. Um Missverständnisse zu vermeiden, muss der
Computer den grammatischen Zusammenhang der Wörter herausfinden und den
ermittelten Satzbau mit abgespeicherten Standardformen vergleichen. Doch gibt
60
es viele syntaktisch richtige Sätze, die unsinnig sind. Im letzten Schritt der
Spracherkennung werden die Satzhypothesen einer semantischen Analyse
unterzogen. …
Das Ergebnis ist ein netzartiges Abbild der syntaktischen und semantischen
Wortbeziehungen, das möglichst vollständig und widerspruchsfrei sein sollte.
Der Satz wird ausgewählt, der diesen Forderungen am nächsten kommt und eine
dem phonetischen Vergleich entsprechend hohe Wahrscheinlichkeit hat. Dann
kann der Satz als maschinelle Chiffre abgespeichert und in einer anderen
Sprache aufgebaut werden. Dazu gibt es ebenfalls Modelle für Bedeutung,
Satzbau und Lautgestalt.
Das skizzierte Schema hat enge technische Grenzen. Der Computer ist mit
der phonetischen Untersuchung überfordert, wenn der Wortschatz über 700 000
Wörter hinausgeht. Der für ein größeres Vokabular erforderliche technische
Aufwand würde explosionsartig zunehmen. Fließend gesprochene Sprache kann
der Computer nur erkennen, wenn der Sprecher zwischen zwei Wörtern eine
deutliche Pause einlegt. Dafür ist das von Siemens vorgestellte System vom
Sprecher unabhängig: Es kommt mit verschiedenen mundartlichen Färbungen
zurecht, nicht jedoch mit umgangssprachlichen Abweichungen von der
Grammatik. Die Übersetzung schließlich muss sich im Rahmen der wichtigsten
grammatischen Regeln halten.
Jenseits der technischen Grenzen liegen noch viele grundsätzliche
Schwierigkeiten: Bei der menschlichen Sprachanalyse geht der Sinn eines
Satzes oder eines weiteren Kontextes oft dem einzelnen Wort voraus. Diese
Fähigkeit des Verstehens, bei der das Erschließen von Einzelheiten die
Erschlossenheit eines Ganzen voraussetzt, lässt sich schwerlich berechnen. Die
maschinelle Spracherkennung ist auf vorgegebene semantische Bereiche
angewiesen. …
Was die Maschine leisten kann, ist im besten Fall eine logisch eindeutige
Abbildung. Die Zwischentöne und Zweideutigkeiten der menschlichen Sprach e
sind die Fallgruben dieses Verfahrens. Die maschinelle Übersetzung scheitert
an persönlichen oder sprachgemeinschaftlichen Eigenheiten. … Offenbar lässt
sich das Feingefühl von Dolmetschern nicht automatisieren.
Wenn das unverständige sprachanalytische und synthetische Vermögen der
Maschine einmal über das Niveau von Platitüden hinausgehen sollte, bleibt also
die Frage, ob die Qualität dieses Vermögens den Namen Sprache verdient. …
(Nach den Materialien der deutschen Presse)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
61
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung
mit entsprechenden Worten aus dem Text.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Welche Fakten aus der Geschichte der maschinellen Übersetzung haben Sie
erfahren?
– Was zeigte eine internationale Konferenz?
– Was bedeutet gesprochene Sprache zu erkennen?
– Welche Rolle spielten wissenschaftliche Ansichten des russischen
Mathematikers Andrej Markow für die Entwicklung der maschinellen
Übersetzung?
– Aus welchen Etappen besteht die Arbeitsweise des Computers beim
simultanen Übersetzen?
– Welche technischen Grenzen hat das skizzierte Schema der Arbeitsweise
des Computers?
– In welchem Fall kann der Computer fließend gesprochene Sprache
erkennen?
– Welche Schwierigkeiten bereiten für die Maschine Zwischentöne und
Zweideutigkeiten der menschlichen Sprache?
– Kann man das Feingefühl von Dolmetschern automatisieren?
 In welchen Kontexten tauchen folgende Fachbegriffe auf? „Künstliche
Intelligenz“ der Computer, simultane Übersetzung, Ziffernsprache,
Artikulation, Schwingungsmuster der stimmlichen Verlautbarung eines
Wortes, Arbeitsweise des Computers, fließend gesprochene Sprache,
Hypothese, mehrere Vermutungen parallel verfolgen, Spracherkennung,
einer semantischen Analyse unterziehen, syntaktische und semantische
Wortbeziehungen, als maschinelle Chiffre abspeichern.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft.
 Finden Sie im Text alle linguistischen Fachwörter, präzisieren Sie ihre
Bedeutung in jeweiligen Kontexten.
 Bestimmen Sie lexikalische Übersetzungsschwierigkeiten (lexikalische
Lücken, semantische Ambivalenzen, divergierende Sprachsysteme,
unübersetzbare idiomatische Wendungen, Bilder und Metaphern usw.).
 Finden Sie alle Sätze mit erweiterten Attributen. Begründen Sie Ihre
Übersetzungsentscheidungen für diese Sätze.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie übersetzt man folgende Textfragmente?

62
– Zweifellos gehört die Sprache zu den anspruchsvollsten Leistungen
biologischer Intelligenz.
– Schon für die Umwandlung des deutschen „Hallo“ in das japanische
„moshi-moshi“ benötigt die Maschine einige Bedenkzeit.
– Gesprochene Sprache zu erkennen bedeutet, einer Folge von akustischen
Signalen eindeutig ein Schriftbild zuzuordnen.
– Für jedes Phonem gibt es aber noch eine Anzahl unterschiedlicher
Allophone, klanglicher Varianten, die von der Umgebung des Phonems
abhängen.
– Der Computer begegnet diesem Problem mit einem statistischen Modell,
das auf Arbeiten des russischen Mathematikers Andrej Markow vom
Anfang dieses Jahrhunderts beruht.
– Das Ergebnis ist ein netzartiges Abbild der syntaktischen und
semantischen Wortbeziehungen, das möglichst vollständig und
widerspruchsfrei sein sollte.
– Das skizzierte Schema hat enge technische Grenzen. Der Computer ist mit
der phonetischen Untersuchung überfordert, wenn der Wortschatz über
700 000 Wörter hinausgeht.
– Fließend gesprochene Sprache kann der Computer nur erkennen, wenn der
Sprecher zwischen zwei Wörtern eine deutliche Pause einlegt.
– Jenseits der technischen Grenzen liegen noch viele grundsätzliche
Schwierigkeiten: Bei der menschlichen Sprachanalyse geht der Sinn eines
Satzes oder eines weiteren Kontextes oft dem einzelnen Wort voraus.
Diese Fähigkeit des Verstehens, bei der das Erschließen von Einzelheiten
die Erschlossenheit eines Ganzen voraussetzt, lässt sich schwerlich
berechnen. Die maschinelle Spracherkennung ist auf vorgegebene
semantische Bereiche angewiesen.
– Was die Maschine leisten kann, ist im besten Fall eine logisch eindeutige
Abbildung. Die Zwischentöne und Zweideutigkeiten der menschlichen
Sprache sind die Fallgruben dieses Verfahrens. Die maschinelle
Übersetzung scheitert an persönlichen oder sprachgemeinschaftlichen
Eigenheiten.
– Wenn das unverständige sprachanalytische und synthetische Vermögen
der Maschine einmal über das Niveau von Platitüden hinausgehen sollte,
bleibt also die Frage, ob die Qualität dieses Vermögens den Namen
Sprache verdient.
– Offenbar lässt sich das Feingefühl von Dolmetschern nicht automatisieren.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an. Beachten
Sie besondere Informationsdichte des Ausgangstextes.
 Gewährleisten Sie in der Neuvertextungsphase stilistische Einheitlichkeit des
Textes.
 Nennen en Sie Übersetzungsverfahren, die Sie besonders häufig verwenden.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
 Beseitigen Sie mögliche Flüchtigkeitsfehler und Auslassungen.

63
 Vermeiden Sie Fehler in der Orthographie und Interpunktion (evtl. mittels
des Textverarbeitungsprogramms).
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung im Plenum.

Übersetzungscomputer – sie wissen nicht, was sie tun


Natürlich bin ich mir bewusst, mit meinen etwas suggestiven Fragen die
Diskussion ein wenig abzuwürgen. Aber unbeschadet dessen sind auch weiterhin
aus der „Ecke“ der computerorientierten Linguisten immer wieder Argumente
zugunsten einer Ablösung der Übersetzer durch Computer zu hören, wobei
allerdings hinter den Argumenten bei näherem Hinsehen oftmals eher Zweck- und
Wunschvorstellungen verborgen sind. Schließlich ist ja auch das Vordringen der
automatischen Kassen auf Kosten des Berufsstands der ohnehin leidgeprüften
Kassiererinnen kaum mehr aufzuhalten. So wie der Kunde an der Kasse mit den
verschiedensten Maßnahmen und Verhaltensweisen fleißig mitarbeiten muss, damit
das System überhaupt funktioniert, würde dann vielleicht eines Tages von den
Rezipienten von Texten (Zuhörern bei Konferenzen, Lesern von übersetzten Texten)
gefordert werden, sie sollten ihre Ansprüche an Text und Sprache einfach dem
Leistungsvermögen der Computer etwas anpassen – dann würde es schon gehen.
Nach wie vor scheinen für die maschinelle Übersetzung die Grenzen dort zu
verlaufen, wo … die Kreativität, die Willkür, die Unberechenbarkeit der Sprache erst
beginnen. Das, was Übersetzer mehr übersetzen als alles andere, und was Roger
Willemsen als „das in der Lebens- und Leidensgeschichte von Wörtern Liegende“, an
anderer Stelle als „das in der unfreiwilligen Sättigung der Vokabeln mit
Erfahrungsinhalten Begründete“ bezeichnet, das kann der Computer auch heute noch
nicht übersetzen. Und er wird es, wenn wir die Geheimnisse der Sprache zwar auch
nicht erklärt, aber vielleicht richtig beschrieben haben, auch nie können. Er müsste
selber mit dem Schreiben, mit dem Dichten beginnen, um dies eines Tages zu können.
Dazu müsste es der Forschung gelingen, die heutigen, mathematisch-rekonstruktiven
Ansätze hinter sich zurückzulassen und stattdessen wirklich das menschliche Gehirn
nachzukonstruieren.
Es ist an verschiedenen Stellen dieses Buches immer wieder angeklungen, dass
jedwede Bewertung von Übersetzen und Dolmetschen, jedes Qualitätsurteil und jede
Einschätzung von Machbarkeit und Schwierigkeit immer wieder an dem einen selben
Ausgangspunkt beginnen, wo diese Tätigkeiten definiert, wo ihre Ansprüche
festgelegt werden. In dem Sinne, in dem ich Übersetzen und Dolmetschen als
kreativen, nicht reproduzierbaren, sich ständig neu schaffenden und aus einem
buchstäblich endlosen Ozean der Sprache und der Sprachen schöpfenden Akt der
Erzeugung von immer wieder neuen Texten und Reden auffasse, wird auch im Jahre
2525 der kreative Sprachmittler unverzichtbar sein. Nach sorgfältigem Abwägen
habe ich mich im Übrigen entschieden, das angeblich drohende Ende der
Verschiedenartigkeit der Sprachen, die weltweite Einführung, ja den Triumph der
einen lingua franca – ob nun aus heutiger Sicht des Englischen oder aus der Sicht
einer späteren Weltkonstellation einer völlig anderen Sprache – mit dem Ende von

64
Kultur und Zivilisation gleichzusetzen und dieses Szenario nicht weiter zu
diskutieren.
(Jürgen Stähle. S. 388–390)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Ausgangstextes.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie (wenn es
möglich ist) Ihre Meinung mit entsprechenden Textstellen.
 In welchen Kontexten tauchen folgende Fachbegriffe auf? Ablösung der
Übersetzer durch Computer, Rezipienten von Texten, Unberechenbarkeit der
Sprache, das menschliche Gehirn nachkonstruieren, schöpfender Akt der
Erzeugung von immer wieder neuen Texten und Reden, Sprachmittler, lingua
franca, Verschiedenartigkeit der Sprachen.
 Mit welchen Problemen setzt sich der Text auseinander?
 Welche Argumentationsstrategien verwendet der Autor (Praxisbezug,
Beweisführung vom Gegenteil)? Führen Sie passende Textfragmente an.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die sich auf
seinen polemischen Charakter beziehen.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Analysieren Sie besonders auffallende grammatische Besonderheiten des
Textes.
 Erklären Sie den Gebrauch der grammatischen Konstruktion “sein + zu +
Infinitiv“ in den folgenden Sätzen:
– Aber unbeschadet dessen sind auch weiterhin aus der „Ecke“ der
computerorientierten Linguisten immer wieder Argumente zugunsten einer
Ablösung der Übersetzer durch Computer zu hören.
– Schließlich ist ja auch das Vordringen der automatischen Kassen auf Kosten
des Berufsstands der ohnehin leidgeprüften Kassiererinnen kaum mehr
aufzuhalten.
 Interpretieren Sie den Gebrauch der Modalverben im Konjunktiv:
– Er müsste selber mit dem Schreiben, mit dem Dichten beginnen, um dies eines
Tages zu können. Dazu müsste es der Forschung gelingen, die heutigen,
mathematisch-rekonstruktiven Ansätze hinter sich zurückzulassen und
stattdessen wirklich das menschliche Gehirn nachzukonstruieren.

65
 Erklären Sie den Gebrauch des Infinitivs mit zu im folgenden Satz:
– Nach sorgfältigem Abwägen habe ich mich im Übrigen entschieden, das
angeblich drohende Ende der Verschiedenartigkeit der Sprachen, die weltweite
Einführung, ja den Triumph der einen lingua franca mit dem Ende von Kultur
und Zivilisation gleichzusetzen und dieses Szenario nicht weiter zu diskutieren.
 Beachten Sie den Gebrauch der grammatischen Konstruktion“ scheinen +
zu + Infinitiv“ im folgenden Satz:
Nach wie vor scheinen für die maschinelle Übersetzung die Grenzen dort zu
verlaufen, wo … die Kreativität, die Willkür, die Unberechenbarkeit der Sprache erst
beginnen.
 Finden Sie erweiterte Attribute in den folgenden Sätzen. Erklären Sie ihren
Gebrauch:
– Das, was Übersetzer mehr übersetzen als alles andere, und was Roger
Willemsen als „das in der Lebens- und Leidensgeschichte von Wörtern
Liegende“, an anderer Stelle als „das in der unfreiwilligen Sättigung der
Vokabeln mit Erfahrungsinhalten Begründete“ bezeichnet, das kann der
Computer auch heute noch nicht übersetzen.
– In dem Sinne, in dem ich Übersetzen und Dolmetschen als kreativen, nicht
reproduzierbaren, sich ständig neu schaffenden und aus einem buchstäblich
endlosen Ozean der Sprache und der Sprachen schöpfenden Akt der Erzeugung
von immer wieder neuen Texten und Reden auffasse, wird auch im Jahre 2525
der kreative Sprachmittler unverzichtbar sein.
 Stellen Sie anhand der Texte des Abschnittes V ein deutsch-russisches
terminologisches Glossar zum Thema „Maschinelle
Übersetzung“ zusammen.
 Präsentieren Sie das Glossar zum Thema „Maschinelle Übersetzung“ in der
Gruppe.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie verstehen Sie folgende Textauszüge:
– Nach wie vor scheinen für die maschinelle Übersetzung die Grenzen dort zu
verlaufen, wo … die Kreativität, die Willkür, die Unberechenbarkeit der
Sprache erst beginnen.
– In dem Sinne, in dem ich Übersetzen und Dolmetschen als kreativen, nicht
reproduzierbaren, sich ständig neu schaffenden und aus einem buchstäblich
endlosen Ozean der Sprache und der Sprachen schöpfenden Akt der Erzeugung
von immer wieder neuen Texten und Reden auffasse, wird auch im Jahre 2525
der kreative Sprachmittler unverzichtbar sein.
 Übersetzen Sie schriftlich den Text, indem Sie den polemischen Charakter
des Ausgangstextes und die Einstellung des Textsenders zum Dargestellten
berücksichtigen.
 Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

66
ABSCHNITT VI
ERFOLGSFAKTOR KOMMUNIKATION

Tritt in den größtmöglichen Fettnapf


Andere Länder, andere Sitten – das gilt nicht zuletzt auch für
Kommunikationsregeln. Wer ihre internationalen Rituale nicht kennt oder befolgt,
manövriert sich auch beim Smalltalk schnell ins Abseits.
Im Fernen Osten und in Europa zum Beispiel gilt die Frage nach Gehalt oder
Jahresverdienst als Tritt in den größtmöglichen Fettnapf. In den USA hingegen ist das
eine absolut akzeptable Gesprächseröffnung, die sogar direkt nach der gegenseitigen
Vorstellung erfolgen kann.
Ähnliches gilt für Fragen nach dem Privatleben, insbesondere der Familie. Hier
herrschen international die unterschiedlichsten Regeln. Der britische Biologe
Desmond Morris definiert und teilt die Nationen hierbei nach den so genannten Arm-
Zonen ein:
In Ellenbogen-Ländern wie Spanien, Italien, Griechenland, Türkei, Indien und
Südamerika kommt man sich beim Gespräch auch unter Fremden so nah, dass die
Ellenbogen sich berühren. Persönliche Beziehungen werden wichtiger genommen als
staatliche Gesetze. Mehr noch: Sie sind oft sogar Voraussetzung für spätere
Geschäftsverhandlungen. Fragen nach Privatem sind deshalb bessere Smalltalk-
Themen als die Diskussion abstrakter Probleme. Auch Komplimente dürfen hier
direkt und sehr persönlich sein.
In Handgelenk-Kulturen wie Frankreich, USA, Russland, den arabischen
Ländern, China und Australien wächst der Abstand, den Gesprächspartner als
angenehm empfinden, auf Fast-Armeslänge. In diesen Gegenden konzentriert sich
Smalltalk zwar auf Menschen und Familien, aber eben mehr indirekt. Ein
Kongressredner, dem beide zugehört haben, ist daher oft ein brauchbareres Thema als
das Privatleben des Angesprochenen. Komplimente in Bezug auf intellektuelle
Leistungen im Gespräch kommen besser an als ein Lob für gutes Aussehen.
In Fingerspitzen-Staaten wie Deutschland, England, den skandinavischen
Ländern, Kanada oder Japan wird dagegen Wert auf großen körperlichen Abstand
gelegt. Privatleben oder Familie sind teilweise sogar tabu. Hier ist ein Gespräch über
die gemeinsam erlebte Situation ergiebiger als über Persönliches. Komplimente über
den Beruf, die Firma, das professionelle Wissen des Gesprächspartners werden
unbefangener entgegengenommen. Ein Lob über die Person oder seine Kleidung wird
eher als aufdringlich oder einschleimend empfunden.
Unabhängig von der Arm-Zonen-Theorie gelten für das professionelle
Geplauder generell folgende Regeln: Fragen nach regionalen Speisen und Getränken,
am besten in ein Lob für die Landesküche verkleidet, sowie Komplimente über lokale
Sehenswürdigkeiten werden weltweit als problemlose Gesprächseröffnungen
akzeptiert. Politik und Religion sind dagegen nach wie vor ungeeignet für den
Smalltalk – hierüber lässt sich schnell streiten. Auch das Wetter empfiehlt sich nur,
wenn der Ausländer es überzeugend loben kann.
(Erfolgreich in der interkulturellen Kommunikation. S. 50).

67
Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Führen Sie übersetzungsrelevante Analyse des Textes durch.
 Bestimmen Sie inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Welche Rolle spielen Smalltalk-Themen in den internationalen Ritualen?
– Warum gilt die Frage nach Gehalt oder Jahresverdienst oft als Tritt in den
größtmöglichen Fettnapf?
– Welche Teilung der Nationen hat der britische Biologe Desmond Morris
vorgeschlagen?
– Welche Smalltalk-Themen werden für die Ellenbogen-Länder empfohlen?
– Welche Smalltalk-Themen sind in den Handgelenk-Kulturen keine
tabuisierten Themen?
– Welche Smalltalk-Themen betrachtet man in den Fingerspitzen-Staaten als
eine absolut akzeptable Gesprächseröffnung, die sogar direkt nach der
gegenseitigen Begrüßung erfolgen kann?
 Welche Regeln für das professionelle Geplauder werden im Text formuliert?
 Nennen Sie andere Ursachen von Missverständnissen in der
interkulturellen mündlichen Kommunikation. Belegen Sie Ihre Antwort mit
passenden Textstellen.
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Bestimmen Sie sprachliche Besonderheiten des Textes im Hinblick auf die
Übersetzung.
 Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter nach.
 Überprüfen Sie bestehende russische Äquivalente für deutsche Fachwörter
zum Thema Interkulturelle mündliche Kommunikation. Präzisieren Sie
während der Recherche ihre Haupt- und Nebenbedeutungen in der
Ausgangssprache und in der Zielsprache.
 Stellen Sie anhand des Textes ein kleines deutsch-russisches Glossar zum
Thema Interkulturelle mündliche Kommunikation zusammen.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie folgende Textauszüge übersetzen?
– Andere Länder, andere Sitten – das gilt nicht zuletzt auch für
Kommunikationsregeln. Wer ihre internationalen Rituale nicht kennt oder
befolgt, manövriert sich auch beim Smalltalk schnell ins Abseits.
68
– Ähnliches gilt für Fragen nach dem Privatleben, insbesondere der Familie. Hier
herrschen international die unterschiedlichsten Regeln.
– Persönliche Beziehungen werden wichtiger genommen als staatliche Gesetze.
Mehr noch: Sie sind oft sogar Voraussetzung für spätere
Geschäftsverhandlungen.
– In diesen Gegenden konzentriert sich Smalltalk zwar auf Menschen und
Familien, aber eben mehr indirekt. Ein Kongressredner, dem beide zugehört
haben, ist daher oft ein brauchbareres Thema als das Privatleben des
Angesprochenen. Komplimente in Bezug auf intellektuelle Leistungen im
Gespräch kommen besser an als ein Lob für gutes Aussehen.
– Komplimente über den Beruf, die Firma, das professionelle Wissen des
Gesprächspartners werden unbefangener entgegengenommen. Ein Lob über die
Person oder seine Kleidung wird eher als aufdringlich oder einschleimend
empfunden.
– Fragen nach regionalen Speisen und Getränken, am besten in ein Lob für die
Landesküche verkleidet, sowie Komplimente über lokale Sehenswürdigkeiten
werden weltweit als problemlose Gesprächseröffnungen akzeptiert. Politik und
Religion sind dagegen nach wie vor ungeeignet für den Smalltalk – hierüber
lässt sich schnell streiten.
 Bestimmen Sie lexikalische Schwerpunkte des Textes vom Standpunkt der
Übersetzung aus, die gravierende Probleme bei der Neuvertextung
hervorrufen können:
– Kommentieren Sie mögliche Übersetzungslösungen für die idiomatische
Wendung Tritt in den größtmöglichen Fettnapf.
– Wie lautet Ihre Übersetzungsentscheidung für das Sprichwort Andere Länder,
andere Sitten?
– Finden Sie im Text ein deutsches Synonym für das englische Wort Smalltalk.
Welcher Begriff wird dabei im russischen Geschäftsverkehr verwendet?
– Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen, die sich auf Ad-hoc-
Formulierungen im Text beziehen: Arm-Zonen-Theorie, Ellenbogen-Länder,
Handgelenk-Kulturen, Fingerspitzen-Staaten.
– Finden Sie im Text alle Kontexte mit dem Verb gelten. Worin besteht die
Besonderheit seiner Semantik. Wie „benimmt sich“ dieses Verb bei der
Übersetzung?
 Analysieren Sie syntaktische Besonderheiten, die zur Auflockerung des
Textes dienen, z. B. den Aufbau der einzelnen Absätze. Beachten Sie: Der
Text ist populär-wissenschaftlich; er ist praxisbezogen und trägt keinen
akademischen Charakter.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes in Ihre
Muttersprache an.
 In der Phase der Endredaktion überprüfen Sie die Wortwahl und die Thema-
Rhema-Gliederung des Textes.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

69
Geheime Signale
Zwischentöne: Schalten Sie auf Empfang
Taub auf dem einen Ohr – zu hellhörig auf dem anderen?
Heute weiß man: Jeder Satz hat vier Inhaltsebenen.
Erwischt man die falsche, droht Missstimmung.

Die richtige Dechiffriertechnik


Ein Satz und vier Deutungen
Für Psychologen längst ein Begriff: das „Vier-Ohren-Modell“. Jeder Satz kann
vierfach interpretiert werden – auf der Sachebene, auf der Appellebene, auf der
Selbstoffenbarungsebene und auf der Beziehungsebene. Wer nur auf einem Ohr hört,
liegt oft daneben.
Selbst die einfachsten Worte haben Sprengstoffpotential. Ein Beispiel: „Das PC-
Programm funktioniert nicht“, – sagt Britta. „Wahrscheinlich hast du die falsche CD-
ROM eingelegt“, – meint Kollege Peter. „Für wie dumm hältst du mich
eigentlich?“ – erwidert Britta heftig. Und schon ist der Streit da…
Ein klarer Fall von missglückter Kommunikation: Aus ganz nichtigem Anlass
herrscht plötzlich dicke Luft zwischen den Kollegen. Und das alles wegen der
Äußerung: “ Wahrscheinlich hast du die falsche CD-ROM eingelegt“. Denn: „Wie
jeden Satz kann man auch diesen auf vier verschiedenen Ebenen interpretieren. Ihn
sozusagen mit vier Ohren hören“, – erklärt Kommunikationstrainerin Erika Weber.
„Ohr“ Nummer eins: das bewertungsfreie „Sachohr“. Es „hört“ die einfache
Feststellung, dass das falsche Programm aktiviert wurde. Komplizierter arbeitet das
mitfühlende „Selbstoffenbarungsohr“: Es vernimmt, was Kollege Peter über sich
selbst aussagt, nämlich z.B.: „Ständig diese PC-Probleme, mich nervt das!“ Mit dem
für Aufforderungen sensiblen „Appellohr“ dagegen versucht Britta
herauszubekommen, was Peter von ihr erwartet, z. B. „Bitte beeil dich, heute wird es
hektisch“. Doch das Problem bei dieser Szene entsteht durch das überempfindliche
„Beziehungsohr“ von Britta. Denn es interpretiert den Satz als Kritik von Peter: „Der
hält mich nicht einmal für fähig, eine CD-ROM einzulegen!“

Was will der Kollege mir wirklich sagen?


Grundsätzlich sind bei der Kommunikation alle vier „Ohren“ des Zuhörers auf
Empfang geschaltet. Nur: „Nicht jeder arbeitet auf all diesen Ebenen gleich gut“, -
erklärt Erika Weber. Manche sind auf dem Selbstoffenbarungsohr besonders
hellhörig – sie versuchen aus jedem Satz herauszulesen, wie es dem anderen geht.
Und schließen mitunter übers Ziel hinaus, weil sie dem anderen Sorgen unterstellen,
die dieser gar nicht hat. Andere wiederum haben ein übergroßes Appellohr – sie
interpretieren alles als Aufforderung, tätig zu werden. Welches Ohr eher taub,
welches besonders sensibel ist, hängt von früheren Erfahrungen ab. „Wer in einer
Familie groß wurde, in der stets um den heißen Brei herumredet, also mit versteckten
Botschaften gearbeitet wurde, entwickelt z.B. ein besonders aktives Appellohr – er
lernt, immer auf der Suche nach indirekten Aufforderungen zu sein“, - erklärt die
Psychologin.
70
Um Streit und Missverständnisse unter Kollegen zu vermeiden, muss man genau
erkennen, was der Sprecher meint. Aber wie bekommt man das heraus? Zunächst
muss man sich klarmachen, auf welchem Ohr man hellhörig und auf welchem eher
unsensibel ist. Ein Tipp: “Das Sachohr ist bei den meisten unterentwickelt”, - so
Erika Weber. „Wir hören mehr, als tatsächlich gesagt wurde. So entsteht Streit, ohne
dass er beabsichtigt wurde“.
Am besten ist es, alle vier Ohren gleichmäßig zu trainieren – immer wieder
Sätze bewusst auf allen vier Ebenen abzuklopfen, um sich dann für die zu
entscheiden, die am wahrscheinlichsten ist. Dabei soweit wie möglich den eigenen
seelischen Zustand beim Entschlüsseln der Zwischentöne heraushalten. Denn wer
schlecht drauf ist, vermutet überall Kritik, bekommt so manchen Scherz in die falsche
Kehle. „Ganz lässt sich die eigene Befindlichkeit natürlich nicht verdrängen“, -
erklärt die Expertin. Dann hilft es aber, das dem Sprecher mitzuteilen: „Keine Witze,
bitte, ich vertrage das heute nicht!“

Im Zweifelsfall: einfach nachfragen


Ganz wichtig: sich nicht auf das Inhaltliche allein verlassen – denn das
Zusammenspiel aus Körpersprache, Tonfall, Mimik und Inhalt muss interpretiert
werden. Mit spöttischer Stimme, verschränkten Armen und hochgezogenen
Augenbrauen wirkt die Äußerung „Wahrscheinlich ist der Bildschirm nicht
eingeschaltet“ viel abwertender als in der Kombination mit interessiertem
Herüberbeugen, offenem Blickkontakt und freundlichem Tonfall.
Übung macht hier den Meister: immer wieder die Sensoren ausfahren, darauf
achten, inwieweit die Körpersprache mit dem Gesagten übereinstimmt.
Um wirklich herauszubekommen, ob die Interpretation korrekt ist, hilft
allerdings nur eins: nachfragen! Am besten, indem Sie kurz ansprechen, wie Ihr
Gegenüber auf Sie wirkt: „Du klingst irgendwie sauer, stimmt das?“ So hat der
Kollege die Chance, Ihren subjektiven Eindruck zu korrigieren. Und das mögliche
Sprengstoffpotential des Satzes ist somit schon vor der Explosion entschärft worden

(Erfolgreich in der interkulturellen Kommunikation. S. 41).

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Überlegen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsvorbereitenden Textanalyse.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema und seine Teilthemen.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Gliedern Sie die wichtigsten Gedanken der einzelnen Abschnitte aus.
Beachten Sie: Der Text widmet sich dem sogenannten „Kommunikationsquadrat“,
das zum Ziel hat, die verschiedenen impliziten Aspekte einer sprachlichen Äußerung

71
zu differenzieren. Grundsätzlich kann jede Äußerung neben dem Sachinhalt
(Sachaussage) auch eine Selbstkundgabe, einen Appell und einen Beziehungsaspekt
(Beziehungsbotschaft) umfassen. Je nach Äußerung kann die Gewichtung dieser vier
Komponenten unterschiedlich ausfallen. Kommunikationspsychologische Modelle
dieser Art eignen sich dazu, interkulturelle Kommunikationsprobleme besser zu
verstehen. Eine Sensibilisierung für die vier Komponenten der Kommunikation hilft
den Unterschied zwischen dem Gesagten und dem Gemeinten erfassen.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Welche Probleme auf der Ebene der verbalen Kommunikation werden im Text
genannt?
– Wieviel Inhaltsebenen hat jeder Satz?
– Ist es in der Kommunikation wichtig, die richtige Inhaltsebene zu erwischen?
– Worin besteht das Wesen des „Vier-Ohren-Modells“?
– Kann missglückte Kommunikation das Geschäftsklima im Büro wesentlich
verschlechtern?
– Wie funktionieren die „vier Ohren“ im Geschäftsverkehr?
– Kann die Sensibilität von „Ohren“ trainiert werden?
– Wie kann man Streit und Missverständnisse unter Kollegen vermeiden?
– Welches Ohr ist bei den meisten Menschen unterentwickelt?
– Welche Probleme der nonverbalen Kommunikation werden im Text
angesprochen?
– Welche Funktion übernehmen im Text Repliken aus der dialogischen Rede?
– Welche umgangssprachlichen Elemente enthält der Text?
– Was ist empfehlenswert, um im Zweifelsfall kommunikative Fehler zu
vermeiden und die Atmosphäre im Büro aufzulockern?
 In welchen Textfragmenten kommen folgende Begriffe der
Kommunikationstheorie vor?
- Inhaltsebenen: Sachebene, Appellebene, Selbstoffenbarungsebene,
Beziehungsebene;
- Dechiffriertechnik;
- „Vier-Ohren-Modell“;
- missglückte Kommunikation;
- auf vier verschiedenen Ebenen interpretieren;
- auf Empfang schalten;
- versteckte Botschaften;
- Missverständnisse;
- Körpersprache;
- Entschlüsseln der Zwischentöne;
- Sensoren.
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes

72
 Bestimmen Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes, die für das Übersetzen
relevant sind.
 Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter und Wendungen
nach.
 Überprüfen Sie bestehende russische Äquivalente für deutsche Fachwörter
zum Thema Kommunikationspsychologische Modelle. Präzisieren Sie und
vergleichen während der Recherche ihre Haupt- und Nebenbedeutungen in der
Ausgangssprache und in der Zielsprache.
 Stellen Sie anhand des Textes ein kleines deutsch-russisches Glossar zum
Thema „Kommunikationspsychologische Modelle“ zusammen.
 Beachten Sie idiomatische Wendungen, Bilder und Metaphern!
 Erklären Sie den Gebrach metaphorischer Ausdrücke im folgenden
Textfragment:
„Ohr“ Nummer eins: das bewertungsfreie „Sachohr“. Es „hört“ die einfache
Feststellung, dass das falsche Programm aktiviert wurde. Komplizierter arbeitet das
mitfühlende „Selbstoffenbarungsohr“: Es vernimmt, was Kollege Peter über sich
selbst aussagt, nämlich z.B.: „Ständig diese PC-Probleme, mich nervt das!“ Mit dem
für Aufforderungen sensiblen „Appellohr“ dagegen versucht Britta
herauszubekommen, was Peter von ihr erwartet, z.B. „Bitte beeil dich, heute wird es
hektisch“. Doch das Problem bei dieser Szene entsteht durch das überempfindliche
„Beziehungsohr“ von Britta. Denn es interpretiert den Satz als Kritik von Peter: „Der
hält mich nicht einmal für fähig, eine CD-ROM einzulegen!“
 Analysieren Sie syntaktische Besonderheiten, die zur Auflockerung des
Textes dienen. Beachten Sie: Der Text ist praxisbezogen und trägt keinen
akademischen Charakter.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie übersetzt man folgende Textfragmente?
– Heute weiß man: Jeder Satz hat vier Inhaltsebenen. Erwischt man die falsche,
droht Missstimmung.
– Für Psychologen längst ein Begriff: das „Vier-Ohren-Modell“. Jeder Satz kann
vierfach interpretiert werden – auf der Sachebene, auf der Appellebene, auf der
Selbstoffenbarungsebene und auf der Beziehungsebene. Wer nur auf einem
Ohr hört, liegt oft daneben.
– Selbst die einfachsten Worte haben Sprengstoffpotential.
– Ein klarer Fall von missglückter Kommunikation: Aus ganz nichtigem Anlass
herrscht plötzlich dicke Luft zwischen den Kollegen. Und das alles wegen der
Äußerung: “ Wahrscheinlich hast du die falsche CD-ROM eingelegt“.
– Grundsätzlich sind bei der Kommunikation alle vier „Ohren“ des Zuhörers auf
Empfang geschaltet. Nur: „Nicht jeder arbeitet auf all diesen Ebenen gleich
gut“, – erklärt Erika Weber.
– Um Streit und Missverständnisse unter Kollegen zu vermeiden, muss man
genau erkennen, was der Sprecher meint. Aber wie bekommt man das heraus?

73
Zunächst muss man sich klarmachen, auf welchem Ohr man hellhörig und auf
welchem eher unsensibel ist.
– Am besten ist es, alle vier Ohren gleichmäßig zu trainieren – immer wieder
Sätze bewusst auf allen vier Ebenen abzuklopfen, um sich dann für die zu
entscheiden, die am wahrscheinlichsten ist. Dabei soweit wie möglich den
eigenen seelischen Zustand beim Entschlüsseln der Zwischentöne heraushalten.
– Ganz wichtig: sich nicht auf das Inhaltliche allein verlassen – denn das
Zusammenspiel aus Körpersprache, Tonfall, Mimik und Inhalt muss
interpretiert werden. Mit spöttischer Stimme, verschränkten Armen und
hochgezogenen Augenbrauen wirkt die Äußerung „Wahrscheinlich ist der
Bildschirm nicht eingeschaltet“ viel abwertender als in der Kombination mit
interessiertem Herüberbeugen, offenem Blickkontakt und freundlichem Tonfall.
– Übung macht hier den Meister: immer wieder die Sensoren ausfahren, darauf
achten, inwieweit die Körpersprache mit dem Gesagten übereinstimmt.
– Um wirklich herauszubekommen, ob die Interpretation korrekt ist, hilft
allerdings nur eins: nachfragen! Am besten, indem Sie kurz ansprechen, wie
Ihr Gegenüber auf Sie wirkt: „Du klingst irgendwie sauer, stimmt das?“ So hat
der Kollege die Chance, Ihren subjektiven Eindruck zu korrigieren. Und das
mögliche Sprengstoffpotential des Satzes ist somit schon vor der Explosion
entschärft worden.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich).
 Gewährleisten Sie bei der Volltextübersetzung die stilistische Einheitlichkeit
des Textes.
 Kommentieren Sie Ihre eigenen Übersetzungsprobleme. Wo entstehen sie?
Auf der Ebene der Lexik, der Grammatik oder auf der Textebene?
 Begründen Sie Ihre übersetzerischen Lösungen.

Mehrsprachigkeit für alle – eine utopische Forderung?


Europa wächst zusammen, zumindest ökonomisch. … Von vielen wird diese
Entwicklung als Beginn eines neuen Zeitalters begrüßt; sicher nicht wenige freilich
empfinden Besorgnis und wachsendes Misstrauen. Sie fürchten um Angestammtes
und Vertrautes, beklagen den Verlust von Identität und Heimat …

Pro und Contra


Die Ansichten über Einsprachigkeit, Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit
gehen seit alters auseinander. Als Befürworter einer Mehrsprachigkeit bei jedem
Menschen bekundete vor Jahren der frühere tschechische Außenminister Thomas
Masaryk: Wie viele Sprachen du sprichst, so viel mal bist du Mensch. … Johann
Wolfgang von Goethe ermahnte seine Landsleute in den Maximen und Reflexionen:
»Der Deutsche soll alle Sprachen lernen, damit ihm zu Hause kein Fremder
unbequem, er aber in der Fremde überall zu Hause sei.« …
Die Gegner verwiesen stattdessen auf den Verlust der Identität, wenn Kind oder
Erwachsener zwei oder mehr Sprachen lernten. …

74
In der Gegenwart hat es von offizieller Seite an Befürwortungen der Förderung
von Zwei- und Mehrsprachigkeit der Bürgerinnen und Bürger Europas nicht gefehlt.
Der Europarat stellte 1996 in einer Absichtserklärung fest, dass »das reiche Erbe der
Vielfalt der Sprachen und Kulturen in Europa ein gemeinsamer Schatz ist, den es zu
schützen und zu entwickeln gilt, und dass es einer großen Anstrengung der Bildung
und Erziehung bedarf“ (Allgemeiner europäischer Referenzrahmen, 1996, S. 1.) …
Expertengruppen wie der Fachverband Moderne Fremdsprachen (FMF) in
Deutschland vertreten das Prinzip der Mehrsprachigkeit in Europa seit langem.
Ähnlich sieht es die Konferenz der Kultusminister Deutschlands, die 1994 in
ihren Überlegungen zu einem Grundkonzept für den Fremdsprachenunterricht das
Prinzip der Mehrsprachigkeit bejahte und für Abschlüsse in weiterführenden Schulen
drei Fremdsprachen verlangte. Erreicht werden solle dies durch eine Vorverlegung
des Fremdsprachenunterrichts von Jahrgangsstufe 5 auf die Jahrgangsstufe 3 –
Früherwerb einer Fremdsprache lautet das Schlagwort dafür seither. …

Theorie und Wirklichkeit


Dies ist die Theorie, dies sind die bildungspolitischen Forderungen. Die
Wirklichkeit sieht anders aus. Es gibt auf der einen Seite Erfreuliches, also frühes
spielerisches Erlernen einer Nachbarschaftssprache wie des Französischen im
Saarland oder zweisprachigen Unterricht in den Europaschulen bundesweit. Auf der
anderen Seite aber wächst die Neigung bei Politikern, aber auch zahlreichen Eltern,
die junge Generation eine einzige weitere Sprache lernen zu lassen. Dies ist fast
ausschließlich das Englische. … Zwar warnen Sprachwissenschaftler aus der
Anglistik von Übertreibungen oder gar Dämonisierungen der Rolle des Englischen
weltweit. … Das Ideal des Oxford-English sei in Gefahr.
Die deutsche Sprache wird, ähnlich wie die anderen »Drittsprachen« –
Französisch, Italienisch, Spanisch oder Russisch – weltweit vom Englischen
verdrängt: Globalisierung heißt in Wahrheit Anglophonisierung der Welt. Unter dem
Diktat der Wirtschaftsmacht Nr. 1, also der Vereinigten Staaten von Nordamerika,
wird Kulturimperialismus reinster Prägung betrieben: Andere Sprachen und Kulturen
werden in diesem Prozess an den Rand gedrängt oder verschwinden vollständig.
Fachleute sprechen bereits vom Linguizid und verweisen darauf, dass von den derzeit
6000 lebenden Sprachen in den nächsten Jahrzehnten einige tausend untergehen
werden, wenn nicht Widerstand formuliert und diesem Kulturverfall Einhalt geboten
wird.

Situation der deutschen Sprache


Mehrsprachigkeit beginnt zu Hause und setzt, neben der Förderung anderer
Sprachen, Pflege und Förderung der eigenen Sprache voraus. Damit freilich steht es
schlecht in Deutschland. Es ist kein Einzelfall an den Universitäten, dass
Studentinnen und Studenten nicht einmal die grammatischen Grundregeln des
Deutschen kennen oder gar beherrschen, dass sie die deutsche Literatur nur in
Bruchstücken kennen oder gar lesen. …
Deutschland hat an höchster Stelle kein Interesse an einer Förderung der
Sprache Luthers und Goethes und kein sprachenpolitisches Konzept. … Da die
75
Nachfrage nach Deutsch in zahlreichen Ländern zurückgeht, bietet man immer
häufiger European Studies oder European Cultures an und bringt die romanische,
germanische und möglicherweise slawische Philologie auf den Rang eines
dilettierenden Bildungsphilistertums. Ein besonderer Schildbürgerstreich aber war die
vom Deutschen Akademischen Austauschdienst forcierte und von der
Kultusministerkonferenz empfohlene Einrichtung zweisprachiger – in Wahrheit
lediglich deutsch-englischer – Studiengänge, vor allem in den Naturwissenschaften.
Die Wirklichkeit ist auch hier ernüchternd: Angehende Naturwissenschaftler aus
Übersee meiden Deutschland weiterhin und gehen, wenn sie es sch finanziell leisten
können, nach Harvard, Stanford oder Cambridge, nicht aber nach Heidelberg,
Göttingen oder München. … Mit diesen zweisprachigen Studiengängen werden also
keine Sprachen oder Kulturen verbunden, sondern wird vor allem die weltweite
Anglophonisierung unterstützt. …

Mehrsprachigkeit für alle


Die Forderung nach einer Mehrsprachigkeit für alle Bürgerinnen und Bürger in
Europa ist also in mehrfacher Hinsicht berechtigt, ja: unverzichtbar. …
Dabei ist es sinnvoll, von einem Wertekatalog auszugehen, dem alle natürlichen
Sprachen unterworfen sind. Ich unterscheide dabei zwischen dem Gebrauchswert,
dem ökonomischen Wert, dem Bildungswert, dem kulturellen Wert sowie dem sozial-
gesellschaftlichen Wert einer Sprache. Erst alle Faktoren zusammen ergeben ein
schlüssiges Urteil über die Sprachen, die Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen
sollen.
Gemeinhin werden in der Diskussion nur der Gebrauchswert – Zahl der
Sprecher weltweit – sowie, vor allem, der ökonomische Wert – Vorteile für die
berufliche Karriere – berücksichtigt: Beides spricht scheinbar ohne Einschränkung
für das Englische. …
Beim Bildungswert einer Sprache wird zumeist auf die klassischen Sprachen
Griechisch und Latein verwiesen, weil ihre Kenntnis das Erlernen weiterer Sprachen
begünstige. …
Der kulturelle Wert einer Sprache bemisst sich nach den durch sie vermittelten
Normen, Werten und Erkenntnissen. So sind die deutsche und französische Sprache
als Sprachen der Aufklärung, des Sittengesetzes, wichtiger philosophisch-sozialer
Denkrichtungen, aber auch großer Literatur, bedeutsam. …
Von besonderer Bedeutung ist schließlich der sozial-gesellschaftliche Wert von
Sprachen. Die Kenntnis anderer Sprachen verhilft dazu, den Nachbarn besser zu
kennen, Vorurteile abzubauen oder – im Kindesalter – erst überhaupt nicht entstehen
zu lassen. Sprachen sind also friedensstiftend. … Deshalb ist die Förderung der
Minderheitensprachen in Deutschland – Türkisch, Griechisch, Italienisch, Spanisch –
sowie der Sprachen des Nachbarn – Französisch, Niederländisch, Dänisch, Polnisch
und Tschechisch sowie Italienisch – unverzichtbar. …
Die Kommunikationsfähigkeit in mehreren Sprachen ist dabei vorrangig, nicht
die Perfektion in einer Sprache. Möglicherweise ist das Prinzip einer rezeptiven
Mehrsprachigkeit sinnvoll.
(Lutz Götze)
76
Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Überlegen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Textes.
 Verschaffen Sie sich zunächst anhand der Überschrift und der
Zwischenüberschriften, der Verfasserangabe, der Quelle und anderer
Informationen einen groben Überblick, worum es im Text geht.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Bestimmen Sie die wichtigsten Gedanken der einzelnen Abschnitte des
Textes.
 Formulieren Sie den Hauptgedanken des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung
mit entsprechenden Textstellen.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Beantworten Sie Fragen zum Text.
– Mit welchen europäischen Problemen setzt sich der Text auseinander?
– Wie sind die Hauptideen dieses Textes?
– Warum sind viele Experten mit dem Zusammenwachsen Europas unzufrieden?
– Was stellte der Europarat 1996 in einer Absichtserklärung fest?
– Wie heißt das Hauptdokument über die sprachliche Zukunft Europas?
– Welche Gremien vertreten in Deutschland das Prinzip der Mehrsprachigkeit in
Europa?
– Warum driften Theorie und Praxis der europäischen Mehrsprachigkeit
auseinander?
– Von welcher Sprache werden sie sogenannten »Drittsprachen« – Französisch,
Italienisch, Spanisch oder Russisch – verdrängt?
– Hat Deutschland in der Zeit der Globalisierung sein eigenes staatliches
sprachenpolitisches Konzept?
– Warum haben deutsch-englische Studiengänge im Hochschulbereich eine
negative Rolle gespielt?
– Warum kann man behaupten, dass die Forderung nach einer Mehrsprachigkeit
für alle Bürger in Europa berechtigt und sogar unverzichtbar ist?
– Welche Rolle spielt der Wertekatalog bei der Untersuchung der
Mehrsprachigkeit?
– Welche Vorteile hat das Englische nach dem Wertekatalog?
– Warum haben die klassischen Sprachen Griechisch und Latein einen großen
Bildungswert?
– In welchen Bereichen sind die deutsche und französische Sprache Spitzenreiter
im europäischen Sprachenwettbewerb?
– Warum behauptet man, dass Sprachen friedensstiftend sind?

77
 In welchen Kontexten werden im Ausgangstext folgende Begriffe verwendet?
Führen Sie Beispiele an.
- Befürworter einer Mehrsprachigkeit;
- Verlust der Identität;
- Einsprachigkeit, Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit;
- Vielfalt der Sprachen und Kulturen in Europa;
- Früherwerb einer Fremdsprache;
- frühes spielerisches Erlernen einer Nachbarschaftssprache;
- Globalisierung;
- Anglophonisierung der Welt;
- Ideal des Oxford-English;
- Kulturimperialismus;
- Kulturverfall;
- Linguizid;
- Pflege und Förderung der eigenen Sprache;
- zweisprachige Studiengänge;
- der Deutsche Akademische Austauschdienst;
- ein schlüssiges Urteil über die Sprachen;
- Wertekatalog der Sprachen;
- Gebrauchswert, ökonomischer Wert, Bildungswert, kultureller Wert, sozial-
gesellschaftlicher Wert einer Sprache;
- rezeptive Mehrsprachigkeit;
- Minderheitensprachen.
 Kommentieren Sie kurz folgende Thesen. Formulieren Sie Ihre Gedanken
möglichst präzise.
– Mehrsprachigkeit ist der Normalfall der europäischen Schule von morgen.
– Alle Schülerinnen und Schüler sollen in Zukunft neben der Erstsprache zwei
weitere moderne Sprachen lernen.
– Die bilinguale Schule wird die Regelschule im zukünftigen Europa.
– Die Wahl der Sprachen in den Schulen kann nicht generell festgelegt werden.
Nachbarschafts- und Begegnungssprachen spielen bei der Entscheidung eine
wichtige Rolle.
– Der frühe Erwerb der Zweitsprache ist sinnvoll und notwendig, am besten zeit-
gleich mit dem Erwerb der Erstsprache.
 Welche Argumentationsstrategien verwendet der Autor, um den polemischen
Charakter seiner Gedanken zu unterstreichen?

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die für die
Übersetzung relevant sind.
 Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter nach.
 Überprüfen Sie bestehende russische Äquivalente für deutsche Fachwörter
zum Thema „Mehrsprachigkei“t. Präzisieren Sie während der Recherche ihre
Haupt- und Nebenbedeutungen in der Ausgangssprache und in der Zielsprache.

78
 Stellen Sie anhand des Textes ein deutsch-russisches Glossar zum Thema
„Mehrsprachigkeit“ zusammen.
 Charakterisieren Sie syntaktische Besonderheiten, die für den Ausgangstext
typisch sind.
 Welche Rolle spielen im Text Konjunktivformen? Finden Sie alle
Textfragmente mit dem Konjunktiv, erklären Sie seinen Gebrauch.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie übersetzt man folgende Aussagen?
– Europa wächst zusammen, zumindest ökonomisch. … Von vielen wird diese
Entwicklung als Beginn eines neuen Zeitalters begrüßt; sicher nicht wenige
freilich empfinden Besorgnis und wachsendes Misstrauen. Sie fürchten um
Angestammtes und Vertrautes, beklagen den Verlust von Identität und Heimat.
– Die Ansichten über Einsprachigkeit, Zweisprachigkeit und Mehrsprachigkeit
gehen seit alters auseinander. Als Befürworter einer Mehrsprachigkeit bei
jedem Menschen bekundete vor Jahren der frühere tschechische Außenminister
Thomas Masaryk: Wie viele Sprachen du sprichst, so viel mal bist du Mensch.
– Die deutsche Sprache wird, ähnlich wie die anderen »Drittsprachen« …
weltweit vom Englischen verdrängt: Globalisierung heißt in Wahrheit
Anglophonisierung der Welt.
– Unter dem Diktat der Wirtschaftsmacht Nr. 1, also der Vereinigten Staaten von
Nordamerika, wird Kulturimperialismus reinster Prägung betrieben: Andere
Sprachen und Kulturen werden in diesem Prozess an den Rand gedrängt oder
verschwinden vollständig. Fachleute sprechen bereits vom Linguizid.
– Die Forderung nach einer Mehrsprachigkeit für alle Bürgerinnen und Bürger in
Europa ist also in mehrfacher Hinsicht berechtigt, ja: unverzichtbar.
– Dabei ist es sinnvoll, von einem Wertekatalog auszugehen, dem alle
natürlichen Sprachen unterworfen sind. Ich unterscheide dabei zwischen dem
Gebrauchswert, dem ökonomischen Wert, dem Bildungswert, dem kulturellen
Wert sowie dem sozial-gesellschaftlichen Wert einer Sprache. Erst alle
Faktoren zusammen ergeben ein schlüssiges Urteil über die Sprachen, die
Kinder, Jugendliche und Erwachsene lernen sollen.
– Gemeinhin werden in der Diskussion nur der Gebrauchswert – Zahl der
Sprecher weltweit – sowie, vor allem, der ökonomische Wert – Vorteile für die
berufliche Karriere – berücksichtigt: Beides spricht scheinbar ohne
Einschränkung für das Englische.
– Sprachen sind also friedensstiftend.
– Die Kommunikationsfähigkeit in mehreren Sprachen ist dabei vorrangig, nicht
die Perfektion in einer Sprache. Möglicherweise ist das Prinzip einer
rezeptiven Mehrsprachigkeit sinnvoll.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich). Beachten Sie bei der
Volltextübersetzung den polemischen Charakter des Textes.
 Redaktieren Sie den Zieltext.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung im Plenum.

79
ABSCHNITT VII
AKTUELLE GESELLSCHAFTLICHE PROBLEME DER GEGENWART

Der weite Weg zum “neuen deutschen Wir“


Deutschland hat sich mit seiner Rolle als Einwanderungsland
lange schwergetan. Heute ist Vielfalt selbstverständlich.

Im Jahr 2013 kamen rund 437 000 Zuwanderer nach Deutschland – der
höchste Wert seit 20 Jahren. Schon heute leben hier 16 Millionen Menschen mit
einem sogenannten Migrationshintergrund, das sind 20 Prozent der Bevölkerung.
Die Zahlen sprechen für sich: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das
war es auch früher schon, obwohl die Politik dies bis zum Beginn der 2000er-Jahre
verneinte – ungeachtet der Tatsache, dass allein bis zum Anwerbestopp 1973 rund
14 Millionen Menschen nach Deutschland gekommen waren, um hier zu arbeiten.
In einer Regierungserklärung der damaligen Koalition zwischen SPD und Bündnis
90/Die Grünen von 1999 war schließlich zum ersten Mal die Rede vom
Einwanderungsland.
Auf dem Weg dahin hat Deutschland ganz unterschiedliche Phasen
durchlaufen. Anwerbung, Neuzuwanderung und wirtschaftliche Eingliederung der
Menschen prägten die Zeit der ersten Gastarbeiter. Sie begann 1955 mit dem
Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien – es folgten Verträge mit
Spanien, Griechenland, der Türkei, Portugal, Tunesien, Marokko und dem
ehemaligen Jugoslawien – und hielt etwa bis zum Ende der 1960er-Jahre an. In den
folgenden Jahren, geprägt durch die Ölkrisen 1973 und 1979/80 und den
Anwerbestopp, begann die „Ausländerpolitik“ – motiviert durch die Erkenntnis,
dass viele der „Gastarbeiter“ ihren Lebensmittelpunkt nach Deutschland verlegt
hatten und nicht in ihre Heimat zurückkehren würden. Die 1980er-Jahre waren
gekennzeichnet durch Anfänge einer Integrationspolitik. Basis war das „Kühn-
Memorandum“, das der erste Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Heinz
Kühn, im Jahr 1979 vorgelegt hatte und in dem er Konzepte zur
Bildungsbeteiligung und politischen Partizipation von Migranten skizzierte.
Typisch für die 1980er-Jahre war auch die Vorstellung von Multikulturalität als
friedliches Nebeneinander verschiedener kultureller und ethnischer Gruppen, wobei
die Betonung auf „Nebeneinander“ lag.
Nach dem Fall der Mauer erlitt die … Entwicklung hin zur Integration herbe
Rückschläge. Rassistisch motivierte Anschläge etwa in Hoyerswerda, Solingen und
Rostock sowie die massive Einschränkung der Zuwanderung ab 1993 offenbarten
das Bild eines Landes, das stark mit seiner eigenen Wiedervereinigung beschäftigt
war und sich – zum Teil auf Kosten eines konstruierten „Anderen“ – als Kollektiv
zusammenfand. Diese Zeit ist Migranten als eine stark ausländerfeindliche in
Erinnerung geblieben. Mit dem Erwachsenwerden der zweiten Generation der
Einwanderer und dem zunehmend engen Schulterschluss mit politischen und
zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern ohne Migrationshintergrund
wuchsen die Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung von Einwanderungspolitik.
Zugleich wurde die Frage verhandelt, was denn nun eigentlich „deutsch“ sei, wie
80
etwa in der Debatte um eine „Leitkultur“. Auch in dieser Phase nahm sich
Deutschland emotional noch nicht als Einwanderungsland wahr – selbst wenn
dieser Status politisch inzwischen formuliert worden war.
Das Jahr 2006 brachte eine Wende. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft in
Deutschland entstand ein neuer Eindruck: Deutschland als ein Ort des
Willkommens mit einer Bevölkerung, die sich darum bemühte, anders
wahrgenommen zu werden als bisher. Politisch flankiert wurde diese
Neuausrichtung durch die erste Deutsche Islam-Konferenz (DIK) und den ersten
Integrationsgipfel im Bundeskanzleramt. Umso erstaunlicher war der Erfolg, den
das 2010 erschienene, pauschal abwertende Buch „Deutschland schafft sich ab“ des
früheren Berliner Finanzsenators Thilo Sarrazin hatte. Es wirkte wie aus der Zeit
gefallen, legte es doch den Ausschluss des Islams als größter religiöser Minderheit
im Land aus dem deutschen „Wir“ nahe. Im Rückblick fügt sich diese Diskussion
ein in eine Reihe von Debatten über nationale Identität und Zugehörigkeit, wie sie
auch in anderen europäischen Einwanderungsländern geführt wurden. Frankreich,
England, die Niederlande – sie alle erleben gegen Ende der 2000er-Jahre
Auseinandersetzungen über ihre „identité nationale“ oder „national identity“.
Im Mai 2014, knapp 60 Jahren nach dem ersten Anwerbeabkommen, setzte
Bundespräsident Joachim Gauck mit seiner Rede zum 65-jährigen Bestehen des
Grundgesetzes ein deutliches Zeichen: „Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel
weniger als bisher am Namen oder am Äußeren zu erkennen sein“, - so Gauck, der
damit dem Land in seiner Suche nach nationaler Identität endlich ein Leitmotiv
gab. Die homogene Kerngesellschaft als Maßstab war abgelöst worden. Das jetzige
nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der Bundespräsident als
„Einheit der Verschiedenen“ und bezog sich damit – bewusst oder unbewusst – auf
Theodor W. Adornos Wunsch, „ohne Angst verschieden sein zu können“. Zudem
rückte Gauck Deutschland mit seiner Rede in die Nähe Kanadas, das weltweit
Maßstäbe gesetzt hat, seit es für sich die Losung „Unity within Diversity“ ausgab.
Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden – laut eines OECD-Berichtes von 2014 sogar zum
zweitbeliebtesten nach den USA –, sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft. Migration, sei es Aus- oder Zuwanderung, gehört längst
zum Alltag des globalisierten Deutschlands. Vor allem die Großstädte zeigen sich
immer heterogener. In Frankfurt am Main zum Beispiel haben bereits mehr als drei
Viertel der Kinder unter sechs Jahren einen Migrationshintergrund. Nennen wir
diese Kinder doch einfach „neue Deutsche“.
(Naika Foroutan)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Analyse des
Textes.

81
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung auch
mit den Worten des Autors.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes.
 Beantworten Sie folgende Fragen zum Text:
– Wie viele Menschen mit Migrationshintergrund leben heute in Deutschland?
– Wer bekommt in Deutschland den Status einer Person mit
Migrationshintergrund?
– Wann akzeptierte Deutschland den Status eines Einwanderungslandes?
– Welche landeskundlichen Informationen enthält der Text?
– Wie sehen chronologisch historische Hintergründe der deutschen
Migrationsbewegung aus?
– Welche Phasen erlebte das Land auf dem Weg zu diesem Status?
– Wann wurde das erste Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien
unterzeichnet?
– Wodurch waren die 1980er-Jahre in der Migrationspolitik gekennzeichnet?
– In welchem Dokument wurden Konzepte zur Bildungsbeteiligung und
politischen Partizipation von Migranten skizziert?
– Warum blieben die 1990-er Jahre in Erinnerung als eine stark
ausländerfeindliche Zeit?
– Wann begann die Neuausrichtung der Migrationspolitik Deutschlands?
– Von welchen Auseinandersetzungen mit der nationalen Identität zeugt das
Buch von Thilo Sarrazin „Deutschland schafft sich ab“?
– Wie können Sie die Worte des Bundespräsidenten „Wer Deutscher ist, wird
künftig noch viel weniger als bisher am Namen oder am Äußeren zu
erkennen sein“ interpretieren?
– Welches Land gilt als positives Beispiel im Aufbau einer heterogenen
Gesellschaft?
– Welche soziale Erscheinung gehört heute zum Alltag des globalisierten
Deutschlands?
 Wie verstehen Sie folgende soziologische und politische Fachbegriffe? In
welchen Kontexten tauchen sie im Text auf?
- Einwanderungsland
- das „neue deutsche Wir“
- Menschen mit Migrationshintergrund
- Anwerbestop
- wirtschaftliche Eingliederung
- Multikulturalität,
- Bildungsbeteiligung und politische Partizipation von Migranten
- friedliches Nebeneinander
- Auswanderung, Zuwanderung

82
- Einschränkung der Zuwanderung
- „Einheit der Verschiedenen“
- Wiedervereinigung
- „Leitkultur“
- Migrationsgesellschaft
- Neuausrichtung der Politik
- Integrationsgipfel
- Debatten über nationale Identität und Zugehörigkeit
- homogene Kerngesellschaft
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Bestimmen Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes, die für die
Übersetzung relevant sind.
 Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter nach.
 Überprüfen Sie bestehende russische Entsprechungen für deutsche
Vokabeln zum Thema „Migrationspolitik in Deutschland“. Präzisieren Sie
während der Recherche ihre Haupt- und Nebenbedeutungen in der
Ausgangssprache und in der Zielsprache.
 Finden Sie im Text deutsche Realienwörter, die sich auf die Geschichte der
deutschen Migrationsbewegung und die deutsche Migrationspolitik beziehen.
Erklären Sie ihren Gebrauch.
 Systematisieren Sie den „Migrationswortschatz“ des Textes. Stellen Sie
anhand des Textes ein kleines deutsch-russisches Glossar zum Thema
„Migrationspolitik in Deutschland“ zusammen.
 Beachten Sie Ausdrucksmöglichkeiten der Präzisionsinformationen im A-
Text und im Z-Text (historische Daten, Zitate, Abkürzungen, statistische
Angaben, Namen der Politiker und der Parteien, Ländernamen usw.).
 Überlegen Sie Übersetzungsmöglichkeiten von folgenden rein publizistischen
Ausdrücken, die zugleich informativ, expressiv und propagandistisch sind:
– Auf dem Weg dahin hat Deutschland ganz unterschiedliche Phasen
durchlaufen. Anwerbung, Neuzuwanderung und wirtschaftliche
Eingliederung der Menschen prägten die Zeit der ersten Gastarbeiter.
– Die Zahlen sprechen für sich: Deutschland ist ein Einwanderungsland.
– Typisch für die 1980er-Jahre war auch die Vorstellung von
Multikulturalität als friedliches Nebeneinander verschiedener kultureller
und ethnischer Gruppen, wobei die Betonung auf „Nebeneinander“ lag.
– Mit dem Erwachsenwerden der zweiten Generation der Einwanderer
und dem zunehmend engen Schulterschluss mit politischen und
zivilgesellschaftlichen Vertreterinnen und Vertretern ohne
Migrationshintergrund wuchsen die Möglichkeiten zur aktiven
Gestaltung von Einwanderungspolitik.

83
– „Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel weniger als bisher am Namen
oder am Äußeren zu erkennen sein“, - so Gauck, der damit dem Land in
seiner Suche nach nationaler Identität endlich ein Leitmotiv gab.
– Das jetzige nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der
Bundespräsident als „Einheit der Verschiedenen“.
– Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden … , sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft.
 Analysieren Sie syntaktische Besonderheiten des Textes. Beachten Sie: Der
Text ist informativ-propagandistisch aufgebaut und hat keinen
wissenschaftlichen Charakter.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie kann man folgende Textauszüge bei der Übersetzung interpretieren?
– Die Zahlen sprechen für sich: Deutschland ist ein Einwanderungsland. Das war
es auch früher schon, obwohl die Politik dies bis zum Beginn der 2000er-Jahre
verneinte … . In einer Regierungserklärung der damaligen Koalition zwischen
SPD und Bündnis 90/Die Grünen von 1999 war schließlich zum ersten Mal die
Rede vom Einwanderungsland.
– Auf dem Weg dahin hat Deutschland ganz unterschiedliche Phasen
durchlaufen. Anwerbung, Neuzuwanderung und wirtschaftliche Eingliederung
der Menschen prägten die Zeit der ersten Gastarbeiter. Sie begann 1955 mit
dem Anwerbeabkommen zwischen Deutschland und Italien – es folgten
Verträge mit Spanien, Griechenland, der Türkei, Portugal, Tunesien, Marokko
und dem ehemaligen Jugoslawien – und hielt etwa bis zum Ende der 1960er-
Jahre an.
– Die 1980er-Jahre waren gekennzeichnet durch Anfänge einer
Integrationspolitik. Basis war das „Kühn-Memorandum“, das der erste
Ausländerbeauftragte der Bundesregierung, Heinz Kühn, im Jahr 1979
vorgelegt hatte und in dem er Konzepte zur Bildungsbeteiligung und
politischen Partizipation von Migranten skizzierte.
– Typisch für die 1980er-Jahre war auch die Vorstellung von Multikulturalität
als friedliches Nebeneinander verschiedener kultureller und ethnischer
Gruppen, wobei die Betonung auf „Nebeneinander“ lag.
– Mit dem Erwachsenwerden der zweiten Generation der Einwanderer und dem
zunehmend engen Schulterschluss mit politischen und zivilgesellschaftlichen
Vertreterinnen und Vertretern ohne Migrationshintergrund wuchsen die
Möglichkeiten zur aktiven Gestaltung von Einwanderungspolitik. Zugleich
wurde die Frage verhandelt, was denn nun eigentlich „deutsch“ sei, wie etwa in
der Debatte um eine „Leitkultur“.
– Das Jahr 2006 brachte eine Wende. Mit der Fußball-Weltmeisterschaft in
Deutschland entstand ein neuer Eindruck: Deutschland als ein Ort des
Willkommens mit einer Bevölkerung, die sich darum bemühte, anders
wahrgenommen zu werden als bisher.

84
– Wer Deutscher ist, wird künftig noch viel weniger als bisher am Namen oder
am Äußeren zu erkennen sein.
– Die homogene Kerngesellschaft als Maßstab war abgelöst worden. Das
jetzige nationale Narrativ, das „neue deutsche Wir“, beschrieb der
Bundespräsident als „Einheit der Verschiedenen“ …
– Heute können wir sagen: Deutschland ist nicht nur zu einem
Einwanderungsland geworden – laut eines OECD-Berichtes von 2014 sogar
zum zweitbeliebtesten nach den USA –, sondern mehr noch: zu einer
Migrationsgesellschaft. Migration, sei es Aus- oder Zuwanderung, gehört
längst zum Alltag des globalisierten Deutschlands. Vor allem die Großstädte
zeigen sich immer heterogener.
 Erstellen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes.
 Beachten Sie bei der Volltextübersetzung den publizistischen Charakter des
Ausgangstextes und seine Informationsdichte.
 Nennen Sie Sie Übersetzungsverfahren, die in Ihrer Übersetzung dominieren.
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung.
 Korrigieren Sie bei der Neuvertextung mögliche Fehler.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

Bildungsexpansion und Bildungschancen


Die sogenannte Bildungsexpansion gehört zu den auffälligsten Erscheinungen
des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren. Die Bildungschancen von Kindern aus
verschiedenen Schichten sind weiterhin sehr ungleich verteilt, und die
Bildungsbenachteiligung lässt sich wegen ihrer hochkomplexen Ursachen nur schwer
mildern.
Moderne Gesellschaften werden zu Recht häufig als "Wissensgesellschaften"
bezeichnet, denn Wissen und Bildung haben zunehmend an Bedeutung für die
Entwicklung und die Konturen einer modernen Sozialstruktur gewonnen. Mit
"Bildungsexpansion" wird die enorme Ausdehnung des Bildungswesens in den
vergangenen Jahrzehnten bezeichnet, insbesondere der Ausbau der Realschulen,
Gesamtschulen und Gymnasien sowie der Fachschulen, Fachhochschulen und
Universitäten. Immer mehr junge Menschen besuchen weiterführende
Bildungseinrichtungen, erwerben mittlere oder höhere Bildungsabschlüsse und
verweilen immer länger im Bildungssystem.
Dieser Trend wird drastisch sichtbar, wenn man die heutige Verteilung der
jungen Menschen auf die verschiedenen Schulformen mit der Situation in den
1950er-Jahren vergleicht. Die damalige Volksschule war in den ersten
Nachkriegsjahrzehnten eine echte "Hauptschule". … 1960 waren die Abiturientinnen
und Abiturienten noch eine kleine exklusive Gruppe; lediglich 6 Prozent eines
Schülerjahrgangs erwarben die allgemeine Hochschulreife.
Seit Beginn der 1990er-Jahre ist das Gymnasium zur meistbesuchten Schulform
avanciert. … 2011 schlossen 35 Prozent des entsprechenden Schülerjahrganges mit
dem Abitur ab. … Diese Zahlen verdeutlichen den Boom der Gymnasien,

85
Realschulen und integrierten Schulen und die damit verbundene Krise der
Hauptschule. …
Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht stellt sich die Bildungsexpansion als eine
kontinuierliche Höherqualifizierung der Bevölkerung dar. … Untere
Bildungsschichten schrumpfen, mittlere und höhere Bildungsschichten dehnen sich
aus.

Die Bildungsexpansion setzte in der Bundesrepublik bereits in den 1950er-
Jahren ein, verlief dann allerdings nicht gleichmäßig, sondern im Wechsel von Schub
und Stagnation. … Die Bildungsökonomen hoben den Nutzen der Bildung für das
Wirtschaftswachstum hervor ("Bildung als Humankapital"), und viele
Bildungsforscher und -politiker wiesen auf die gesellschaftspolitische Bedeutung der
Bildungschancen hin ("Bildung ist Bürgerrecht"). …
Den strukturellen Motor der Bildungsexpansion bilden zwei miteinander
verknüpfte Stränge der gesellschaftlichen Entwicklung, die beide zu einem stetig
wachsenden Bedarf an besseren Qualifikationen führen.
Den einen Strang hat der Soziologe Helmut Schelsky bereits 1961 als die
Entfaltung der "wissenschaftlich-technischen Zivilisation" bezeichnet.
Wissenschaftlicher und technischer Fortschritt durchdringen immer stärker das
tägliche Leben in der Arbeitswelt und in der Freizeit, in der Öffentlichkeit und im
Privatleben. Der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale Revolution"
machen erneut deutlich, dass technische Neuerungen die Anforderungen an die
Fähigkeiten der Menschen erhöhen. …
Der zweite Entwicklungsstrang lässt sich mit Stichworten wie "zunehmende
Komplexität", "zunehmende Verflechtungen" oder "zunehmende Arbeitsteilung"
kennzeichnen. … Ein Aspekt der zunehmenden Verflechtungen wird heute unter dem
Schlagwort "Globalisierung" diskutiert, das heißt der Zunahme globaler
Zusammenhänge und weltweiter Konkurrenz. Die zentrale Bedeutung von Wissen
und Bildung in einer modernen Gesellschaft … ist offensichtlich: Sie sind eine
wesentliche Voraussetzung und Triebkraft für die ökonomische und soziale
Entwicklung.
Die Höherqualifizierung der Bevölkerung hat das soziale Leben in vielen
Bereichen beeinflusst:
 Seit einem halben Jahrhundert weist der wirtschaftswissenschaftliche Begriff
des "Humankapitals" darauf hin, dass das Wachstum von Wirtschaft und Wohlstand
eng mit der "Ressource Mensch" zusammenhängt, also mit dem Bildungsstand der
Bevölkerung, ihrem Wissen, ihren Kenntnissen und Fähigkeiten. In der neueren
empirischen Wachstumsforschung besteht Einigkeit darüber, dass dem
Bildungssektor eine Schlüsselfunktion für den Wohlstand einer Gesellschaft
zukommt.
 Besser qualifizierte Menschen verlangen nach mehr Mitbestimmung. Daher
geht von der Bildungsexpansion ein Demokratisierungsdruck auf die Macht- und
Herrschaftsstrukturen aus.
 Die zunehmende Akzeptanz von Migrantinnen und Migranten lässt sich zum
Teil auf den Anstieg des Bildungsniveaus zurückführen.
86
 Mädchen und Frauen konnten die neuen Chancen auf eine bessere Bildung
in besonderem Maße nutzen und frühere Bildungsbenachteiligungen nach und nach
beseitigen. Die Bildungsexpansion leistet dadurch einen Beitrag zur Verringerung
der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern.
 Der Ausbau der Fach- und Hochschulen beeinflusst die altersspezifische
Differenzierung der Sozialstruktur. Immer mehr junge Menschen zwischen 18 und 30
Jahren verweilen im Bildungssystem und treten erst relativ spät ins Berufsleben ein.
Da diese Personen nicht mehr zu den Jugendlichen, aber von ihren
Lebensbedingungen her auch noch nicht eindeutig zu den Erwachsenen gehören,
werden sie "Postadoleszente" ("Nachjugendliche") oder auch "junge Erwachsene"
genannt; sie befinden sich in einer Übergangsphase vom Jugendlichen zum
Erwachsenen.
 Ein höheres Bildungsniveau ist mit einem Mehr an Reflexion, Selbstfindung
und Selbststeuerung verbunden und fördert die Tendenz zur Individualisierung. …
Ein Mehr an Bildung fördert daher die Individualisierungs- und
Pluralisierungstendenzen im Wertebereich sowie bei den Lebensformen und
Lebensstilen.
 Während die bisher aufgelisteten Folgen der Bildungsexpansion durchaus als
„sozial erwünscht“ angesehen werden können, gibt es auch unbeabsichtigte
Auswirkungen auf das Privatleben. Indem die Bildungsexpansion zur
Differenzierung der Formen des privaten Zusammenlebens beiträgt, führt sie zum
"Monopolverlust" der bürgerlichen Familie mit entsprechenden "demografischen
Nebenfolgen". Folgende Entwicklungen hängen nachweislich mit einem höheren
Bildungsniveau zusammen: spätere Heirat bei Frauen und Männern und späterer
Zeitpunkt für die Geburt von Kindern, steigende Kinderlosigkeit, verstärkte
Inanspruchnahme von Krippen oder Tagesmüttern für Kleinkinder, Rückgang der
Eheschließungen und Zunahme der unehelichen Geburten, Zunahme von neuen
Formen des Privatlebens wie nicht ehelichen Lebensgemeinschaften,
Wohngemeinschaften oder Single-Haushalten in der jüngeren Generation.
Bildung ist in der modernen Gesellschaft eine zentrale Ressource für
Lebenschancen. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre
gesellschaftlichen Chancen wahrnehmen und soziale Risiken minimieren können.
(Rainer Geissler. S. 54–57)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Textanalyse.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.

87
 Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung mit
entsprechenden Textstellen.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Warum zählt man die Bildungsexpansion zu den auffälligsten Erscheinungen
des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren?
– Wie sind die Bildungschancen von Kindern aus verschiedenen Schichten der
deutschen Gesellschaft?
– Was zeugt von der "Bildungsexpansion" in Deutschland?
– Welchen Wandel erlebten die deutsche Hauptschule und das deutsche
Gymnasium?
– Nennen Sie Vorteile der Bildungsexpansion aus gesamtgesellschaftlicher
Sicht! Belegen Sie Ihre Antwort mit passenden Textstellen.
– Wann setzte in Deutschland die Bildungsexpansion ein?
– Welche Tendenzen der gesellschaftlichen Entwicklung bilden den strukturellen
Motor der Bildungsexpansion?
– Was zeigten der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale
Revolution"?
– In welchem Kontext taucht im Text das Schlagwort "Globalisierung" auf?
– Hängt der Wohlstand einer Gesellschaft eng von dem Bildungssektor ab?
– Welche Chancen haben Mädchen und Frauen in der Epoche der
Bildungsexpansion?
– Charakterisieren Sie "Postadoleszente" als eine neue Erscheinung in der
Sozialstruktur der deutschen Gesellschaft.
– Wie sehen unbeabsichtigte Auswirkungen der Bildungsexpansion auf das
Privatleben aus?
– Womit sind die Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen im
Wertebereich verbunden?
 Finden Sie Textfragmente, in denen folgende Vokabeln gebraucht werden:
– „Wissensgesellschaften“
– weiterführende Bildungseinrichtungen
– un- und angelernte Arbeitskräfte
– allgemeine Hochschulreife
– Schlagwort "Globalisierung"
– "wissenschaftlich-technische Zivilisation"
– Zunahme globaler Zusammenhänge und weltweiter Konkurrenz
– "zunehmende Komplexität"
– Bildungsstand der Bevölkerung
– "Ressource Mensch"
– nach mehr Mitbestimmung verlangen
– Verringerung der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern
– altersspezifische Differenzierung der Sozialstruktur
– Bildungsbenachteiligungen beseitigen, mildern
– Individualisierungs- und Pluralisierungstendenzen im Wertebereich fördern
– Single-Haushalte
– gesellschaftliche Chancen wahrnehmen
88
– "Monopolverlust" der bürgerlichen Familie
– "demografische Nebenfolgen"
– Differenzierung der Formen des privaten Zusammenlebens
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die für die
Übersetzung relevant sind.
 Schlagen Sie in den Wörterbüchern unbekannte Wörter nach.
 Überprüfen Sie bestehende russische Äquivalente für deutsche Fachwörter
zum Thema „Bildungsexpansion und Bildungschancen in Deutschland“.
Präzisieren Sie während der Recherche Haupt- und Nebenbedeutungen von
Schlüsselwörtern in der Ausgangssprache und in der Zielsprache.
 Finden Sie im Text alle Fachwörter internationaler Herkunft. Bestimmen
Sie, welche terminologischen Funktionen sie im Text übernehmen.
 Systematisieren Sie den „Bildungswortschatz“ des Textes. Stellen Sie
anhand des Textes ein kleines deutsch-russisches Glossar zum Thema
„Bildungsexpansion und Bildungschancen in Deutschland“ zusammen.
 Nach der Bearbeitung der Lexik schätzen Sie Faktoren ein, die das
Übersetzen auf dem syntaktischen Niveau beeinflussen können (auf der
Wort-, Absatz- und Textebene), z. B. zahlreiche Aufzählungen,
Wiederholungen, ausführliche Erklärungen, Definitionen, erweiterte Satzreihen
und Satzgefüge usw., die von expliziter Darbietung von Informationen zeugen.
 Beachten Sie: Der Text trägt einen fundierten soziologischen Charakter.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Begründen Sie Ihre Übersetzungslösungen für folgende Sätze, die den
Hauptinhalt des Textes enthalten:
– Den strukturellen Motor der Bildungsexpansion bilden zwei miteinander
verknüpfte Stränge der gesellschaftlichen Entwicklung, die beide zu einem
stetig wachsenden Bedarf an besseren Qualifikationen führen.
– In der neueren empirischen Wachstumsforschung besteht Einigkeit darüber,
dass dem Bildungssektor eine Schlüsselfunktion für den Wohlstand einer
Gesellschaft zukommt.
– Während die bisher aufgelisteten Folgen der Bildungsexpansion durchaus als
„sozial erwünscht“ angesehen werden können, gibt es auch unbeabsichtigte
Auswirkungen auf das Privatleben.
– Indem die Bildungsexpansion zur Differenzierung der Formen des privaten
Zusammenlebens beiträgt, führt sie zum "Monopolverlust" der bürgerlichen
Familie mit entsprechenden "demografischen Nebenfolgen".
 Schlagen Sie Ihre Übersetzungslösungen für folgende Formulierungen aus
dem Text vor:

89
– Die sogenannte Bildungsexpansion gehört zu den auffälligsten Erscheinungen
des sozialen Wandels seit den 1950er-Jahren. Die Bildungschancen von
Kindern aus verschiedenen Schichten sind weiterhin sehr ungleich verteilt, und
die Bildungsbenachteiligung lässt sich wegen ihrer hochkomplexen Ursachen
nur schwer mildern.
– Mit "Bildungsexpansion" wird die enorme Ausdehnung des Bildungswesens in
den vergangenen Jahrzehnten bezeichnet, insbesondere der Ausbau der
Realschulen, Gesamtschulen und Gymnasien sowie der Fachschulen,
Fachhochschulen und Universitäten.
– Die damalige Volksschule war in den ersten Nachkriegsjahrzehnten eine echte
"Hauptschule". 1960 waren die Abiturientinnen und Abiturienten noch eine
kleine exklusive Gruppe.
– Aus gesamtgesellschaftlicher Sicht stellt sich die Bildungsexpansion als eine
kontinuierliche Höherqualifizierung der Bevölkerung dar. Untere
Bildungsschichten schrumpfen, mittlere und höhere Bildungsschichten dehnen
sich aus.
– Seit Beginn der 1990er-Jahre ist das Gymnasium zur meistbesuchten
Schulform avanciert. 2011 schlossen 35 Prozent des entsprechenden
Schülerjahrganges mit dem Abitur ab. Diese Zahlen verdeutlichen den Boom
der Gymnasien, Realschulen und integrierten Schulen und die damit
verbundene Krise der Hauptschule.
– Die Bildungsexpansion setzte in der Bundesrepublik bereits in den 1950er-
Jahren ein, verlief dann allerdings nicht gleichmäßig, sondern im Wechsel von
Schub und Stagnation.
– Die Bildungsökonomen hoben den Nutzen der Bildung für das
Wirtschaftswachstum hervor ("Bildung als Humankapital"), und viele
Bildungsforscher und -politiker wiesen auf die gesellschaftspolitische
Bedeutung der Bildungschancen hin ("Bildung ist Bürgerrecht").
– Der rasante Siegeszug des Computers und die "digitale Revolution" machen
erneut deutlich, dass technische Neuerungen die Anforderungen an die
Fähigkeiten der Menschen erhöhen.
– Besser qualifizierte Menschen verlangen nach mehr Mitbestimmung. Daher
geht von der Bildungsexpansion ein Demokratisierungsdruck auf die Macht-
und Herrschaftsstrukturen aus.
– Bildung ist in der modernen Gesellschaft eine zentrale Ressource für
Lebenschancen. Sie ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Menschen ihre
gesellschaftlichen Chancen wahrnehmen und soziale Risiken minimieren
können.
 Übersetzen Sie den Text (schriftlich). Berücksichtigen Sie bei der
Volltextübersetzung seinen fachsprachlichen und literarischen Charakter.
 Beachten Sie dabei seine besondere Informationsdichte und syntaktische
Komplexität.Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

90
ABSCHNITT VIII
MEGATRENDS DER GEGENWART

Nur keine Fachidioten


So wie die Arbeitswelt insgesamt
wandeln sich künftig auch zahlreiche Berufe.
Was Sie morgen können müssen –
und wie Sie sich heute darauf vorbereiten.

Mediziner mit Taschenrechnern, Architekten mit grüner Brille, Manager mit


Physik-Diplom – braucht keiner, denken Sie. Falsch gedacht.
Die Arbeitswelt befindet sich in einem gewaltigen Wandel: Der Arbeitnehmer
von morgen wird flexibler arbeiten als heute, selbständiger, aber auch
selbstverantwortlicher. Er wird in wechselnden Teams, wechselnden Projekten und
für wechselnde Arbeitgeber arbeiten.
Das Büro wird nicht mehr das zweite Zuhause sein – sondern umgekehrt: Dank
schnellem und günstigem Breitband-Internet und Mobilfunk wird das Zuhause zum
Büro.
Parallel dazu verändern sich zugleich zahlreiche Berufsbilder.

Doch auch traditionelle Akademiker müssen sich umstellen. Wer hier künftig
gefragt sein will, muss teilweise völlig neue Qualifikationen, anderes Wissen und
vernetzte Arbeitsweisen beherrschen. Vor allem zwei Trends sind dafür
verantwortlich:
 Die Globalisierung. Sie sorgt dafür, dass grenzüberschreitende Kooperationen
zunehmen und Arbeitnehmer künftig mit Kollegen zusammenwirken, die in
unterschiedlichen Kulturzonen und Zeitzonen arbeiten. Das hat nicht nur
Auswirkungen auf die Angestellten, sondern auch auf deren Vorgesetzte, die dann
internationale Teams führen müssen, jedoch teilweise ohne persönlichen Kontakt,
dafür virtuell.
 Der Klimawandel. Der Bedarf nach mehr Umweltbewusstsein wirkt sich auf
zahlreiche Branchen aus. In Zukunft müssen etwa Meteorologen Unternehmen
rechtzeitig vor Naturkatastrophen warnen, Architekten energiesparende Häuser bauen,
während Ingenieure und Physiker an energiesparenden Lampen oder Autos tüfteln
und Stadtplaner in den Metropolen Staus vermeiden und die Wasserversorgung
sichern.
Unten lesen Sie, welche Berufe von dem Wandel am stärksten betroffen sind
und wie Sie darauf schon heute reagieren können.

Lehrer
Was ändert sich? Vor allem die inhaltlichen Anforderungen an den Unterricht: Lehrer
sollen den Schülern heute nicht mehr Wissen zum Auswendiglernen vermitteln,
sondern Kompetenzen für das Leben danach beibringen. Damit werden sie mehr zu
Lernbegleitern. Armin Grunwald, Chef des Instituts für Technikfolgenabschätzung
und Systemanalyse, glaubt, dass das Lernen in Projekten künftig „erheblich“ an
91
Bedeutung gewinnen wird und die Aufteilung in die bekannten Fächer deshalb
„durchlässiger werden muss“. Die Ganztagsschule verändert das Berufsbild
zusätzlich. Der Lehrerberuf wird in Zukunft auch von außen nicht mehr als
Halbtagsjob angesehen werden …

Was tun? Viele Lehrer seien zu oft als Einzelkämpfer unterwegs … . Künftig müssen
sie sich aber viel stärker gemeinsam mit Kollegen und Eltern um eine positive
Lernumgebung bemühen, in der Kinder individuell gefördert werden können – was
angesichts der großen Klassen aber zunehmend schwieriger wird. Kommunikative
Fähigkeiten werden deshalb immer wichtiger. Zudem wird aus dem Fachlehrer von
heute der Lebensberater von morgen. Er muss den Schülern vermehrt beibringen, wie
sie mit den neuen Medien umgehen, wie sie ihren Alltag organisieren und wie sie ihre
sozialen Fähigkeiten trainieren.
Manager
Was ändert sich? Führungskräfte müssen in Zukunft hoch qualifizierte Talente aus
unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren, motivieren und so an das
Unternehmen binden. … Zugleich werden die Manager temporäre Projekte und
Teams koordinieren müssen, die nicht an einem Ort versammelt sind.

Was tun? Pero Micic vom Beratungsunternehmen Future Management Group rät
ambitionierten Akademikern zu einem „Bindestrich-Studium“: ein klassisches
Studium wie Jura, Ingenieurwesen oder Medizin, kombiniert mit Informatik oder
einer exotischen Fremdsprache. IT-Kenntnisse werden notwendig, um sich mit
digitalen Geschäftsmodellen auszukennen. Aber auch ein Psychologie-Studium kann
Managern das nötige Handwerk für die Führung internationaler Belegschaften
vermitteln.
(Daniel Rettig)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Textanalyse.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Welche Rolle übernimmt im Text die Gegenüberstellung von traditionellen
und ambitionierten Akademikern?
 Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung mit
passenden Textstellen.
 Verfolgen Sie den Gedankengang des Ausgangstextes anhand der
Schlüsselbegriffe (Arbeitswelt, Wandel, Berufsbilder, Globalisierung,
Klimawandel) und der Schlüsselfragen: Was ändert sich? Was tun?

92
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Wie verstehen Sie den Titel des Textes?
– Welchen Wandel erlebt die moderne Arbeitswelt?
– Welche Trends sind für den gewaltigen Wandel in der Arbeitswelt
verantwortlich?
– Wie verstehen Sie den Begriff grenzüberschreitende Kooperationen?
– Warum sind Lehrer und Manager vom Wandel in der Arbeitswelt am stärksten
betroffen?
– Wie ändern sich die inhaltlichen Anforderungen an den Unterricht?
– Auf welche Weise können die Lehrer eine positive Lernumgebung für die
Schüler schaffen?
– Worin werden die Funktionen des Lehrers als eines Lebensberaters von
morgen bestehen?
– Was erschwert die Berufsaufgaben der Führungskräfte in Zukunft?
 Finden Sie Textfragmente, in denen folgende Vokabeln vorkommen:
– Berufsbilder
– vernetzte Arbeitsweisen
– internationale Teams
– Umweltbewusstsein
– Wissen zum Auswendiglernen vermitteln
– Kompetenzen für das Leben beibringen
– Ganztagsschule
– Einzelkämpfer
– sich um eine positive Lernumgebung bemühen
– qualifizierte Talente aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren
– soziale Fähigkeiten trainieren
– temporäre Projekte und Teams koordinieren
– „Bindestrich-Studium“
– sich mit digitalen Geschäftsmodellen auszukennen
– Führung internationaler Belegschaften
– in wechselnden Teams, wechselnden Projekten und für wechselnde Arbeitgeber
arbeiten
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Kommentieren Sie sprachliche Besonderheiten des Textes (z. B. seinen
publizistischen und polemischen Charakter), die für die Übersetzung
relevant sind.
 Wie äußert der Textsender seine Einstellung zum Dargestellten?
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Präzisieren Sie während der Recherche Haupt- und Nebenbedeutungen von
Schlüsselwörtern.

93
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft. Auf welche
Fachbereiche beziehen sie sich?
 Systematisieren Sie Fachbegriffe der modernen Arbeitswelt, die im Text
gebraucht werden. Betreffen Sie Verwaltungsebene (Management) oder
Produktionsebene?
 Systematisieren Sie den „Bildungswortschatz“ des Textes zum Thema
„Aktuelle Trends in der modernen Arbeitswelt“.
 Nach der Bearbeitung der Lexik analysieren Sie besonders auffallende
syntaktische Besonderheiten auf der Ebene des Satzes, des Absatzes und des
Textes.
 Welche pragmatischen Funktionen übernehmen im Text subjektlose kurze
Sätze: Falsch gedacht. Was tun?

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie interpretieren Sie bei der Übersetzung den Titel des Zeitungsartikels
„Nur keine Fachidioten“?
 Welche Übersetzungslösungen würden Sie für folgende Komposita
empfehlen?
– Breitband-Internet
– grenzüberschreitende Kooperationen
– Wissen zum Auswendiglernen vermitteln
– Bedarf nach mehr Umweltbewusstsein
– vernetzte Arbeitsweisen beherrschen
– zu Lernbegleitern werden
– Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse
– Einzelkämpfer
– Ganztagsschule
– Halbtagsjob
– „Bindestrich-Studium“
 Wie würden Sie folgende Behauptungen aus dem Text übersetzen?
– Der Arbeitnehmer von morgen wird flexibler arbeiten als heute, selbständiger,
aber auch selbstverantwortlicher. Er wird in wechselnden Teams, wechselnden
Projekten und für wechselnde Arbeitgeber arbeiten.
– Wer hier künftig gefragt sein will, muss teilweise völlig neue Qualifikationen,
anderes Wissen und vernetzte Arbeitsweisen beherrschen.
– Vorgesetzte müssen dann internationale Teams führen, jedoch teilweise ohne
persönlichen Kontakt, dafür virtuell.
– Der Bedarf nach mehr Umweltbewusstsein wirkt sich auf zahlreiche Branchen
aus.
– Lehrer sollen den Schülern heute nicht mehr Wissen zum Auswendiglernen
vermitteln, sondern Kompetenzen für das Leben danach beibringen.
– Zudem wird aus dem Fachlehrer von heute der Lebensberater von morgen.

94
– Führungskräfte müssen in Zukunft hoch qualifizierte Talente aus
unterschiedlichen Ländern und Kulturen rekrutieren, motivieren und so an das
Unternehmen binden.
– Die Experten raten ambitionierten Akademikern zu einem „Bindestrich-
Studium“: ein klassisches Studium wie Jura, Ingenieurwesen oder Medizin,
kombiniert mit Informatik oder einer exotischen Fremdsprache.
 Übersetzen Sie den ganzen Text (schriftlich). Bei der Volltextübersetzung
bieten Sie keine Alternativübersetzungen an, sondern nur eine Lösung.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. In der Phase der Redaktion des Zieltextes
tragen Sie notwendige Korrekturen ein.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

Mobile Learning
Die schleppende Revolution

Mobile Learning ist der wichtigste Trend


in Sachen Wissenstechnologie. Wieder einmal.

Sie klingt ein wenig nach Science-Fiction, die schöne neue Lernwelt, in der
linearer Frontalunterricht so fremdartig anmutet wie mittelalterliche Medizin. Wofür
es früher Klassenzimmer und Seminarräume, Bücher und Computer gab, das alles
leisten nun portable Allzweckgeräte, nur freier, individueller und irgendwie netter. Im
Bus, im Wartezimmer, auf dem Weg zum Kunden: Immer und überall liefern sie
Informationen, die gerade notwendig, nützlich oder einfach nur spannend sind.
So könnte, nein, so wird Lernen aussehen. Mobiltechnologien revolutionieren
die Weiterbildung. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht irgendwo, sondern überall,
auch hier in Deutschland. In spätestens einem Jahr sollen sich Handys, Smartphones
und PDAs als Plattformen für ein zeitgemäßes Lernen etabliert werden.
So modern ist das Thema Mobile Learning allerdings nicht. Bereits 2003, als die
Idee aus den USA herüberschwappte, wurde die tragbare Revolution in der
Weiterbildung verkündet. Das Thema wurde von der deutschen E-Learning-Branche
damals sehr gehypt. Es gab etwas Neues, und jeder Anbieter musste dabei sein. Bei
genauem Hinsehen war aber nicht viel dahinter, – so einige Experten. Von der
vermeintlichen Umwälzung blieb nur Enttäuschung.
Der ewige Trend und das Scheitern der Technik. Der Hauptgrund: mangelnde
Technik, Bildschirme, Tasten, Datenübertragung, Leistung – die wenigsten Mobile
Devices boten die nötige Voraussetzung für ein effektives Lernen unterwegs. Auch
die Lernangebote waren unausgereift. Mittlerweile, sechs Jahre später, ist die Technik
weiter und eröffnet M-Learning ganz neue Perspektiven. Zuversicht nährt vor allem
die Leistungsexplosion von iPhone, G1 & Co. Die Smartphones punkten mit
Multimedia, großen Displays und intuitiver Bedienbarkeit und bieten damit erstmals
eine praktikable Plattform fürs Lernen unterwegs. Schaut man sich um im Bus, in der

95
Bahn oder in den Wartesälen der Flughäfen, hantieren überall immer mehr Menschen
mit ihren schlauen Westentaschen-Gadgets.
Fremdsprachen-Programme kaufen wie Popsongs. Die neue Lust am Lernen
unterwegs ist auch den Weiterbildern nicht entgangen, die zunehmend ihr Angebot
entsprechend ausweiten. Besonders weit sind die großen Anbieter von
Fremdsprachen-Programmen wie Cornelsen und Pons. Sprach-Applikationen, mit
denen sich via mobilem Endgerät Business-Spanisch ebenso wie Urlaubs-Italienisch
trainieren lässt, werden heruntergeladen wie Popsongs. Dass gerade Anbieter von
Fremdsprachentrainings in puncto M-Learning so etwas wie eine Vorreiterrolle unter
den Weiterbildnern einnehmen, kommt nicht von ungefähr. Denn ihre Lerninhalte
eignen sich wie keine anderen für die mobile Nutzung.
Was ist also mobiles Lernen? Im weitesten Sinn fällt jedes tragbare Lernmittel
unter den Begriff M-Learning, ein Buch etwa oder ein Laptop mit einem
Lernprogramm. Die aktuelle Diskussion um mobiles Lernen bezieht sich aber auf die
Techniken, Inhalte und Anwendungen, die sich speziell auf Mobiltelefone,
Smartphones und Personal Digital Assistants (PDAs) stützen.
M-Learning ist mehr als der räumlich und zeitlich unabhängige Einsatz von E-
Learning. Im Gegensatz zu klassischen computer- oder internetbasierten Trainings ist
M-Learning für den mobilen Einsatz optimiert. Größte Herausforderung bei der
Umsetzung von M-Learning sind die noch unausgereiften didaktischen Konzepte.
Daneben gib es auch noch technische Probleme: Die begrenzte Leistungsfähigkeit der
Handys und ihre unüberschaubare Modellvielfalt erschweren das Content-Design
sowie das Single-Source-Publishing, d.h., eine Datenquelle für alle Geräte zu nutzen.
(Nach den Materialien der deutschen Presse)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Textanalyse.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Formulieren Sie sein
Hauptthema.
 Bestimmen Sie andere inhaltliche Schwerpunkte des Textes. Gliedern Sie
Teilthemen aus.
 Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung mit
entsprechenden Textstellen.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Auf welche Weise revolutionieren Mobiltechnologien die Weiterbildung?
– Welches Land verkündet die tragbare Revolution in der Weiterbildung?
– Wann begann mobile Revolution in der deutschen Weiterbildung?
– Welche technischen Geräte bieten praktikable Plattformen fürs Lernen
unterwegs?
– Welche großen Anbieter von Fremdsprachen-Programmen profitieren ganz
besonders vom M-Learning-Angebot?

96
– Worin bestanden die Anfangsschwierigkeiten der mobilen Revolution?
– Wie kann man mobiles Lernen im weitesten Sinn definieren?
– Welche Rolle spielten die Smartphones bei der Erweiterung von M-Learning?
– Welche Lerninhalte eignen sich besonders gut für die mobile Nutzung?
– Welche Vorteile und Nachteile hat mobiles Lernen?
– Wie sieht der Arbeitsplatz bei Mobiler Learning aus?
– Nennen Sie die größte Herausforderung bei der Umsetzung von M-Learning?
– Warum heißt der Text Mobile Learning. Die schleppende Revolution?
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Bestimmen Sie sprachliche Schwerpunkte des Textes.
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach.
 Finden Sie im Text alle Vokabeln internationaler Herkunft.
 Bestimmen Sie Funktionen, die in einem publizistischen Text zahlreiche
Abkürzungen übernehmen.
 Welche Semantik verbindet folgende Redemittel?
Tragbare Revolution;
mobile Revolution;
portable Allzweckgeräte;
Mobiltechnologien;
Mobile Devices;
ein effektives Lernen unterwegs;
eine praktikable Plattform fürs Lernen unterwegs;
mobiles Endgerät;
schlaue Westentaschen-Gadgets;
tragbare Lernmittel;
der räumlich und zeitlich unabhängige Einsatz von E-Learning;
mobiles Lernen;
mobiler Einsatz.
 Systematisieren Sie alle technischen und didaktischen Fachbegriffe zum
Thema „Mobiltechnologien in der Weiterbildung“, die im Text gebraucht
werden.
 Stellen Sie anhand Ihrer Übersetzung ein kleines deutsch-russisches Glossar
zum Thema „Mobiltechnologien in der Weiterbildung“ zusammen.
 Erklären Sie den Gebrauch und die aktuelle Bedeutung von Verben in den
folgenden Sätzen:
– Bereits 2003, als die Idee aus den USA herüberschwappte, wurde die tragbare
Revolution in der Weiterbildung verkündet.
– Das Thema wurde von der deutschen E-Learning-Branche damals sehr gehypt.
– Schaut man sich um im Bus, in der Bahn oder in den Wartesälen der Flughäfen,
hantieren überall immer mehr Menschen mit ihren schlauen Westentaschen-
Gadgets.

97
►►► Aufgaben zur Neuvertextung
 Welche Übersetzungsvarianten würden Sie für folgende Textfragmente
empfehlen?
– Mobile Learning ist der wichtigste Trend in Sachen Wissenstechnologie.
– Wofür es früher Klassenzimmer und Seminarräume, Bücher und Computer gab,
das alles leisten nun portable Allzweckgeräte, nur freier, individueller und
irgendwie netter. Im Bus, im Wartezimmer, auf dem Weg zum Kunden: Immer
und überall liefern sie Informationen, die gerade notwendig, nützlich oder
einfach nur spannend sind.
– So könnte, nein, so wird Lernen aussehen. Mobiltechnologien revolutionieren
die Weiterbildung. Nicht irgendwann, sondern jetzt. Nicht irgendwo, sondern
überall, auch hier in Deutschland.
– So modern ist das Thema Mobile Learning allerdings nicht. Bereits 2003, als
die Idee aus den USA herüberschwappte, wurde die tragbare Revolution in der
Weiterbildung verkündet.
– Die Smartphones punkten mit Multimedia, großen Displays und intuitiver
Bedienbarkeit und bieten damit erstmals eine praktikable Plattform fürs Lernen
unterwegs. Schaut man sich um im Bus, in der Bahn oder in den Wartesälen
der Flughäfen, hantieren überall immer mehr Menschen mit ihren schlauen
Westentaschen-Gadgets.
– M-Learning ist mehr als der räumlich und zeitlich unabhängige Einsatz von E-
Learning. Im Gegensatz zu klassischen computer- oder internetbasierten
Trainings ist M-Learning für den mobilen Einsatz optimiert.
– Größte Herausforderung bei der Umsetzung von M-Learning sind die noch
unausgereiften didaktischen Konzepte. Daneben gib es auch noch technische
Probleme: Die begrenzte Leistungsfähigkeit der Handys und ihre
unüberschaubare Modellvielfalt erschweren das Content-Design sowie das
Single-Source-Publishing, d.h., eine Datenquelle für alle Geräte zu nutzen.
 Berücksichtigen Sie bei der Neuvertextung das „Benehmen“ von folgenden
Vergleichen:
– Sie klingt ein wenig nach Science-Fiction, die schöne neue Lernwelt, in der
linearer Frontalunterricht so fremdartig anmutet wie mittelalterliche Medizin.
– Sprach-Applikationen, mit denen sich via mobilem Endgerät Business-
Spanisch ebenso wie Urlaubs-Italienisch trainieren lässt, werden
heruntergeladen wie Popsongs.
– Dass gerade Anbieter von Fremdsprachentrainings in puncto M-Learning so
etwas wie eine Vorreiterrolle unter den Weiterbildnern einnehmen, kommt
nicht von ungefähr.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an.
Berücksichtigen Sie bei der Neuvertextung den publizistischen und
polemischen Charakter des Ausgangstextes.
 Überprüfen Sie die Kohäsion des Zieltextes, d. h. die Verbindung zwischen
den Sätzen und Absätzen, die durch sprachliche Mittel hergestellt wird (z. B.

98
kursiv gedruckte Absatzphasen und rhetorische Fragen, Thema-Rhema-
Gliederung des Satzes, Konjunktionen usw.).
 Bieten Sie keine Alternativübersetzungen, sondern nur eine Lösung.
Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
 Überprüfen Sie Ihre Übersetzung. Machen Sie notwendige Korrekturen.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

Blick in die Zukunft


Megatrend Klimawandel

Das XXI. Jahrhundert wird nicht weniger dramatisch


sein als das vergangene. Technische, geopolitische und
gesellschaftliche Umbrüche werden unser Leben verändern.
Welche Megatrends unsere Zukunft bestimmen. Megatrend
Klimawandel. Die Erde erwärmt sich, der Meeresspiegel steigt.
Neue Technologien können den Treibhauseffekt begrenzen.

Heiße Phase
Grönland eisfrei. Küstenstädte wie Hamburg, London und Sydney unter Wasser.
In Dublin Dürre, Berlin versinkt im Sand: Der Klimabericht der Vereinten Nationen
schockte die Welt mit düsteren Zukunftsszenarien. Hitzewellen am Mittelmeer und
tropische Stürme über dem Atlantik sollen sich laut Studie häufen, der Meeresspiegel
langfristig um bis zu sieben Meter steigen.
Die Wirtschaft ist sich einig: Der Klimawandel geht in die heiße Phase. Die
Prognosen über den Temperaturanstieg in diesem Jahrhundert reichen von 1,8 bis 4,0
– im Extremfall gar bis 6,4 – Grad Celsius. Welche Auswirkungen das im Einzelnen
hat, können die Forscher nur erahnen. Unstrittig ist aber, dass vor allem die Nutzung
fossiler Brennstoffe zum Treibhauseffekt führt und die Politik reagieren muss. Die
EU-Kommission plant bis 2020 eine Reduktion der Treibhausgase um 20 Prozent.
Die UN will eine neue Umweltorganisation gründen.
Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur mit technologischen Innovationen
gewonnen werden: Solarzellen, Biogas-, Wind- und Wasserkraftanlagen –
Umwelttechnik mausert sich zu einer Wachstumsindustrie des XXI. Jahrhunderts. In
Deutschland könnte die Ökobranche in 15 Jahren die Automobilwirtschaft als
Leitindustrie ablösen. Dank Erneuerbarer Energien werden weltweit bereits 7
Milliarden Tonnen Kohlendioxid eingespart. Ohne die Nutzung von Sonne, Biomasse,
Wind und Wasser lägen die CO2-Emissionen fast ein Viertel höher. Viel
versprechend vor allem: eine neue Generation von Solarzellen, die ohne teures
Silizium auskommen und den Strom billiger liefern.
Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden. Die Zauberformel: saubere
Kraftwerke, die entstehendes Kohlendioxid abtrennen und lagern, damit es nicht in
die Atmosphäre entweicht. Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine
Renaissance bescheren. Finnland errichtet derzeit den größten Reaktor der Welt.
99
Weiter ist die Forschung bei anderen Energieträgern. Shell baut zusammen mit
Choren an der Ostsee eine Anlage zur Herstellung von synthetischem Diesel aus
Biomasse. An zwei deutschen Tankstellen gibt es ein noch ungewöhnlicheres
Antriebsmittel: Wasserstoff. Was derzeit nur für Pilotfahrzeuge funktioniert, könnte
langfristig ein Schritt hin zum emissionsfreien Autofahren sein. Bei der Verbrennung
von Wasserstoff entsteht kein CO2 – sondern Wasser. Was die Forscher noch
schaffen müssen, ist eine wirtschaftliche Herstellung des Wasserstoffs und eine
Lösung des Lagerungsproblems: der Wasserstoff wird heute entweder gasförmig
unter hohem Druck gelagert oder bei Temperaturen von minus 250 Grad Celsius
flüssig gemacht.
Der andere Weg zum emissionsfreien Individualverkehr führt über den
Hybridantrieb – die Kombination von Elektro- und Verbrennungsmotor – zum Auto
mit einer Brennstoffzelle unter der Motorhaube. …
Klar ist: Beim Klimaschutz muss Europa Vorreiter sein. China und Indien
werden nicht auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft umsteigen, wenn die EU nicht
vorher zeigt, dass diese Betriebsweise möglich ist.
(Nach der Materialien der deutschen Presse)

Aufgaben zum Text

►►► Aufgaben zum Textverständnis


 Machen Sie sich mit dem Ausgangstext bekannt.
 Bestimmen Sie Hauptrichtungen der übersetzungsrelevanten Textanalyse.
 Erfassen Sie die gesamte Inhaltsstruktur des Textes. Beachten Sie
Szenariotechnik am Anfang des Textes und Bekanntschaft mit
technologischen Innovationen im Kampf gegen den Klimawandel in der
zweiten Hälfte des Textes.
 Gliedern Sie das Hauptthema und die Teilthemen aus.
 Formulieren Sie die Hauptidee des Textes. Belegen Sie Ihre Meinung mit
entsprechenden Textstellen.
 Beantworten Sie Fragen zum Text:
– Welche dramatischen und düsteren Szenarien sind mit dem XXI. Jahrhundert
verbunden?
– Welche Naturkatastrophen bedrohen die Erde?
– Mit welchen Naturerscheinungen sind besonders düstere Prognosen
verbunden?
– Wie kann der Kampf gegen den Klimawandel gewonnen werden?
– Welche Industriebranche gewinnt in Deutschland immer mehr an Bedeutung?
– Welche technischen Neuerungen haben europäische Länder im Bereich
Ökologie?
– Wie lautet die Zauberformel der Stromversorgung?
– Welche innovativen technischen Lösungen werden bei anderen Energieträgern
erwähnt?
– Welche zwei Wege führen zum emissionsfreien Individualverkehr?

100
– Welche Länder müssen beim Klimaschutz den Ton angeben?
 Welche Argumentationsstrategien werden im Text verwendet?
 In welchen Kontexten tauchen folgende Redemittel auf? Führen Sie
Beispiele an.
– Technische, geopolitische und gesellschaftliche Umbrüche
– düstere Zukunftsszenarien
– fossile Brennstoffe
– Treibhauseffekt
– Klimawandel
– technologische Innovationen
– Wachstumsindustrie
– erneuerbare Energien
– Energieträger
– emissionsfreies Autofahren
– Verbrennung von Wasserstoff
– Klimaschutz
 Systematisieren Sie alle ökologischen Fachbegriffe, die im Text vorkommen.
 Fassen Sie den Inhalt des Textes in Form von kurzen Thesen zusammen.
Formulieren Sie Ihre Gedanken möglichst präzise.

►►► Aufgaben zur Sprachanalyse des Ausgangstextes


 Nennen Sie sprachliche Besonderheiten des Textes, die für die Übersetzung
relevant sind.
 Schätzen Sie dabei zwei wichtige Faktoren ein, die das Übersetzen stark
beeinflussen können: den publizistischen und polemischen Charakter des
Textes und seine besondere Informationsdichte (Anhäufung von
geografischen Namen, Firmennamen, chemischen Formeln, technischen
Innovationen, zahlreichen Zahlenangaben).
 Schlagen Sie im Wörterbuch unbekannte Wörter nach, präzisieren Sie
während der Recherche ihre aktuelle Bedeutung im Text.
 Erstellen Sie eine Checkliste mit den Vokabeln internationaler Herkunft, die
das Übersetzen wesentlich erleichtern können.
 Stellen Sie anhand des Textes ein deutsch-russisches Glossar zum Thema
„Klimawandel“ zusammen.
 Charakterisieren Sie grammatische Erscheinungen, die für den
Ausgangstext typisch sind (z. B. die Mehrzahl von Sätzen im Futurum und von
prädikatlosen Sätzen).
 Finden Sie im Text alle Sätze mit Modalverben „können“, “sollen“,
„müssen“, “wollen“ in objektiver Bedeutung. Erklären Sie ihren Gebrauch.
 Welche Rolle spielen im Text Konjunktivformen? Erklären Sie ihren
Gebrauch:
– Ohne die Nutzung von Sonne, Biomasse, Wind und Wasser lägen die CO2-
Emissionen fast ein Viertel höher.

101
– Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden.
– Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine Renaissance bescheren.
– Was derzeit nur für Pilotfahrzeuge funktioniert, könnte langfristig ein Schritt
hin zum emissionsfreien Autofahren sein.

►►► Aufgaben zur Neuvertextung


 Wie würden Sie kursiv gedruckte Wörter und Wendungen in den
nachstehenden Sätzen übersetzen?
– Der Klimawandel geht in die heiße Phase.
– Solarzellen, Biogas-, Wind- und Wasserkraftanlagen – Umwelttechnik mausert
sich zu einer Wachstumsindustrie des XXI. Jahrhunderts.
– Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden.
– Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine Renaissance bescheren.
– Klar ist: Beim Klimaschutz muss Europa Vorreiter sein.
 Welche Übersetzungslösungen würden Sie für folgende Aussagen
empfehlen?
– Das XXI. Jahrhundert wird nicht weniger dramatisch sein als das vergangene.
Technische, geopolitische und gesellschaftliche Umbrüche werden unser
Leben verändern.
– Grönland eisfrei. Küstenstädte wie Hamburg, London und Sydney unter
Wasser. In Dublin Dürre, Berlin versinkt im Sand: Der Klimabericht der
Vereinten Nationen schockte die Welt mit düsteren Zukunftsszenarien.
– Die Wirtschaft ist sich einig: Der Klimawandel geht in die heiße Phase.
– Welche Auswirkungen das im Einzelnen hat, können die Forscher nur erahnen.
Unstrittig ist aber, dass vor allem die Nutzung fossiler Brennstoffe zum
Treibhauseffekt führt und die Politik reagieren muss.
– Der Kampf gegen den Klimawandel kann nur mit technologischen
Innovationen gewonnen werden: Solarzellen, Biogas-, Wind- und
Wasserkraftanlagen – Umwelttechnik mausert sich zu einer
Wachstumsindustrie des XXI. Jahrhunderts.
– In Deutschland könnte die Ökobranche in 15 Jahren die Automobilwirtschaft
als Leitindustrie ablösen.
– Bei der Stromversorgung könnte ausgerechnet der Klimakiller Kohle vom
„Schmuddelkind“ zum Hoffnungsträger werden.
– Der Klimawandel dürfte auch der Kernenergie eine Renaissance bescheren.
– Klar ist: Beim Klimaschutz muss Europa Vorreiter sein. China und Indien
werden nicht auf eine kohlenstoffarme Wirtschaft umsteigen, wenn die EU
nicht vorher zeigt, dass diese Betriebsweise möglich ist.
 Fertigen Sie vollständige schriftliche Übersetzung des Textes an.
 Begründen Sie Ihre Übersetzungsentscheidungen.
 Präsentieren Sie Ihre Übersetzung in der Gruppe.

102
Quellenverzeichnis
Переводческие компетенции. Этика и практика переводческой
деятельности: программа по дисциплине специализации для студ.
специальности «Перевод и переводоведение» (второе высшее
образование) / сост.: Е.В Ермакова; Перм. гос. ут-т. – Пермь, 2010. 132 с.

Erfolgreich in der interkulturellen Kommunikation. Hinweise für den


Unterricht / Erarbeitet von Volker Eismann. – Berlin: Cornelsen Verlag, 2009.
64 S.

Foroutan, Naika. Der weite Weg zum “neuen deutschen Wir” // DE Magazin
Deutschland 2 / 2014. S.18–19.

Geissler, Rainer. Bildungsexpansion und Bildungschancen. In: Sozialer Wandel in


Deutschland. Informationen zur politischen Bildung / izpb. 4/2014b. S. 54–63.

Götze, Lutz. Mehrsprachigkeit für alle – eine utopische Forderung? // Muttersprache.


2001. № 1. S. 146–155.

Kautz, Ulrich. Handbuch Didaktik des Übersetzens und Dolmetschens / Ulrich Kautz.
Goethe Institut. – 2. Aufl. – München: Iudicium, 2002. 643 S.

Koller, Werner. Einführung in die Übersetzungswissenschaft. 7. aktualisierte


Aufl. Heidelberg; Wiesbaden: Quelle & Meyer, 2004. 343 S.

Rettig, Daniel. Nur keine Fachidioten! // Markt 43. Goethe-Institut. 2009.

Schleusner, Kay. Englisch zum Weglaufen. Übersetzungsprogramme sind besser


geworden – aber noch lange nicht gut // Berliner Morgenpost. 1. November 1998.

Stähle, Jürgen. Vom Übersetzen zum Simultandolmetschen. Stuttgart: Franz Steiner


Verlag. 2009. 423 S.

Stolze, Radegundis. Übersetzungstheorien. Eine Einführung. 4. Auflage. Tübingen:


Gunter Narr Verlag, 2005. 269 S.

Thiel, Gisela. Ansätze zu einer Methodologie der übersetzungsrelevanten


Textanalyse // Übersetzer und Dolmetscher: Theoretische Grundlagen, Ausbildung,
Berufspraxis. – Tübingen: Francke Verlag, 1991. S. 174–185

103
Учебное издание

Лапина Лариса Григорьевна

Практический курс перевода (второй иностранный язык)


(немецкий): история, теория и практика перевода.
Хрестоматия

Учебное пособие

Издается в авторской редакции


Компьютерная верстка: Л. Г. Лапина

Объем данных 2,12 Мб


Подписано к использованию 31.08.2020

Размещено в открытом доступе


на сайте www.psu.ru
в разделе НАУКА / Электронные публикации
и в электронной мультимедийной библиотеке ELiS

Издательский центр
Пермского государственного
национального исследовательского университета
614990, г. Пермь, ул. Букирева, 15

104

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